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Dresdner Journal : 29.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-29
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 29.11.1901
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Zweite Beilage zu 278 des Dresdner ZoUrNals. Freitag, 29. November 19VL, nachm. Dcutscher Reichstag. VS. Sitzung vom 28. November, 1 Uhr. Die heutige (SS) Sitzung des Reichstage- eröffnete Bras Battestrem um s^2 Uhr. Hau- und Tribünen waren im Gegensätze zu gestern sehr schwach besetzt, Am Tische de» Bundesrates war Staatssekretär vr. «ras v PosadowSky. Wehner erschienen. Zuerst wurde die Strandungsordnung in dritter Lesung ohne Erörterung angenommen Sodann wurde die zweite Beratung der Seemauns- ordnung sortgesetzt, und zwar bei 8 4, der von der Zu- sammenietzung der Seemannsamter handelt. Nach dem kom- missionSbeschlusse sollen diese aus dem Borsitzenden und zwei schiffahrtskundigen Beisitzern bestehen, nach einem Anträge CahcnSly soll einer der Schöffen den Kreisen der seebesahrenen Schiffsleute entnommen werden, wenn sich die Berhandlung gegen einen Schiffsmann richtet, nach dem sozialdemokratischen Antrag Albrecht soll ein Schösse unter allen Umständen ein seebesahrener Schiffsmann sein, außerdem sollen eine Vergütung, sowie Reisekosten gewährt werden. Abg Rettich (kons.) bemerkte, daß seine Freunde aus Gründen der Ausrechterhaltung der Disziplin gegen beide An träge stimmen werden Abg Cahensly (Z.) bestiilt, daß sein Antrag in seiner verbesserten Form noch der Disziplin gesährlich sein könne, und bat im Interesse einer unparteiischen Rechtspflege dringend um Ausnahme. Abg Raab (Antis.) war derselben Ansicht und erklärte eS auch sür kein Unglück, wenn einmal ein Untergebener gegen einen Vorgesetzten zu Gericht sitze. Sogar der Verein der Kapitäne und Osfiziere der Handelsmarine in Hamburg habe sich in dieser Richtung ausgesprochen. Der Grundsatz der Oeffentlichkeit müsse auch bei den ScemannSämtern durch geführt werden BundeSratSbevollmächtigter sür Bremen Senator vr. Pauli sühne aus, daß die verbündeten Regierungen nicht so starke Bedenken gegen die Hlbzuziehung eines SchiffSmanncs hätten, als vielmehr gegen die obligatorische Hinzuziehung. Auch geh. Oberregierungsrat 1>r Dungs sprach sich ent schieden gcgen beide Anträge aus, die einen ganz neuen Grundsatz in die Rechtspflege einsühren würden. Abg. Ur Herzseld (Soz) erachtete gerade die Kommissions beschlüsse sür eine Brücke zu einem reinen StandeSgerichte, denn ohne Zweisel würden dann die Seemannsämter nur mit Kapitänen bez mit Steuerleuten besetzt werden. Die Hinzu ziehung eines Schiffsmannes rechtfertige sich wegen der Ent scheidung zahlreicher Fragen über Arbeitszeit und Sonn tagsruhe. BundeSratSbevollmächtigter vr. Pauli wiederholte, daß die gesetzliche Notwendigkeit eines Schöffen aus Schisferkreisen nicht annehmbar sei uud deshalb auch nicht der veränderte Antrag CahenSly. Bon irgend einer Beeinflussung ans Reedereikreisen sei ihm durchaus nichts bekannt Es sei sehr bedauerlich, daß der Regierung von gewisser Seite immer per sönliche Beweggründe untergeschoben würben Abg Kirsch (Z.) wies einige vom Abg vr Herzseld gegen die Haltung beS Zentrums m der Kommission erhobenen Vorwürse zurück. In der ProxiS fei das Seemannsamt gar nicht eine so wichtige, entscheidende Instanz. Abg Metzger (Soz): Zu weichen Ungeheuerlichkeiten eS bei den jetzigen Zuständen kommen kann, dafür ver mag ich einige Beispiele anzuführen. In einem mir be kannten Falle machte ein Lchifssmann einen Kapitän auf etwas aufmerlfam; er erhielt sofort die Antwort: Halt'S Maul! Damit schien nun die Angelegenheit er ledigt; beim Schluffe