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Dresdner Journal : 13.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-13
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1899
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messen ist, wie «, überhaupt zur Zeit al» einer der be deutendsten und erfolgreichsten deulfchen Bankherren und Finanzpolitiker gilt Der größt» Teil der Familie Siemen« besitzt bereit» de» Adel Werner v. Siemen« erhielt im Jahre 1888 von Kaiser Friedrich nach dessen Thronbesteigung da» Adelitprädikat; er erfuhr diesen Gnadenerwe,« erst durch die Zeitungen Dr. Georg v Siemen» wird von der ihm verliehenen Auszeichnung auf der Fahrt nach Konstantinopel Kenntni» erhalten, wohin er am Freitag abend von hier adgereist ist, um die Urkunden über die Verleihung der Konzession zum Bau der Bagdadbahn an di« Anatolische Eisendahngesell schaft zu vollziehen Seit 1870 steht er an der Spitze der Deutschen Bant, und an der gewaltigen Entwickelung und der großartige» Blüte diese« unsere« zweiten deutschen Bankhauses ist er in erster Linie beteiligt Ihm ist vor allem zu verdanken, daß der deutsche Handel mit dem Auslande immer mehr von ausländischer Geldvermittrlung unabhängig geworden ist. vr. G. Siemens ist zugleich Großgrundbesitzer im Kreise Schweinitz und im Kreise Jüterbog Dem deutschen Reichstage hat vr. Siemen«, der vor kurzem sein sechzigstes Lebensjahr vollendet hat, von 1874 bi» 1876 und von 1884 bis 1893 angt- gehört Zur Zeit vertritt er in demselben seit 1898 al« Mitglied der Freisinnigen Vereinigung den Krei» Schweinitz Wittenberg " — Der gestrigen Einladung des Reichstagspräsidenten v Ballestrem zu einem Glase Birr in der großen Wandelhalle des Reichstage» waren der Reich»kanzler, die Staatssekretäre Graf PosadowSky, Gras v Bülow und v Thielmann, die preußischen Minister, die Ministerial direktoren der Reichsämter und der preußischen Ministerien und andere hohe Beamte, Vertreter der Wissenschast, Kunst und Presse gefolgt In den Wandelgängen und im RestaurationSraume herrschte eine rege Unterhaltung über die politischen Tagesfragen — Dem Reichstage ist die Denkschrift über die Entwickelung der deutfchcn Schutzgebiet« in Afrika und der Südsee, mit Ausnahme von Deutsch-Ostafrika, im Jahre 1898/99, sowie über die Verwendung des Afrika» soads während de» gleichen Zeiträume« vorgelegt worden Die Denkschrift über Deutsch-Ostafrika, für welche da« er forderliche Material noch nicht eingetroffen, jedoch in nächster Zeit zu erwarten ist, wird dem Reichstage fo bald wie möglich übermittelt werden. Im Jahresbericht von Südwestafrika wird über die wirtschaftliche Entwickelung gesagt, daß daS Streben, die Folgen der Rinderpest ferner zu beseitigen, im laufenden Berichtsjahre dem wirtschaft lichen Leben des Schutzgebietes fast noch mehr als im Vorjahre den Stempel aufgedrückt hat. Der ersten Be stürzung über die erlittenen Verluste machten ruhige Be sonnenheit und zuversichtliche Hoffnung auf bessere Zeiten Platz Trotz der nicht besonders günstigen wirtschaftlichen Lage hat die Einfuhr in daS Schutzgebiet ihre steigende Tendenz beibehalten. Aus dem Berichte über Kamerun ist heroorzuheben, daß die Kolonie Kamerun in einem dauernden Fortschreiten sich befindet In politischer Be ziehung kann durch die Adamaua-Expedition, die Fort schritte der Besitzergreifung an der Nordwestgrenze und die Besetzung von Süd-Kamerun das der that- sächlichen Herrschaft unterworfene Gebiet fast