Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190110186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-18
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 18.10.1901
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1960 auf Grund amtlicher Quellen über die Entwickelung, die der Außenhandel und die wirtschaftlichen Ver hältnisfe de» indischen Reiche» seit dem für diese» bedeutungsvollen Jahre 1869 genommen haben. Im ersten Teile der Schrift, der sich mit den Grundlagen de- indischen Handel» und seiner Gestaltung im allgemeinen befaßt, gelangen auch die für den Warenaustausch Indien» vornehm lich wichtigen und charakteristischen Faktoren, wie die indische Währung, Mißwuchs und Seuchen, die See schiffahrt und der Einfluß de» Suezkanal» zur Er örterung Ferner werden hier der Edel metallver kehr, der Handel über die Landgrenze, der Küstenhandel und die Zölle besprochen. — Die beiden folgenden Teile behandeln die überseeische Wareneinfuhr und Warenausfuhr. Den einzelnen wichtigeren Waren gruppen sind besondere Abschnitte gewidmet, so in der Einfuhr u. a. den Textilstoffen, den Metallen, Maschinen, dem Eiseubahnmaterial, den Kurzwaren, dem Zucker, den geistigen Getränken — in der Aus fuhr dem Getreide und den Sämereien, dem Opium, Thee und Kaffee, den Gewürzen, der Baumwolle, Jute und Seide, den Häuten und Fellen, dem Indigo rc. Allgemeine Darlegungen über Ackerbau, Bergbau und Industrie in Indien sowie über die besonderen Hilfsmittel der indischen Erzeugung, wie beispielsweise über die großartigen Bewässerungs anlagen tragen dazu bei, in diesen Abschnitten ein anschaulicher Gesamtbild der indischen Volkswirtschaft mit ihrem noch vorwiegend kolonialen Charakter zu geben. — Der vierte Teil erörtert den Handel Indiens mit den einzelnen Herkunft-- und Be stimmungsländern; den Verkehrsbeziehungen Indien- »u Deutschland ist hierbei naturgemäß ein größerer Raum zugewiesen. Bei der Bedeutung des indischen Markte- für den deutschen Handel und die deutsche Erzeugung dürsten die Mitteilungen da- Interesse unserer ErwerbSkreise beanspruchen Tagesgeschichte. DreSde«, 18. Oktober. Se. Majestät der König besichtigten heute vormittag kurz nach 10 Uhr den auf dem Stübelplatz errichteten Stübeldrunnen. Von hier begaben Se. Majestät Sich inS Residenzschloß, nahmen daselbst mehrere militärische Meldunyen entgegen und hörten die Vorträge der König!. StaatSminister, der DepartementSchefS der König!. Hofstaaten und deS König!. Kabinettssekretärs. — Zu Besuch Ihrer Königlichen Majestäten wird Ihre König!. Hoheit die Frau Gräfin von Flandern heute nachmittag in Villa Strehlen ein treffen. TreSde», 18. Oktober. Im Auftrage Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August hatHöchst- dessen persönlicher Adjutant Hauptmann v. Zeschau heute mittag der Beerdigung d«S verstorbenen geh. MedizinalrateS vr. Stelzner auf dem TrinitatiS- friedhofe beigewohnt. Deutsche» «eich. Berlin Se Majestät der Kaiser wohnten vor- arstern nachmittag »ine, Jagd auf Kaninchen bei Entrn- fänger bei Zur Abendtafel waren geladen: Prinz Eitel-Friedrich und Major v. Wild, ferner General v. General v Moltke, Oberst v Plettenberg und Oberstabsarzt vr. Jlberg — Se Majestät der Kaiser hörten im Neuen PalaiS gestern vormittag von S Uhr ab die Vorträge de« preußischen Kriegsministers