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Dresdner Journal : 12.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190104124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-12
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 12.04.1901
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vei«g»»ret». Beim Bezüge durch di» Kesch-stsffeae tauer^lt Presse«« 2,so M («injchl. Zutragung), durch dir V»E im Deutschen Reiche » M (auLschUebUch Bestellgeld) vierteljährlich Linzelue Nummern 1c, Pf wird Zurücksenduna der für die Schristleitung bestimmten, aber von diefer nicht ein» geserderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizusügen- Dresdner W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. -rscheine«: Werktag- nachm k Uhr. Ankündigang-geba-re»: Dir Zelle Neiner Lchrist der 7 mal aefpaltenen Aukündi- <iunas Seite oder drrcnRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz b Pf. Aufschlag für die Zeile Unlerm Re- caktton-stttch (Einaeiandt) di» Textz-Ue mittler Schnst oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- mittag- 12 Uhr für d,e nach, mittag- erfcheinende Nummer ^84 Freitag, den 12. April nachmittags. 1901. Amtlicher Teil. Dresden, 4. April Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Lehrer und Kantor August Hermann Fickel in Schönau das Verdienst- kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Polizeiwachtmeisier bei der Polizeidirektion zu Dresden Leichsenring anläßlich seines Ueber- tritls in den Ruhestand das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Garten- aufseher rm Königl. Großen Garten Arnold dar Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. (Weitere amtliche Bekanntmachungen im Ankündigung-teile.) nichtamtlicher Teil. Maritime TageSfrage«. In der kürzlich abgehaltenen diesjährigen Früh jahrsversammlung der englischen „Naval ArchitectS" wurden, wie stets, eine Reihe von fesselnden Vor trägen gehalten, die sich auf den Kriegsschiffbau be ziehen. So entwickelte der englische Admiral Fitz Gerald seine Ansichten über den Typ eines aus schließlich als Aufklärungsschiff bestimmten Kreuzers, bei dem Armierung und Panzerschutz vollkommen den Anforderungen der Schnelligkeit und Kohlenausdauer untergeordnet werden sollen. Dieser Typ wurde von ihm als notwendig bezeichnet und für ihn eine Reisegeschwindigkeit von 23 Seemeilen in der Stunde verlangt. An diesen Bortrag schloß sich eine längere Be- spr.chung an. Der amerikanische Marineattachs er klärte, es sei nicht erforderlich, solche Schiffe zu bauen. Man hätte sie im Kriegsfälle in den armierten Postdampfern. DreS habe der spanisch-amerikanische Krieg bewiesen. Admiral Sir John Hopkins wandte dagegen ein, daß die Ereignisse dieses Krieges nicht als maßgebend für die wahrscheinlichen Vorkomm nisse in einem Kriege zwischen zwei größeren See mächten anzusehen wären. Ihm sei bei den Manövern stets der Mangel an Kreuzern ausgefallen, und er glaube nicht, daß z. B. die Dampfer ter Cunard- Linie für Zwecke von Aufklärungsschiffen an buchten reichen Küsten, wo ein geringer Tiefgang häufig er wünscht sei, geeignet wären. Da dle englische Ad miralität bisher keine Aufklärungsschiffe von 23 bis 24 lcm Geschwindigkeit beschafft habe, so scheine sie auch von der Notwendigkeit des Vorhandenseins solcher Schiffe nicht überzeugt zu sein. Sehr richtig war auch der Einwand deS Kapitäns May vom Green wich College, daß Kreuzer ohne nennenswerte Armierung und ohne jeden Panzerfchutz zu leicht von feind lichen Aufklärungsschiffen abgedrängt werden könnten, und daß eS daher unrichtig scheine, 5 Mill M. für ein Schiff auszugeben, da- nur laufen und nicht fechten könne. Der bekannte Schiffbautechniker Sir William White bezweifelte, daß ein kleines Schiff in See dauernd eine Geschwindigkeit von 23 km halten könne. Im Etat der englischen Marine 1900/01 