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Dresdner Journal : 11.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190101111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-11
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1901
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84 de« Zuckerfteueraesetze«: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit aller Entschiedenheit dahin zu wirken, daß durch internationale Lereindarungen «ine Beseitigung der Äu«fuhrvergütungen für Zucker in thunlichfter Bälde herbeigeführt werde Die internationalen Ver handlungen Haden bisher zu einem Ergebnis nicht ge führt — Weiter hatte der Reichstag die verbündeten Regierungen ersuch», dem Reichstag« baldigst einen Ge setzentwurf vorzulegen, wodurch die Rechtsverhältnisse zwischen den land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter« sowie dem Gesinde einerseits und deren Arbeitsgeber« anderseits reichSgesetzlich geregelt werden Der Bundes rat hat beschlossen, der Resolution keine Folg« zu grben. — Fern«r waren die Bundesregierungen ersucht worden, einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach bei allen gericht lichen Vereidigungen von Parteien, Zeugen und Sach verständigen die konfessionelle Eidesformel wieder ein geführt wird Die Beschlußfassung des Bundesrat« steht noch aus — Wie der „Lokalanzeiger" erfährt, wird von der Einführung de« Checkverkehr« zunächst kein Gebrauch gemacht werden E« wird dem Reichstage noch in der gegenwärtigen Session rin in einigen Punkten ab- geänderter Gesetzentwurf bezüglich d«« Checkoerkehr« vor gelegt werden; von der Annahme diese« Gesetzentwürfe« wird e« abhängen, ob der Checkoerkehr im Laufe de« nächsten Btat«jahrr« «ingeführt wird. — Die „B P. N." schreiben: Der Reichstag hatte bei Beratung de« Bürgerlichen Gesetzbuchs in einer Resolution u a. die Erwartung ausgesprochen, daß ein mal die Verträge, durch die jemand sich verpflichtet, einen Teil seiner geistigen oder körperlichen Arbeitskraft für die häusliche Gemeinschaft, rin wirtschaftliche» oder ge werbliche» Unternehmen eine» andern gegen einen ver einbarten Lohn zu verwenden, sodann da» Bergrecht, ferner da« Jagd- und Fischereirecht und außerdem da» Wasserrecht mit Einschluß der Vorschriften über Bewässer ung und Entwässerung für da» Deutsche Reich bald- thunlichst einheitlich geregelt würden Diese Erwartung wird sich vorläufig nicht erfüllen, denn der Bundesrat hat beschlossen, den Resolutionen eine Folge nicht zu geben Aus demselben Grunde wird auch ein weiterer Beschluß des Reichstags auf rcichsgesetzliche Regelung der Rechtsverhältnisse zwischen den land- und forstwirt schaftlichen Arbeitern sowie dem Gesinde einerseits und den Arbeitgebern anderseits nicht zur Ausführung gelangen — Wie die Morgenblätter melden, wird die Inter pellation Trimborn, betreffend die Vorgänge der der Kölner Reserveoffizierwahl, am Dienstag vom KriegSminister im Reichstage beantwortet werden — Auf den deutschen Münzstätten sind im Monat Dezember v. I. für 7402 440 M Doppelkronen und für 3189160 M Kronen, und zwar beide Münzsoiren auf Privalrechnung geprägt worden. Während früher von Goldmünzen fast nur Doppelkronen geprägt wurden, hat in den letzten Monaten eine ziemlich beträchtliche Prägung auch von Kronen, über deren Mangel im Ver kehr bekanntlich vielfach geklagt wird, stattgefunden. Im November