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Dresdner Journal : 26.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190205267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-26
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1902
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MI Einem vielbemerkten Artikel der „Tribuns" war ferner zu entnehmen, daß auch über die Anwart schaft auf den Besitz der Cyrenaica, die von den Londoner „Time-" al» Borderland Wadai» für Frankreich in Anspruch ge kommen wurde, noch keine zweifelsfreie Uebereinkunft zwischen den Kabinetten von Rom und Paris erzielt worden zu sein scheint. In der tripoli- tanischen Frage hat selbst der sozialistische Abgeordnete Morgan au- einer Unterredung mit dem türkischen Gouverneur des vielumworbenen BilajetS die Einsicht gewonnen, daß die Pforte in Tripolis die Zukunft de- gesamten afrikanischen J-lam zu verteidigen entschlossen ist. Italien war gegen den Verdacht, in Nordafrika Abenteuer zu suchen, schon durch frühere Erklärungen seiner Staats männer gesichert. Die Aufschlüsse, die Hr. Prinetti der römischen Deputiertenkammer über diese und andere von der Presse Italien- und Frankreichs mit mehr Leidenschaft als Einsicht erörterten Fragen gegeben hat, gewähren nach vielfachen Entstellungen wieder einen klaren Einblick in friedliebende und bunde-treue Führung der italienischen Politik während der letzten sechs Monate. Der italienische Minister ist besonders in seinen Darlegungen über den Dreibund in keiner Weise von den Pfaden ab- gewichen, die letzthin Graf v. Goluchowski in seinen Delegationsreden zu Buda Pest als die für die Politik Oesterreich-Ungarns maßgebenden gekennzeichnet und auf die Graf v. Bülow wiederholt verwiesen hat. Es herrscht betreffs der Erneuerung der Tripelallianz zwischen den Kabinetten von Rom, Wien und Berlin vollste Uebereinstimmung. Der Bund ist und bleibt rein friedlichen Charakter-. Angeblich gegen Frank reich gerichtete Sonderprotokolle sind in dem Ver trage niemals vorhanden gewesen. Alle diese von Hrn. Prinetti gemachten Feststellungen bilden eine Ergänzung zu dem, wa- bereit- nach der Oster reise des Deutschen Kanzler- und nach dem letzten Expos« des österreichisch ungarischen Ministers de-Auswärtigen in Sachen de- Dreibundes bekannt geworden war. Sie bedeuten zugleich eine Abwehr der mancherlei Zweifel, die von gewissen feiten betreffs der Frage erhoben worden sind, ob Italien auch nach feinen das Mittel meer angehenden Abmachungen mit Frankreich noch Anlaß hätte, der Tripelallianz treu zu bleiben. Ebenso bündig bestätigt Hr. Prinetti die Absicht der drei Bertrag-mächte, den Dreibund vor der Erledig ung der Handelsvertragsangelegenheit zu erneuern, indem er zugleich hecoorheot, daß der in letzterer Beziehung geschehene Meinungsaustausch bisher nur grundsätzlicher Art gewesen sei. Daß die Erneuerung des Dreibundes nicht auf die lange Bank geschoben ist und nicht hinter die Regelung der handelspolitischen Beziehungen zurückgesetzt werden soll, ist vorher auch durch den Bericht des ungarischen DelegationsauS- schasseS sür auswärtige Angelegenheiten nochmals amtlich bekräftigt worden. Endlich hat der ungarische Ministerpräsident Koloman v. Szell in der Plenar sitzung der ungarischen Delegation vom letzten Sonn abend allerlei Angriffe auf die Dreibundspolitik zurück- gewiesen und ist hierbei rückhaltlos in den Reigen der Staatsmänner Bülow, Goluchowski und Prinetti getreten, so daß der Accord Berlin—Wien—Buda- Pest—Rom volltönig zu denen hinüberklingt, die ihn so gern aus der Welt haben möchten. Gleichzeitig