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Dresdner Journal : 01.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190105014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-01
-
Monat
1901-05
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1901
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v«,»««Preis: Beim Bezüge durch die Geschäft»-,« t»»ertzat« Lr«de«» 2,30 M (rrnschl Zuliuguna), durch die Meß im Deutschen Reiche I M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Etuzelue Rummeru 1v Pf wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean» zprucht, so ist da- Postgeld beizusügen. Dresdner W Journal. Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine»: Werktag« nach« 5 Uhr >«tk»st««»«s«e»chtzre«: Die ZrUk kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Lnlündi- st u ng- Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsad 3 Pf Auffchlag für die Zeile. Unterm «e, vakNonSstrich (Eiuaesandt) die Textzelle mittler Schrift oder deren Raum KO Pf. Gebühren > Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für du nach» mittag« erscheinende M1V0. 1S01. Mittwoch, den 1. Mai nachmittags. Bestellungen auf da« Dre-dver JonrmU für die Monate Glsi I»«ni werden in Dresden in unserer SeschSstSstelle (Zwinger, straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Vrimer (F. Plötner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Albert Grunert (F. u. M. Geißlers Nachf ), Bautzner Straße 63, zum Preise von I ns. 70 PF. angenommen. Bei den Poftaastalte« im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 2 ss. In der näheren und weiteren Umgebung Dresden» gelangt das Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften deS oberen Elb« thales bis Schandau, in denjenigen des unteren ElbthaleS bis Mettzeu und in den an derTharaudter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen Geschäftsstelle Les Dresdner Zourvals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den RegierungSrath Graf Vitzthum v. Eckstädt bei der Kreishauptmannschaft Chemnitz zum Amtshauptmann in Annaberg zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Regierungsbaumeister bei der Staats- eisenbahnverwattung Winter in Werdau zum Bau- inspettor zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig, Geheimen Hof rath Professor vr. Nieper anläßlich seines Ueber- tritts in den Ruhestand das Komthurkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. DreSdeu, 29. April. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Mit- gliede der freiwilligen Feuerwehr zu Plauen i. V. Korbmacher Albert Frank daselbst für die am 31. Dezember 1900 gelegentlich eines Brandes unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Mädchens vom Tode des Erstickens die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann und Stadt- rath Uhlig in Radeberg die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehene Rothe Kreuz-Medaille 3. Klasse annehme und Plage. MekannLmachung, die Auszahlung der am 1. Juni 1901 fälligen Zinsen der Staatsschuld betr. Die am 1. Juni 1901 fälligen Zinsen der 3k Partialobligationen der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie von 1839/41 werden vom 15. dieses Monats an gegen Rückgabe der zahlbaren ZinSscheine ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der StaatS- schuldenkasse in Dresden und der Lotterie - Dar- lehnskusse in Leipzig, sowie bei den Bezirks steuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldis walde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzen berg, Flöha, Auerbach, Marienberg, Oelsnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau, Eibenstock, Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländlschen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Waldheim (WaldHeimer Bank), bei Herren Sarsert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Franken berg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und in Berlin bei der Dresdner Bank, bei der Diskontogesellschaft, bei der Deutschen Bank (und deren Filialen), bei der Nationalbank für Deutsch land und bei Herren Robert Warschauer u. Co. Dresden, den 1. Mai 1901. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. 4013 vr. Mehnert. Bei dem Schiedsgerichte für Arbeiterversicher ung zu Chemnitz sind vom 1. Mai dieses Jahres ab der RegierungSrath vr. Raschke zum Vor sitzenden und zum Stellvertreter derRegierungs- rath v. Seydewitz, beide bei der Kreishauptmann schaft Chemnitz, bestimmt worden. Dresden, am 1. Mai 1901. Ministerium des Innern. 40is v. Metzsch. Klopfleisch. Srueuuuageu, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. 3» Geschäftsbereiche deSMiniftertums de« Zunern. Angestellt: der Hilssrichter beim Amtsgerichte Dresden Assessor vr. Kuppert als BezirkSassefsor bei der Amtshaupt- mannschast OrlSnitz. — Versetzt: RegierungSrath vr. jur. Raschke bei der AmtShaupimannschaftPirna zur KreiShaupt- mannschast Chemnitz, der Hilssarbeiter im Ministerium deS Innern Assessor vr. jur. Grahl alsBczirkSaflesscr zurAmtS- hauptmannschast Pirna und der Anstalts-JnspeklionSassistent an der Landesanstalt HubertuSburg Assessor vr. jur. Bach al- HilsSarbeiter zum Ministerium deS Innern. (Weitere amtliche Bekanntmachungen im Ankündigungsteile.) Nichtamtlicher Teil. Die Flotteuliste der französische» Marine. I.. öl. 6. Eine kleine Broschüre über den Stand der französischen Flotte am 1. Januar 1901 ist so eben vom französischen Marineministerium veröffent- icht word'N. Obgleich nicht geheim, ist der Inhalt dieser Arbeit doch nur wenig bekannt, da sie nicht im Handel erscheint und nur den Parlaments mitgliedern zu informatorischen Zwecken überwiesen wud. Sie enthält zuverlässige Angaben über sämtliche Schiffsneubauten und den Flottenbestand und ermöglicht mit der gleichwertigen Zusammen stellung des vergangenen Jahre- zutreffende und er schöpfende Vergleiche über die seit dem 1. Januar 1900 gemachten Fortschritte. Am 1. Januar 1901 bestand die französische Flotte aus 358 Kriegsschiffen und zwar: 20 Linien schiffen, 14 gepanzerten Küstenwachtschiffen, 8 Panzer- Kanonenbooten, 6 Panzerkreuzern, 5 Kreuzern I., 14 II. und 13 III. Klasse, 1 Torpedokreuzer, 20 Torpedobootszerstörern, 10 Aviso-Torpedobooten, 32 Hochsee-Torpedobooten, 109 Torpedobooten I., 70 Ü. und 16 III. Klasse, 5 Torpedo-Vedettebooten, 9 Torpedotransportbooten und 6 Unterseebooten. Am 1. Januar 1900 zählte die französische Flotte 352 Schiffe, sodaß der zahlenmäßige Zuwachs sich innerhalb Jahresfrist auf nur 6 Fahrzeuge beläuft. Dafür haben, wie aus der Broschüre hervorgeht, im vergangenen Jahre zahlreiche Neu-Indienststellungen für außer Dienst gestellte und einige untergegangene Schiffe stattgefunden, sodaß, wenn auch nicht der Zahl, so doch der Güte nach ein, wenn auch nur kleiner, Fortschritt in der Entwickelung der Flotte gegen das Jahr 1899 zu erkennen ist. Ein näherer Vergleich der diesjährigen und vor jährigen Flottenliste zeigt zunächst, daß sich bei den Linienschiffen, den Panzenkanonenbooten, den Panzer kreuzern und den drei Klassen der Kreuzer nichts ge ändert hat und daß nur unter den gepanzerten Küstenwachtschiffen der „Onondaya" zur Schiffsreserve übergetreten ist Größere Veränderungen finden sich erst bei den Torpedobootszerstörern, deren Zahl durch die Indienststellung des „Fauconneau", „Espingole", „Pique", „Epee", „Aatagan" und deS den Chinesen abgenommenen „Taku" vermehrt wurde. Im Bestände der Hochseetorpedoboote, die bekanntlich an Stelle der früheren Geschwader-Torpedoboote getreten sind, hat sich^ur ein Wechsel vollzogen durch Einstellung deS „Mreucieux" und Verkauf des „LanSquenet". 