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Dresdner Journal : 23.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-23
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1899
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-LKN Diese sittlichen Faktoren sind die Vorau-setzungen de» äußern Friedens. Ohne den Untergrund de» Glauben-gehorsam- bleibt die Völker Verbrüderung ein Luftschloß der Gedanken, ein Spiel der Phantasie. Die aber das Evangelium schmähen, weil es noch nicht Abrüstung und Waffenruhe gebracht hat, lästern Golt, der unaussprechliche Wohlthalen schon durch das selbe der Menschheit gebracht hat und noch immer zu- führt. ES gilt auch hier das Wort: „ES kann nicht Frieden werden, bis Seine Liebe siegt". In der Liebe zu Gott groß und stark zu werden, al- christliche Familie, als christliches Volk, als Glied in der Kette der Menschheit, ist unser Ziel. Geloben wir, ihm ernst lich nachzustreben, dann feiern wir fröhliche, selige, gnadenbringende Weihnacht! Die auswärtige Politik der Woche. An der Schwelle de- Festes stehen wir heute, das gemeinhin als schönstes in dem Sinne gilt, daß es allerorten den edlen Drang der christlichen Mensch heit sich bethätigen läßt, Freude zu stiften bei denen, die der Freude zugänglich sind, und wohlzuthun und zu helfen da, wo Not und Armut in leere Kasten und in dunkle Räume blicken. Die Tanne mit den „treuen Blättern" breitet überall ihren duftenden Schatten als daS lebende Grün, während draußen die Bäume kahl stehen. Lichter entflammen an den Tannenbäumen, um der Hoffnung siegenden Ausdruck zu geben, daß eS auch wieder Licht und Lenz werden wird auf der jetzt vom Winter befangenen Erde. Insbesondere heißen wir Weihnachten das Fest des Friedens, ge mäß der himmlischen Botschaft, daß da werde „Friede auf Erden'. Wir hoffen und vertrauen auf die Er füllung dieser Botschaft. Freilich kann es nicht sein Bewenden haben beim Hoffen und Vertrauen. Die Gewalt der Thatsachen erheischt härtere Mittel, wenn eS eben sein und bleiben soll: Friede auf Erden. Und gerade um diese Weihnachten sehen wir einen Krieg entbrannt und erblicken wir die Völker im Be griff, das Schwert und den Panzer ihrer Rüstungen sortgesetzt zu schärfen und zu stärken. Das belehrt uns von neuem, daß der Friede der Völker auf der Achtung beruht, die sie vor einander hegen. Diese friedeerhaltende Achtung aber wird geboren aus der Erkenntnis der Macht. Und das ist nicht die Macht der Kultur, nicht der Wissenschaft und Kunst; das ist vielmehr die darauf beruhende Macht, daß ein Volk jederzeit in der Lage bleibt, ein gewaltiges und schlag- bereite- Heer ins Feld zu stellen und eine meere- beherrschende Flotte gesechtSklar zu machen. Dies heißt wohl eine rauhe Wahrheit. Jedoch die Ereignisse der letzten Zeit reden eine zu eindringlich deutliche Sprache, als daß uns selbst da- köstliche WeihnachtS- fest bestimmen dürfte, jener Wahrheit nicht ins An gesicht zu fchauen. Die für die Beurteilung unserer auswärtigen Politik bei der öffentlichen Meinung im Reiche wie im Auslande wirkungsvoll verlaufenen Debatten im Reichstage haben in der englischen Presse noch ein ergötzlicher Nachspiel gefunden. Von den Lon doner „Times" ist nämlich, nach Anweisungen ihres Berliner Mitarbeiters, die Entdeckung gemacht worden, daß Hr. Eugen Richter der berufene Vertreter weiter und einflußreicher Kreise deS deutschen Volkes sei, daß er mit einer Fülle von Scharfsinn unsere über seeische Politik kritisiert und die Schwächen unserer Kolonialverwaltung mit besonders lauterer Wahrheits liebe aufgedeckt habe. Das sind die Lobsprüche, mit