mit den Buda-Pester Delegations- Verhandlungen haben die Minister der beiden Reich hälften erneute Unterredungen über die österrei chisch-ungarischen Au-gleich-fragen gepflogen, über deren Inhalt indessen nichts Bestimmtes be kannt wurde. Ministerpräsident l)r. v. Koerber hatte überdies im Wiener Abgeordnetenhaus einen harten Strauß mit den Alldeutschen zu bestehen, denen die Sache nicht rasch genug von statten zu gehen scheint Hr. v. Koerber hob nachdrücklich her vor, daß die ciSleithanische Regierung alles thun würde, um ihre unabweislichcn Bedürfnisse dnrch- zusetzen. So sehr dies natürlich auch da- Bestreben der Buda-Pester Regierung ist, und so scharf noch die Gegensätze aufeinanderstoßen mögen, so braucht man doch von der Zuversicht nicht zu lassen, daß eine im beiderseitigen Sinne erwünschte Entscheidung nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. In Ostasien haben die neuen Zugeständnisse Stellung am Himmel ist in den letzten Monaten für die Beobachtung allerdings nicht gerade günstig gewesen, denn der Planet ist nur in den Morgenstunden zu sehen und befindet sich dann etwa 20 Grad südlich vom Himmelsüquator. Im Lause der nächsten Monate aber steigt er wieder nach Norden auf und wird am 5. August zur Zeit seiner Opposition um volle 5 Grad nördlicher stehen al« im vorigen Jahre Dadurch erhalten die Astronomen wiederum Gelegenheit, die Oberfläche de« Jupiter mit ihren wunderbaren Zeichnungen einem ge naueren Studium zu unterwerfen Einer der besten Kenner de» Planeten, Prof Denning, weist in einer Ueberficht über seine letzten Forschungen bezüglich de« Jupiter auf die Erscheinungen dm, denen jetzt besondere Beachtung gewidmet werde» sollte. Eine Anschauung de- Jupiter ist stet« fesselnd für da« Auge wegen der großen Zahl und oft auffallenden Eigenart der Einzelheiten, die sich auf seiner Oberfläche entdecken lasten Sie bestehen au« Flecken und Streifen von verschiedener Farbe, Form und Größe, die auf den abwechselnd dunkleren und Hellen Zonen de« Planeten erscheinen E« ist eine ungemein mühsame, aber doch notwendige Arbeit für den Astronomen, die Bewegung der Planeten dauernd zu verfolgen, da sich nur auf diesem Wege «in gründlicher Anhalt für die auf dem Planeten vor sich gehenden Veränderungen ge winnen läßt. Eine einzigartige Stellung unter all diesen Zeichen nimmt der berühmte „rote Fleck" ein Seine Bewegung ist vor allem dazu benutzt worden, um die Umdrehung de« Planeten um seine Achse zu bestimmen, ähnlich wie man an der Bewegung der Sonnenflecken di« UmdrehungSzeit den Sonne erkannt hat Der rote Fleck d«« Jupiter ist zu jenem Zweck« besonder« geeig net, da er da« bedeutendste Merkmal auf der Obrr fläch« de« Himmel-körper« ist, d«nn seine Gröhe und Form scheint sich während der letzten 20 Jahre nicht wesent lich verändert zu haben Dennoch genügt auch er nicht ganz den Vorbedingungen, die für eine sichere Bestimm- ung der Umdrehungßzeit gemacht werden müssen, denn er hat noch immer eine eigene Bewegung, d h er rückt aus der Oberfläche de« Planeten selbst nach «ner be stimmten Richtung vor. Seine Bewegung hatte sich seit dem Jahre 1878 fortgesetzt verzögert, scheint aber seit tSOO wieder geschwinder zu werden Denning weist China» an England für dm Ausbau der Eisen bahnnetze- im nördlichen Petschili durch eng lische Gesellschaften bisher zu keiner Störung de» Konzerts der Mächte geführt. Weder aus London noch aus St Petersburg liegt über die Absichten der englischen oder der russischen Regierung eine beglaubigte Aeußerung vor. Daß von beiden Seiten die Presse den Mund ziemlich voll nimmt, hat