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Dresdner Journal : 25.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-25
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 25.09.1899
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ve,»>«»rr«». Für Dresden vierteljährlich: 1 Mark S0 Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltra vierteljährlich »Marl; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzufchlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernfpr -Anschluß:Nr ILSä. Dresdner M Journal. VukSnStANN-s-edÜdre«: Kür den Raum ttner geipat- tenen Zeile keiner Schrift iv Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile bO Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dre-dner Journals Dresden, Zwingrrstr iS Kernspr -Anschluß: Nr 1TEA ^223 Montag, den 25. September abends. 1899. Bestellungen auf dar „Dresdner Journal" für das nsvksls VisnKvIIskn werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger- ftraße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 IVI, S0 PG, angenommen. Bei den Postaustalteu des Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 3 IVI. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen des unteren Llbthales bis Mettzeu und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen. Hierbei machen wir unsere geehrten auswärtigen Bezieher zur Vermeidung von Unterbrechungen in der Zustellung des Blattes darauf aufmerksam, daß die Bestellungen bei den betreffenden Postämtern einige Tage vor dem jedesmaligen vierteljahrsschlutz zu erneuern sind. Geschäftsstelle Les Dresdner Zonrnals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Straßenwärter Wolf in Niederwürschnitz daS Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Werorönung, die Bestellung von Kommissaren für die Er gänzungswahlen zur II. Kammer der Stände versammlung betreffend, vom 21. September 1899. Nachdem durch die Verordnung vom 5. laufenden Monats die Vornahme von Ergänzungswahlen für die II. Kammer der Ständeversammlung angeordnet worden ist, hat das Ministerium des Innern gemäß 8 24 des Gesetzes, die Wahlen für die II. Kammer der Ständeversammlung betreffend, vom 28. März 1896, die nachgenannten Wahlkommissare ernannt und zwar für den 5. Wahlkreis der Stadt Dresden den Stadtrath vr. Körner daselbst, 3. Wahlkreis der Stadt Leipzig den Stadtrath vr. Schmid daselbst, 5. Wahlkreis der Stadt Leipzig den Stadtrath vr. Schanz daselbst, Wahlkreis der Stadt Zwickau den Oberbürgermeister Keil daselbst, 4. städtischen Wahlkreis den Bürgermeister Schneider in Pirna, 6. städtischen Wahlkreis den Stadtrath Lohse in Freiberg, 7. städtischen Wahlkreis den Bürgermeister vr. Ay in Meißen, 8. städtischen Wahlkreis den Amtshauptmann v. Carlowitz in Oschatz, 10. städtischen Wahlkreis den Bürgermeister Friedel in Hainichen, 14. städtischen Wahlkreis den Bürgermeister Wirthgen in Meerane, 17. städtischen Wahlkreis den Bürgermeister Zieger in Lößnitz, 18. städtischen Wahlkreis den AmtShauptmann v. Loeben in Flöha, 19. städtischen Wahlkreis den Amtshauptmann Heink in Annaberg, 22. städtischen Wahlkreis den Amtshauptmann in Plauen, Geheimen Regierungsrath v. Polenz, 3. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann v. Be schwitz in Zittau, 8. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann v. ErdmannSdorff in Kamenz, 13. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann Lossow in Dippoldis walde, 17. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann v. Schröter in Meißen, 22. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann in Leipzig, Geheimen Regierungsrath vr. Platzmann, 23. Wahlkreis des platten Landes den Regierungsrath Roch in Leipzig, 25. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann vr. Fraustadt in Borna, 26. Wahlkreis des platten Landes den Regierungsassessor v. Leipziger in Döbeln, 28. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann vr. Süßmilch in Rochlitz, 34. Wahlkreis des platten Landes den AmtShauptmann vr. v. Oppen in Marienberg, 37. Wahlkreis des platten Landes den Regierungsrath vr. Körner in Zwickau, 38. Wahlkreis des platten Landes den AmtShauptmann Ebmeier in Glauchau, 39. Wahlkreis des platten Landes den AmtShauptmann in Zwickau, Geheimen Regierungsrath vr. Schnorr v. Carols- feld, 42. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann Krug v. Nidda in Schwarzenberg, 43. Wahlkreis des platten Landes den Amtshauptmann Beeger in Auerbach, 45. Wahlkreis des platten Landes den AmtShauptmann vr. Junck in Oelsnitz. Dresden, den 21. September 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Schuster. Wekanntrnachung. Im Auftrage der unterzeichneten Ministerien wird auch in diesem Jahre an der Königlichen Forst akademie in Tharandt ein Lehrkursus über Teich wirtschaft, und zwar besonders über Karpfenzucht, durch den Professor vr. Nitsche abgehalten werden. Kunst und Wissenschaft. T Köuigl. Opernhaus. — Am 24. d. MtS: „Tann häuser". Große romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. «HJn der gestrigen Vorstellung wirkten zwei Gäste mit, Frl. Elsa Salvi als Venus und Hr. Leon Rains, vom Metropolitan Opera-House in New-Dork, als Landgraf. Die Partie der Venus ist mehr schwierig als dankbar und verlangt nach einer reifen, individuellen Künstlerin. Wenn Frl. Salvi, die gestern zum zweiten Male auftrat, bei ihrer Ansängerschaft mit der Aufgabe nicht ganz fertig wurde, so besagt das noch nichts zu ihren Ungunsten. Im Gegenteil trat der warme weiche Klang, der schöne Timbre ihres Soprans wieder gewinnend hervor, auch glückte im musikalischen Vortrag manche« und durch das noch unfreie und übermäßige Spiel schien doch soviel Tempe rament hindurch, daß man eine günstige Entwickelung dieser jungen Sängerin in Rechnung ziehen darf. Einen vorteilhaften Eindruck machte auch der amerikanische Gast. Seine Baß stimme klingt in der hohen uno mittleren Lage kräftig, rund, nobel und spricht hier gleichmäßig an; leider verliert sie nach unten an Ton, bringt zwar noch da« tiefe k, aber ohne Fülle Im ganzen zeugte des Gaste« Art zu singen und zu phrasieren von guter Schule, Sicherheit und Intelligenz, und ebenso befriedigte seine schauspielerische Leistung, die eine verständige, würdige Vertretung de« thüringischen Fürsten gab Die Hrn Rain« vorzüglich liegende Ansprache an die Sänger haben wir von ihm mit Vergnügen gehört Als Elisabeth und Tannhäuser wirkten Frau Wittich und Hr Git^wein zusammen Die Darbietung der ersteren hat allmählich immer mehr an Illusion und Wärme des Ausdruck« gewonnen und bereitet dem Hörer jetzt beupletawerie in ven erpen Scenen ves zweiten Aktes einen besonderen großen Genuß. Hr. Gießwein hat den Tannhäuser schon bei seinem Gastspiel im Frühjahr gesungen. Seine Leistung ist die eines trefflich gebildeten und intelligenten Sänger«, dem aber seine besten stimmlichen Eigenschaften in dieser Rolle nicht zu einem ganzen Erfolge verhelfen können. Das Organ besticht durch Wohlklang und Biegsamkeit, ermangelt jedoch des metallenen, glänzenden Klanges in der Höhe, worauf die Heldenrolle Tannhäuser« rechnet Wohl nur zufällig war e«, daß