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Dresdner Journal : 01.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-01
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 01.12.1899
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vtjaAHrti»: Kür Dresden vierteljährlich: I Mari 40 Pf., bei den Sailer- üch dcolsche» Postanstaltri, vierteljährlich »Mark; außer halb des Deutfchen Reiche« Most- und Stempelzufchlaa. Einzelne Nummern. 10 Pf. vrschetnen: läglich mit Ausnahme der Honn- und Feiertage abend«. Fernspr.-Anschluß:Nr 12E5 Antünßtgung-gevühre«: Für den Raum einer gefpal- tenen Zeile kleiner Schrift SO Pf Unter „Emgefandt" die Zelle 50 Pi Bei Tabellen- und Zijsernfatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: SSnigliche Expedition de« Dre-dner Journal« DreSden, Zwingerstr. 20 Fernjpr -Anschluß: Nr. 1SS5. 279. Freitag, den i1.!Dezember abends. 1899- — —, - ' - -- — - -- —..... ' . — Bei wiederholten Ankündigungen für die Weihnachtszeit gewähren wir Handel- und Gewerbtreibenden NM" besondere Vergünstigungen. -MU Geschäftsstelle des Dresdner Journals. " — ———— Amtlicher Teil. Dresden, 24. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Pfarrern Georg Cölestin Pötzsch in Pausitz bei Riesa und Paul Friedrich Leo Schwerdfeger in Hormersdorf das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrecht-orden zu verleihen. Dresden, 25. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchschullehrer Kantor Karl Fliedrich Wilhelm Wolf in Rodersdorf das Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Untersteiger Müller bei dem fiskalischen Erzbergwerke Himmelsfürst das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Dresden, 29. November. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Bäcker gehilfen Arno Liske aus Oschatz für die von ihm am 29. Juli dsS. IS unter eigener Lebensgefahr be wirkte Errettung eines Mannes vom Tode des Er trinkens in der Mulde bei Döbeln die silberne Lebens rettungsmedaille mit der Befugnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Thiemer zu Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Ritterkreuz des Franz Joseph- Ordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Tabakfabrik Lean BouriS" zu Dresden, Nikolaus Hitzke, daS ihm von Sr. Majestät dem König von Griechenland verliehene silberne Ritterkreuz des Erlöserordens an- nehme und trage. Mit Genehmigung der Ministerien deS Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts wird vom I. Januar 1900 an die Landgemeinde Chrieschwitz einschließlich des selbständigen Gutebezirks daselbst mit der Stadt Plauen zu Einer politischen und Schulgemeinde vereinigt. Dresden, am 28. November 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Münckner. Srnennungeu, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche VeS MtntftertnmS des Innern. Bei dem Landgendarmerie - Korps Pensioniert: Sendarm Reinhardt in Glaubitz. — Angestellt: Vicefeld webe! Schubert als Gendarm in Brigade Leubnitz — Ver setzt: Gendarmc Eckert von Borna in Brigade Schönheide, Fröhlich von Brigade Schönheide nach Leubnitz-Neuvstra, Habermann von Leubnitz Neuostra nach Lorna und Wagner von Brigade Leubnitz nach Glaubitz. Im GeschäftsSeretche ves MtntftertnmS des Kultus »ad Sssentlicken Unterricht». Erledigt: die ständige Lehrrrstelle zu DehleS Sollator: da« König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht«. Einkommen: 1200 M vom Schuldienst, 100 M persönliche Zulage, even tuell nach einem Jahre weitere 100 M. Zulage, 7ü M. sür Unter richt in der Fortbildungsschule, 36 M. für Turnunterricht im Sommer, 120 M. für Heizung und Beleuchtung der Schul- stube und eventuell 72 M. sür weiblichen Handarbeitsunter richt an die Frau deS Lehrer«. Gesuche sind bis zum 16. Dezember an den König!. Bezirksschulinsprltor Schulrat Seltmann in Plauen i. V. «inzureichen. — Zu besetzen: die ständige Lehrerstellt an der Schule zu Bockwitz bei Lolditz Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen der Stelle außer freier Wohnung im Schulhause und Gartengenuß: 1300 M. Gehalt. 7S M. sür Fortbildungs- schulunterricht, 36 M. sür Turnunterricht und 75 M. Feuerung«- geld Besuche mit den erforderlichen Beilagen sind bi« 18 De zember an den König! BezirkSschuttnspektor vr. Hanns in Grimma zu richten; — Ostern ISOO zwei ständige Lehrerfirllen in Geringswalde. DaS Einkommen beträgt IbOO M. ein schließlich WohnungSgeld und steigt von zwei zu zwei Jahren ständigen Dienstes an der dasigen Schule um je 100 M. bis zum Höchstbetrage von 3000 M einschließlich Wohnungsgeld. BewerbungSgesuche mit Zeugnissen re sind bi« 5. Dezember an den Stadtgemeinderat daselbst zu richten. Nichtamtlicher Teil. Englands Kabelmonopol. Eine der wichtigsten Wahrnehmungen, die der im Süden Afrikas wütende Krieg zu Tage gefördert hat, bezieht sich für daS nichtenglische Europa auf den Umstand, daß fast alle Kabel der Welt sich in den Händen englischer Gesellschaften befinden. Von den 23 Kabelgesellschaften, die auf der Welt überhaupt bestehen, haben SO ihren Sitz in London, die drei anderen verteilen sich auf New-Aork, Paris und Kopenhagen. Neuerdings kommt noch das deutsch- amerikanische Kabel hinzu. Von der etwa 250000 km betragenden Kabellänge sämtlicher Kabelgesellschoften besitzt die „Tastern Telegraph Comp." 40800, die „Castern Extension Australia and China Telegraph Comp." 24100 und die „Anglo American Telegraph Comp." 19100 km. Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, über welches große Hilfsmittel sowohl im Kriege wie im Frieden England durch dieses thatsächliche Monopol verfügt, das ihm die anderen Kontinental mächte im wahren Sinne des Wortes tribut pflichtig macht. Daß England seine Uebermacht gegebenen Falles rücksichtslos ausnutzen werde, ist selbstverständlich. Insbesondere befindet sich Frank reich gegenüber England in dieser Richtung in einem Zustande völliger Abhängigkeit, denn nur mit Algier und Corsika ist die Republik durch eigene Untersee kabel verbunden. Schon für Senegal muß es sich englischer Kabel bedienen. Nach Cayenne und den Antillen kann allerdings über französische Kabel ge drahtet werden, aber diese laufen über New Jork und ihr freier Gebrauch hängt im Falle eines Krieges zwischen den beiden Staaten von der Frage ab, ob die Vereinigten Staaten von Amerika neutral bleiben oder nicht. Auch die letzte große französiiche Er- Lunst und Wissenschaft. Konzert. Hr. Alfred Rcisenauer halte in seinem -estrigen Klavierabend (Musenhaus) der klassischen Musik von Bach bis Schubert eine so ausgesprochene Berücksichtigung zu teil werden lassen, daß schon au» diesem Umstande zu erkennen war, wie sehr in dem Künstler der Virtuose von dem gediegenen Musiker über ragt wird. Nicht minder trat die« in den Vorträgen selbst hervor, in denen sich hervorragende geistige Intelli genz, feines musikalische« Empfinden und Stilgefühl, Temperament, Wärme und eine vorzüglich gebildete Technik in schönster und erfreulichster Weise vereinigten. Es war em Genuß und Gewinn für die Hörer, den Vorträgen des Konzertgebers zu folgen, der es verstand, durch eine Fülle musikalischer Streiflichter und durch die ausgeprägte Eigenart der Auffassung das Interesse und die Aufmerk samkeit deS Publikums bi« zum Schluffe de« zweistündigen Konzerte« zu