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Dresdner Journal : 29.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190106299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-29
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1901
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vei«-*»ret«: Beim Bezüge durch di« GeschLflsste« »reudeuu »^0 M («nschl. Zmlugung), durch die tzu Deutschen Reiche » M. (ausjchließlich Bestellgeld) virrteljLhrlich Einzelne Rum arrn 10 Pf. Wird Zurücksenduna der für die Schriftleitunx bestimmten, aber von dieser nicht ein- geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist da« Postgeld beijusügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen» Werktag« nachm L Uhr. ««kündtgung-irSühre»: Dir Aeüe Neiaer Schrift der 7 mal gewatlenen Snkündi» gungs-Zeite oder deren Raum »0 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsah L Pf Ausschlag für di« Zeile Unterm Re- davionsstrich (Eingesandt) die TextzeUr mittler Schrift oder deren Raum bO Pf. Gebühren-Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag- IS Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. M149 1901. Sonnabend, den 29. Juni nachmittags. Bestellungen auf das Dresdner Joarnal für das dritte EDierLeLjayr werden in Dresden in unserer Geschäftsstelle (Zwinger- straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Vraner (F. Plötner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Albert Grunert (F. u. M. Geißlers Nachf.), Bautzner Straße 63, zum Preise von 2 M S0 angenommen. Bei den Postaastaltev im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 3 WI. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften des oberen Elb» thaleS bis Schandau, in denjenigen des unteren ElbthaleS bis Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS in- Einvernehmen setzen Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Staatsanwalt beim Landgerichte Leipzig vr. Ernst Bruno Lange auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen, den LandgerichtLrath beim Landgerichte Dresden Justizrath vr. Hermann Otto mar Bellmann zum Rath beim Oberlandesgerichte, den Landrichter beim Landgerichte Plauen vr. Gustav Adolf Paul Otto zum Amtsrichter beim Amtsgericht "Colditz und den Assessor beim Amtsgerichte Eibenstock Franz Alexander Schilde zum Landrichter beim Landgerichte Plauen zu ernennen, die Versetzung des AmtSgerichtSraths Arwed Detlev Bamberg in Wal denburg zum Amtsgerichte Schwarzenberg und des Amtsrichters Horst Heinrich Abraham Reinhard von Einsiedel in Colditz zum Amtsgerichte Wal denburg zu genehmigen sowie dem Oberamtsrichter Paul Adolf Marlin Hattaß in Schwarzenberg den Titel und Rang eine- Oberjustizraths und dem vor genannten Amtsgerichtsrath Bamberg den Titel und Rang eines OberamtsrichterS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem ersten Rath bei ter Brandversicherungs- kammer Oberregierungsrath Barthold die nach gesuchte Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Vorstande der Königl. Porzellanniederloge in Dresden, Oberfaktor Jähnichen daselbst, den Titel und Rang eines „Hofrathes" zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Amtsstraßenmeister Lamm in Loschwitz das Verdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben den zum Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Zittau -ernannten FranciS B.Geßner daselbst in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Es ist die alte, aber ewig neublcibende Ge schichte: ist der Sommer