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vtzu,«»rtt»: Beim Bezüge durch die Kefchäftsstelke innerhak» Dresden» 2,so M (rmschl Zutragung), durch die?aü ün Deutschen Reiche 3 M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksenduna der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein oesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Drrsimkr Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingcrstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. HrsLeinen: Werktag? nachm 5 Uhr «»kündisau,Sgebührr«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungS-Seile oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Zissernsad ü Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re dakrionSstnch (Eingesandt) die Tcxtzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittag- 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer M65. 1901 Dienstag, den 19. März nachmittags. Amtlicher Tei!. TreSdt«, I9. März. Se. Königl. Hoheit der Grohherzog von Sachsen - Weimar-Eisenach trat am 17. d. Mts. nachm 12 Uhr 35 Min. in Dresden ein und ist gestern vorm. 7 Uhr 4l Min. von hier wieder abgereist. Dresden, 14. März. Se. Majestät der König Haden Allergnädigst geruht, dem Kirchschullehrer Kantor Friedrich Ernst Begmann in Ehrenberg tas AlbrechtSkrenz zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besehen: die dritte Lehrcrstelle in EberSbrunn Einkommen: 1200 M Gehalt, I00M. unwiderrufliche persönliche Zulage und sreie Wohnung; die Lehrerstelle in Marienau. Einkommen: neben freier Wohnung 1200 M. Gehali, 200 M. persönliche Zulage und HO M. für den Fortbildungsjchulunterricht; zwei ständige Lehrerstellen in Friedrichsgrün. Einkommen: 1200 M Geholt und sreie Wohnung oder Wohnungszeld; die zweite Lehrerstelle in Neudörfel bei OrtmannSdors Einkommen, neben SO M. Wohnungszeld für einen ledigen, 120 M. für e.ncn verheirateten Lehrer 1200 M Gehalt und 55 M für Erteilung von Turnunterricht; die Lehrerstelle in Raum bei Hartenstein. Einkommen: neben freier Wohnung und Garten- nuhung 1200 M. vom Schul-, 6,35 M vom Kirchendienste, NO M. für Fortbildungsschul- und 55 M. sür Turnunterricht; außerdem 65 M an die Frau deS Lehrers sür Erteilung des Nadelarbeiisunterrichts; die zweite ständige Lehrerstclle rn Schönsels Einkommen: 1200 M Gehalt, 14» M WohnungSentschädigung, 128 M. persönliche Zulage, 55 M. sür Turn- und 55 M sür Fortbildungsichulunterricht. Kollator diese: Stellen: das Königl Ministerium deS Kultus rc. Ge suche find mit allen Prüfung»- und Amtierungszeugnissen wwie mit Nachweis betreffs Militärpflicht bis zum 26. März bei dem Königl. BezirkSschulinspektor für Zwickau II, Schulrat Hörig, einzureichen; — die Schulftelle m Kuhschnappel. Krll die oberste Schulbehörde. Gehalt: 1200 M, 220 M iür vier Ueberstunden, 110 M. für Fortbildung»- und 55 M für Turnunterricht; überdem Amtswohnung mit Gartengenuß und bez. 60 M. für Erteilung de» NadelarbeitSunternchtS an die Frau des Lehrers Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis rn die neucste Zeit und einem Militärdienstausweise sind bis zum 26 März bei dem König!. BezirkSschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die Erueuerung des Dreibundes im französischen Lichte. Einem Pariser Briefe der „Hamb. Nachr.", der sich mn französischen Meinungen über den Dreibund be schästigt, entnehmen wir folgendes: Das neueste Stecken pferd der Pariser Konjckturalpolitiker ist der „Zer fall Oesterieichs" und die „tragischen Verwickelungen", die nach dem Tode Franz Josephs für die Völker Europas unfehlbar Hereinbrechen werden. Man teilt das Fell des Bären, und das größte, gleich bis nach Tuest reichende Stück beansprucht natürlich Deutsch land, für