der Reife wurde er aber plötzlich noch mit einer Geldstrafe wegen Gehorsamsverweigerung bedacht In einiin andern Falle wurde ein EchiffSmann wegen Gehorsamsverweigerung benrast, weil er rin Ventil geöffnet hatte. Die Strasen sind sür einen Seemann viel zu hoch; daS mindeste ist immer ein Lohnabzug von 20 M. von der Heuer. ES ist mir unverständlich, wie man hier die Oeffent lichkeit bekämpsen kann. Staatssekretärvr Grasv.PosadowSky-Wehner: Jchhabe niemals daran gezweiselt, daß es Kapüäne gtebt, die unbillige Forderungen an die Mannschaften stellen, und ich bin auch der Ansicht, daß nicht jeder Richter ein Salomo ist. Die Zahl der Bestrafungen, die im Jahre 1899 in Hamburg vor dem Seemannsamte vorgekommcn sind, beträgt in 161 Fällen 3 bis 5 M, in 287 Fällen 10 M. und darüber. Den Weg der Rechtsprechung durch StandeSgenosfen zu betreten, davor kann ich nur dringend warnen. Die Einführung einer solchen Rechtsprechung steht mit jeder modeinen Strafrechtspflege in unlösbarem Widerspruch. In bürgerlichen Stiaffachen ent scheidet stets auch nur ein Polizeimann ohne jeden Kollegen. Die verbündeten Regierungen haben deshalb den Standpunkt vertreten, daß dies auch für den seemännischen Beruf in Geltung bleiben müsse Wenn man einmal einen Fachmann heranziehen muß, so steht es doch srei, einen Sachverständigen zu hören. Die verbündeten Regierungen stehen dem erneuten Anträge Cabei S y ebenso ablehnend gegenüber wie dem ersten. Abg. vr. Herzfeld (Soz.): Die Ausführungen des Abg. Kirsch haben mich nicht überzeugen können, daß ich in meiner Beurt.ilung der Zentrumshaltung in diesen Fragen im Un rechte wäre. Die Kommissionsfassung, die daS Zentrum ver schuldet hat, ist unzulänglich Abg. Raab (Antis.): Ich empsehle nochmals, mindestens den Antrag Cahensly anzunehmen; die Disziplin wird dar unter nicht leiden. Nach einem Schlußworte des Berichterstatters der Kom mission Abg vr Semler (nallib.) wurde der 8 4 Absatz 2 in der Kommissiontsassung mit dem Amendement Cahensly unter Ablehnung des Antrags Albrecht und Gen. angenommen. 8 4 Absatz 3 bestimmt, daß ein Konsul, der Mitinhaber oder Agent der Reederei des Schiffe- ist, von der Wahr nehmung der Geschäfte des SccmannSamtcs in Bezug aus diese- Schiff ausgeschlossen ist, wenn von dem befchwerde- sührenden Schiffsosfizier oder der Mehrzahl der Beschwerde führenden Schiffsleute gegen feine Mitwirkung Widerspruch erhoben wird Ein sozialdemokratischer Antrag Albrccht und Gen. will den Schlußsatz von den Worten: wenn von dem Beschwerde führenden . . . gestrichen haben Statt dessen soll gesagt werden: In diesem Falle entscheidet der Schiffsrat, den der Kapitän unverzüglich auS den Schiffsosfizieren und einer gleichen Zahl von seebesahrcnen Schiffsleuten zu bilden hat. Abg Metzger (Soz.) begründete den sozialdemokratischen Antrag. Untcrstaatssckrelär Rothe: Jetzt kann ein SchiffSrat nur nach 8 480 des Handelsgesetzbuches in Fällen der Gefahr be rufen werden Aber irgend welche für den Kapitän bindende Beschlüsse kann auch dieser nicht fassen Man hat nun hier eine neue Einrichtung geschaffen, der sich auch der Kapitän unterwersen soll. Der sozialdemokratische Antrag will zu der Rechtsprechung sogar Personen heranziehen, die bei dem Fall unter allen Umständen interessiert sind, nur damit die Mög lichkeit ausgeschlossen werde, daß ein interessierter Kapitän milwirke Das halte ich sür unrichtig. Ich bitte, es daher bei dem KommissionSbeschlusse zu belassen. Abg Frese (srs Vgg): Ich habe schon früher den sozialdemokratischen Versuch bekämpft, einen SchiffSrat ein- zusühren, der auch sür die Kapitäne bindende Beschlüsse fassen kann Wie soll ein Kapitän einen solchen umständlichen Apparat in Fällen der höchsten Gesahr in Thätigkeit setzcn? Der sozialdemokratische Antrag versucht nun, einen derartigen SchiffSrat an dieser Stelle noch cinzurenkcn Was soll nun aber rin solcher SchiffSrat erst bedeuten, wenn die Ankläger zugleich Richter sein können? Wie soll bei dieser Rechtsprechung ent schieden werden, wenn der eine Teil sich für die eine Ansicht und der andere sür die andere entscheidet? Wie soll eS ge halten werden, wenn eine positive Entscheidung nicht getroffen wird? Ich bin der Meinung, daß ein derartiger Schiffsrat außerordentlich unheilvoll wirken würde. Ich glaube über haupt nicht, daß ein Kapitän, der doch immerhin ein ver nünftiger Mann sein soll, sich jemals mit einem seeuntüchtigen Schiffe in See begeben würde. Die Reedereien werden da» ebensowenig zulaffen, zumal sie die Schiffe gewöhnlich in Selbstversicherung haben (Beisall.) Abg Schwartz (Soz): Beschwerden, wie sie der Vor redner vermutet, werden überhaupt nicht geführt, weil nach dem bisherigen Gesetze solche Beschwerden au-sichtSlo- ge wesen wären Die Eiörterung schloß, der Antrag wurde abgelehnt, die KommissionSsasfung angenommen. Mit dem letzten Anträge Cahensly wurde der 8 4 im Ganzen angenommen. Ohne Besprechung wurden gutgeheißen die 88 6 bis 9. Die nächsten Paragraphen handeln von den SeefahrtS- büchern und der Musterung. Zu 8 lv, der bestimm», daß bei der Musterung der Kapitän oder ein Vertreter der Reederei zugegen sein soll, beantragten die Sozialdemokraten vr. Herzseld, Metzger und Schwartz, statt .Vertreter" zu setzen: ,ein zum Abschlusse von Heuerverträgen bevollmächtigter Vertreter" und zuzusagen, „gewerbsmäßige Stellcnvermittler dürsen als Vertreter nicht bestellt werden." Abg Schwartz (Soz ): Die Kapitäne der großen Schiffe solcher Reedereien wie der Hamburg-Amerika Linie sind zu Repräsentation-Personen geworden, sie haben nicht mehr die Zeit zur Anmusterung und überlassen die- Geschäft häufig gewöhnlichen Heuerbaasen, die leine Vollmacht haben und die Seeleute ausbeuten. Staatssekretär vr. Gras v PosadowSkh-Wehner: Wenn der Antrag angenommen werden sollte, so dars ich doch vor- auSsetzen, daß unter „gewerbsmäßigen" Stellenvermittlern die Vertreter der von den großen Reedereien organisierten Heuer bureaus nicht mitverstandcn sind. Abg Frese (sr Vgg): Dasselbe Bedenken wollte ich äußern; eine solche Bestimmung könnte sonst unter Umständen die Heuerbureaus des Norddeutschen Lloyd ebenso treffen wie die der organisierten Arbeiterschaft. Staatssekretär ve.Grasv.PosadowSkh-Wehner; Jchdars mich also der Aussassung versichert halten, daß die Vertreter von HeuerbureauS der Reedereien ebensowenig wie die der organisierten Arbeiterschaft getroffen werden follen. Abg. Schwartz-Lübeck (Soz): Im Namen meiner poli tischen Freunde kann ich erklären, daß wir die Vertreter von HeuerbureauS, wie sie der Norddeutsche Lloyd oder die Hamburg-Amerika-Linie eingeiichtet hat, nicht darunter ver standen wissen wollen, wir meinen nur die sogenannten Land- Haifische. Der Antrag wie der Paragraph wurden angenommen. Die 88 tt bis 24 wurden ohne Besprechung gutgeheißen. Der nächste (dritte) Abschnitt behandelt das Vertrags - Verhältnis. Die Sozialdemokraten beantragten, daß der dem Schiffsmanne bei der Anheuerung nach 8 25 aus- zustellcnde Ausweis außer vom Kapitän auch von einem „zur Anheuerung bevollmächtigten" Vertreter (der Kommissions- Vorschlag enthält die in Ansührungszeichen stehenden Worte nicht) unterschiieben sein soll, der auch eine Angabe über die Zeit des Dienstantritts enthalten soll (die Kommission verlangt nur, daß er enthält den Namen des Schiffes, die Angabe der Dienststellung, die Angabe der Reise oder Dauer deS Ver