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Dresdner Journal : 19.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-19
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1899
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— Der nächstjährige Reich«hauShaltsetat dürfte auch in drnjemgen Positionen ForderungSerhöhungen auf weisen, welche sich auf die Beiträge der Rerchsbetrüb«- Verwaltungen für die einzelnen Arbeiterversicherung»zweige beziehen. Namentlich kommen dabei Heere«- und Marine verwaltung in Betracht Einerseits wird auf die Erhöh ung der betreffenden Positionen die Zunahme der ver- ficherung«pfiichtlgen Personen einwirken, anderseits kommt bei der Invalidenversicherung noch der Umstand in Be tracht, daß schon mit dem 1. Januar 190t) eine neue Lohnklasse gebildet wird, in welcher höhere Beiträge zu entrichten find Während früher für alle Versicherten, die über 850 M Jahresarbeitsoerdienst hatten, 30 Pf. auf die Woche an Beiträgen entrichtet werden mußten, würden für diejenigen, welche I lüO M und darüber verdienen, von dem bezeichneten Zeitpunkte ab 36 Pf. zu zahlen sein In den verschiedensten Reichsbetrieben, namentlich aber auf den Werften, giebt es recht viele versicherungs pflichtige Personen, die einen solchen Jahresarbeitsverdienst haben, und für diese alle käme in der Zukunft die höhere Beitragszahlung, die zur Hälfte dem Reiche als Arbeits geber zur Last fällt, in Betracht Die Leistungen, die dem Reiche durch die Arbeiterversichrrung in dieser Hin sicht erwachsen, belaufen sich jetzt schon zusammen auf über 1 Mill. M Sie werden also in Zukunft noch eine Steigerung erfahren — Die „Kons. Korr." schreibt heute parteiossiziell: E» wird auch in offiziösen Preßorganen versucht, zwischen der konservativen Partei und dem Bund der Land wirte Zerwürfnisse herbeizusühren Demgegenüber «st festzustellen, daß von feiten des Bundes der Landwirte nicht« geschehen ist, was einem konservativen, königdtreuen Mann verbieten oder ihn verhindern könnte, dem Bund der Landwirte al» Mitglied anzugehören. Ferner muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die Bedenken in der konservativen Partei gegenüber dem Projekt de« Rhein-Elbe-KanalS schon lange, bevor der Bund der Land wirte in« Leben getreten war, sich geltend gemacht haben, daß e» also unrichtig ist, wenn die Sache so dargestellt wiro, als sei der Bund der eigentliche Träger der „Kanal opposition". — Die Klage des Magistrats der Haupt- und Residenzstadt Berlin gegen den dortigen Polizei präsidenten in Sachen des Friedhofs der März- Gefallenen ist zurückgewiesen worden Diese Zurück weisung bildet ein neue» Glied in der Kette der Fälle, in denen die Organe der Stadt Berlin ohne Erfolg ihren Standpunkt gegenüber den Staatsbehörden im Verwaltungsstreitoerfahren durchzusetzen versuchten Den Anfang machte im Jahre t895 der Versuch, durch eme Petition an den Reichstag gegen die diesem vorliegende Umsturzvorlage zu demonstrieren. Der bezügliche Beschluß wurde von ver Staatsaufsichtsbehörde beanstandet, weil in dem Eingreifen in Fragen politischer Natur eine Ueberschreitung der gesetzlichen Befugnisse der Gemeinve- behörden liege. Die dagegen erhobene Klage wurde von dem OberoerwaltungSgerichte zurückgewiesen Es folgte im Frühjahre 1898 der Beschluß der Stadtverordneten, die März-Gefallenen zu ehren, welcher auf Anweisung der Gemeindeaufsichtsbehörde vom Magistrat beanstandet und auf von der Stadtverordnetenversammlung erhobene Klage vom