dessen Regierung dieser Zuwachs die „Auf gabe deS Jahrhunderts" bildet. So belehrt uns Hr. August Eh^radame, der ein Buch über diesen Gegen stand verfaßt und damit alle Kannegießer in Nahr ung gesetzt hat. Hr. Chöradame und seine Nachbeter haben die Weltgeschichte viel zu flüchtig durch geblättert, sonst besäßen sie eine Ahnung von der Kahäsionskraft eines nun bald achthundertjährigen Staatengebildes, mag dessen innere Festigkeit durch nationale Gegensätzlichkeiten noch so erschüttert sein Jedenfalls sieht eine Menge Zeitungspolitiker die und Wissenschaft. Wilhelm Leibl. In derselben Woche, wo Wilhelm Leibl starb, voll endete der Berliner Kunsthistoriker Georg Gronau seine monographische Darstellung des Lebens und Wirkens des Aiblinger Meisters, der zwar nicht zu den größten unter den zeitgenössischen Malern, wohl aber zu ihren aus der Menge ragenden Erscheinungen, zu ihren stärksten Könnern gehörte Diese Darstellung ist soeben als 50. Band der Velhagen u Klasingschen Künstler monographien erschienen Wir haben beim Tode deS Künstlers aus der Feder eines unserer Mitarbeiter be reits eine ausführliche Würdigung von Leibls Leben und Wirken an dieser Stelle veröffentlicht, sodaß wir au' allgemein Biographisches nicht zurückzukommen brauchen und uns auf eine Betrachtung des Inhaltes der Gronauschen Schrift beschränken können. Ihr Ver- dlenst ist, daß sie verständnisvoll die Eigenschaften der Leiblichen Kunst ergründet und in das rechte Licht rückt Gronau hatte verhältnismäßig leichte Arbeit Die Kunstgeschichte kennt nur wenige Künstler, bei deren Hinscheiden das Urteil über den Wert ihres LeberS- werkes so fest steht und so wohl begründet ist wie bei Wilhelm Leibl Allerdings gehörte er zu den zahl reichen deutschen Malern, deren künstlerische Bedeutung erst spät zu allgemeiner Anerkennung kam, eigentlich erst dann, nachdem das beste von ihm bereits seit langem geschaffen, aber von der großen Menge unbeachtet ge blieben war; ein Biograph, der vor zehn Jahren so, wie es heute durch Gronau geschieht, die Bedeutung Leibls innerhalb der deutschen Malerei hätte schildern wollen, würde auf mancherlei Widersprüche oder minde stens auf ungläubiges Kopfschütteln gestoßen sein, ob- ganze europäische Politik unter diesem Gesichts punkte an, wobei ihnen allerdings die Neigung zu Hilfe kommt, den leitenden Kreisen Oesterreichs Mißtrauen gegen den deutschen Nachbar und dessen schwarze Pläne einzuflößen. Die Auf wiegelung der slawischen Natiönchen des Donau reiches haben sie von jeher eifrig gepflegt, und die Verbrüderung mit allerlei tschechischen „SokolS" zählt seit langem zu den Lieblingsbeschäftigungen aller Geschäftspatrioten. Hr. Fröderic Amouretti, einer der Hauptschreiber der konservativen Partei, veröffentlicht in einem vom „Solei!" ge brachten Artikel der Erneuerung des Dreibundes sehr ungünstige Aussichten. Oesterreich habe sich auf den Dreibund nur eingelassen, um sich seine Einflußsphäre auf der Balkan-Halbinsel zu sichern Seitdem eS sich jedoch mit Rußland über diesen Punkt verständigt, habe es in dieser Hinsicht nichts mehr zu besorgen, und was im besonderen die Un garn betreffe, die zuverlässigere Bundesgenossen zu sein schienen, so müsse die ihren eigenen agrarischen Lebensbedingungen zuwiderlaufende ökonomische Politik Deutschlands sie diesem rasch entfremden. Bleibt noch Italien. Aber welches Interesse habe Italien, sich weiterhin durch forcierte Rüstungen für eine Allianz zu ruinieren, in der eS immer der bevormundete Teil gewesen ist? Die Tage Humberts, Crispis und der „Tomination" Bismarcks seien vorüber. Die lateinischen Sympathieen zwischen beiden stammverwandten Völkern seien noch nicht erloschen, und wenn sie sich