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Dresdner Journal : 11.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190101111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-11
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1901
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ve,»»»Preis: Beim Bezüge durch dir Geschtstofielk« tnueryul» Dresden» 2,50 M (emschl Zutragung), durch die t» Deulscheu Reiche S M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. wird Zurücksenduna der fllr di« Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» «forderten Beiträge beaa» Mucht, so ist da- Postgeld beizufügen. Zres-ner W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Krschei»«», Werttag» nach« » Uhr. Mntda-iGNNssseßührr»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- oaktionsstrich (Eingesandt) die TextzeUe mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer- M 9. 1801. Freitag, den 11. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 11. Januar. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Johann Georg, Herzöge zu Sachsen, sind gestern abend 7 Uhr 31 Min. nach Weimar gereist. Dresden, 7. Januar. Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Gefäiignißoireltor Christian Philipp Oskar Brandt in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronen orden 3. Klasse annehme und trage. Das Ministerium des Innern hat auf Ansuchen Erlaubniß zum Vertriebe von Loosen der 2. Geld lotterie zur Wiederherstellung der Marienkirche zu Mühlhausen in Thüringen, deren Ziehung auf den 25. dieses Monat- festgesetzt ist, im Bereiche deS Königreichs Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Loose nebst Betrag binnen drei Tagen nach erfolgter Ziehung und zwar an demjenigen Tage an welchem der öffentliche Ver kauf der Ziehungslisten beginnt, im Dresdner Jour nal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden Dresden, 8. Januar 1901. Ministerium des Innern. 328 v. Metzsch. Gebhardt. Das Ministenum des Innern hat der Kranken kasse fär Handel- und Gewerbtreibende „Germania", eingeschriebenen Hilfskasse, zu Großenhain auf Grund deS III. Nachtrags vom 14. Dezember 1900 zu deren revidirtem Statute vom 22. November 1898 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen deS 8 75 des KrankenversicherungSgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, am 28. Dezember 1900. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, srr - ' vr. Vodel. Klopfleisch. Erueaunugen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. Im Geschäftsbereiche seS MiutstertumS der Finanzen. Bei Ler Berg- und Hüttenverwaltung ist ernannt worden: Zeisig, zeiiher Expedient, al- Bureauassistent bei der Nönigl. Porzellanmanusaktur zu Meißen. Bei der Post-Berwaltung sind ernannt worden: Lippmann, zeither Posisekreiär, als Ober - Poftsekrelär im Bezirkt der Kailerl. Ober-Postdirektion Leipzig; Lorenz, Neupert und Fischer, zerther gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, als etatemähige Postassistenten im Bezirke der Kaisers. Ober-Postdirektion Dresden. I« Geschäftsbereiche beS Miniftertums des KnltnS »Nb öffentlichen Unterrichts. Erledigt im Ver waltungsbezirke DSbeln sind nachstehende unter Kollatur deS Königl. Kultusministeriums stehende ständige Lehrerstellen: 1. SeiserSdorf b. R; Einkommen außer freier Wohnung mit Garten und 110 M für Fortbildungsschule 1200 M; 2 L-allbach b Hartha; Einkommen außer srcier Wohnung .nit Garten, Honorar für Fortbildungsschule, 18 M. Stellen zuschlag und 10 M. Gregoriusumgang 1350 M; 8. Otten dorf b Hainichen, zweite ständige Stelle; Einkommen außer freier Wohnung mit Garten und ev 2^0 M. pcrsönl. Zulage 1200 M.; 4. Riechberg b. Hainichen; Einkommen außer freier