OberoerwaltungSgerichte kassiert wurde. In der Begründung des oberstgerichtlichen Urteils war der Charakter des Beschlusses als einer Demonstration zu Gunsten der März-Revolution von 1848 scharf hervor gehoben Das abweisende Erkenntnis des Berliner Bezirksausschusses in Sachen des Friedhof» der März- Gefallenen bildet den vorläufigen Abschluß einer Aktion, welche nach der Bekundung de« Stadtverordneten vorstehers Or. Langerhan« von der Tribüne de« Ab geordnetenhauses wenigsten« seitens der Stadtverordneten versammlung al« eine, wenn auch ganz kleine Ehrung der Märzgefallenen gedacht war. Der gerichtlichen Ent scheidung war ein Versuch des Vorsitzenden des Bezirks ausschusses vorhergegangen, den leidigen Streit in Güte so zu erledigen, daß der Zweck, den Friedrichshain- Kirchhof in einen seiner Zweckbestimmung entsprechenden Zustand zu versetzen, erreicht wurde, ohne doch dabei die Bedenken zu erregen, welche das Polizeipräsidium zur Versagung der Bauerlaubnis für das geplante EingangS- portal bestimmt hatten. Der Magistrat war geneigt, den Vermittelungsvorschlag anzunehmen, die Stadtverordneten versammlung aber lehnte ihn entschieden ab, und somit mußte dem Verwaltungsstreitverfahren Fortgang gegeben werden, da«, vorbehaltlich einer etwaigen abweichenden Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, mit der Be stätigung der baupolizeilichen Verfügung dcS Polizei- präsidenten geendigt hat. „In allen drei Fällen", — heißt es in einer Ausführung der „Berl. Pol Nachr" — „fpringen gleichmäßig sofort zwei Momente in die Augen Durchweg handelt es sich um eine Ueberschreitung der den Gemeindeorganen gesetzlich gezogenen Schranken auf das politische Gebiet und zwar insbesondere, wie in den beiden letzten Fällen, um eine Parteinahme in einem politischen Streitfälle, durch welche ein großer Teil der Bürgerschaft sich schwer verletzt fühlte. Man wird ernstlich kaum bestreiten können, daß die sich wiederholenden Ver suche, die den Gemeindebehörden deigelegten Be« fuznisie zu überschrerten, wenigsten« von keinem Uebermaße an gesetzlichem Sinne zeugen und daß da« Hereinziehen der Parteipolitit in die kom munalen Angelegenheiten und Körperschaften mit dem Grundgedanken kommunaler Selbstverwaltung, alle Bürger ohne Unterschied der politischen Gesinnung zu gemeinsamer, gemeinnütziger Thätigkeit zu sammeln, durch aus unvereinbar ist Ern besondere« schlechte« Licht sällt aber auf da« Verhalten der Berliner städtischen Organe, namentlich die Stadtverordnetenversammlung, durch den Umstand, daß die in Rede stehenden politischen Demon strationen nicht nur durchweg einen stark oppositionellen Zug gegen die Staatiregierung, sondern durch die ge plante Verherrlichung der Märzrevolution von 1848 sogar eine geradezu antimonarchische Tendenz ausweisen. Um die Bedeutung dieser Thatsache voll zu würdigen, muß man sich vergegenwärtigen, daß Berlin nicht nur Haupt- und Residenzstadt des Reiches und Preußen» ist, sondern auch seine Größe und wirtschaftliche Blüte in erster Linie den Herrschern aus dem Hohenzollernhause verdankt. Insbesondere datiert Berlin« Entwickelung zur Weltstadt und zu einem Handel«, und Geldplatze ersten Range« erst von der Wiedererrichtung des Reiches unter Kaiser Wilhelm dem Großen Demgegenüber muß e« allerdings im höchsten Maße befremden, wenn man den hartnäckigen Eifer der Stadtverordneten sieht, ihre Auto nomie gerade mit einer scharfen Richtung gegen die monarchischen Traditionen, an denen die Träger der Hohenzollernkrone