Hr. Gießwein im ersten Akte, und gleich in seiner ersten Scene, die Wirkung seine« Gesänge« durch unsichere Intonation schädigte. Im ganzen verlief die von Hrn. v Schuch geleitete Vorstellung sehr gut und fand auch verdienten Beifall bei dem zahlreichen Publikum. Erwähnt sei noch, daß daS Ensemble der ritterlichen Sänger durch den Hinzutritt der Herren Jäger (Walter) und Rübsam (Biterolf) nach der stimmlichen Seite hin gewonnen hat. H P. Residenztheater. — Am 23. d. Mts.: „Prinz Methusalem." Komische Operette in drei Akten von Wilder und Delacour. Deutsch von C. Treumann. Musik von Johann Strauß (Neu einstudiert) In dem Strauß-Cyklu«, für den einige der besten Werke de« Komponisten in zwangloser Reihe ausgewählt wurden, erschien nach der „Fledermaus" gestern „Prinz Methusalem". Diese Operette, mit der der Cyklu« vor läufig leider abgeschloffen werden muß, gehört hinsichtlich der Entstehungszeit zwischen „Cagliostro" und „Blindekuh" und ist nur zwei Jahre später ajs die „Fledermaus" aus die Bühne gebracht worden Musikalisch sieht sie auf gleicher Höhe mit „Cagliostro", während sie textlich dm Vergleich mit diesem nicht aushält. In der „Fleder maus" und „Cagliostro" hat Strauß überhaupt die besten Unterlagen für seine Musik gehabt; sie bekunden in bezug auf Handlung, Charaktere und Situationen einen weiten Dieser Kursus beginnt Dou«erSta«, den 23. November Nachmittags 5 Uhr und schließt Sonnabend, den 25. November. Derselbe wird wie früher aus Vorlesungen und Demonstrationen bestehen und Jedermann unentgelt lich gegen Einzeichnung des Namens in die an Ort und Stelle auSliegende Liste zugänglich sein. Dresden, am 16. September 1899. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. v. Watzdorf. Nichtamtlicher Teil. Tie europäische Diplomatie und die Ver wicklungen in Südafrika. Wenn nicht in letzter Stunde noch eine ganz un erwartete Wendung eintritt, dürften in Südafrika binnen kurzer Zeit die ersten Schüsse zwischen Eng ländern und Buren gewechselt werden. Haben sich die Beziehungen zwischen zwei Mächten bis zu einem derartigen Grade verschärft, wie es gegenwärtig im Transvaalkonflikt geschehen ist, so blüht erfahrungs gemäß der Weizen der politischen Kombinations künstler. Seit einiger Zeit trifft man denn auch in der Presse des In- und Auslandes auf eine Fülle von Vermutungen und Berechnungen, die sich be sonders auf die Stellungnahme, auf die Pläne ein zelner europäischer Großmächte im Falle eines Krieges zwischen England und Transvaal beziehen. Im Vordergründe dieser Zeichendeutereien stehen Rußland und Frankreich. Phantastisch veranlagte Gemüter prophezeien bereits einen Angriff Rußlands auf Indien, um dort die britische Herrschaft über den Haufen zu werfen, während andere im Geiste schon Frankreich die egyptische Frage anschneiden lassen und zugleich französische Unternehmungen in anderen Teilen Afrikas in Aussicht stellen. In jedem Falle aber werde, so heißt es, England von irgend einer Seite her in den Arm gefallen werden. Da einzelne deutsche Blätter sich von diesen Sirenengesängen haben bethören lassen und eifrig ein Vorgehen Deutschlands an der Seite jener angeblich inter venierenden Mächte befürworten, so hat die „Post" dies zum Anlaß genommen, behufs Förderung einer unbefangeneren Betrachtung der Situation u. a. folgen des auszuführen: Alles, was zunächst von einer Aktion Rußlands zum Besten der Buren geredet wird, gehört dem Reiche der Fabel an. Wir hören zwar in diesem Augenblicke manche russische Zeitungen, wie beispielsweise daS „Journal de St.Pötersbourg" und