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Dichtung: Max Dauthendey Komposition: Hans Richter-Haaser Schüler der Kompositionsklasse Musikdirektor Johannes Reichert Weltspuk Wir erstiegen im Abenddunkel Steinwege nach Westen, Sahen den Himmel wie einen Spiegelsaal liegen, Und die Sterne erschienen im grünlichen Quecksilbergefunkel Wie ein Gewimmel metallischer Fliegen. Eine schwarze Wolke, wie Tinte ausgegossen, Stand vor dem Glanz, gleich einem Fisch mit düstem Flossen; Und der Milchstraße glitzernder Drachenschwanz Schleifte nach sich eine verwilderte Lichtermasse, Daß unser Verstand fortschweifte und sich die Worte verwischten Und klangen wie ein dünner Hammer auf hohlem Fasse. Wir gingen über die Hügel unter den Ländern der Abendwolke, Gleichwie in kümmerlichen Gewändern und gleich blinden Verirrten Verbrüdert mit dem Erdreich und dem Fledermausvolke, Dessen Flügel uns zur Seite schwirrten. Der Steinweg kletterte in dunkle Feldseite, In das Maul des Himmels, das weit aufgerissen, Als lagen Titanen dort ohne Gewissen Mit den alten Manen der Götter im Streite. Ein mächtiger Stern, hell geschleudert von unsichtbaren Gewalten, Fiel voll Hitze grell und mußte dunkel erkalten. Wir standen in seinem Lichtblitze auf der Erde Kruste Und versanken wie der Stern ins Unbewußte. Wir bestaunten das Leben wie eine große Kinderpuppe Und erwarteten einen Schrei der Sternengruppe, Aus deren Mitte sich einer zu Tode fiel. Doch lautlos und einerlei Trieb die Nacht ihr verwegen Spiel, Verbrannte Welten, gleich eines armen Menschen Hirn und Haus, Und rannte alte Sterne um und teilte neue Sterne aus. Dichtung: Theobald Nöthig Komposition: Herbert Bratfisch, Schüler der Kompositionsklasse Kapellmeister Theobald Werner Zwei Bäume i. Eine Birke im Walde steht, Säuselt, auch wenn kein Lüftchen weht, Flüstert und zittert, Als wär’ ihr Innerstes tief erschüttert - Weißt Du, — Weißt Du denn auch warum? Steht ein Name vernarbt am Baum, Mahnt mich an den allerliebsten Traum, Flüstert und zittert, Und hat mein Innerstes tief erschüttert — Du weißt, — Nun weißt Du auch warum? II. Eine Weide, Grünt am Bach, Daran saßen oft wir beide, Schauten still den Wellen nach. Tief gespalten ist der Baum Und die stillen Traumgestalten Sind verbraust im Wellenschaum.