trage«, die Höhe der Heuer und Zeit und Ort der Dienst anmusterung). Abg Schwartz (Soz.) begründete den sozialdemokratischen Antrag Unterstaatsfekretär Rothe: Die KommiisionSsastung be deutet einen erheblichen Fortschritt; lassen Sie eS dabei be wenden und lehnen Sie den Antrag ab. Abg Frese (sreis Vgg ): Die Fassung der Kommission geht etwas zu weit Sie verlangen, daß der Kapitän oder sein Bevollmächtigter den Vertrag auSstellcn und unterschreiben muß. Wenn nun der Kapitän plötzlich krank wird, wie da- in abersecischen Ländern doch nicht selten ist? Vermehren Sie doch das Schreibwerk nicht un nötig! Gegenwärtig leiden die großen Reedereien schon recht sehr, bepacken Sie sie nicht in einem sort noch mit weiteren Lasten Sie (zu den Sozialdemokraten) bcrusen sich immer aus da- Ausland, wenn eS Ihnen paßt; wollen Sie denn auch daS Wohlverhaltungszeugnis mit übernehmen, daS die englischen HeuerbureauS sühren, um übelbelcumundete Mannschaften auSzuschlicßen? Abg. vr. Herzfeld (Soz.): Das Schreibwerk sühren Sie in- Feld, wenn auch die Reedereien sich verpflichten follen. Das ist aber nötig, denn der Seemann ist während der Fahrt gebunden Wir verlangen nur, was unter allen Umständen in die Musterungsrolle eingetragen werden muß Fedlt ein Ausweis, so kann eS dem Schiffsmanne leicht passieren, daß er als Deserteur angesehen wird. BundeSratSbevollmächtigter vr. Pault: Die Forderung, daß der Kapitän die Anheuerungsrolle unterschreiben soll, ist doch recht bedenklich Wird der Kapitän krank, übernimmt er notwendigerweise da« Kommando eines andern Schiffes, so könnte der Angehcuerte sagen, ich habe mich nur sür das Schiff mit dem Kapitän Schmidt verpflichtet, aber nicht für den Kapitän Meyer. Dergleichen Dingen, die zu Chilanen sühren könnten, muß vorgebeugt werden. Abg. Schwartz (Soz.): Der Einwand des Abg Frese schreckt unS nicht. Denn leider werden schwarze Listen gern von Unterehmern zur Unterdrückung der Arbeiter benutzt. Hier handelt es sich um Schutzbeftimmungen für die Mann schaften. Abg. Raab (Antif.): Der Antrag hat ja etwas Be stechendes; aber in manchen Fällen dürste bei der Anmuster ung der Mannschaften der Name deS Kapitäns sür daS Schiff noch gar nicht feststehen. Angaben über die Bezahlung der Ueberstunden sind nötig. Auch in noch mancher andern Be ziehung sind die englischen Seeleute besser gestellt. Ich kann also die Anträge der Sozialdemokraten mit Ausnahme der Forderung der notwendigen Unterschrift des Kapitäns unter stützen. Abg. vr. Stockmann (Rp ): Hier bei dem 8 25 erübrigt sich der sozialdemokratische Antrag; sein Gedanke ist durch die Beschlüsse zum 8 19 eigentlich schon vorweg genommen worden. Ich bitte, den Antrag abzulchnen. Die Erörterung schloß Der Antrag, daß ein Bevollmächtigter der Reederei bei der Anheuerung anwesend sein müsse, wurde angenommen, die übrigen Aniräge wurden abgelehnt. In dieser Fassung wurde 8 25 genehmigt Die 88 26 bi- 29 wurden ohne Erörterung erledigt, des gleichen nach unerheblicher Besprechung der 8 30 Nach 8 31 kann der EchiffSmann, der nach der An musterung ohne einen genügenden Entschuldigungsgrund sich dem Antritt oder der Fortsetzung deS Dienstes entzieht, aus Antrag deS Kapitäns vom SeemannSamt, oder, wo die- sehlt, von der OrtSpolizeibehörte zwangsweise zur Ersüllung feiner Pflicht angehalten werden. Die daraus erwachsenden Kosten hat der Schiffsmann zu ersetzen. Abg Vr Herzfelb (Soz) beantragte im Namen seiner Freunde, diesen 8 3t zu streichen, und begründete das Br- langen mit dem Hinweis, eS werde hier dem Reichstage zu- gemutet, eine Bestimmung einzusühren, die dem Geist und Sinne der bisherigen deutschen und preußischen Gesetzgebung widerspreche Abg Vargmann (fr. Vp): Auch ich habe große Be denken gegen die Fassung, in der dieser Paragraph in der Kommission angenommen worden ist. Ich werde daher gegen den Paragraphen stimmen. 