und Dezember des Jahres 1900 hat sich die Prägung von Kronen auf den Betrag von 4 595 320 M. belaufen Außer den erwähnten Goldmünzen find im letzten Dezember geprägt worden für 1708700 M. silberne Fünfmarkstück«, für 524 460 M Zweimarkstücke, für 1062004 M Einmarkstücke, für 161570,50 M. Zehnpfennigftücke, für 144402,55 M Fünfpfennigstücke .und für 47 374,13 M Einpfennigstücke. Die zur Ein ziehung bestimmten Münzsorten verschwinden immer mehr au« dem Verkehre. Bei den goldenen Fünfmarkstücken und bei den silbernen Zwanzigpfennigstücke» macht sich die monatliche Abnahme nicht mehr sehr stark bemerk bar. Während der im Verkehr befindliche Stand von halben Kronen Ende November sich noch auf 4,3 Mill stellte, war er Ende Dezember auf 4,2 Mill. M. ge sunken und derjenige der silbernen Zwanzigpfeunigstücke, der noch immer 7,7 Mill M auSmacht, hatte sich nur um einen ganz geringen Posten vermindert Dafür hat aber der im Verkehre befindliche Teil der Nickelzwanzig pfennigstücke im Dezember um rund 1 Mill M abge nommen. Während er sich Ende November noch auf 5 Mill. M. stellte, war er Ende Dezember auf 4 Mill. M herabgesunken Von dieser Münzsorte sind überhaupt nur für wenig über 5 Mill M geprägt gewesen — Den Morgenblättern zufolge nahm eine Ver sammlung von mehr als 1200 Tischlermeistern einen Anttag an, an der Einführung eine« Kontrollbuche« unter allen Umständen festzuhalten Sollte die Unter schrift feiten« der Arbeitnehmer verweigert werden, so find die Lohnarbeiter sofort, die Accordarbeiter nach Vollendung de» Accord» zu entlasten. — In den gestern in Berlin gepflogenen Be ratungen de« Vorstande» und der Generalversammlung de« Perrins deutscher Eisen« und Stahl- industrieller gab der Geschäf»»führer, General sekretär Bueck, in seinem Geschäftsberichte Mitteilungen allgemnn interessierender Art Uber Submission«- bedingungen im Lu«Iande, die leider vielfach dem deutschen Wettbewerb nicht günstig find Ferner er örterte er die in Italien verfolgten Bestrebungen auf Einführung von Rückoergütungsprämien für vom AuS- lanve bezogene SchiffSbaumaterialien Eingehend wurde auch vom Geschäftsführer der Mitarbeit de« Verein» an einer zweckmäßigen Gestaltung de» ZolltarisschemaS und der Bemühungen gedacht, zuverlässige« Material, da« »den maßgebenden Faktoren al« Unterlage für die Be messung der Zollsätze dienen kann, beizuschaffen Höhere Zölle werden von der Eisenindustrie im allgemeinen nicht verlangt, wohl aber wird Anpassung der Zollsätze an die im neuen Zolltarifschema vorzunehmende weiter gehen ve Spezialisierung gefordert. Auch wird von der Eisenindustrie Beseitigung der unmotivierten Herab setzung der Zölle für Radsätze rc. gewünscht Der Fortbestand der die Zollfreiheit vo» Schiffsbau materialien garantierenden Bestimmungen ist vom Verein nicht beanstandet Da» gesamte Material ist dem Reichsamt de» Innern unterbreitet. Der Geschäftsführer berührte in seinen Darlegungen auch die sich immer stärker geltend machenden Bestrebungen freihändlerischer Natur, die ihre Verkörperung in dem Handelsvertrags verein gefunden haben Welche Ziele in besten Kreisen in» Auge gefaßt find, erhellt au» ei»em im Handels vertragsverein gehaltenen Vortrag, in dem eS mit andern Worten hieß, daß jetzt die Getreidezölle im Vorder gründe der Erörterung ständen, daß aber auch die Eisen zölle zur Diskussion gelangen würden; denn die Er mäßigung