Generals v Goßler, de» Chef« de« Generalstage« der Armee General« Grafen v Schlieffen und de« Chef« de« Militärkabinetts Generalmajor« Grafen v. Hülsen-Haeseler — Nach Beendigung de« Unterricht«, den Prinz Eitel Friedrich an der Kriegsschule zu Pots dam zur Vorbereitung auf den militärischen Beruf em pfangen hat, haben Se Majestät der Kaiser den Lehrern de« Prinzen verschiedene Gnaden beweise zu teil werden lassen — Prinz Eitel Friedrich fiedelte vom Stadtschloß Pot«dam nach seinem neuen Heim, dem Kabinetthause über, in dessen Parterre sich seine Ge mächer befinden — Wie au« Konstantinopel gemeldet wird, wird am 20. d. Mt» Prinz Adalbert an Bord des Schul schiffe« „Charlotte" im Goldenen Horn einlaufen, um bis zum 26 d Mt«. daselbst Aufenthalt zu nehmen. Der Stationär in Konstantinopel „Loreley" wird der „Charlotte" entgegendampfen. — Bei dem Reichskanzler Grafen v Bülow fand vorgestern ein kleinere» Diner statt, zu dem u a. der Leiter der Zoologischen Station in Neapel geh. Regierungsrat Prof. Anton Dohrn und der bekannte schweizerische StaatSrechtSlehrer Prof vr. Ludwig Stein au« Bern Einladungen erhalten hatte« — Der Preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhl Wirk! Geh Rat Frhr. v Rotenhan ist von dem ihm bewilligten Urlaube auf seinen Posten zurückgekrhrt uuv hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über nommen — Die N»u»rnennungen der Mitglieder de« Kolonialrat« für di» nächste dreijährige Sitzungsperiode werden dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen veröffentlicht werden An dem bisherigen Bestände der Körperschaft und der Zahl ihrer Mitglieder werden nur gering« Aenderungen eintreten Die Einberufung wird nicht vor Mit e November erfolgen, da die Vorbereitung de» Beratung-material« noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird. Die erste Sitzung de« Kolonialrat« wird also der Wiedereröffnung de« Reich«tag« nur kurze Zeit vorauSgehen — Der Konsul Wunderlich ist vom Urlaub nach Marseille zurückgekrhrt und hat die Geschäfte de« dortigen deutschen Konsulats wieder übernommen — Am 24 d Mt». wird bei dem bisherigen chinesische» Gesandten am hiesigen Hofe, dessen Nachfolger bekanntlich bereit« hier anwesend ist, ein größere« AbschiedS-Diner stattfinden, zu dem hiesigen Blätter« zufolge an die Hoschargen, den Reichskanzler, die Minister, einige Vertreter de« diplomatischen Corp» rc. Einladungen ergangen sind — Der Bunde«rat überwie« in seiner gestrigen Plenarsitzung die Vorlagen betreffend de« Entwurf von Aussührungsbestnnmungen zu dem Gesetze über die Schlachtvieh- und Fleischbeschau sowie betreffend de« Entwurf einer neuen Vereinbarung erleichternder Vor schriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschland« und der Schweiz, endlich be treffend die Außerkurssetzung der Zwanzigpfennigstücke aus Silber den zuständigen Ausschüssen Den Vorlagen betreffend den Ausschußbericht über die Vorlage vom 7 September d. I». betreffend Aenderung der Satzungen der Preußischen Hypotheken-Aktienbank in Berlin sowie betreffend den AuSschußbericht über die Vorlage vom 18. September d. I». betreffend die Zulassung von Realgymnafialabiturienten zu den ärztlichen Prüfungen nach Len bisherigen Vorschriften wurde die Zustimmung erteilt Vorher hatten die Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Juftizwesen