10. Sinfonie op. 93 Uraufführung 17. Dezember 1953 in Leningrad Mai 1954 unter Franz Konwitschny. deutsche Erstaufführung 1. Satz Moderato Der erste Satz beginnt mit einer langsamen Einleitung. Das Hauptthema des ersten Satzes hat einen stark national-russischen Charakter mit dramatischer Steigerung. Ein lyrisches Seitenthema der Soloflöte bringt eine unruhig erregte Stimmung, die bis zur äußersten dramatischen Spannung an wächst Pauken und kleine Trommeln verleihen dem Einleitungsthema drohende, unheilverkündende Elemente. In der Verpflechtung beider lyrischer Themen drückt sich ein stark betontes, quälendes Kampfgeschehen aus. Wenn auch gegen Ende des Satzes das zweite Thema wärmer und beruhigen der klingt, so bringt der Schluß mit den Einieitungsthema noch nicht den Sieg. 2. Satz Allegro Mit kleiner Trommel, Pikkolo-Flöte und Klarinette entsteht ein plastisches Bild vom Wüten zer störender Elemente. Das in ununterbrochener stürmischer Bewegung gehaltene Thema erweckt die Vision eines orkanartigen Wirbelwinds. 3. Satz Allegretto Dieser Satz entwickelt sich aus 3 Themen, die mit den Themen des ersten Satzes verwandt sind, so daß der Eindruck entsteht, daß der zweite Satz nur eine Unterbrechung des ersten gewesen sei, der im dritten Satz fortgeführt wird. Während das erste Thema tänzerisch anmutet, ist das zweite Thema nur kurz, aber von großer Ausdruckskraft. Hornrufe führen zur Einleitung des ersten Satzes, zur ,,Musik der Nachdenklichkeit". Scharf hereinbrechende Klänge drohen diese Stimmung der Be schaulichkeit zu vernichten, doch geben die I lorneinsätze dem Satzende wieder eine ausgeglichene Beruhigung. Finale Andante, Allegro Dieser Satz beginnt ebenfalls mit einer langsamen Einleitung und mit einem sehr lyrischen Wechsel spiel der Celli, Bässe und Oboen. Diese klagende getragene Musik wird von Klarinette und Flöte unterbrochen, so als ob hier Rufe aus weiter Ferne ertönen. Aus diesem Zusammenklang entwickelt sich das Hauptthema, das den Hörer in eine glücklichere Welt zu versetzen scheint. Voller Fröhlich keit klingen Melodien von Pionierliedern, vermischt mit energischeren Klängen auf, so daß das Pulsieren junger Kräfte spürbar wird. Diese frohe Stimmung wird in ihrem Höhepunkt auch nicht durch die auftauchenden dramatischen Themen aus der Einleitung zum Finale und aus dem 3. Satz unterbrochen, wenn auch für kurze Zeit diese traurigen, klagenden Melodien Erinnern an das Vorhergegangene schaffen. Aufbauend auf das Hauptthema wird diese Fröhlichkeit und Lebensbejahung zu einer glücklichen Lösung, in der die Musik das Streben der sowjetischen Menschen nach Frieden und Glück ausdrückt. cJ-J-einz cfyangai-iz Patria o muerte (Fidel Castro und dem kubanischen Volk in aufrichtiger Bewunderung gewidmet) Mit harten Paukenschlägen und scharf dissonierten Akkorden beginnt dieses kurze Musikstück. Es schildert die Wutgeschreie eines unterdrückten Volkes. Mit einem scharfen Motiv führt ein herrisches Thema zu einer lyrischen Episode, worin auch diö Internationale aufklingt. Die Sehnsucht nach Be freiung drückt ein kurzes Thema aus, Trompetensignale eröffnen die Revolution, die sich zu dem siegreichen Abschluß — der den Marsch des 26. Juli zum Inhalt hat — steigert. van (Jjeetkaven 2. Sinfonie D-Dur op. 36. Uraufführung 5. April 1803 z Theater an der Wien. 1. Satz Adagia molto — Allegro con brio Groß ausschwingend geht dem ersten Satz ein Adagio molto als Einleitung voraus. Ein Blick in freundliche