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Dresdner Journal : 12.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-12
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 12.12.1899
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vei>»»«e<»r M Dresden vierteljährlich: »Mark kV Pf., bei den Kaiser lich d.nnchen Postanstallt» vierteljährlich S Mark; außer halb dcS Deutschen Reiche» Post» und Etempeljuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheinen: Läßlich mit Auäuahme der Sonn- und Feiertage abend». yeruspr.-«nschluß:Nr 1L»» Dresdiltl s Zounml. >»tK»dt„»««,e»ätzre>tr Für ven Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Echnst »v Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Vei Tabellen- und Zifternsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal- Dresden, Zwingcrstr. SO Fernspr »Anschluß: Nr. 12V."» Dienstag, den 12. Dezember abends. O288 18SS. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schirrmeister bei der Staatseisenbahn- verwaltung Stengel in Leipzig da- Albrechtskrcuz sowie dem Schaffner Friedrich in Schwarzenberg und dem Weichenwärter II Kl. Hochmuth in Greiz da- Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammerherr Graf v. Rex auf Zehista den von Sr. Majestät dem Schah von Persien ihm verliehenen Sonnen- und Löwen- »rdrn erster Klaffe annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. z» Gefchift-dereiche »e» Mintsterta«» der Finanzen. Forstverwaltung. Der zeitherige Sekretär beim Finanz ministerium Gustav Albert Schmidt ist zum Forstrentbeamten in Moritzburg ernannt worden Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind ernannt worden: Schöne, zrither StaiionSassistent I.Kl, al» Fahrgeldkassierer in Großenhain; Schlegel, zeither Feuer- mann I Kl. und Reservesllhrer, al» Technischer Burcauassipent in Leipzig; Gläser, Junghanns und Zilger, zeither EtationSaspiranten, al- StalionSassistenten II Kl. in Riesa, Brambach und Markneukirchen; Hänsch, zrither Weichenwärter II. Kl., al- Schirrmeister in WarnSdors; Heine, zeither Slreckenvormann, al- Bahnmeisterassistent in Dresden - N ; Jäckel und Schulze, zeither Hils-aufseher, als Banausseher in Chemnitz und DreSden-N; Fischer, zeither Wächter, al» Weichenwärter II. Kl. in Dresden; Schulze, zeither Station»- gehilfe, al- Weichenwärter II. Kl. in Werdau; FrSbel, Hermann, Klein und Korndörfer, zeither Hils-weichen- wärter, al- Weichenwärter II. Kl. in Lucka i. S -A, WarnS dors, Altenburg und Greiz; Militäranwärter Eckelmann, zeither Stellvertreter, al- Bahnwärter in Gerichshain; die nachgenannten ständigen Arbeiter al- Bahnwärter: Günther und Kummer sür Posten Leipzig Hof Sil und bSll, Hauk sür Posten DreSden-Werdau 14II, Henker sür Posten Samenz- Astra «, J-rael sür Posten Zittau-Löbau öll, Schilbach und Schlott für Posten Schwarzenberg-Zwickau S und 1ö; Schulze, zeither Hilfsweichrnwärter, al- Wächter in Dresden. 3« Geschäftsbereiche des vkintstert««» »e» Kultus uud öffentliche« Uuterrtcht». Zur Erledigung kommt: die zweite ständige Lehrerstelle in Höckendorf. Kollator: die »berste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Gehalt, 200 M. unwiderrufliche persönliche Zulage sowie freie Amtswohnung außerhalb de- SchulhausrS mit schön gelegenem Barten Ge suche sind mit allen erforderlichen Beilagen bi- zum 30. Dezember bei dem Königl. BezirkSschulinspektor vr. Lange in Dippoldis walde einzureiche». — Ostern zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle an der sechtklaisigrn Volksschule in Kiebitz. Kol