fesseln. Die Kunstausübung ist somit für Hm Reisenauer im Goetheschen Sinne ein „ideale« Ge schäft", das für ihn auf tiefem, unerschütterlichem Ernst und auf nachhaltiger Begeisterungsfähigkeit für die Sache beruht Schöne Verschmelzung lebendiger Geisteskraft und zarter Empfindung mit technischer Vollkommenheit, freie Beherrschung der Rhythmik, der dynamischen Schattier ungen und de« Zeitmaße«, liebevolle« Versenken in de« Reister« weitentrückte Pyantaste und ein einheitliche« Zu- sammenfaffen de« gesamten Tonbilde« gaben dem Vortrage der Beethooenschen ^s-äur-Sonate op HO die rechte Leihe und Würde Meisterhaft war namentlich der Vor trag der Fuge mit ihrem immer mannigfaltiger sich ver schlingenden polyphonen Gewebe. Im Lapidarstil Bachscher Größe erklang dessen 0 - moll - Phantasie mit ihren aus der Höhe gleich Kaskaden herabstürzenden Triolen- siguren; mit großer physischer Kraft und impulsiver Leldenschafl des Ausdrucks wurde «Schuberts „^ur,ver«i- Phantasie" wiedergegeben. Mozarts herrliche O-moll- Phantasie, Haydns selten öffentlich gespieltes 0-äur> Presto (ursprünglich gleichfalls al« Phantasie bezeichnet), Händels erfrischend klare L-äur-Variationen und Scar latti-Tausigs reizvolle» Pastorale mit Capriccio fügten sich dem klassischen Nahmen nicht minder erfolgreich und genußbringend ein Drei Lieder ohne Worte von Mendelssohn, darunter das b'is-moll Gondellied und jdas entzückend klangschön gespielte „Spinnerlied", leiteten zu den Chopin- (Barcarolle, Nocturne in U-äur) und Li«zt- Vorträgen (Rhapsodie in L-6ur) über, Kompositionen, die zur Entfaltung giänzender Virtuosität reichlichste Gelegen heit boten. Daß der Name Rob. Schumann auf dem Programm feh'te, ist vielleicht der einzige Einwand, den man dem Verlauf de» Konzertes gegenüber erheben könnte, es sei denn, daß man die Tongebung in den Chopin Vorträgen teilweise zu ausgiebig gefunden hätte Al» besondere Eigenart de» Konzertgebers sei noch er wähnt, daß er seine Vorträge durch kurz« Improvi sationen, deren Motive au« den vorgeführten Kompo sitionen entnommen waren, in ebenso geschickter wie an sprechender Weise miteinander verband. Nicht minder charakteristisch ist e« für Hrn. Reisenauer, daß er, ein Schüler von LouiS Köhler und Franz LiSzt, seine musi kalische Laufbahn für mehrere Jahre unterbrach, um in Leipzig die Rechtswissenschaft zu studieren. In den letzten Jahren hat Hr Reisenauer in fast allen Ländern Euro pa«, namentlich aber in Rußland, mit außerordentlichem Erfolge konzertiert. U S. Francesco Paolo Michetti. Vielleicht besinnen sich unsere Leser darauf, daß wir zu Beginn diese« Jahre« in einem Berliner Kunstbrief auf die hochinteressante Ausstellung hingcwiesen haben, die damals in den Räumen der König! Akademie von Werbung, MadagaScar, ist nur durch eine englische Linie über Mozambique zu erreichen. Im Falle eines Krieges kann also Frankreich von seinen Ko lonien, mit Ausnahme von Algier, abgefchnitten werden, und diese- Bewußtsein muß von Frankreich um so mehr empfunden werden, als es zu der Legung eines Teile- dieser unter rnglifcher Ver waltung stehenden Kabel sehr bedeutende Summen beigetragen hat. Man hat sich in den letzten Wochen davon über zeugt, in welcher Weise englische Zensoren ihres Amtes walten. Wenn es auch den neutralen Staaten schließlich ziemlich gleichgiltig sein kann, wenn die Engländer ihre Siege übertreiben und ihre Verluste geringer angeben, da daS Thatsächliche bald zu tage kommt, so ist es nicht gleichgiltig, daß durch dieses eng lische Monopol auch der Handel und die Geschäfts- Verhältnisse der neutralen Staaten ungünstig berührt werden können. Da- ist