al« verdoppelt gelten In wirtschaftlicher Beziehung hat der Plantagenbau die auf ihn gesetzten Hoffnungen bi« jetzt voll erfüllt, der Handel der Nord- und Südküste hat seine Beziehungen stetig erweitert, der Handel des Kamerun- Flußgebiets seine ruhig aufsteigende Entwickelung bei- behalten Die von den verschiedensten Seiten in der Oeffentiichkeit zum Ausdruck gelangte Meinung, daß Kamerun die beste unserer Kolonien sei, dürste bald zu allgemeiner Anerkennung gelangen. Bon Neu-Guinea wird gesagt: Die Entwickelung im Bismarck-Archipel seit dem l. Avril v. Js. ging im allgemeinen stetig vor wärt» Die Plantagen sind bedeutend vergrößert, auch der Handel hat bedeutend zugenommen Gestört wurde die Entwickelung des Handels durch den Verlust mehrerer Schiffe im Archipel rc Die beständigen Kämpfe der Ein geborenen unter einander störten Handel und Arbeiter anwerbung. Im Schutzgebiete der Marschallinseln hat vollkommene Ruhe geherrscht Der Wert der eingesührten Waren betrug 465 700 M gegen 560633 M im Vor jahre. Die Gesamtausfuhr betrug 2729 t Kopra — Die Kommission für Arbeiterstatistik trat gestern unter dem Vorsitze des UnterstaatSsekretärs im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirk! Geh. Rat» Fleck zusammen. Als Kommissare de« Staats sekretär» de« Innern wohnten der geh. Oberregierungtrat vr. Wilhelmi sowie die Regierungsräte Koch und vr. Wutzdorff, al« Kommissar de» preußischen Ministers für Handel und Gewerbe der geh OberregierungSrat vr. Neu haus und im Auftrage de« Senat« zu Hamburg der Ge» werberat Giesecke den Verhandlungen bei. Die Tage», ordnung lautet«: 1) die Vernehmung von AuskunstS- personen über die Sonntagsruhe in BinnenschiffahrtS und Fährbetrieben; 2) die Beratung de« Btricht« über die Erhebungen, betreffend die Verhältnisse der in Gast- und Schankwirtschaft«« beschäftigt«« Personen . — Au« einer vom Verein deutscher Eisen- und Stahl- industrieller zusammengeftellten Statistik geht hervor, wie gewaltig dir Zahl der in der Eisenindustrie be» ichäftigten Arbeiter seit der Wrrderbegründung de» Deutschen Reichs ,ugrnomm«n hat. Im Jahre 1873 wäre« danach im Eisenerzbergbau, im Hochofenbetrieb und in der Elsenverarbeitung (Gießerei, Echwnßeisen und Stahl- werke) 183 874 Personen beschäftigt, im Jahre 1898 aber 299 l27 Personen Dir Zunahme brträgt dem» grmäß rund 63 Proz. Darmstadt. Se Königl. Hoheit der Großherzog empfing gestern den bisherigen preußischen Gesandten Grafen v d Goltz zur Entgegennahme dr« Abberufung«, schreiben» desselben München Den „Münchener Neuesten Nachrichten" zufolge verlobtr sich gestern Prinzessin Mathilde von Bayern, dritte Tochter des Prinzen Ludwig, mit dem Prinzen Ludwig, jüngstem Sohne de» Prinzen August von Sachsen-Coburg und Gotha Prinz Ludwig steht al» Oberleutnant im 4 Regiment der Tiroler Kaiser jäger in Linz. Oefterretch-Ungaru. Wien Abgeordnetenhau». Der Präsident begann mit der Verlesung de» Einlauf«. Horica verlangte zu einem formalen Anträge da« Wort und beantragte die Auszählung de« Haufe« Der Präsident erklärte, er könne dem formalen Anträge keine Folge geben, da mit der Verlesung de» Einlaufe« begonnen worden sei. Nach der Verlesung de« Einlaufs ging da« HauS zur Tages ordnung über und begann mit der ersten Lesung de» Ouotengesetze« Der erste Redner, Tekly, sprach tschechisch. Nachdem die Tschechen Tekly und Karlik je zwei Stunden gesprochen, wurde die Debatte geschloffen. Bei der folgenden Besprechung de« DringlichkeitSantrag« betreffend