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Dresdner Journal : 30.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-30
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1901
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Vezu-Spret»: Vtim Bezüge durch di« Geschäfte»«»« iu»«rh«k» Prttdeu» 2,so M (emschl Zutragung), durch die im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksendung der für die Echristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aesorderten Beiträge bean sprucht, io ist das Postgeld beizuftigen. Dresdner Journal. Herausgegeben von der Königs. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm k Uhr. Anltndtgungsgebühre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungS-Settr oder deren Raum SV Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- mittag- 12 Uhr für dre nach mittag- erscheinende Nummer ^278. Sonnabend, den 30. November nachmittaA 1801. Bestellungen auf dar TreSduer Journal für den Monat VSLSMKSN werden in DreSden-Altstadt in unserer Geschäftsstelle (ZwingerStraße 20), in Dresden - Neustadt in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plöt ner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Albert Gruuert (F. u. M. GeißlerS Nachf.), Bautzner Straße 63, zum Preise von SS angenommen. Bei den Poftaustalteu im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit I SI. In der näheren und weiteren Umgebung Dresden? gelangt das Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe- so in den Ortschaften des oberen Elb- thales bis Lchauda«, in denjenigen des unteren ElbthaleS bis Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AdholenS in» Einvernehmen setzen. Leschästssteile des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht zu genehmigen, daß der Staatsanwalt beim Landgerichte Leipzig vr Friedrich Ernst Dürbig zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden versetzt werde. Dresden, 26. November. Se. Majestät der König Haden Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer an der mittleren Mädchenbürgerschule in Zwickau Franz Ludwig Scheibe da» Berdienstkreuz zu ver leihen. Wer or önung, eine Neuwahl für den Reichstag im 10. Wahl kreise des Königreichs Sachsen betreffend. Nachdem der zeitherige Abgeordnete zum Reichs tag für den 10. Wahlkreis deS Königreiches Sachsen kürzlich verstorben ist, hat in diesem Wahlkreise eine Neuwahl stattzufinden. Hierzu wird der 28. Januar 1902 als Wahltag bestimmt und der AmtShauptmann vr. jur. Schm altz zu Döbeln als Wahlkommissar bestellt. Der bezeichnete Wahlkreis umfaßt wie bisher die zur Zeit deS Erlasses des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 zu den damaligen Gerichtsämtern Nossen, Roßwein, Waldheim, Geringswalde, Hartha, Leisnig und Döbeln gehörig gewesenen Städte und ländlichen Ortschaften. Die betheiligten Gemeindeobrigkeiten, und zwar für die Städte mit der Revidirten Städteordnung Lunst und Wissenschaft. Kouigl. Opernhaus. — Am 29 d Mt».: Konzert de« Universitäts-Gesangverein« zu St Pauli au« Leipzig unter Mitwirkung der König! Sächsischen musikalischen Kapelle D:e für die wohlthätigen Zwecke de« Albert verein« veranstaltete und durch den Besuch Ihrer Majestät der Königin sowie Ihrer Köaial. Hoheiten de« Prinzen Georg, und der Prinzessin Mathilde ausgezeichnete Aufführung nahm einen durch die faalfüllende Hörerschaft äußerst lebhaft begrüßten Verlauf, der in einer vom Dirigenten de« Verein», Hrn UnioersitätSmusikvirektor Heinrich Zöllner, gedichteten und komponierten „Ode an König Albert von Sachsen" für Barytonsolo, Chor und Orchester einen erhebende» Aulklang fand Da« für die Chorstimmen fast durch weg im Unisono geschriebene und beabsichtigte instru- mentale Anklänge an vaterländische Weisen und an R Wagner« Kaisermarsch enthaltende Werk zeichnet sich weniger durch unmittelbar packende Erfindung, al« durch geschickten Aufbau und durch die glänzend« Steigerung bei den Schlußworten: „Heil deinem Hause, Heil dir, o König" vorteilhaft au« Da« Solo sang in diesem Stücke wie in Zöllner« „Wunderglockenspiel" au« dem Musikdrama „Die versunkene