denen die rücksichtslosen Wortführer des größeren England dem typischen Vertreter eine- kleineren Deutschland ihren Dank dafür abstatten, daß er, unter Einsetzung seiner ganzen Beredtsamkeit, einen neuen Versuch gemacht hat, zum Ruhme deS britischen Löwen dem deutschen Adler die Flügel zu beschneiden. Wir halten Hrn. Richter nicht in dem Grade für national abgestorben, daß er die Demütigung, die in diesen Schmeicheleien englischer Jingos für seine Politik der Verneinung enthalten ist, nicht selbst empfinden sollte. Der Aerger, den gewisse Leute jen seits des Aermelmeeres schon jetzt über den Macht zuwachS empfinden, den die Annahme der Marine vorlage der überseeischen Stellung unseres Vaterlandes hinzufügen wird, leuchtet denn doch aus der schwül stigen Lobpreisung unserer Flottengegmr in den „Times" zu deutlich hervor, nm nicht allseitig durch schaut zu werden. Wir sind der Zuversicht, daß, un geachtet aller englischen BenörgelungSversuche, die selbst von den russischen „Nowosti" als überzeugend anerkannten Darlegungen de» Grafen v. Bülow der Aufnahme de» neuen FlottenplaneS im deutschen Volle einen günstigen Boden bereitet haben. In zwischen redet auch die harte Macht der Thatsachen mehr und mehr einer umfassenden Verstärkung unserer Seestreitkräfte da» Wort. Hat doch die Marine- kommission der französischen Deputiertenkammcr mit anerkennenswerter Opferwilligkeit einer Marinevorlage ihre grundsätzliche Zustimmung erteilt, durch die für Frankreichs Rüstung zur See eine Aufwendung von nicht weniger als 500 Millionen FrkS. gefordert wird. Die internationale Lage blieb auch während dieser Woche von den Eindrücken beherrsä 1, die durch den Verlauf der Ereignisse auf dem südafrikani schen Schauplatze hervorgerufen werden. Wir sagen absichtlich bloß: Eindrücke. Denn vorläufig handelt es sich nur um solche. Doch wird man vielleicht bald von Rückwirkungen zu sprechen haben, die der TranS- vaalkrieg bei längerer Dauer auch auf den Gang der europäischen Politik ausüben könnte. Bisher hat die Thatsache, daß England in seiner Machtstellung zur See unangetastet ist, auch dort, wo die Neigung zu einer eigensüchtigen Ausbeutung der britischen Ver legenheiten am stärksten ist, eine im Interesse des all gemeinen Friedens wohlthätige Beruhigung auSgeübt. Schon jetzt aber beginnt man in den politischen Kreisen mehr als einer Hauptstadt unseres Festlandes die Frage ins Auge zu fassen, ob eine nachhaltige Schwächung Englands in seiner Eigenschaft nicht al» überseeisches Kolonialreich, sondern als europäischer Großmacht innerhalb des Konzerts der alten Kultur staaten unerwünschte Störungen deS Gleichgewichts zur Folge haben könnte. Wir glauben nicht, daß man — ganz abzusehen von Konstantinopel — in Wien und in Rom an den für die auswärtigen Interessen der betreffenden Staaten verantwortlichen Stellen die englischen Mißerfolge gegenüber den Buren so leicht herzig auffaßt, wie es in der lediglich der Stimmung deS Augenblicks gehorchenden Sprache der öffentlichen Blätter zum Ausdrucke kommt. Es sei in diesem Zusammenhänge nochmals aus die höchst beachtenswerte Thatsache hingewiesen, daß die französische Presse keinen Tag vorübergehen läßt, ohne zwar nicht dem Minister Chamberlain, wohl aber dem englischen Volke, seinen Generälen, seinen Soldaten, seiner Königin und seinen Parteiführern Worte der Anerkennung und des Trostes zu widmen. Damit scheint doch etwiS mehr beabsichtigt, als nur eine Wiederauffrischung des altfranzösischen Vorbildes ritterlicher Höflichkeit. Denn Hand in Hand mit diesen auf die Stimmung unserer englischen Vettern geschickt