lator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer geräumiger Wohnung im neuerbauten Schulhaufe und Benutzung eine» »roßen Obst- und Gemüsegarten» folgende Bezüge: l)Minimal- »ehalt von 1200 M., 2) bis zum Eintritt der ersten Alters- zulage eine jährliche Zulage von 100 M, 3) die Hälfte de» gesetzlichen Fortbildungsschulhonorar». Befähigung zum Orgel spiel erwünscht, jedoch nicht Bedingung; — die erste ständige Lehrerstelle an der Schule zu Thiemendorf bei Oederan. Kollator: die oberste Schulbehörde. DaS Einkommen beträgt bei freier Wohnung im Schulhause und Gartengenuß 1200 M. Grundgehalt, SOO M. persönliche Zulage, 141 M. 41 Pf vom Kirchenditnst, 60 M. für wöchentlich eine Stunde Fortbildungs schulunterricht, 150 M. zur Beheizung der Schulstube und eoentuell der Frau de- Lehrer» 104 M für den Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Bewerbungen sind unter Beifügung der erforderlichen Beilagen bis zum 30. Dezember an den Königl. BezirkSschulinspektor für Chemnitz I einzu reichen; — 1) die zweite Lehrerstelle an der Kirch schule zu Arn - feld. Einkommen außer freier Wohnung im Echulhause und Gartengenuß 1200 M Gehalt und SO M. sür den Unterricht in der Fortbildungsschule; 2) die dritte Lehrer- steile an der Kirchschule zu Bärenstein. Einkommen: 1200 M. JahreSgehalt, freie Wohnung im Schulhause, 70 M. sür Heizung und eventuell 120 M sür zwei Zeichenstunden in der höheren Fortbildungsschule. Die Ausstellung einer GehaltS- staffel ist in Aussicht genommen worden; 3) die vierte Lehrer- stelle an der oberen Schule zu Crottendorf. Einkommen: außer freier Wohnung in der neuen Kirchschule 1200 M. Ge halt; 4) die dritte Lehrerstelle an der Schule zu Frohnau. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause und Garten- »enuß 1200 M. JahreSgehalt, 200 M unwiderrufliche persön liche Zulage, NO M. Entschädigung für Heizung des Schul- Lunst und Wissenschaft. Konzert. Der Aufführung der Weingartnerschen 6-moU-Symphonie durch die Königl. Kapelle folgte in dem gestrigen zweiten Kammermusik-Abend der Herren Henri und Egon Petri, Alfred Spitzner und Georg Wille die gleichfalls erstmalige Vorführung de» v-moll- StreichquartettS de» genannten, zur Zeit in München als Dirigent der Kaim-Konzerte thätigen Komponisten. Beide Werke sind in ihrem Charakter völlig verschieden. Wäh rend in der Symphonie eine anmutig pastorale Grund stimmung vorherrscht, erscheint das Quartett als Ver wirklichung des Kennwortes: „Durch Kampf zum Sieg". Dramatisch ist gleich der Einsatz des ersten AllegroS mit sein>m über zwei Oktaven energisch hinaufsteigendcn Thema, da» zugleich zun Hruptträger de« leidenschaftlich erregten Durchführung«satzes wird und später al» Einleitung de» Finalsatze« wiederkehrt. Die Tonsprache ist interessant eigenartig, kühn, reich an harmonischen und mvdulatorischrn Ueberrafchungen Dahin gehören auch die Fortschreitungen der Außenstimmen in chromatischen Oktavengängen, die mrnchrm Vertreter der strengen musikalischen Schule ein bedenkliche« Kopfschütteln abnötigen werden. Einer geistvoll fesselnden Jmprovisatian gleicht da« Adagio, das von einem fugierten Seitensatz wirksam unterbrochen wird. Der dritte Satz enthält, von der herkömmlichen Schreibweise abweichend, ein gesangreiche», apart wirkende« Bratschen-Solo, da« von langgezogenen Accorden der übrigen Instrumente umkleidet ist. Thema und Au»» fIHrung de« Schlußsätze« (Variationen in v 6ur) deuten in erfreulichster Weise auf Beethooensche Einwirkungen hin Der abschließenden Fuge dienen zwei Themen, deren zweite« an da« bekannte Fugenmotiv im Finalsatz der Mozartschen Jupiter-Symphonie erinnert. Zahlreich sind die rhythmischen und kontrapunktischen Feinheiten in diesem zimmer» und 72 M für den Turnunterricht. Die Einführung einer örtlichen Gehalt-staffel ist in Aussicht genommen; ö) die Lehrerstelle an der Nebenfchule zu Neugrumbach. Ein kommen: außer freier Wohnung im Schulhaufe 1200 M. JahreSgehalt; «) die zweite Lehrerstelle an der Kirchschule zu Herold. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhorts« 1200 M JahreSgehalt, »0 M. für den Unterricht in der Fort bildungsschule und bi- aus weitere- 144 M. für Ueberstunden; 7) die vierte Lehrerstelle an der Schule zu JahnSbach. Ein kommen: außer freier Wohnung im Schulhaufe 1200M JahreS- gehalt und bis auf weitere- 21« M für Ueberstunden; 8) die sechste Lehrerstrllezu Jöhstadt. Einkommen: außer einemWoh- nung-gelde von 150 M. für einen verheirateten und 100 M für einen unverheirateten Lehrer 1300 M G-Halt. Derselbe steigt nach einer vom 25. Lebrn-jahre des Lehrer» an zu rechnenden ständigen Dienstzeit nach 2 Jahren aus 1500 M , nach 5 Jahren aus 1700 M. und weiter bi» aus 2400 M. al» Höchstgehalt nach so Jahren Außerdem werden event. von Ostern 1S00 ab noch 50 M. sür eine in der Fortbildung-schule zu erteilende Zeichenstunde gewährt; 9) die dritte Lehrerstelle an der Kirchschule zu Mildenau. Einkommen: irOO M. Jahre-gehalt, freie Wohnung im Schulhause und bi» auf weitere» 108 M. für Ueberstunden. Vorschriftsmäßige Be werbungen um eine bestimmte der von 1 bi» v genannten Stelle», die sämtlich unter der Kollatur der obersten Schul behörde stehen, sind bi» zum 25. Dezember an den Köntgl. Bezirktschulinspektor Schulrot Schreyer in Annabrrg rinzu- reichen; — die vierte ständige Lehrerstelle in Zschorlau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. AnsangSgehalt, 150 M. WohnungSgeld und SO M für Fortbildung»schulunterricht. Die Einführung einer angemessenen Gehaltöftaffel ist in Aussicht genommen; 2) die vierte ständige Lehrerstelle in Breitenbrunn. Kollator: die oberste Schul behörde Einkommen neben freier Wohnung und einer der Dienstzeit entsprechenden AlterSzuloge: 1200 M. Bewerbungs gesucht nebst allen eisorderliären Unterlagen sind bi» zum 24. Dezember bei dem Königl BezirkSschulinspektor vr. Förster in Schwarzenberg einzureichen; — 1) die zweite ständige Lehrerstelle in Grünbach b Falkenstein. Kollator: da» König!. Ministerium de- Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: 1200 M. Gehalt, die gesetzliche Ver gütung für 2 Stunden Unterricht in der Fortbildungs schule und 6 Ueberstunden in der Volksschule, 100 M vorau»- gewähite AlterSzulage, 200 M. WohnungSgeld bez. von Ostern 1300 ab Amtswohnung im neuen Schulhaufe Gesuche mit allen ersorderlichen Beilagen sind bi» 27. Dezember beim Königl. BezirkSschulinspektor in Auerbach i B. einzureichen; 2) die fünfte Lehrerstelle zu Ellefeld. Kollator: da» Königl. Ministerium deS kultu» und öffentlichen Unterricht». Ein kommen: 1400 M bi» 2800 M. Gehalt gemäß OrtSflaffel. Gesuche nebst allen ersorderlichen Beilagen sind bi» zum 27. Dezember bei dem Königl. BezirkSschulinspektor in Auer bach i. B. einzureichen; — die dritte ständige Stelle an der katholischen Schule in Radeberg. Kollator: da» Apostolische Vikariat im Königreiche Sachsen. Einkommen: ter Ansang»- gehalt von 1400 M. steigt durch Zulagen nach je S Jahren, vom 25 L-benSjahre de» Lehrer» an gerechnet, bi» 2300 M; 120 M. WohnungSgeld für unverheiratete, 240 M. für ver heiratete Lehrer und 110 M für