wären ursprünglich drei Kreuzer III. Klasse von sehr hoher Geschwindigkeit ausgenommen gewesen, doch habe man diese Absicht nach reiflicher Erwägung wieder fallen lassen und zwei Kreuzer II. Klasse dafür eingestellt. Mr. WattS, der Chefkonstrukteur von Armstrong hält eS für angängig, ein solches Aufklärungsschiff von etwa 3000 t Wasserverdrängung zu bauen, das eine Geschwindigkeit von 23 Seemeilen mit L Maschinenkraft dauernd durchhalten kann. Die Armierung würde allerdings relativ fchwach sein. Schließlich bemerkie Professor BibeS — der sich mit der Umwandlung von Postdampfern in Hilfskreuzer eingehend b.schästigt hat — daß rin englischer Hilfskreuzer besser armiert und ebenso schnell sein weröe, wie der vom Admiral Fitz Gerald vorgeschlagene neue Typ eines schmacharnuerlen Auf- klärungsschiffeS. Der Letztere erwiderte darauf, daß Postdampfer im Kriegsfälle dringend für die Zufuhr von Nahrungsmitteln gebraucht werden würden. Bei der über die Untersteboolfrage gepflogenen Erörterung sprachen verschiedene Admirale ihre Genugthuung darüber aus, daß zunächst nur fünf Boote und nicht wie bei der Einführung des Bellc- ville-KesseltypS gleich 50 bis 60 bestellt worden seien. Man hätte es aber lieber gesehen, wenn nicht fünf gleiche Boote, sondern fünf verschiedene Typen in Auftrag gegeben und die englischen Schiffbauer zu einer Konkurrenz aufgefordert worden wären. Rußland und Persien, ein Beitrag zur russischen Handelspolitik. Ll L. In sehr geschickter Weise benutzt Ruhland die Schwierigkeiten seine- mächtigen Nebenbuhler- in Transvaal, um auch in Persien seine Stellung immer mehr zu befestigen Der viele Verkehrswege de» inneren Persien immer mehr in die Hand Ruhland» bringenden Verträge, der Schaffung einer von russischen Offizieren befehligten „Persiichcn Kosakenbrigade" ist ja bereit» mehrfach in der Presse gedacht worden. — Nun versucht Ruhland auch auf anderem Wege den englischen Handel, gegen den e» au» naheliegenden inneren und äuheren Gründen bisher vergeblich onkämpste, zurückzudrängen. Bisher ging der Handelsverkehr Ruhland« auf dem nächsten, völlig in dem Machtbereich Ruhland» liegenden Wege über da» Kaspische Meer. Die russische Ver waltung scheint aber der Entwickelung de» dortigen Handel» mit ihren Emrichtungen nicht gefolgt zu sein Namentlich genügen die Häfen und Zollanlagen in dem wichtigen Hafen Baku für die heutigen Verhält nisse keineswegs mehr. E« kann nur ein geringer Teil der täglich eintreffenden Dampfschiffe am Zollamte an legen Da in der Zeit von Oktober bi» zum Mai die Einfuhr au« Persien so groß ist, daß zehn bi» zwölf Schiffe wochenlang in Baku auf die Genehmigung warten, ihre Waren zu löschen, so versäumen sie hier durch eine Zeit, während der sie vier Fahrten nach En« seli, dem wichtigsten persischen Hafen, am Südrnde de» Kaspischen Meeres, hin und zurück machen könnten. Diese» ist nicht allein der Verlust an kostbarer Zeit, ein Verlust, für den man in Rußland bekanntlich nur ge ringe» Verständnis hat, sondern auch der Verlust an Waren, deren Beschaffenheit, soweit sie Deckladung sind, wochenlang unter den Einflüssen der Witterung leidet. Hierzu kommt noch der Umstand, daß auch der Hafen von Enseli für den von Jahr zu Jahr sich steigernden Verkehr viel zu klein und unbequem ist. Aber so schwierig auch die Verhältnisse dort sind, so mangelhaft die Unterstützung auch ist, die der Handel seiten« der persischen Regierung genieht, soerscheinen doch alle diese Schwierigkeiten gering gegen die Zustände in Baku Russische Berichte lassen zwischen ihren Zeilen lesen, wie die schier unglaubliche, aber doch vielleicht dadurch zu erklärende Gleichgiltigkeit der Behörden eine» asiatischen Herrscher«, daß e» meist nur die Schiffe russischer Reeder sind, die im persischen Hafen entladen, in den Schatten gestellt wird, durch die Untüchtigkeit der Verwaltung