be rechneten Freundlichkeiten gehen sehr verständliche Hin weise auf die Verunglimpfungen, die Großbritannien in seiner Not von anderen Völkern und namentlich auch von uns Deutschen erleiden soll. Hat doch selbst der amtliche Leiter der französischen auswärtigen Politik Minister Delcassö, sich nicht enthalten können, in einer Unterredung mit dem Pariser Mitarbeiter der St.PetersburgerZeitung „Rossijn" Deutschland als die für England unbequem ausdehnungslustige Macht zu bezeichnen, während er gleichzeitig daS Eigenlob fran zösischer Bescheidenheit und Harmlosigkeit sang. Hr. Delcass« hat damit nur das bereit- in seiner letzten großen Budgetrede befolgte Spiel fortgesetzt: dem britischen Kabinett schöne Augen zu machen und sich als einen jederzeit zu freundschaftlichen Verständigungen bereiten Mann in angenehme Erinnerung zu bringen. Und mit dem feinen Instinkt des Schwachen folgt die Presse unserer westlichen Nachbarn dem ministeriellen Winke in der Absicht, eine nach rühmloser Beendigung des südafrikanischen Krieges beim englischen Volke etwa zurückbleibende Revanche-Stlinmung, die sich ihr Opfer zur See suchen würde, schon jetzt von Frank reich ab gegen unser Vaterland zu lenken. Amt lich beobachtet ja die französische Welt im Verkehr mit uns eine Korrektheit, durch die der freund liche Ton, welchen Graf v. Bülow in seiner Reichs tagsrede Frankreich gegenüber anschlug, gerechtfertigt wird Auch die zeitweilige Nichtbesetzung des Postens unseres Militär-Attacht-s in Paris, die übrigens auf einer Verständigung mit den beiden anderen Mächten de» Dreibunde- beruht, wird dazu dienen, die Pflege guter diplomatischer Beziehungen zwischen Berlin und Pari» noch zu erleichtern. Am LI. Dezember läuft die Frist ab, die den Teilnehmern an der Haager Friedenskonferenz für die Unterzeichnung der vereinbarten vöcker- rechtlichen Urkunden gesetzt ist. E» haben sich daher in den letzten Tagen die Meldungen gemehrt über den Beitritt einzelner Mächte zu jfnen Abmachungkn. Auch auf deutscher Seite dürften solche Bedenken, die den Anschluß unseres Reiche» an das unter den Auspizien deS Zaren und der Königin der Nieder lande begonnene Werk in Frage stellen könnten, nicht vorhanden sein. Denn gerade Deutschland hat an dem bisher im Sinne der allgemeinen Friedens bestrebungen Erreichten redlich mitgewirkt. Sonderbar berührte es übrigens, daß ein kürzlich im „Figaro" erschienener Artikel ausdrücklich auf die Unverbindlich keit der im Haag getroffenen Vereinbarungen, selbst für die unterzeichneten Mächte, aufmerksam zu machen für qut befunden hat. Die letzthin aus Samoa gemeldeten neuen Ruhe störungen haben sich auf geringfügige Zwischenfälle in einem einzigen Dorfe beschränkt, die von den mit der Neuordnung der Dinge naturgemäß noch nicht ganz ausgesöhnten eingeborenen Anhängern deS von Gnaden der englischen Missionare seinerzeit zum König gemachten Malietoa Tanu herbeigeführt worden waren. Diese bereits friedlich geschlichteten Streitig keiten waren wirklich nicht wertvoll genug, die öffent liche Meinung in Europa und Amerika zu beschäftigen, und sie würden daS auch nicht gethan haben, wenn nicht der vorläufig noch in Apia amtierende englische Konsul es für nötig gehalten hätte, darüber eine „Reuter"-Meldung in die weite Welt zu senden. Wenn wir schon im letzten Wochenberichte be merkten, die innere Lage in Oesterreich schiene wiederum schwieriger geworden zu sein, so wird dies durch die jüngsten Ereignisse, die abermals zu einer Kabinettskrisis geführt haben, bestätigt. Graf Clary hat sich zum Rücktritt veranlaßt gesehen. Und zwar ward als