die „Nowoje Wremja", gegen England wettern, aber im Grunde keineswegs heftiger, als eS zu anderen Zeiten schon geschehen ist Daraus auf kriegerische Absichten Rußlands schließen zu wollen, wäre geradezu absurd. Wir glauben auch bis jetzt nicht, daß die Buren so naiv sein werden, derartige Schlüsse zu ziehen. Eine Diversion Rußlands könnte nur i» Asten erfolgen. Der Schwierigkeiten aber, die Rußland auf dem indischen Wege vor allem entgcgenstehen, ist schon zu anderer Zeit gedacht worden. Nur ganz zwingende Gründe vermöchten den russischen Staat zu veranlassen, ein so weitaus sehendes, ungeheure Opfer an Blut und Geld forderndes Unter nehmen zu beginnen, und solche Gründe liegen, darüber ist gar kein Zweifel möglich, jetzt ganz gewiß nicht vor. Die andere Hoffnung der politischen Zeichendeuter ist Frankreich. Man weist darauf hin, wie die Franzosen nach der Episode von Faschoda jetzt die beste Gelegenheit hätten, die damals erlittene Scharte auSzuwetzen und das zu jener Zeit Versäumte in Afrika nachzuholen Aber auch hier täuscht man sich vollständig über die Stimmung der französischen Nation. Der Grimm gegen Albion mag ja bei einzelnen französischen Politikern noch mächtig genug sein, aber,edensalls auch bei diesen nicht so stark, um Frankreich in neue, unabsehbare Fortschritt gegenuoer „Jnvrgo", em Libretto, da» m diesen Punkten an Armseligkeit, grotesker Karrikatur und erzwungener Komik nichts zu wünschen übrig läßt und in dessen Fahrwasser auch „Prinz Methusalem" schwimmt, von späteren glcichgearteten Leistungen wie im „Spitzkittuch der Königin" u.a hier nicht zu reden. Wie in der Mehrzahl der Straußschen Operetten muß daher auch im „Prinz Methusalem" die Musik die Hauptsache thun, und sie ver sagt bei dieser Aufgabe nicht. Sie enthält in jedem Akte eine Reihe frischer, anmutiger, erwärmender Melodien, Musik- stücke von prickelndem Rhythmus, ja auch einige Sätze und Ausdrucksstellen, die sich mit bemerkenswerter Sorg falt der Situation und dem Worte anschmiegen Wer diese Operette lange nicht gehört hat, und die letzten Aufführungen in Dresden datieren wohl an zwanzig Jahre zurück, der wird gern und vielleicht nicht ohne Ueberraschung manche der einschmeichelndsten und sortreißenden Straußschen Weisen in „Prinz Methu salem" wiedergefunden haben — Die Vorstellung verlief im ganzen befriedigend, jeder der Mitwirkenden that nach Kräften sein Bestes. Die Titelrolle wurde von Frau Kron- thal ausgeführt. Diese Sängerin hat nicht die zierliche Erscheinung, die für den Prinzen gedacht ist, sie entwickelt aber in ihrer Art, namentlich im letzten Akte viel Flottheit, wo für da« Publikum den lebhaftesten Beifall spendete Nächst« dem gab Hr. Schuler als Tromboniu« eine Leistung, die in Gesang und Spiel durch Frische und Beweglichkeit ausgezeichnet war. DaS burle«k-komische Element ver traten mit Erfolg Hr. Friese und Hr. Bayer, von denen der erste, besonders im zweiten Akte, mit einfacheren Mitteln auSkam Frl. Linhardt brachte die Rolle der Pulinella darstellerisch und gesanglich teilweise zu ansprechender Geltung; sie zog aber den Ton mehrfach stark herunter, wa« auch bei Hrn Walde! (Vulcanio) zu bemerke« war Recht gut hielt sich das Orchester, dessen Part vom Kom ponisten durchweg wohlklingend, nicht lärmend, oft sehr zart und reizvoll behandelt ist, unter Hrn. Dellinger. Abenteuer zu stürzen Die Mehrzahl der maßgebenden franzö sischen Blätter behandelt den Stieiisall in Transvaal mit einer charakteristischen Objektivität und Nüchternheit So schreibt der „Figaro", Europa könne zwar