8 Torpedoboote I. Klasse Nr. 215, 229, 24 l, 245 bis 247, 251, 252 sind erstmalig in Dienst gestellt worden, doch beträgt der Zuwachs dieses Schiffstyps insgesamt nur 6 Fahrzeuge, da der „Bouet-Willau- mez" untergegangen und Nr. 151 in die Schiffs reserve eingereiht werden ist. Während sich die Zahl der Torpedoboote der II. Klasse um 6, die der III. Klasse um 1 verringerte, die aus der Flotten liste gestrichen wurden, sind die bisher vorhandenen 3 Unterseeboote um 3 vermehrt worden. Der, wie ersichtlich am 1. Januar 1901 nur gering gewesene Zuwachs im Bestände der franzö sischen Flotte wird am gleichen Tage 1902 weit um fangreicher sein, da die Zahl der am zuerst genannten Datum im Bau oder auf der Probefahrt befindlichen Schiffe 72 betrug, während sie das Vorjahr nur 60 erreichte. Die 72 Fahrzeuge verteilen sich auf 2 nahezu vollendete Linienschiffe, 14 Panzerkreuzer, von denen 6 fast fertig sind, 1 ebenfalls fast fertigen Kreuzer I. Klasse, 11 Torpedobootzerstörer (davon 2 bei nahe fertig), 9 Hochseetorpedoboote, 25 Torpedoboote I. Klasse (2 fast fertig), 1 Torpedo-Vedettenboot und 8 Unterseeboote. (Anm. 12 weitere Unterseeboote wurden erst im März d IS. in Auftrag gegeben.) AuS der Liste der Schiffe zweiter Linie wurden 6 Schiffe gestrichen, und zwar 5 alte Holzpanzer schiffe und der in Japan verloren gegangene Transport dampfer „Karawane". DaS ist der wesentlichste Inhalt der eingangs erwähnten Veröffentlichung, die-ihrer gedrängten und zuverlässigen Uebersicht wegen nicht ohne Jutsr- esse sein dürste. Dentjchla»LS A»tze»hL»del 1901. A 0.. Die Außenhandelsdaten für 1900 waren außergewt.^H»ünstige, die für da- erste Vierteljahr 1901 lasser. vo> wünschen übrig Aber nicht bei Deutschland allMRlapi sich ein Rückgang bei der Güter übertragung im Verkehre mit dem Ausland« bemerken, auch andere bedeutende Handelsländer haben ihn aufzu weisen. ES betrug nämlich die Linsuhr die Ausfuhr Januar/März 1S01 1»V0 1SV1 1S0V Großbritanniens l»S,t 127,2 70,8 72,1 Mill.Pfd.St. Deutschlands 1337,7 1483,7 1123,8 1198,3 Mill M Englands Einfuhr hat hiernach um 4,9 Mill. Pfd Sterl, zu-, die Ausfuhr aber um 1,3 Mill Pfd. Sterl abgenommen Deutschlands Einfuhr ist hingegen um 126 Mill M , Deutschland« Ausfuhr um 72,7 Mill M zurückgegangen Der französische Handel während der ersten drei Monate des laufenden Jahre« weist in Einfuhr ein Weniger von 102^ Mill. Frc«, in Ausfuhr ein solche» von 12 Mill. Frc« gegenüber den Umsätzen des Vorjahre« auf. Was Deutschlands Einfuhr angeht, so finden sich Steigerungen nur bei den folgenden wichtigen Gruppen des Tarifs: Flach« und andere vegetab. Spinnstoffe (46,1 gegen 35,1 Mill. M), Häute und Felle (55,9 gegen 49,5 Mill M), Holz und andere Schaitzstoffe (60,5 gegen 49,5 Mill M), Oele und Fette (62,0 gegen 60,9 Mill M), Papier und Pappwaren (5,4 gegen 3,6 Mill. M), Kohlen (36,9 gegen 34 Mill M.) und Vieh (41,4 gegen 37 Mill M). E« sind demnach im wesentlichen landwirtschaftliche Artikel, die in Frage kommen, zumeist Nahrungsmittel, deren Bezug vom Auslände gestiegen ist Deutschland« Ausfuhr hat sich bei vielen Warenyruppen — ganz oder annähernd — auf der Vorjahr«höhe gehalten, z B bei den Bürstenbinder waren, beim Getreide, bei den GlaSwaren, bei den Haaren, Federn, Borsten, bei den Holzwaren, bei den Maschinen, Instrumenten, bei den Büchern, bei den Materialwaren. Um einige Millionen M ist der Export bei ven Häuten und Fellen, bei den Kurzwaren, beiden Thonwaren gestiegen; bei den Eisenwaren beträgt dz« Erhöhung fast 20 Mill M (133,l gegen 113 Mill M), aber die Textil-, die chemische, die Kautschuk-, die Leder-, die Kupfer-, die Papierindustrie haben Verluste zu be klagen, bei den Kohlen betrug der Exportausfall 5 Mill. M (68,1 gegen 73,1 Mill M.) gegenüber fast 3 Mill M. Mehreinfuhr. Bei den Eisenwaren hat sich der Absatz in folgende» Artikeln besonders gehoben: Januar/März 1901 1900 Lck und Winkeleifen ... 9,2 Mill. M, 7,0 Mill. M., Stabeisen 9,0 - - 3,8 , » Platten und Bleche, roh . . 10,1 - - s,3 - » Lisendraht, roh 3,0 - - 8,7 - - Eisenwarcn, abgeschliffen, ge ¬ firnißt, verzinkt »c . . . 13,3 - - 9,7 - - seine Schmiedecisenwaren . . 