wenig zu bedeuten. Auch kämpfen die Zeitungspolitiker mehr gegen China als untereinander. Für die Haltung Deutschlands fällt in- Gewicht, daß ein deutscher Baurecht für eine Strecke von Schantung bi» Tientsin nicht in Frage kommt, und daß im übrigen die früher erworbenen Rechte durch spätere Verhandlungen Chinas mit England unberührt bleiben. Rußland kann noch immer damit rechnen, daß England» südafrikamfche Schwierigkeiten ihm die Bekämpfung britischer Ver- kehrsinteressen in Nordchina erleichtern, wird sich aber' mit seinen Gegenzügen nicht mehr viel Zeit lassen dürfen. Denn namentlich dadurch, daß eine Anzahl namhafter Burenführer aus Vereeniging bekanntlich wieder in Pretoria eingetroffen ist, um mit Lord Kitchener abermals in Verbindung zu treten, ver stärkt sich die Voraussicht, daß der Unterhandlung über einen förmlichen FriedenSvertrag wesentliche Hindernisse nicht mehr im Wege stehen. Diese Er örterungen können noch einige Wochen beanspruchen, die Einstellung der Feindseligkeiten ist aber schon vor der letzten Unterschrift zu erwarten, und von diesem Augenblicke an wird die Entlastung Eng lands von denjenigen Folgen des südafrikanischen Krieges geschehen sein, die, wenn man den Aeußer- ungen des russischen Finanzministers Witte zu einem Vertreter des „Echo de Paris" Glauben schenken will, Rußland planmäßig herbeigesührt hätte, um Großbritannien zu schwächen, Frankreich Genug- thuung für Faschoda zu schaffen und der chinesischen Politik des Zweibundes die Bahn frei zu machen. Vielleicht giebt die Entwickelung der Dinge im Mekongthal in Siam noch Gelegenheit, eine Probe auf diese asiatische ZweibundSpolitik zu machen. Die französischen Blätter haben ohne Widerspruch Meldungen aus englischer Quelle übernommen, wo nach das französische Mekongufer und die LaoS- staaten sich in einem aufruhrähnlichen Zustande be finden. Die russische Presse ist, wie erinnerlich, mit Nachdruck für die Oberherrschaft Frankreichs über Siam eingetreten. Das Weitere bleibt ab zuwarten. Innerhalb der amerikanischen Welt hat die ab gelaufene Woche uns die feierliche Verkündung der Republik Cuba gebracht. Politisch macht er keinen großen Unterschied, ob die „Perle der Antillen" auch staatsrechtlich oder nur thatsächlich von der Union abhängig ist. Für die Handelsbeziehungen Europas zu der wirtschaftlich so wichtigen Insel aber hat, wie wir schon kürzlich hervorhoben, der Umstand, daß Cuba nicht amerikanisches Bundes gebiet ist, seine Bedeutung^ Gerade wir in Deutsch land werden übrigens gern anerkennen, daß Amerika sein Versprechen, Cuba frei zu machen, loyal ein gelöst hat. Unser politisches Vertrauen zu der amerikanischen Regierung haben wir erneut dadurch bekundet, daß wir der Union den Schutz unserer Interessen auf dem Isthmus von Panama überlassen — eine Maßnahme, die bekanntlich vor einigen Jahren Graf v. Bülow mit glücklichem Er folge fchon für die Philippinen durchgesetzt hat. Im bemerkenswerten Gegensätze zu dieser unbefangenen Haltung Deutschlands steht die argwöhnische Unruhe, die in der französischen Presse angesichts der groß artigen Entfaltung amerikanischer Hilfs- und Schutz bereitschaft für die durch vulkanische Ausbrüche be troffenen oder noch bedrohten Inseln und Bewohner des Antillenkreises laut geworden ist. Man besorgt, daß die Amerikaner auch diese Werke der Nächstenliebe als eine Anwendung der Monroö- Doktrin betreiben und politische Erwerbsansprüche damit verbinden. Je mehr man gewöhnt ist, bei Betrachtung der kleineren Orientstaaten ein Bild unruhiger Verhält nisse zu gewahren, desto lieber verweilt der Be obachter der