de» mächtigen europäischen Reiches, da» sich berufen glaubt, den „verfaulten Westen" zu erneuern. — Wir lassen dahingestellt, wie weit diese Klagen übertrieben sind. Thatsache bleibt immer, daß die russische Zensur sie unbeanstandet ließ und daß man immer dringenrer Besserungen der Zustände in den russischen Hafenplätzen de» Kaspischen Meere« fordert Statt aber diesen kürzesten, natürlichen Weg dem russischen Handel zu ebnen, versucht man neuerdings auf einem anderen dem englischen Konkurrenz zu machen Der Persische Meer busen ist schon seit langer Zeit ein Gegenstand de« Inter- »sscS panslawistischer Verkehr-Politiker England« See- Handel beherrscht naturgemäß die persischen Häfen diese» Meere» Da« Schreckgespenst der deutschen Bagdad Bohn kommt hinzu, um an dierussischeRegierung immer dringender die Forderung zu stellen, sei e« durch Vermehrung ihrer diplomatischen Vertreter, sei rtz durch Unterstützung der russischen Handelsflotte, auf andere Art dem russischen Handel an den Küsten dieses Meerbusen« neue Quellen zu öffnen. In diesen Tagen ist ein Beschluß des ReichSrate« vom russischen Zaren bestätigt worden, rach dem in Zu kunft in Bagdad und Buscheir Generalkonsulate, in Bafforah, Biloli und Charput Konsulate und in Bajazid ein Vizekonsulat errichtet werden sollen Donn hat die „Russische Gesellschaft für Dampsschisfahrt und Handel" eine neue Verkehrslinie Odessa-Persischer Golf ge schaffen. Die Dampfer dieser Gesellschaft werden in Zukunft die Häfen von Suez, Dschibuti, Aden, Maskat, DschaSk, Bender Abba«, Linga, Abuscher und BaSra anlaufen Der Dampfer „Kornilow" ist bereit» mit einer Ladung von 30000 Pud Waren, namentlich Petroleum, Zucker und Manusakturwaren, von Ldeffa «begangen Ob diese neueste Schöpfung mit der englischen Reederei an PersienS Küsten in wirksamen Wettbewerb treten kann, sei dahingestellt Tie Vorgänge in China Die letzten Nachrichten lauten: Dresden. Hauptmann Meister vom2.Ostasiatischen Infanterieregimente, unter dessen Kommando nach Ler gestern von un« gebrachten Meldung de- FOdmarschall« Bräsen Waldersee von Tschangpingtschou au- eine Räuberbande ver folgt und nach Tötung von 20 Räubern zersprengt wurde, gehörte bi- zu seinem Uebertrittr zu dem ostasiatischen ExpeditionScorp», wie wir au- zuverlässiger Quelle erfahren, dem l. (Leib-) Grenadirr-Regimente Nr. IVO an. Brüssel. Die «bendblätter melden, der Prior der Scheller Mission hab» mitgeleilt, daß die russische Re gierung sich weiger», sieben belgischen Missionaren, die vor kurzer Zeit aus der Mongolei au-gewiese» wurden und dahin am !2 d. MtS. über Moskau zurückkehren sollten, dieBenutzung der transsibirischen Bahn zugestatten Der Prior der Missionare schreibt diese Weigerung den in gewißen russischen Städten vorgekommenen Ruhestörungen sowie der durch Tungfuhsian in der Mongolei verursachlen Erhebung zu. Peking. (Meldung deS „Reulerschen BureauS") Die vierte indische Jnsanteriebrigade wird aufgelöst. Zwei Regimenter kehren nach Indien zurück, die anderen zu der Brigade gehörigen Truppenteile werden dem Kommando deS General» Campbell z «geteilt. Der kommandierende Ge neral der vierten Brigade, Generalmajor Cummins, kehrt mit seinem Stabe nach Indien zurück — lieber die Forderungen, mit denen Rußland China gegenüber heroorzulretrn gedenkt, »rsährt „Daily Telegraph" von hier, Rußland verlange außer den bekannten Privilegien in der Mandschurei die AuSzahl mg einer Ent schädigungssumme von 450 Mill. TaSl». Rußland beabsichtige außerdem Zweigstellen der russisch-chinesischen Bank im ganzen Osten und sogar in Indien zu errichten. — Wie den „TimeS' von ihrem hiesigen Berichterstatter gemeldet wird, verlangte der russische Gesandte die Rück gabe aller Mitteilungen der russischen Gesandtschaft über die Verhandlungen bezüglich der Mandschurei und drohte Li- Huiig Tjchang, d>ß er bei den