PROGRAMM Carl Maria von Weber: (1786—1826) Ouvertüre zur Oper „Oberon" Bela Bartök: (1881-1945) Zwei Portrats op. 5 1. Satj Ideal 2. Satj == Grotesk Strauss: Richard - (1864 1949) Till Eulenspiegels lustige Streiche (nach alter Schelmenweise in Rondoform) op. 28 — PAUSE — Ludwig van Beethoven: (1770—1827) Sinfonie Nr 5 c-Moll op. 67 Allegro con brio Andante con moto Allegro (attacca) Allegro Carl Maria von Weber Warum hat sich von Webers Märchenoper „Oberon“ nur die Ouvertüre gehalten? Fast alle bisherigen Be arbeitungen hielten sich an die erste deutsche Über setzung aus dem Englischen, die (zitiert nach Heinz Joachim) „an Stelle echter Poesie hoffnungslos schematische Verse in denkbar schlechtem Deutsch bietet und von der Ro mantik lediglich das Requisit benütjt“. Carl Maria von Weber schrieb seine letjte Oper als tod kranker Mann für das Conventgarden-Theater in London. Die Urauftührung fand am 12. April 1826 in London statt. Kurze Zeit danach starb der Meister. „Die Ouver türe“, so lesen wir bei Webers Sohn Max Maria, „steht mit der Oper im innigsten sachlichen Zusammenhang. Das liebliche Adagio der Einleitung führt sofort mitten in die überirdische der Sphären, in denen sich das Werk bewegen soll. Schon in den letjten Takten des Adagio leitet der Anklang an das Motiv des Rittermaisches in die zweite Welt der Tonschöpfung, die des romantischen Rittertums, hinüber.“ Die „Oberon-Ouvertüre“ ist mehr als nur eine Opern einleitung, sie ist eine neue musikalische und dramatische Einheit von bewundernswerter Konzentration, zugleich der Inbegriff echten und unverfälschten romantischen Gefühls. Gottfried Schmiedel. * Bela Bartok Die „Deux Portraits“ (Zwei Porträts) von Bela Bartok sind zwei musikalisch dargestellte Bildnisse einer gleichen [Person. Das erste Bildnis - der erste Satj - zeigt die „ideale“, das zweite Bildnis - der zweite Satj - die „ver zerrte“ Gestalt. Beide Sätje sind durch das gleiche Grund motiv d-fis-a-cis miteinander verbunden. In der thema tischen Umformung und Verkettung beweist das Werk den formalen Einfluß von Franz Liszt. Aber weitab vom Wohlklang Lisztscher Programmusik fordert Bartök vom Hörer aktives, streng logisches Mithören bei den Wand lungen des Themas. Der erste Satj stammt aus einem früheren unveröffentlichten Violinkonzert Bartöks, darum die Betonung der Solovioline. Der zweite Satj ist ein immer schneller werdender Tanzsatj in grotesk-hohen Tönen der Piccoloflöte und der Es-Klarinette. Die „Deux Portraits“ entstanden als Opus 5 im Jahre 1907. H. M. * Richard Strauss „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ nach alter Schelmen weise in Rondeauform, op. 28. Damit gab Richard Strauss selbst den Untertitel zu seinem Werk. Wie in der Klavier schule von anno dazumal Rondeau, nicht Rondo. Dies ist des Meisters Schelmenstreich gewesen. Wenn mancher Hörer gedacht hat, Strauss wollte - heimfinden zur guten, alten Musik -, so wurde ihm bald klar, daß Strauss unter die Philister gefahren ist, wie Till Eulenspiegel unter die Marktweiber und Professoren. Zwei Themen bilden den Kern, dazu ein großes Orchester: Ein armseliger Schelm gegen die Welt. - Mit Narreteien, Lausbübereien und Streichen ist sein Leben ausgefüllt. Er wirbelt alles durch einander und zieht lachend davon. - Nach ein paar Ein leitungstakten (Steicher, Fagotte und Klarinetten) im Volks ton : „Es war einmal ein Schelm“. Da sind sie schon, die Einzelbilder: Eulenspiegel unter keifenden Marktweibern, denen er die Körbe umwirft, als wandernder Prediger, der unter der Mönchskutte sein Schelmenkleid verbirgt, dem aber dann nicht ganz wohl bei seinen Reden ist. Auch von der Liebe bleibt er nicht verschont, aber sie bringt ihm nur einen Korb ein. Läßt er seinen Ärger darüber an den trockenen Männern der Wissenschaft aus, die nur von ihrem Geschreibsel aus die Welt kennen und beur teilen? Mit Till Eulenspiegel diskutieren, ist nicht gut. Seinetwegen geraten sie in Streit, inzwischen entweicht der Till mit einem unverschämt gepfiffenen Gassenhauer. Jetjt aber ereilt ihn sein Geschick, er wird vor den Hohen Gerichtshof zitiert und peinlich befragt. Viermal erhebt der Hohe Gerichtshof drohend seine Frage, zweimal ant-