11,K - - 10,0 - - Besonder» erfreulich ist auch da» Ergebnis bei der Ausfuhr von Schiffen; für Januar-März 1901 weist die amtliche Statistik eine Summe von 3129 (1000 M ) nach, gegen nur 536000 M. im ersten Vierteljahre 1900 Darunter befanden sich für das laufende Jahr für fast 3 Mill M Dampfschiffe von Eisen und Stahl gegen nur für 80000 M im Januar-März 1900 Der Krieg in Südafrika. Unter den Schwierigkeiten, mit denen die eng lische Heeresverwaltung in Südafrika zu kämpfen hat, sind diejenigen deS TranSportdienstcS nicht zu Luust und Wissenschaft. Residenztheater. Die letzte Aufführung im Offen- bach-Cyklu«, die gestern stattfand und «ine Wiederholung von „Orpheus in der Unterwelt" brachte, geschah zu Gunsten de» Chorpersonals. Sie war paffend gewählt, denn der Chor hat in dieser Operette wesentlich bessere« geleistet, al» eö sonst der Fall gewesen ist. Am gestrigen Abend ging auch da» Gastspiel Frl. Marie Ottmann» zu Ende, und wenn man auf ihre Darbietungen in drei Offenbachschen Rollen zurücksieht, so kann man am Schluffe ihre» Auftretens nur den Wunsch aussprechen, die ausgezeichnete Sängerin recht bald an der nämlichen Stelle wiederzusehen Am gestrigen Abend nahm zugleich «in mehrjähriges Mitglied deSResidcnnhcaterSAbschiedvon Dresden, Frl Poldi Gersa. Sie hat der Bühne als Schauspielerin und Sängerin vielseitige und treffliche Dunste geleistet, mit Fleiß und Talent die verschieden artigen Aufgaben durchgeführt und sich musikalisch ge rade in letzter Zeit sehr vervollkommnet Sie hat ost allein die Jugend im Emsemble des Residenztheater« dargestcllt und immer die Gunst unsere» Publikum« be sessen Der Abschied mag ihr denn auch schwer ge worden sein, gleichwie letztere» sie wohl ungern gehen sieht. Krl Gersa wurde gestern mit Blumen und anderen Spenden der Anerkennung überschüttet und gab zuletzt ihrem dankbaren Gefühle und ihrer Abschiedrstimmung in einigen herzlichen Worten Au«druck P Die Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. III. Auguste Rodin. Während der Pariser Weltausstellung d«> vorigen Jahre« hatte man Gelegenheit, in einem außerhalb der Ausstellung an der Place de l'Älma errichteten PamUon einen umfassenden Ueberblick über die in den letzten Jahrzehnten entstandenen Werke Auguste Rodin», de» zur Zeit berühmtesten oder wenigstens am meisten ge nannten französischen Plastiker», zu gewinnen. Obwohl in Pari» und Frankreich eine äußerst rührige Rodin-Partei besteht und sich dort fest mehreren Jahren um seine Denkmäler, namentlich um da» des Dichter« Balzac, den Rodin in eine Art von Schlafrock gehüllt und mit dem Ausdruck trotzigen Hohnes über die Thorheiten der Menge auf den Lippen unter die Leute gestellt hat, ein heftiger Streit der Meinungen erhoben hat, der fast ebenso auSgeartet ist wie derjenige, der einst bei dem Auftreten Delacroix» und ManetS tobte, so blieb doch dieser Pavillon stets leer, da die meisten AuSstellung«- besucher ihn nicht bemerkt zu haben schienen Bei unS in Dresden ist die Aufstellung, die RodinS Werke er fahren haben, derartig, daß man sie nicht so leicht über sehen kann, und e» ist Pflicht der Kritik, für ihren Teil dafür zu sorgen, daß da« Publikum ihnen genügend Be- achtung schenkt. Denn wie man auch über den Künstler denken mag, ob man ihn bewundert oder ob man seine Prinzipien verwerfen muß, so viel steht von vornherein fest, daß wir es bei Rodin mit einer ganz außerordent lichen Erscheinung zu thun haben Davon haben wir un« schon durch die auf unserer ersten Internationalen von 1897 zu sehenden Schöpfungen von seiner Hand überzeugen können und werden in dieser Meinung durch das, was unS in diesem Jahre geboten wird, nur bestärkt. Da« Ungewöhnliche und seit Michelangelo» Wirken in der Geschichte der Skulptur bi« zu Rodin noch nicht wieder Dagewesene sind der Reichtum seiner Phantasie und die Energie, mit der er die Fülle seiner Gedanken, unbekümmert um den Widerspruch der Zcttgenoffen, in die Wirklichkeit zu übersetzen bemüht ist Mit einer Leidenschaftlichkeit, die