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bald in eine volkstümliche Ländlerepisode ausweichend. Der langsame Satz fehlt. Dafür geht dem Finale-Rondo ein breit ausgesponnenes, tiefsinniges Adagio voraus, bis das sprühende, von ungeduldig sich steigernden Holzbläsern herbeigerufene, den Geist und die Geister Joseph Haydns beschwörende Rondo einsetzt.“ Ignaz von Seyfried, ein Bekannter von Beethoven, Schüler von Mozart, späterer Kapell meister und Opernkomponist, erzählt in seinen „Charakterzügen und Anekdoten“ um Beethoven: „Beim Studium des Klavierkonzertes in Es-Dur lud er mich freundlicher weise zum Umwenden ein und ergötzte sich an meiner Verwunderung, als ich in der aufliegenden (Manuskript-) Stimme trotz der bewaffneten Augen außer dem Schlüssel, den Vorzeichen und verschiedenen über das Blatt hinlaufenden Kreuz- und Quer strichen wenig mehr als nichts zu gewahren imstande war. Er hatte sich nämlich einzig zur Erinnerung bloß die Ritornelle und die Eintritte des Solos mittelst nur ihm ver ständlicher Zeichen notiert und das Niedersehr eiben für den zukünftigen Druck auf einen gelegeneren, mehr Muße gewährenden Zeitpunkt prolongiert. Bei solcher Gestalt der Sachen wurde also zwischen uns der Akkord geschlossen, gemäß welchem ich jedes mal vor Beendigung einer Suite zum Vertieren avisiert werden sollte. Während der Produktion jedoch konnte der damals noch gelegentlich so lebenslustige, für jeden harmlosen Scherz und unschuldige Neckereien immerdar gestimmte Meister sich die Lust nicht versagen, mich recht in die Enge zu treiben und das verabredete Signal so lange als möglich, meistens bis zum letzten Entscheidungsmoment h in auszu schieb en . . .“ Das Es-Dur- Klavierkonzert op. 73 von Ludwig van Beethoven, dessen Uraufführung der Komponist seinem Schüler Karl Czerny anvertraute, ist heute unter den Klavierkonzerten des Meisters das beliebteste. Im Gegensatz zum anmutigen G-Dur-Konzert (op. 58) offenbart das Es-Dur-Konzert den Geist des Heroischen, die beiden Themen des ersten Satzes haben geradezu Marschcharakter. Für dieses Konzert hat Beethoven das erste Mal keine Kadenzen geschrieben, die freie Improvisation ist quasi mit eingebaut in die Komposition - sie beginnt gleich mit einer Improvisation, dann erst setzt das machtvolle Tutti-Vorspiel ein. In der Lyrik des zweiten Satzes läßt Beethoven das Soloklavier erneut frei improvisieren, bis es die vom Orchester vorgespielte Melodie übernimmt. Sogleich anschließend wird das Finalrondo gebracht, dessen Frohsinn das betont lebendige Konzert beschließt. Prof. Dr. Hans Mlynarczyk LITE RATUR H I NWE I S E Paul Bekker: Beethoven, Stuttgart/Berlin 1922; Albert Leitzmann: Ludwig van Beethoven, Berichte der Zeitgenossen, Leipzig 1921; Richard Petzold: Beethoven, Leipzig 1947 Nächstes Konzert im Anrecht A 29./30. April 1961, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr 15./16. April 1961, jeweils 19.30 Uhr 14. Außerordentliches Konzert Gastdirigent: Jänos Ferencsik, Budapest Werke von: C. M. v. Weber, Bartök, F. Schubert Freier Kartenverkauf! 6104 Ra III-9-5 461 1,4 ItG 009/33/61