Glocke" — einem vornehm empfundenen und wirkungsvollen Tonflück — Hr Opern sänger Han« Schütz au« Leipzig mit bestem Erfolg. Für Chor und Orchester gelangten ferner Franz Schubert« großartig aufgebaute „Allmacht" (in einer höchst vor teilhaften und pietätvollen Einrichtung durch den Dirigenten) sowie W de Harn-Platen« „Grab im Busento" zur Auffahrung, eine Komposition de« nieder ländischen Tonsrtzer«, die sich au« de« monotonen Rhythmen de» Einzang«satze« schließlich gleichfalls zu die Stadträthe, für die Städte mit der Städte ordnung für mittlere und kleine Städte die Bürger meister und für das platte Land die AmtShoupt- mannschaften, werden hierdurch angewiesen, unter Beachtung der Bestimmungen deS Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869, fowie de» oben erwähnten Wahlreglement», insbesondere der 88 6 und 7 deS letzteren ungesäumt, zugleich für die in ihren Bezirken befindlichen exemten Grundstücke die Ab grenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die genannten Behörden nach 8 8 deS Gesetzes und 8 1 des Reglements die Wählerlisten aufzustellen. Mit Auslegung dieser Listen ist spätestens de« 28. Dezember 1901 zu beginnen, auch vorher in Gemäßheit von 8 2 des Reglements die dort vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Ferner sind von denselben Behörden rechtzeitig nach 8 8 deS Reglements die Wahlvorsteher und deren Stellvertreter zu ernennen, sowie die Wahl lokale zu bestimmen, auch ist von ihnen sonst für gehörige Erledigung des Wahlgeschäftes zu sorgen. Die Vordrucke zu den Waklprotokollen und Gegenlisten werden den betheiligten Gemeinde behörden von hier aus bezw. durch die Amtshaupt mannschaften zugehen. Gegenwärtige Verordnung ist unverweilt in den im 10. Wahlkreis erscheinenden Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 28. November 1901. Ministerium des Innern. iiöS3 v. Metzsch. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« «eschikt-Sereiche »eS »tntfterlums Se» Kult»» «n» öffentliche« Unterricht«. Erledigt: die Schulstelle zu Burk. Koll.: die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung im Schulhause u. Gartengenuß 1200 M Grund gehalt, l«b M Hou f. FortbildungSschul- u. Turnunterricht, Wwie b. a w 440 M für 8 Urberstunden Bewerber, die der wendischen Sprache mächtig sind, «ollen ihr Gesuch unter Anschluß der ersordcrl. Unterlagen (darunter ein Amts- sührung-zeugn'S neuesten Datum«) bi- 14. Dez. beim Be- zirkSschulinspektor Schulrat Schütze, Bautzen, rinreichen. — Zu besetzen: spätestens Ostern di« erleb. 2. ständ Lehrer- stellr zu Magdeborn Koll.: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Jahr.-gehalt neben freier schöner Wohnung und Gartengenuß Außerdem erhält der anzustellende Lehrer 200 M persönl. Zulage, die jedoch unter Umständen bei der zu gewährenden nächsten Altettzulage in Anrechnung gebracht wird. Gejuckt unter Beifügung auch des musikal Zeugnisse» sind bis 2l Dez. beim BezirkSschulinspektor zu Leipzig II, Schulrat Zimmler einzureichen; — 1) die 2 ständ Lehrrr- stelle in Mitteldorf b. Stollberg i Erzy Koll : die oberste Schulbehörde. Außer fr. Wohnung m Gartengenuß 1200 M Grundgehalt, sowie 100 M. Pers Zulage; 2) die 3 ständ. Lehrerstelle in Klassenbach i. Erzg Koll: die oberste Schulbehörde. 13S0 M. AnfangSgehalt, zu dem die gesetzl. BlterSzulagen nach vollendetem 26, 30, 3b, 40, 4b u. SO Lebenrj. gewährt werden, und 1S0 M. WohnungSgeld. Be werbungsgesuche um beide Stellen sind nebst allen erfordert. Beilagen, von Hilfslehrern auch der MilitärdienstnachweiS, bis 21. Dez. beim Bezirktschulinfpektor Schulrat Richter, Chemnitz, einzurcichen. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Im Vordergründe aller Betrachtungen über die derzeitige Gestalt der internationalen Lage stand auch während der letzten Woche noch der durch den britischen Kolonialsekretär hervorgerufene und mit packendem Aufschwünge erhebt Unter den eapslls- Gesängen, die von dem konzertgebenden, zur Zeit an nähernd 200 Sänger zählenden akademischen Vereine ohne Ausnahme mit großem Wohlklang und tadel loser Intonation (R. Schumanns schwierige „Lotos blume!"), mit vornehmer Auffassung und her vorragender Intelligenz deS Ausdrucks (Naglers „Siehst du das Meer") sowie mit bemerkenswerter, hinsichtlich der Einsätze, des haarscharfen Zusammenklangs der Einzelstimmen (Soli) und der gleichzeitigen Aus sprache der Endkonsonanten jedoch noch steigerungtfähigcr Disziplin vorgetragen wurden, ragten an Wert und Wirkung Schumanns „Minnesänger" (eine prächtige Leistung im leicht dahineilenden Parlando de» me?.?» voos - Gesanges) und B. v. Perfalls schwungvoller Chor „Noch ist die blühende, goldene Zeit" besonders hervor. Beide Tonsätze mußten wiederholt werden. Durch gefällige Ausarbeitung in der Darbietung er freuten die Chöre von Rheinberger, Karl Zöllner und Orlando di Lasso (Echolied) In Joh Brahms' „Akademischer Festouverture", die von der König!. Kapelle unter der Leitung de» Hrn Generalmusikdirektor» v Schuch mit gewohnter Vorzüglichkeit zu Anfang des Kanzert» gespielt wurde, war das „Oaucksnwus igitur" der Sänger von hinreißendem Eindruck Mit französisch vorgetragenen (!) Kompositionen führte sich Frl Petrini vom Stadttheater in Leipzig nicht ohne Glück al« Koloratursängerin ein, doch schien eine leise Verschleierung der Stimm« aus eine Indisposition der Sängerin hin zudeuten Hr. Bertrand Roth, unser hochgeschätzter heimischer Pianist, ergänzte da» Programm durch den beifällig begrüßten Vortrag zweier Konzettetüden von Fran, Liszt auf einem Steinweg-Flügel der C A Klemmschen Niederlage — lieber den musikalischen Entwickelung«gang de» Unioersität»-Ver«in» zu St Pauli, der vor achtzig Jahren durch Gotthelf Traugott Wagner gegründet und vom Jahre 1813 an durch Hermann dem Namen Chamberlain geschichtlich verbundene deutsch-englische Zwischenfall. Ein Rückblick auf diese funkensprühende Reibung zwischen der nationalen Eigenart zweier großen Völker desselben germanischen Stamme», wie auf die Nebenwirkungen des im Keime erstickten Streites bringt alte Lehren abermals zur Geltung. Soweit lediglich Deutsch land und England in Frage kommen, hat sich von neuem gezeigt, daß diese Mächte, so bittere Dinge ihre Angehörigen sich sagen, so heftig die Geister aufeinanderplatzen mögen, es bis zu einem völligen Abbruch ihrer politischen Beziehungen nicht treiben dürfen, wenn sie sich nicht an beiderseitigen, ja auch an gemeinsamen wichtigen Interessen versündigen wollen. So ost sich die Vettern ins Weiße der Augen sehen, überwiegt die Besinnung, daß der „Ernstfall", mit dem die Vvlkserregung zu spielen liebt, zwischen ihnen ein Verbrechen und eine Thor- heit zugleich sein würde. Die englandfrindliche Strömung in Deutschland und die deutschfeindliche in England halten sich so ziemlich das Gleichgewicht. Noch vor der kritischen Stunde aber wird, wie dies mal, so auch hoffentlich in Zukunft, dieöseitS wie jenseits deS Kanals die Gegenbewegung einsetzen, die falsche Gleisstellung überwinden und den deutschen und den englischen Zug auf freier Bahn neben einander sortrollen lassen. Die sonderbaren Schwärmer, die sich auf das Schauspiel deS Zu sammenstoßes freuen, mögen noch recht oft in ihren Erwartungen betrogen werden. Auch diesmal hatte sich der schadenfrohe Dritte eingestellt, und wieder in der französischen Presse. Es ist unseren Nachbarn hinter den Vogesen unmög lich, angesichts der für die Revanchesehnsucht so ver heißungsvollen Bilder, wie sie ein deutsch-englischer Streit, auch wenn er nur in Reden und Zeitungs artikeln geführt wird, entrollt, ehrlich neutral zu bleiben. Sie müssen Partei n hmen, und ihr innerstes Empfinden, das sich in solchen Fällen auch mit poli tischen Berechnungen im Einklang glaubt, zwingt sie, dies gegen uns zu thun. Wer die Wiederbelebung einer falschen Grundstimmung in Frankreich, die die zarten Keime einer Solidarität des festländischen Europas zertritt und den Anbruch eines endgiltigen FriedenS- zustandeS unter seinen Kulturstaalen hinausschiebt, wer diese Rückwärtsentwickelung der alten Welt schon im Hinblick auf den gewaltigen BorwärtSdrang der neuen für einen Fehler hält, der hüte sich wohl, unseren jungen Einheitsstaat