derselben sei al» Voraussetzung schon für die Erzielung eines gedeihlichen handelspolitischen Verhält nisses mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu er achten Für die Eisenindustrie sei hierdurch ein deut licher Hinweis darauf gegeben, westen sich diese In dustrie von jenen Kreisen zu versehen habe. Gegenüber der vom Deutschen Handelstage eingenommenen, die im Interesse der Landwirtschaft notwendige Erhöhung der Getreidezölle gänzlich abweisenden Haltung, konstatierte der Geschäftsführer, daß die Eisenindustrie durchaus be reit sei, für eine Feststellung der landwirtschaftlichen Zölle in solcher Höhe einzutreten, wie sie für eine ge deihliche Entwickelung unferer Landwirtschaft erforderlich ist. Wie weit übrigens selbst in den Kreisen des HandelStag» die Ueberzeugung durchgedrungen fei, daß eine Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle bei der be vorstehenden, auch von der Eisenindustrie dringend ver langten Erneuerung unserer Handelsverträge sich nicht werde umgehen lasten, beweise der Umstand, daß der Antrag, der HandelStag möge sich gegen jede Erhöhung der Lebensmittelzölle erklären, im HandelStage mit nur 147 gegen 143 Stimmen angenommen worden sei. Hieraus gehe hervor, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit eine» au»reichenden Schutze» für die Landwirtschaft auch in Kreifen sich Bahn breche, die solcher Anschauung bislang unzugänglich waren. Oefttrrelch-Uusarn. Wien. Auf dem gestrigen Hofball nahmen der Kaiser und die Erzherzogin Maria Josepha u a die Vorstellung der Gräfin Magnis und des Grasen Mirbach-Geldern-Egmont, sowie des zur bayerischen Ge sandtschaft kommandierten Oberleutnants v. Poschinger und des zur sächsischen Gesandtschaft kommandierten Prinzen von Schönburg-Waldenburg entgegen. — Reich»rat»wahlen Alle vier Mandate d«r Landgemeinden Kärntens fielen der deutschen Volks partei zu, die mithin ein Mandat von den Slovenen gewann — Bei de» gestrigen ReichSratSwahlen der Städtekurie in Böhmen wurden 17 Jungtschechen, 1 Tschechisch-Konservativer (Prinz Schwarzenberg), 3 Deutsch-Fortschrittliche, 6 Deutsch-Radikale und zwei Anhänger der Deutschen Volkspartei gewählt Drei Stichwahlen zwischen Deutsch-Fortschrittlichen und Deutsch- Radikalen sind notwendig Der Besitzstand der Tschechen und der Deutschen Volkspartei bleibt unverändert Die Deutsch.Fortschrittlichen verlieren drei Sitze und die Deutsch-Radikalen gewinnen effektiv drei Sitze Die Deutsch-Fortschrittlichen besaßen bisher neun und die Deutfch-Radikalen drei Sitze. Unter den Gewählten be finden sich Kaizl, Herold, Kramarz, Funke und Wolf, unter den Unterlegenen Pfersche. — Bei den Städte wahlen in Mähren wurden bisher 7 Deutsch-Fort schrittliche (darunter Delvert, Lecher, Menger), 4 Jung tschechen, darunter StranSky und Skala, der in Olmütz wiederum siegte, und ein Anhänger der Deutschen Volkspartei gewählt. Bisher gewinnen die D'Utlch- Fortschrtttlichen ein Mandat von den Deutsch'Radikalen; die Deursche Volkspartei verliert ein Mandat an die Deutsch-Radikalen Der sonstige Besitzstand bleibt un verändert — Die HandelSlammern in Galizien wählten drei Anhänger vrS Pole»klubS, die Handel»- kammer in Czernowitz einen Deutsch-Fortschrittlichen, Dalmatien «inen Kroatisch Nationalen. D«r Besitzstand ist überall unverändert Dux. Die VertrauenSmänner-Versammlung der Bergarbeiter beschloß gestern, den Ausstand