beraten — S M S „Falke" begiebt sich in die zentral amerikanischen Gewässer. — Der „Reichsanzeiger" giebt eine Allerhöchste Verordnung bekannt, wonach das Gesetz, betreffend Versorgung der Kriegsinvaliden und der Kriegs hinterbliebenen vom 31. Mai 1901 auf die Landesbeamten, die im Dienste des Schutzgebiets Kiautschou zur Zeit der im Z21 des Gesetzes bezeich neten, gegen China gerichteten Expedition in Ostafien verwendet worden find, sinngemäße Anwendung zu finden hat und der RtichSkanzler (Reichs-Marineamt) beauftragt wird, die zur Ausführung dieser Verordnung erforder lichen Bestimmungen zu treffen. — Amtlicher Nachweisung zufolge belief sich die Einnahme aus der Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die erste Hälfte de« lausenden Rechnungsjahre« auf 6 429 067,50 M oder 63 660,30 M. mehr als im gleichen Zeiträume de« Vorjahre« — Die „Schles Ztg" kündigt an, die Konserva tiven würden im Reichstage ungesäumt die Regierung auffordern, die Handelsverträge noch vor dem Ab läufe dieses Jahres zu kündigen — Trotzdem schon früher einmal eine Richtigstellung erfolgt wir, beharrten verschiedene Blätter bei der Be hauptung, daß der Oberbürgermeister Kirschner zwei mal eine Audienz bei Sr Majestät dem Kaiser ver weigert worden sei. Nunmehr veröffentlicht die „Voss. Ztg' ein« Zuschrift de« Oberbürgermeister«, worin der Redaktion nntgeteilt wird, daß die Annahme, er habe in Sachen der Ueberschreitung der Linden mit einer Straßenbahn zweimal eine Audienz nachgesucht, unzu treffend ist und daß er vielmehr nur einmal, am 6. Juni, eine solche nachsuchte Eine zweite Audienz ist von Hrn Kirschner weder vorher noch nachher nachge sucht worden. — Di« Märchrnbrunnen - Angelegenhrit beschäftigte gestern wiederum die Stadtverordneten- Versammlung Sowohl der bekannte Anttag de« Etadto Singer al« ein Zusatzantrag deS Etadtv vr. Preuß bildeten zunächst die Grundlage der Debatten Der Antrag Preuß hält eine König!. Genehmigung der Brunnenanlage rechtlich für nicht erforderlich, sondern nur eine baupolizeiliche Im Falle der Versagung der letzteren verlangt der Antrag die Betreibung de« Ver- waltungsstreitoerfahrenS Al« erster Redner debütierte Etadto. Singer. Unter vielfachen Ausfällen gegen die Krone verlangte der sozialdemokratische Redner den Kampf gegen die von Sr. Majestät dem Kaiser ge äußerten Wünsche in bezug auf die Märchendrunner- anlage Nachdem vr Preuß seinen Antrag begründet hatte, stellte Stadtv Kämpf einen Vermittelungsantrag, der den RechtSftandvunkt der Kommune zu wahren sucht, aber auch die Möglichkeit gewährt, ohne Prozesse durch Verhandlungen ein« Verständigung herbeizuführ»n In — wie gemrl»«t wird — sehr ruhiger und geschickter Weise erläuterte der Antragsteller sein»« Antrag, indem er d«- toate, daß b«i dieser Aagrl»g«nhnt nicht nur der RechtS- standpunkt, sondern auch da» Verhält»»« der Stadt Berlin zur Krone berücksichtigt w«rd»n müsse Der Press« und j«d«m Bürger stehe da» Recht der freien Meinung»2ußeruvg und der Kritik an kommunalen Einrichtungen zu, warum sollte nicht auch der Träger der Krone ein gleiche» Recht habe« Die Stadt vergebe sich nicht», wenn sie die Anregungrn Sr Majestät de« Kaiser» prüfe und, fall» sie ihnen zustimmen kann, Folge leiste Oberbürgermeister Kirschner führte in längerer Rede diesen