Wohnung mit Garten, Honorar für Fortbildungsschule und 360 M für Ueberstunden 1200 M.; 5. Pappendorf b Hainichen, zweite ständige Stelle; Einkommen außer freier Wohnung, anteiligem Honorar für Fortbildungsschule und 200 M. persönlicher Zulage 1200M; 6. Schmalbach; Ein- Lunst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. — Am 10. d MtS.: „Wenn wir Toten erwachen". Ein dramatischer Eoilog in drei Alten von Henrik Ibsen. (Zum ersten Male) Ein dramatischer Epilog? Wozu und wofür? Zum dramatischen oder allem poetischen Schaffen de» nor» wegischen Dichter», zum letzten Akte der dahinsterbenden Kunst, zur Komödie und Tragödie de» ganzen Menschen leben»? Ein dramatischer Epilog, der in einer der wundersamen Erfindungen, in die Henrik Ibsen die Weisheit und Welterkenntni» seine» Alter« zu hüllen liebt, nur offenbaren soll, daß „im Anfang kein Ding schlimm ist, aber ehe man sich » versieht, kann man an einer Stelle stehen, wo man weder vor noch zurück kann Und dann sitzt man fest, Herr Professor! Berg fest, wie wir Jäger sagen", oder der un» belehrt, daß e» nicht wohlgethan sei, um der Kunst willen da« Leben zu verlieren und da« Gebilde au» totem Thon über da» Glück der Liebe zu stellen, oder der endlich die Ahnung in un» aufvämmern lassen will, daß da« ganze Leben der Gegenwart auf der Leichenstreu liegt? Naturgemäß ist'« und tiefsinnig auch, wenn der Bildner, der sich berühmte, „hinterlistige Kunstwerke", wovor die biederen zahlungtfähigrn Leute mit offnem Munde da stehen und staunen, geschaffen zu haben, Kunstwerke, die „in ihrem tiefsten Grunde ehrenwerte, rechtschaffene Pserde- fratzen und störrische EselSschnuten und bängohrige, niedrigstirnige Hundeschädel und gemästete Schweins köpfe, auch brutale OchsenkonterfeiS find", endlich, wo nicht von der Gewalt de» Leben«, doch von der de« Tode« gepackt wird Daß e« tausendmal bester wäre, im Schweiße seine« Angesicht« Bären zu jagen oder auch den Acker zu bauen, al« mit großer Pose eine liebelte« kommen außer freier Wohnung mit Garten und Honorar für Fortbildungsschule 1200 M BewerbungSgefuche um diese Stellen sind bi» 31. Januar bei dem Königl. Bezirk-fchul- inspeklor in Döbeln, Schulrat Murbacke, einzureichrn. — Zu besetzen: dir 13. ständige Lehrrrstelle an der Bürgerschule zu Johanngeorgenstadt. Kollator: der Stadtgemeindrrat. Einkommen: einschließlich WohnungSgeld 1400 M , vom 25. Lebensjahre ab 1500 M und hiernach aller 2 Jahre 100 M. Zulage bis zum Höchstgehalt von 3000 M. Gesuche mit allen erforderlichen Unterlagen einschließlich deS Militär- dienstauSweise» sind baldigst an den Stadtgemeindrrat zu Johanngeorgenstadt einzusenden; — die fünfte und die mit zu erhoffender Genehmigung de» KöniU Kultusministerium» neu zu errichtende siebente ständige Lehreistelle an der Volksschule zu Lauter. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M AnfangSgehalt, 800 M WohnungSgeld, 200 M. per sönliche Zulage, insbesondere für Befähigung zur Erteilung deS Zeichenunterrichts Gesuche mit allen erforderlichen Unter lagen einschließlich deS MilitärdienstausweffeS sind bis zum 31. Januar an den Königl. Bezirksschulinspektor vr. Förster in Schwarzenberg einzureichen; — zu Ostern eine vor behältlich der Genehmigung der obersten Schulbehörde ncu- zubegründcnde ständige Lehrcrstelle an der mittleren Volksschule m Stötteritz bei Leipzig Kollator: de: Gemeinderat da selbst Einkommen: 1550 M AnsangSgehalt, einschließlich WohnungSgeld. Dasselbe erhöht sich nach vollendetem 25 Lebensjahre aus 1750 M und steigt von da ab in zwei mal 2 Jahren und in siebenmal 3 Jahren um je 150 M und in zweimal 3 Jahren um je 100 M., sodaß mit dem 53. Lebensjahre ein Höchstgehalt von 8150 M., einschließlich WohnungSgeld, erreicht wird. Gesuche nebst den ersorderlichen Beilagen sind bi« zum 24. Januar bei dem Eemeinderate in Stötteritz einzureichen. nichtamtlicher Teil. Zur Sozialreform. Aus konservativen Kreisen wird uns geschrieben: Erst unlängst ist im Anschlusse an den auf der Pariser Weltausstellung vorgeführten Ergebnisse unserer deutschen Sozialreform, insonderheit der Arbeiterversicherungen, von zahlreichen sozialpoliti schen Autoritäten deS Auslandes anerkannt worden, daß Deutschland hinsichtlich seiner Leistungen in der Fürsorge für die Arbeiter an der Spitze der Kultur staaten steht. Wenn die sozialdemokratische Presse diese verdienten Anerkennungen verschweigt, so ist das nicht zu verwundern, denn in dem Augenblicke, in dem die Sozialdemokratie zugeben würdF die Arbeiterschaft in unserem Vaterlande fürsorg licher behandelt wird als anderwärts, ja selbst für sorglicher als in dem gepriesenen Lande des Trade unionismus, in England, würde die sozialdemokra tische Agitationslegende, wonach das „bißchen" deutsche Sozialreform nicht der Rede wert fei, un haltbar werden. Leider aber ist es nicht bloß die Sozialdemokratie, die den Eindruck zu erwecken sucht, als geschehe bei uns viel zu wenig für die Ar beiter, sondern auch von sonst wohlmeinender und zweifellos staatStreuer Seite geschieht dies — aller dings nicht mit der offenen Absicht, unsere sozial politischen Leistungen zu verkleinern —, indem man es für notwendig erachtet, stimulierend im Arbeiter- interesse auf die Gesetzgebung einzumirken, und da durch den Anschein hervor bringt, als sei zu be fürchten, daß bei uns in der Sozialresorm über haupt ein Stillstand eintreten könne. Eine sozial politisch so weit und so kräftig fortgeschrittene Nation wie die deutsche kann aber nicht stillstehen, noch viel weniger rückwärts gehen. Es ist jedoch ganz natürlich, daß noch so tief eingreifen den Reformen endlich der Zeitpunkt eintreten muß, an dem dem Vorwärtsdrängen und Vorwärtsstürmen zu wehren ist und mit Behutsamkeit und Plan mäßigkeit Schritt für Schritt weiftrgeaangen wird. Dieser Zeitpunkt sollte besonders von allen wahren Arbeiterfreunden beachtet und nicht dazu benutzt werden, immer wieder neue sozialreformerische Maß nahmen zu empfehlen, sondern die Arbeiterschaft darüber oufzuklären, in welch beispielloser Weise in Deutschland ihre Lage gehoben und ihr Los ver bessert worden ist. In Berlin hat sich am Sonntag eine „Deutsche Gesellschaft für Sozialreform" ge bildet, von der in erster Linie erwartet worden war, daß sie sich eine derartige Aufklärung der durch die sozialdemokratische Agitation irregelelteten Arbeiter schaft angelegen sein lassen werde. Diese Erwartung ist aber einigermaßen enttäuscht worden; denn in der Gründungsversammlung ist weit mehr von dem, was für die Arbeiter noch geschehen müsse, als von dem, was auf diesem Gebiete bereits geschehen ist, gesprochen worden. Wenn die Arbeiterschaft Aeußerungen liest wie die, daß es die Aufgabe der neugebildeten „Gesell schaft" iei, „dem Arbeiter den Platz an der Sonne zu erobern nnd zu sichern", und daß es notwendig sei, auf die „Unternehmer" einzuwirken, um sie „aus der Kampfstellung in eine Friedensstellung zu bringen", fo muß sie den Eindruck empfangen, als habe die Sozialdemokratie ganz recht, wenn sie be hauptet, daß der Arbeiter in Deutschland so ziem lich rechtlos sei und an der Sonne, die über allen Menschen leuchte, keinen Anteil habe, sowie daß der Unternehmer der Feind sei, dessen ganzes Denken darauf auSgehe, die Arbeiter zu knechten und zu unterdrücken. Wir halten solche Aeußerungen, so wohlmeinend sie im Grunde genommen auch sein mögen, unter den heutigen sozialpoli tischen Verhältnissen für höchst bedauerlich und für irreführend. Wer