Suche löschen...
Dresdner Journal : 07.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-07
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 07.12.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bez„«»rkt«: Für Dresden vierteljährlich r 2 Marl bv Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstallen »trtteljährlichSMark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post» und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»; Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abend«. Frrnspr-Anschluß-Nr 1S»E. Dresdner W Durnal. ««tüu»t«»n««,e»Str,»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" dir Zeile Sv Ps Bei Tabellen- und Zisfcrnsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- DreSden, Zwingerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1SKL. ^d28L 18W Donnerstag, den 7. Dezember abends. Amtlicher Teil. Sr«eu»u«gea, versetzuuge« rc. im öffentliche« Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums de« Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen ist 1) die zweite Lehrerftelle an der achtklasssgen Volksschule zu Eibau-Ober- dors. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1200 M. «rundgehalt, bi- aus weitere- 21k M für Ueberftunden. sowie freie Wohnung; 2) die Schulstelle zu Neu-Eibau Kollator: da» Lönigl. Ministerium de- Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen 1200 M. Grundgehalt, 24 M. für kirchendienstliche Perrichlungen, bi» auf weitere- 3S6 M. für Ueberstundcn sowie freie Wohnung. Bewerbungen um diese Stellen sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bi- zum 22. Dezember bei dem Rönigl. BezirkSschulinspeltor Bach in Löbau i. S. einzu- reichen. Nichtamtlicher Teil. Zur Flottensrage. Neulich von der „Berl. Korr " gebrachte Ausführungen über die Blokadegefahr werden in der „Franks Zeitung" al« „ganz ungeheuerliche Uebertreibungen" bezeichnet, die in schroffem Widerspruche zu den bei dem Flottengesetze von 18S8 gegebenen Ausführungen stehen sollen. Da» Blatt hält eS für ausgeschlossen, daß der Aussatz au» den Kreisen der Marineverwaltung stammt. Demgegenüber stellt da» halbamtliche Blatt fest, daß der Aufsatz durch- au» die Auffassungen de« Reich«-Marineamte« wiedergiebt und die Ansichten der maßgebenden Fachmänner zum Aus druck bringt. Diese Ansicht steht auch nicht im Wider spruche mit der bisherigen Stellungnahme der Marine verwaltung. Wenn gelegentlich der Beratungen des Flottengesetze« vom Staatssekretär des ReichS-MarineamteS darauf hingewiesen ist, daß bei einer Flottenstärke von 1V Linienschiffen auch eine große Seemacht Bedenken tragen würde, offensiv gegen unsere Küsten vorzugehen, so ist dieser Ausdruck in weiten Kreisen dahin mißverstanden worden, als ob unsere künftige Flotte von 19 Schiffen in einem Defensivkriege auch der Flotte der größten See macht militärisch gewachsen sei. Die« ist natürlich nicht annähernd der Fall. Die Ausführungen der Plenar verhandlungen über diesen Punkt sind in der Budget kommission eingehend besprochen worden. Der Ab geordnete Richter hat dann im Plenum in seiner Rede vom 24. März !8S8 auSgeführt, e« sei in der Budgetkommission festgestellt, daß einer Flotte von 19 Schiffen gegenüber nur die 1'4» bis 1'4 fache Stärke für ein erfolgreiche« offensive« Vorgehen notwendig sei. Hieraus geht hervor, daß eine Flotte von 26 bis 30 seindlichen Linienschiffen ausreichend ist, um einer deutschen Flotte von 19 Linienschiffen