dortigen Begebenheiten an einem Punkte der Stetigkeit. Und so ist eS denn auch im abend ¬ ländischen Europa nicht unbemerkt geblieben, daß Rumänien in diesen Tagen da» Fest de» 25jLhrigen Bestehens feiner Unabhängigkeit begehen konnte. König Carol durfte bei dieser Gelegenheit wohlverdiente Beweise der Huldigung und Dankbar keit seitens der Bevölkerung emgegennehmen. Da die Thätigkeit des Heeres die vor 25 Jahren ge fallene Entscheidung zu Gunsten de» Königreich» herbeigesührt hatte, so erhielt die gegenwärtige Feier in Bukarest einen vorwiegend militärischen Charakter. Doch auch abgesehen von der weiteren Ausbildung der Schlagfertigkeit der Armee, hat die innere Ent wickelung Rumäniens unter dem Scepter de» Königs Carol eine Reihe erfreulicher Fortschritte aufzu- weisen, so daß im allgemeinen ein Unterschied von den übrigen Balkanstaaten festzustellen ist, der durch aus zu Gunsten des rumänischen Königreichs aus- fällt. Bei den mancherlei Wirrnissen, die natürlich auch Rumänien, dem Charakter der Balkanhalbinsel entsprechend, nicht erspart blieben, erwie- sich König Carol stets al» das feste Element, von dem auS die Dinge sich immer wieder beruhigten — ES ist be zeichnend, daß wir in diesem Zusammenhänge gleich einer Krisis in einem anderen Balkanstaate zu ge denken haben. In Serbien ist eine Neubildung des Kabinett- Wujitsch erfolgt, nachdem man sich vergeblich bemüht hatte, ein Ministerium Paschitsch zu stände zu bringen. DaS jetzige Ministerium be steht zu gleichen Teilen auS Radikalen und Fort schrittlern. E« wurde bereits in der Skupfchtina heftig angegriffen, worauf Wujitsch die nicht eben dankbare Aufgabe zufiel, die Zusammensetzung de» Kabinetts als der Krone besonders genehm erscheinend zu rechtfertigen. Ein königlicher UkaS hat dann die Schließung der Skupfchtina verfügt. Völlige Klärung der Lage im Sinne der Krone scheint damit nicht erzielt worden zu sein. Tagesgeschichle. Dresden, 26. Mai. AuS Sibyllenort wird berichtet: Se. Majestät der König pürschten in den letzten Tagen wiederholt in den dortigen Jagdrevieren. Ihre Majestät die Königin besuchten am ver gangenen Freitag in Begleitung der Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl und des Generaladjutanten Generals der Infanterie v. Minckwitz, Excellenz, da- Armen haus in Dobrischau. Am gestrigen Sonntag vormittag wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin dem Gottesdienste in der Schloßkapelle zu Sibyllenort bez. der Kirche zu Langewiese bei. In den Nachmittagsstunden unternahmen Beide Königliche Majestäten mit den Damen und Herren Allerhöchstihrer Umgebung eine längere Wagen promenade. — Gestern früh ist der Flügeladjutant Oberst leutnant v. KoSpoth zur Ablösung der Flügel- adjutantcn Majors v. Watzdorf in Sibyllenort ein getroffen. Hoffräulein v. Abeken wird Sibyllenort heute verlasfen. An deren Stelle wird Hoffräulein v. Oppell den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin da selbst übernehmen. Gleichzeitig wird die Hofdame Frl. v. Nauendorff heute abend in Sibyllenort ein treffen. Dresden, 26 Mai. Bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg fand gestern, Sonntag, nach mittag um 2 Uhr in der Prinzl. Villa zu Hosterwitz Familientafel statt, an der Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Erzherzogin Margarete von ToScana teil nahmen. Dresden, 26. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August nahm an Seinem gestrigen 37. Geburtstage, an dem vor 25 Jahren Seine Einstellung in da- Heer beim 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr 100 erfolgte, die Ihm aus diesem Anlässe durch den Kommandeur Oberst v. Criegern unterbreiteten Glückwünsche des Regiments entgegen. Im Anschlusse daran erteilte Se. Königl. Hoheit dem Major und Adjutanten beim Generalkommando Bucher Audienz, der von Er Excellenz dem Kom mandierenden General, General der Infanterie Frhr». v. Hausen beauftragt war, Sr. Königl. Hoheit da» Ihm von Sr. Majestät dem Könige allenMdigli verliehene DienstautzeichnungSkreuz zu überreiche». Hur Entgegennahme von GeburtstagSglückwünsch« empfing Se. Königl Hoheit gestern mittag in Wach witz du Prinzlichen Hofstaaten sowie Abordnung« der Gemeinden Wachwitz und Loschwitz, ferner he»te im Taschenberg-Palai- eine Anzahl Herren vom Zivil und Militär, so die Herren Aerzte, die Offi ziere und Beamten Seines Divisionsstabe», die Herren Generale und Truppenkommandeure dn 1. Division Nr. 23, Abordnungen der Exportverei»» und des RegattavereinS u. a. m. Dresden, 26. Mai. Im Allerhöchsten Austrage hat sich am vergangenen Sonnabend der Königl. Hofmarschall Frhr. v. d. BuSsche - Streithorst zur Beisetzung Weiland Sr. Hoheit des Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg nach Schloß Serrahn begeben. DentschleS Berlin Au« de» Reichslanden liegen di« nach stehenden Meldungen vor: Vorgestern morgen 7 Uhr 20 Min. fuhren Le Majestät der Kaiser vom Bahnhofe in Metz nach Nooöant und von dort im bereitstehrnden Wagen nach Gorz«, stirgrn jenseit« diese» Ort«« zu Pferde und über nahmen da« Kommando über eine kombinierte Divifio». Nach der Di«position, die der nun folgenden Uebunz zu Grunde lag, war die Feste „Lothringen" bereit» früher gefallen, während die Feste „Kronprinz" erst vorgestern in der Frühe eingenommen worden war. Nunmehr sollte die Se. Majestät unterstellte Division in Stärk« von 9 Bataillonen Infanterie, 12 Feld geschützen, 8 schweren Haubitzen, 1 Kompagnie Pioniere und 1 E-kadron Dragoner gegen die Feste „Kaiserin" vorgehen und sie mit stürmender Hand nehmen Nach S Uhr begannen die beiderseitigen Patrouillen sich in den Gehölzen, die da- Mancethal einsäumen, zu be schießen. Nicht lange nachher eröffnete» die schwere, Feldhaubitzen, die auf den Höhen nöWich vom Boi» de Oznons ausgestellt waren, ihr Feuer auf di« Fest« „Kaiserin". Diese war «l« noch im Bau begriffen und nicht armiert angenommen, nur 2 Batarllone Infanterie 1 Kompagnie Pioniere sowie 4 Maschinengewehr« bildeten die Besatzung, die später noch durch 2 weitere »on Moulin« kommende Bataillone Infanterie und 2 Batterien Feldartillerie unterstützt wurde. Die Feld artillerie Se. Majestät de« Kaiser« fuhr gegen 11 Uhr vor Gravelotte auf und eröffnete ihrerseits da« Feuer auf die feindliche Stellung Der Monarch hatten di« Hauptmaste Seiner Truppen durch den Wald von Va«r geführt und umfaßte so di« f«indliche Aufstellung in der linken Flanke, während ein Teil im Mancethal bi« m der Höhe der Feste „Kaiserin" vorgegangen war und dann rechts umbiegend dm linke» Flü-el der Besatzung bedrohte. Nach 11 Uhr entwickelte sich ein immer h-stiger werdende« Feuergesecht zwischen den au« den Wäldern herauStretenden kl»- greifern und den Truppen der Besatzung der Feste, an dem auch die mittlerweile von Moulin« hnam gekommene Artillerie teilnahm. Gegen ^12 Uhr er schien di« feindliche Stellung dermaßen erschüttert, daß Se Majestät der Kaiser bei dem großen nummsäe» Uebergewicht Seiner Division zum Angriff vornehm konnten, der erst auf dem rechten und dann auf dem linken Flügel erfolgte und al« gelungen angenomm«« wurde. Kurz vor 12 Uhr war die Uebung beendet. Hierauf versammelten sich die Osfiziere um den Monarchen zu einer Besprechung, die