stet» unverbrüchlich festgehalten haben, und noch dazu mit persönlichster Zuspitzung zu bethätigen. In letzterer Hinsicht mag u a. auch noch auf die Wahl de« Sozialdemokraten Singer in die Schuldeputation und auf den al» Chikane empfundenen Wider stand der städtischen Verwaltung gegen manche Pläne zur Umgestaltung der Umgebung de« König!. Schlosse» hin gewiesen sein. Welche Gründe für ein solches Verhalten be stimmend waren, mag dahingestellt sein; sicher ist, daß e» den Interessen der Stadt und ihrer Bevölkerung durchaus nicht entspricht. So kräftig sich Berlin unter dem Szepter der Hohenzollern entwickelt hat, so eng hängt seine ganze kommunale Verwaltung mit dem StaatSorganismuS zu sammen. Reibungen mit dem Staate und dessen Organen müssen naturgemäß sehr hemmend auf die Erfüllung der der Stadt Berlin gestellten stetig wachsenden Aufgaben wirken. Umgekehrt würde nichts der fortschreitenden Ent wickelung der Reichshauptstadt förderlicher sein, als ver trauens- und verständnisvolle» Zusammenwirken von Staat und Stadt unter den Auspizien de» Landesherrn. In Bezug auf das Verhältnis der Stadt zum Landesherrn und seiner Regierung mahnen daher die namentlich gegen die Stadtverordnetenversammlung gerichteten Entscheidungen der Verwaltungsgerichte so nachdrucksvoll wie möglich zur Einkehr und Umkehr. Möge im Interesse der Bürgerschaft diese Mahnung nicht ungehört verhallen!" — Am Sonntag tagte in Berlin der „Sozial demokratische Parteitag für die Provinz Branden burg". Erschienen waren 65 Delegierte. E« herrschte im allgemeinen eine flaue Stimmung. Auch der Bericht der Agitationskommission spiegelte einen Rückgang der Agitation. Nur die „Zuchthausvorlage" hat, so führte der Weber Kotzke aus, etwas Leben in die Bewegung gebracht Selbst die Zahl der Versammlungen blieb hinter dem Vorjahre zurück. Die Bemühungen der Be hörde, die Agitationskommission als einen Verein auf zufassen bez. diese aufzulösen, seien erfolglos geblieben. Bittere Klagen über mangelhafte Berücksichtigung der polnischen Genossen, soivie über die schwache Agitation unter den polnischen Sachsengängern führte der polnische Delegierte Barfuß Seinen Klagen wurde fiattgegeben und in die neue Agitationskommission ein Pole gewählt. Nach sehr lebhafter Debatte wurde dem Verlangen der weiblichen Delegierten, in der Provinz Frauenversamm lungen in umfangreichem Maßstabe zu veranstalten, mit 30 gegen 29 Stimmen stattgegeben. Die AgitationS- kommission erfuhr wegen eigenmächtiger Herausgabe einer Monatsschrift für Landarbeiter lebhafte Angriffe, doch kam endlich ein Beschluß zu stände, durch welchen die Kommission beauftragt wird, auch ferner ein volkstümliches Blatt für Landarbeiter herauszugeben Nach einem Vortrage des Abg. Stadthagen gegen den Gesetzentwurf zum Schutze de» gewerblichen Arbeiteverhältnisses und der Annahme einer entsprechenden Resolution wurde der Parteitag ge schlossen. München. In der gestrigen Sitzung der Gemeinde- kollegien teilte Bürgermeister v Borscht mit, daß der Prinzregent die Absicht kundgegeben habe, die nach ihm benannte eingestürzte Brücke auL eigenen Mitteln von neuem erbauen zu lassen und zum zweiten Male der Stadtgemcinde München zuin Geschenk zu machen. Baden-Baden. Der russische Minister des Au«, wärtigen Graf Murawjew ist zu längerem Aufenthalte hier eingetroffen. L ft e r r e 1 ch - U u g <r «. Klagenfurt Der Kaiser begab sich gestern früh !L8 Uhr in« Manöoerfeld und verfolgte aufmerksam die Manöver, überall von der zahlreich anwesenden Bevölker ung begeistert begrüßt. Um H2 Uhr nachmittag« kehrte der Kaffer in» Hoflager zurück. Fraatreich. Pari». StaattgerichlShof. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Umgebung des PalaiS du Luxem bourg waren gestern strenge polizeiliche Maßregeln ge troffen worden Eine große Menschenmenge bewegte sich in den Straßen Der TeU de» Garten«, der sich in un mittelbarer Nähe de« Palai« du Luxembourg befindet war für da« Publikum abgesperrt. Im Sitzungssaal «varen die für da« Publikum bestimmten Tribünen und Galerien gedrängt voll. Um 2 Uhr erklärte der Präsi dent Falliöre« die Sitzung für eröffnet. Nach der Ver lesung de« EinberusungSdekret« verlangte de Lamarzelle da« Wort. Der Präsident verweigerte ihm diese«. Da de Lamarzelle weiter zu sprechen verlangte, fing die Linke an, mit den Pultdeckeln zu schlagen Schließlich wurde zum namentlichen Ausruf geschritten, worauf der Ober staatsanwalt begann die Anklageschrift zu verlesen In der vom Oberstaatsanwalt verlesenen Anklageschrift, welche 36 Seiten umfaßt, werden die vom Untersuchung«- richter Fabre festgestellten Thatsachen dargeletzt. Es wird zunächst darauf hingewiesen, daß die verschiedenen Ruhe störungen in den Jahren 1898 und 1899 auf eine Ver schwörung zum Zwecke einer Abänderung der RegierungS- form zurückzuführen sind. Nach den weiteren Ausführ ungen des Oberstaatsanwalt« sind zwei Gruppen zu unterscheiden: 1) die Patriotenliga, welche an Stelle der parlamentarischen Regierung eine konstitutionelle setzen will; 2) die Antisemitenliga Guörin», die die Natio- nalisten, Royalisten und Imperialisten zum Zwecke eines Aufstandes vereinigt. Duduc, der Leiter der antisemi- tischen Jugend, bildet da« Bindeglied zwischen der Patriotenliga und der Antisemitenliga und unterstützt die royalistischen Umtriebe des Pontöves-Sabran, der mit den Komitees in Cada und Havre korrespondiert. Von besonderer Wichtigkeit sind die Enthüllungen über eine lebhafte Korrespondenz, die zwischen dem Herzog von Orleans und seinem Vertrauensmann Buffet geführt wurde. Der Herzog schreibt im Juli 1898, daß eine gewisse Persönlichkeit ihm die Unterstützung zahlreicher Arbeitersyndikate zugesichert habe; 300000 Frc«. würden genügen. Bald folgte der Streik der Erdarbeiter im Oktober 1898. Auf eine Depesche Buffet» kommt der Herzog von Orleans am 23. Januar nach Brüssel, wo er am 25. Januar den Besuch GuörinS empfängt. Am 13. Februar empfängt der Herzog in San Remo die Royalisten. Von seinen Anhängern werden dem Herzoge Geldmittel zugeführt; eine Einzahlung von 400000 Frc«. ist durch Briefe be wiesen. Am 23 Februar erfolgte die Verhaftung Dörou- lödeS in der Kaserne. Die Royalisten setzen ihre Treibe reien fort; alles ist für den Fall eines glücklichen AuS- gangeS bereit; die Beamten sind designiert. Nun kommt der Monat Juni. Am 1. Juni telegraphiert Buffet dem Herzog von OrlöanS, es sei nötig, daß er in der Nähe sei; am 3 Juni telegraphiert er dem Herzoge, die Ereig nisse seien für eine lange Abwesenheit zu ernst, und am 4 Juni findet die Kundgebung der Antisemiten statt. Der Prokurator erinnert sodann an die Aufforderungen Dvroulödes in St. Cloud am 2 Juli und im Thöatre de la Röpublique am 16. Juli. Seit April diese« Jahres hatte Guörin Gelder urd richtete sich in der Rue Chabrol ein. Dubuc betrieb die Agitation in der Provinz So standen die Dinge, als die Untersuchung eingeleitet wurde. Die vorgenommenen Haussuchungen bestätigten alle Ver dachtsmomente. Infolgedessen