8 3l wurde in der KommissionSsassung angenommen 8 32 bestimmt: „Der Schiffsmann ist verpflichtet, in An sehung de- SchiffSdirnfteS den Anordnungen deS Kapitän-, der SchiffSosfiziere und seiner sonstigen Dienstvorgesetzten un weigerlich Gehorsam zu leisten und zu jeder Zeit alle sür Schiff und Ladung ihm übertragenen Arbeiten zu verrichten." Abg Metzger (Soz) begründete einen sozialdemokratischen Antrag, nach dem hinter dem Worte „EchifftdirnsteS" cin- grschalten werden soll: „innerhalb deS TienftzweigeS, für den er angemustert ist". AlS zweiter Satz soll ausgenommen werden: „Zu Arbeiten in anderen Dienftzweigcn ist er nur bei Gefahr für Schiff, Ladung oder Menschenleben verpflichtet." 8 »2 Abs. 1 wurde in der Kommissiontsassung unter Ablehnung de- sozialdemokratischen Anträge- angenommen 8 32 Abs 3 handelt von dem Landurlaub; die Kom mission hat bestimmt, daß dieser in deutschen Häsen nicht ver weigert werden dürft. Ein sozialdemokratischer Antrag ver langt, daß der Urlaub überhaupt in allen Häsen gewährt werden müsse, wenn nicht dringende Gründe dagegen sprechen. Wird der Urlaub verweigert, so müssen die Gründe ins Schiffstagebuch eingetragen werden. Abg vr. Stockmann (Rp) befürwortete einen Antrag, nach dem der Urlaub nur nach Beendigung der Rückreise ge währt werden müsse Der 8 32 Absatz 3 wurde in der KommissionSsasfung mit dem Amendement Stockmann angenommen. Die wettere Beratung wurde auf Freilag 1 Uhr vertagt. Schluß s^6 Uhr. Örtliches. Dresden, 29. November. --- Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist der Bezirksasieffor v. Polen, bei der Amtshauptmannschast Bautzen vom 1. Dezember lausenden Jahres ab auf ein Jahr als kommissarischer Hilfsarbeiter »n das Reichsamt de» Innern kommandiert worden, und es wird dafür der juristische Hilfsarbeiter bei der Amtshauptmannschast Plauen Regierungsafsessor vr. Era» vom 1 Januar künftigen Jahres ab in gleicher Eigenschaft zur Amt»- hauptmannfchaft Bautzen versetzt, bei der Amts Haupt- Mannschaft Plauen aber von demselben Zeitpunkte ab der bei der Amtshauptmannschast DreSden-Altstadt als Accesfist beschäftigte Assessor vr. Grüllich als BezirkS- afsessor angestellt. * Ueber die gestrige öffentliche Sitzung der Stadtverordneten entnehmen wir dem Berichte des „Dr An, " folgende»: Hr Borsteher vr. Stöckel eröffnete abends 7 Uhr 25 Min. die Sitzung Aus der Registrande ist u a. folgende« hervorzuheben: 1. ein Schreiben der Herren Moritz HundiuS, Terscheckstr 7, und 22 Genoffen vom 23. November, in dem sie wegen Durchführung der Terscheckstraße von der Neubert- dis zur Fürstenstraße vorstellig werden. Das Schreiben wird an den Nat abgegeben mit der Bitte um Mitteil ung feiner Entschließung; 2. ein Rückschreiben deS Rates vom 18. November, worin er mitteilt, daß von ihm, nachdem da« Ortsgesetz zur Abteilung 8 des Gesamt- bebauungSplanes die oberbehördliche Genehmigung er langt habe, der diesseitigen Anregung vom 10. Oktober d. I« entsprechend beschlossen worden sei, die Pflaster ung der Lötznitzstraße bi« zum Frühjahre 1S02 zu ver schieben und inzwischen mit den Anliegern wegen Ab tretung de« zu ihrer bauplanmäßigen Verbreiterung erforderlichen Landes ins Vernehmen zu treten. DaS Kollegium nahm davon Kenntnis. — In die Tages ordnung eintretend beschloß das Kollegium, der Nats- Vorlage gemäß zur Herstellung des Abfangkanalü rechts der Elbe, und zwar der Teilstrecke Uferstraße—Wohn straße, den Betrag von 632000 M, für die Einricht ungen zur Spülung und Lüftung des Kanalnetzes in der inneren Altstadt, der Wilsdruffer-, Pirnaischen und Seevorstadt 80000 M, sowie sür die gleichen Einricht ungen im Kanalnetze der Johannstadt und der Vorstädte Striesen und Neugruna 73000 M, demnach zusammen 785000 M aus der Anleihe zu bewilligen, jedoch den Rat zu ersuchen, über die Ausführung der jetzt im Baue begriffenen bez. sür die nächste Zeit in Aus sicht stehenden großen Tiesbauten dergestalt zu dis ponieren, daß zur Darbietung fortdauernder Beschäftig ung an hiesige Arbeiter ein längerer Zeitraum für die Fertigstellung der genannten Bauobjekte in AuSsickt ge nommen werde, auch dem Kollegium über die hierzu zu treffenden Arbeitödispositionen baldthunlichst Mitteilung machen zu wollen Weiter bewilligte man zur Tiefer legung der Heimschleuse im Grundstücke Annenstraße 37 den Betrag von 2087 M. zu Lasten des Stamm vermögens sowie zur Ausstattung der XII Bürgerschule 34 520 M. zu Lasten de« nächstjährigen Haushaltplane« und richtete gleichzeitig an den Rat das Ersuchen, i» Anbetracht der augenblicklich ungünstigen wirtschaftlichen Lage die Arbeiten in möglichst kleinen Losen zu ver geben DaS Naturalisationsgesuch des stellvertretenden Vorstehers der katholisch-apostolischen Gemeinde zu Dresden Altstadt, Wilhelm Traugott Küffer aus Prag, sowie seiner Ehefrau und seiner fünf Kinder erklärte das Kollegium für unbedenklich Weiter bewilligte das Kollegium: einen Beitrag von 77SO M auf da« Jahr 1902 an den Allgemeinen Erziehungsverein zur Deckung de« allgemeinen VereinLaufwande« und zur Unterhaltung seiner acht Volkskindergärten, den Haushaltplan auf da» Jahr 1902, Anhang l, die Wasserwerke betreffend, eine Unterstützung von 1600 M. auf da» Jahr 1902 an den Verein „Asyl für obdachlose Männer, Dolksbäder für Männer und Frauen" zur Unterhaltung der drei Volksbäder in der Käuffer-, Langebrücker und Elisen- straße, eine Unterstützung von 2000 M. jährlich auf die Jahre 1902 bis 1904 an den Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehr«, eine Unterstützung von 6000 M. jährlich auf die Jahre 1902 bi« 1904 an den Verein gegen Armennot und Bettelei Schluß der öffentlichen Sitzung '^9 Uhr. Alsdann folgte eine geheime Sitzung. * Der Exportverein für das Königreich Sachsen, Dresden, Niedergraben 5, teiltim Anschlusse an den vor kurzem erlassenen Aufruf zu einer Samm lung für die auf den Bermudas-Inseln notleidenden kriegsgefangenen Buren mit, daß ihm in dankenswerter Weise vielseitig Gaben an Kleidungsstücken, Wäsche sowie auch in Barbeträgen zugegangen sind, teilweise in recht ansehnlichem Umfang und Wert, wie z B. seitens einer hiesigen angesehenen Zigarettenfabrik, die allein eine Kiste mit 70 vollständigen neuen Anzügen nebst Zigaretten und Rauchtabak zur Verfügung stellte. — Selbst weniger- bemittelte Frauen haben ihr Interesse an diesem Werke der Wohlthätigkeit durch Ablieferung eigens angefertigter Strümpfe rc. bethätigt, und es soll nun die erste Sendung noch Ende dieser Woche ihrer Bestimmung zugesührt werden. — Um einem mehrfach geäußerten Zweifel darüber zu begegnen, ob diese Gaben auch richtig in die Hände der kriegsgefangenen Buren gelangen werden, be merkt der Exportverein, daß die Hamburg-Amcrika-Linie die Kisten kostenfrei auf ihren Dampfern bis New-Mork mitzunehmen »ugesagt hat, während von dort aus wieder der Vertreter de» Exporlverein» auf Bermuda ein Ab kommen mit einer dortigen Dampferlinie getroffen hat, die die Sachen für dir Gefangenen zweifellos sicher in ihre Hände bringen wird. Da im Laufe der nächsten 14 Tage noch eine Nachsendung nötig wird, so können weitere Gaben noch Annahme finden * Im Postwertzeichen-Museum, Mokczinsky- straße 5, ist von Sonntag, den 1 Dezember bi» Sonn tag, den 8 Dezember d. I. eine überou» interessante und reichhaltige Epezialsommlung von Briesrnarken der Vereinigten Staaten von Nordamerika sowie von BurnoS- Ayre» «»»gestellt. Der Reinertrag soll den Zwecken de« Albertverein» zu gute kommen Die Besichtigungszeit ist für Sonntag« von 11 bi« 5 Uhr, Wochentag» von 10 bi« 5 Uhr festgesetzt * Der Bürgerverein für Neu- und Antonstadt hielt gestern unter Leitung seine« ersten Vorsitzenden, de» Hrn Stadtrat Leutemann, im großen Saale de» Ball hause« eine Vereinsversammlung ab. Nach Be willigung eines BerechnungSgeldeS von 350 M zu Weihnachtsunterfiützungen an würdige und bedürftige Bewohner der Neu- und Antonstadt und nach Erledig ung einiger geschäftlichen Angelegenheiten erhielt Hr Ober lehrer Schubert das Wort zu einem Vortrage. AuS seinen Erfahrungen al« langjähriger städtischer Armenpfleger und Obmann entrollte der Hr Vortragende „Bilder au« der Gemeinde der Armen Dresden«". In den Vor trag waren erhebende Weihnachtsgesänge eingeflochten. Der Hr. Redner erntete sür seine AuSsührungen den Dank der zahlreichen Zuhörer. Vermischtes. * Berlin Die „Voss Ztg." meldet von Helgo land hohen Wafferstand und starken Seegang infolge Sturme« aus Nordwesten mit Hagelböen Da« Schiff „Ocean" (Kapitän Matson) hatte in der Nord see schweres Unwetter zu bestehen Acht Mann der Besatzung wurden über Bord gespült, sechs wurden gerettet, zwei ertranken. * Bremen Die Rettung»station HiddenS- Oie der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger telegraphiert: Am 28. November wurden von dem hier gestrandeten Dampfer „Stephanie", Kapitän Domine, in Ballast von Rostock nach Stralsund bestimmt, acht Personen durch den Raketenapparat der Station gerettet. * Swinemünde. An der Stelle, an der der Kieler Dampfer „Emma" im Papenwaffer einen Unfall erlitten hatte, stießen gestern die Dampfer „Wol gast" und „Pommern" zusammen und sanken. Die Mannschaft wurde gerettet. Der Kapitän und der Maschinist des Dampfer« „Wolgast" ertranken. Madrid. Ter „Berl Lokal-Anz" berichtet von hier: Eine reiche Dame hinterließ den Armen bei nahe 500 000 Pesetas, die heute verteilt werden sollten. Ganze Scharen stürzten sich in da« betreffende Gebäude und zerbrachen Thüren und Treppengeländer. Bei dem furchtbaren Andrange erlitten viele Per sonen Verletzungen 60 Schutzleute hatten Mühe, den Platz mit der blanken Waffe zu säubern Jetzt soll di« Verteilung in praktischerer Weise vorgenommen werdrn Victoria (Britisch Columbia). Ein au« Honolulu hier eingetroffener australischer Dampfer berichtet, daß im dortigen Chinesenviertel zehn Pestfälle vorgekommen seien (Wiederholt) St. Loui«. Der Präsident der Wabash-, Et. Louis- und Pacific.Bahn teilt mit, daß nach den an ihn gelangten Berichten bei dem in der vorlitzten Nacht erfolgten Eisenbahnzusammenstoß nicht mehr al» 20 Personen getötet und 30 verwundet worden sind Statistik und Volkswirtschaft. * Wie auS dem Ankündigungsteile unseres heutigen Blattes ersichtlich ist, werden die Dezember-ZinSscheine der Psandbriese der Landständischen Bank (Lausitzer Psandbriese) bereüS vom 16 Dezember ab bei deren Filiale hier, Schulgasse I, ohne Abzug eing'lvst, auch wi'd daselbst der Umtausch der ZinSleisten in neue Zinsfcheinbogen und der alten 3'^ yyigen Lausitzer Psandbriese Serie III I-it. H, O,? in völlig gleichwertige der Serie II lät. ö, 0 mit neuen ZinSbogen vermittelt. * St. Petersburg. Der Kongreß der südrussischen Montanindustriellen in Charkow beriet über die ihm vom Finanzministerium vo,gelegte Frage, wie eS zu er klären sei, daß man von einer schwierigen Lage sprechen könne gegenüber einer so bedeutenden Einsuhr von Produkten, die von der russischen Industrie gelftsert werden könnten, und sprach sich über die Einsuhr ausländischer Fabrikate dahin auS, daß alle vom Auslande impoitiertcn Fabrikate der metallurgischen Industrie in Rußland selbst angesertigt werden könnten. Nach Ansicht deS KongrcsseS ist die Einsuhr ausländischer Fabrikate insbesondere durch die Gewohnheit der russischen Konsumenten, den ausländischen Fabrikaten den Vorzug einzuräumen, durch die hohe Eutwickelung der Industrie Westeuropas und durch die staatlichen Bestellungen des Kriegs- und de- Marineministeriums im Ausland« zu erklären * Johannesburg. Bei der Besetzung von Pretoria durch die Engländer waren in der dortigen Münze 23 000 Psd. Sterl, in Gold aufgesunden worden, die die Burenregierung von den Minen requiriert hatte. Diese- Gold wird jetzt den Eigentümern wieder zugeftellt. — Die Behörden gaben bekannt, daß der Dynamitprei- vom 1. Oktober ab um 1 Psd. Sterl, sür die Kiste herabgesetzt worden sei und daher den Minen sür ihren Tynamitverbrauch bis heute 90< 0 Psd Sterl, zurückvergütet werden. London, 29. November. (Tel.) Die „Times" berichten aus Pretoria unter dem 27. d Mts : In einer heute abge haltenen Sitzung des ExekuiivrateS wurde die Ein setzung ciner Kommission beschlossen, die da» Gesetz, betreffend die Goldgruben, einer eingehenden Prüfung untelwersen sowie Zusätze und Abänderungen in Vorschlag biingen soll. 88 Delikatrßwarenbericht (nach Mitteilungen der Königl. Sächs. Hoslieseranten Lehmann u. Leichsenring, Prager Straße 15). Für das nahe WeihnachtSsest werden gegenwärtig die Vorräte in allen möglichen Delikatesten in reichster Weise vervollständigt. Bon bevorzugten, seltener gebotenen lukullischen Genüssen sind wohl in erster Linie zu Suppen indische Vogelnester sowie getrocknete« und konser vierte« Schildkrötenfleisch, zum kor« ck'oourre, vorzüglich schöner, grauer, ungesalzener Kaiser-Malostol von srischem Korn, wie solcher am russischen Hose serviert wird, zu nennen. Weiler werden außer srischen Hummern und Langusten täg lich eintrcffende, besonder» schöne holländische Austern und Whitstabler Native», ausgesucht schöne Prager und west- psälische Schinken, von besseren Geflügelsorten aber fett«, französische Poularden, vorzügliche Prager HasermastgSnse, junge steyrische Enten und Poulet», zarte Hamburger Kücken, junge Tauben, Fasanen, Schnepfen, Haselhühner, KramwetS- vögel, Perlhühner rc. geboten. Von frischen Gemüsen sind außer Perigordtrüffeln, sür die gegenwärtig die Saison be ginnt, junge HaricotS vertS, junge Artischocken, Brüsseler Chicoröe, kanarische Tomaten, «rveet potstoe» und weißer französischer Siangenspargel vorhanden. Bor einigen Tagen ist sogar der erste Lößnitzer, im Treibhaus gezogene Spargel, der allerdings noch klein auSsällt, geliefert worden Bon frischen Früchten treffen jetzt tagtäglich Sendungen besonder» schöner Kalvillen, französischer Duchesse-Birnen, japanische Kaki», westindischer Pamplemouftn, Brbousen, Cactu-feigen und blauer Feigen, Granatäpsel, Physalis, Brüsseler Treib- haustrauben, Tiroler Acpfel, Orangen und süße vollsaftige Mandarinen ein. Von seineren Käfeforten sind außer Gor gonzola, Roquefort, Favori, St Honoröe, Fromage de Brie und Camembert auch La Trappe, Gervai» und englischer Stilton-cheele vorhanden Sehr bedeutend ist endlich di« Auswahl, die in deutschen, österreichischen, französischen, rus sischen, englischen holländischen, italienischen und belgische» Likören und sonstigen Spirituosen geboten wird. tz Fischmarktbericht (nach Mitteilungen del Königl. Sächs HosfischhändlerS Heinrich Wanke, Webergaffe 14 und Fischhofplatz 3). Der Umsatz in lebenden Fischen, und
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