Beratungen der Gesandten in Zukunft eine Politik äußerster Strenge unterstützen «erde. — Bezüglich der künftigen Räumung Peking» be richtet der hiesige „Time« ' Korrespondent seinem Blatte folgende-: Graf Waldersee und die Generäle der übrigen Kontingente haben sich jrht über die nach Beginn der Räumung zu treffenden militärischen Maßnahmen geeinigt. Die Brsrhlshaber aller Nationalitäten überzeugen sich täglich mehr, daß e- zweckmäßig sei, die OccupationStruppen so schnell al- möglich zu verringern — Der rasche Verlaus der Unterhandlungen weide ii-besondere durch die Ent« IchädigungSsrage erschwert Die fremden Diplomaten klagen sehr darüber, daß die englische Regierung diese Bn- grlegenhett verzögere. Köln. Die „Kölnische Zeitung ' berichtet über den Tod des Hauptmanns Bartsch au- Peking vom 1». April: Hauptmann Bartsch wurde heute morgen in der Nähe des SommeipalastcS mit einer Schußwunde im Rücken tot aus gesunden. Raubmord ist ausgeschlossen, da Uhr und Geld in den Taschen gesund.n wurden — Unter dem le. April meldet das genannte Blatt ouS Peking: Die An- nahn.e, daß ein Chinese auS einem Verstecke den Haupt mann Barisch ermordet habe, ist ausgegcben worden. Die Revolverkugel drang von unten in den Unterleib Sechs Augenzeugen siid verhaftet wo: den. Am Freitag ersolgt die Beerdigung. Tagesgeschichte. TrtSden, 12. April. Se. Majestät der König trafen heute vormittag ^11 Uhr im Residenzschlosfe ein. Allerhöchstdiesetbcn empfingen hier den Königl. Gesandten in München Geh. Rat Fihrn. v. Friesen und nahmen eine größere Anzahl militärische Meldungen entgeqen. Später hörten Se. Majestät die Vorträge der Herren Staatsminister und der Desartementschefs der Königl. Hofstaaten. Die Rück kehr nach Villa Strehlen erfolgte in den Nachmittags- stnrden. DreSdt», 12. Avril. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August besichtigte beute vor mittag unter Führung des Hrn. Generaldirektors v Kirchbach die hiesigen Bahnhofs- und Hafen anlagen. DeatscheS Reich. * Berlin. Se Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag die Vorträge de« Krieg«ministers, General« v. Goßler, de« Chefs de» Generalstabt» der Armee, Generals Grafen v Schlieffen, und de« Ches» de» Militärkabinett«, General Obersten v Hahnke. Beide Majestäten begaben Sich gegen Mittag nach Potsdam, um an der feierlichen Enthüllung de« von der Provinz Brandenburg errichteten, von Prof. Herter modellierten Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms l bei der Langen Brücke teilzunehmen Außer Ihren Maje stäten wohnten der Feier noch bei Sr Kaiser!, und Königl Hoyeit der Kronprinz, die Prinzen Adalbert, August Wilhelm und Oskar, die übrigen in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen und Prinzessinnen deS Königlichen Hause», der Großherzog von Sachsen, die Damen und Herren der Umgebungen und Gefolge, sämtliche Herren de» Hauptquartier» und die Kabinett»- chef», di- Generalität, die Kommandeure der Garde« truppen, die Minister v Goßler, Schönstedt, v. Hammer stein Loxten, Brefeld, Frhr v Rheinbaden, der Ober« Präsident, die Mitglieder der Provinzialverwaltung und de» Provinziallandtag», die Spitzen der Potsdamer städtischen Behörden, die Geistlichkeit und endlich die hier weilende englische Spezialmission An der vom Bahnhofe bis zum Stadtschloffe sich hinziehenden reich geschmückten Feststraße bildeten die Schulen, Krieger und Sportvereine, Innungen und Gewerke mit Fahnen und Musikcorp« Spalier Vor dem Denkmale hatte die Leibcompagnie de« 1. Garderegiment» zu Fuß mit der Fahne, der Musik und den Spielleuten Aufstellung ge nommen; auf dem linken Flügel befanden sich die direkten Vorgesetzten, während auf dem rechten Flügel die LeibeSkadron de» Regiments der Garde« du Corp» in Zugkolonne mit der Musik und Fahne stand Di« übrigen Truppen der Garnison standen während der EnthüllungSseier