lebhafte Sympathien für rin durch feinen Heroismus bekanntes Volk, wir die Buren, empfinden, nimmermehr aber vermöge man von ihm zu ver langen, sich in Dinge zu mif-ten, die es nichts angingen. Der Präsident Krüger, heißt es weiter, würde weife handeln, sich von der Wahrheit diese- Gedankens erfüllen zu lasten. Alle- namentlich, was von einer sranzösifchcn Intervention erzählt werde, fei eine Zeitungsente, und man müsse sich beeilen, dieser Ente sofort die Flügel zu knicken damit sie kein Unheil an richte Gegen die englischen Z itungen, wie die „Times", die derartige Nachrichten in die Welt gesetzt, wird fast von der ganzen französischen Presse Front gemacht. Wir möchten nun fragen, aus welcher Grundlage eigentlich, nach der ablehnenden Haltung der hier in Frage kommenden europäischen Mächte, die Befürworter einer Aktion zu gunsten Transvaal« in Europa ihr HoffnungSgebäudc errichten wollen. Daß die Buren, die mit Heldenmut fo ost für ihre Freiheit in schweren Kämpfen eingestanden sind, allüberall auf dem Kon tinente Sympathie findcn, ist auch an diefer Stelle zu wieder holten Malen erklärt worden Diefe Sympathien kommen ja heute sogar in zahlreichen Kreisen Englands selbst zum Aus druck. Aber gerade wenn man diese Sympathien teilt, wird man um so vorsichtiger mit dem Ruse nach einer, wie gesagt, aussichtslosen Intervention sein müssen Das Phantom einer solchen Intervention war eS ja auch, welches einst Griechenland verleitete, den Lockungen des PHUHellenentums zu folgen und sich in einen von den unglückseligsten Folgen für das Land be gleiteten Krieg mit der Pforte zu stürzen. Gewiß gelang c» damals, nachdem die Griechen niedergcworsen waren im letzten Augenblicke noch daS Schlimmste zu verhüten; jeder Politiker aber wird die furchtbaren Schwierigkeiten in der Erinnerung haben, unter denen dies gefch, hen konnte. Freilich liegt die Sache hier insofern ander-, als eS nicht Transvaal ist. welche- in den Konflikt hinelndränat, fordern gewiste Politiker in Eng land. Auch haben vor Beginn des türkisch-griechischen Kampfe« englische, französische und rufsifche Blätter wirklich eine Zeit lang Aeußerungen gethan, die als Bestätigung einer Inter vention ausgesaßt werde» konnten. Aber gerade das Fehlen solcher Aeußerungen im gegenwärtigen Zeitpunkte müßte die Buren zu doppelter Vorsicht wadnen Desgleichen möchten sie die Ratschläge der gesamten Diplomatie nicht in den Wind schlagen. So viel steht heute fest, daß die Buren durch Er klärungen mannigfacher Art darüber wohl unterrichtet sind, daß eine europäische Intervention von keiner Seite her in Aussicht genommen ist. Es giebt zwar eine Anzahl Schwärmer, die schon von der Intervention eines einzelnen Staates Bedeutende» er warten. DaS leitende Prinzip einer weisen auswärtigen Politik wird es aber stets bleiben, jeden Zusammenstoß aus außereuropäischem Gebiete möglichst zu lokalisieren. Noch einmal, ein Einzelvorgehen irgend einer europäischen Macht ist nicht zu erwarten. Sollte von den beiden Streitenden die Vermittelung anderer Mächte gemeinsam verlangt werden, so würden diese natürlich nicht zögern, einem solchen Ruse Folge zu leisten. Bis jetzt aber ist ein solche- Bei langen nicht gestellt worden, und deshalb sind alle jene Kombinationen, mit denen heute Zeitungen ihre Spalt, n süllen, hinsällig. Nur in einem sind die Mächte zunächst, wie gesagt, einig: Transvaal nicht zum Gegenstand eine« europäischen Streitobjekts machen zu lassen. ES ist schon oft daran erinnert worden, daß ein Krieg bei den heutigen furchtbaren Zerstörung-Mitteln