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Dresdner Journal : 24.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190109244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-09
- Tag 1901-09-24
-
Monat
1901-09
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1901
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ve,»«»kret« vnm Bezüge durch di» luueichut» Ar«de»» 2,ö0 M («mschl Autnrguug), durch die V-« un Deutschen Reiche » M (auAschlitvUch ve-ellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmte», über von dieser nicht ein- aeforderten Beitrüge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen Dresdner M Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstrabe 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag» nach» b Uhr >«tt»»t««»»»«e»üh»r«: Die ZeNe Neiner Schrift de, 7 mal gespaltenen Aakündi uug-.Ieite oder deren Rau» «0 Pf »ei Dabellen- «ud Ziffernsatz ö Pf Aufschlag für die Zeile Uuterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum LO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag» IS Uhr für d,e nach mittag« erscheinend« Nummer 223. IVM. Dienstag, den 24. September nachmittags. Amtlicher Teil. TreS-c«, 24. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern Abend l1 Uhr 25 Min. rach Gmunden gereist. Wekanntrnachung. Im Auftrage dex unterzeichneten Ministerien wird auch in diesem Jahre an der Königlichen Forstakademie in Tharandt durch den Geheimen Hofrath Professor vr. Nitsche ein Lehrkursus über Teichwirthschaft, und zwar besonders über Karpfenzucht, abgehalten weiden. Dieser Kursus beginnt Douuerstaz, de« 21. November, Nachmittags 5 Uhr und schließt Louuabeu-, den 23. November. Derselbe wird wie früher aus Vorlesungen und Demonstrationen bestehen und Jedermann unentgelt lich gegen Einzeichnung des Namens in die an Ort und Stelle ausliegende Liste zugänglich sein Dresden, am 16. September 1901. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. 88S7 v. Metzsch, v. Watzdorf. Raumann Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. I» Geschäftsbereiche Ve» Mt«isterta»» veS Kultus u«d -ffeutliche« Unterrichts. Erledigt: die ständige Lehrerstelle zu Tobertitz Koll : daS Ministerium de» Kultus rc Einkommen neben freier Wohnung mit Garten- genuß 1SVV M. Grundgehalt, 1lv M für Erteilung de» FortlnlVungSanterrichtS, 27,50 M. für Sommerlurnen u. nach Befinden 7S M der LehrerSfrau iür den Handarbeits- unterrrcht. Gesuche mit ollen erforderlichen Beilagen sind bis 10. Oktober beim BezirkSschulinspektor Schulrat Vr. Putzger, Plauen i. V eivzureichen. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-luthe rischen LandeSconsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt Davon sind zu besetzen L) nach nach dem Kirchengefrtze vsm 8. Dezember t8S6 im II. Halb jahr lSOt: V. Llellr: das Pfarramt zu Görnitz (Borna) — kl IV (A) —, erledigt durch Designation am 18. August 1901; — 8) im regelmäßigen Besetzung-verfahren: das Archidiaconat an der Martin Lutherkirche in Dresden (Dresden l) — Kl V (8) —. Collator: der Stadtralh zu Dresden; das Diaconat zu Et. Andreas (Gablenz) — Chemnitz 1 — Kl I —. Collator: daS rvangelisch- lmherische Landcsconsistorium; das Diaconat zu Hainichen (Leisnig) — Kl. l —. Collator: das evangelisch-lutherische Landesconfistorium; das Archidiaconat zu St. Pauli in Chemnitz (Chemnitz I) -- kl. V (8) —. Collator: der Stadtralh zu Chemnitz — Dagegen wurde angestellt: Friedrich Carl Theodor Emil Johanne- Saul, PredigtamtS- candidat, als Pfarrer in Wilschdorf (Radeberg). (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Tie wirtschaftliche Lage. Wie man noch vor ein, zwei Jahren den großen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland mit großem Ueberschwang begrüßte und die unaufhaltsame Ent wickelung unseres Vaterlandes zum Ausfuhrindustrie staate als einen sicheren Faktor betrachtete, so ist man jetzt vielfach entmutigt und zaghaft, weil ein ziemlich erheblicher Rückschlag eingetreten ist, der allerdings auf manchen Industriezweigen bedauerlicher ¬ weise recht lähmend lastet. War aber früher der Ueberschwang unangebracht und schädlich, so ist er es auch heute. Es ist leider nicht zu bestreiten, daß in unserem wirtschaftlichen Leden eine starke Stockung eingetreten ist, allein zu einer Entmutigung giebt diese doch keine Veran lassung. Beherzigt man nur die Lehren der jetzigen Krisis und lenkt aus der früheren Ueber- hastung, Ueberproduklion und Ueberspekulaüon wieder in das Fahrwasser ruhiger, solider Entwickelung ein, so wird sich aus dem heutigen üblen Zustande eine Gesundung unseres Wirtschaftslebens ergeben, die allein die Grundlage eines sicheren nationalen Wohl standes sein kann. Von diesem Gesichtspunkte kann man eS nur mit großer Genugthuung begrüßen, daß ziemlich allseitig, selbst dort, wo man die Ent wickelung Deutschlands zum Jndustriestaate am meisten gewünscht und am eifrigsten gefördert hat, die Ur sache des beklagenswerten Niederganges des Erwerbs lebens erkannt worden ist. Halte man noch vor kurzem die geltenden Handelsverträge als eine sichere Gewähr für einen höheren Aufschwung unserer Aus fuhrindustrie gepriesen, so ist man jetzt selbst im Lager derjenigen Richtungen, die auch heute noch möglichst unbeschränkte Handelsfreiheit als die beste Grundlage für unser volkswirtschaftliches Gedeihen fordern, zu der Einsicht gelangt, daß gerade der un ausgesetzte Hinweis auf die unfehlbare Zunahme der Ausfuhr und deren Begünstigung durch die Börse zu Ueberschätzung, ja — wie ein freisinniges Blatt geradezu schreibt — zum Größenwahn geführt hat. Dem Uebermaß an Erzeugung, der ungestümen, über den wirklichen Bedarf weit hinausgrhendcn Er weiterung industrieller Anlagen mußte ein Rückschlag folgen, und er ist trotz des Bestehens der alten Handelsverträge erfolgt. Wir gestehen selbstverständlich zu, daß es für die Industriellen sehr schwierig ist, den Bedarf für Aus fuhrwaren richtig zu bemessen. Nachdem nun aber auch Amerika als ernst zu nehmender Wettbewerber an dem Weltmärkte ausgetreten ist, hat die Schwierig keit in der Abwägung des Ausfuhrbedarfs nur noch zugenommen; insonderheit was den Eisenmarkt be- trisit, hat d e nordamerikanische Industrie, durch außerordentlich hohe Schutzzölle erstarkt, selbst dem ältesten Exportlande, England, schwere Wunden zu gefügt. Daß unter solchen Umständen ein Forcieren der Ausfuhrindustrie, wie es bei uns seit einigen Jahren, ungeachtet der Warnung von unterrichteter, wohlmeinender Seite, unternommen worden ist, ver hängnisvoll wirken mußte, kann nicht verkannt werden. Die Ueberproduklion machte sich geltend; die hastige Erweiterung industrieller Anlagen in der Hoffnung auf den Bestand des wirtschaftlichen Aufschwunges trug ihre Früchte, und jetzt ist es nicht allein der jenige Teil der unüberlegt vorgegangenen Industrie, der darunter leidet, sondern es wird dadurch unser gesamtes vaterländisches Wirtschaftsleben betroffen. Der Uebergang eines großen Reiches wie Deutsch land, dessen Wohlfahrt noch immer zu einem großen Teile auf dem Gedeihen der landwirtschaftlichen Er zeugung beruht, zum Jndustriestaate läßt sich nicht erzwingen oder künstlich beschleunigen. Auch die allerbesten Handelsverträge sind nicht im stände, eine solche beschleunigende Wirkung herbeizuführen; auf die Periode des Aufschwungs muß immer eine Periode deS Stockens folgen. Wenn diejenigen Industrien, die von den Handelsverträgen eine solche