ins Land gekommen und hat er sich unter so verhältnismäßig dem Frieden günstigen Anzeichen, wie glücklicherweise der dies jährige, angelassen, so beginnt die Sensationslust der Zeitungrpolitiker ihre Blüten zu treiben. In Berlin empfindet ein Blatt, mit dem das Publikum auch am Montag morgen beglückt wird, gerade für diesen Tag stets das Bedürfnis, mit einer recht kräftigen Sache aufzuwarten So ist es schon zweimal die angebliche großmächtliche Vermittlung in dem südafrikanischen Streitfälle gewesen, was als Montagmorgenkost verabreicht wurde. Und zwar wären es bald Deutschland allein, bald Deutsch land und Rußland, die zwischen den KriegSparleien vermitteln möchten; ja, eS hätte die Königin der Niederlande bei ihrem jüngsten Aufenthalte in Berlin Se. Majestät den Kaiser zu gunsten eines Ver mittlungsschrittes zu überreden gesucht. Hierbei klingt dann noch eine Note an, nämlich die, als ob zwischen dem deutschen Kaiser und Seinem Kanzler nicht völlige Uebereinstimmung mit Bezug auf die südafrikanische Frage herrsche. Man könnte diese ganze auf eine Erregung der etwas ruhiger ge wordenen Zeitläufte berechnete SensationSmacherei unbeachtet lassen, wenn sie nicht Eingang in ernst haftere Blätter gefunden hätte. Es sei darum zum Uebei flusse nochmals festgestellt, daß sich die deutsche Politik heute genau wie vor Jahr und Tag in den Bahnen bewegt, wie sie Graf Bülow wiederholt vorgezeichnet hat. Wir wissen vom deutschen Reichskanzler, daß er den um ihre Selbst ständigkeit kämpfenden Buren seine Sympathie nicht versagt; wir wissen aber von ihm als von dem wcit- auischauenden Staatsmanne auch, daß er mit Recht keine Neigung verspürt, seine von kühlsten Jnteressen- erwäqungen bedingte Politik durch Handlungen zu verwirren, die in letzter Linie den Burenrepnbliken wahrscheinlich den erhofften Vorteil gar nicht bringen würden. Vollends von Verkennung der Lage der Dinge zeugt die Behauptung, es werde eine russisch-deutsche Vermittlung betrieben. Allerdings hat die russische Presse in ihrem steten Trachten, Deutschland in Schwierigkeiten zu bringen, mehr als einmal von einer Verpflichtung Deutschlands, in Südafrika ein- zuschreiten, gesprochen. Aber man hat gleichzeitig niemals etwas davon gehört, daß auch das amtliche Rußlard von einer solchen Verpflichtung Deutsch lands überzeugt wäre. Unwahr ist es, daß gar Rußland eine Vermittelung in die Wege geleitet, Deutschland sich jedoch geweigert habe, mitzuthun. Der Stand der Dinge bleibt so, wie er immer war: Kommen beide kriegführenden Teile um die guten Dienste der Mächte Europas ein, so wird Deutsch land gewiß nicht zögern, zu den Staaten zu gehören, die einen dergestalt geäußerten Wunsch in Erwägung nehmen. Hieran kann auch dadurch nichts geändert werden, daß neuerdings, wie es scheint, wieder mit größerem Hochdrucke für irgendwelche Schritte zu Gunsten der Burenrepubliken gearbeitet wird. Aus China hat die Woche Nachrichten von that- sächlichcm Belang kaum gebracht; und cs bleibt der Kennzeichnung der Lage, die wir in unserer letzten Uebersicht gegeben haben, Sonderliches nicht hirzu- zusügen. Wenn ein deutsches Blatt seine China rubrik dieser Tage mit den Kraftworten begonnen hat: „In China ist der Teufel schon wieder loS!" so möchten wir ganz naiv fragen: wo denn und wie so denn? Allerdings haben wir aus den be kannten englischen Quellen wieder allerlei Be unruhigendes zu hören bekommen; neue Boxerscharen sollen sich in verschiedenen Teilen Chinas sammeln und abermals die Missionare