den Zwickauer Ausstand hielt der Tscheche Sileny eine längere Rede, worauf die Debatte abgebrochen wurde. Der Tscheche König verlangte Einberufung de« Miß- billigungSauischuffes, da er durch einen Zwischenruf Fournier« beleidigt sei Der Präsident verweigerte die» mit dem Hinweis auf die Geschäftsordnung (Protestrufe der Tschechen) Hierauf erfolgte die Verlesung de« Ein laufe«. Eine Interpellation der Christlich.Sozialen wegen Verurteilung eines Redakteurs des „Deutschen Volk», blatte»" rief lärmende Zwischenrufe hervor. Verkauf ver langte, e« solle der DringlichkeitSantrag Wolf al« erster Gegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt werden, da selbst dieser Antrag, der 6000 Proletarierfamilien betreffe, zu Obstruktionszwecken miß braucht werde Der Tscheche Brzorad protestierte gegen diese Anschuldigung und erklärte, die Tschechen seien be reit, den Antrag eventuell sogleich zu beraten Der Präsident erklärte, erster VerhandlungSgegenstand der nächsten Sitzung bleibe daS Quotengesetz Hierauf wurde die Sitzung geschloffen. — Oesterreichische Delegation (Budget-Aus schuß). Im Laufe der gestrigen Debatte erklärte der Kriegsminister u a., daß in der Armee ein Unterschied zwischen den einzelnen Nationalitäten nicht bekannt sei und daß jeder Versuch, die Politik in die Armee zu tragen, stet« auf da« Entschiedenste zurückgewiesen werde Die „Zde"-Frage sei nur durch gewissenlose Hetzereien künstlich zu einem Niveau hinaufgeschraubt worden, auf dem sie sich jetzt befinde Thatsächlich und zum Glück sei immerhin der Prozentsatz der wegen de» angegebenen Deliktes Bestraften ein äußerst geringer. Der Minister betonte auch, daß die Bestrafungen durchaus nicht in einem Kronland stärker gewesen seien, al« in einem anderen oder als in Ungarn. DaS HeereSordinarium wurde unverändert angenommen Fraokreich. Paris StaatSgerichtshof. ES wurden gestern, ohne daß «in Zwischenfall eintrat, mehrere Zeugen über die Kundgebung in Auteuil vernommen. Die Zeugen er klärten, dieselbe sei eine spontane gewesen. Hierauf wurden die von den royalistischen Angeklagten vorgeladenen Zeugen gehört. Dufeuille, ehemaliger Kabinettsdirektor de« Herzogs von Orleans, erklärte, Cheoilly habe die Güter der Fa milie Orleans verwaltet und sich niemals mit Politik be schäftigt. Andere Zeugen, namentlich Hauffonville, er gingen sich in Lobeserhebungen über die angeklagten Royalisten und erklärten, dieselben seien durchaus nicht mit den plebiszitären Ideen DörouUde« einverstanden. Von einem Verteidiger wurde hierauf eine Konfrontation LepineS und Puyboronds verlangt. Der Staatsanwalt widersprach dem Der Gerichtshof entschied in letzterem Sinne. — Deputiertenkammer. Bei der gestrigen Be ratung de« Justizetats tadelte Piou, daß polizeiliche aufnahme beurteilen, und wird dann finden, daß hier ein volle« malerisches Motiv mit Geschick vorgetragen ist. Unter den Leipzigern erscheint auch der Berufsphotograph N Perscheid, dessen Vildnisausnahmen durchweg erkennen lassen, wie sehr er sich bemüht, dem von den Amateuren auf den Shilv gehobenen malerischen Prinzip gerecht zu werden. Zu diesem Zwecke wählt er ruhige Tongründe, die da« Interesse auf die dargestellte Person konzentrieren, die aber bei fortwährender Wiederholung einförmig wirken. Für die bedeutendste Leistung Perscheid« halten wir daS als Kniestück behandelte Porträt de« Frhrn v. Ow- Wachendorff (Nr. 46). Die Aufnahme ist mit einem kleinen Handapparat in der Wohnung des