Erteilung de» Fortbildungs schulunterricht». Gesuche sind bis zum 20. Dezember an den Kollaior einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Der erste Tag der CtaMtratung. Eigentlich kann man von einer Beratung des ReichshauLhaltsplans bis jetzt nicht sprechen; denn die erste Sitzung, die sich mit diesem Gegenstände zu be schäftigen hatte, war durch Reden der Regierungs- Vertreter ausgefüllt und schloß in ungewöhnlicher Weise nach nur zweistündiger Dauer mit Vertagung. Letzterer Vorgang ist ein Zeichen von der großen Wichtigkeit, die von dem Reichstage selbst den Re gierungsdarlegungen beigemessen wird. Der Etat erschien zunächst als Nebensache. Wohl leitete der Staatssekretär des Reichsschatzamts die Etatsdcbalte in üblicher Weise mit einem vortrefflich ausgearbeiteten, natürlich von Ziffern strotzenden Finanz-Exposö ein. An dieses konnte sich aber die Debatte noch nicht anschließen, weil sofort nach Hrn. v. Thielmann der Reichskanzler das Wort ergriff, um eine Erklärung über die Tragweite der angekündigtcn Flottenvorlaqe abzugeben.^-Jn knappen Worten ver ¬ kündete Fürst Hohenlohe, daß — vorbehaltlich der Beschlußfassung des Bundesrates — eine Verdoppelung der Schlachtschiffe und der großen AuSlandSfchiffe unter gleichzeitiger Streichung de» ganzen Küsten- geschwavers in Aussicht genommen sei, daß die Zahl der jährlich fertigzustellenden Schiffsbauten der etats mäßigen Feststellung überlasten bleiben und die Kosten dafür au» Anleihemitteln bestritten werden sollen. Nachdem auf diese Weise eine Grundlage zu Dis kussion der Flottenvermehrung hergestellt worden ist, wird die Etatsdebatte sich vornehmlich mit diesem Gegenstände beschäftigen, und erst wenn die Flotten frage genügend behandelt sein wird, dürften andere, minder wichtige Themata angeschlagen werden. Von dem Ernst, mit dem die Regierung hinsichtlich der Flottenvermehrung vorgeht, zeugte die Rede deS Staatssekretärs deS Auswärtigen Grafen v. Bülow, dem die Begründung der Marineforderung oblag. Schon vor dem Eintritt in die Tagesordnung hatte der Hr. Staatssekretär das Wort ergriffen, um über das Samoa-Abkommen Rechenschaft zu geben und zugleich dem Reichstage nahezulegen, diese Angelegenheit nicht zu erörtein, bis die erforderlichen Vorlagen eingebracht sein würden. Nach der Erklärung des Reichskanzlers hielt Graf Bülow dann obengedachte, vom Haufe mit großer Spannung und regem Interesse aufgenommene Rede, in der er die Notwendigkeit einer Marine- verstärkung nachwies. Augenscheinlich war der Hr. Staatssekretär bei feinen Ausführungen bemüht, jeden Anlaß zur Beunruhigung deS Auslandes fernzuhalten. Er unterstrich das Wort besonders: Wir brauchen eine starke Flotte, um alle Angriffe abwehren zu können. Er erklärte, die deutsche Auslandspolitik sei weit entfernt, anderen nahezutreten, sie wahre nur die deutschen Interessen. Sie sei eine gesunde Real politik unter Berücksichtigung unsrer europäischen Stellung, die auf dem unerschütterten Dreibunde beruhe. In der That ist die deutsche Politik niemals eine Angriffs- oder gar Eroberungspolitik gewesen. Daß aber unser Vaterland zur Verteidigung ausreichend «rüstet sein muß, daß eS zur besseren Rüstung einer Vermehrung der Flotte bedarf, wird hoffentlich im Reichstage eingesehen werden. Auf der Linken machte sich am Schlüsse der Rede deS Grafen v. Bülow wiederholt starke Unruhe geltend. So als der Hr. Staatssekretär äußerte, wenn wir nicht eine leistungs fähige Flotte schüfen, die unsere überseeischen Inter- Hs«, unsern Handel, unsere Landsleute in fernen