gegenüber offensiv gegen unsere Küste vorzugehen. Eine deutsche Flotte von 40 Linienschiffen wäre dagegen auch der größten Seemacht gegenüber wohl imstande, die Gefahr einer wirksamen Blockade auszuschließen, da diese Seemacht ihre sämtlichen Streitkräfte mit Rücksicht auf ihre anderen Aufgaben nicht gegen die deutsche Küste verwenden kann. Die Frage ist, ob eine Nation von bald 60 Mill Köpfen sich gegen über Möglichkeiten, die über ihre wirtschaftliche und po litische Zukunft entscheiden können, mit unzureichenden Verteidigungsmitteln begnügen will. Eng verknüpft mit der Flottensrage ist der Schutz de» Seehandel«. Der deutsche Außenhandel ist im Jahre 1898 auf 9'4 MilliardenM. gestiegen. Davon ent fällt fast die Hälfte auf den Handel mit Ländern, die nur zur See erreichbar sind; und da auch der Handel mit den übrigen Staaten zum erheblichen Teile Seehandel ist, beläuft sich der Wert des ganzen deutschen Spezial seehandel« auf rund 6'4 Milliarden. Dieser See- Handel ist eine Daseinsbedingung für die ganze deutsche Volkswirtschaft. Wenn man von der Frage der Lebens mittelversorgung ganz absieht, so bedarf Deutschland not wendig der Einfuhr von Rohstoffen, die der eigene Boden entweder gar nicht oder nur in ungenügendem Maß« hervorbringt. Um diese unentbehrliche Rohstoffeinfuhr zu bezahlen, muß Deutschland Fabrikate ausführen; zur Herstellung dieser über den eigenen Bedarf hinaus gehenden Fabrikate bedarf e» zumteil wieder einer gesteigerten Rohstoffeinfuhr, sodaß Einfuhr und Ausfuhr einander in gewifiem Grade zu Gunsten der gesamten Volkswirtschaft und besonder» der Beschäftigung der Arbeiter gegenseitig steigern So bedarf da« deutsche Volk, um sich zu kleiden, der Einfuhr von Flachs, Baumwolle und Wolle; diese Einfuhr überschreitet aber die für den eigenen Bedarf an Kleidungsstücken erforder liche Menge erheblich, denn die deutsche Textilindustrie arbeitet gleichzeitig für den Weltmarkt und bezahlt durch die Herstellung überschüssiger Fabrikate die Einfuhr der Rohstoffe. Bei einer steigenden Volkszahl und den steigenden Bedürfnissen ist Deutschland unbedingt auf «inen nach Milliarden zählenden Eeehandel angewiesen; ohne Einfuhr könnte ein Teil der dringendsten LebenSdedürsmfie de« Volkes nicht befriedigt werden, ganz zu schweigen von den höheren Bedürfnissen einer besseren Lebenshaltuug; ohne Ausfuhr wären außerdem Hunderttausende von Arbeitern brotlo«. Um nur bei der Textilindustrie zu bleiben: Die Textilindustrie beschäftigt unmittelbar annähernd 1 Mll. ErwerbSthätiger und bezieht V>, ihre» ganzen Rohstoff bedarfs ausschließlich auf dem Seewege. Einschließlich der Konfektionsindustrie beruht die Existenz von etwa vier Millionen Menschen in Deutschland auf der Einfuhr der textilen Rohstoffe und der Ausfuhr der textilen Fabrikate Von der gesamten Rohstoffeinfuhr dürften etwa 75 Proz. auf dem Seewege eingeführt werden, und von den acht Millionen industriell ErwerbSthätiger, die für mindesten« zwölf Millionen Angehörige zu sorgen haben, wird im ganzen mehr al« die Hälfte ausländische Rohstoffe ver arbeiten. Zieht man noch die vielfachen mittelbaren Be ziehungen in Betracht, so dürfte es keinen Zweig unserer Volkswirtschaft geben, der nicht aus den Ergebnissen de« Seehandel« einen Teil seiner Lebensbedürfnisse empfängt und zur Schaffung von Gegenwerten hierfür irgendwie thätig sein muß. Angesichts der dringenden LebenSinterefsen und der hohen Werte, die bei