Wirkung erwartet und sich durch erhöhte Erzeugung darauf eingerichtet hatten, nunmehr die Bilanz ziehen wollten, um zu ergründen, wie für sie Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. V Astronomie. S«it 21 Jahren hat sich Prof. ForbeS, angeregt durch dcn Hinweis eine« anderen Gelehrten auf die eigentümlichen Störungen von Kometenbahnen, mit der Lösung der Frage beschäftigt, ob e« jenseits de« Planeten Neptun innerhalb de« Sonnensystems noch einen weiteren Planeten gebe, der bi«her au« irgend einem Grunde den Nachforschungen der Sternkundigen entgangen sein könne Schon bald darauf, im Jahre 1880, veröffentlichte ForbeS die Thal- fache, daß sieben Kometen, die eine elliptische Bahn um die Sonne beschreiben, ihren äußeren Abstand von unserem TageSgestirn in einer Entfernung erreichen, die hundertmal größer ist al« der mittlere Abstand der Erde von der Sonne, also in einem Himmelsraume, der roch bedeutend jenseits von der Bahn des äußersten Planeten Neptun liegen würde Auf diese Thatsache gründete er seine Vermutung, daß e« jenseits d«S Neptun noch einen Planeten geben dürfte, der durch seine Anziehung dahin wirkt, daß die Kometen durch ihn an einem Entweichen au- dem Sonnensystem verhindert und zur Rückkehr nach der Sonne hin gezwungen werden Man kennt bisher ein« größere Gruppe von Kometen, die in dieser Weise an den Jupiter, eine andere, die an den Neptun ge bunden ist, und der Schluß liegt nahe, daß diejenige Gruppe, die ihren äußersten Sonnenabstand jenseits de« Neptun findet, dort ebenfalls durch einen Planeten in ihrer Bahn um die Sonne festgehalten wird. ForbeS hat auch versucht, die Stellung dieses mutmaßlichen Gestirn« zu berechnen, und hat den berühmten Astronomen der Kap-Sternwarte Drof Roberts veranlaßt, nach ihm mit Hilf, der photographischen Platt« zu forschen. Die Sach« ist bisher ergebnislos geblieben, aber Rob«rt« will noch einen neuen Strerszug nach vem verborgenen Planeten mit noch größerer Sorgsamkeit unternehmen. Bei der in den letzten Tagen abgehaitenen Jahresversamm lung der Britischen Bereinigung zur Förderung der Wissen schaft hat Prof ForbeS ausführlich seine Gründe und Be rechnungen vorgelegt, die ihn zu d«r Ueberzeugurg von dem Vorhandensein eine« Planeten jenseits de« Neptun geführt haben Er nimmt an, daß dieser Planet eine noch größere Masse besitzen muffe al« der Jupiter, so daß er also der größte Planet des Sonnensystem« über haupt wäre. Die theoretische Erkenntni« vom Vor handensein eine« Planeten, Len noch niemand mit Augen gesehen hat, wäre nicht ohne Beispiel, denn auch der Neptun ist auf diesem Wege zuerst berechnet und erst dann entdeckt worden. Die Ausführungen von Forbe« haben unter den Astronomen ein begreifliche« Aussehen erregt, und wahrscheinlich werden sich mehrere Stern warten an der Jagd nach dem „Ueber-Neptun" be teilige« Heilkunde. Ein« medizinisch« Entdrckung von großem Wert« haben zwei französische Gelehrte, Roger und Josuä, gemacht Die Forschung über die Ver änderung im menschlich«« Blute hat in d«n letzten zehn Jahren bedeutende Errungenschaften zu verzeichnen, hat aber di« Kenntnis hauptsächlich um eine groß« Zahl neuer Thatsach«» bereichert, ohne diese in allen Fällen erklären zu können Immerhin scheint e« sicher genug zu sein, daß di« blutbildenden Organ« auf die ver schiedenen Formen ansteckender Krankheiten i« einer ganz besonderen Art reagieren, so daß eine planmäßige Unter suchung einen nicht geringen Wert für di« Aufklärung eine« Krankheit«,ußand«« gewonnen hat So ist fest- gestellt worden, daß eine Vermehrung in der Zahl der weißen Blutkörperchen nicht nur al« psychologisch wichtig« Thatsach« vorkommt, z. B im B«, laufe der Verdauung, bei Neugeborenen, «ach großer