Dar- gestellten ganz gelegentlich erfolgt. Vielleicht ist die selten ungezwungene Körperhaltung auf diesen Umstand zurück- zuführen und ebenso die sprechende Aehnlichkeit des Bildes. Allgemeiner noch wird das Bildnis de« MalerS Klinger (Nr. 38) interessieren, das jedenfalls zu den besten ge hört, die wir von dem Künstler besitzen. Es ist gut arrangiert, in der Haltung ungemein charakteristisch und nur, vom malerischen Standpunkt betrachtet, in der Kleidung unnötig scharf. Ebenso zählt da« Porträt Sr. Majestät de« König«, da« im Katalog nicht verzeichnet ist, zu den besten Aufnahmen, die von dem Monarchen existieren Der zweite Berufsphotograph, dessen Werke in die Ausstellung ausgenommen worden sind, ist der auch im Kupfcrstichkabinett vertretene I. Craig.Annan aus Glas gow. Außer einer mit dem scharfen Blick für da« Charakteristische gemachten Momentaufnahme eines schwer» mittigen Motivs, der „dunklen Berge" (Nr. 6), hat er nur Porträts ausgestellt, in denen seine Stärke liegt. Miß Burnet (Nr 5), ein meisterhafter Kohledruck, muß unter ihnen an erster Stelle genannt werden Die Vor» züge diese« Bilde» bestehen in der wunderbaren Modellier ung de« Kopse«, in der eigenartigen Auffassung und in dem Weglafsen aller nebensächlichen Einzelheiten. Mit den scharfen Zügen dieser alten Dame kontrastiert auf« angenehmste die liebliche Erscheinung der „kleinen Prinzen" (Nr 7), eine reizende Kostümstudie, der wir jedoch die „Dame in Braun" (Nr 9), ein schmale« Hochformat, wegen ihre« schlichten Verzichte» auf alle unwichtigen Aeußerlichkeiten noch vorzühen. S>hr nahe an die Leistungen Craig-Annans kommt N. Stieglitz in New- Aork mit seinem Herren-Porträt (Nr. 37). Wie wunder voll tritt hier der hell beleuchtete Kopf deS Dargestellten mit den stark nervösen Zügen aus dem dunklen Hinter gründe hervor, wie lebendig scheint die ganze Haltung, und wie geschickt sind auch die Hände in dem Bilde mit verwertet! Daß sich auch Damen an den Bestrebungen der Amateure mit Erfolg beteiligen können, zeigen die Arbeiten von Gertrud Käsebier in New.Aork Es gereicht ihr nur zur Ehre, daß sie einen dem weiblichen Empfinden besonders nahestehenden Gegenstand für ihre Camera gewählt hat, eine Mutter, an die sich zwei Kinder, ein älteres Mädchen und ein noch ganz kleine« Schoßkind, anschmiegen (Nr. 24). Die Gruppe wirkt ganz unstudiert, obwohl sie offenbar sehr sorgfältig zusammenaestellt worden ist, und gleich einem gut beob achteten Genrebild von großer Innigkeit. Wollten wir etwa« an ihr tadeln, so wäre zu beimerken, daß sie leider etwas zu schwarz ausgefallen ist, obwohl sie die Urheberin auf Platinpapier kopiert hat. Mit diesen Ausführungen haben wir noch keineswegs alle die Arbeiten namhaft gemacht, denen sich etwas Lobenswerte« nachrühmen ließe. Doch dürfen wir die Geduld unserer Leser nicht länger in Anspruch nehmen und legen ihnen den Besuch der Ausstellung warm an« Herz. Sie werden die geringe Mühe de» Weges nicht bereuen und eine Reihe anzenehmer Eindrücke und reiche künstlerische Anregung au« ihr mit nach Hause bringen. Vermutlich werden sie sich dann auch zu der Ansicht be kehren, die Ferdinand Avenariu« schon im Dezember heft de» „Kunstwart" von 1898 in die treffenden Worte zusammengefaßt hat: „Die ganze Bewegung der Kunst photographie ist weit über da« kleine Reich der Photo, graphenkünstler hinaus von Wichtigkeit. Sie wird all mählich die Amateure beeinflussen, durch diese da« Publi kum und die Berufsphotographen Sie