auf zugebe» 8 r a a l r e t ch. Pari« Der Senat hat gestern FallisreS mit 175 Stimmen wieder zum Präsidenten gewählt. — Deputiertenkammer. Deschanel übernahm gestern da» Präsidium und hielt eine Rede, in der er erklärte, er werde den Vorsitz unparteiisch führen So dann sprach er die Hoffnung au», daß die Beratungen der Kammer ruhig und ergebnisreich sein und dazu bei tragen werden, die Republik zu einem Reiche der Ge rechtigkeit und Brüderlichkeit zu machen. Deschanel schloß, das neue Jahrhundert werde möglicherweise tief gehende Veränderungen in Europa entstehen sehen, darum sei e» nötig, daß man mehr Mäßigung im Kampf der Meinungen, mehr Duldsamkeit und Achtung vor der gegenwärtigen Ueberzeugung an den Tag lege Nötig fei ferner, daß man eine thätige Diplomatie besitze, die sich stütze auf eine mächtige, einige und geachtete Armee und auf eine sorgfältig geleitete Finanzverwaltung Im Fortgange der Sitzung wurde beschlossen, die Beratung de« Gesetzentwurs« über die Kongregationen am Montag zu beginnen. Der Beratung wird die Besprechung einer Interpellation Sembat» betreffend die Einmischung des Papste« in innere Angelegenheiten Frankreichs voran- gehen. — Wegen de» von einigen Blättern verbreiteten Gerüchts, daß Frankreich feine Rechte bezüglich des ihm gehörenden Küstenstrichs von Neufundland an England abtreten wolle, kündigte der Senator Garreau dem Minister des Aeußcrn Delcaffö die Absicht an, ihn darüber zu interpellieren. Delcaffö erwiderte, er könne nicht auf Grund derartiger Zeitungsmeldungen über irgend einen Punkt der auswärtigen Politik sprechen. Was Neufundland anlange, so könne er nur wiederholen, was er vor zwei Jahren in der Kammer erklärt habe, nämlich daß die Rechte Frankreichs auf Neufundland unbestreitbar und unbestritten seien und daß die Aus übung dieser Rechte durch nichts behindert werden könne. Garreau verzichtete daraufhin auf die Interpellation. — Der durch die Teilnahme am Kampf um Bazeilles im Kriege von 1870 bekannte Senator General Lambert ist gestern nachmittag gestorben. Italien. Rom. Die Aeußerungen, die der Herzog von Norfolk am Dienstag beim Empfange der englischen Pilger durch den Papst über die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes gethan hat, finden in den Abendblättern lebhaften Widerspruch Die „Jtalie" sagt: Der Herzog vergaß, daß er die Gastfreundschaft eine« England befreundeten Landes genießt, und griff die religiöse Freiheit an, dank der doch er seinen katho lischen Glauben in England bekennen darf und die Eng länder ihrerseits in Italien als Protestanten auftreten dürfen Da« Blatt fragt, mit welchem Rechte der Herzog von Norfolk nach Italien komme, um sich in die Angelegenheiten der Italiener einzumischen und deren Gefühlen Trotz zu bieten. Die „Tribuna" nennt de« Herzog» Rede eine Beleidigung Italien« Die „Pa- tria" erblickt in der Rede den klaren Beweis dafür, daß der Papst sich in Rom eben der Freiheit erfreue, deren Vorhandensein der Herzog von Norfolk leugnet Der „Popolo Romano" weift darauf hin, daß, als die vom Vatikan inspirierte klerikale Presse den Buren ihre Sympathien zum Ausdruck brachte, der Herzog von Norfolk gegen diese Haltung der betreffenden Presse heftigen Einspruch erhob, da sie die Gesühle seire» Vaterlandes verletze Bei seiner Ankunft in Rom habe nunmehr der Herzog die Gefühle der italienischen Nation verletzt