gegen England in eine Stellung zu drängen, die schroffer wäre als der englisch-russische oder der englisch französische Inter essengegensatz. Der Zweibund will sein Verhältnis zu Großbritannien durch den Burenkrieg nicht getrübt wissen. Zwischen London und St. Peters burg, wie zwischen London und Paris wirken mehr verbindende als trennende Einflüsse. Unter solchen Gesichtspunkten heißt e» Deutschlands internationale Stellung freiwillig verschlechtern, wenn wir eine be sondere deutsche Nationalfeindschaft gegen England mit unausbleiblichen politischen Begleitumständen auf der Bildfläche erscheinen lassen. ES kann dahingestellt bleiben, ob der gegenwärtige Vertreter Frankreichs am Hofe von St. James, Hr. Cambon, eine franko-englische Versöhnungs politik, die ihren Sinn lediglich durch eine gemein same Richtung gegen Deutschland erhält, geschickter als sein Vorgänger, der zu früh deutlich gewordene Baron de Courcel betreibt, oder ob in London wirk lich ein neuer russischer Botschafter erwartet wird, der den Anschauungen der britischen Russen freunde näher steht al» der Baron de Staal. Der Umstand, daß die Liebeswerbungen der „National Review" von der St Petersburger Presse ziemlich schroff zurückgewiesen worden sind, gestattet keines wegs einen Rückschluß auf die amtliche Stimmung der russischen Diplomatie, deren englische Verbind ungen noch immer ungestört sind und auch in Zu kunft, wenigster- soweit eS sich um die für Rußland ganz bedeutungslosen Wirkungen deS Burenkrieges auf die öffentliche Meinung handelt, ungestört bleiben werden. Tie allgemeine Lage bietet günstige Vor bedingungen für ein zeitweiliges Aneinanderrücken deS friedensbedürftigen, geltarmen Rußland und des ebenfalls frieden-bedürftigen, finanziell noch immer leistungsfähigen England, wobei die französische Republik den Mitläufer machen würde, wenn nicht schon tie Entwickelung seiner englischen AuSfuhr- interessen seinen überhaupt nichts weniger als englandfeindlichen Staatsmännern nahelegen würde, die Geschäftsfähigkeit Frankreichs für Abmachungen mit England zu erhalten, ja zu erweitern. Diese von unserer öffentlichen Meinung mißachteten Triebe einer Verständigungspolitik zwischen England und den Zweibunomächten in ihrem Wachstum zu ver folgen, ist die erste Aufgabe unferes neuen Bot- fchafters in London, nachdem Graf v. Hatzfeldt dahingeschieden ist, noch im Tode von dem König und der Regierung Großbritanniens fo hoch geehrt, wie eS kaum je von dem stolzen Jnselreiche dem An denken des Vertreters einer festländischen Macht widerfahren ist. Gewiß sind diese Kundgebungen, die persönlichen Befehle König Eduards für dar Trauergelrit, die Rede des Ministers deS Aeußern, Lord Landsdowne, in Darlington von der Absicht erfüllt, uns zu beweisen, daß Englands leitende Kreise im Verkehre mit uns andere Töne anzu schlagen, andere Formen zu beobachten wünschen, al» Hr. Chamberlain in Edinburg für gut befunden hat Aber gerade die» macht UN» die Zeugnisse einer würdigen, freundschaftlichen Sinnesart ick gegen wärtigen Zeitpunkte um fo wertvoller. Wir er kennen daraus, daß auch in England wie in Deutsch land die amtliche Politik durch ihre Vertreter dem feindseligen Zuge der Massen entgegenwirkt. Würden die beiden Völker, das deutsche und das englische, von ihren Regierungen der blinden Gewalt ihrer erregten Empfindungen überlassen, so kämen sie bald an den Punkt, wo ein Zusammenstoß nicht mehr vermeidbar wäre. DaS darf und wird nicht ge schehen ! Uebrigens kommt neuerding- ein Strom unfreund licher Gefühle auch auS anderer Richtung. In Galizien entrüstet man sich gegen Preußens Polenpolitik, und die Bewegung wird weithin durch Oesterreich auch von einem Teile der Wiener Presse ausgenommen. Die Behandlung des Wre- schener Falle- selbst kann der preußischen Regierung, die Zurückweisung galizischer Ausschreitungen der österreichischen Polizei überlassen werden. An dieser Stelle sei die Angelegenheit nur erwähnt, um fest- zustellen, mit welcher Leichtherzigkeit die österreichi schen Polen den Zwischenfall benutzt haben, um dem Dreibunde ihre Sympathien zu