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Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie in c-Moll, op. 67, gehört wohl zu den populärsten sinfo nischen Kompositionen des großen deutschen Klassikers. Als Gründe dafür sind wohl gleicher maßen Inhalt wie Form dieses Werkes anzuschcn, die geistige Thematik wie ihre musikalische Verarbeitung. Nach Beethovens eigenem, von Schindler überliefertem Ausspruch „So pocht das Schicksal an die Pforte“, der das Hauptthema des ersten Satzes charakterisieren soll, wird die Sinfonie häufig als „Schicksalssinfonie“ bezeichnet. Wenngleich dem Werk auch kein eigent liches Programm zugrunde liegt, so sind die Auseinandersetzung mit dem Schicksal, mit dem persönlichen, der sich immer stärker bemerkbar machenden Taubheit des Komponisten, wie mit dem allgemein gesellschaftlichen, dem durch Napoleons Kriege bedingten, und die Überwindung des Schicksals für die Sinfonie doch von geistig-programmatischer Bedeutung. Wichtig in dieser Hinsicht ist die Tatsache, daß im Gegensatz zu früheren Werken die Proportionen im Gesamt bau sich verschoben haben, daß der Schwerpunkt vom ersten Satz auf das Finale, die sieghafte Überwindung der lastenden Schwere, verlegt worden ist. Das berechtigt aber keinesfalls zu einer Unterbewertung der Auseinandersetzung mit dem Schicksal im 1. Satz oder auch des direk ten Auftretens der Gegenkräfte im 3. Satz. Erste Skizzen zur Fünften gehen bis in das Jahr 1800 zurück. Intensive Arbeit leistet Beethoven an ihr von 1804 bis 1808. Gemeinsam mit der 6. Sinfonie und der Chorfantasie gelangte sic in einer Akademie am 22. Dezember 1808 in Wien zur Uraufführung. Die zentrale Stellung, die sie in Beethovens sinfonischem Gesamt schaffen cinnimmt, unterstreicht auch die Tatsache, daß sic die erste in einer Molltonart war (vorher nur das e-Moll-Klavierkonzert), daß dann aber - wie dann später auch in der Neunten in d-Moll - die Düsternis des Finales überwunden ist. Der 1. Satz (Allegro con brio) entsteht fast in seiner Gänze aus dem bekannten Klopfmotiv, der dreimaligen energisch pochenden Repetition der Quinte g und des Absprunges in die Terz es. Die vier Töne sind der Grundstein für den ganzen Satz; das Klopfen bestimmt im Anfang auch das zweite Thema, das vom Horn vorgetragen wird, cs mischt sich in die Fortsetzung dieses zweiten Themas, erscheint hier unruhig gejagt, dort energisch bestimmt, dann wieder polternd dreinfahrend, sich auftürmend und wieder herabstürzend, in mancher Nuance: immer aber düster drohend gibt cs dem Satz sein Gepräge. Eingebettet in die beiden Mollsätze ist das Andante con moto in der Subdominantparallele As-Dur, das warme weiche Züge annehmen kann (erstes Thema der Bratschen und Celli), aber auch strahlenden Charakter aufweist, in jedem Falle aber einen lichten Gegensatz ZU dem Allegro con brio bildet und in seinen sieghaften Partien bereits seine Verwandtschaft zum’ Finale erweist. Konnte man den 1. Satz mehr als das Ringen mit dem Schicksal betrachten, so offenbaren sich im 3. Satz (Allegro - Dreivierteltakt) direkt die Gegenkräfte. Ein schleichendes Thema der Celli und Bässe beginnt den Satz, eine aufsteigendc Akkordbrechung, nicht unähnlich dem Finalthema der großen g-Moll-Sinfonie Mozarts, doch huschend unheimlich hier, nicht sich auf bäumend wie bei Mozart. Bald bemächtigt sich dann auch das Klopfmotiv dieses Satzes, doch ist cs jetzt nicht von der ringenden Problematik, es zeigt sich - in der Metrik verändert, bereits auf dem Schwerpunkt mit dem Pochen beginnend - ganz offen drohend und aggressiv. Das Trio bricht in diese teils unheimliche, teils drohende Stimmung herein; wiederum von den Bässen und Celli angeführt, poltert ein Fugato dahin. Interessant die abrupt abgerissenen Anfänge nach der Wiederholung des ersten Trioteils. Nun wieder das Scherzo, jetzt aber geisterhaft im Pizzikato spukend. Über pochendem Orgelpunkt der Pauke der Übergang in den Streichern, von unglaublicher Spannung, die sich immer mehr steigert, zur Explosion drängt und sich dann auch im Attacca anschließenden Finale entlädt. Alles Düstere wird jetzt hinweggefegt. Strahlend steigt der C-Dur-Dreiklang auf. Sieghaft reiht sich ein Thema an das andere, von strahlender Einfachheit im einzelnen, kompliziert im Gesamtgeschehen eingesetzt, sich auch wieder durch setzend, wenn ein letztes Mal das Pochen des 3. Satzes Düsternis heraufbeschwört. Im jubelnden Presto findet das Finale sein Ende, das ganz am Schluß - als Bestätigung des errungenen Sieges - allein 28 Takte lang auf dem C-Dur-Akkord beharrt. Robert Schumanns Ausspruch hat seine Berechtigung erwiesen: „Diese Musik wird erklingen, solange es eine Welt und eine Musik gibt.“ Reinhard Schau LITE RAT U R HINWEISE: Dcnncrlcin: Der unbekannte Mozart, Leipzig 1951 Geiringcr: Joseph Haydn, Potsdam 1932 Volkmann: Beethoven in seinen Beziehungen zu Dresden, Dresden