darum nicht gleich in die Arme fallen würden, so wiesen doch viele Anzeichen auf eine neue Orientier ung der auswärtigen Politik Italiens und zumal darauf hin, daß sein neuer König die Unabhängigkeit seines Landes wiedergewinnen wolle Und schließlich spreche noch eins gegen die Erneuerung des Drei bundes, dessen Kilt hauptsächlich die Furcht vor der Republik war. Aber nun, wo die Republik ihre Ohnmacht sowohl im Innern wie im Äußern dar- gethan hat, fühlen sich die Monarchen nicht mehr be droht „und verzichten lieber auf den Dreibund", um — fährt Hr. Amouretti fort — die Hände frei zu bekommen für die nahe Stunde, wo die Republik ausgeatmet haben und Frankreich durch seine „nationale Monarchie" wieder vertrauenerweckend ge worden sein wird, daß die Fürsten mit ihm bindende Verträge von langer Dauer werden abschließen können. Die Moral von der Geschichte ist also: man muß den Herzog Philipp von Orleans schleunigst auf den Thron seiner Väter berufen. Huock orat ckomou- ^trunäuw. Wo der Pferdefuß so stark hervorlugt, braucht man sich mit solchen Wohlmeinungen nicht erst auseinanderzusetzen. Allein auch andere, kein Allheil mittel auSbietende Leute beschäftigen sich so eifrig mit diesem Thema, daß man glauben sollte, die Sache gehe in erster Linie sie an. Alle zerbrechen sich den Kopf für Hrn. Prinetti, an dessen Aeußcrungen so lange herumgedeutrlt wird, bis die Gewißheit herauSkommt, daß der Dreibund auf dem letzten Loche pfeife. Darüber herrscht natürlich eine gewaltige Genug- thuung. Warum, ist nicht recht klar, wenn die Herren wirklich so friedliebend sind und der Ucber- zeugung Ausdruck geben, daß auch der Dreibund selber nichts sehnlicher wünsche als die Erhaltung des Friedens. Die Wahrheit ist, daß dieser Auffassung der Sachlage der uneingestandene und vielleicht auch unbewußte Wunsch zu Grunde liegt, Italien ins Schlepptau zu nehmen und dann mit der Faust wieder ein bißchen auf den Tisch schlagen zu können. Wir glauben kaum, daß dieser Wunsch sich erfüllen wohl sie vor zehn Jahren ebenso fest ftonv wie heure, wo der Name Leibl jedem, der mit der Kunst unserer Zeit in Verbindung steht, vertraut ist. In ihm verkörpert sich die Kunst der Malerei in ihrer echtesten Art Mit heiliger Andacht sah er zur Natur empor; sie widerzuspirgeln im Bilde mit der schlichtesten Wahrheit, mit den ehrlichsten und einfachsten Mitteln, war sein Streben Durch diese Kardinaltupend des bildenden Künstlers, die ihm angeboren war, wurde er den alten großen Meistern so ähnlich, daß man ihn, ohne lobredig werden zu müssen, diesen als Gleich berechtigten an die Seite stellen darf Es hätte, als Leibl in den sechziger Jahren, unter Nürnbergs Einfluß stehend, die Malweise der holländischen Genrcmaler des 17. Jahrhunderts auf sich wirken ließ, bei ihm nicht erst der Befreiung durch Courbet bedurft, er wäre auch, wie mächtig immerhin die Wirklichkeitskunst des großen Franzosen sein Schaffen beeinflußte, ohne diesen frei geworden von den Fesseln künstlerischer Ueberlieferung, hätte von selbst die alte ewige Wahrheit erkannt, daß die Kunst immer noch in der Natur stecke und aus ihr herauswachsen müsse Die Gronauschr Schrift über Leibl wird dadurch be sonders wertvoll, daß der Biograph mit feinem Spür sinn den künstlerischen Wandlungen des Meisters nach forscht und sie zu erklären sucht. In dieser Beziehung enthalten die folgenden kurzen Sätze mehr als die um fassendsten Schilderungen anderer Leiblerklärer Gronau fagt von dem Meister: „Die frühen Arbeiten Leibls, be- fonderS zu Anfang der siebziger Jahre, sind ungemein breit angelegt Oft hat der Künstler aufgehört, ehe die glättende Hand die grob nebeneinandergesetzten Pinsel striche verbunden hatte Die Bilder