wird nicht im Handumdrehen eine Menge neuer Künstler auf die Welt setzen, aber sie wird an vielen Stellen die Augen ein wenig und an manchen Stellen die Augen sehr viel bilden zur Empfänglichkeit für künstlerisch« Werte, Auf gaben und Bemühungen Und so wird sie, abgesehen von Berichte bei dem Prozeß gegen die Ligen verwertet und daß solche durch die Blätter veröffentlicht würden Redner sprach ferner sein Bedauern über die Leichtfertigkeit au», mit der man Bürger verhafte oder Haussuchungen bei ihnen vornehmen lasse Man nehm« auf einfache Ver dächtigung oder leere» Geschwätz hin Verhaftungen vor, »« herrsch« kein« Gleichheit vor dem Gesetz Sembat (Sozialist) tadelte e«, daß gegen Gohier wegen seiner gegen dir Armee gerichteten Artikel vorgegangrn werde, Gohier habe nur die Republik verteidigen wollen. Ministerpräsident Waldeck > Rousseau verteidigte daS Vor gehen der Regierung, e« sei unmöglich, gewisse Angriffe gegen die Armee zu dulden, und wenn in irgend einem Stande sich Dinge ereigneten, die gegen die Di«ziplin verstießen, so sei e» Sache der Regierung einzuschreitrn. (Beifall.) Bernard (Nationalist) verlangte vom Justiz minister Aufklärungen über Angriffe, die von gewissen Blättern gegen ihn gerichtet werdrn Präsident.Detchanrl rügte e«, daß Bernard hierbei da» Privatleben eine» Kollegen angreist Als Bernard hierin fortfuhr, beschloß die Kammer mit großer Majorität, ihm da» Wort zu entziehen. Trannoy wiederholte die Bemerkungen Piou» und verlangte zu wissen, wethalb die Regierung nicht gegen da» sozialistische Zentralkomitee einschreite. Redner sprach von der Gefährlichkeit de» Sozialitmu» und wünschte, daß die Regierung sich über ihre Haltung äußere. Waldeck-Rousseau erwiderte, er habe bereit» dreimal s«ine Politik dargelegt, e« habe keinen Zweck, diese Erklärungen zu wiederholen. Die Linke verlangte Schluß der Debatte, der von Trannoy bekämpft und mit 267 gegen 237 Stimmen angenommen wurde. Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben — Sämtliche Blätter besprechen die vorgestrige Rede de» deutschen Staatssekretär» Grafen Bülow. Der „Tempi" fagt, au» der Rede deS Grafen Bülow gehe ebenso wie au« den Handlungen und Plänen de« Deutschen Kaiser» mit glänzender Deutlichkeit hervor, daß der wahre Charakter der Politik des Kaisers der sei, voll ständige Selbständigkeit, und der lebhafte Wunsch, Unab hängigkeit sowohl jenen gegenüber, die ein Zerwürfnis mit England anstreben, al« auch England selbst gegenüber zu wahren. — Die „Röpublique Fran?aise" schreibt: Die Deutschen ziehen zu viel Nutzen au» der riesenhaften Entwickelung ihres Außenhandels, als daß sie nicht An hänger der ausgesprochenen Friedenspolitik sein sollten. Aber diese Friedenspolitik darf nicht mit der Entwickel ung von Deutschland nach außen unvereinbar sein Diese Politik hat Graf Bülow mit größter Klarheit in seiner Rede verteidigt, aus der auch hervorgehe, daß Deutschland sich in keine fernen Abenteuer einlassen wird. II alte». Rom. Deputiertenkammer. Bei der gestrigen Beratung de« Budget« de« Aeußeren erklärte Minister Visconti.Venosta, Italien sei loyal getreu seinen Bündnissen, welche die unverrückbare Grundlage seiner auswärtigen Politik blieben, die Beziehungen zwischen Italien und den verbündeten Mächten würden nach wie vor von unbedingtem gegenseitigen Vertrauen geleitet Die Erfahrung hätte deutlich bewiesen, daß der Dreibund zum Zweck habe, die Aufrechterhaltung de« Friedens in Europa, und daß er sich die