dem notwendigen Seehandel auf dem Spiele stehen, wäre e« unverantwortlich, diejenigen Maßnahmen nicht durchzuführen, die zu seinem Schutze dringend notwendig sind Das ist in erster Linie die Schaffung einer Flotte, die die deutschen Häfen vor einer Blockade schützt. Mit der großen Steigerung der deutschen Seeintereffen wächst aber auch die Wahrscheinlichkeit von Jntereffenkonflikten mit anderen Seestaaten, und um zu vermeiden, daß aus diesen wirtschaftlichenJntereffenkonflikten kriegerische Konflikte sich entwickeln, muß die deutsche Schlachtflotte so stark dastehen, daß sie jedenfalls ein.W»-, fürchteter Feind und ein geschätzter Freund ist. Neben der Sicherung der heimischen Küste muß die deutsche Flotte auch den überseeischen Ländern gegenüber so achtunggebietend dastehen, daß der deutsche Unter nehmungsgeist überall in Sicherheit arbeiten kann Diese durch eine starke Seemacht gewährleistete Sicherheit belebt den deutschen Unternehmungsgeist, ermutigt ihn, weiter auszugreifen und fördert dadurch mittelbar den deutschen Seehandel; so wird eS zur Thatsache, daß die Kriegsflotte den Handel nicht nur schützt, sondern auch belebend und fördernd auf ihn einwirkt. Gegenüber dem nach Milliarden bewerteten Handel, den es zu erhalten und zu sichern gilt, da die deutsche Volkswirtschaft ohne ihn schlechterdings nicht bestehen kann, muß das Schlagwort von der „Milliardenflotte" verblassen. Denn selbst gesetzt den Fall, daß der deutsche Seehandel keine weitere Steigerung erfahren sollte, so würde er in 17 Jahren zusammen doch einen so hohen Wert präsentieren, daß eine Ausgabe von 1 Milliarde Mark für die Flottenergänzung innerhalb der gleichen Zeit kaum einen Schutzaufwand von einem Prozent dar stellen würde. Verglichen mit dem bisherigen Schutz aufwand und dem Verhältnis in anderen Staaten ergiebt sich, daß Deutschland damit immer noch unter allen See mächten die niedrigste Versicherungsprämie gegen Eee- gefahr durch feindliche Angriffe zahlen würde. Der Krieg in Südafrika. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze am Modder- River ist noch immer nicht gewiß, ob Lord Methuen den Modderfluß überschritten hat. Nur soviel steht fest, daß die Buren sechs Meilen nördlich vom Modder fluß auf einem Bergrücken eine starke Stellung inne haben und dort den Feind erwarten. Im Norden der Kapkolonie scheint eS für die Engländer besonders mißlich zu stehen. Hier operiert General Gaiacre, und zwar bisher so erfolglos, daß in militärischen Kreisen in London bereits verlautet, daß der Operation-plan des Generals Buller im Norden der Kapkolonie aufgegeben sein soll. Weiter scheint eS, daß der nördlichste der von den Buren belagerten englischen Plätze, Maselm^, jetzt doch kapituliert hat. Wenigstens ist nach emer in London eingegangenen Meldung im Postamt der Stadt Dundee in Natal, die bekanntlich von den Buren be setzt ist, am 29. November folgende Depesche an geschlagen worden: „Ladysmith ist umzingelt von Transvaal- und Freistaat-Truppen, Mafeking ist ge fallen, Kimberley umzingelt und die Wasserleitung ab geschnitten." — WaS nun speziell die Lage bei Lady smith anlangt, so scheint sich auch dort wieder eine Katastrophe vorzubereiten. Die neuesten Meldungen lauten: London. Ein Telegramm de- Generals Buller be sagt: In dem Treffen bei Kimberley am 28. v Mis. wurden zwei Offiziere getötet und vier verwundet, ferner 2V Mann getötet und 28 verwundet. — Ein Telegramm aus dem