denn auch schon jetzt der Fall, nachdem englischerseits bekannt gemacht worden ist, daß Chiffretelegramme oder solche in vereinbarten Worten nicht mehr befördert werden und die andere Drahtkorrefpondenz, für deren Beanstandung kein Grund vorliegen würde, nur auf Gefahr des Ab senders aufgegeben wird. England hat es also in der Macht, jeden beliebigen Staat von seinen über seeischen Besitzungen förmlich abzuschneiden. Was das bedeutet, wird ein jeder selbst abschätzen können. Der Krieg i« Südafrika. Es scheint, als ob diejenigen Recht behalten sollten, die behaupteten, Lord Methuen habe den Befehl erhalten, möglichst schnell einen wenn auch geringen Vorteil über die Buren zu erringen, um die aufgeregten Gemüter der Engländer etwas zu be sänftigen, da die Beruhigungsreden der englischen Staatsmänner nicht mehr den gewünschten Zweck zu erreichen vermöchten. Denn die erste amtliche Depesche, wonach die gesamte Burenstreitmacht „völlig" ge schlagen worden sei,, hat schon durch spätere Tele gramme eine erhebliche Einschränkung erfahren, und heute schweigt das Knegsamt völlig über den angeb lichen Sieg am Modderfluß entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit, über errungene Vorteile der englischen Waffen möglichst eingehend und schnell zu berichten. Auch die Meldungen aus Natal sind so spärlich, daß e- unmöglich ist, sich ein Bild von der augenblicklichen Lage zu machen. Die neuesten Depeschen lauten: London Amtlich wird bekanntgegeben, daß Genera! Lord Methuen verwundet ist. Die Verwundung Lord Methuen« sei eine leichte. Eine Kugel drang in den Schenkel ein. Außer vier getöteten Offizieren, worunter sich zwei Oberste und ein Hauptmann befinden, sind IS Offiziere verwundet. — Das KriegSamt veröffentlicht eine Depesche Baden- Powells vom 20. v. Mts: Alles wohl hier. Cronje zog ab und ließ die meisten Geschütze mit zwei Kommando- zurück, denen er befahl, uns bis zur Unterwerfung zu beschießen. Die Beschießung dauert mit geringem Erfolge fort. Ich rücke täg lich die vorgeschobenen Werke weiter hinaus. Die Gesundheit der Garnison ist gut. Keine Verluste. Ladysmith. General Buller meldet in einer De pesche au« Pietermaritzburg vom 29. November: Ein Telegraphenbeamter, dem eS gelungen ist, in der Nacht deS 25. November Ladysmith zu verlassen, ist in Weencn ange kommen, von wo er telegraphierte, daß die Buren bei ihrem Angriff am 9 November mit großen Verlusten zurück geschlagen worden seien. Tie Verluste der Engländer seien sehr gering gewesen, auf ihrer Seite seien nur acht Mann durch eine Bombe getötet worden. In den verschiedenen Ge fechten während ver Belagerung von Ladysmith seien im ganzen etwa 100 Engländer getötet oder verwundet worden. Seit dem 9. November hätte seitens der Buren kein ernsterer Angriff auf Ladysmith stattgesunden. Kapstadt. Das KriegSamt hat aus Kapstadt vom 29. November folgendes Telegramm erhalten: In Kimberley war bi« zum 23. November alles wohl. Die Bahn- und Telegraphen Verbindung nach Modder River rst wieder her gestellt General Satacre meldet vom 28. Novcmbrr, die Lage sei unverändert — Dem . Reuterschen Bureau" ist aus Kimberley via Klok- sontein folgende, vom 24. v. Mt«. datierte Meldung zu- gegangen: Die Buren haben heute zwei große Durchlässe in der Nähe der Schießstände aus der Eisenbahnlinie nach Spylsontein in die Lust gesprengt. Die Nähe der Ent- satzungStruppe ermutigt die Garnison und die Einwohner von Kimberley in hohem Maße Die Buren wurden heute nur in kleinen Abteilungen zu je etwa 50 Mann rund um Kimberley gesehen. Man glaubt, daß ihre Hauptmacht nach Spytsonteia gegangen ist, wo man heute schießen hörte. Wie von Koffern gemeldet wird, befinden sich bei OlisantSdan zwei große Burrn- lager mit 150 Wagen. Man nimmt an, daß dort die OpcrationsbasiS der Freiftaatburen an der Wcstgrenze ist Da» Befinden aller unserer Verwundeten ist gut. Heute ging ein gepanzerter Zug zur Rekognoszierung gegen Dronfirld vor; er wurde jedoch alsbald von einem Burengeschütz unter Feuer ge nommen und kehrie nach dem sünsten Schuß nach Kimberley zurück. Tagesgeschichte. Dresden, 1. Dezember. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern abend, begleitet von den Hofdamen Gräfin Reuttner v. Weyl und Frl. v. Nauendorff, dem Oberhofmeister Wirkl. Geh. Rat v. Malortie, Excellenz, und dem Flügel- adjutant Oberstleutnant Senfft v. Pilsach der Auf führung des Schauspiels „Dora" — Gastspiel der Frau Agnes Sorma — im Residenztheater bei. Heute vormittag kamen Se. Majestät der König nach dem Residenzfchlosfe, nahmen militärische Meld ungen entgegen und empfingen die Königl. Staats minister, die HofdepartementschefS und den Königl. Kabinett-sekretär zu Vorträgen. Dresden, 1. Dezember. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg empfing heute mittag Ä1 Uhr eine Deputation deS Königl. Sächsischen Militärvereins ehemal. 107 er Dresden und Um gegend, welche Sr. Königl. Hoheit den Dank de- Vereins für Uebernahme der Ehrenmitgliedschaft in demselben überbrachte. Se. Königl. Hoheit nahm dabei eine diesbezügliche Urkunde gnädigst entgegen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute abend in Begleitung des persönlichen Adjutanten Major v. Mangoldt das Stiftungsfest de- Königl. Sächsischen Militärvereins ehemaliger „107er" für Dresden und Umgegend im „Eldorado" durch Seinen Besuch auSzeichnen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser nahmen vor gestern während der Ueberfahrt von England nach Llissingen an Bord der Jacht „Hohenzollern" die Vor träge de« Staatrsekretär« StaatSminister» Grafen v Bülow und de« Chefs de« Marinekabinett» Vizeadmiral« Frhrn. v. Senden-Bibran entgegen. Die Ankunft der Majestäten und der Prinzen Söhne erfolgte gestern morgen 8 Uhr auf dem Bahnhof Wildpark. Gestern vormittag von 10 Uhr ab hörten Se. Majestät im Neuen PalaiS den Vortrag des Chef» de» Militärkabinett» General« v Hahnke. Um 1 Uhr empfingen der Kaiser den Chef des Zivil- kabinett« I)r. v. Lucanu» — In der gestrigen Sitzung de« Bundesrat« wurden der Antrag Hessens, betreffend die Zulassung von Rechtsanwälten beim Oberlandesgericht in Darmstadt, und die Vorlage, betreffend den Entwurf eines Gesetze« über die Konsulargerichtsbarkeit den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Dem AuSschußantrage zu dem Entwürfe einer Kaiser!. Verordnung, betreffend das Verfahren vor den auf Grund de« JnvalidenversicherungSgcsetzcS errichteten Schiedsgerichten, ferner den Ausschußberichten über die Vorlage, betreffend den Entwurf einer Verordnung wegen der Formen des Verfahrens und des Geschäftsganges deS Reichs-Versicherungsamt« in den Angelegenheiten der In validenversicherung, über die Vorlage, betreffend die Ver leihung von KorporationLrechten an die mit dem Sitze Bildern und «ruoeen ves ilaleemsche» Malers Francesco Paolo Michetti vorgeführt wurde. Wir sprachen damals die Hoffnung aus, daß wenigstens ein Teil davon in Dresden der öffentlichen Besichtigung zugänglich gemacht werden möge, haben uns aber in dieser Erwartung ge täuscht, da wenigstens bis zur Stunde von einer solchen Absicht nichts wieder bekannt geworden ist. Einigen Er satz für diesen im Interesse der Dresdner Kunstfreunde höchst bedauerlichen Ausfall bietet die Besichtigung der zahlreichen photographischen Reproduktionen von Arbeiten MichettiS, die die 11. und 12. Lieferung des 10. Jahr gang« der Kunst unserer Zeit (Franz Hanfstaengls Kunst verlag in München) schmücken. Man findet dort alle die seinerzeit in Berlin zu sehenden Hauptbilder de« Meisters wieder, z. B. daS „Reiterporträt deS König« Humbert von Italien", „DaS Gelübde", „Die entehrte Tochter des Jorio", und das in den Besitz Sr. Majestät deS Kaiser» übergegangene „Lorpus Domini" genannte „Fronleichnams fest zu Chieti" und ist aufs neue erstaunt über die Vor züglichkeit und den Reichtum von Studien MichettiS nach allen Richtungen der Malerei hin, die in stattlicher Anzahl in das Heft ausgenommen worden sind. Der Text zu den Abbildungen, die wiederum über alle« Lob erhaben sind, rührt von Wolfgang v. Oettingen, dem Sekretär der Berliner Akademie, her. Er stützt sich auf einen Aufsatz Ugo OjettiS im Februarheft der diesjährigen „Nuova älltoloxia" und bietet zum ersten Mal in deutscher Sprache eine eingehende biographische Schilderung von Michetti« Leben und Wirken. Wir entnehmen ihr die Angabe, daß Michetti als Sohn eine« armen Tagelöhner« im Jahre 1851 zu Tocco da Casauria bei Chieti geboren wurde, und daß er fakt ohne alle künstlerische Anleitung aus eigenem Antrieb nach Neapel kam und sich an einem Winterabend de« Jahre« 1868 in den Aktsaal de« Maler« Evuardo Dalbono einschlich, wo der unbekannte und un kultivierte Bauernjunge zum Erstaunen Dalbono« eine Zeichnung anfertigte, die weit biffer aut fiel, al« alle Arbenen ver eigentlichen Schüler des genannten Lehrers. Seit dieser Zeit nahm sich Dalbono MichettiS an. Er sorgte sür seine Aufnahme in die Akademie von Neapel, an der damals auch die durch den Spanier Mariano Fortuny beeinflußten Maler Filippo Palizzi und Domenico Morelli wirkten. E» konnte nicht fehlen, daß sich Michetti anfangs ganz in den Bahnen dieser Künstler bewegte, und daß er sich zunächst mit Arbeiten abgab, die nur auf das Ge fällige und leicht Verkäufliche abzielten Seine Stoffe wählte er fast ausschließlich au« dem Volksleben der Abruzzesen, deren eigentümliche Gebräuche er bald mit leiden schaftlichem Eifer für seine Landsleute darzustellcn begann. Die große Menschenkenntnis, die Michetti auSzeichnct, kam seiner früh entwickelten Virtuosität zu Hilfe und hob seine Leistungen weit über das übliche Maß der damaligen be liebten italienischen Genremalerei hinaus. Seinen ersten großen Erfolg erzielte er im Jahre 1877 mit dem „Oorpug Vomivi"-Bild, dessen unerhörtes koloristisches Raffinement freilich heutzutage nicht mehr die gleiche begeisternde Wirkung erzielt wie zur Zeit seiner Entstehung. Den wahren Charakter seiner Kunst und das Streben, die Abruzzesen in einem großen Stil zu schildern, erkennt man aber erst aus dem Eigentum der römischen National galerie gewordenen Bilde: „Da« Gelübde" („Jl roto"). Michetti stellte in ihm Wallfahrer dar, die eine geradezu martervolle Bußübung in der Gnadcnkirche von Casalbordino vollführen, indem sie angesichts einer andächtigen, dicht gedrängten Menge aus dem Bauche rutschend und mit der Zunge daS Kreuzeszeichen in den Staub machend zu einem Heiligenbild« herankriechcn, um mit einem letzten Kusse desselben ihre Pein zu enden So abstoßend der Gegen stand de« Bildes für unser Bewußtsein ist, so gewaltig ist seine Ausführung durch den Künstler, der hier zum ersten Male einen ernsthast dramatischen, psychologisch be deutenden und dazu außerordentlich national«n St« ff zu einem ergreifenden Choraktergemälde mit grandios«» Ctterge ausgefialtet hat. Michetti wohnte zur Zeit, al- diese« Ge.
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