Verwirklichung de» Ziel» durch die sicheren Beziehungen mit anderen Mächten an gelegen sein lasse. Die Regierung habe die Lage zwischen Italien und Frankreich zu einer solchen gestalten können, die auf guten und freundschaftlichen Beziehungen auf^ebaut sei, entsprechend den gemeinsamen Interessen der beiden benachbarten Nationen, Beziehungen, deren Wiederkehr im Lande mit aufrichtiger Befriedigung ausgenommen worden sei. Die Beziehungen mit England seien nach wie vor ausgeprägt in der traditionellen Freundschaft mit Italien. Angesichts de« Krieges in Südafrika sei es der Wunsch Italien« wie das Interesse Europas, daß man au» diesem Konflikte Keime weiterer Komplikationen entferne Rian könne glücklicherweise unter den gegenwärtigen Verhält nissen annehmen, daß alle Mächte in gleicher Weise von dem Wunsche beseelt seien, ähnliche Verwickelungen zu ver meiden, und die feste Absicht hätten, eine Politik des Friedens und der Versöhnung zu befolgen Die jüngsten Zusammen künfte de« König« mit verschiedenen Staatsmännern be wiesen, daß die Regierung den guten Willen habe, die gegenseitigen Beziehungen und die Fragen, welche aus tauchen könnten, in freundschaftlicher Weise zu behandeln. Namentlich auf kolonialem Gebiete könne man über die völlige Einigkeit erfreut sein, welche eine neue Bürgschaft für den Frieden und die Sicherheit der Lage bilde. Bezüg lich der chinesischen Frage, erinnert der Minister an seine früheren Erklärungen, welche von der Kammer gebilligt wurden und die dahin gingen, daß die Regierung, weit davon entfernt, auf den Erwerb von Gebietsteilen aut- zugehen, einzig und allein dem Handel Italien« und seinen Jndustrun neue Bahnen öffnen wolle Die Negierung werde diesem Programm treu bleiben Der Gesandte in dem Schönen, va« sie uns selbu beschert, vielleicht von Be deutung werden für die lünstlerische Erziehung unsere« Volkes, zu der bisher die Berufs- sowohl wie die Amateur photographen so gut wie nichts beigetragen haben " H. A Lier. Verein für Erdkunde. Die Sitzung des Dresdner Verein« für Erdkunde am 8. d Ml«, brachte einen Vortrag über Samoa, und zwar sprach Hr. M. Schubert, jetzt Lehrer in Grimma, über da« Volk, da« unsere neue Besitzung in der Südsee bewohnt. Der Vortrag war vor allem deshalb von großem Interesse, weil Hrn. Schubert eine reiche Fülle eigener Beobachtungen und Erfahrungen zu Gebote stand, die er während de« dreijährigen Aufenthaltes in Samoa, wo er an der deutschen Schule zu Apia Lehr«r war, zu sammeln Gelegenheit gehabt hat Die Samoaner sind ein äußerst schön gebauter Menschenschlag; sie erreichen eine Länge von 1,9 m und einen Brustumfang, wie man ihn sonst nirgends kennt Ihre Kinder betrachten sie al« ein Geschenk und bringen sie niemals um, wie e« die Papua, die Bewohner Melanesiens, häufig thun Mit besonderer Sorgfalt zieht die Samoanerin ihr erste« Kind auf. Mit diesem geht sie nicht, wie e« bei den folgenden Kindern geschieht, am Tage der Geburt oder spätesten« am folgenden Tage nach dem Flusse, um sich und da« Kind zu baden, sondern sie verrichtet diese« Geschäft im Hause. Auch nährt sie diese« erste Kind selbst, während sie die« bei den folgenden Kindern au» Bequemlichkeit oft unterläßt, diese vielmehr, man möchte sagen geradezu stopft. Die Folge dieser letzteren Gewohnheit ist eine große Kindersterblichkeit, sodaß die Volkszahl trotz der großen Geburtenzahl nur wenig zunimmt. Mit dem fünften oder sechsten Jahre sind die Kinder selbständig genug, um sich