ebensall« nur in derjenigen Michelangelos ein Settenstück findet, plagt sich Rodin ab, um die Regungen de» menschlichen Seelenleben», auch die für die Plastik ungeeigneten, darzustellrn. Die Stunden ruhiger Sammlung, in denen sich die bleibenden Eigenschaften eine» Charakter» dokumentieren, haben für ihn kein Interesse; wa» ihn anzieht, das sind die flüch tigen Momente der Erregung, da» Aufblitzen der Leiden schaft, die schrankenlose Hingabe der Persönlichkeit an einen sie vollständig beherrschenden Affekt. Deshalb spielt die Sinnlichkeit in seinen Werken eine so große Rolle, leider nicht bloß die gesunde, natürlich begehrende, sondern auch die bi« an die Grenzen der Perversität reichende Wollust. Selbst sein schönstes und dem all« gemeinen Verständnis am leichtesten zugängliches Werk, die Gruppe „deS Kusse«", die bedauerlicherweise nicht gezeigt wird, ist in dieser Hinsicht nicht ganz einwand frei Eine weitere Folge von Rodins Leidenschaftlichkeit, die den Eindruck macht, als könne der Künstler ähnlich wie Delacroix nur in der Aufregung, in einem bestän digen Fiebertraum schaffen, ist seine Neigung, das Charakteristische zu übertreiben und über dos von der Natur gebotene Vorbild hinauSzupehen Seine Statue „Johanne« de» Täufers" zum Beispiel, die wir in einem Gipsabguß nach der im Luxembourg «Museum ausbewahrten Originalbronze sehen, zeigt die Muskeln und Sehnen des abgemagerten Körpers in so abschreckender Weise, al« ob der Künstler bei der Komposition die üblen Folgen de« vegetariani- schen Leben« jedermann hält- möglichst deurlich vor Augen stellen wollen, und der „Bürger von Calais" von dem Denkmal der Uebergabe jener Stadt, deren Schlüssel er in den Händen hält, ist so niedergeschlagen, daß seine Glieder beinahe zu schlottern scheinen und sein vom Hunger entstellte« Gesicht un« wie ein leib haftige« Abbild de« Tode« vorkommt. Hand in Hand mit dirser Uebertreibung de« Charakteristischen geht bei Rodin die für einen Bildhauer besonders bedenkliche Vernachlässigung des Nebensächlichen. Ohne die mindeste Rücksicht darauf zu nehmen, daß die Plastik einen festen architektonischen Aufbau verlangt, und daß e» dafür Ge setze giebt, die auch der Größte nicht ungestraft verletzen darf, begnügt er sich am liebsten mit der bloßen Skizze und überläßt dem Beschauer die Arbeit, sich da« Fehlend« zu ergänzen. Am deutlichsten kommt diese« Verfahre« in dem „Denkmal Victor Hugo«" zum Vorschein E« ist wahr, die Büste Hugo«, die wir schon im Jahre 1897 hier zu sehen Gelegenheit hatten, ist ein Werk von sprühendem Leben und überzeugender Charakteristik Um so schlimmer steht e« um di« übrigen Teile de« Denk mal«. Allerding« ist e« nur in einem schlechten Gips abguß ausgestellt, bei dem nicht einmal die als Notbehelfe dienenden Stützen verborgen sind Da wir leider die Originalausführung in Pari» nicht kennen, muß da« Urteil vorsichtig abgegeben werden Jnde« läßt sich mindestens so viel behaupten, daß Rodin etwa» versucht hat, wa« mit den Mitteln der Plastik nicht a»«- zuführen ist Der Dichter, der, nebenbei bemerkt, nackt dargestellt ist, sitzt auf einem Felsen und lauscht der inneren Stimme, die ihn zum Schaffen anregt, indem er die eine Hand an da» Ohr legt, während er di« andere, den Arm weit auStzreckend, spreizt, al« «olle er auf diese Weise die Gedanken andeuten, die ihm durch die Seele gehen Diese heftige Geste wirkt zunächst ganz theatralisch und erscheint un« gesucht Der auf der Spitze de« Felsen« hockende und sich zu dem Dichter herabbeugende weibliche Geniu« aber ist so wenig durch- gearbeitet, daß man sich über seine Formen ebensowenig klar wird wie über diejenige weiblich« Figur, die hinter dem Rücken de» Dichter« angeklebt ist, und die offenbar da« Publikum, da« auf seine Werk« wartet, verkörpern soll Ueber di« Knie« d«« Dichter« aber ist eine Dra pierung von Falten gelegt, die niemand zu entwirren
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