Weiten scheint sich mit seiner sanglichen Eingangsmelodie auftun zu wollen. Aber deren schwelgerische Innigkeit muß bald ernsten, ja düsteren Klängen weichen. Alle Instrumente vereinen sich zu einem gewaltigen Unisonoabstieg über Tonstufen, deren Folge an die schicksalhafte Thematik des ersten Satzes der 9. Sinfonie gemahnt. Doch allmählich hellt es sich auf im Orchester. Ein erwartungsfreudiges Klingen hebt an und läßt die unheimlichen Gesichte vergessen. Mit schnei digem Anlauf der Geigen wird dann jäh das Hauptthema des ersten Satzes (Allegro con brio) gewonnen. Es ist nicht annähernd so männlich, so strahlend wie das Seltenthema, dem nach dem „alten" Schema eigentlich die Rolle der sanften, empfindungsvollen Begleiterin zugedacht ist. Wenn es zu Beginn in den tiefen Streichern aufklingt, kommt es im piano zunächst freundlich polternd und etwas tapsig daher. Der entscheidende, triumphale Aufstieg glückt nun erst mit dem Seitenthema. So sehen wir den Meister selbstherrlich mit überkommenen Grundsätzen brechen, nicht um des „Neuen" willen, sondern weil es sein geistiger Plan erfordert. Notwendig in diesem Sinne erscheint etwa auch die Verwertung von Nebengedanken aus der Einleitung oder die un gewohnt gewichtige Ausführung der Coda. Die Durchführung verabeitet in der Hauptsache Motive des ersten Themas. 2. Satz Larghetto Der zweite Satz, ein Larghetto wird von einer innigen, sanften Melodie beherrscht. Der Meister wird nicht müde, sie immer wieder und in wundersam wechselnder Instrumentation vor zutragen. Wie nebenher gesellen sich zu ihr fortgesetzt weitere Motive anmutigen oder wehmütig klagenden Charakters. Ein zweites Thema zieht friedvoll vorüber. In seinem Gefolge überrascht eine ländliche, tänzerisch empfundene Weise, die heiter naiv von irdischen Glück und behaglicher Häuslichkeit zu plaudern scheint. Man begreift, daß dieses Larghetto zu den volkstümlichsten Ge bilden Beethovens zählt. 3. Satz Scherzo-Allegro Und nun das Scherzo. Es ist bekannt, daß diese Scherzi, seien sie in den Klaviersonaten oder Sinfonien heimisch, von Beethoven geradezu „erfunden" sind. Daß sich in ihnen der ungebärtige, bizarre, der übermütige, „wilde" Beethoven austobt, daß bisweilen ein unheimliches Hasten und Jagen anhebt und toller apokalyptischer Spuk gespenstisch vorüberbraust. Nun, Nachtgesichte werden im Scherzo der „Zweiten" nicht entfesselt. Aber die Stimmung ist übermütig zum Bersten. Das Thema konnte im grellen Wechsel von forte und piano nicht ungebärdiger, schnurriger und krasser erdacht sein. Man beachte das fortissimo auf dem unbetonten Takt, das bizarre Fangballspiel zwischen Bläsern und Streichern l Einen prachtvollen Gegensatz hierzu bringt das Trio mit seiner schlichten Weise, die allerdings rasch vom frechen Gestampfe der Bläser wieder zertrampelt wird I Finale Allegro molto Etwas vom Geiste des Scherzos rumort auch noch im Finale. Mit dem Eintritt des zweiten sanglichen Themas greift dann vorübergehend eine besinnliche Stimmung um sich. Irgendwie leben Motive aus allen Sätzen wieder auf. Eigenartig werden die Grenzen, die Haydn und Mozart für die Rondoform absteckten, durch kunstvolle thematische Arbeit sinnvoll erweitert. Das wirkt sich ins besondere auf die großartige Durchführung und auf das wesentlich verbreiterte Schlußstück aus, welches jubelnd und lebensbejahend das Ganze krönt. VEB Konzert- und Gastspieldirektion Gera Benutzte Literatur: „Reclams Konzertführer", Schönewolf „Konzertbuch".