WkÄkeilen zu schützen im stände sei, würden die vitalsten Interessen des Landes gefährdet; ferner als er erklärte: „Ohne Macht, ohne starkes Heer, ohne Flotte keine Wohlfahrt, keine Durchsechtung des Kampfes umS Dasein"; und schließlich bei den Worten, im kommenden Jahrhundert werde das deutsche Volk entweder Hammer oder Amboß sein. Auf der Linken konnte man solche patriotische Mahnungen nicht ohne Widerspruch anhören. Welchen starken Eindruck die Ausführungen des Grafen v. Bülow, die späterhin noch der Staatssekretär des Reichsmarineamts durch eine Darlegung technischer Einzelheiten ergänzte, auf den Reichstag ausgeübt haben, ergab nicht nur die Physiognomie des Hauffs, sondern das bewies auch der Umstand, daß Hr. vr. Lieber sich bewogen fühlte, einen Vertagungs antrag einzubringen, damit die Fraktionen zu der neuen Lage Stellung nehmen könnten, sowie das Er suchen des Hrn. Bebel, der den Lieberscben Antrag unterstützte, den Wortlaut der Rede des Grafen v. Bülow noch am Abend des Sitzungstages den Ab geordneten zugänglich zu machen. Man sieht nun ge spannt der Fortsetzung der Etatsberatung entgegen. Daß Hr. vr. Lieber den Vertagungsantrag stellte, läßt darauf schließen, daß das Zentrum zu den Flottenforderungen noch keine Stellung genommen hat. Nach so eingehenden Erklärungen der Regier- ungsvrrtreter wird sich aber eine feste Stellung nahme kaum umgehen lassen. Die radikale Linke mtt den verschiedenen Anhängseln ist allerdings schon fertig mit ihrem Urteil ; das hat sie, von der Arbeit iu der Presse abgesehen, auch durch die Unruhe bei den Ausführungen des Grafen v. Bülow bewiesen. Der Krieg in Südafrika. Eine Pariser Meldung verzeichnet unter Reserve das Gerücht, daß in den Erörterungen der Diplomatie über den südafrikanischen Krieg die Möglichkeit eines Anerbietens guter Dienste zur Vermittelung zwischen England und Transvaal etwas mehr in den Vorder grund gerückt sei. Hierzu soll hauptsächlich die seitens des Londoner Kabinetts an die Mächte ergangene Be kanntgabe deS Kriegszustandes zwischen England und der Südafrikanischen Republik beigetragen haben, durch welche der rechtliche Boden für den erentuellen Versuch eine Verständigung gewonnen worden sei. Dem ist jedoch zunächst entgegenzuhalten, daß die englische Regierung die erwähnte Mitteilung nichf als einen Vorgang von jenen internationalen Konsequenzen zu betrachten scheint, die daran in der Presse verschiedener Länder geknüpft werden. Unter allen Umständen hält man aber nach einer Mitteilung des auswärtigen Amtes in London die ernste Erwägung einer solchen Vermittelung so lange für ausgeschlossen, als nicht den englischen Waffen ein größerer Erfolg beschicken ist. Vorläufig scheint aber dieser Erfolg der englischen Waffen, den man zum Anlaß einer friedlichen Beilegung nicht entbehren zu können glaubt, noch nicht eintreten zu wollen. Denn die Lage auf dem Kriegsschauplätze ist gegenwärtig eine solche, daß sich von neuem die Ent sendung englischer Truppen nötig macht. Der KriegS- minister soll telegraphische Befehle nach Canterbury gegeben haben, worin die sofortige Einschiffung sämt licher Verstärkungstruppen angeordnet wird, und die „Times" melden gleichsalls, daß nachChatam der Befehl er gangen sei zwei Flußkanonenboote für Südafrika so fort in Dienst zu stellen. Die Niederlage des Generals Gatacre bei Storm- berg hat den Engländern wieder einmal gezeigt, daß sie in den Buren einem an Taktik ihnen mindestens gewachsenen, wenn nicht sogar überlegenen Gegner gegenüberstehen, der ihnen noch mancherlei