und die Kaufleute be drohen; Tungfusiang habe sich mit seinen Truppen auf Schan-si in Marsch gesetzt und der schlimme Prinz Tuan hätte von neuem Einfluß auf den chinesischen Hof gewonnen. Entspräche dies alles der Wahrheit, so stände in China allerdings die Sache wieder so, wie gerade vor Jahresfrist um diese Zeit. Jedoch an unterrichteten Stellen weiß man nichts von jenen alarmierenden Dingen. Vielleicht beruhen sie auf freier Erfindung englischer Nachrichtenfabrikanten, vielleicht entstammen sie der Besorgnis der Mis sionare angesichts der Zurückziehung der europäischen Truppen auS Petschitt. Jedenfalls nimmt drcse Zurückziehung ihren Fortgang, womit bewiesen wird, daß thatsächlicher Grund zur Befürchtung einer abermaligen Verschlimmerung der Lage in China nicht vorliegt. Nur die Opposition guuuä möme, die einige deutsche Blätter gegen den Grafen v. Bülrw üben, bringt es fertig, von einem Miß lingen des Chinazuges zu sprechen. Das klingt, als ob wir einen Erobrrungszug gemacht und nun nichts gcwonnen hätten und mit leeren Händen heimkämen. Jeder unbefangene Beurteiler der Dinge weiß indessen, daß unsere Expedition ein von der nationalen Ehre gebotener Akt war, um Sühne für schwere völk.rrechtliche Verbrechen zu erlangen. Und eS ist öfter als einmal auSeinandergesetzt worden, daß jene Sühne in ihren wesentlichen Punkten ge leistet ist, bez. mit Sicherheit, die die in China zu rückgebliebenen Kontingente verbürgen, noch geleistet werden wird. Die mannigfachen Beispiele dreibundfeind- licher Treibereien, deren auch an dieser Stelle regelmäßig gedacht wird, sind durch den bereits vor einigen Tagen von uns besprochenen Fall Ugron- Rimler um eins vermehrt worden, das aus dem Rahmen der bloßen ZeitungShetze recht auffällig horvorttrtt und der Klasse gefährlicher Jutriguen- spiele zugezählt werden muß. Freilich ist es, da die Rimler Ügronschen Bemühungen, den Minister Del- casse für ein Finanzuvternchmen mit dem Zwecke der Bekämpfung des Dreibundes bez. Deutsch lands zu interessieren, im Sande verliefen, richtig, daß diese Geschichte der eigentlich politischen Pointe entbehrt, und daß man ihre Akten als geschlossen zu betrachten hat. Wir unserseits haben an dieser Stelle mehr als ein mal vor allzuviel^Vertraurnsfeligkeit gegenüber den deutsch-französischen Beziehungen gl warnt; wir können indessen nicht finden, daß man in Deutschland Ur sache habe, über die Haltung des Hrn. Delcassä in der genannten Affäre sonderlich erstaunt oder unan genehm berührt zu sein. Der französische Minister, dm ein begreifliches Interesse für sein Vaterland bewegen mcchte, den Herren Rimler und Ugron Unterredungen zu gewähren, hat sich aus der Sache zurückgezogen, sobald er die Eigenschaften der beiden gegen die Politik ihres eigenen Landes intriguierenden Leute erkannt hatte. Auf alle Fälle bleibt das Freundschaftsverhältnis, das uns mit der habsburgi schen Monarchie verbindet und dessen friedfertige Ziele aller Welt bekannt sind, von den Rimler- Ugronschm Machenschaften unberührt. Und auch in Ungarn selbst haben die einflußreichen politischen Kreise die Handlungsweise Ugrons auf das schärfste Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 28. d. Mts: ^,Der Barbier von Sevilla". Komische Oper in zwei Akten. AuS dem Italienischen des Kollmann. Musik von G. Rossini. Hr Würthele setzte gestern sein Gastspiel fort und zeigte sich im stände, mit der Ausführung der Almaviva« Rolle den Eindruck feiner ersten Leistung zu Überholen. Vor allem klang die Stimme reiner und in der oberen Lage voller, sodaß der echte lyrische Timbre noch mehr zur Geltung kam Wie die Partie des Lyonel, behandelte der Sänger auch die gestrige Aufgabe mit Sicherheit im Musikalischen und Schauspielerischen, nahm durch den natürlichen, frischen GesangSoortrag wie durch da» gewandte Spiel für sich ein. Die Koloraturen, nament lich die de» Ständchen«, kamen ja nicht gleichmäßig flüssig heran« und die ganze Darstellung ging etwa« mehr in» Nrturburschenhaft«, al» e» für den spanischen Kavalier notwendig ist, aber im übrigen war die Leistung von ansprechender, lebendiger Wirkung und besonder« loben«- wert durch die Geschicklichkeit, mit der der Gast sich in dem fremden Ensemble bewegte Nach allem hat e» den Anschein, al« könnte der durch ein vorteilhafte« Aeußere unterstützt« Sänger bei paffender Beschäftigung der Hof- bühne nützlich werden Die von Hrn Kapellmeister Hagen geleitete Ausführung verlief recht flott und trug sowohl dem Gaste wie auch den heimischen Mitwirkenden starken Beifall ein, letzteren vornehmlich Frau Abendroth, die ihre Luftritt«arie mit Bravour und Geschmack sanß und gleich den Herren Scheidemantel, Brag und Decarlr rnit vieler Laune bei der Sache war P Die Internationale Knnftansftelluug Dresden 1S0l. XII. Die Internationale Porträtausstellung. Wir haben schon darauf hingedrutet, daß wir den internationalen Bildnissaal für die bedeutendste Abteilung der diesjährigen Gemäldeausstellung halten Von wem der Gedanke, einen ganzen Saal bloß mit Bildnissen zu füllen, auch auSgegangen sein mag, jedenfalls hat er Anspruch auf Dank, denn der Einfall war vortrefflich, und ebenso vortrefflich ist die Ausführung geraten Die in Saal V vereinigten Porträt» zeigen un«, zu welcher Höhe in den verschiedenen kunsttreibenden Ländern die Bildnismalerei gelangt ist, und daß dieser Zweig der Kunst den Vergleich mit den Werken der Vergangenheit nicht zu scheuen braucht ES wäre deshalb kaum nötig gewesen, auS unserer Galerie Bildnisse von van Dyck, Morando, Rembrandt und VelaSquez mitten unter die Werke der Modernen zu hängen, da das Verfahren als ein« Art Herausforderung erscheint Immerhin wird es diejenigen, die bisher noch an dem Können der Gegenwart gezweifelt haben, durch den Augenschein eine« Besseren belehren, und au« diesem Grunde wird man sich mit der Maßregel einverstanden erklären können Glücklich war auch der Versuch, hier einmal den Grund satz der Jnternationalität vollständig durchzusühren, in dem man deutsche, holländische, belgisch«, englische, französische, spanische, portugiesische, schwedische und finnische Bildnisse in höchst geschmackvoller Weise mit einander vereinigte und so wenigsten« in einem Falle die sonst ziemlich streng ringehaltene Trnmung der Nationen ausgab Dadurch ist e« erst möglich geworden, di« Leistungen der beteiligten Völker be- quem miteinander zu vergleichen und zu sehen, in welchen Punkte« di« Künstler der verschiedenen Völker miteinander übereinstimmrn und nach welcher Richtung hin sie auleinandergehen Um ein ab schttetzendes UrteU uver den Stand der heutigen Porträt malerei zu ermöglichen, dazu reicht das im Saal V zu- sammengrbrachte Material allerdings nicht auS ES muß ergänzt werden durch die in den übrigen Sälen untergebrachten Bildnisse, unter denen sich noch manche» hervorragende Stück befindet, genügt aber auch bei dieser Erweiterung noch nicht, da leider eine Reihe der bedeutendsten ausländischen Meister, wie Whistler, Her« komer, Orchardson, Ouler«, Sargent, Sauter, Boldini, Werenskiold und Zorn, um nur die Namen derjenigen, die un» gerade einfallen, zu nennen, fehlen Trotz dieser Lücken in dem Unternehmen ist der Eindruck de» Saale» vorzüglich Wer ihn einmal ge sehen hat, wird immer gern in ihn zurückkehren und immer auf» neue gefesselt werden Unmöglich aber kann der Reiz, den diese Bildni«au«stellung auSübt, in erster Linie stofflich sein. Es ist wahr, daß, wenn wir die Bände einer der großen historischen Porträtwerke, wie sie Woldemar v Seidlitz für die Zeit bi« ungefähr zum Jahre 1850 und Karl Werkmeister für da» 19 Jahr hundert h«rau»gegeben haben, durchblicken,unser Jntereffe in erster Linie durch die Bedeutung der Dargestellten er regt wird E» freut un», da» Bild, da» wir un« von einem Herrscher, Staat«mann, Gelehrten oder Künstler in der Phantasie au» dem, wa« wir von seinem Wirken und Schaffen wissen, gemacht haben, mit dem zu ver gleichen, wa» ihnen die Natur in Wirklichkeit verliehe« hat Keane« wir aber den Namen eine» der in diese Werke aufgenommenen Männer nicht, sö Überschlagen wir meisten« da« betreffende Blatt, r» müßt« denn sein, daß bei Bildern au« einer früheren Zeit da« Kostüm unsere Aufmerksamkeit beanspruchte. Doch kann e» auch vorkommen, daß die Physiognomie eine» der Dargestellten so bedeutend ist, daß wir den gehabten Eindruck nicht lo«werden und zu frage« anfangen, wa» der Betreffend« g«w«sen ist und wa» «r im Leben geleistet hat I« solchen Fällen tritt die verurteilt und die Zugehörigkeit zum Dreibunde auch sür Ungarn im engeren Sinne al» die einzige Politik der Klugheit und Zweckmäßigkeit anerkannt. Die allgemeine Reiselust, die sich um die heiße Jahreszeit allerorten in Deutschland zu regen pflegt, wäre man beinahe versucht, auch auf der Balkan- Halbinsel in Kraft zu sehen. Von dort her sind nämlich etwelche Reisenachrichten gekommen, die ängstlichen Gemütern einige Sorge zu machen scheinen. So weilt der österreichische Generalstabschef Frhr. v. Beck zum Besuch beim rumänischen König-Hofe in Sinaia, und cS wurden bei dieser Gelegenheit warme Trinksprüchc auf die österreichisch-rumänische Waffen- brüderschast auSgetauscht. Wc iter ist der Besuch des russi schen Großfürsten Alexander Michajlowitsch auf einem russischen Kriegsschiffe in bulgarischen Hafenstädten angekündizt. Und endlich hört man davon, daß ein Besuch des serbischen KönigSpaareS am Hofe deS Zaren geplant werde bez. bereits verabredet sei. Es kann, wie gesagt, nicht ausbleiben, daß diese Reisen von eifrigen Zeichendeutein als Symptome von „Zügen und Gegenzügen" auf dem Balkan auf gefaßt werden, dergestalt, daß man in einem Lager Rumänien unter dem Schutze des habsburgischen Doppeladlers, in dem anderen Bulgarien und Ser bien unter russischer Begünstigung zu erblicken habe. Allein auch solche Auslegungen mögen als Beweise der um die heiße Zeit stärker als sonst arbeitenden politischen Phantasie hingenommen werden. Denn schwerlich ist die Weltlage danach angethan, daß die eine oder die andere europäische Großmacht Neig ung empfinden könnte, den Stand der Dinge auf der Balkanhalbinsel zu ändern und diesem oder jenem der dortigen kleineren Staaten den Rücken zu Abenteuern wider das ottomanische Reich zu stärken. Gerade in einem gewissen Stärke-Gleichgewicht der kleinen Balkanstaatenwesen liegt die Bedingung für die Dauer der Ruhe im Orient. Dieses Gleich gewicht verschieben hieße jene Ruhe stören und einen gefahrdrohenden Brand entzünden. Unter diesem Gesichtspunkte kann eS auch nur gebilligt werden, wenn bestimmte Bemühungen, die Insel Kreta dem hellenischen Königreiche einzuverleiben, vor dem Wunsch« der dort interessierten Mächte halt gemacht haben, nach dem der kretensische 8t«tus guo aufrecht zuerhalten sei. In Konstantinopler Privatdeprscherr wird berichtet, daß der Zar ein eigenhändiges Schreiben an den Prinzen Georg von Griechenland gerichtet habe, worin er den Prinzen in freundschaft lichen Ausdrücken ersuchen soll, sich den Beschlüssen der Mächte hinsichtlich der Insel Kreta zu fügen. Der Prinz hätte erwidert, dem Ratschlage de» , Kaisers Nikolaus Folge leisten zu wollen. Wir vermögen nicht zu untersuchen, wie weit ein solcher Briefwechsel auf Wahrheit beruht; aber grundsätzlich dürfte der darin tehauptete Inhalt der Lage der Dinge wohl entsprechen. Ein Teil der russischen Presse hat bei der Neigung, dem Deutschen Reiche fortgesetzt böse Dinge nachzusagen, auch manchmal Zeit, der eng lischen Politik nicht eben freundlich zu gedenken. So scheint man sich neuerdings Gibraltar aufs Korn genommen zu haben und findet, daß England mit Eroberungsplänen auf der iberischen Halbinsel umgehe. Die „Nowoje Wremja" midmet dieser Sache einen längeren Artikel, in dem sie auf die gegenwärtige militärische Schwäche Englands hin weist, weidlich darüber spottet und den Schluß zieht, daß England gar nicht daran denken könne, zur Zeit ein größeres Heer an Spaniens Küsten zu landen; da- Trugbild der militärischen Macht England» sei künstlerische Sette de« Porträt» in den Vordergrund; der Maler, der un» nötigt, sich mit seinem Werke ein gehender zu befaßen, erzielt einen Erfolg, der nicht geringer ist, al» der de» Historienmaler«, dessen Kompo sition wir uns klarzumachen suchen Dasselbe gilt von den meisten Bildnissen im Saale V. Obwohl unter ihnen einzelne bekannte Persönlichkeiten vorstellen, so werden nicht viele unter denen, die diesen Saal betreten, sein, die zu den Männern und Frauen, die un« dort entgegenblicken, ein persönliche« Verhält«!« haben, und der Katalog selbst nennt höchsten« den Namen, ohne jede nähere Erläuterung, und verschweigt ihn ebenso oft. Nur ganz vereinzelte Besucher dürften in der Lage sein, in dem einen oder andern Falle zu behaupten, daß der oder jener wirklich getroffen, und daß damit der ur sprüngliche, der nächste Zweck de« Bildnisse» erreicht sei. Fällt somit für den Betrachter der gewöhnliche Maßstab, den wir zunächst an alle Porträt» unserer Verwandten, Freund« und Bekannten anzulegen pflege«, weg, so er« giebt sich schon au» dieser Tbatsache allein, daß e» in der Hauptsache nur die künstlerische Kraft, die au» einzeln«« Bildniff«n zu un» spricht, sein kann, di« un» fesselt; denn auch da» Kostüm spielt nur in einzelnen Fäll«« hi«r ein« Rolle, bei dem einen oder andern Damen« porträt, bei den Männerbildniffrn aber überhaupt nicht. Und dennoch giebt e« ein stoffliche« Jntereffe, da- un« in hohem Maß« in dieser internationalen Ausstellung in den Vordergrund zu treten scheint und gerade durch di« Jnternationalität gefördert wird E» ist da» Intereff« an dem Rassigen, an der Autprägung de« Stamme«« charakter« Geht man an dirsen Bildern vorüber, auch ohne den Katalog zu Hilfe zu ziehen, so wird man un schwer erkennen, in welchem Falle man e« mit der Arbeit eine« Engländer«, Franzosen oder Spanier« »u thun hat; daneben giebt e« auch vereinzelte Gemälde, über deren deutsch«« Ursprung man sich sofort klar srin wird. So sehr sich also unsere Künstler »
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