Grotzbritauvien. Pretoria. Eine Depesche Lord Kitcheners aus Pretoria vom 9. Januar meldet: Die Buren griffen gleichzeitig sämtliche britische Posten in Belfast, Wonderfontein, Nooitgedacht, Wyldsfontein und Pan in der Nacht vom 7. Januar bei dichtem Nebel an und wurden nach schweren Gefechten zurückgetrieben. Die Briten hatten 21 Tote, darunter ein Hauptmann, und 62 Verwundete, darunter drei Offiziere. Die Buren ließen 24 Tote zurück. Weiter wird gemeldet: Ein britischer Convoi wurde gestern nördlich von KrügerSdorp von Beyer« Kommando angegriffen Die Buren wurde» zurückgetrieben und hatten elf Tote; die Briten hatte« vier Leichtverwundete (Wiederholt) — („Reuter"-Meldung.) In der Nachbarschaft vo« Pretoria ist in vorvergangener Nacht nahe bei dem Ostthore eine kleine Burenabterlung erschienen und hat eine Anzahl Rinder weggenommen Kapstadt Die „Daily Mail" mrld«t au« Kap stadt vom 10 Januar: 5000 Buren, van d«»en e« vor einigen Wochen hieß, daß sie nach der deutsche« Grenze ttekken, haben sich nach Süden gewandt und rücken jetzt in« Herz der Kapkolonie vor. Man nimmt an,'daß sie mehrere kleiner« Garnisonen von Kapfreiwilligen gefangen genommen haben. — Der Oberbefehlshaber der B»re» Ludwig Botha hat mit den Kämpfen an der Delaaoa-Eisenbahn seit langer Zeit wieder da» erste, anscheinend für die britischen Truppen recht empfindliche Lebenszeichen von sich gegeben. Augenscheinlich nach einem einheitlichen Plane haben die Buren bei fast nebliger Nacht am 7. Januar auf einer bei Pa», kaum 20 Ieva östlich von Middelburg, beginnenden und sich bis Nooitgedacht fast 100 km in östlicher Richtung erstreckenden Linie an fünf verschiedenen Stellen die Engländer gleichzeitig angegriffen und ihnen nicht unbedeutende Ver luste beigebracht, sodaß der englische Oberbefehls haber in seiner Meldung darüber sagt, daß die Buren erst nach schweren Gefechten zurückgedrängt wurden Die ebenfalls bereits bekanntgegebenen, vom Reuterschen Bureau übermittelten Nachrichten über die Vorgängr im Kaplande beweisen von neuem, daß die Buren unauf haltsam über Piquetberg und Worcester auf da« von dort nur noch 60 englische Meilen entfernte Kap stadt vorrücken und daß hier ebenso wie in Transvaal die Engländer sich nur zu verteidigen beabsichtigen, wenn die Buren den weiteren Vormarsch wagen sollten Dabei scheint aber die militärische Leitung in Kapstadt nicht mit allzu großem Vertrauen einer erfolgreichen Ver teidigung der Pässe entgegenzusehen, da sie die Anlegung von Schanzwerken in der näheren Umgebung von Kap stadt auch schon vorgesehen hat. Die fremden Konsuln treffen deshalb Vorbereitungen zum Schutze ihrer Lands leute für den Fall, daß das Standrecht in Kapstadt ver kündigt werden sollte Der deutsche Konsul soll den Landesangehörigen des Deutschen Reiches bereit« Pässe überreicht Haden, um sie vor der Heranziehung zum Militärdienst zu schützen Nach in Kapstadt verbreiteten Gerüchten befindet sich nun auch der General Dewet in der Kapkolonie und hat die Leitung der Operationen persönlich übernommen Rutz lass. St. Petersburg. Die „Nowoje Wremja" ver sucht in einer längeren Ausführung den Artikel de« „TempS" über das russisch-chinesische Abkommen in» Lächerliche zu ziehen Das Blatt hebt hervor, daß der von den „Times" veröffentlichte russisch-chinesische Vertrag bereits vor einem Monat allgemein bekannt ge- wesen sei Damals habe sich weder in Frankreich