Grund der Demission dieses Beamten ministeriums die Meinungsverschiedenheit angegeben, die zwischen dem Grafen Clary und dem ungarischen Ministerpräsidenten v. Szell hinsichtlich der Anwendung deS vielgenannten Paragraphen 14 bestände. Während Hr. v. Szell dabei beharrte, daß der 8 14 anzuwenden sei für den al- sicher vorherzusehenden Fall, daß die Staatsnotwendigkeiten — unter ihnen al- erste der Ausgleich mit Ungarn — auf parlamentarischem Wege nicht erfüllt werden würden, glaubte Graf Clary an der seiner Zeit abgegebenen Erklärung, den 8 14 nicht in Kraft zu setzen, festhalten zu müssen. DaS neue Kabinett ist bereits gebildet, an die Spitze tritt vor läufig der Eisenbahnminister vr. v. Wittek. Gleich zeitig gelang den Tschechen im Abgeordnetenhaus« ihre weitere Obstruktion. Das Haus ging schließlich in die Ferien, nachdem ein Antrag der Deutschen, der die Abschaffung des 8 14 befürwortete, die zur Annahme nötige Zweidrittelmehrheit nicht gefunden hatte. Obmänner-Konferenzen der deutschen Parteien erließen Kundgebungen, die die Stellung der deutschen Linken des Abgeordnetenhauses nach bekannten Grund sätzen präzisierten. Die parlamentarischen Verhandlungen in Frank reich, soweit sie das Ausland interessierten, drehten sich vielfach um koloniale Fragen. So brachte Kolonialminister DecraiS in der Kammer zu Paris eine Kreditforderung von mehr als 6 Mill. FrcS. ein, welche im Frühling dieses Jahres in der Faschoda Frage verwandt worden sind, während tags darauf der Telegraph zu melden wußte, daß im französischen Ministerium ein Gesamtprogramm für die Verteidigung der Küsten und Kolonien erörtert wurde. Der Staatsgerichtshof zog in dieser Woche mehr als sonst die Aufmerksamkeit auf sich. Und zwar fühlte sich Hr. Döroulede gedrungen, die hohe Versammlung in plumpster Weise zu beschimpfen, was natürlich einen ungeheueren Lärm gab. Der Held des Revanche-GedankenS wird diese „patriotische" That durch eine zweijährige Gefängnisstrafe zu büßen haben. Die vatikanifchen Kreise Roms haben sich in den letzten Tagen gerüstet, den für den 24. Dezember an gesetzten Beginn de» Heiligen Jahres der katholischen Kirche zu begehen. Die Haupthandlung diese» bedeutungsvollen Tage- wird die Eröffnung der kort» Santa im St. Peter durch den Papst sein. Dann wird der greise Pontifex MaximuS zunächst allein den Raum betreten. Ihm folgt im feierlichen Zuge der ganze päpstliche Hofstaat. Da nach darf da- Volk der Gläubigen die Marmorhallen de» Peter SdomeS betreten. Und alsbald werden, in dessen die Riesenglocken weithin erdröhnen, die Klänge des Do vsurn hinaufrauschen zur Kuppel von Michel Angelo. Damit hat da- „^noo oanto" seinen An fang genommen. Trr Krieg i» Südafrika. Angesicht- der fortgesetzten Niederlagen der eng- li'chen Waffen ist eS bemerkenswert, daß daS englische Volk keineswegs Entmutigung zeigt, sondern, trotz der scharfen Kritik an dem Verhalten deS KriegSamteS wie seiner Generale dennoch der gegenwärtigen Lage gerecht zu weiden bestrebt ist, indem es alle seine schlummernden Kräfte zum Opfermut anfacht. Wenn man auch über die Politik Englands verschiedener Meinung sein kann, so verdient doch ein derartiges Verhalten rühmend hervorgehoben zu werden. Auch in Frankreich, wo man gewiß keine Veranlassung hat, England Kompli mente zu machen, erkennt man dies an. So schreibt der „GauloiS": „DaS britische Volk zeigt Würde und praktischen Sinn, die e- vor unüberlegten Gefühls äußerungen, wie sie bisweilen ein plötzlicher Umschlag bei andern Völkern hervorruft, bewahren. ES zeigt eine Festigkeit und Kaltblütigkeit in dieser mißlichen Lage, daß