fast ein« Stund« währte, während die Truppen auf dem kürzesten Wege nach ihren Quartieren zurückkehrten. Se Majestät der Kaiser unternahmen dann ein« Besichtigung der Feste „Kaiserin", deren Aussbhr- ung dem Architekten Heister-Metz übertragen ist Gegen 2 Uhr nachmittags kehrten S«. Majestät nach Metz zu rück und nahmen! beim Kommandeur der 34. Division, Prinz Heinrich XIX Reuß, da« Mittagessen ein, an dem außer dem Gefolge eine größere Anzahl höherer Persönlichkeiten teilnahm. Um 4 Uhr begaben Sich der Monarch nach dem Bahnhof und kehrten mit Eonder- zug nach Kürzel zurück. Der Kaiser! Statthalter Fürst zu Hohenlohe-Langenburg reiste bald daraus nach Straßburg zurück. Se. Majestät der Kaiser trafen vorgestern um H5 Uhr nachmittags von Metz in Kürzel ein und fuhren mit Gefolge im offenen Wagen sofort nach Schloß Urville. darauf hin, daß es ewe sehr bedeutende wiffenfchasUiche Errungenschaft sein würde, wenn e« gelänge, die Gr- fitze der Bewegung des roirn Fleck«, der schon rm Jahre 1831 »um ersten Male in dem großen südlichen Bande de« Jupiter entdeckt wurde, festzulegen In der nördlichen gemäßigten Zone sind jetzt zahl reiche dunkle Flecken von sehr schneller Beweg ung sichtbar, eine höchst sonderbare Thatsache, da vor 20 Jahren in derselben Zone Flecken wahr genommen wurden, die eine auffallend langsame Be wegung besaßen In der südlichen oder tropischen Zone des Planeten ist in den letzten Monaten ein großer dunkler Fleck aufgetaucht, dessen Bewegung an Ge schwindigkeit zugenommen hat, so daß der Fleck im nächsten Monat wahrscheinlich den roten Fleck überholen wird. Denning zieht au« den bisherigen Beobachtungen den Schluß, daß zweifellos große Veränderungen in der Atmosphäre de« Jupiter vor sich gehen, in deren ge nauer Erforschung ein Schlüssel für den Zustand de» Himmel»körp«r» zu erhalten sein werde. Litteratnr. * Sonnabend vormittag fand in Weimar im Saal« d«r „Erholung" di« 16 G«n«ralversammlung der Goethe-Gesellschaft statt Der Saal war dicht ge füllt, zahlreiche auswärtige Mitglieder hatten sich ein- g«funden Geh Rat vr Ruland eröffnete und leitete die Versammlung. Den Festoortrag hielt Hr Prof. Friedrich Paulsen von der Berliner UnivEsität über „Goethe« ethische Anschauungen" Seine au« tiefster und feinste, Kenntni« de« Goethrschrn Wesen« geschöpfte» Autsührungen fanden die gespannte Aufmerksamkeit und lebhaftesten, langanhaltenden Beifall. Theater. Au« Berlin schreibt man ua« vom 25 d Mt«.: Bald sind die Meisterspiele beendet: man wird ihnen kaum irgendwo eine Thräne nachweinen E« ist im ganzen so gekommen, wie jeder einigermaßen Theater, kundige von vornhrrein annahm. Di« eigentlichen Meisterspiele, d h die Aufführungen, bei denen Dar steller verschiedener Bühnen nrbeneinander wirken — ein Prinzip, von dem sich der Impresario Neumann so viel versprochen hatte ließen naturgemäß Einheitlich keit und Adrundurg vermißen Doß einige Darsteller — so letzthin Sonnenihal al« Lear und Tyrolt a!S Schalanter im „Vierten Erbot'' — Leistung«» un bestrittener Große schufen, rermcchte über die mangel hafte Ersomtsärbung richt hinwipzutäusebin Dagegen waren die Gesamtgaftspiele der Hofthiater von München, Dresden und — heute — Stuttgart stet« von starkem und wohlverdientem Erfolge begleitet. Die Aufführung von Shakespeare« „Bezähmter Wider- spenstigen", die heute im Schauspielhaus« stattfand, bot keine aufregend großartig« Einzelleistung, aber sie war einheitlich und flott einstudiert und gefiel sehr, trotzdem man sich recht wohl ein feiner abgetönte» Ensemble denken kann. * AuS Anlaß der am 31. d. Mt« erfolgenden Ent hüllung