allein im Orte und seiner Um gebung zu tummeln, und werden dabei sehr bald im Wasser ebenso heimisch wie auf dem Lande; wie die Er wachsenen, so bewegen sich auch die Kinder, spielend und sich mit Blumen schmückend, gleich Fischen stundenlang im Meere Die Knaben helfen auch schon zeitweilig dem Vater beim Pflanzen von Taro und Pam« oder gehen Peking sei bemüht, die HandelSuntrrnehmen von Jtali«»«r» zu fördern, sowie denselben bei dem Studium de, sie »nteressierende« Fragen und im Sinn« einer Entwickelung der italienischen Interessen behilflich zu sein Hierin solle die Grundlage und da« Ziel der italienischen Diplomatie künftig in China bestehen Der Minister geht hieraus auf die Lage in Afrika über und konstatiert, daß Erythräa sich gegenwärtig völliger Ruhe erfreue Die Beziehungen zu Abessynien seien durchau« friedliche, dir Verhandlungen wegen endgiltigrr Regelung der Grenzfrage seien im guten Gange und versprächen bald zu einem befriedigenden, Resultat zu führen Wa« den Zwischenfall von Riva an lange, so habe die österreichisch-ungarische Regierung ge- glaubt, auf Grund der ihr von Seiten Italien» gemachten Vorstellungen eine Untersuchung tinleiten zu müssen, um den näheren Tbatbestand und etwa darau« sich ergebende notwendige Folgen festzustellen. Zugleich habe die öfter» reichisch-ungarische Regierung mitg«teilt, daß die Ergebnisse dieser Untersuchung der italienischen Regierung mitgetnlt werden würden, er glaube, daß die« noch heute geschehen könne. Diese Mitteilung werde einer aufmerksamen, wohl- wollenden Prüfung unterzogen werden. Die Rede de« Minister« wurde mit lebhaftem, anhaltendem Beifall be grüßt und die Sitzung sodann geschlossen Spante». Madrid Die Deputiertenkammer lehnte in ihrer gestrigen Sitzung auch den Antrag der Republikaner aus Zurückziehung de« Marinebudget» mit 87 gegen 57 Stimmen ab. R u tz l a » d. Et. Petersburg. Eine der „Polit. Korresp" au« St Petersburg zugehende Meldung betont, daß in der russischen Presse selten eine so unzeitgemäße Idee aus getaucht sei, wie der von der „Nowoje Wremja" au«, gedachte Plan, wonach Rußland im Hinblick auf die möglichen Konsequenzen deS Baue» der Bagdad-Bahn Anspruch auf den Hafen von Burga« behus» Errichtung eine« Ankerplätze« für die Schwarze Meer-Flotte erheben sollte. In dieser Kombination bekunde sich eine so kühne Hinwegsetzung über die Bedeutung der hierbei in Betracht, kommenden Rechte und Interessen auf nichtrussischer Seite, sowie über die Erfordernisse der zur Wahrung de« statu8 quo auf der Balkanhalbinsel zwischen Ruß- land und Oesterreich-Ungarn geschlossenen Entente, daß wohl niemand daran denken könne, ernsten politischen Kreisen in St Petersburg irgend eine Gemeinschaft mit dem vom genannten Blatte entworfenen Projekte oder auch nur Empfänglichkeit für dasselbe zuzumuten. RumL «iev. Bukarest Deputiertenkammer. Im Laufe der AvreßdebaUe betonte gestern der Finanzminister, daß die fremden Märkte Vertrauen zu der Kreditfähigkeit Rumänien» haben und versprach, das Gleichgewicht de« Budget« herzustellen. Der Minister de« Aeußern erklärte in Beantwortung einer Anfrage bezüglich des Eisernen Thores, er habe an die österreichisch ungarische Regierung eine Not« gerichtet, in der er die Gesetzlichkeit der Er hebung von Gebühren nicht bestritten, sich jedoch auf den Grundsatz gestützt habe, daß Oesterreich Ungarn al« Man- datar Europa» keine Entscheidung bezüglich de» inter nationalen Flusses treffen könnte. Amerika. Washington. Wie