man es unbedingt bewundern muß." Die Meldungen vom Kriegsschauplätze sind nach wie vor sehr dürftig. Sie lauten: London. Da- Auswärtige Amt erläßt eine Bekannt machung, welche das Publikum daran erinnert, daß der Handel mit dem Feinde ungesetzlich ist. Britische Unterthancn dürsen weder Transvaal noch den Oranje-Freistaat bei der Durch» sührung der Feindseligkeiten unterstützen, noch den beiden Republiken oder Bewohnern derselben Waren lirsern. Dieses Verbot erstreckt sich auch aus Ausländer, so lange sie auf britischem Gebiete weilen. Personen, welche dieser Borschrist zuwiderhandeln, unterliegen den gesetzmäßigen Strascn. — DaS KriegSamt veiöffentlicht eine Depesche des Etappcnkommandanten in Natal aus Pietermaritz burg vom 22. Dezember, wonach die Engländer am 18. De zember 7 Tote und 11 Berwundete verloren haben. Die Depesche berichtet auch von drei Lodessällen an Typhus. Au» den Namen der in der Depesche genannten Regimenter geht hervor, daß eS sich um ein am 18. Dezember bei Ladysmith staltgehabte» Gefecht handelt. Kapstadt. Ein Telegramm aus Maseru meldet, der Kommandant Dirderick sei gefallen; Einzelheiten fehlen. Modder River. Die Buren dehnen allmählich ihre beiden Flügel langsam rings um das ganze englische Lager aus. Der Fesselballon stieg gestern früh in der Nähe deS Flusses aus und kundschaftete die Stellung auf dem linken Flügel der Buren aus. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Professor Gotthardt Kuehl, als Vorsitzendem, und dem Kom merzienrat Viktor Hahn als Schatzmeister der in diesem Jahre abgehaltenen Deutschen Kunst ausstellung zu Dresden, für ihre diesem wichtigen und erfolgreichen Unternehmen gewidmete Thätigkeit feiten des Ministeriums des Innern volle Anerkennung in zwei Urkunden ausgesprochen worden. Dresden, 23. Dezember. Se. Majestät der König jagten heute auf Hostcrwitzer Revier. An dieser Jagd nahmen auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Albert, sowie einige mit Einladungen beehrte Cavaliere theil. Das Jagd frühstück wurde in der Billa Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg in Hosterwitz eingenommen. Dresden, 23. Dezember. Ihre Königl. Hoheiten die Prinzessin Mathilde, der Prinz Max und der Prinz Albert erfreuten heute nachmittag um 4 Uhr im PalaiS auf der Zinzendorfstraße eine größere Anzahl arme Kinder durch eine Weihnachts bescherung. Dresden, 23. Dezember. Unter Bezugnahme auf die in einigen Blättern gebrachte Nachricht, daß Be- Echutzstaaren kamen, wie von dem ganzen Touristen schwarm, der Indien in der kühlen Jahreszeit bereist und den Leuten zeigt, wie man eigentlich alles machen müßte In seiner Mußezeit gründete er Stipendien für da« Studium der Medizin, ^Fabriken, genau nach englischem Beispiel unv schrieb Artikel für den „Pionier", die größte indische Zeitung. — Zuletzt besuchte er England und hatte bei seiner Rückkehr den Priestern enorme Summen zu zahlen. Denn selbst ein Brahmane von so hohem Rang wie Purun Dass verlor die Rechte der Kaste, so bald er da« dunkle Meer kreuzte. In London sah und sprach er alles, was von Bedeutung da war, Männer, deren Namen die ganze Welt kennt; und sah ein gut Teil mehr, als er sagte Er bekam Ehrcndiplome von gelehrten Universitäten, hielt Reden, sprach mit Damen in ausgeschnittenen Kleidern über soziale Reform in Indien, bi« ganz London rief: Dies ist der interessanteste Mann, dem wir je bei einem Diner begegneten, seit eS Diner« giebt." — Nichtsdestoweniger und trotzalledem legt Purun Dass, X O.I X.