hat der Prokuraror den Staatsgerichtshof ersucht, das Verfahren gegen 22 Be schuldigte zu eröffnen. Die Anklageschrift stützt sich auf zahlreiche Telegramme und Briefe. Ein einziger Zwischen fall ereignete sich bei Verlesung der Anklageschrift. Als der Prokurator die seit einem Jahre veranstalteten Kundgebungen aufzählt, wird er von Lamarcelle und Le Provost de Launay unterbrochen. Tie Linke protestiert und überschreit die Unterbrecher Nach Beendigung der Verlesung folgte eine geheime Sitzung. Nach längerer Beratung beschloß der StaatSgerichtthof auf Antrag der Angeklagten, daß diese während der Untersuchung von ihren Anwälten unterstützt werden sollen Hierauf wurde mit 234 gegen 82 Stimmen die Anklageschrift zur weiteren Prüfung an die Untersuchungskommission verwiesen. Die Beratung über die Kompetenzfrage wurde bis nach Schluß der Untersuchung vertagt, welche von der Kommission des Staatsgerichtshofes demnächst eingeleitct wird. Auch die Frage, ob die Angeklagten und ihre Verteidiger der Be ratung über die Kompetenzfrage beiwohnen sollen, wurde vorläufig zurückgestellt. Bei dcm Namensaufruf ant worteten 270 Senatoren Traricux und Deves erklärten sich für unbefugt, als Richter zu fungieren, da sie Ver wandte von Angeklagten seien (Traricux soll mit Dörou- löde verwandt sein) Die Sitzung wurde dann um H8 Uhr ohne Zwischenfall ausgehoben. Cherbourg. Der Kommandant de« Nordgeschwadrr«, Vizeadmiral Sallandrouze de Lamornaix «st gestern gestorben. Italien. Rom. Der sozialistische Deputierte Prampolini, gegen den wegen der Beschädigung der Abstimmungsurnen in der Kammersitzung vom 30. Juni Anklage erhoben ist hat sich hier der Behörde gestellt. Die übrigen An- geschuldigten Brissolati, de Felice und Morgari befinden sich im Auslande — Der Kreuzer „Carlo Alberto" geht heute abend von Neapel nach China in See. Ärotzbritanuiea. Birmingham Der Kolonialminister Chamber lain ist gestern nachmittag nach London abgereist. D8«tmark. Kopenhagen. Der König empfing gestern den Bankdirektor Heide, das Mitglied des Folkething« Trier und den Bankier Bing in besonderer Audienz und sprach denselben feine Anerkennung au» für ihre energischen, un eigennützigen Bestrebungen für den nunmehr erfolgten Abschluß der großen Arbeitersperre. — (Meldung von „Ritzau« Bureau" ) Wie aut Schloß Bernstorff gemeldet wird, gedenken der Kaiser und die Kaiserin von Rußland am Mittwoch an Bord der Jacht „Standard" nach Kiel abzureisen, wo die An kunft am Donnerstag erfolgen wird. Nach zweitägigem Aufenthalte bei Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Heinrich reist das Kaiserliche Paar nach Darmstadt, wo e« vier Wochen zu verweilen beabsichtigt. Von dort geht die Reise nach Skierniewice, wo Jagden stattfinden werden Als dann wird die Heimreise nach St Petersburg angetreten. (Wiederholt) Serbien. Belgrad (Meldung des Wiener K.K Telegr-Korresp.- BureauS) HochverratSprozeß Nachdem da« Verhör beendigt, hielt gestern der Generalprokurator seine Anklage rede. Er wies gegenüber dem Leugnen der Angeklagten darauf hin, daß Knezewitsch au« eigenem Antrieb Kovaze- witsch und Dimitsch al« Anstifter bezeichnet habe Die Aufforderung PaschitschS zur Steuerverweigerung sei sträf lich, da sie Gärung in der Bevölkerung erwecken und die Aufgabe der Behörden vereiteln konnte; alles habe auf Erregung einer Revolte abgezielt. Der Prokurator legte weiter dar, die Anklage gegen Paschitfch und Tauschano- witsch sei nicht entkräftet worden Letzterer sei der Autor