der nächsten Zeit, fpeziell zwischen 1877 und 1880, bieten eine gleich mäßig glatte Fläche, ohne daß einzelne Pinselzüge noch zu unterscheiden sind Eine immer wieder holte Arbeit verschmilzt diese und schafft eine voll wird. Selbst wenn der Dreibund nicht wieder er neuert würde, würde sich Italien jedenfalls hüten, das Verhältnis zu Deutschland durch ein in gleicher Weise bindendes Verhältnis zu einer andern Macht zu ersetzen, die sein eifelsüchtiger Rivale im Mittel meer ist und im eigenen Lande mit einer großen einflußreichen Partei zu rechnen hat, die, sobald sie wirklich einmal Oberwasser bekäme, nichts Eiligeres zu thun Hütte, als die Frage des weltlichen Patri moniums St. Petri aufzurollen. Tie Mandschurei. Bei den vielfachen und noch andauernden tages- politischen Erörterungen über Rußland und die Mandschurei ist es wohl von Interesse, über dies wenig bekannte und doch so vielgenannte Gebiet, vorzugsweise auf Grund der Berichte der Russen selbst, etwas Thatsächliches zu erfahren. Die Man dschurei hat seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in den Beziehungen deS Zarenreiches zum Reiche der Mitte gespielt, wenn auch die Stellung Rußlands in diesem weiten Gebiete eine sehr wechselnde ge wesen ist. Das den Nordosten des chinesischen Reiches bildende Land erstreckte sich, ehe sich die Russen zu Herren des heutigen Amurgebictes machten (1858), bis nahe an den 5-5. Grad Nord- breite, und auch heute noch, nachdem diese ihre Grenzen an den Amur und Ussuri vorgeschoben haben, hat es einen etwas größeren Flächenraum als Oesterreich-Ungarn und Italien zusammen. Auf diesem großen Raume leben freilich nur 7 500 000 Einwohner. Seitdem im 17. Jahrhundert die Dynastie der Mandschu durch die Gewalt der Waffen den Thron Chinas bestiegen hatte, begannen die Berührungen Rußlands mit diesem Reiche, richtiger die seiner unternehmenden Pioniere im „Fernen Osten", der Kosaken, die in dem auch in den letzten Kämpfen genannten Albasin am Amur den ersten Stützpunkt russischer Herrschaft schufen und hielten, bis Ruß land durch den Vertrag von Nertschinsk 1689 für einige Zeit aus seinen Besitz in der Mandschurei verzichtete. Erst während des Krimkrieges pflanzte angeblich gegen den Willen seines Obern ein kühner Seeoffizier das Banner Rußlands von neuem am Amur auf, und Kaiser Nikolaus bestätigte diese That oes angeblichen Ungehorsams mit dem stolzen Worte: „Wo die Flagge Rußlands weht, da soll sie nicht wieder sinken!" Und heute weht das Banner des Czarenreiches über ein Gebiet, das nicht nur die 650000 in den Jahren 1858 und 1860 vom Reiche der Mitte abgctrennten Quadratkilometer, sondern noch die damals bei China gebliebenen 942000 gsiiu umfaßt — d. h das zur Zeit Rußland bestrittene „Gebiet der Ostchinesischen (Mandschurischen) Bahn". Und dies letztere ist zum großen Teil allerdings ein rauhes, mit mächtigen Waldungen und baumlosen Weiden bedecktes Bergland, zum Teil enthält es aber auch fruchtbare Thäler und reiche Schätze an edlen Erzen, vor allem Gold, Kohlen und Eisen, Schätze, die seinem augenblicklichen „Verwalter" gewiß nach verschiedenen Richtungen nicht unwillkommen sind, namentlich nachdem die „Russisch-Chinesische Bank" sich das Monopol des Verkehrs in der Mandschurei als Besitzerin der „Konzession sür die Erbauung des großen Schienenweges" übertragen ließ. Tie Vorgänge in China. Der neueste englisch-russische Streitfall bei Tientsin wird von der britischen Regierung in seinem Ur- lommrn evenmaßlgr ^verflache, UN ver man auch bei seitlicher Betrachtung gegen die Spiegelung des Lichtes keine Hebung beobachten kann Man steht dieser durchgreifenden Wandlung wie einem Rätsel gegenüber. Die Malweise, die Leibj in der