Hauptquartier der III. Division, datiert Putterskraal, den 2. d. MtS., besagt: Die Buren zogen heute früh in Dor drecht ein. — Zwei Batterien der König!, berittenen Artillerie haben plötzlich den Befehl erhalten, am S. Dezember von Sout hampton nach der Kapkolonie abzusahren. Ladysmith. Die „Times" veröffentlichen in ihrer zweiten Ausgabe folgende Depesche aus Ladysmith vom 28. November: Der Feind hat die schwächsten Punkte der Stadt ermittelt, da- Feuer der BelagerungSgesckütze fängt an eine verheerende Wirkung zu haben, die täglichen Rationen sind herabgesetzt und es sind eine beträchtliche Anzahl von Leuten erkrankt. Trotzdem ist alle- vorbereitet aus eine letzte Anstrengung der Buren, bevor diese ihren völligen Rück zug nach ihrer LandeSgrenze angetreten haben. — Da- „Reutersche Bureau" meldet aus Ladysmith vom 2d. November: Die Batterien der Buren feuern, aber ohne Wirkung und, wie eS scheint, um eine Rückwärtsbewegung zu verbergen, da verschiedene Truppenkörper der Buren gestern aus dem Marsche nach Drackentbcrg gesehen wurden, während andere Heerkörper derselben heute beobachtet wurden, wie sie mit Wagen nach Nordostrn abzogen. Unter dem Feinde scheint Krankheit zu herrschen, und es geht da- Gerücht, daß zwischen den TranStiaal-Buren und den Freistaat-Buren Streitigkeiten ausgebrochen seien. Um Ladysmith sind jetzt 26 Geschütze auf gestellt, die wenig Schaden anrichten. Wie berichtet wird, haben die Buren die Anhöhen zwischen Ladysmith und Colenso mit Redouten und Brustwehren stark befestigt. — Dem „Reuterschen Bureau' wird aus dem Hauptlager von Ladysmith vom 30. v MtS über Laurenzo Marquez ge meldet: Die BurcnkommandoS sind näher an die Stadt herangerückt Drei schwere Geschütze sind in neue Stellungen gebracht und haben das Feuer eröffnet. Man hatte erwartet, dafi die Buren heute früh einen allgemeinen Sturmangriff machen würden, aber eS erfolgte im letzten Augenblick Gegen befehl DaS Bombardement dauerte indes von 4 bis 6 Uhr morgens ungeschwächt fort — Eine besondere AuSqabe des Blattes „Echo" ver öffentlicht nachstehende vom 2. d Mts. datierte Depesche au- Ladysmith. Am 30. November hatten wir das erste Bombardement seit Beginn der Belagerung auszuhalten. Das große Geschütz der Buren auf dem Lombardskop beherrscht die Stadt vollständig. Die Beschießung dauerte am 1. Dezember fort und am 2. begann ein planmäßiges Bombardement. Einige Geschosse waren besonders wirksam; unsere Zelte wurden zerfetzt. Es herrscht große Aufregung. Die Granaten des Feindes rieten stark nach Melinit. Einige von unseren Haubitzen wurden zerschmettert. — Ein Telegramm der „Morning Post au- Estcourt vom 4. d. MtS. besagt: AuS Ladysmith vom 3. d. Mts. wurde gemeldet: „All S wohl". Queenstown. „Reuter» Bureau" meldet au» Queens town (Kapkolonie) vom 2. d. MtS.: Die Lelegraphen- verbindung mit Dordrecht, SteynSburg und Maraitburg ist abgeschnitten und der Verkehr mit diesen Orten unterbrochen. Man glaubt, SteynSburg sei von den Buren besetzt worden. DaS rollende Material der Ersenbahnlinie ist nach Jndwe gerettet. Pretoria. DaS „Reuterschen Bureau" meldet aus Pretoria, den 1. Dezember: Der Kommandant von Johan nesburg hat eine Bekanntmachung erlaßen, nach welcher nach stehenden Minen, deren Aktionäre hauptsächlich Deutsche und Franzosen sind, erlaubt wird, daS Wasser aus Gruben zu pumpen: Salisbury, City and Suburban, Champ d'Or, West Rand, B»rk, Violet, Consolidaied