noch sonstwo jemand darüber aufgeregt. In Rußland werde man über den Eifer de« „Temps", die Interessen Deutsch land« und Englands zu schützen, nur die Achsel zucken Da« französisch - russische Bündnis bleibe fest und un erschütterlich, und die Versuche, e« zu untergraben und auf beiden Seiten Zweifel und Mißtrauen zu säen, seien vergeblich Auch die „Nowosti" weisen die fran zösische Behauptung zurück, daß Punkt 3 de» englisch deutschen Abkommen» durch das Abkommen Rußland« mit China berührt werde, da die mandschurische An gelegenheit von allen Mächten längst al« eine allein russische Interessen berührende Frage angesehen werde. Die Verhältnisse in der Mandschurei lägen ander« al« in Peking. Serbien. Nisch. Der König und die Königin sind gestern hier eingetroffen. Heute findet die erste Sitzung der Skuptschina statt. Türkei. Konstantinopel. (Meldung de« Wiener K K Telegr -Korresp.-Bureau») Der von den Briganten in der Nähe von Smyrna gefangen genommene Fran zose Mille wurde gegen Zahlung eine» Lösegelde« im Betrage von 2000 türkischen Pfund wieder in Freiheit gesetzt. — (Meldung de« Wiener K K Telegr-Korresp.- BureauS) Der an der türkisch-persischen Grenz« ansässige Stamm der Djafs, dessen Häuptling ein ge- Menschendarstellung und Charakteristik sich Mittel zu borgen, die außerhalb der Dichtung selbst liegen. Die Welt kann, scheint es, durch alle Schleier hindurch, nur nicht durch den de» Hohne» gesehen und wiedergegeben werden. Die Vorführung eines solchen Werkes stellt den Dar stellern Aufgaben, die eingehender gewürdigt sein wollen, als unS heute möglich ist. Wir werden versuchen, die schauspielerischen Leistungen der Damen Frau Salbach (Irene), Frl Serda (Maja), der Herren Wiene (Rubel), Waldeck (Mfheim), Müller (Badeinspektor) nach der zweiten Ausführung gebührend zu würdigen. Adolf Stern. Konzert. „In Beethoven« Schöpfungen haben wir, indem wir sie uns ihrer Reihenfolge nach vorsühren, mit immer gesteigerter Deutlichkeit die Durchdringung der musikalischen Form von dem Geniu» der Musik wahrzunehmen" (Rich Wagner). Unter diesem Gesichts punkte mußte die Vorführung der fünf Sonaten für Klavier und Violoncell, die, wie die Streichquartette Beelhovens, den drei Schaffensperioden de« Meister« an gehören, durch die Herren Percy Sherwood und Johannes Smith um so willkommener erscheinen, al» die herrliche ^-äur-Sonate (op. 69) von jeher eine auf fallende, bei der unmittelbar eindringlichen und dank, baren Wirkung der Komposition allerdings leicht erklär liche Bevorzugung seitens der Violoncellfpieler erfahren hat. Dazu kommt der Umstand, daß Beethoven mit seinen im 26. Lebensjahre komponierten Cellosonaten o^,. 5 (k'-äur, 8-moII) die ersten Gebilde dieser Gattung hinsiellte, da vorher da» Violoncell für die Sonatenform m selbständiger Verbindung mit dem Klavier noch keinerlei Verwendung gefunden hatte Beide Werke, die in ihrer harmonischen und melodischen Anlage schon vielfach über die Haydn-Mozartsche Autdrucksweise hinauSragen, sind dadurch charakteristisch, daß sie jedem Instrument reichliche Gelegenheit bieten, im Wettspiele die freie Entwickelung seine« Vermögens darzulegen Größte Innerlichkeit, psychologischer Au«druck und geniale, dabei ausführliche Gestaltung der Ide« — Eigenschaften, wie sie dem Hörer in den Sonate» op 102 (6 6ru . v^kur) in hervorragendstem Maße «ntgegentreten — stehen in den