Dachauer Zeit aus gebildet hatte, erscheint fo sehr als der geeignete Aus druck seiner Absichten, hervorgegangen zugleich aus künst lerischer Einsicht und technischem Gereiftsein, daß es völlig selbstverständlich erscheinen müßte, sähe man ihn von nun an bei dieser verharren An sorgfältigem Voll enden hatte e» hier ja nicht gefehlt; warum jetzt diese« Darüberhinaus, dieser Schritt bis zur Peinlichkeit, heivor- gerufen offenbar durch höchst gesteigerte Ansprüche an den Fleiß, die Ausdauer und das Können zugleich?" Es liegt nahe und ist zweifellos das Bequemste, solchen Wechsel au« äußeren Beweggründen herzu leiten. Der Stil, den Leibls Kunstwerke annehmen, er innert so auffällig an den der älteren deutschen Meister, besonders des Hans Holbein, daß frühzeitig Vergleiche angestellt wurden Diese drängen sich gleichsam auf Die Frage aber bleibt unbeantwortet, wieso gerade um diese Zeit Leibl dem Einflüsse Holbeins unterlegen sein soll Fern von den großen Sammlungen, nur ganz vorübergehend in München, hatte er jetzt kaum noch Ge- enlegheit, von alten Bildern Kenntnis zu nehmen, ihnen so nahe zu treten, um — einerlei, ob bewußt oder un bewußt — ihre Weise nachzuahmen Und er, der schon als junger Mensch sich wenig fremder Art anzupaffen im stände war, der von der holländischen Kunst nur soweit berührt wurde, daß er in verwandtem Geiste seine Kunst übte, er sollte in der Zeit vollkommener Reife seine Selb ständigkeit verlieren? Wenn man durch solche Fragen das Problem umstellt, so überzeugt man sich gar bald, daß die Beeinflusiungrtheorie auch in diesem Falle verfehlt ist Bei einem Künstler, der eine starke und eigenwillige Persönlichkeit ist, muß man auch die schwer zu erklärenden Erscheinungen aus seinem Selbst sprunge so dargestellt, daß ein Gebietsteil, auf den die nordchinesische Eisenbohngesellschaft Eigentums rechte besitzt, von den russischen Militärbehörden in Beschlag genommen worden ist, und zwar angeblich auf Grund einer Konzession, die sie von der chinesi schen Regierung nach dem Ausbruche der Unruhen erlangt haben Als sich nun die Engländer an schickten, die Eisenbahn, die sie dort wieder Herstellen, auf jenem Grundstücke weiterzuführen, erhoben die Russen unter Berufung auf ihr Besitzrecht Wider spruch dagegen. Der britische Kommandant General Barrow achtete jedoch darauf nicht, sondern befahl, die Wetterführung des Baues, wenn nötig, mit Waffengewalt zu erzwingen, und ließ die Arbeit unter dem Schutze zu beiden Seiten der Linie auf gestellter starker Militärabteilungen ausführen. Der russische General soll hiergegen neuerlich Protest ein gelegt haben. General Barrow hatte von seiner Regierung zwar keine besondere Anordnung zu seinem Vorgehen erhalten, dürfte aber kaum desavouiert werden. In Londoner diplomatischen Kreisen wird übrigens trotz der erregten Sprache einiger dortigen Blätter dem Zwischenfalle keine ernste Bedeutung beigelegt. Man glaubt vielmehr, daß die Militärbehörden an Ort und Stelle einen Ausweg aus den Schwierigkeiten finden werden, indem seitens der russischen sowohl wie der chinesischen Regierung das Mißverständnis anerkannt werden wird, das darin lag, daß die chinesische Regierung eine Konzession an die Russen vergeben hat, in die eng lisches Eigentum eingeschloffcn war. Wird doch auch der gut unterrichteten Wiener „Polit. Korresp." aus London berichtet, daß die Kommandanten der ein ander gegenüberstehenden englischen und russischen Truppenabteilungen übereingekommen sind, in ihren Positionen zu verharren und jeden Appell an die Gewalt zu unterlasfen, um den diplomatischen Ver tretern zur friedlichen Austragung der Angelegenheit Gelegenheit und Zeit zu geben. Die nachstehende, sür einen Teil unseres