Gedanken weiter aus Mit be sonderer Schärfe betonte er, daß die Hauptstadt de» Deutschen Reiche« Pflichten der Rücksichtnahme g»g«n de« Monarchen habe, Allerhöchstwelcher Sein lebhafte« Inter esse an der Entwickelung der Stadt auch in künstlerischer Beziehung durch größere Aufwendungen au» privaten Mitteln bewiesen hätten Der Ch-s der Kommunal verwaltung erklärte ferner, daß Se Majestät der Kaiser ihm bei d«r Audienz gestattet hätten, die rechtlichen Be denken der städtischen Behörden in dieser Frage vorzu tragen, während der Monarch selbst die Rechtsfrage nicht betonten, sondern lediglich die Rücksichtnahme aus Seine Wünsche in bezug auf die künstlerische Ausschmückung der Residenzstadt hervorhoben. Oberbürgermeister Kirschner empfahl die Annahme de» Antrag« de« Stadtverordneten Kämpf. Die Versammlung entschied sich nach weiterer Debatte in gleichem Sinne Von Interesse waren noch die Au«führungen de« Stadtbaurat« Hoffmann, der ganz im Sinne Sr Majestät de« Kaiser» seine Modelle al« für den geplanten Zweck „zu festlich, zu pompös" be zeichnete. — Di« Ausgaben, die da» Reich für die staat liche Arbeitervrrsicherung zu leisten hat, dürfte« im ReichvhauShaltsetat für 1902 schon eine recht statt lich« Höh« erreichen Zunächst und hauptsächlich kommt dabei der Reichszuschuß zur Invalidität»- und Alters versicherung in Betracht Während in früherer Zeit die Steigerung diese« Etatsposten« von Jahr zu Jahr sich auf die Summe von 2 bis 3 Mill M belief, hat sie seit dem Jnkrafttr»ten de« neuen Invalidenversicherung«- gesetze« zugenommen, und zwar vornehmlich, weil die Zahl der Invalidenrenten infolge der durch das neue Gesetz geschaffenen Erleichterung der Rentenerlangung sich bedeutend erhöht hat Die Steigerung des Reich«- zuschufle« im Etat, der übrigen« auch schon in den früheren Jahren fast regelmäßig um ganz erhebliche Be träge hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben war, belief sich von 1900 auf 1901 auf nahezu 4^ Mill M. und hatte damit die Summe von 34 Mill M erreicht. Man wird auf Grund der bisherigen Erfahrungen wohl in d»r Annahme nicht fehlgehen, daß sich der in de« Etat für 1902 einzustellende ReichSzuschuß um den Be- trag von 38 Mill M herum bewegen wird. Zu diesem ReichSzuschusse kommen die Summen, die da« Reich als Arbeitgeber in den verschiedenen Verwaltung«- zweigrn, wie Militär- und Mrrineverwaltung, Reichs druckerei rc. für die drei Arbeiterversicherungszweige leistet In der Militärverwaltung belaufen sie sich jetzt bereit» auf über eine Million Mark, in der Marine verwaltung auf weit über eine halbe Million Mark und in den übrigen Verwaltungen auch schon auf ganz an sehnliche Summen In den Reichshaushalts,tat für 1902 dürfte es nötig werden zu diesem Zwecke nahezu zwei Millionen Mark einzustellen Schließlich kommen für das Reich bei der Arbeiteroerficherung die Ausgabe« in Betracht, die für das Reich»oerficherungSamt in de» Etat einzustellen sind. Diese« Amt hat im Lause der Jahre und namentlich infolge der Ausdehnung, die di« Arbeiteroerficherung und damit der Krei« seiner Geschäft« erfahren hat, die Bewilligung immer größern Ausgabe« «ötig gemacht Die Summe seiner fortdauernden Aus gabe» ist allmählich auf 1,8 Mill M gestiegen, und wen» auch für 1902 nicht wesentliche Neuerungen im ReichSoersicherungSamte notwendig sein werden, so wird sich diese Summe doch noch etwa» erhöhen, so daß auch hier nahezu zwei Millionen Mark in Rechnung zu stelle» wären Danach dürften sich die Au»gaben, die da» Reich für di« Arbeiteroerficherung zu leisten hat, im Reich»hau»halt»etat für 1902 auf etwa 42 Mill M. belaufen — Nachdem von gewisser Seite die falsche Nach richt verbreitet worden war, daß Oesterreich-Ungarn und Rumänien gegen den Deutschen Zolltarif entwurf Vorstellungen erhoben hätten, wird von der selben Seite da« Gleiche in Bezug auf Argentinien behauptet Selbstverständlich ist auch diese Angabe, wie hiesiges Blatt auf Grund bester Informationen feststellen kann, vollkommen falsch. — DaS Attentat gegen den Präsidenten McKinley wurde als Grundlage zu einem Artikel benutzt, der am 19 September in der anarchistischen Wochenschrift „Neue» Leben" erschien und dessen Verfasser, dem Redakteur und Maurer Otto Panzer, eine Anklage wegen öffentlicher Anreizung zu Gewalt- thätigkeiten eintrug, die gestern vor dem hiesigen Landgericht I verhandelt wurde Ter Angeschuldigte behauptet«, daß er al« Redakteur der genannte« Wochen- schrift be« beanstandeten Artikel selbst verfaßt hab« Da der Aufsatz sowohl lateinische wir französisch« Zitat« enthielt und Vergleicht anst»llte zwischen Brutu« und dem „Mörder de« Präsident»» McKinley", anderseit« die Au»druck»weis« de« Ang»klagten vafür z»ugte, daß er ganz außer stand« sein mußte, einen derartigen Artikel zu verfassen, so wurde angenommen, daß er nur die Verantwortung für ihn übernehmen wolle Der Gerichtshof verurteilte d«n Angeklagte» zu vier Monat»« Gefängnis, da der Artikel zweifellos i» seiner Gesamtheit zu Gewaltthätigkeiten anreize Camberg Hier fand eine Versammlung der Zentrumspartei de» Reichstag-Wahlkreise« Höchst- Homburg Usingen statt, bei der der ReichStagtabgeortntte Richard Müller seine Stellung zum Zolltarif dar- leate Er sagt« nach der „Germania": Dank der maß losen Agitation vom Bunde der Landwirt« und den Sozialdemokraten stünden sich auch jetzt die extremsten Forderungen gegenüber Sei» und des Zentrums Be streben werde vahin gehen, die schwachen Schultern nach Möglichkeit zu schonen Eine Erhöhung der landwirt- schastlichen Zölle halt« er aber für notwendig Um di» Landwirtschaft und den Getreidebau wieder lohnend zu machen, könne und müsse man in bezug auf die Ge treidezölle etwas thun; die Streitfrage sei nun aber, welche Arten von Getreide find im Zolle zu erhöhen? Der Bauernstand müsse erhalten bleiben Jude« eine schrankenlose Zollerhöhung wolle er, Redner, nicht ein geführt wissen mit Rücksicht auf daS Ausland und den Abschluß von Handelsoerträgen; einen Zollkrieg mit seinen Folgen müßte man vermeiden Em Zoll von 7,50 M sei zu hoch gegriffen So sehr die Meinungen auch jetzt auseinandergingen, so friedlich würde die Sache im Reich«tage wohl beigejegt werden Wilhelmshaven DaS vor einigen Tagen mit dem Dampfer „Tucuman" zurückgekehrte Marinelazarett hat den Kopf de» Mörders Enghai, der den Ge sandten Frhrn v. Ketteler erschoß, au» China mit gebracht und ihn nach Berlin gesandt Stuttgart. Die schon erwähnten Besprechungen de« Minister» de« Innern v. Pischek und des Finanz ministers v. Zeyer mit hervorragenden Vertretern der Industrie hrben 14 Tage gedauert Hinzugezogen waren Angehörige der bedeutendsten für