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Sfjcutn ol3 (Wctdjmei uub Söefculjcit „Wenn man mir vorwirft, ich schreibe zu kompliziert — zum Teufe fl noch einfacher kann ich's nicht ausdrücken, und ich strebe nach möglichstef Einfachheit; ein Streben nach Originalität gibt es bei einem wirklichen Künstler nicht. Was meine musikalische Ausdrucksweise oft überfeinert, rhythmisch zu subtil reichhaltig erscheinen läßt, ist wahrscheinlich ein Ger schmack, der mir das leicht als gewöhnlich, schon oft dagewesen und daher, überflüssig, nochmals wiedergekaut zu werden, erscheinen läßt, was anderst, nicht bloß Laien, als höchst modern und dem 20. Jahrhundert angehörig vorkommt.“ Richard Strauß. 3Uif biefen ZBorten in einem 23rief an §r. Don jjaufegger fagf 6er 2lutor bei» „Xill ©ulenfpiegel" ungefähr bag gleitfjc, mag D?itf>arb ZDagner mit feinem 3mpern tip: „Orfjafft jfteueö \" augbrüdfen mollfe. Ohne bem Jßaftn eineg gortfcijriffg in ber Oltufif gu fröhnen, roollcn biefe .ftütcftler fagen, baf; eg an cf) feinen ©fillftanb in ber DTtufif geben fönnr. Smmerhin bemerfengroert, baß fid^ ©f rauß gegen ben 23ormurf beg Äompligiert fdfreibeng roebren mufj. DIfan ficl>t bie IKelafiPifät aller Urteile. Sie Partituren ber ©traußfefjen Xonbidt)tungen erfd) einen und heute flaffifdf) einfach- 2lucf> bie gum „ X i 11 ©ulenfpiegel" traft if>rcr aerblüffenbeti 23epierbilb£edjnif, traft iftreg unerhörten iKciit) tumg an garben, bie aug bem außergemöhnlicf) ftarf befeftfen Orrfjcffer heraugquellenu greilidf) alg bag ZBerf erfefuen (Por nunmehr 42 3<t^ren), ba nannte man eg eint „maß= unb meifterlofe 23ilberjagb" (Jpanglid?), ba glaubte man „bie Dteinfteit bef Xonfunjt in ©efa^r". (©agar ein grätig fiiggf ift mit feinem A=Sur=ftIaPierfongert in Sregben auggepfiffen roorben.) Ser „Xiü ©ulenfpiegel" ift begeicf)nenb bafür, roie roenig man bie „Pragramm mufif" crnft nehmen barf. ©eroiß, eg gibt ein Programm, bag ber ft otnponijt felbff mifgeteilt I>af. ^uerft aber mailte er eg für fidj behalfen. Sie ßeufe fällten bag 2Ber? alg reine SRufif aufnehmen unb ficf) nidr)t aon einem „Programm" gängeln [affen. 23or ber Uraufführung im Kölner ©ärgernd) ftf>rieb ©trau); an 2BülIner, ber ihn um eine „(Sinfüftrunq" gebeten hatte: „@g ift mir unmöglich, ein Programm gu „©ulen fpiegel" gu geben. 20oIIen mir biegmal baber bie 3ul)örer felbft bie DTüffe auffnacten laffen, bie ber ©df)a[f ihnen aerabreidhf. ©g bürfte genügen, bie beiben ©ulenfpiegel fhemen mifguteilen, bie bag ©ange in ben Pcrfd)ieöenften 23erflcibungen unb ©tim mungen mie Situationen burchgiehen big gur ftataßropfie, mo Xill aufgefnüpft mirb." Sag ift ein guten Sfegept, bag man gerne meifergeben möd)fe. TOrfjfg märe un angebrachter, alg ficf> beim jpören biefeg föfllicffen 2Berfeg an £>anb beg Programme auf eine „33ilberjagb" gu begeben, ©g fönnte fonft leicht fein, ba); ung ber ©chalf irre führt unb mir ffatt ©traute, 23öc?e fehöffen ... >■ Sie beiben ©ulenfpiegelthemen, aon benen ber 21ufor fprichf, finb leicht gu ferne geicf)nen unb gu etfennen. Sag erffe ertönt gleich ‘ m 6- Xaft (nach rinem furgen Prolog), Pom erffen jporn geblafen, begeichnenb in feiner fpnfopifchen Haltung. Sag groeitc nach rrften großen 21nlauf beg Ord)cfterg in ber ftlarineffe, ein übermütiger ©chnörfel, ber fid) in einem faft fchmerghaft gebehnfen 2Ifforb feftfeftt. •> 3um Untertitel „3Tach alter ©chelmenmeife in Dfonboform" ift noch gu fagen, ba); eg (ich feinegroegg um bie ftrenge Dfonboform hanbelf. 2Iuf fie beutet nur bog regelmäßige 2Biebererfcheinen ber beiben Xhemen hin. 3n gang anberer 2Beife ift bag neue 2Berf )pang Srehmeg Pott einem Xf)enm beherrfcht. 23ei ihm ift bag Xlfema nicht 23ilb, fonbern 21rchiteftonif. 3fid)f ©Icidmia, fonbern 2öefenheif. Siefer junge ftomponift, mit bem mieber einer ber in ber Porberflen 3{eit>r ftehenben Gchaffrnben aug bem beuffdjenft omponijtcmlHachmuchg in bcrPhilharmonir