Ouvertüre-Fantasie „Romeo und Julia“ In seiner Orchesterfantasie „Ouvertüre Romeo und Julia“ deckt Tschaikowskij den dramatischen Konflikt der durch Shakespeare weltberühmt gewordenen Fabel auf. Die Liebe der beiden jungen Menschen aus feindlichen Häusern kleidet er in ein melodisches Gewand von leidenschaftlicher Bewegtheit; die Blutfeindschaft der beiden Geschlechter, ihren grausamen Kampf gegeneinander, symbolisiert er durch grelle Klänge und harte Rhythmen, die wie Florettstöße wirken. In der Einleitung erinnert eine Choralweise an die heimliche Trauung der Liebenden, und im Ausklang des blutvollen Werkes wird die Vereinigung der beiden in Tod und Verklärung in ergreifender Weise musikalisch gedeutet. Tschaikowskij und die Oper ■ on Tschaikowskijs Bühnenwerken werden heute „Eugen Onegin“ und „Pique tJame“ als Repertoireopern bei uns regelmäßig gespielt, von den Werken „Mazeppa' ‘ und „Die Zauberin“ gab es vereinzelt Aufführungen in Deutschland (Duisburg, Mannheim, Berlin), von den restlichen musikdramatischen Werken wissen wir so gut wie nichts. 1869 wurde Tschaikowskijs erste Oper mit Erfolg uraufgeführt. Leider vernichtete der Meister nach der scharfen Kritik eines Freundes die Partitur seiner Oper „Der Vojevoda“ (Der Heerführer), und später berichtete er darüber in einem Brief: „Man muß wohl erst eine Reihe mißlungener Versuche hinter sich haben, ehe man eine höhere Stufe der Vollkommenheit erreichen kann.“ Bei Tschaikowskijs zweiter Oper „Undine“ kam es 1870 nur zu einer konzertanten Aufführung in Moskau. Der Widerhall war mäßig. In seinem dritten bühnen dramatischen Versuch verwendete Tschaikowskij Ausschnitte aus seinen beiden früheren Opern. Obwohl der Beifall überaus stürmisch war, urteilte der Meister selbstkritisch, daß „Opritschnik“ (Der Leibwächter) keine „Bewegung, keinen Stil und keine Inspiration habe“. 1876 erfolgte die Uraufführung von Tschaikowskijs vierter Oper „Vakula, der Schmied“. Von diesem als Auftragswerk geschriebenen Stück (für einen Wettbewerb!) berichtete der Komponist 1876 mit den nüchternen Worten: „Vakula ist durchgefallen!“ Eine Umarbeitung (Tschaikowskij hing sehr an diesem Stoff) erhielt 1884 den Namen „Goldene Pantöffelchen“. Aufführungen in Köln, Mannheim und Duisburg hatten Erfolg. » ie Uraufführung der Oper „Eugen Onegin“ (1879) brachte Tschaikowskij große hrungen. Der Erfolg ist dem Werk bis in unsere Gegenwart hinein treu geblieben, ja, in Rußland genießt es eine Popularität ohnegleichen: „Eugen Onegin“ ist eine Volksoper wie bei uns der „Freischütz“. Schon während der Arbeit an seinem neuen Werk „Die Jungfrau von Orleans“ bemerkte Tschaikowskij: „Ich glaube nicht, daß die , Jungfrau' mein schönstes und gefühlswärmstes Werk darstellt!“ Ein Jahr nach der Uraufführung (1881) brachte Prag die Oper als einzige Bühne des Auslands. Tschaikowskijs siebentes Bühnenwerk „Mazeppa“ wurde zugleich in Moskau und Petersburg uraufgeführt (1884). Der Meister war überzeugt, daß diese Oper geeignet sei, die „musikalischen Gefühle der breiten Masse unmittelbar zu erregen“. Viel leicht meinte Tschaikowskij damit seine großangelegten Volksszenen, die als drama tisches Element die Handlung der „Mazeppa“ vorwärtstreiben.