(Xnixht Eowmuncker Indian Xmpir«) bald nach feiner Heimkehr alle Würden und Aemter nieder, legt da» okergelbe Gewand eines heiligen Bettler« an „Al« er durch da« Stadtthor schritt, ein Antilopenfell und die Krücke mit erzenem Griff unter dem Arm, die Bettel schale von braunem See-Cocos in der Hand, barfuß, allein, die Augen zur Erde gerichtet, ertönten hinter ihm vor den Bastionen die Salutschüße zu Ehren seine» glück lichen Nachfolger«. Purun Dass nickte. All die« Leben war beendet — und erregte so wenig seine Wünsche oder seinen Haß wie ein farbloser Traum der Nacht" Er wandert den Bergen de« Himmalaya zu, läßt sich 1500 Fuß über einem Dorfe in einem verlassenen Schrein der Göttin Kali nieder und findet da oben Frieden. Er wird vom Dorf drunten al« der heilige Mann ernährt und während er schweigend Gedanken der Ewigkeit hegt, befreundet er sich mit den Tieren. Die Affen, die großen Hirsche, selbst die Bären der Berge lockt er an sich, er gilt für einen Wunderthäter. „Nichts aber lag seinem Sinne ferner al« Wunder. Er glaubte, daß alle» nur ein große« Wunder ist, und wenn «in Mensch dies weiß, dann hat er etwas, auf da» er weitcrbaucn kann Er wußte, vaß nicht» tlein unv nicht» groß ist in diksir Welt, und Tag und Nacht suchte er sich hineinzudenken in das Herz aller Dinge und dorthin -mück, woher sein? Se4e gekommen " Ta, > cch- dem längst die Zeit für Purun Bhagat, wie er nun heißt, stillgestandcn, treten Monate hindurch schwere Sommerregen ein. In einer Nacht kommen die Tiere, ihn zu warnen — ein gewaltiger Bergsturz steht bevor. Purun Bhagat, der gleichgiltig gegen den Tod ist, be sinnt sich doch darauf, was er seinen Menschenbrüdern im Thal schuldig ist, er setzt die letzte Kraft ein, die Thal- bewohner zu retten, und findet bei diesem Werke der Rettung sein Ende, von den Geretteten als Heiliger ver ehrt. Man baut ihm einen kleinen Tempel „sie beten dort und bringen Blumen und Lichter und fromme Gaben bis auf diesen Tag. Aber sie wißen nicht, daß der Heilige, den sie verehren, d ^"r^orbene Ritter Purun Daßist — X. 6. .7. X.; 0. 0. I, ; I'I>. 1) :c, einst erster Minister de« fortschrittlichen und erleuchteten Staates von Mohiniwala, Ehren- und korrespondierendes Mitglied von mehr wissenschaftlichen und gelehrten Ge sellschaften, als gut sind für diese oder für die nächste Welt." Nach dieser prächtigen Geschichte scheint e« doch, daß auch die Einkehr bei der Natur und daS Vcrtrautwerden mit den Tieren nur den Sinn hat, den Menschen zu nützen Und als sich im „Neuen Dschungelbuch" Mogli von seinen Brüdern, den Wölfen verabschiedet, weil ihn die Liebe zieht und „weil der Mensch zuletzt zum Men schen geht", auch wenn ihn da« Dschungel nicht ausstößt, da thut er nur, wag seines Rechte« ist: „Es ist nicht länger das Menschenjunge, da« Urlaub erbittet, eS ist der Herr de« Dschungel, der seine Fährte ändert. Wer darf Rechenschaft fordern vom Thun de» Menschen?" Und so, trotz aller Sehnsucht nach der Natur, bleiben Menschentum und Menschenkultur in Ehren und das geistvoll bewegliche Buch braucht uns nicht auf Fährten zu locken, wo wir zum Panther und zur Schlange sagen müßten: „Wir sind Blut von gleichem Blut!" A Et. * Ruggiero Leoncavallo weilt seit einigen Tagen in Berlin, um dem Grasen Hochberg daS Textbuch zu seinem „Roland von Berlin", mit teßen Komposition er vcn Sr. Majestät dem Kaiser beauftragt norden ist, vorzulegen. Die Oper ist jetzt, nach vier Jahren, im Entwurf und vielfach auch in der Skizze vollkommen durchzearbeitet, sodaß der Mai-stro sie spätesten« im kommenden Spieljahre heraukzubringen hofft Viel an dieser Verspätung trägt der Umstand schuld, daß Leoncavallo auch anderen künstlerischen Verpflichtungen noch