Württemberg in Betracht kommenden Industriezweig», u a. namentlich der Leder-, Holz-, Baumwollen-, Leinen- und Wollen industrie, ferner der Gold- und Silberwarenbranche, der Farbwaren-, der Korsettindustrie rc Den Vertretern der einzelnen Industriezweig« war Gelegenheit gegeben, ihre Ansichten und Wünsche vorzutragen. Karlsruhe. Die badische Regierung ordnete der „Südd Reichskorr." zufolge mit Rücksicht auf die BetriebSeinschränkunpen Erhebungen über die in dustrielle Lage Baden» und die zu befürchtende ArbeitSlofigkeitan. - Nach dem Ergebnisse der vorgestrigen Ab geordnetenwahlen wird die Zweite Kammer aus 24 Nationalliberale», 23 Mitgliedern de» Zentrum«, 6 Sozialdemokraten, 5 Demokraten, 2 Freisinnigen, 1 Konservativen, 1 Antisemiten und 1 Mitgliede de« Bunde» der Lrndwirte bestehen. Greiz. Nach einer Meldung der „Geraer Ztg." von hier hat der regierende Fürst von Reuß ä. L vor gestern sein alte« Testament zurückgenommen und dafür ein neue« hinterlegt, da« mit einer anderweiten Regelung der Erbfolgesrage im Zusammenhänge steh«« soll Be kanntlich sollt« nach den bisherigen Bestimmungen der Erbprinz von Reuß j L. die Regentschaft an Stelle d»S geisteSkranken Thronfolger« im Fürstentum Reuß S L übernehmen Der Fürst soll nicht unbedenklich er krankt sei« Detmold GrafJuliuS zur Lippe-Biesterfeld, der jüngste Sohn de» Regenten, Leutnant ä la suite de« 8 HusarenregimentS, Referendar und vr )ur , ist zur deutschen Gesandtschaft nach Haag kommandiert Straßburg Gestern ist die in der Presse vielfach erörterte Ernennung de« Prof vr Spahn für den Lehrstuhl der katholischen Fakultät an der hiesigen Uni versität von Sr Majestät dem Kaiser durch Unter zeichnung de» betreffenden Patent« vollzogen worden Der Monarch haben die« dem Statthalter von Elsaß- Lothringen Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg gestern in folgendem Telegramm mitgeteilt: Neue« Palai» Patent für vr. Spahn von Mir heute vollzogen Er wird gewiß eine vortreffliche Lehrkraft für die Universität werden Freue Mich, einen der lange gehegten Wünsche Meiner Elsaß-Lothringer haben erfüll»« zu können und Ihnen sowohl al« Meinen katholischen Unterthanen überhaupt bewiesen zu haben, daß anerkannte wissen schaftliche Tüchtigkeit auf der Basis vo« Vaterlands liebe und Treue zum Reiche immer zu Nutz und Frommen des Vaterlandes von Mir verwendet wird Wilhelm I. U. Frankreich. Paris. Präsident Loubet empfing nachmittags den Besuch de» König« von Griechenland, der von dem Gesandten Delyanni« begleitet war. Die Unter- die Gewöhnungen de» Publikum» und die liederliche Bühnenwirtfchaft vor den Kopf schlage, nicht Hochmut zu nennen E» schien mir grade in unsrer Zeit keine unnütze Forderung, einmal «in Stück zu schreiben, da» an Regie, Darsteller und Ernst der Zuhörer die höchsten Forderungen macht und darin b'S an die Grenze de» Möglichen geht. Wie auch der Erfolg der Arbeit sei, die Empfindung habe ich, mit vielleicht ungenügender Kraft Würdiges gewollt zu haben." Devrient la» schon am läge nach dem Empfange am Abrndtisch d«n Seinen zwei Atte vor und notierte im Tagebuche folgende Kritik: „Streng, monoton, der zweite Akt aber effektvoll in der Konstruktion Die Darstellung wird Mühe haben mit der etwa» trockenen und steifen Redeweise" Und tag» darauf heißt e»: „Ich la» Freytag» Tragödie au« Viel schön und männlich Gedachte«, viel drama tisch« Wirkung, aber eingehüllt in trockene umschw«ifige Sprach«, und«utlich, die Katastrophe nicht gut geordnet, nicht klar und der Empfindung gerecht" Mit außer- ordentliche, Zähigkeit hält Devrient an der übernommenen Pflicht fest, da» Stück de» Freund«» bühnengerecht gestalten zu helfen Er liest e« in verschiedenen Kreise« vor: zu Hause, b«i Hofe und im Theater dem Personal; er prüft und vergleicht die Wirkungen, die er dabei beob achtet hat, und berichtet an Freytag mit größt«» Aus führlichkeit und Offenheit Er kommt dabei zu dem „Schluß, daß Freytag nach Karlsruhe kommen möge, um wieder bühnenverttaut zu werden" Seitenlang macht er dann ArnderungSvorschläge, brfondtt» bemüht, große Etimmungseinheiten herzustellen, „die Sammlung de« Eindruck«" nicht durch neue Interesse« zu stören: „die Empfindung de« Publikum« muß in großen Gruppen zusammrngehalt»« werd««". Und stin End urteil ist: „Ihr Werk stellt sich neben Ludwigs Makka- bäer al« da« entschieden bedeutendste, wa« für die Bühne in unsere» Tagen geschaffen ist An poetischem Inhalt macht nur Werther« Lolumbu« berde« den Preis streitig Seren Eie gesegnet dafür, mein Freund!" Von Otto Ludwig ist des öfteren die Red« „Ludwig habe ich", berichtet Devrient unter dem 16 April 1858, „immer weiter verseltsamt gesunden in wenig erhebendem Realismus Auf mein Einstürmrn in ihn sagte er mir zuletzt: er s«i wohl auch weniger «in Dichter als ein Naturforscher Dies Selbstbekenntnis hat mich sehr niedergeschlagen, eS ist so geworden Er sucht die Winkel der Menschenseele durch und ist dann befnedigt mit dem, was er gefunden; er will auch nicht» weiter darin suchen, al» er wirklich und erweislich darin findet. Er hat den Enthusiasmus für da» Ideal aufg»geben Traurig, daß die Bedeutendsten in unseren Tagen sich darin den Frivolen und Blasierten, den Duma», Sohn und Konsorten, anschließen, ohne es zu wollen " Von besonderem Interesse ist noch folgende Aeußerung FreytagS über die EinkommenSvrrhältmffe dramatischer Schriftsteller in Deutschland, auch über seine eigenen, nachdem Devrient ihm einen Plan über deren Besserung auseinander- gesetzt hat: „Der dramatische Schriftsteller wird bereits gegenwärtig soviel besser bezahlt als jrdn andere Deutsche, daß daS Verhältnis sehr auffallend ist Lyrische Gedichte erhalten nichts und zahlen die Hälfte der Druckkosten — nur wenige A»«nahmen —, Roman« werden — wenige ausgenommen — in etwa tausend Exemplaren gedruckt und der Bogen selten höher honoriert al» mit zwei bi» drei Louisdor Vier Louisdor ist schon ein sehr hohes Honorar und fünf Louisdor äußerst selten Dagegen bringt rin leichte« Stück, da« irgend aufführbar ist und den Abend füllt, schwerlich weniger al« 1200 Reich«thaler, und wenn e« Beifall findet, sicher an 2000 Reichsthaler. Diese Summe verteilt sich etwa so: 300 bi« 500 tant i« Berlin, 400 bi« 600 tant in Wie«, 500 bi« 600 tant die etwa zwanzig Theater, mit denen «in Autor selbst zu verkehren gut thut, 100 bi« 200 tant di« klrineren Bühnen, dir di« Ag«nturr» besorg«« Ich halt« für nütz lich, daß d«r Dichter selbst mit den anständigeren Theatern verhandelt. Ich habe die Theatercamere meiner wenigen Stücke nicht poussiert, aber ich habe ein wenig Buch über die Einnahme geführt: „Valentine" 1800, „Waldemar" etwa 