peinliche Ueberrafchungen bereiten dürfte. Er ist daher auch begreiflich, daß dieser jüngste Mißerfolg in London eine tiefe Bestürz ung hervorgerufen hat. Die „Times" bemerken hierzu: Es würde kindisch sein, die ernste Natur dieser Niederlage zu unterschätzen. ES ist die Wiederholung des Mißgeschicks, das unsere Waffen bei Nicholsonsnek befiel. Es ereignete sich im Herzen eines miß vergnügten Landes, und ihre politischen Folgen dürften deshalb nur zu ernst werden. Ihre unmittelbare Wirk ung auf die militärische Lage dürfte sich als unbequem, sogar Verlegenheiten bereitend erweisen. — Die „Daily Chronicle" dagegen schreiben diese Niederlage dem Umstande zu, daß Gatacre über die Stellung und die Stärke der Buren nicht unterrichtet gewesen sei. Er habe es auch unterlassen, Plänkler auszusenden, und hätte sich lediglich auf die Führer verlassen. Man fürchtet mit Recht, daß diese Schlappe die Erhebung der Holländer in der ganzen Kolonie ent fachen werde und somit eine G-sahr in sich birgt, deren Folgen noch gar nicht abzujehen sind. Jeden falls erscheinen die rückwärtigen Verbindungen der englischen Wcstkolonnc unter Lord Methuen aufs höchste bedroht, und von einer Offensive der Englänter gegen den Oranje-Freistaat dürfte jetzt vorläufig keine Rede mehr sein. wirkungsvollen Varrattonssaye, und wenn auch beim ersten Hören nur ein Teil derselben völlig erfaßt werden kann, so reißt doch der immer dramatischer sich gestaltende Aus druck der Tonsprache auch den unvorbereiteten Hörer mächtig mit sich fort. Die Wiedergabe de» schwierigen Werkes war in jeder Hinsicht eine erneute Bestätigung für den hohen künstlerischen Ruf, den das Petri-Quartett seit Jahren genießt. Nicht minder gilt die» sür die Vor führung des Brahmtschen OmoU-Quartetts, diese« packen den Tongemälde» eine« männlich ernsten, düsteren Ringens, und für die nochmalige Darbietung de« wohllauterfüllten Ls-äur Quartett« von Dittersdorf, in dem sich Hr. Konzert meister Petri durch eine entzückend tonschöne und musi kalisch feinsinnige Au»führung der Prim Partie ganz be sonder» auSzeichnete. U. S. Emil Richters Kunstsalon. Erste Wanderausstellung von künstlerischen, Photographien in Deutschland und Oesterreich. I. In dem neueröffneten Ausstellung»saale der Emil Richterschen Kunsthandlung auf der Prager Straße, dem ersten Oberlichtraum, der uns in Dresden für kleinere Ausstellungen zur Verfügung steht, dessen Errichtung schon deshalb von allen Kunstfreunden freudig begrüßt werden wird, fesselt un» neben den Oclgemälden und kunstgewerb lichen Erzeugnissen, auf die wir demnächst zu sprechen kommen werden, in erster Linie die erste Wanderausstellung von künstlerischen Photographien in Deutschland und Oesterreich, die von der Redaktion de« „Photographischen Zentralblatte«" in München veranstaltet worden ist und zuerst in München während de« letzten Sommer« in der Ausstellung der Münchener Secession zu sehen war. Ihr Erscheinen bei un» in Dresden verdcn'en wir den Be mühungen der unter dem Vorsitz de« Hrn Rentier« E Frohne im Jahre 1897 begründeten und rasch auf geblähten „DreSvmr GejelUchaj: zur Förverung der Amateur-Photographie". Diese Gesellschaft, über deren Z ele und Bestrebungen im Vorwort zu dem zur Ver teilung gelangenden Katalog das Nötige zu finden ist, bat sich mit der Uebersührung der Ausstellung nach Dresden ein entschiedenes Verdienst erworben. Denn ob wohl sie nicht besonders reich ist — sie umfaßt nur 65 Nummern — und obwohl mancher Name in ihr fehlt, der unter den Amateuren bereit« einen guten Klang