Leserkreises wiederholte De pesche aus Tientsin dürfte gleichfalls zu der An nahme einer baldigen friedlichen Regelung der An gelegenheit berechtigen. Die letzten Nachrichten lauten: Tientsin (Meldung des „Reutelschen Bureaus". Die Lage bezüglich der zwischen England und Rußland um strittenen Ausweichstelle an der Pekingbaha ist unverändert. Zwischen den beiden streitenden Parteien herrscht Freund schaftlichkeit, indessen erfolgte al» Vorsichtsmaßnahme die Herabminderung der Wachmannschaften auf 27 Mann auf >eder Seite, um während der Dauer der Unterhandlungen einen etwaigen Zusammenstoß zu verhindern. Die Russen fahren mit Landankäufen in ihrer neuen Konzession for:. (Wiederholt.) Berlin. Da» Oberkommando meldet au» Peking: Anläßlich der Wiederherstellung der Eisenbahnbrücke bei Hanku ist die zweite Compagnie des Eisenbahn bataillons nach Lutai, die dritte nach Hanku verlegt worden. — Von Tientsin ist am 14. März eine kleine Expedition in die Gegend des Tsilihai (See im Nordosten von Tientsin) entsandt worden, wo erneut Räuber banden ausgetreten sind. Swatau. Aus Antrag des deutschen Konsuls wird der Kreisvorsteher von Hsi-ning wegen christenseind- licher Haltung und Verschleppung deutscher Reklamationen abgesetzt werden In Ho-ping wurden zwei an deutschseindlichen Ausschreitungen beteiligte Personen enthauptet, in Chang-Jo zwei weitere Mitschuldige verhastet. Washington. („Reuter" Meldung) Der hiesige chinesische Gesandte Wutingfang ist vom chinesischen Hose ausgesordert worden, darüber zu berichten. ob da» Mandschurei-Abkommen den chinesischen Interessen widerspreche Peking. (Meldung der „AgenceHavaS".) Die Eisen bahnlinie Pek-ng —Tschangsinsu ist am 16 d. Mts in Gegenwart de- französischen und des belgischen Ge ableiten, auf Vie Gefahr hm, daß, wle rn diesem Falle, nicht alles so schön klar sich ordnet, als bei der An nahme, daß von außen her, den Keimen, die der Wind mit sich trägt, gleich, das Neue zugetragen wurde Etwa« Nichtige« aber steckt in dem Vergleiche LeiblS mit Holbeins Es trat in diesen Schöpfungen die echte deut sche Art von neuem auf den Kampfplatz Intensive Be obachtung aller Einzelheiten, des Zufälligen, des Wesent lichen wie des Unwesentlichen einer Erscheinung, und die subtilste Nachbildung hatten die Stärke und Eigenart der deutschen Kunst ausgemacht: in Leibl wurden diese Gaben abermals lebendig " Dem großen Publikum war Leibl wohl nur als so genannter „Bauernmaler" bekannt: auch unsere hiesige Königl Galerie enthält als einzige« Werk LeiblS einen weiblichen Studienkopf, der eine blauäugige Bauernfrau darstellt Weitere Kreise werden den Künstler durch die Gronausche Schrift nunmehr auch als geistvollen Bildnis maler kennen fernen, denn nicht der geringste Teil des Textes und dazu zahlreiche wohlgelungene Abbildungen besaßen sich mit diesem Schaffenigebiete Leibl«. Kommen wir nunmehr noch mit einigen allgemeinen Worten auf die monographische Darstellung de« Wirken« de« Künstler« in dem Gronauschen Werke zurück, so er- giebt sich, wa» ja übrigens in der Kunstwissenschaft längst anerkannt worden ist, daß Leibl als der Künstler anzusehen ist, der in der Malerei den RealiSmu« in Deutschland eingesührt har Die meisten der deutschen Maler haben von ihm gelernt, Liebermann nicht minder wie Trübner und Uhde oder Thoma Er war kein er habener Geist, aber ein geborener Künstler, der seine von der Natur erhaltenen Gaben mit zäher unermüd licher Kraft zur höchsten Vollkommenheit zu entwickeln verstand und deshalb in der Kunst aller Zeiten und Völker eine unvergängliche Erscheinung darstellen wird. Ein sogenannter AllerweltSkünstler war er nicht, sondern Zeit seines Leben« ein einsam Schaffender, selbst in der