gerecht werden muß; so muß er vertragsmäßig seine Oper „Zaza", zu der er sich auch selbst das Libretto nach dem bekannten Schauspiel versaßt hat, spätestens kemmenden Sommer bühnenreif Herstellen, da für ihre Erstausführung in Mailand jetzt schon Vorbereitungen getroffen werten. -st Joseph Dupont, der bekannte Leiter der volks tümlichen Konzerte in Brüssel, ist, wie uns ein Privattele gramm meldet, gestern nacht im Alter von 68 Jahren gestorben. Dupont war e«, dem Richard Magner feine Popularität in Belgien verdankt. * Wie dem „Berl. Lokalanz " au« München gemeldet wird, genehmigte Se. Königl. Hoheit der Prinzregent von Bayern, daß die Hoftheaterintendanz da« von einem Konsortium neu zu erbauende Prinzregenten- Theater auf lö Jahre pachte. Ta« Theater wird am 12. Marz 1901, dem 80 Geburtstag de« Regenten, feierlich mit einem Festspiel und den neu einfiuoiertin „Meistersingern" von Wagner eingeweiht. Ter Bou, der nahezu 2 Mill. M. kosten wird, soll sofort in Angriff ge nommen werden. Jeden Sommer werden darin 36 Wagner- Vorstellungen stattsinden, außerdem an Ecnntog Nach mittagen hauptsächlich billige Volkk-Vorstellurgen klassischer Werke * Am Ende dieser Jahre« veimog da« „Littera- rische Zentralblatt für Deutschland", das 1850 von Friedrich Zarnck« begründet wurde, auf eine fünfzigjährige Thätigkeit zurückzublicken. Diesen Er folg verdankt das Blatt vor allem seiner unermüdlich n Thätrgtert und dem geaiß.nhasten Festhalten an seinen altbewährten Prinzipien: dem Publikum ein treues Bild der gesamten Litteralur, sowie LeS geistigen Lebens im deutschen Sprachgebiete zu geben Bei der gewalrig an wachsenden Menge der litterarischcn Produktion ist daS Litterarische Zentralblatt von Jahr zu Jahr umfang, reicher geworden und hat sich neuen aussichtsvollen Ge sichtspunkten erschloßen. Vom 1. Januar 1900 ab wird über die moderne schöne Litteratur in einer besonderen Beilage eingehender zweimal monatlich berichtet werden Diese Beilage ist berufen, die eingegangencn „Blätter für Literarische Unterhaltung", deren Mitarbeiter fast sämt lich an dem neuen Unternehmen thätig sein werden, zu ersetzen. Kunftlitteratur. Daß in der bildenden Kunst wie in aller Kunst dieThaten der Künstler und nicht die Worte de« Kri tiker» dasjenige sind, auf das es einzig und allein ankommt, haben wir an dieser Stelle so oft hervorgehoben, daß es überflüssig erscheint, diesen unsern Standpunkt nochmal» zu betonen. Dennoch wäre e» verkehrt, die Anregungen unterschätzen «zu wollen, die au» den Ausführungen geist voller Kritiker entstehen können. Allerding« ist die Zahl der berufenen und für die Kunst begeisterten Kritiker und Kunstsorscher bei uns in Deutschland nicht groß Zu diesen wenigen gehört in erster Linie Alfred Lichtwark, der Leiter der Hamburger Kunsthalle. Durch Wort und Schrift hat er sich um die Wiederbelebung der Kunst in Hamburg, seiner Vaterstadt, bleibende Verdienste erworben, die, wenn sie auch von einzelnen Künstlern bestritten werden, im ganzen und großen, und zwar nicht nur in Hamburg, sondern auch außerhalb dieser Stadt allgemeine Anerkennung gefunden haben In den meisten seiner ziemlich zahlreichen bi«herigen Schriften wendet er sich zunächst an einen spezifisch Hamburgischen Kreis von Künstlern und Kunstfreunden, indem er von den örtlichen Bedürfnißen ausgeht; aber die Anregungen, die er giebt, sind so mächtig, daß sie sich auch für andere Verhältniße brauchbar erweisen. Da» ist auch bei seinem neuesten W"'e, einer Sammlung von Vorträgen, die er in den Jah. n 1891 und 1892 in der Hamb
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