hat, so ist sie doch so vorzüglich ausgesucht, daß man sich aus ihr vollständig unterrichten kann, wa« die Amateure gegen wärtig anstreben, und wie weit sie bisher ihre Ideale erreicht haben Sie wird daher die zunächst durch die im Königl Kapserstichkabinett veranstaltete Ausstellung auch bei uns in Dresden in den Vordergrund de« Interesse« gerückte Frage nach der Bedeutung der sogen künstlerischen Photographie auf« neue beleben und ohne Zweifel nicht nur in den Kreisen der Fachmänner und der Liebhaber viel Stoff zu anregenden Erörterungen darbieten, sondern auch die Kunstfreunde unserer Stadt nötigen, Stellung zu ihr »u nehmen. Wir erachten uns nicht für berufen, in den Streit, der sich über die Befähigung der Photographie, künstlerische Wirkungen zu erzielen, erhoben hat, durch die Abgabe unserer persönlichen Meinung einzugreifen, und begnügen un« damit, die verschiedenen Gesichtspunkte für die Er örterung anzudeuten. Während da« Publikum im all gemeinen de« guten Glaubens ist, daß die Photographie einen Zweig der Kunst bilde, und die Berufsphotographen schon von jeher den Anspruch erheben, mindesten« dem Kunstgewerbe zugezählt zu werden, wenn sie sich nicht gar zu den Künstlern rechnen, wollen diese in der Regel von einer Kollegenschaft mtt den Photographen nicht« wissen und schließen sie und ihre Erzeugnisse aus ihren Kreisen und Ausstellungen au«, wenn sie auch zugeben, daß die moderne Malerei unendlich viel von der Photographie gelernt hat, und kein Bedenken tragen, die verschiedenen Hilfsmittel, die die Photographie bietet, für ihre Schöpfungen zu verwerten Noch vor kurzem erst hat einer der be deutendsten Maler unserer Tage, der bekannte belgische Symbolist Fernand Khnopff, sich veranlaßt gesehen, den Stab über „die Kunst" der Photographie zu brechen Er fand, daß man in den Ausstellungen sogenannter Kunst photographien, wie diejenige in Richters Salon ist, nur unechte Kohle- und Rötelzeichnungen finde, stümperhafte Kompositionen oder vielmehr Zusammenstellungen von Figuren und landschaftlichen Gegenständen. Kunst und Photographie gingen zwei ganz verschiedene Wege, die in ihrer Natur begründet seien. Für die Photographie sei Realismu« das Losungswort, Idealismus sür die Kunst; Realismus mit seiner oberflächlichen Betrachtung deS that- fächlichen Leben«, Idealismus mit der persönlichen Inter pretation tiefster, verborgenster Gefühle. Wenn ein Photograph mit gutem Geschmack — Khnopff gesteht zu, daß es solche giebt — Künstler zu werden wünsche, müsse er eine der graphischen Künste erlernen und seine Photo graphie al« Schule für die Bewegungen, als Rohmaterial für seine Kunst ansehen Ganz anders lautete da« Urteil vieler tüchtiger Künstler, als sie unsere Wanderausstellung in München in den Räumen der dortigen Sezession erdlickren. Sie waren zum Teil geradezu von dem Dargebotenen be geistert und wollten vielfach gar nicht glauben, daß sie es mit auf photographischem Wege hergestellten Bildern zu thun hätten, da sie viel mehr den Eindruck hatten, daß hier Reproduktionen nach Gemälden vorlägen Ihre Be wunderung erstreckte sich allerdings in erster Linie auf diejenigen Arbeiten, für deren Herstellung der bei den Amateuren in kurzer Zeit so beliebt gewordene Gummi druck angewendet worden war, der die beliebige Ein wirkung auf die Zeichnung und Tonabstufungen durch Aufhellen und gänzliche« Entfernen der Farbe gestattet und dadurch dem persönlichen Geschmack einen beträcht lichen Spielraum gewährt, wodurch der Ei I
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