kündigen. Es ist für gewisse Elemente in Oesterreich-Ungarn, wie in Italien — bei uns findet sich kein entsprechendes Gegenstück — nachgerade zur zweiten Natur ge worden, bei allen Beschwerden, bei jeder kleinen Reibung, die das so mannigfaltig verflochtene Leben der Völker, wie deS einzelnen mit sich bringt, an die Auflösung deS Dreibundes als ein Allheil mittel zu denken. Selbstverständlich wird der Wert und die Notwendigkeit des Bündnisse- Langer, Hermann Kretschmar und den derzeitigen Diri genten zu stetig wachsender künstlerischer Leistungs fähigkeit und zu gesellschaftlicher Blüte geführt wurde, giebt ein bei Gelegenheit de« 70. Geburtstage« de« ver storbenen Prof. Langer in der HinrichSschen Buchhand lung zu Leipzig (im Jahre 1889) veröffentlichter LebenS- abriß de» Genannten ebenso willkommene wie interessante Abschlüsse U S. Rcfidenztheater. — Am 29 d. Mt» : „Dolly" Lustspiel in drei Akten von Henrik Christiernson, deutsch von Emil Iona« (Zum ersten Male) Reisende Künstler und Künstlerinnen pflegen nicht viel nach dem litterarischen Wert dramatischer Dichtungen zu fragen, wenn dies« eine, und sei es auch nur eine einzige gute Rolle enthalten — diejenige, die sie darin spielen Wir erinnern uns, daß Frl Groß vor zwei Jahren irgend ein abgestandene« Pinrrosche» Lust spiel mit nach Dresden brachte, da« man nur um der dankbaren Rolle willen für acht Tage in Kauf nahm, die sie in diesem Stücke darzustellrn hatte Aehnlich geht «S nun mit dem Christiernsonschen Lustspiele, mit dem un» die Direktion de» Residenztheater» au» Anlaß de» erfolgreichen Gastspiele» der Wiener Hofburg, schiuspielerin Elvira Clemen« beglückt Ein Gemisch von Gartenlaubenroman, Birch-Pfeifferscher Rührseligkeit und höchst rückständiger Lustspieltechnik, stellt sich da« Ganze als ein Plagiat an den verschiedensten deutschen Bühnenstücken dar, insbesondere an dem Wilbrandtschen Schauspiele „Die Maler". Wa« der Verfasser an Eigenem dazugegeben hat, ist kaum etwa» andere» al» ein geschicktes Lokalkolorit und di« Fähigkeit, Helle» Bühnenlicht über die geschilderten Vorgänge und Figuren zu werfen Die Fabel selbst wird höchst undramatisch und oberflächlich entwickelt, die Technik de» Verfasser« ist mangelhaft und sein Witz hausbacken, fast lediglich auf die Intelligenz der Schauspieler gestellt. Erfreulichere« al« von drr litteranschen Beschaffen heit dieses Lustspiel« läßt sich von der Ausführung sagen, die ihm in der gestrigen Vorstellung zu teil wurde Insbesondere überraschte die Gästin, Frl Clemens, die die Titelrolle spielte, durch eine frische, wohlabgerundete Leistung Zu dem Zauber der Anmut und de« jugendlichen Liebreize», den die Künstlerin au«- strömt, gesellte sich gestern ein sehr muntere», wohl- accentuiertes Spiel, da» scharfe, tr<ffende Lichter über die Gestalt der Dolly zu verbreiten wußte Ihre char mante Darstellung war e» in erster Linie, die der an sich gewiß nicht unterhaltenden Handlung einen Hauch warmen Lebens gab. E» ist zu bedauern, daß die an mutige Künstlerin schon heute ihr hiesige« Gastspiel be endet, da« mit einem vollen, auch von der Kritik willig anerkannten Erfolge schließt Neben Frl Clemen« war insbesondere Hr Karl Friese als alternder Edelmann mit Glück in dem Lustspiel de» nordischen Dichter» thätig; seine drollige, aber über die Linie vornehmen Maßhalten» nicht hmausgehende Darstellung de» Grafen Schütte erregte de» öfteren bei offener Scene Au-brüchr schallender Heiterkeit Die übrigen Rollen in dem Stücke treten mehr oder weniger zurück, doch darf an erkannt werden, daß alle mit ihnen beauftragten Dar steller und Darstellerinnen um ihre Auiführung sich ver dient machten Die Jnscenesetzung de« Werke« hatte Hr. Karl Witt besorgt Sie trug bi« auf die etwa« bunt zu sammengewürfelte Ausstattung in dem Künstleratelier da« Gepräge guten Geschmack« und geschickten Ar rangement« W Dg« Kunst-Versteigerung in Dresden. Die von der Ernst Arnoldschen Hoskuusthandlung für den 2 und 3 Dezember geplante öffentliche Ver steigerung von Gemälden kann insofern al« ein Er-
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