eS heutzutage mit den Ar beitern wirklich gut meint, sollte nur den einen Ge danken haben, sie der Alleingewalt der Sozialdemo kratie zu entziehen und auf friedliche Zustände zwischen ihnen und den Unternehmern hinzuwirken. Weist man einerseits die Arbeiter auf die Macht der BerufSverbände — die bekanntlich nichts als Klassen kampforganisationen sind — hin und verlangt man staatliche Anerkennung derselben, während man anderseits die Unternehmer als die Friedensstörer hinstellt, so verschärft man die Klassenkampsstellung der Arbeiter und arbeitet dem sozialen Frieden direkt entgegen. Die „Deutsche Gesellschaft für soziale Reform", die ein politischer Verein für die Arbeiterinteresfen sein und die Arbeiterfreunde verschiedenen Stande-, verschiedener politischer Richtung und verschiedenen Glaubens vereinigen will, wird nur dann Boden in denjenigen Kreisen, die die eigentlichen Träger der Soziolrcform sind, finden, wenn sie doS ihrige dazu beiträgt, daß die bisherigen Leistungen unserer sozial politischen Gesetzgebungen gehörig gewürdigt und daß in der Arbeiterschaft die lieberzeugung erweckt werde, daß wir nur durch eine planmäßige, stetige Ent wickelung unter Berücksichtigung auch der Lage der jenigen Klassen, die das Opfer der Sozialreform zu tragen haben, wciterkommen können. Vor allen Dingen wird der neue Verein davon Abstand nehmen müssen, die Gewerkschaftsbewegung zu prote gieren und dadurch den sozialdemokratischen Klassen- kampf zu verewigen. Das Drängen nach einem rascheren Tempo in der Sozialresorm sollte aber unter allen Umständen vermieden werden; denn jede Session des Reichstags bezeugt, daß wir auf diesem Gebiete voiwärtS kommen, daß also an einen sozial politischen Stillstand nicht zu denken ist. Lagesgeschichk. Dresden, 11. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin trafen heute vormittag 1<> Uhr im Residenzschlosse ein. Se. Majestät der König empfingen daselbst den Generalmajor z. D. Schumann, der seinen Dank abstattete für die ihm von Sr. Majestät am Tage seines vor 60 Jahren erfolgten Eintritts in die Armee zugegangenen Glückwünsche. Nach diesem Empfange nahmen Se. Majestät die Vorträge der Herren StaatS- minister und der HosdepartementSchefS, sowie des Königl. Kabinettssekretärs entgegen. Ihre Majestät die Königin verließen da» Schloß mittags 12 Uhr, während Se. Majestät der König erst in den Nachmittagsstunden nach Strehlen zurückkehrten. Dresden, 11. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg wird heute abend 8 Uhr 26 Min. von den BeisetzungSfeierlichkeiten in Weimar nach Dresden zurückkehren. Dealsche« «eich. * Berlin. Gestern vormittag hörten Se Majestät der Kaiser die Vorträge de» KriegSministerSv Goßler, de« Ches« de« Jngeniemcorp« General« der Infanterie Frhrn v. d Goltz und de« Ches« de« Militärkabinett» General» v Hahnke Heute nachmittag fiedelten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nach vem Königl Schlöffe in Berlin über — Au» Cronberg wird gemeldet: Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich befindet sich fortdauernd wohl und macht täglich während der Mittagszeit Ausfahrten im Park und dessen nächster Umgebung. — Au» Kiel verlautet folgende»: Allerhöchsten OrteS ist bestimmt worden, daß der 200jährige Ge denktag der Erhebung Preußen» zum Königreiche auch bei der Kaiser! Marine mit Rücksicht darauf, daß sie au» der Königl Preußischen Marine unmittelbar entstanden sei, feierlich begangen werde. Eine Verlegung der zur Feier de» Allerhöchsten Geburt»tage» abzu- haltenden Festlichkeiten auf den 18. Januar hat in der Marine nicht stattzufinden. — Die „Nordd Allg. Ztg " meldet: Der Reich«- kanzler Graf v Bülow hat dem Vernehmen nach den deutfchrn Botschafter in St