MineS, Lancaster, Lancaster West, Roodrport United, Prinzeß Estate, Roodeport Central Deep, Bant,rS Consolidated, Meyer and Charlton, New Kork, GeldenhuiS Estate, May Consolidated, Glencairn, Rietsontein, Springs Lolliery, French Rand, Durban Roodeport Deep, Main Rees Consolidated, Paar! Central, Langlaagte Estate, Crown Deep, Jubilee, Henry Nourse, Jumpers Deep, New Kleinsontein, New Moddersontein, New Primroosr, Van Ryn. — Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Pretoria vom 2. Dezember über Louren^o MarqueS gemeldet: General Joubert, der unpäßlich ist, kam in Volksrust an. Während feiner Abwesenheit übernimmt Schalkburger den Oberbefehl. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Dezember. An der heutigen Tafel bei Ihren Königlichen Majestäten in Villa Strehlen nahmen Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August und Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg mit den Damen und Kavalieren vom Dienst teil. Heute abend werden Ihre Majestäten der König und die Königin der zum Besten des Vereins zur Speisung bedürftiger Schulkinder in Dresden ver anstalteten Wohlthätigkeitsvorstellung im Zentrol- theater beiwohnen. Dresden, 7. Dezember. Bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg fand gestern im Palais Parkstraße eine Soiree statt, zu der Se. Königl. Hoheit der Prinz Michael von Braganza, Se. Excellenz General der Kavallerie z. D. und Generaladjutant Se. Majestät des Königs v. Carlowitz, Se. Excellenz General der Infanterie z. D. v. Reyher, Generalmajor und Kom mandeur der 1. Kavalleriebrigade Nr. 23 Frhr. v. Stralenheim mit Gemahlin, Major de« General stabes der 1. Division Nr. 23 v. Carlowitz, sowie die Offiziere des Königl. Gardereiterregiments, an der Spitze Major v. d. Bussche-Streithorst, und deren Damen geladen waren. Die Gäste versammelten sich von '49 Uhr an in den Salons der 1. Etage des Prinzl. Palais und wurden daselbst von der Palast dame Freifrau v. Finck, der Hofdame Frl. v Schönberg und von dem persönlichen Adjutanten Major v. Mangoldt begrüßt. Um '49 Uhr erschienen Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Michael von Braganza unter den Gästen. Nach kurzer Begrüßung derselben brachte im Ballsaale Hr. Direktor Lehmann-Osten als erste Nummer des auserlesenen Programms „LiebeSrauschen" von Henselt auf einem Konzertflügel zu Gehör. Danach trugen die Opernsängerin, Frau Ridi Meininger und die Koloratursängerin Frau Marcella Lindh, verschiedene Lieder vor. Die musikalische Begleitung hatte für Frau Meininger Hr. Direktor Lehmann-Osten, die jenige für Frau Lindh, teils am Flügel, teils am Harmonium Hr. Or. Revell-Berlin übernommen. Außerdem trug der Königl. Württembergische Hof schauspieler Hr. Richard mehrere Glanzstücke aus Fritz Reuters Werken, sowie solche aus seiner humo ristischen Mappe vor. Nach Beendigung dieses genuß reichen Programms sprachen die Höchsten Herrschaften den Künstlerinnen bez. Künstlern Ihre Anerkennung Kunst un- Wissenschaft. * Da e» nicht möglich gewesen ist, die im letzten Jahre gefertigten Arbeiten der Studierenden de« Ateliers für Baukunst an der hiesigen Königl. Akademie der bildenden Künste mit den Arbeiten der akademischen Atelier« für Malerei und Bildhauerkunst zusammen auszustellcn, so sind diese Arbeiten nachträglich aufgestellt und ausgezeichnet worden. Es haben hiernach erhalten die kleine goldene Medaille: Oswin Hempel aus Oberlützschera; die große silberne