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Dresdner Journal : 19.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-19
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1899
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BezagSvret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mart SO Pf, bei den Kaiser- lich deutjchcn Postanstalte» vierteljährlich S Mark; außer halb de- Deutschen Reiche« Post- und Stcmpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme de, Vonn und Feiertage abend«. FernIpr.-«nIchlud:R,.1SS». Dresdner M Äurnal. EnkündtgungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile Sv Ps. Bei Tabellen- und Ziffern I atz entsprechender Ausschlag. Heraa-geber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Str.lSstA. 1899 Dienstag, den 19. September abends. ^218 Amtlicher Teil. TreSdn», 19. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, hat Sich heute nach Oberitalien begeben. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten die verw. Frau Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich nebst Erzherzoginnen-Töchtern Maria Annunciata und Elisabeth sind heute vormittag 11 Uhr 25 Min. nach Reichstadt in Böhmen abgereist. DreSdea, 18. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Fähnriche u. s. w. Ernennungen, Beförderungen «nd Versetzungen. Ten 17. September 18SS. Meißner, Generalmajor und Kommandeur der 2. Jnf.-Brig. Nr. 46, ein Patent seine- Dienst grade- verliehen. Stein, Major, aggr. dem 11. Inf-Regt. Nr. 139, als Bat-.-Kommandeur in diese- Regt, eingereiht. L AbschiedSbewillignngeu. Ten 17. September 18SS. Petri, Oberst-Ltnt. und Bat-.-Kommandeur im 11. Jnf.-Regt. Nr. 139, mit Pension und der Er- laubniß zum Forttragen der RegimentS-Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberst-Ltnt. a. D. Petri, bisher Bat-.-Kom mandeur im 11. Jnf.-Regt. Nr. 139, das Ritterkreuz 1. Klaffe des Verdienst-Ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg verliehenen Ordensdekorationen zu ertheilen: des Großkreuzes des Ordens der Württembergischen Kroner dem General der Infanterie Edlen v. der Planitz, StaatS- und Krieg-Minister; des Ehreukreuzes desselben Ordens: Allerhöchst Ihrem Flügel-Adjutanten, Major v. Kospoth; des Großkreuzes des Friedrichs-Ordens: Allerhöchst Ihrem General-Adjutanten, General-Ltnt. Hingst; des Komthurkreuzes 2. Klaffe desselben Ordens: Allerhöchst Ihrem Flügel-Adjutanten, Oberst-Ltnt. Senfft v. Pilsach und dem Oberst-Ltnt. v. Larisch, Abth-Kommandeur im 1. Feldart.-Regt. Nr. 12. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Klietsch, Versicherungsagent, als Postagent in Lackendorf. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus and öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die dritte ständige Lehrerftelle in Bad Elster Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Ein kommen: 1700 M. Gehalt, einschließlich »00 M. