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Dresdner Journal : 24.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190108242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-24
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1901
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Drrs-ner Zomml Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm S Uhr. 1SV1 Sonnabend, den 2t. August nachmittags vei»«»»ret«. Beim Bezuar durch die cheschäst»aeLe inner»«» Z>r»de»n 2,bO M. (ernschl. Zuiiaguaa), durch die Vß im Deutschen Reiche 8 M. (au-schliehlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist da- Postgeld beizusügen. Ankündi«»««««ebübren: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündi» gungr-Seile oder deren Rau» 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- . daktionSstrich (Eüwesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer Bestellungen aus dar Lre-dner Journal für den Monat SsplsmKv!» werden in DreS-eu-Altstadt in unserer Geschäftsstelle (Zwingerstraße 20), in Dresden - Neustadt in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plöt ner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Albert Grunert (F. u. M. Geißlers Nachf.), Bautzner Straße 63, -um Preise von > SS angenommen. Bei den Postaustalte« im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit t IS. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Mit dem Herannahen des Zeitpunktes für die Danziger Flottenmanöver haben sich während dieser Woche die Angaben über eine Zusammenkunft Sr. Majestät des Kaisers mit dem Zaren ver dichtet. Daß diese Zweikaiserbegegnung nicht aus bleiben würde, haben wir in unseren Betxachtungen zur auswärtigen Politik stets angenommen. In zwischen ist amtlich bekanntgegeben worden, daß Kaiser Nikolaus der Gast unseres Kaisers bei den deutschen Flottenmanövern sein wird. Ueber die politische Seite des Vorgangs haben wir besondere Bemerkungen nicht zu machen Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland sind, dank der geschickten Führung unserer ost asiatischen Politik und abgesehen von der auf wirtschaftlichem Gebiete zu erwartenden Aus einandersetzung, völlig ungetrübt. Die beiden Herrscher stehen sich verwandtschaftlich nahe und sind einander überdies in persönlicher Freundschaft zu- gethan. Man kann also der „Cöln. Ztg." recht geben, wenn sie dem Aufsuchen besonderer politischer Gründe für diese Monarchen-Zusammenkunft ent gegentritt. Damit wird natürlich die Bedeutung, die jeder persönlichen Aussprache zwischen zwei so mächtigen Herrschern ohne weiteres zukommt, nicht unterschätzt. Die von der „Agence HavaS" vor einigen Tagen angekündigte Reise des Kaisers von Rußland zu den französischen Manövern fällt nicht in den Kreis derjenigen Erscheinungen, die von der Diplomatie als „untovurä ovont" bezeichnet und behandelt werden müssen. In dem Maße, wie eS wahrscheinlicher wurde, daß die gegen den Schluß der chinesischen Wirren hervorgetretene politische An näherung zwischen Deutschland und Rußland in einer persönlichen Zusammenkunft Sr. Majestät des Kaisers und des Kaisers Nikolaus ihren Aus druck finden könne, ja sogar finden müsse, ergab sich ein Zarenbesuch in Frankreich als unumgäng liches Gegenstück; und die deutsche Politik hat mit diesem Ereignisse, daS sie nicht unvorbereitet traf, sine irs rechnen können, in der wohlbegründeten Ueberzeugung, nichts könne dem Kaiser Nikolaus Kunst und Wissenschaft. Die Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. XXIV. Die Wiener Sezession. Auch die übrigen Bilder von Klimt bringen un- neue Enttäuschungen Am besten und von einer ge wissen Liebenswürdigkeit ist sein al« „8ur porto" ge dachter „Schubert", der am Klavier in der Tracht seiner Zeit sitzt und einigen sehr modern gekleideten und stark geschminkten Mädchen Lieder einstudiert (Nr. 355). Wenn man aber liest, daß Hermann Bahr in seinem Buch über die Sezession diese« Bild für da« schönste erklärt, da« jemals ein Oesterreicher gemalt habe, und daß der österreichische Nationalcharakter, der nach Bahr etwa« ganz andere« al« der deutsche ist, sich darin dokumentiere, so fragt man sich, wa» diese Rederei be deuten soll Da« Oesterrcichische ist nach Bahr in diesem „Schubert" Klimt« deutlich zu sehen „Diese Stille, diese Milde, dieser Glanz auf einer bürgerlichen Bescheidenheit — da« ist unser österreichisches Wesen. Da haben wir unser österreichische« Gefühl: daß der Mensch, wie klein er sein mag, doch eine Flamme in sich hat, die in keinem Sturm de« Leben« je verlischt — Da« läßt mich dieser Schubert mit den singenden Mädchen, di« etwas Bürgerliches und doch fast Religiöse« haben — ein anderer Kritiker steht in ihnen „kleine Chantant-Mädchen" — in einer unbeschreiblichen, ich möchte sagen: fröhlichen Melancholie empfinden, in der selben tröstenden Traurigkeit, die die kleinen Berge in der Brühl haben" Schade, daß Hr Bahr nicht auch Klimt« „Musik" (Nr 354) erläutert hat, vielleicht würde er un« auch auf einen echt wienerischen Zug darin auf merksam gemacht haben, während wir in ihr nur eine ferner liegen, als die Reise nach Compiegne zu einer gegen Deutschland gerichteten Demonstration zu benutzen. Die mehr und mehr einer all gemeinen Beruhigung zustrebende Gestaltung der internationalen Lage, wie namentlich dar an dieser Stelle oft berührte Nachlassen der politischen Spannung zwischen den europäischen Festlandsmächten, prägt den kommenden neuen Kund gebungen für den Fortbestand der russisch-französi schen Freundschaft in der bisherigen Form von vorn herein einen friedensfreundlichen Charakter auf. Die weniger ruhigen Kreise des französischen Volkes, die mit dem Umsturz der republikanischen Verfassung liebäugelnden Nationalisten und BonaparListen, er halten sogar durch die Ehrung, die Kaiser Nikolaus dem Präsidenten Loubet und seinen Ministern zu teil werden läßt, eine deutliche Absage, die auch uns im Hinblick auf die voraussichtlichen kriegerischen Gelüste eines neuen französischen Kaisertums nicht anders als willkommen sein kann. Der russische Monarch, der als Gast der dritten Republik sein Vertrauen zu den leitenden Personen, wie zu den Staatseinrichtungen Frankreichs bezeugt, erfüllt that- sächlich eine Mission deS Friedens, und wir können um so eher seine Schritte auf französischem Boden mit aufrichtigen Wünschen begleiten, als wir wissen, daß in den mannigfaltig wechselnden Bildern der chinesischen Wirren unsere eigenen Beziehungen zu Frankreich nur gewonnen, nicht gelitten haben. DaS Ergebnis der Pekinger Verhandlungen liegt nunmehr in dem von den „Times" seinem wesentlichen Inhalt nach veröffentlichten (von uns an dieser Stelle in seinem Wortlaute wiedergegebenen) Schlußprotokoll vor. Die Urkunde ist bereits mit den Anfangsbuchstaben der Namen aller Gesandten versehen, zum Zeichen, daß die Mächte den Wortlaut als endgiltig betrachten und weder Streichungen noch Zusätze mehr vorzunehmen wünschen. Die chinesischen Unterschriften, denen dann die förmliche Unterzeich nung durch die Vertreter der Mächte folgen wird, sind noch von der Zustimmung der chinesischen HofeS in Sinanfu abhängig, deren Verweigerung aber nicht zu besorgen ist. Der Sondergesandte Chinas, Prinz Tschun, der gemäß Artikel I des Pekinger Protokolls dem Deutschen Kaiser dar Bedauern deS chinesischen Hofes über die Ermordung des Gesandten Frhrn. v. Ketteler aussprechen soll, wird am nächsten Montag in Potsdam eintreffen und am Dienstag im Berliner Stadtschlosse zur Ersüllung seiner Sühnemifsion empfangen werden. Die Besorgnisse, daß der Charakter dieses Empfanges sich für die Empfindungen des chinesischen Prinzen durch allzu liebenswürdiges Entgegenkommen verwischen könnte, sind durchaus grundlos. Der Abgesandte Chinas wird Verzeihung erlangen, aber er wird auch darum bitten müssen. Daß sein Empfang sich äußerlich in ganz besonders feierlichen und imponierenden Formen abspielen wird, entspricht der Bedeutung dieses Staatsaktes für die bisherigen und die künf tigen Beziehungen der Deutschen Reiches zu China. Nach Erledigung seines Sühneamtes dürfte Prinz Tschun noch einige Tage der Gast Sr. Majestät des Kaisers sein, aber ohne als solcher gefeiert oder ver wöhnt zu werden. Das kürzlich ausgegebene englische Blaubuch über China bietet ein allerdings bloß noch ge schichtliches Interesse, insofern unsere öffentliche Meinung daraus erfahren hat, wie sorgsam in dem heiklen Streit um die nordchinesische Staatsbahn zwischen Rußland und England Deutschland auf Erzielung eines friedlichen Ausgleichs hingewirkt hat. Auch enthalten die amtlichen Erklärungen der britischen Regierung über unsere vermittelnde Thätigkeit in dieser Frage zugleich die beste Wider legung gewisser übellauniger Auslassungen in den „Timer , die neuerdings bei jeder Gelegenheit Deutschland dafür verantwortlich machen wollen, daß in Ostasien die Bäume des englischen Imperialis mus nicht in den Himmel gewachsen sind. Wir glauben allerdings, daß Gras Bülow die Schuld, eine britische Alleinherrschaft im Jangtse - Gebiete verhindert zu haben, gern auf sich nehmen kann. Er ist dabei offen und loyal zu Werke gegangen durch Abschluß der bekannten Uebereinkunft mit Eng land, der die übrigen Mächte später beigetreten sind. ES wird auch wohl kaum auf deutsche Einflüsse zurückzuführen sein, daß weder die Vereinigten Staaten noch Japan sich entschließen können, in Ostasien auf daS englische Pferd zu wetten. In der Behutsamkeit, die Japan bei allen in Korea auf tauchenden Schwierigkeiten an den Tag legt, verrät sich die Besorgnis oder — soll man sagen — die Gewißheit, für den Ernstfall auf England gegen Rußland nicht rechnen zu können. WaS aber die Vereinigten Staaten von Amerika betrifft, so sehen wir nach wie vor, daß die gegenwärtigen Zoll streitigkeiten der Union mit Rußland von keiner Seite als zureichender Grund für eine politische Entfremdung betrachtet werden. Der russische Bot schafter in Washington Graf Cassini wirkt eifrig für die Erhaltung und Befestigung guter russisch amerikanischer Beziehungen und findet dafür bei den Staatsmännern der transatlantischen Republik jeden falls mehr Entgegenkommen, als etwa Großbritannien in der Nicaragua-Frage von der Union wird er warten dürfen. Allerdings hat diese Frage ihre zeitweilig brennende Bedeutung für den Augenblick verloren; und es ist vorläufig auch nicht wahr scheinlich, daß etwa die politischen Verwickelungen in Mittelamerika von Washington auS zur Ent scheidung der Kanal-Angelegenheit in anti-englischem Sinne ausgebeutet werden. Die kolumbisch-venezola- nischen Unruhen dürfen auch die deutsche Diplomatie nicht gleichgiltig lassen. Jedoch handelt es sich für uns immer nur darum, die privaten Interessen, die von Reichsangehörigen namentlich in Venezuela er worben worden find, zu schützen und den daraus hervorgehenden berechtigten Ansprüchen zur Befrie digung zu verhelfen. In die innerpolitischen Ver hältnisse der mittelamerikanischen Freistaaten werden wir unS nicht einmischen; und die gutgemeinte, aber unüberlegte Zumutung, als ob wir uns auf der Landenge von Panama zum Vorkämpfer französischer oder englischer Interessen anzumelden hätten, ist wohl nicht ohne Fühlung mit unserer amtlichen Politik in mehreren Blättern entschieden zurück gewiesen worden. Einen übergroßen Raum in der Erörterung aus wärtiger Fragen nimmt der türkisch-französische Kaistreit ein. Es ist ja richtig, daß die diploma tischen Beziehungen zwischen Frankreich und der Pforte zur Zeit förmlich unterbrochen, wenn auch keineswegs im technischen Sinne abgebrochen worden sind. Aber weder das Pariser Kabinett noch die türkischen Staatsmänner werden es darauf an kommen lassen, eine Streitfrage, zu deren Erledig ung die Diplomatie mehr als ein friedliches Mittel besitzt, zu einem regelrechten cusug belli aufzu- bauschen. Ein Teil der französischen Presse ver breitet neuerdings das Märchen, der Sultan werde in dieser Angelegenheit von Deutschland in seinem Widerstande gegen die berechtigten Forderungen Frankreichs bestärkt. So unsinnig diese Ausstreu ung ist, so zeigt sie doch, daß man auf französischer Seite einem allzu schneidigen Vorgehen gegen die Pforte sogar durch Andeutung einer deutschen Ein mischung auSzuweichen sucht. Da die Parlamente in den europäischen Staaten Ferien haben, so herrscht auch dort die politisch stille Zeit, und eS sind besondere Ereignisse von den engeren Schauplätzen des Auslandes nicht zu mel den. AuS England bleibt zu erwähnen, daß dort das Parlament mit einer Thronrede geschlossen wurde, die sich mit der Hervorhebung einiger all gemeinen Züge der äußeren Lage begnügte und die südafrikanischen Begebenheiten nur kurz erwähnte. Anfang November soll das Parlament zu einer Herbsttagung wieder zusammentreten. Man hofft dann in betreff deS südafrikanischen Krieges klarer zu blicken und am Ende des bald zweijährigen schreck lichen Blutvergießens zu sein. Ob diese Hoffnung indessen sich erfüllen wird, steht dahin. Scheint es auch, al- ob der Widerstand der noch im Felde be findlichen mobilen Burentruppen mehr und mehr zu erlahmen beginne — wobei man freilich auf die britische Berichterstattung, die stets von geschlagenen Burentrupps, vielen Gefangenen, geringen englischen Verlusten rc. zu melden weiß, angewiesen ist —, so hat man doch nicht den Eindruck gewonnen, daß die bekannte Proklamation Lord Kitchener- die Thatkraft der Buren durchgehend- gelähmt hätte. Immerhin darf eS als ein Stimmung!anzeichen im Lager der Buren und ihrer in Europa thätigen Freunde ge deutet werden, daß erneut davon die Rede ist, man suche Rußland für Schritte in der burischen Sache zu gewinnen, bez. der Zar sei bereits für ein Ein schreiten zu Gunsten der Buren gewonnen worden. Derartige Gerüchte, die sich sogar mit der anmutigen Arabeske schmückten, Deutschlands seitherige Haltung gegenüber den südafrikanischen Wirren wäre einer der Gründe für die — Entfremdung zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und dem Zaren gewesen, be deuten natürlich nichts Besseres als leeres Gerede. Heute so wenig wie in irgend einem anderen Zeit punkte des südafrikanischen Krieges denkt Rußland daran, das Beispiel der übrigen Großmächte, die Nichteinmischung in diesen Handel, zu verlassen. Die russische Politik richtet sich stets nach den russischen Interessen ein, und diese weisen nach wie vor auf strenge Neutralität in Südafrika hin und lassen jed wede Verstimmung Rußlands mit dem britischen Weltreiche als durchaus unrätlich erscheinen. Ter Krieg ix Südafrika. Noch immer fließen die Nachrichten vom süd afrikanischen Kriegsschauplätze spärlich, so daß sich daraus nicht ersehen läßt, ob die Bemühungen der englischen Heeresleitung, die Kommandos der Buren zu zerstreuen, Erfolg haben oder nicht. Nach den letzten Meldungen scheinen die Erfolge in strategischer Hinsicht noch gering zu sein, obschon fortdauernd Meldungen darüber einlaufen, daß einzelne Truppen führer auf dem Marsche oder im Lager befindlichen Burenabteilungen Schaden zugefügt, Gefangene ge macht, Vieh erbeutet und den Buren Munition und Nahrungsmittel weggenommen haben. Ein in den letzten Tagen vom englischen Kriegsamte mitgetülter Bericht Kitcheners vom 8. Mai bis 8. Juli bezeichnet auch als den Haupt erfolg der jüngsten Operationen die allmähliche Schwächung der feindlichen Offensiv macht. Während der Monate Mai und Juli seien die Verluste der Buren zweifellos sehr schwer qe- devenkiiche Anlehnung an Khnopff m der Sphinx unq an Rosetti« Darstellung nervöser Frauengestalten in dem jungen, geschminkten Mädchen mit dem aufgelösten Haar, da« eine Art von Harfe spielt, sehen Die „Palla«" (Nr 310) aber ist eine arg verschlimmerte An leihe bei Stuck, der gegenüber seinem Wiener Nach ahmer wie ein bajuvarischer Riese erscheint DaS Beste, mass Klimt bietet, sind seine Landschaften, der „Obst garten" (Nr 357) und der „Himmel im Teich" (Nr 358). Doch können wir nicht finden, daß sie mehr bedeuten, al« zahlreiche andere geschickte Maler heut zutage auch leisten. Neben Klimt bildet Karl Moll den besonderen Stolz der Wiener Sezession. In der That ist fein für die Galerie angekaufte« Interieur „Vor dem Diner" (Nr 486) eine vorzügliche BeleuchtungSfiudie von aus gesuchtem Raffinement, aber auch nichts weiter Um so weniger Wert besitzt sein Blick in die Räume der Kaiserlichen Bibliothek in Wien (Nr. 485), für deren wunderbar malerische Reize er der Virtuosität eines Kuehl bedurft hätte, um sie in ihrer ganzen Herrlich keit darzustellen Recht unbedeutend ist ferner das große Bild: „Ouo vaäw" von Rudolf Bacher (Nr 15). Die Gestalt deS kreuztragenden Heilande«, ter den auf der Flucht au» Rom begriffenen Apostel Petru« mit der aus der Legende bekannten Antwort, daß er nach Rom wolle, um sich zum zweiten Male kreuzigen zu lassen, zur Rückkehr antreibt, ist ja edel und hoheitSvoll auf- gefaßt, aber der tänzelnd« und sich verbeugende Petru« nimmt sich so sehr al« Theaterfigur au«, daß man schon au« diesem Grunde das Bild al« unzulänglich be zeichnen muß, ganz abgesehen von der kalten, hellblauen Färbung, in die da« Ganze gehüllt ist Weit fertiger und sicherer wie Bacher tritt Anton Nowak in seiner an der gegenüber befindlichen Wand hängenden großen Landschaft „Abend am Wasser" aus (Nr 519) Der aus Violett, Blau und Grün nach Art der Pointillisten zus immeagrsinchett« Grunvron ve» Bttves wrrv dre meisten Betrachter anfänglich stören, wenn man aber die richtige Entfernung für die Beurteilung des Bilde« gefunden hat, wird man zum mindesten zugeben müssen, daß Nowak die fremde Technik gründlich erlernt hat und mit ihr eine bedeutende dekorative Wirkung erzielt, wenn auch die Art von Helligkeit, die er erstrebt, durch aus gesucht erscheint Unter demselben Fehler leidet die „Altstadt" von Ludwig Sigmundt aus Graz (Nr. 652), ein Bild, das im übrigen durch seine Eigen art angenehm auffällt Großes Können und reifen Ge schmack verraten die „istrianische Landschaft" (Nr 316) und der „Blick aus dem Fenster" (Nr 317) von Eugene Zettel. Zettel aber hat sich in Paris, wo er jahrelang gelebt hat, ausgebildet und war schon ein Künstler von Rus, ehe er der Sezession beitrat, die ihm, soviel wir sehen, weder gesördert noch geschadet hat. Als Porträtmaler verdient Johann V Krämer hervorgehoben zu werden Das Doppelbildni« seiner Eltern (Nr 372) vom Jahre 1896 charakterisiert die kleinen Leute au» dem Volke, denen das Gcmaltwerden eine höchst sonderbare Sache ist, vortrefflich, könnte aber geschickter arrangiert sein Noch ein Stück bester ist das Bildnis der Schwester des Malers (Nr. 373), in der man ein echtes Wiener Mädchen zu sehen meint, doch möchte man auch hier wünschen, daß der Künstler auf die großen Blumen des grünen Hintergrundes verzichtet hätte Der zweite Porträtmaler, mit dem die Sezession aufwartet, ist der in München lebende Heinrich Knirr. Viel Ehre legt sie indessen mit ihm nicht ein, denn sein „Bildnis der Gräfin Beroldingen" (Nr 359) ist zwar farbig nicht übel, aber ohne jeden geistigen Aus druck und zeigt die Dame in einer so gezwungenen Stellung und mit einem beinahe unmöglichen Körper, daß man dem Maler nur raten kann, das Buch von Stratz über „die Schönheit deS weiblichen Körper«" recht gründlich zu studieren Sichtlich hat Ernst Stöhr in Mett a d. Donau sich mit dieser für den Maler so wichtigen Materie etwa« mehr vertraut gemacht Tenn da« „Weib", das einem träumerischen Jüngling plötzlich auf der Spitze seines Kahne« erscheint (Nr. 1021), und die im Walde lagernden „Nixen" (Nr 1022) sind wenigsten« anatomisch richtig gebaut, wenn sie auch sonst kein Interesse erregen und der Versuch, ihnen durch da« Blau des nächtlichen Halbdunkel« oder durch eine Verbindung grüner und blauer Töne den Charakter de« Märchenhaften zu geben, in den Anfängen stecken geblieben ist Weit mehr Originalität und Verständnis für da« spezifische Oesterreichische als die bisher genannten Se- zessionisten legt Ferdinand Andri an den Tag Er hat sich zuerst durch Scenen au« dem galizischen Bauern- leben bekannt gemacht und führt un« jetzt in einer Reihe flottgemachter, in Zeichnung und Farbe gelungener Pastelle da« Treiben der niederösterreichischen Bauern vor, da« er mehr al« Satiriker denn als Sittenschilderer behandelt Namentlich hat er e« auf den Stolz, die Dummdreistigkeit und die Faulheit der Frauen abgesehen und einige höchst ergötzliche Exemplare dieser Gattung mit kräftigem Naturalismus und entschiedener Begabung für das Landschaftliche zur Schau gestellt. Aber etwa« Außerordentliches leistet auch Andri nicht. Sein Stil ist der der Münchener Jugendgruppe, die z. B in Walther Georgi ein weit stärkere« Talent besitzt al« die Wiener in Andri (vgl Nr 791—797) Auf Rudolf Jettmar, der auch als Radierer vertreten ist, scheint die Phantastik Klinger« Eindruck gemacht zu haben, doch fehlt, wie man da« au« feinen Aquarellen „Gewitter" und „Bergsee" ersteht, noch viel, ehe er sein Vorbild erreicht. Die übrigen Wiener find Landschaftsmaler, die alle im stand« sind, ein nettes Bild oder Bildchen hrrzu- stellen, die aber sämtlich noch so wenig Persönliche* bieten, daß e« schwer fällt, ihre Arbeiten im Gedächtnis
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