Medaille: Ernst Franke aus Leipzig, Rudolf Hickisch au« Buda-Pest, Rudolf Risse au« Klipphausen, Oscar Menzel aus Dresden und Iohannes Zimmermann aus Zwickau; die kleine silberne Medaille: Wilhelm Sach aus Plauen i. V (sämtlich in der Abteilung des Hrn. geh. Hofrat Prof. vr. Wallot); Ehrrnzeugni» mit Prämie: Max Leutenrgger aus Meißen, Max Lindemann au» Chemnitz, Bruno Seyfarth au« Schmölln (S^A ) und Walter Wiesinger aus Chemnitz (sämtlich in der Abteilung de« Hrn Prof. Herrmann). Ferner erhielten: je ein Stipendium der Sünderhauf-Stiftung von 400 M, vorbehältlich der Genehmigung de« Königl. Ministerium« de« Innern: Max Herfurt au« Dresden und Emil Ludwig aus Auma (S.-W) (beide in der Abteilung de« Hrn geh Hofrat Prof vr Wallot), sowie ein solche« derselben Stiftung von 300 M Paul Schaller au« Mühltroff (in der Abteilung de« Hrn Prof Herrmann); ein Stipendium der Nicolai-Stiftung von 400 M, vorbehältlich der Zustimmung der Vorsitzenden de« Dresdner und de« Leipziger Architektenoerein«: Curt Ufer au« Geising und ein solches derselben Stiftung von 118 M.: Friedrich Hertzsch aus Dresden (beide in der Abteilung deS Hrn. geh Hosrat Prof vr. Wollet). Die Verkündigung dieser Auszeichnungen erfolgte heute mittag in einer Versammlung der Studierenden deS akademischen Bauatelier« durch den Vorstand des letzteren Hrn geh Hofrat Prof vr Wallot in Gegenwart de« Hrn. Prof Herrmann A. W. Ulmers und Erich Kuithans Bilder aus der Sächsischen Schweiz in Arnolds Kunstsalon. E« besteht ein durchgreifender Unterschied zwischen dem, wa« die große Masse der Naturfreunde schön findet, und dem, was unsere besseren Landschaftsmaler zum Aus gangspunkt für ihre Arbeiten zu nehmen pflegen. Die Alpen mit ihrem ganzen Reichtum an Formen und Farben, mit ihrer Abwechselung von stillen, bald grünen, bald blauen Seen und von mit Schnee oder Ei« bedeckten Gipfeln, die Glanzpunkte Italien« und Siziliens, z. B der ganze Golf von Neapel oder Taormina mit dem be rühmten Blick auf den Aetna, die ganze bunte Welt der Tropen, deren Farbenpracht sich der Europäer, der sie nicht gesehen hat, nur unvollkommen vorstellen kann, werden einstimmig von jedermann al« herrliche Gegenden gepriesen, und wer e« irgend ermöglichen kann, sucht sie durch eigene Anschauungen kennen zu lernen Auch unsere Landschafts maler schließen sich gern dem allgemeinen Zug nach ihnen an, aber eS giebt heutzutage nur wenige, die eS sich bei kommen lassen, an solchen hochgepriesenen Paradeflecken der Natur ihren Arbeitsstuhl auszuschlagen, um sie im Bilde zu verwerten, ja wir wissen sogar von vielen, daß sie den im Urteil der Menge al« schön geltenden Gegenden oft absichtlich au« dem Wege gehen, um ihren VorstellungS- krei« nicht durch für sie unbrauchbare Eindrücke zu ver wirren Eine ähnliche Erfahrung kann man auch bei un« im mittleren Deutschland machen, wo die Großartigkeit der Natur doch nirgends bedrückend auf den Menschen ein wirkt. Weder im eigentlichen Thüringer Walde, noch im Harz, selbst nicht in dem ohne Zweifel so malerischen und formenreichen Nord-Böhmen begegnet man Landschafts malern in größerer Anzahl, und wenn man in den Alpen oder sonst im Hochgebirge einen Malstuhl aufgestellt findet, so kann man tausend gegen ein« wetten, daß der Besitzer ein Berliner oder mindestens ein Norddeutscher ist; die Münchner Maler gehen schon lange nicht mehr in« Ge birge, obgleich es ihnen so nahe liegt. Und während jährlich immer