revolutionärer Aufzeichnungen Die antidynastischen Hand lungen de« Erzpriester« Gjarik seien allbekannt Milenko- witsch« Behauptung, die Korrespondenz mit Karageorge- witsch habe sich auf eine Geldforderung zur Gründung eine« Blatte« beschränkt, sei hinfällig. Milenkowitsch hätte ein solche» Verlangen an den König und nicht an einen Prätendenten stellen müssen Die Anklage gegen Zivko- witsch sei nicht entkräftet worden, eS sei bewiesen, daß Ziskowitsch antidynastisch-reoolutionäre Broschüren verfaßte und seinen Haß gegen die Obrenowitsch bei dem Leichen begängnis Catisch« kundgab. Der Prokurator wies ferner auf die Verbindungen Zivkowitschs mit Knezewitsch und Montenegro hin und betonte, die Anklage bezüglich der übrigen Angeschuldigten sei durch nicht« widerlegt worden; er verlangte die Anwendung des Gesetze« und die Ver urteilung der Angeklagten zum solidarischen Ersatz der Gerichtskosten Türkei. Konstantinopel. (Meldung deS Wiener K K Telegr Korresp-Bureau« ) Der dieser Tage nach Tripoli» abgegangene Dampfer „Taif" hatte 30 Personen an Bord, welche in die Verbannung geführt wurden Der größte Teil der Verbannten waren Angestellte des Uildiz- Palais — Nach Nachrichten aus Kumanowa ist sowohl das Betreten als auch da« Verlassen der Stadt strengstens verboten. Diese Maßregel ist auf die Befürchtung zurück- zusühren, daß die bulgarische Landbevölkerung in die Kirchrnaffaire gewaltsam eingreifen werde. Amerika. Washington Wie man der „Polit Korresp " au« Washington schreibt, sind die Nachrichten über einen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und dem Vatikan eingeleiteten Meinungsaustausch, betreffend die künftige Stellung der katholischen Kirche auf den Philippinen, unbegründet Allem Anscheine nach seien diese Gerüchte auf die Thatsache zurückzuführen, daß Präsident Mac Kinley Anlaß genommen hat, mit dcm Kardinal Gibbons und dem Erzbischof Ireland, die zu seinen Freunden gehören, die kirchlichen Fragen, die sich für die Amerikaner auf den neuerworbenen Inseln er- geben, zu erörtern Irgendwelche Mitteilungen de« Vatikans über diese Angelegenheit an die Unionregicrung seien jedoch nicht erfolgt ebensowenig etwas Neues hmzuzusügen al« zu demjenigen von Avolf v. Menzel« Zeichenkunst, die wir aus« neue namentlich in den beiden Dresdner Blättern „Frauen kirche" (Nr 683) und „Skulpturen am Zwinger" (Nr 684) schätzen lernen Mit wahrer Freude aber ge wahrt man aus dem Pastell eines Gebirgssee« (Nr. 607), was Ludwig v Hoffmann zu leisten vermag, wenn er sich enger an die Natur anschließt und seiner Vorliebe für free erfundene Farbensymphonien Zügel anlegt Von den übrigen bekannten Berlinern genügt e«, auf die vorzüglichen Zeichnungen von Franz Skarbina (Nr. 779 bis 774) und auf die Serie von Radierungen Walter Leistikow« (Nr 984 bi« 99 l), die wir für weit besser al« seine Oeibilder halten, hinzuweisen Eine ganz Neue Erscheinung ist für uns Käthe Kollwitz, ein weiblicher Gerhart Hauptmann, die den Weberaufstand in einem Cyklu« von Radierungen mit einer Resolutheit und Schärfe der Beobachtung geschildert hat, die dem Drama des Dichters nichts nachgiebt (Nr 970) Die gleiche Kraft der Charakteristik zeigt ihr Aquarell mit den Ar beitern, die am Abend auf der Berliner Stadtbahn heim kehren (Nr. 635). E« ist auch in der Farbe wohl gelungen und giebt die eigentümliche, rauchgeschwängerte Atmosphäre der Gasbeleuchtung eine« Bahnhofes aus gezeichnet wieder Auch unter den Münchener Graphikern trifft man neben mehreren schon