Jugendwerken wohl noch im Hintergrund«, aber dafür legt sich der Gesang um so dretter au» (4ä»ßio 808tsnuto vä «spro88ivo), und die männliche Kraft des Cellos verschafft sich besonders wirksame Geltung. Da» 6-moII-Allegro gehört zu den leiden schaftlich-feurigsten Stücken au» Beethovens Feder, während daL zierliche Rondo mit seinen zahlreichen Feinheiten und Schattierungen recht eigentlich für die Mittel und Effekte de» Klaviers berechnet ist. E» ist bekannt, daß Beethoven die beiden Sonaten im Verein mit dem berühmten Cellisten Duport am König!. Preußischen^ Hofe vortrug und daß er für die Wid mung an den König Friedrich Wilhelm II. eine mit LouiSd'orS gefüllte goldene Dose erhielt: „keine gewöhn liche Dose, sondern eine solche, wie sie Gesandten ge geben wurden" . . . Aus den beiden Sonaten der letzten Schaffensperiode gehört da» tiefergreifende und erhebende ^cka^io von molto 86vilM6nto ä'allsto der O-ckur-Sonate zu den genialsten und bedeutsamsten Sätzen langsamer Bewegung im gesamten Gebiete der Kammermusik. Das ^Ilsxro luxato derselben Komposition ist dagegen ein überzeugender Beleg für Beethoven» Ansicht und wieder holten Ausspruch, daß in die althergebrachte Fugenform ein anderes, ein wirklich poetische« (von I S Bach bereit« vorausempfundenes) Element kommen müsse Hinsichtlich der technischen und musikalischen Lösung der gestellten umfangreichen Ausgabe durch die Herren Konzertgeber darf auf den trefflichen künstlerischen Er folg de« ersten Cello-Abends hingewiesen werden. Ja, es schien, al« seien im sorgfältigen Zusammenspiel und Jneinanderleben, in der rhythmischen Genauigkeit und Abtönung des Vortrag» gestern noch weitere Fortschritte zu verzeichnen gewesen. In der Cellopartie wurde der ruhige Fluß der Cantilene nur einmal, und zwar durch da« hörbar plötzliche Zurückgrhen eine« Saitenwirbel», für einige Sekunden unterbrochen U S Domenico Cimarosa. (gest 11. Januar 1801) Der Dichter-Philosoph Nietzsche nennt die Musik (in „Menschliche», Allzumenschliche«") „ein Herbstblatt, eine Herbstblume unter den Künsten" Er meint: „sie war zu allen Zeiten des Verschwindenden Schwanen gesang". — Da« ist nun wohl mehr poetisch schön al« zutleffenv gesagt Man dürfte rm Gegenteil behaupten können, daß gerade da« enge Gebundensein der Ton- kunst an die Entwickelung des geistigen Lebens der Völker alle die Wandlungen de« letzteren widerspiegelt, gewiß also auch das Vergehen, aber nicht minder doch auch Vas Erstebcn, den Aufschwung In der Beschränkung jedoch, daß die bei ihren Lebzeiten gefeiertsten Meister zumeist dem Absterdenden ein Schwanenlied sangen, nicht Schritt hielten mit dem neugestaltenden Wirken und Walten des Zeitgeistes, darf man Nietzsches Ausdruck gelten lasten Zu diesen „Schwanenlied-Sängern" wird man auch den Tondichter zählen müssen, von dem hier die Rede sein soll In eine Zett gestellt, vie, wie nur eine, eine solche de» AbsterbenS, aber auch de« Werden» war, stimmte er seine Satten, gleich seinen Landsleuten Paisiello, PaLr u. a. m, zu Weisen, die de» Lebenden Ruhm „all« si-sUs" trugen, um dann von einem Rob Schumann „ziemlich interesselos, zuletzt wahrhaft lang weilig und aller Gedanken ledig" befunden zu werden Des letzteren Urteil, da« an der „heimlichen Ehe", eigentlich nur das „Technische" (Satz und Instrumentation) als durchaus „meisterlich" gelten läßt, in allen Ehren, ein wenig anders wird