größere Scharen von Touristen aus allen Ständen und Berufen die Anhöhen und Thäler unserer Sächsischen Schweiz durchziehen, wissen wir nur ganz wenig Künstler zu nennen, die, wenn sie eS versucht haben, Glück mit Landschaften nach Motiven au» dieser Lieblings gegend ungezählter Naturfreunde gehabt hätten. Da ist es gewiß merkwürdig genug, daß zwei jüngere Künstler, die in München ihre Schule durch gemacht haben, zu uns nach Dresden gekommen sind, und daß sie sich, statt etwa nach Goppeln zu gehen, wo die meisten unserer jüngeren Landschaftsmaler wenigstens vor übergehend gehaust haben, oder die Ufer der Elbe nach Meißen hin, etwa in der Nähe von Gohlis oder Gauernitz aufzusuchen, in den Mittelpunkt der Sächsischen Schwei», nach Rathen setzen und die dortigen Anhöhen und Thäler, den Blick von der Bastei in der Richtung nach den Winter bergen zu und namentlich die Umgebung von Walters dorf zu malen anfangen und sich nicht scheuen, die knöchel- artig aufgebauten Sandsteinselsen, die bi» vor kurzem nicht leicht ein Maler für schön erklärt hätte, in ihre Bilder auszunehmen, als wenn sie sich die Ausgabe ge stellt hätten, diese» bisher noch kaum berührte Gebiet für di« moderne Landschaft zu erobern In der That sind wir geneigt, den Herren A W Ulmer und Erich Kuithan, von deren gegenwärtig im Arnoldschen Kunst salon ausgestellten Arbeiten hier di« Rede ist, «inen ähn ¬ lichen Gedanken zuzutrauen, da gerade jungen, unver brauchten Kräften, die von auswärts kommen, der Ge danke naheliegen muß, zu sagen: Seht, da liegen die schönsten Motive dicht vor Eurer Thür«; schade nur, daß Ihr sie noch nicht gesehen habt, während wir sofort er kannt haben, wa« aus ihncn zu machen ist. Dieser Fingerzeig wäre nun ganz gewiß nicht übel und entspräche nur der neuesten Phase unserer Malerei, die bereit« das Streben nach Intimität und Vertiefung wieder auf gegeben hat, um dafür auf die Erweiterung des Stoffes und die stärkere Betonung de« Inhalt« vuszugehen. Wir wären gern bereit, dem Beginnen der beiden ge nannten Künstler unsere Zustimmung zu erteilen und ihnen unsere Anerkennung aussprechen, ständen wir nicht unter dem Eindruck, daß da« Programm an der ganzen Sache da« Beste, seine Ausführung in der Hauptsache noch wenig befriedigend ausgefallen sei. Aber selbst wenn man erwägt, d<H e« unbillig wäre, von jüngeren Künst lern zu verlangen, daß bei ihnen Wollen und Können schon übereinstimmen, und wenn man deshalb in ein zelnen Fällen den guten Willen für die That gelten lassen wollte, d. h. also bei der wohlwollendsten Beurteilung dieser Arbeiten, würde man den Tadel nicht unterdrücken können, daß beide Maler zu fabrikmäßig gearbeitet haben, und daß sie auch geschäftlich klüger gehandelt hätten, anstatt mit einer solchen Menge rasch gemalter, aber un fertig gebliebener Bilder und Skizzen aufzutreten, einige wenige ausgereifte Werke auszustellen. Die Schwierigkeiten, die die landschaftlichen Motive der Sächsischen Schweiz dem Maler bieten, sind sehr ver schieden. Steigt er in die von mächtigen Kiefern und Fichten meist dicht beschatteten und von Farnkraut und MooS bedeckten Gründe hinab, so läuft er Gefahr — eS ist kaum nötig, naheliegende Beispiele anzuführen —, in der Wiedergabe der aewaltigen Felsen, die nicht sowohl durch ihre Form, als durch ihre Mafien imponieren, hinter der Natur zurückzubleiben, also kleinlich zu wirken.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite