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Dresdner Journal : 12.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-12
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1901
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Ve-ni-prei«: Beim Bezüge durch dir Hes<»-st»ft«o« tuuerdul» Dresden» 2,50 M (rinichl Ziuiaguna), durch die V«g im Deutschen Reiche » M sau-schließlich Bestellgeld) virrieljShrltch Einzelue Nummern 10 Ps Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beitrüge bean sprucht, so ist da- Popgeld beizufügen Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werktag- nachm b Uhr «»kstudlgitn,-gebühre«: Dir Zeile kleiner Schrift d« 7 mal gespaltenen Ankündi gung--Seile oder deren Rau» 2V Pf Bei Tabellen» und Ziffernsa- 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daftton-stnch (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf Gebühren»Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- mittag- 12 Uhr für die nach mittag- erscheinend« Nummer W2«4 DienMff, dm 12. November 1V0I. Ämilicher Teil. Dresden, 12. November. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde, Herzog und Herzogin zu Sachsen, sind heule nachm. gegen 4 Uhr von Sibyllenort nach Dresden bez. Strehlen zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem als ordentliches Mitglied zum Landes- Medizinal - Collegium berufenen Oberarzt der chirur gischen Abtheilung des Krankenhauses der evangelisch- lutherischen Diakonissenanstalt hier Hofrath vr. meä. Paul Traugott Bernhard Ephraim Rupprecht den Titel und Rang als „Obermedizinalrath" zu ver leihen. Er«t»«uugeu, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« GeschiftSberetche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Post Verwaltung ist ernannt worden: Hascher, Schutzmann a. D, al- Postagent in Lmdemhal. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus «n» -ffentltcheu Unterrichts. Zu besetzen: eine ftünd. Lehrerpelle a. d Stadtschule zu Königsbrück. Koll.: die oberste Schulbehörde Einkommen nach Octsstasfel: 1500 M. Anfang-gehalt, 1600 M m Beginn des 26. LebenSj.; weiter nach je 3 Jahren 1800 M, 1950 M, 2100 M, 2250 M, 2400 M., 2600 M., 2800 M, 3000 M einschl WohnungS- geld. Gesuche mit den erforderlichen Beilagen sind bis 25 No vember beim Königl Bezirksschulinspektor Or. Hartmann, Kamenz, einzureichen Nichtamtlicher Teil. Die Seemanusordullug. In seiner eisten Sitzung nach der Vertagungs pause, der 97. nach der fortlaufenden Ziffer, wird sich der Reichstag mit den Entwürfen der Strandungsordnung sowie der Seemannsordnung nebst den drei kleinen mit ihr zusammenhängenden Vorlagen beschäftigen. Die Neuregelung der Rechts verhältnisse unserer Schiffsleute hat sich längst als notwendig erwiesen, schon seit länger als einem Jahrzehnt ist es von den deutschen Schiffahrtskreisen als ein Bedürfnis bezeichnet worden, daß die gel tende, aus dem Jahre 1872 stammende SeemannS- ordnung abgeändert werde. Dieses Bedürfnis ist auch von den verbündeten Regierungen anerkannt worden, und bereits im März 1900 hat dem Reichstage ein entsprechender Gesetzentwurf Vor gelegen, ist aber unerledigt geblieben. Sofort bei Beginn der laufenden Tagung erfolgte die noch malige Vorlage der Seemannsordnung in unver änderter Form. Die erste Lesung wurde auch als bald vorgenommen und der Entwurf an eine Kom mission überwiesen. Dort entwickelten sich in lang wierigen ausgedehnten Verhandlungen die Schwierig keiten. ES gelang erst im Mai, als die Plenar verhandlungen sich bereits ihrem Ende näherten, die Arbeiten in der Kommission abzuschließen, sodaß es nur dem Umstande, daß der Reichstag nicht ge schlossen, sondern vertagt wurde, zu verdanken ist, wenn diese Arbeiten nicht vergebliche gewesen sind. Trotzdem nun die zweite Beratung der Kommissions beschlüsse über die Seemannsordnung sofort nach dem Wiederbeginn der parlamentarischen Thätigkeit in Angriff genommen werden soll, liegt die Gefahr vor, daß auch in dem bevorstehenden TagungS- abschnitte wieder die notwendige Reform der See mannsordnung unterbleibt und somit die seefahrende Bevölkerung abermals der Vorteile verlustig geht, die ihr in dem vorliegenden Gesetzentwürfe ge boten werden. Der Entwurf der Scemannsordnung umfaßt nicht weniger als 122 Paragraphen, ist also an sich schon ein umfangreiches Werk. Zieht man aber die That fache in Betracht, daß in der Kommission, teilweise unter sehr lebhaften Auseinandersetzungen, eine so ungewöhnlich weitgehende Abänderung der Regier ungsvorlage vorgenommen worden ist, daß kaum der fünfte Teil der Paragraphen in der Form deS ursprünglichen Entwurfs dem ReichLtagsplenum vor liegt, so wird man sich denken können, daß die Plenarverhandlungen über diesen Gegenstand eben falls sehr umfassende und zeitraubende sein weiden. DieS geht auch schon daraus hervor, daß die sozial demokratische Fraktion für die zweite Lesung nicht weniger als 32 Abänderungsanträge gestellt hat. Schon in der Kommission haben die Sozialdemo kraten alles aufgeboten, um die Schiffsleute zu den eigentlichen Herren an Bord zu machen. Sie haben unter anderen uneingeschränktes Koalitions- und Streikrecht für die Schiffsbesatzung gefordert und dem Seekapitän die Verpflichtung auferlegen wollen, nicht mit den einzelnen Personen der Mannschaft, sondern mit einer von dieser gewählten Vertrauensperson zu verhandeln, sofern Meinungsverschiedenheiten zu Tage treten sollten. Derartige Forderungen sind selbstverständlich mit der auf den Schiffen notwendigerweise erforderlichen Disziplin unvereinbar. Die Kommission hat denn auch den Schiffern, solange sie nicht an Bord sind, als äußerstes Zugeständnis das den gewerblichen Arbeitern bewilligte Koalition-recht eingeräumt, die Forderung deS Obmannes aber abgelehnt Was die Sozialdemokratie gerade mit dieser letzten Forderung beabsichtigt, kann nicht zweifelhaft sein: sie will die Schiffsmannschaft direkt unter die Hörigkeit des Obmannes bringen und verhindern, daß sich der einzelne Seefahrer vertrauensvoll an den Kapitän wendet und mit diesem im Einvernehmen lebt. Der Klaffenkampf soll auch an Bord der Seeschiffe ver pflanzt werden. Nun hat aber die Kommission leider die Disziplinargewalt der Schiffsführer bereits in einer nahezu bedenklichen Weise abgeschwächt, auch bezüglich ter Sonntagsruhe schon weitgehende Arbeitsverbote genehmigt, so daß cs den Anschein hat, als ob die äußerste Grenze in dieser Hinsicht bereits überschritten worden sei. Wenn nun gleich wohl die Sozialdemokratie auf ihren unannehmbaren Forderungen beharrt und dies durch Einbiingen von fast drei Dutzend Abänderungsanträgen zu erkennen giebt, so kann dies nur die Folge zeitigen, daß die Seemannsordnung entweder — falls die Sozial demokratie seitens anderer Parteien Unterstützung findet — an dem Widerspruche der Verbündeten Regierungen scheitert, oder daß die Verhandlungen unnötig in die Länge gezogen und in der laufenden Tagung nicht zu Ende geführt werden können. Ob die Sozialdemokratie einen solchen Ausgang be absichtigt, wissen wir natürlich nicht. Von einzelnen Seiten wird diese Absicht geradezu als bestimmt an genommen, weil angeblich die SeemannSordnung noch weiter als sozialdemokratisches Agitationsmittel dienen soll. Diejenigen Parteien und Abgeordneten aber, die den Wunsch haben, die Rechtsverhältnisse der Schiffsleute endlich in zeitgemäßer Weise ge regelt zu sehen, die also den Schiffahrern die in dem Entwutfe gebotenen Vorteile so bald als möglich zuwenden wollen, werden gut thun, sich bei den be vorstehenden Beratungen möglichste Zurückhaltung aufzuerlegen; denn in anbetracht der zur Erledigung gelangenden Zolltarifvorlage können langwierige Verhandlungen über die SeemannSordnung nicht für angängig gehalten werden, zumal die Sache seit Jahr und Tag spruchreif ist. Militärisches. Entsprechend den unlängst durch das Königl- Preußische Kriegsministerium veröffentlichten Be stimmungen über die Anstellung von ver abschiedeten Offizieren im Zivildienste sind soeben vom Königl. Sächsischen Kriegsministerium die „Nachrichten" zusammengestellt worden, betreffend die Anstellung dieser Kategorie von Osfizieren, denen Allerhöchsten OrtS die Aussicht auf Anstellung im Zivildienste verliehen worden ist. Das Heftchen kann durch die Druckvorschriften-Verwaltung des Königl. KriegSministeriums zu Dresden bezogen werden. Danach stehen diesen Offizieren alle die den Militär- anwärtern vorbehaltenen Stellen offen, soweit nicht seiten der Zentralbehörden abweichende Bestimmungen getroffen worden sind. Eine Anlage zu diesen Nach richten bringt ein Verzeichnis der im Bereiche der sächsischen Heeresverwaltung sowie der Reichspost- und Telegraphenverwaltung nebst anderen, den Mllitäranwärtern nicht vorbehaltenen Stellen, soweit diese zur Besetzung mit verabschiedeten Osfizieren vorzugsweise geeignet sind. Die Bestimmungen haben auch für die verabschiedeten Offiziere der Kriegs marine, nicht aber für die Zeugs- und Feuerweiks- osfiziere der Armee und Marine, Torpedo- und Maschinen-Ingenieure und Deckosfiziere Giltigkeit. Für bestimmte Stellen der Heeresverwaltung sind Einrichtungen getroffen worden, durch die ehe maligen Osfizieren die Erreichung der höheren Aemter erleichtert wird. Die in dieser Hinsicht erlassenen Bestimmungen sind aus weiteren Anlagen der „Nachrichten" zu ersehen. Die Be werbungen sind ausschließlich an die in der Nach weisung genannte Behörden zu richten. Pensionierte Offiziere, die die durch eine informatorische Be schäftigung bei einer Behörde entstehenden besonderen Ausgaben nicht aus eigenen Mitteln zu bestreiten in.mögen, können auf begründeten Antrag durch Vermittelung des Kriegsministeriums — Abteilung für Justiz- und Jnvaliden-Angelegenheiten — Zu schüsse zur Pension erhalten, soweit Mittel hierzu zur Verfügung stehen. Die Nachweisung führt auf die Stellen, die zu besetzen sind, und die Behörden, an die die Bewerbungen zu richten sind, die wesent lichen Bedingungen für die Zulassung zu den Stellen und das Einkommen der betreffenden Stellen; ferner die Bestimmungen über Anstellung verab schiedeter Offiziere als Garnisonverwaltungsbeamte, als Lazaretlbeamte, als Bekleidungsamtsrendanten und im Proviantamtsdienste. Zum französisch-türkischen Zwischenfall. Aus Paris schreibt man uns: Der Zwischenfall mit der Pforte, der seit dem 26. August die Aufmerksamkeit Europas auf sich zog, ist gestern für beendet erklärt worden. Der Sultan hat versprochen, Frankreichs Forderungen in allen Punkten zu erfüllen. Daher wurden die diplomatischen Be ziehungen zwischen den beiden Ländern wieder aus genommen. Der Botschafter Constans kehrt nach Konstantinopel zurück. Admiral Caillard verläßt Mytilene. Das ist in seinen Grundzügen der Gang der neuesten Ereignisse. Man muß gestehen, daß er überraschend, ja in gewisser Hinsicht geheimnisvoll Kunst und Wissenschaft. Abänderung der Bestimmungen über den Schiller preis, vom 10. November 1901. In einem Patent vom gestrigen Tage haben Se. Majestät der Kaiser folgende» bestimmt: Unser in Gott ruhender Herr Großvater hat, um da« Andenken Friedrich v. Schiller» zu ehren, durch Patent vom 9. November 1859 zur Förderung de» geistigen Leben« im deutschen Volke stiftungSmäßig einen Preis für da« beste in dem Zeiträume von je drei Jahren hervorgetretene Werk der deutschen dramatischen Dichtkunst bestimmt Zur besseren Verwirklichung der von dem erhabenen Stifter gehegten Absicht wollen Wir da« vorgedachte Patent unter Aufrechterhaltung aller übrigen Bestimmungen de«selben wie folgt abändern: Artikel 1. Der Preis besteht in einer Geldsumme von Zwei tausend Thalern Gold gleich Sechstausendachthundert Mark nebst einer goldenen Denkmünze zum Werte von Einhundert Thalern Gold gleich Dreihundertvierzig Mark. Derselbe gelangt alle sechs Jahre zur Verteilung. Artikel 2. Für den Prei» kommen nach näherer Bestimmung de« Z 6 die dramatischen Werke lebender deutscher Dichter in Betracht, die in den letzten zwölf Jahren bi» zu der Beschlußfassung der Kommission herauigegeben oder in dieser Zeit zum ersten Male auf der Bühne aufgrführt worden find, desgleichen solche Werke, die in diesem Zeiträume verfaßt sind und der Kommission be sonder« eingereicht werden. Artikel 3 Wenn di« Kommission mehrere Werke de« Preise« würdig erachtet, hat sie dieselben in threm Berichte unter Angabe der Reihenfolge namhaft zu machen Die Auswahl unter diesen Werken behalten Wir Uns vor. Artikel 4. Sollte der Preis nicht zur Verteilung gelangen, so kann nach Verlauf der nächsten sech-jährigen Periode der Geldpreis für da« al«dann gekrönte Werk verdoppelt werden, oder eS sind geeigneten Falls zwei Preise zu erteilen. Bei Mangel an prei»würdigen Werken wird eine dem Geldpreise gleichkommende Summe nach Ein ziehung von Vorschlägen der Kommission auf eine oder die andere Weise zur Anerkennung und Förderung deut scher Dichtkunst von Un» verwendet werden Artikel 5. Diese Bestimmungen kommen da« erste Mal für den am 10. November 1902 zu erteilenden Prei« in An wendung Ongatschinpotsai, ein chinesischer Virchow. Auch China hat seine große ärztliche Berühmtheit, einen in Kanton lebenden Marn, zu dem au« allen Teilen de» Reichs bi» zur Mandschurei hinauf die reichsten Kaufleute, die höchsten Mandarinen mit Krystallknöpfen und Vizekönige mit Pfauenfedern pilgern, um bei ihm Rat und Heilung zu suchen. Der Name dieser Berühmtheit ist allerdings für einen Ruhm über China hinaus etwas unbequem, denn er lautet Ongatschinpotsai, wird aber auch einfach auf Atschin abgekürzt Ein Virchow kann bei uns nicht mehr gefeiert und mehr geehrt werden, als der Atschin in China, der seinen Landsleuten ebenfalls al« ein Reformator der ärztlichen Kunst und Lehre gilt Nur ist selbstverständlich bei ihm die Praxis die Hauptsache, denn Geldoerdienen wird in jedem Beruft in China großgeschrieben Da dieser Mana als be deutendster lebender Vertreter und al» Typu» der chine sischen Arrzt« gelten kann, so hat sich ein deutsch fran zösischer Arzt Namen« Hagen ein Verdienst damit er worben, der Pariser „Gazette de» Hüpitaux" eine genaue Schilderung diese» gelehrten Herrn und seiner Thätigkeit zur Verfügung zu stellen Atschin ist jetzt ein Mann von 50 bi» 60 Jahren, von kleiner Gestalt, aber mit einer gewißen Würde in all seinen Bewegungen. Wegen seiner Verdienste gehört er der Klaffe der Mandarinen an, in der er den zweiten Grad erlangt hat, al» dessen Vertreter er da« Bruststück mit dem Vogelkopf und den krystallblauen Knopf an der Mütze tragen darf Der Vater, sein Großvater und alle seine Ahnen waren Aerzt», und er berichtet selbst viel von der ärztlichen Kunst seine« Großvater«, der zahlreiche neue Heilmittel erfand. Sein Enkel be sitzt ein große« Vermögen und genießt dank seiner aus gedehnten Praxi» ein jährliche» Einkommen von etwa 60 000 M. In der Provinz gilt er für mildthätig, seine Kleidung ist einfach, aber von peinlicher Sauberkeit E» bedarf einiger Zeit, um da« Ei« seiner würdevollen Zurück haltung zu brechen, aber schließlich läßt er sich wohl auch dazu herbei, einem barbarischen Kollegen de« Westen« einige Enthüllungen über seine Auffassung von der Heil kunde zu machen Nur über gewisse Fragen beobachtet er ein unverbrüchliche« Stillschweigen, nämlich wenn e» sich um Geschästigeheimniffe handelt, die er von seinen Vorfahren ererbt hat, und die er ordnungsgemäß seinem Sohne als solche hinterlassen will. Ueber gewisse Seiten der ärztlichen Kunst besitzt Atschin eine erschöpfende Kenntnis, in anderen wieder eine Unwissenheit, die anS Lächerliche streift So hält er sich für unerreicht in der Anwendung der Akupunktur und behauptet, in jeden Teil de» menschlichen Körper» eine Nadel ohne Gefahr einführen zu können Er weiß auch die günstigsten Punkte, die gefährlichen und die tödlichen Stellen zu nennen, obgleich er keine Vorstellung davon besitzt, warum die Verletzung einiger Körperteile schlimmere Folgen hat al» die anderer Er kennt auch den Unter wirkt. Hatte nicht der Sultan dem französischen Bot schafter zu Beginn deS Zwischenfalles so manches versprochen und nichts gehalten? Allerdings sind die neuen Versprechungen schriftlich gegeben worden. Selbst dem in seinen Aeußerungen so vorsichtigen „TempS" entschlüpfte vorgestern in einer Besprechung über „Frankreich, Europa und die Türkei" ersteres betreffend die Phrase der eventuell „peinlichen Konse quenzen einer abenteuerlichen und ungenügend vor bereiteten Politik". Die Zukunst wird lehren, ob der französische Minister des Auswärtigen diese Rüge verdient Er hat sich bisher als geschickt in seinem Fache erwiesen, und es ist anzunehmen, daß er den Versprechungen des Sultan- auch nur einen relativen Glauben schenkt. Die- scheint wenigstens der Um stand zu beweisen, daß da- Geschwader deS Admirals Caillard zwar von Mytilene, aber nicht nach Frank reich zurückgezogen worden ist. Es hat Befehl erhalten, bei der Kykladrninsel Syra (dem SyroS der Alten), die zu Griechenland und zum griechisch-türkischen Jnselarchipel gehört, vor Anker zu gehen, um dort weiterer Befehle zu harren. Der Zwischenfall mit der Pforte erscheint demnach wohl einstweilen beigelegt, aber noch nicht definitiv beendet. Die augenblickliche Lage wurde gestern vom „Echo de Paris", unsere- Erachtens richtig, wie folgt geschildert: „Jetzt ist eS die Frage — und das ist gleichzeitig der Kapitalpunkt —, ob Abdul Hamid, der so schnell nachgab, als er unsere Schiffe vor Mytilene wußte, aufrichtig ist und seine Hand lungen in Einklang mit seinen Papieren bringen wird. Die Eile, mit der Hr. Delcasse uns das Ende der Zwischenfälle und die Entsendung des Be fehls an Admiral Caillard mitteilte, Mytilene zu verlassen, scheint daS Vertrauen de- Minister- zum Worte deS Sultans zu bedeuten. WaS uns indes vermuten läßt, daß diese- Vertrauen nicht ganz voll ständig ist, da- ist der weitere Befehl, der dem Ge schwader gegeben wurde, nach einer Insel deS Archipels zu dampfen, wahrscheinlich nach Syra, wo eS diejenige Zeit lang bleiben wird, die notwendig ist, um zu sehen, wie die Dinge laufen, und — wo eS sich ohne Zweifel bereit halten wird, um beim ersten Alarm den Kur- nach Mytilene wieder aufzunehmen. Der Krieg ix Südafrika. In England werden für daS Aufbringen der zur Bekämpfung der Buren erforderlichen Verstärkungen die eigentümlichsten Anstrengungen und Vorschläge gemacht. So ist, wie die Londoner „Allg. Korr." meldet, während der letzten vierzehn Tage die Er laubnis ergangen, zwei weitere Regimenter „Scottish Horse" aufzustellen Außerdem sind angeblich bei dem Londoner Kriegsministerium von verschiedenen CountieS die Bitten eingelaufen, neue Aeomanry- Regimenter einrichten zu dürfen. Dadurch wird die Aeomanry auf eine Gesamtstärke von 25000 Mann gebracht werden, da- heißt, sie wird um 14000 Mann stärker sein al- beim Beginne deS südafrikanischen Krieges. Aber diese Zahl, die übrigen- nur auf Schätzungen, nicht einmal auf dem Papier beruht, steht noch um 10000 hinter der Zahl zurück, die der englische Kriegsminister Mr. Brodrick in seinem Armeereformschema für die Ueomamy al- erwünschte Stärkezahl angegeben hatte. Mit Bezug auf den letzten Kitchenerschen Wochen bericht über die Erfolge auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze machen die „Time-" folgende Bemerkung: „Ein Punkt, der gewiß viele mit ganz besonderem Interesse erfüllt, ist die Frage, was au» schied von Venen und Artenen, aber nicht ihre Ver teilung und Bestimmung. In der Knochenlehre ist er wenig bewandert, besitzt aber eine gewiße Geschicklichkeit in der Behandlung von Brüchen und Verrenkungen Die Fragen der öffentlichen und nichtöffentlichen Gesund heitspflege haben sich freilich niemals seiner Aufmerksam keit zu erfreuen gehabt, und diese Vernachlässigung geht soweit, daß die Umgebung seine» Hause» sich in einem Zustande befindet, der sich durch den Geruch auf einen Abstand von über 100 w bemerkbar macht; auch hat er noch nienal» seinen hohen Einfluß dahin geltend gemacht, die Straßen von Kanton kanalisieren zu lassen oder die Stadtbehörde zu irgend einer Verbesserung im Interesse der Volksgesundheit zu bestimmen Die westliche Medizin interessiert ihn, aber er verachtet ihre Theorien und ihre therapeutischen Vorschriften, auch läßt er sich von unserer Chirurgie nicht im geringsten imponieren Etwa» größeres Verständnis würde er den Erfahrungen unserer Bakteriologie entgegenbringen, da er selbst eine bestimmte Anschauung von den Krankheit»- keimen besitzt Freilich würde er der Behauptung widersprechen, daß die KrankheitSkeime untergeordnete Dinge seien, die etwa nur mit einem Ver- größerungSglase wahrgenommcn werden können, sondern er sucht sie unter Schlangen und Würmern, die nach seiner Meinung alle Arten von Fiebern durch ihre Eier verbreiten. M Al« großer Arzt hat er natürlich auch seine Speziali täten, und diese richten sich auf die Heilung von Rheuma- tiSmu«, Gicht, Nervenschmerz, Ausschlag, Wunden jeder Art, Geschwüre, Durchfall und Darmfieber Rhrumati«. muS heilt er hauptsächlich durch Diät, nämlich durch warme Getränke, Bouillon und Thee Di« meisten seiner Heilmittel enthalten den Saft der berühmten Ginseng wurzel, die in ganz Ostofien, wo sie besonder« in Kor«a heimisch ist, al« hervorragende« Heilmittel benutzt und teuer bezahlt wird Da« Kilogramm wird angeblich mit
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