im Lustgarten, mit der Front nach dem Denkmale. In den Straßen, die im Blumen- und Flaggenschmuck prangen, herrschte bereit« um lO Uhr früh ein äußerst lebhafte« Treiben. Se Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin trafen um 12 Uhr Kunst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. — Am 11. April. „Don Carlos, Jnfant von Spanien". Dramatische« Ge dicht in fünf Akten von Schiller. Der gestcige Abend brachte mit dem fast bis auf den letzten Platz gefüllten Schauspielhaust wieder ein mal den B-wei«, wie starke und tiefe Wurzeln die viel geschmähten und angeblich litterarhistorisch „erledigten" Klassiker nach wie vor im Herzen und in der Phantasie der Tausende haben, di« sich um die litterarischen Kämpfe de» Tage» nicht oder nur wenig kümmern Die Aufführung de» „Don Carlo»" hat sich, bei ziem lich häufigen Wiederholungen, nach und nach wohl ge rundet. Die Leistungen der Herren Wiene (König Philipp kl), Wind» (Herzog von Alba), Waldeck (Marquis von Posa), Müller (Domingo), der Damen Frau Salbach (Prinzessin vou E-oli) und Frl Po litz (Königin Elisabeth) sind erst vor kurzem besprochen und nach Verdienst gewürdigt worden Den Trägern kleinerer Rollen, die durch charakteristische, gestalten bildende Wiedergabe zum Gelingen des Ganzen bei tragen, gesellt sich al« Großinquisitor Hr Froböse. Der Hauptunterschied der diesmaligen von der letzt besprochenen Vorstellung des Trauerspiele lag in der Verkörperung des Don Carlos durch Hrn Wrecke Die eigentümliche Mischung von schwärmerischer Begeisterung, überschwenglicher Leidenschaft und einer verzweifelnden Bitterkeit, deren Ausdruck meist elegisch gedämpft ist, in der Gestalt de» Jnfanten giebt dem Künstler da volle Recht, die letztere Seite stärker hervorzukehren und gerade mit ihr seine besten Wirkungen zu erzielen In Wiecke« Carlo- ist da- Streben nach fernster Bese-lung de- Einzelnen unverkennbar, ohne daß der Grundton, den der rhetorische Schwung der Gestalt wie der Tragödie gebietet, darunter Utt«. Da» Publikum zeich nete die Vertreter aller Hauptrollen, mit besonderer Wärme aber Hrn. Wiecke, durch Beifall und die höchst mögliche Zahl der Hervorrufe au». A St. Die Haider-Ausstellung in Arnolds Kunstsalon. Die Raschlebigkeit unserer Zeit zeigt sich auf keinem Gebiete so deutlich wie auf demjenigen der Kunst Die Hrrrschaft de« Naturali-mu«, der alle übrigen Richtungen besiegt ,u haben vorgab, ist merkwürdig schnell zu Ende gegangen, und an seine Stelle ist da« Streben nach einer stilistischen Kunst, nach dem Symboli«mu« und den Reizen einer oielieutigen Märchenwelt getreten. Selbst viele derjenigen Dichter und Maler, die sich dem Naturalismus auf Tod und Leben verschrieben zu haben schienen und mit ihren Erstlingswerken gerade durch den Anschluß an ihn zu den größten Erfolgen gelangten, haben fein Lager bereit» wieder verlaffen und geizen nunmehr danach, auf den früher von ihnen befehdeten B ihnen Eroberungen zu machen, freilich zumeist noch mit mehr gutem Willen al» wirklichem Gelmgen Den größten Vorteil au» dieser antinaturaUstischen Wendung unserer Tage tragen diejenigen Männer davon, die sich in ihrem Schaffen von dem Anschluß an jene Bewegung freigehalten haben Einer dieser Späten, lange Zeit von der Menge Uebersehenen und heute mit Triumph aus d:m Dunkel Heroorgezogenen ist Karl Haider, dessen Werke un» zur Zeit in größerer Anzahl durch eine von der Ernst Acnoldschrn Hofkunsthandlunz veranstaltet« Sonder» Auistellung vorgeführt werden. Früher nur einem kleinen Kreise von Kunstfreunden bekannt, ist Haider durch die Au-stellungen der Münchener Sezession in die Oeffertiichkeit eingesührt worom, und er hat soeben erst durch eine Ausstellung im Münchener Kunstvcrein, die einen Ueberblick über sein bisherige« Schaffen ge währte, der Künstlern uvd Kunstfreunden begeisterte Anerkennung gefunden. Auch