Petersburg beauftragt, dem Grasen LamSdorff die aufrichtigsten Glückwünsche der deutschen Regierung dazu aulzurichten, daß er- durch da« Vertrauen Sr Majestät de» Kaiser« Nikolau« end- giltig zur Leitung der auswärtigen Politik Le« russischen Reiche» berufen worden ist. — In der gestrigen Sitzung de« Bunde«rat« gab vor dem Eintritt in die Tage«ordnung der Vorsitzende, Staatdsekretär Graf v Posadowtky, der Trauer de« Bundesrat» Ausdruck über da» Hinscheiden Sr Königl. Hoheit de» Großherzog» von Sachsen-Weimar Der Bundesrat überwir» einen Zusatzantrag zu dem Au»» lieferungSvertrage zwischen dem Reiche und Belgien vom 24. Dezember 1874, den Entwurf eines Echaumweia- steuergesetze», den Entwurf eines Gesetze» wegen Ver sorgung der Teilnehmer an der Lstasiatischen Expedition und ihrer Hinterbliebenen sowie den Entwurf eine» Ge setze« wegen Feststellung de« Lande-Haushaltsetat« von Elsaß-Lothringen für das Rechnungsjahr 1901 den zuständigen Ausschüßen und stimmte den mündlichen Berichten des III. und IX Ausschüße« über für Elsaß- Lothringen bestimmte Entwürfe eine« Gesetze«, betreffend die Kapitalsteuer, eine« Gesetze», betreffend die Lohn- und Besoldungrsteuer und eine» Gesetze», betreffend die Verwendung der Erträge der Kapitalsteuer und der Lohn» und Brsoldungtsteuer sowie die Erhebung der Bezirl«- zuschläge zu. — Der dem Reichstage zugegangenen Uebersicht der vom Bundeürate gefaßten Entschließungen auf Beschlüße de» Reichstags aus der 9 und 10. Legi», laturperiode entnehmen wir weiter die Resolution de« Reichstag» zum Gesetzentwürfe, betreffend Abänderung Virtuoftlat ,u pflegen, bleibt gewlg, unv Jvsrn» Tragovrr, die er zur Abwechselung einen Epilog nennt, mag » für die Verstehenden neu bestätigen. Aber die Rubel und die tausendnamigen Vertreter jener Virtuosität be weisen nicht» gegen die Kunst und Dichtung, die den geheimsten Wurzeln de« Dasein» selbst entstammt, die die höchste und duftigste Blüte de» wahrhaft ge lebten Leben» selbst ist und die kein junge» Menschen leben und seine Seele zu stehlen braucht, um sie selbst zu sein Herr Arnold Rubel, ein Bildhauer vom Gepräge neuester Genialität, hat darüber anders gedacht Er hat, da er das Bedürfnis fühlte, ein unsterbliches Werk zu schaffen, die Auferstehung im Bilde eine» reinen, vom Staub der Erde unberührten jungen Weibes ver körpert, hat sich zum Modell dafür ein Mädchen, Irene, gewonnen Sr hat sich selbst bezwungen, in dieser immer nur da» Urbild der Reinheit, wie er sie beim Erwachen am LuferstehungStage träumt, und niemal» da» heißblütige junge Weib erblickt, die sie doch war. Sie hat, al» da« große Kunstwerk beinahe fertig stand, zwischen Haß und Verlangen schmerzvoll erkannt, daß sie nur eine „Episode" in seinem Künstlerleben war, und sich gewaltsam von ihm loSgeriffen, sich, innerlich tot, in den Strudel des Leben» ge worfen, Schlimme» und Schlimmste» erlebt und ist schließlich wahnsinnig geworden, so daß un» freisteht, ihre verflossenen zwei Männer, von denen sie eiskalt- gleichgiltig spricht, als Ausgeburten ihre» armen kranken Hirns anzusehen Hr Arnold Rubel ist inzwischen nicht bloß Professor, sondern reich, berühmt, Besitzer eine» Palastes und einer Villa am Taupitzsee, auch glücklicher Gatte einer jungen Frau Maja geworden, mit der er, al« da« Stück beginnt, gerade einmal nach Norwegen heimkehrt Der Verlust der „Episode" hat sich an ihm bitter gerächt, er hat seit Irene« Weggang von ihm nicht« Rechte« mehr zu schaffen vermocht, ist bettelarm rnmttle» femer Herrtlchteuen und weiß tanpft, baß ihm Maja nicht da« zu geben hat, wonach seine Seele dürstet. In dieser Krisis findet er Irene in einem norwegischen Badeorte wieder, wie sie sagt, al« erwacht von den Tolen, zu denen er sie