man der „Polit. Korresp." au« Washington berichtet, befinden sich in vielen Städten der Union Werbebureau« für die Burenarmee, die eine rührige Thätigkeit entwickeln Die meisten der An geworbenen find irische Amerikaner, e« befinden sich aber auch viele Deutsche und Angehörige anderer Nationalitätm darunter. In Washington selbst hat ein inzwischen ent lassener Angestellter deS Patentamtes eine Herzogin UzLS» Legion angeworben, die sich in New-Aork auf französischen Dampfern eingeschifft hat. Vom Landtage. TrcS-en, 13. Dezember. Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute in Gegenwart Sr. Excellenz de« Hrn. Staatsministers v. Watzdorf mit der allgemeinen Vorberatung über das Königl. Dekret Nr. 21, den Neubau des Ständehauses einschließlich der Neben- anlagen betreffend. An der Debatte beteiligten sich außer Sr. Excellenz dem Hrn. StaatSminister v. Watz dorf die Herren Abgg. Hähnel, Gontord, Rentsch, Bochmann, Enke, Teichmann, Grumbt, Reinhold, Steiger, Uhlmann, Leupold und Zeidler. Aus Antrag des Hrn. Abg Hähnel wurde daS Dekret zur Schluß- beratuug gestellt. — Nächste Sitzung Freitag. mit ihm in den Watv auf die Taubenjagd, und die Mädchen flechten mit dcr Mutt.r Matten oder klopfen mit ihr die Tapa», wie die aus der Rinde deS Papier» maulbeerbaumeS herxestellten G-wänter h-ißen. Eeit der Niederlassung von Missionaren (1830) besuchen die Kinder fleißig die Schule, wo sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Fast alle Samoaner sind, obwohl natür lich kein Schulzwang besteht, des Lesens und sehr viele des Schreiben« kundig, alle aber in der Zahlenkunde be wandert. Sie zählen weit über tausend und haben auch verschiedene Mafsinzahlen, gleich unserem Dutzend und Schock, z B. für Kokosnüsse und Fische. Alle Samoaner sind Christen, und zwar teil« evangelische, teil« katholische, und auch das Mormonentum hat Eingang gefunden; doch geht bei ihnen das Christentum keineswegs tief. Sie gehen fleißig zur Kirche und huldigen einer strengen Sonntagsfeier, wozu allerdings ihre ausgeprägte Ab neigung gegen jegliche Arbeit nicht wenig beiträgt Selbst die Bereitung der Speisen, da» Reinigen und Schmücken de» Körper» werden am Sonnabend besorgt; am Sonn tag wollen sich die Samoaner völliger Ruhe hingeben Zur Zeit der Reife, die bei dem männlichen Geschlechte mit dem 16, beim weiblichen mit dem 14. Jahre ein» tritt, erfolgt bei den Samoanern da» Tättowieren de« Körpers. Die« ist ein allgemeiner Brauch, der sich nicht bloß, wie oft gesagt worden ist, auf die Männer, sonder» auch auf die Frauen erstreckt; seine Ausübung, so schmerz» Haft diese auch ist, hat sich auch trotz der Bemühungen der Missionare nicht vermindert. Er hat durchau« nicht, wie manche Ethnographen annehmen, einen religiöse» Hintergrund, sondern ist ein Ausfluß de« Ehrgeize« oder dcr Eitelkeit Man will dem anderen Geschlecht gefallen; denn man verachtet den, der die Schmerzen de« Tätto- wirren« scheut, die Samoanerin versagt dem Manne, der deS nationalen Schmuckes entbehrt, ihre Gunst, und di« Familie weist nicht selten einen Untättowierten, dcr sich um «ine Tochter bewirbt, zurück. Die Ausführung der Tättowierung ist da« Vorrecht einer besonderen Klass« von Menschen, der Tufunga tatataa, die sich ihre Kunst sehr teuer bezahlen lassen. Sie brauchen dazu acht bi« zwölf Instrumente, die mit äußerster Sorgfalt hergrstrllt find DaS Hauptwerk,eug, da« der Haue eine« Berg-
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