körperlicher Anstrengung rc, sondern auch al« eine krankhaft« Erscheinung in Ber ber „Segen" jener Verträge ausgefallen sei, so würden sie finden, daß sie ihn mindestens stark überschätzt haben. Bei ruhiger, stetiger Entwickelung der Er zeugung, auch derjenigen, die für den Außenhandel, der am meisten geneigt ist, an den Bedarf höhere Taxen anzulegen, bestimmt ist, wird die Industrie jedenfalls immer am besten auskommen und zu einer sichereren und beständigeren Blüte gelangen, als durch forciertes Vorgehen mit Unterstützung der Börsen spekulation. Vor allem aber ergiebt sich aus der gegenwärtigen Krisis die Lehre, daß angesichts der Unsicherheit des Auslandsmarktes die Erhaltung deS heimischen Markies das dringendste Erfordernis für unser ganzes Wirtschaftsleben ist. Soweit, daß wir den heimischen Markl mißachten und das landwirt schaftliche Gewerbe, das auf ihm einen Haurtfaktor bildet, aufopfern könnten, um den Uebergang zum Ausfuhrindustriestaate zu beschleunigen, sind wir, wie die heutigen Zustände zeigen, noch lange nicht. Ter Krieg i« Südafrika. Die neuerdings eingegangenen Meldungen über die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz« geben kein ganz klares Bild über die letzten Vorgänge. Wie wir schon gestern unter Drahtnachrichten mitteilen konnten, wird berichtet, daß die Engländer an zwei Stellen (westlich von Adenburg bez. bei Cardina) 55 bez. 54 Gefangene gemacht hätten, darunter einen mit Namen Botha. Ob diese beiden Kämpfe wirklich als britische Erfolge anzusehen sind, erscheint bei der dürftigen Berichterstattung darüber noch zweifelhaft. Dagegen haben die Engländer einen kleinen, doch nach eigener Meldung unter schweren Verlusten er kämpften Erfolg zu berichten. Sie haben den Burenführer Kruitzinger, der anstrebte, wieder in die Kapkolonie zurückzukehren, und der deshalb Lovats Schützen überfallen hat, an seinem Vorhaben ge hindert. Wir halten dcn Erfolg deshalb für nicht groß, weil es immerhin nicht ausgeschlossen erscheint, daß Kruitzinger seinen Versuch, dcn Oranjefluß zu überschreiten, vielleicht bald wiederholen wird. Im übrigen lauten die Berichte auch aus der Kap- kvlonie nicht günstig für die Engländer. Es wird zugegeben, daß infolge der neueren Einbrüche der Buren in die Kolonie eine Verstärkung der briti schen Truppen erforderlich gewesen ist und daß den Buren die Bewegungen von den Landbewohnern er leichtert, den Engländern aber erschwert werden. Es sollen deshalb sofort noch alle leichten Kavallerie regimenter in der Heimat mobilisiert und eiligst nach Südafrika geschickt werden. Wie groß die gegenwärtige Mißstimmung in England ist, geht aus soigendem der „Cöln. Ztg." aus London zugegangenen Berichte hervor: Die schon herrschende Mißstimmung über die neuesten Vorgänge aus dem südafrikanischen Kriegsschauplatz wird durch den abermaligen Verlust zweier Geschütze noch ver stärkt. Die Zeitungen erörtern die Lage mit ziemlicher Schärse und der augenscheinlichen Neigung, zum bedeutenden Teil die Regierung jedenfalls für die Ursachen dieser Schlappen verantwortlich zu machen. Man deutet an, daß wahrscheinlich mißverstandene Sparsamkeit mehr berücksichtigt worden sei als die Notwendigkeit, dcn Krieg thatkräftig und schnell zu Ende zu führen. Auch über die Ausbildung der Offiziere fällt manches kritische Wort. Man hält durchweg der Regierung vor, daß ihre Sparsamkeit für da- Land bereits sehr kostspielig geworden sei, und stellt ihr unerquick liche Zeiten in Aussicht, wenn sie, wahrscheinlich unerwartet früh, um neue Geldbewilligungen nachsucheu muffe. .Morning Post' bemerkt dabei u. a., die Kritik werde als dann um so schärfer aussallen, je geringere Leistungen er sichtlich seien. Ter Krieg würd« bei allem Unglück nicht zu teuer lein, wenn «r zu einer wirklichen Reform des Krieg- amteS und de- Heere« aus nationaler Grunölage ge- sührt hätte Außerdem liegt noch folgende Nachricht vor: Bermuda. Drei Buren, darunter rin Neffe de» Generals Joubert, sind in der Nacht vom L0. September au» dem hiesigen Lager ter Gefangenen entflohen und ge langten nach einem unwegsamen, dicht bewaldeten Gebiete. Sie sind noch nicht wieder ergriffen worden Tagesgeschichte. Dresden, 24. September. Als Gast Ihrer Königlichen Majestäten ist Graf Wclslmrg gestern abend im Schlosst Moritzburg eingetroffen. Heute nachmittag 1 Uhr 35 Min. ab Haupt bahnhof sind Ihre Majestät die Königin über Hainsberg-KipSdorf nach Rehefeld gereist, um im dortigen Jagdschlösse mit Sr. Majestät dem Könige bis nächsten Sonntag zu weilen. Graf Welsburg hat sich ebenfalls mit nach Rehefeld begeben. Im Gefolge Ihrer Majestät der Königin befinden sich Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, Hoffräulein v. Abeken und Oberhofmeister Wirkl. Geh. Rat v. Malortie, Excellenz. TreSdcv, 24. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg ist gestern abend 11 Uhr 25 Min. zum Besucht der Durchlauchtigsten Schwiegereltern, Sr. Königl. Hoheit des Herzogs und Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Herzogin Philipp von Württemberg nach Gmunden abgereist, woselbst zur Zeit auch Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg weilt. Tie Prinzlichen Herrschaften gedenken in den ersten Tagen des Oktober hierher zurückzukehren. Deutsche, «eich. Berlin Wie au« Romiaten gemeldet wird, be gaben Sich Se. Majestät der Kaiser gestern nach mittag zu Pferde und in der Uniform seine« russische« Grenadier Regiment« nach dem Grenzstädtchen Wysch- tyten, da« am 26. August d. I«. zum größten Teile durch Feuer zerstört worden war An die auf dem Marktplatz« zusammengeströmtc Bevölkrrung hielten Sr Majestät folgende Ansprache: , Se Majestät Kaiser Nikolaus, Euer erhabener Landes herr. Mein geliebter Freund, hat von Eurem schnüren Un glück gehört Er läßt Euch durch Meinen Mund Mitteilen, wie sehr ihn die Nachricht betrübt hat, und läßt Euch sein herzliches Mitgefühl aussprechen Aber noch m«hr, er sendet Euch durch Mich als Zeichen seincr lande-väterlichen Fürsorge eine Spende von 5000 Rubel, die Ich Meinem bevollmächtigten Forstmeister von Saint Paul übergebe zur Verteilung in Ge meinschaft mit Landrat v. Luck und dem Komitee. Ihr erseht hieraus, wie da- Auge Eure- erhabenen LandeSvaterS überall bis an die Grenzstädte seine- großen Reiche- reicht, und wie sein gütiges, warmcS Herz sür seine, wenn auch noch so ent fernten Unterthanen schlägt. Eurer Dankbarkeit und Liebe für Euren Kaiser und Bate- werdet Ihr jetzt Ausdruck geben, indem Ihr mit Mir ruft: A» eäorovjs jevo «slitsciisstvo goeeuäarja imperatoru Xitcolaa! üurra!" (Tie russischen Schlußworte bedeuten in deutscher Ueber- setzung. .Auf daS Wohl Sr. Majestät des Kaiser- Rikolau»! Hurra!") — Ihre Majestät die Kaiserin sind am gestrigen Tage in Rominten eingetroffen — Der Deutsche Kronprinz, der, wie wr meldeten, dieser Tage von seiner Studienreise au» Holland zurückgekehrt ist, unternimmt gegenwärtig noch weitere Reisen, die wiffenschaftlichen Zwecken diene« sollen So stattete der Kronprinz am letzten Sonnabend im strengsten Inkognito, vom Flügeladjutanten Obersten v. Pritzelwitz und seinem Studienfreunde Grafen v AlvenSleben begleitet, der Stadt Wesel einen mehr stündigen Besuch ab Der Kronprinz begab sich vom dortigen Bahnhose zu Fuß nach dem altgotischen Rat- hruse, besichtigte den Kaisersaal und besuchte im An schluß hieran die Willibrordikirche, deren Innere» eben- bindung mit Bleichsucht, im Gefolge von starken Blut ungen und im Verein mit verschiedenen ansteckenden und vergiftenden Einwirkungen auf den Körper. Für eine Reihe von Krankheiten ist da« AuSblliben einer Vermehrung der weißen Blutkörper nicht weniger auf fallend. Unter gewissen Bedingungen lassen sich solche Unterschiede in der Vermehrung der weißen Blutzrllen erkennen, wie bei der Gegenwart von Eingeweide würmern und auch beim Asthma Di« beiden ge nannten französisch«« Gel«hrt«n sind nun noch ernen Schritt weiter in der Ausnutzung der Blutunter suchung gegangen und haben gezeigt, daß e« von höchstem Werte für die Beurteilung einer Krankheit sein kann, die Flüssigkeit in einer künstlich erzeugte« Brandblase zu prüfen. Die darin enthaltenen Zellen lassen sich ebenfall« in gewiss- Gruppen unter- scheiden, deren schwerfällige wissenschaftliche Be- zeichnungen wir nicht wiedergeben wollen Jedenfalls wird er al« eine Thatsach« bezeichn«», daß beim gesunden Menschen da» Verhältnis der verschiedenen Sorten von Zellen zu einander in der Flüssigkeit d«r Brandblase ein anderes ist al« beim kranken Dies« Veränderungen werde» wahrscheinlich hervorgerusen durch eine Wirkung de« Krankheit«gift« aus da« Knochenmark, wodurch dies«« zu einer besonders lebhaften Aussonderung einer be stimmten Sorte von Zellen ang»r«izt wird. Durch di« künstliche Erzeugung einer Brandblase kann ermittelt werden, in welchem Grade das Knochenmark zur Bild ung diese, oder jener Zellen geneigt ist, und darau» kann wieder auf den Gesundheit-zustand d«S betreffenden Mensch«« oder vielmehr auf diese oder jene Erkrankung geschlossen werden. Ganz besonders wichtig ist der Um stand, daß dies« Prüfung auch sür di« Lungenschwind sucht em zuverlässiges Erkennungömittel an dir Hand zu pebea scheint, indem Lie «ine Zellen^orte in der Blasi«- flüsfigkeit entweder nur sehr wenig oder garnicht ver treten ist und die betreffenden Zellen außerdem eigen tümlich ausgedehnt und geschwollen erscheinen Diese Forschungen verdienen alle Aufmerksamkeit und eine weitere Verfolgung durch möglichst viele Beobachter * Gestern vormittag haben in Hamburg im großen Saale de« Konzerthause« die Hauptverhandlungen der 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte begonnen. Prof vr. Voller eröffnete die Versammlung mit einem Rückblick auf die Versamm lungen von 1830 und 1876 und brachte auf S«. Majestät den Kaiser, den hochsinnigen Freund und För derer von Kultur und Wissenschaft, ein Hoch au«, in da« die Anwesenden begeistert einstimmte« Auf Vor schlag de« Medizinalrate« vr. Reinke wurde ein Be- grüßungStelegramm an E« Majestät de» Kaiser gesandt. Dann hielten Bürgermeister Hachmann namens de« Senat» und der Stadt Hamburg, Prof vr. Neumayer namen« der wiffenschaftlichen Gesellschaften, Anstalten und Institutionen Begrüßungsreden, Prof vr. Hertwig- München dankte sür den von der Stadt bereiteten Em pfang Hierauf hielt Prof Lecher-Prag einen Vortrag über die Hertzsche Entdeckung elektrischer Wellen und deren weitere Ausgestaltung und Prof Th Boveri- Würzburg einen Vortrag über das Problem der Be fruchtung. * Das Expeditionsschiff „Matador" ist, wie in einem Teile der Auflage bereit« gestern gemeldet wurde, nach 13monatiger Abwesenheit von der Nordpol expedition unter Führung d«S Steuermann« Dreßler nach Hamburg zurückgekehrt Der Führer der Ex pedition, Kapitän Bauendahl, d«r zuvor noch ein« Rundreise durch Norwegen unternimmt, kehrt erst in 3 bi« 4 Wochen zurück Der Gesundheitszustand der gesamten Mannschaft ist gut * Ta« Derhältni« der Spezialärzte zu den praktischen Aerztin in Deutschland hat Vr. G«org Heimann in der „Deutsch«« Medizinisch«« Wochen schrift' zum Gegrr.stand einer statistischen Studie
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