länger bekannten auf eine Reihe neuer Namen Zu den ersteren gehört Karl Theodor Meyer-Basch, der al« Aquarellist, Pastellmaler, Zeich ner, Radierer und Lithograph durchgängig höchst Erfreu liche« leistet Von seinen drei Pastellen ist die Gebirgs landschaft „aus der Schweiz" (Nr 688) diesmal die beste Der in ihr vorherrschende gelbliche Grundton, der anfang« befremdend wirkt, rechtfertigt sich durch zdie gut beobachtete, aber etwas ungewöhnliche Beleuchtung Leichter dem allgemeinen Verständnis zugänglich sind Meyer» Landschaftsradierungen au» Oberbayern und der Bodenseegegend, die sich wohl ohne Ausnahme zum Auf- tzängen al« Zimmerfchmuck empfehlen, sodaß wir nicht nölig haben, einzelne Nummern bejondcr« anzuführen (Nr. 1017 bis 1032 ) Zum ersten Male in jDresden dürfte Oskar Graf ausgestellt haben Für einen Teil seiner Blätter hat er sich deS heute nur wenig üblichen Aquatintaverfahrens bedient, vermöge dessen Bilder in Halbtönen entstehen Er handhabt diese Technik mit viel Geschick, hält sich aber nicht frei von Manier, die na mentlich sein Blatt „Judas" (Nr. 894) ziemlich be einträchtigt Eminente zeichnerische Geschicklichkeit verbindet Heinrich Wolff mit einem an den Franzosen Hellen erinnernden Raffinement in der Ausführung. Seine zahl reichen BildniSradierungen (Nr. 1156 bis 1170) stehen in dieser Hinsicht in unserer Ausstellung einzig da und verdienen die iynen verliehene Auszeichnung vollkommen. Andere bei uns noch wenig bekannte Münchener Schwarz- weißkünstler sind Otto Gampert, Tony Stadler und Sigmund Landsinger. Gampert und Stadler haben sich mit Glück auf die Landschastsradierung verlegt (vergl. Nr. 870, 873 und 875 soivie Nr. 1137), während Landsinger außer seinem Selbstbildnis ein interessantes Portrait Böcklins in einer Originalradierung vorlcgt (Nr. 978, 979). Mit viel Vergnügen wird man die ungemein zart au«gesührten humoristischen Bleistift zeichnungen Edmund Harburgers, die als Vorlagen für Illustrationen zu den „Fliegenden Blättern" gedient haben, betrachten (Nr. 596 und 597). Eine besondere Beachtung verdient unter den Münchenern endlich noch Peter BehrenS. Erist der einzige hervorragendere Vertreter de« Farbenholzschnittes in unserer Ausstellung und hat sich zuerst bei un« durch eine leider nur kurze Zeit dauernde Aufstellung bei Arnold eingeführt Sein bestes Blatt trägt die Bezeichnung „Sturm" (Nr. 826) ES stellt einen Adler dar, dessen riesige Schwingweiten von einem Längsrande deS Blattes zum andern reichen. Er fegt durch wildbewegte Wolken über jagende! Wellen und vom Sturm tiefgebeugte Bäume einher. Da« Motiv ist nicht ohne barocken Beigeschmack, und der Einfluß japanischer Vorbilder ist deutlich zu spüren. Dennoch läßt sich die dekorative Wirkung nicht leugnen, die durch die decente farbige Behandlung noch gewinnt. In anderen Holz- fchnitten, wie in den „Trockenen Blumen" (Nr. 828), ist die Farbe jedoch gar zu matt ausgefallen; man sicht nicht ein, wer an diesen breiten, groben Linien Wohlgefallen finden soll. Noch weit weniger glücklich ist Henriette Hahn in Hamburg mit ihren Farbcn-Holzschnittcn (Nr. 907 bis 909). In ihrer gewollten un ¬ gewollten Kindlichkeit stimme» sie leicht heiter, was die Künstlerin doch kaum beabsichtigt haben wird. Da-selbe gilt von dem grünen Doppelbildni» von Ernst Eitner au» Fuhlsbüttel bei Hamburg (Nr 856), einem Holzschnitt, der auch den Wohlgesinnten zu spöttischen Glossen unwill kürlich veranlaßt Ueberhaupt ist von dcm oft in den Zeitungen angepriesenen