hinabgestoßen hat. Während ihre Enthüllungen ihm plötzlich und gewaltig das Gefühl seiner Schuld auf die Seele wälzen, spürt er auch in sich da« Gefühl für die Unglückliche, da« er für tot gehalten hat, aufwachen. Und diese» Mal ist e» gepaart mit heißer Sehnsucht und leidenschaftlichem Verlangen. Mit völliger Gleichgiltigkeit läßt er sein Weib, die kleine Maja, mit dem wilden Ulfheim davonziehen; e» ist ihm recht, daß sie sich von ihm löst, und er gönnt ihr aus voller Seele da» derbe Leben, da» sie in der Ge meinsamkeit mit dem Bärenjäger erwartet Er aber trachtet jetzt nur der einen nach, der Wahnsinnigen, hinter deren reinen Zügen keine Tierfratze steckt Sie lockt ihn hinauf in die Unendlichkeit der großen Natur, zu den steilsten Höhen de» Hochgebirge»; eine herab rollende Lawine begräbt dort Rubel und Irene. Ihre letzten Worte waren: „Durch die Nebel müßen wir erst, Irene, und dann —„Ja durch alle die Nebel, und dann hoch hinaus bi» zur Zinne de» Turme», die da leuchtet im Sonnenausgange!" Natürlich „liegt cm verborgener Sinn in allem", wa« diese Gestalten thun, sprechen und erleiden Nicht bloß Irene, sondern auch Rubel, auch Ulfheim, auch Maja, selbst die Diakonissin, die der irrsinnigen Irene zur Geleiterin und Pflegerin gegeben ist und die Zwangsjacke mit sich im Koffer führt, haben eine tiefere Bedeutung, al» in dem Vorgang auf der Bühne, den man kaum mehr eine Handlung heißen kann, zunächst zu Tage tritt Fragt sich nur, wa» dieser tieferen Weisheit letzter Schluß ist, ob wir, um neue Ideale zu gewinnen, zuvor im Ei« der Gletscher erstarren müssen oder ob die „Toten" mitten im Leben erwachen können Wie nun, wenn die Idealisten au« dem ver ¬ borgenen Sinn diese« Epilog» dir Zuverftchi schöpften, daß die totgesagten, von Ibsen selbst und feinen Be wunderern tausendmal totgesagten Ideale doch nicht tot sind, daß alle guten Geister der Vergangenheit, alle« Beste und Reinste, da» diese erfüllt hat, doch durch unser Leben fortwandeln? Wie nun, wenn e» der köst lichen, rätselhaften, wundersamen Welt, von der Irene zuletzt spricht, gefallen sollte, da« Licht und den Sonnen schein von andern Höhen zu erblicken, al« von den Höhen am Rande de« Abgrunde«, auf die Ibsen feine Gestalten schickt? Die Ergebnisse dieser symbolistischen Weltdarstellung find so vieldeutig, daß Hunderttaufende sagen dürfen: Wenn Ibsens Jdeai „im Innersten krank, im Weltgetriebe zerstört ist und sich selbst für tot hält" — wir glauben an ein andre«, da« weder der Diakoniße noch dem wilden Bärenjäger mit seiner Maja gleicht. Au« allem Gesagten geht schon hervor, daß dieser Epilog „Wenn wir Toten erwachen" eine grüblerische Dichtung ist, die mit Zentnerwucht düstre Frage« anf die Seelen wälzt, in einer scheinbar spielenden, grausig ironischen Weise au» Alltag»vorgängen die unversöhn lichsten Konflikte binnen wenigen Stunden hervorspringen läßt und Abgründe im Leben und Gemüt aufzeigt, die nach Platen« Wort „tiefer al« die Hölle sind". Aber gerade da« Beste in dieser Dichtung, der traumhafte BeständnisauStausch zwischen Irene und Rubel am Schluffe de« zweiten Akte», über dem der höchste Stimmung«,auber schwebt, den Ibsen jemal« erreicht hat, und die inneren Wandlungen der vorgeführten Menschen, die nicht im lebendigen Spiel und Gegenspiel, sondern nur in Epigrammen in die Erscheinung treten, da« wirkt un dramatisch bi» zum Lähmenden Man kann nicht von Langeweile reden, wo man fortgesetzt in geistiger Spann ung gehalten wird, aber klar genug ist, daß diese Art der dramatischen Dichtung den Schauspieler zwingt, für die Verlebendigung eine« nicht steigenden, nicht fallenden, sondern gleichsam in der Schwebe gchaltenen Stück«
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