1000 (mit Druck), „Journalisten" bereits 2000 Reichsthaler Benedix aber und die Birch verwerten ein Stück viel höher Allerdings ist ein Urbelstand, daß saft Zweidrittel der gesamten Einnahme von Wien und Berlin abhängen; aber es sind einmal die großen Städte Deutschlands " Musik. * Bi« vor kurzem waren wichtige Daten aus dem Leben Albert Lortzings in Dunkel gehüllt Mit der Chronologie seine« Daseins hat e« Lortzing niemals gmau genommen So entschwand ihm da» Datum seiner Verehelichung völlig aus d»m Gedächtnis. Er erinnerte sich nach 25 Jahren nur noch dunkel, daß er etwa im Januar 1823 zu Cöln mit seinem geliebten Röschen den Bund für« Leben eingegange» war Daß dieser Tag aber der 30. Januar gewesen sei, das fiel dem Meister nicht bei Er feierte daher seine silberne Hoch zeit an irgend einem Tage der fröhlichen Karneval«,eit 1848, und es war natürlich der falsch« Tag. Aber auch über das Jahr seiner Geburt ist Lortzing zeit seine« Leben« in Zweifel gewesen Er selber glaubte, daß er am 23 Oktober 1803 geboren sei, und diese« Datum ist denn auch in alle Biographien und Lexika über gegangen, sodaß zuerst eine beträchtliche MeinungS- v«rschi«denheit obwaltete, ob die Hundertjahrfeier schon in diesem Jahre zu begehen sei. Erst vor einigen Jahren hat der Sohn de« Meister«, Han« Lortzing, die Ein tragung im Kirchenbuch eingesehen und dabei festgestrllt, daß da» Geburtsjahr Albert Lortzing« 1801 gewesen ist Der Taufeintrag im Register der Petrikirche zu Berlin lautet: „1801, geboren den 23 Oktober, nach- mittag« 5 Uhr, getauft den 29 Novemb»r 1801 im Hause Vater: Herr Johann Gottlieb Lortzing, Leder Händler, Mutter: Frau Charlotte Sophie Seideln, Kind: Gustav Albert, Pathen: Madame Lortzing, Herr Friedrich Lortzing, Madame Lortzing, Herr Barbjie, Buchhändler, Madame Lagarde, Herr Ferd Schmidt, Graveur." Diese» amtliche Zeugnis hebt also jeden Zweifel, und so wird e» denn für immer bei dem 23. Oktober 1801 ver bleiben Diese« Datum wird auch auf der Gedenktafel angebracht, die am 23 Oktober 1901 an der Geburts- stätte des Tondichter« in der Breitenstraße zu Berlin (jetzt Kaufhaus Rudolf Hertzog) enthüllt werden soll Diese Gedenktafel ist die erste That de« Komite«S zur Errichtung eine« Lortzing-Denkmals in Berlin. * Au« Stuttgart wird geschrieben: Unsere Etadt wird in Bälde ein LiSzt-Denkmal erhalten Der König hat genehmigt, daß e» in den König! Anlagen ausgestellt wird. Mit der Ausführung (Büste mit orna mentaler Umgebung) ist Bildhauer A Fremd beauf tragt worden Unter dem Protektorate der Prinzessin Olga von Schaumburg-Lippe findet demnächst ein große« Künstler-Kon,ert statt, dessen Ertrag al« Beisteuer zu den Kosten de« Denkmal» bestimmt ist Li»zt weilt« 1823 und 1843 in Stuttgart Die Anregung zu dem Denk mal gab di« Stuttgarter Pianistin Johanna Klinkerfuß, die in den 70er Jahren eine Schülerin Li«zt« war. Auch d«r Hofkapellmeister Pohlig zählt zu den Jüngrrn Li«zt». Theater.s * Shakespeare» „Heinrich VIII.", zum Jubiläum d«r Litterarischen Gesrllschaft im Deutschen Echanspiel hause zu Hamburg vorgestern erstmalig aufgeführt, fand säst fünf Stund»» lang s»hr »»ich»» Beifall. Baron Berger, der Bearbeiter und Direktor, hatte geschmack volle Pracht aufgewendtl und all« wirksameren Ecene» gesteigert
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)