Aufschwung ver Kunst bei den Hamburgern noch wenig in unserer Ausstellung zu merken, da auch die Radierungen Arthur JllieS', der nament lich Blumen kultiviert, nur für „Kenner" größere Reize haben mögen. Um so sreudiger begrüßen wir das Aufblühen dcr graphischen Künste in Karlsruhe, wo infolge einer An regung deS Grafen Leopold v. Kalckrevth namentlich dic Pflege der Lithographie zu neuem Lebcn erwacht, ein Lehrstuhl für sie an der dortigen Kunstschule errichtet und eine eigene Druckerei begründet worden ist Ebenso eifrig beschäftigen sich die Karlsruher Künstler mit dcr Radierung, doch sind ihre Leistungen im Steindruck bis jetzt wenigstens wertvoller als ihre Radierungen Die geschmackvollen farbigen Lithographien, die zugleich einen wundervollen Zimmerschmuck abgeben, rühren von Hans v. Volkmann her Sein feine» Verständnis für die Reize einer Land- schaft»stimmung kommt in seinen verschiedenen Blättern ebenso sehr zur Geltung wie in seinen Oelbildern. Vor allem aber ist sein Bestreben, in der Lithographie durch wenige, aber charakteristische Linien zu wirken, durchaus anzuerkennen. In der Farbengebung legt er sich große Zurückhaltung auf, erreicht aber gerade durch sie den Ein druck der Ruhe und Geschlossenheit. Eigentlich müßten wir jedes einzeln« seiner Bilder hier namhaft machen, da wir von jedem etwa» Vorteilhafte» zu rühmen wissen Um aber diesen Bericht nicht gar zu sehr in die Large zu ziehen, greifen wir den großen „Vorfrühling" (Nr. 1146), die „Eschenallee" vom Jahre 1897 (Nr 1144) und den „einsamen Weiher" mit den Störcken (Nr. 1145) heraus. Nicht so unbedingt vermögen wir die gleichfalls farbigcn Lithographien! Gustav Kampmanns zu loben. Untcr seinen zu einer Mappe vereinigten fünf Waldbildcrn (Nr. 960) ist vielleicht jede» einzelne nicht ohne Reiz; die ganze Folge ist aber zu einförmig, um den Wettbewerb mit den stofflich verschiedenen Arbeiten Volkmanns aushalten zu können. Auf die vorzüglichen Seestücke von Carlos Grethe (Nr 902 bi« 904) haben wir schon früher hingewiesen. Die Lithographien Friedrich KallmorgenS, die dem Werke: „Ins Land der Mitternachtsonne, Tagebuch eines Malers" entnommen sind (Nr. 946 bis 949), empfehlen sich wegen ihrer geo graphischen Richtigkeit, entbehren jedoch größerer maleri scher Reize, die z B. Hermann DaurS „Abend", einer Baumgruppe unter gelblichem Himmcl, in hohem Maße eigen ist. Die gleichen Vorzüge bemerken wir an Wil helm Laage« Lithographie, aus der wir einen Zug „durch die Heide" brausen sehen (Nr. 977), an Jenny Fickentschers „Augustenburg" mit den berbstlich ge- färbten roten Weinblättern (Nr 861) und an den beiden lieblichen Schilderungen Alfred Schmidts „aus dem Jagstthal" (Nr. 1114 und 1115). Karl Hofers fünf Handzeichnungen, die sich zu einem Cykluv „vom Sommer mond" zusammenschließen und durch das lithographierte Blatt eine» „Verbrecher»" im Gefängnishofe (Nr 917) ergänzt werden, machen un« mit einem eigenartigen Künstler von Temperament bekannt, der jedoch seinen teilweise stark phantastischen Einfällen noch zu wenig Beschränkung aus- erlegt. Graf Kalckreuth selbst sandte außer einer an Millett Bilder erinnernden Lithographie: „Feldarbeit" verschiedene Radierungen, die, wie die „alte Frau" mit der Krücke (Nr. 943), dieselbe ernste LebenSanfchauung verraten, die wir au« seinen Oelbildern kennen Ein ganz reizende« Blatt von sauberster Ausführung ist die auf einem Felsen weidcnde Schafherde von Hermann
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