wohl daS klingen, das man fällt, wenn man die Musik Cimarosas mit historisch ge schultem Ohr zu hören sich bemüht, wie dies zweifellos Han»lick bei einer Wiener Wiederaufführung des ge dachten Werke« im Jahre 1884 that. Man wird als- dann wohl auch mit diesem empfinden, daß sie „voller Sonnenschein ist" und „alles in ihr so leicht und frohgemut dahinquillt und -p«rlt, daß der Hörer sich nur hinzusetzen und zu genießen braucht". Es war eine absterbende Kunst- und Leben»- anschauung, der Cimarosa sein Schwanenlied sang Grelle Dissonanzen, kühne Modulationen, reichere und selbständigere Verwertung de» Orchester», die Mozart den Vorwurf der Ueberladung und Schwersaßlichkeit zuzogen und selbst in besten in seiner Ganzheit Cimarosa ähnlichstem Werke „6o«i kuo tutts" nicht ver mieden find, giebt es in ihm nicht „Für den, der es sang, und für die, die sich an seinem süßen Zauber berauschten, gab e« die Erkenntnis noch nicht, daß eine neue Zeit an die Thore rüttelte Zwar di« alte Renaistance- kunst der opsra 8vria mit ihrem splsvcksnr und Irwtto »ar bahmgesunken, an die Stelle der höfischen, ritter lichen, ihrer selbst sicheren Gesellschaft war eme neue getreten, die den JntimiSmuS bevorzugte An die Stelle des Pompes, de» großen Zuges nach außen war der nach künstlerischer Umkleidung dcs Alltagslebens, nach Eleganz und Zierlichkeit getreten Aber die alten trennenden Schranken zwischen Hoch und Niedrig, zw schen Gebildeten und Ungebildeten waren geblieben in den Zeiten, da die Prunkopern durch die opsra bull», diesen echten Rokoko-Sproß, verdrängt und neben den großen Opernhäusern kleinere, intimere Theater auf geführt wurden. Dort wurde ja nun wohl des Leben» wechselvolles Spiel musikalisch umkleidet vorgesührt, man konnte einen „Impresario in tausend Aengsten" sehen, wohl auch vorübergehend die tragische Wendung für eine „heimliche Ehe" befürchten, aber da« „menschlich Bedeutungsvolle" zum Maßstab eines Kunstwerkes zu machen und nicht nur da« Erreichbare, sondern auch da« Wünschen»- und Erttrebenswerte („Zauberflöte") zum Ziel und Ideal deö Leben» zu erheben, da« war im Bereiche der Musik den „Zukunftsmusikern" jener Zeiten vorbehalten Und zu denen eben zählte Cimarosa nicht! Gerade der Umstand, daß dieser nur seiner Zeit und dem herrschenden Geschmack lebte, trug ihm auch deren Dank und Lohn im reichsten Maße ein. Er war, wenn nicht ihr volkstümlichster, so doch einer ihrer vol!«1ümlichsten Meister. Dazu trug speziell in Deutschland nicht wenig die nach dem Absterben der Renaissance herrschende Ver wirrung über den Begriff Moral bei — für den be kanntlich die ebengedachte Kunst- und Lebensanschauung überhaupt keine Verwendung gehabt hatte So konnte beispielsweise der biedersinnige I G Naumann glauben, nicht genug vor einer Nachahmung Mozart« warnen zu müssen, weil er besten „Don Juan" mit einer „tadelnswerten Frechheit des Zeitgeistes" in Verbindung brachte Wieviel mehr mußte ein so sittenstrenger Monarch wie Friedrich August der Gerechte, der sich selber keinerlei Konzessionen machte und gerade durch sein Beispiel wirken wollte, da« zu Bekämpfend« in de« Werken de« Wiener Meister« schärfer erkennen, al« deren Größe! Daß sich seine Gunst also vornehmlich jenen Rokoko-Werkchrn, und zwar speziell denen Cimarosa« zuwandte, die, weit davon entfernt, sich in Menschen-
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