Europa die entsetzlichsten Wunden schlagen und die Entwickelung der Kultur aus lange Jahre hinaus in unheilvollster Weise hemmen müßte Wer solche Folgen über die Welt heraufbeschwört, der kann e» nur au- den allerzwingendsten und unabweisbarsten Gründen thun. also nur wenn eS sich um die Frage der Existenz der betreffenden Nation handelt In keinem Falle wird eS um kleinerer Fragen willen geschehen können, wie sie heute bald an diesem, bald an jenem Ende der Welt austauchen Wir erinnerten neulich an das Lieblingswort des Fürsten Bi-marck, man solle weder im Leben noch in der Politik das Größere dem Kleineren nachwerfcn. DaS Prinzip wird auch von den europäischen Großmächten so lange als irgend möglich bei der Behandlung jeder neuen Differenz aus dem Gebiete der Weltpolitik gewahrt werden. Am wenigsten aber würde eine Abweichung davon gerade jetzt solchen Mächten anstehen, die nun seit nahezu dreißig Jahren in treuer und redlicher Arbeit über den Weltfrieden gewacht haben. Die Stätten alter Kultur vor der Verwüstung und dem damit verbundenen Rückgang in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht zu bewahren, wird immer das nächste und höchste Ziel der FriedenSarbeit bleiben müssen, und diejenigen, die heute in der Presse daS Streben nach diesem Ziele gering zn schätzen sich die Miene geben und statt jener Arbeit eine extravagante und abenteuerliche Politik einzelner Staaten befürworten, dürsten wahrscheinlich die ersten sein, deren Klage angesichts der trau rigen Folgen eines Verlassens dieser im besten Sinne deS Wortes erhaltenden Politik erschallen würde. Diesem und dem Regisseur läge nur noch ob für ein rascheres Tempo der Aufführung zu sorgen. Die Jnsce- nierung war mit reichlichem Aufwand geschickt besorgt. P Reden und Vorträge von Otto Ribbeck. Die ungeheure Wandlung der Zeiten und Anschau ungen wird vielleicht am deutlichsten, wenn man die Stellung vergegenwärtigt, die die Altertumswissenschaft, die Kenntnis der antiken Welt vorzeiten einnahm und die sie heute einnimmt. E« gab eine Zeit, wo ein weit verbreitete«, wenn auch vielfach unzulängliche» Wissen vom Leben der Griechen und Römer die halbe Litteratur be herrschte, bis in die Aussätze der bescheidensten Lokalblätter hinein beflißen zur Schau getragen wurde, den Stoff für tausend Unterhaltungen auch von Nichtphilologen bildete. Die Altertumswissenschaft ist seitdem mächtig erweitert und allseitig vertieft worden, sie hat große Meister und begeisterte Jünger gehabt, aber in der allgemeinen Schätzung und Geltung ist sie zurückgegangen, das „Dogma vom klassischen Altertum" ist nicht bloß durch Paul Nerrlichs nielumstrittenes Buch erschüttert worden, sondern die allgemeine Bildung unserer Tage knüpft meist an andere Vorstellungsreihen und Ueberlieserungen als an die hellenischer und lateinischer Welt und Kultur. Ist der Einfluß der Altertumswissenschaft nichtsdestoweniger noch stark und bedeutsam, so erscheint er doch bei weitem nicht mehr so allein maßgebend wie vorzeiten, al« Boileau und Perrault über die Vorzüge der Alten und Neuen er bittert stritten Selten wirkt einmal ein Buch, da« der Wissenschaft vom Altertum entstammt ist, aus den Kreisen der Fachgenoffen ganz unmittelbar in die Kreise der all gemeinen Bildung hinüber. Dann freilich mag die Wirkung eine so gewaltige und weithin erkennbare fein, wie wir sie bei Th Mommsen« „Römischer Geschichte" erlebt haben Noch seltener und meist nur bei festlichen Anläßen wendet sich ein und der andere -roße Vertreter
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