bei uns in Dresden kst Haider kein Unbekannter mehr Durch zwei größere, au« dem Rahmen der heute üblichen Landschaftsmalerei vollständig herausfallende Bilder, eine „Gewitterlandschast vor dem Sturm" und eine „Baye- rlsche Borgebirgslandschaft", mit denen er auf der Deutschen Kunstausstellung von 1899 vertreten war und die man heute bei Arnold gern wiedersieht, hat er auch bei den Dresdner Kunstfreunden den Wunsch rege gemacht, weitere Arbeiten von seiner Hand kennen zu lernen, der durch die gegenwärtige Sonderausstellung wenigsten« insoweit befriedigt wird, als wir Gelegenheit haben, seine jüngeren und jüngsten Werke — das älteste der bei Arnold zu sehenden Bilder ist 1892 gemalt worden — kennen zu lernen, während die älteren und ältesten nicht mit nach Dresden gekommen sind und die im Katalog mit aufgeführte „Abendlandschaft mit heimkehrendem Ritter" un« erst in der demnächst zu eröffnenden zweiten internationalen Kunstausstellung gezeigt werden wird (Unter anderem fehlen z B der dem Münchener Kunst verein gehörige „Laborant" und „Großmutter und Enkel", sowie die Landschaft von 1897 auS der Neuen Pinakothek in München ) Wir au« dem dem Katalog vorangedruckten Aufsatz von Fritz v Ostini, dem Kunstreferenten der „Münchrner Neuesten Nachrichten", zu ersehen ist, wurde Haider am 6 Februar 1846 in München al« Sohn eines Leib- jägerö König Max' II. von Bayern geboren Sein Viter war, obwohl vollkommen Autodidakt, ein vor züglicher Jagdzeichner und ein stets willkommener Mit arbeiter der „Fliegenden Blätter" und der „Münchener Bilderbogen", und er mag seine Begabung auf seinen Sohn vererbt haben Ebenso für die Musik wie für di« Malerei begeistert, entschloß sich Haider schon in jungen Jahren, sich der Malerei zu widmen Der Unterricht an der Münchener Akademie sagte ihm wenig zu. Er verließ daher die Akademie bald wieder und wurde, wa« Ostini zu erwähnen unterlassen hat, Schüler Arthur v. Romberg«, besten Bedeutung und Einfluß auf eine Reihe der besten neueren Münchener Maler bisher noch nicht genügend untersucht worden ist. Ferner soll Viktor Müller, der wie sein Freund Leibl durch Courbet auf ganz neue Bahnen geleitet wurde, vorübergehend auf ihn gewirkt und ihn eine warme Freundschaft mit Han« Thoma und Böcklin verbunden haben Zu spüren ist in Haiders Bildern' wenig oder gar nicht» von dem Eindrücke, den die Werke dieser Künstler auf ihn ge macht hätten Er ist ein durchaus selbständiger Maler und hat offenbar nur durch da« Studium der alte«, namentlich der deutschen Meister gelernt, die ihn, wie er selbst erklärt hat, „mit der Nase auf die Natur stießen, mit der sie selber immer in enger Verbindung waren". Seine Technik erinnert in ihrer peinlichen Ausführung in vieler Hinsicht an sie und zeigt insofern eine gewiste Verwandtschaft mit derjenigen Thoma« Aber man wird kaum da» Richtige treffen, wenn man feine Kunst wegen seiner Vorliebe für da» Kleine und Kleinste, dem er dieselbe Sorgfalt wie der Komposition und der Au»« wähl der Motive widmet, al« naiv bezeichnet Naiv ist Haider ebensowenig wie etwa Thoma oder Dürer, denn sein Verfahren beruht auf ganz bestimmten Grundsätzen, die so fest ausgebildet sind, daß sie schon etwa« vom Rezept abbekommen haben Ein vorzüglicher Zeichner, bei dem jeder Strich sitzt, und an die größte Sauberkeit bei der Arbeit gewöhnt, die eS ihm gar nicht gestattet, eine Nebenpartie weniger sorgfältig auSzuführen als di« Hauptsachen, erreicht er seine Zwecke hauptsächlich durch die gegenständliche Wirkung. Die Landschaften, die er un» vorkührt, packen von vornherein durch den Reichtum der Linien, die sich in mannigfaltigster Weis« schneide« Da« von ihm dargestellte Terrain, zumeist dem ober- bayerischen Alpenvorland entnommen, da«, wie jedn: Kenner der Alpen weiß, für den Maler di« b«i weitem
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