eine« LiSzt-Standbildes in Weimar wurde gestern im Musiksalon Bertrand Roth eine Li«zt- Feier abgehalten, die einen künstlerisch vollbefriedigenden Verlauf nahm Die Vortragsordnung wies selbst verständlich nur Kompositionen des Meister» auf, dessen Gedächtnis e« zu ehren galt, und konnte kaum glück licher zusammengestellt sein. Vor allem die beiden die Veranstaltung eröffnenden und beschließenden Werke waren von bester Wahl und ganz dazu angethan, vor Augen zu führen, daß ihr Autor wahlberechtigt war, seine Hand auch nach dem Lorbeer de« Komponisten anrzustrecken Sowohl die Rob Schumannsche Ü-moN- Sonate wie da» Lonosrdo patdötiqus find Ton- schöpfungen, die auch vor dem Auge dessen bestehen, der die Bedeutung de« Komponisten LiSzt mehr in dem Moment der Anregung zum freirn Schaffen, zum Bruch mit dem Formali«mu« u dergl al« in dem be sonderen Eigenwert seiner Werke zu sehen gewöhnt ist Beiden ist etwa» von jenem Zuge zum künstlerisch Ein heitlichen, zum vollen Sichdrcken von Form und In halt zu eigen, der sonst die Stärke des wie alle kompo nierenden Virtuosen den Effekt um seiner selbst willen suchenden Li«zt nicht au«macht und der ihm auch im Wege stand, um auf dem Boden der Lyrik Höchst wertige« zu schaffen Von Werken der lrtzterr», von Liedkompositionen, verzeichnete die Vortrag«ordnung, di« durch di« Behinderung von Frau Reuß-Belce ein« Aenderung hatte erfahren müssen, di« Gesänge: ,,E« muß ein Wunderbares sein", „Wer nie sein Brot", „Freud voll und leidvoll", „Oommvnt ckisaivnt-ils", „M>gnon" und „Wieder möchr' rch dir begegnen", m dcne», auch in den besten, die Wirkung durch Betone» Le« Aeußerlichen, Rhetorischen, d«S Stimmungs', nicht de» Empfindung-Moment« «strebt wird. Uederdie« kam noch zu Gehör eine auf dem gleichen Boden gediehene Elegie sür Violoncello und Klavier. Zur Wiedergabe dieser, wie oben gesagt, jedenfalls von bester Wahl zeugende» VortragSordnung vereinte sich ein Ensemble, da» rou vornherein «ine genußreiche Interpretation verbürgt«. So standen gleich für die Klaviervorträge in den Herre» B Roth und Eduard Reuß Künstler zur Verfüg»»», di« zu den Füßen dessen gesessen, dem in sein.» eignen Tönen gehuldigt wurde. Spielte der erstere die Sonate mit meisterlichem Können, so assistierte ihm der letzter« mit künstlerischer Bravour bei der Wiedergabe de« übrigens von ihm für Klavier und Orchester bearbeitet«» path«tisch«n Konzert« Für den vokalen Teil trat Fel. Ottermann al« eine gesangtechnisch vorzüglich be schlagen« Kraft mit feinfühligem Erfaß«« de« Wesen» und der Eigenart des Li«ztfchen Liederschaffen« «in. Hr. Johanne« Smith brachte da« Violoncello-Solo der Elegie sehr tonschön zu Gehör. O. S. * Frl. Anna Zieger, Lehrerin an der Dresdner Musikschule, versammelte ihre zahlreiche» Schülerinnen und Schüler am Sonnabend im Saale de« Musen« Hause« zu einem Vortrag«abe»d, der sich zu eine« ansprechenden Bilde für die musikvudaqogltche Thätig- keit der genannten Dame gestaltet«. Mitwirkende «» der Aufführung waren die Herren Ernst Rost (Violine) und Willy Kühling (Violoncell) * In Emil Richter» Kunstsalon, Prager Straß«, können die Werk« d«r Jungbelgier und der Königl. Gesellschaft der Aquarellisten nur noch bi« »um Donner», tag verbleiben E« findet dann »ine völlige Reumif- stellung statt, und zwar folgt ein« Koll«ktivau»st«llu»g von Werken de« Prof Paul Schad-Rossa (Graz), die der Künstler persönlich hier anord»en wird, und von Bruno Liljefor« (Stockholm). Beide Kollektionen find besonder« für di« Dre«d»er Autstellung zusammen- gestellt worden
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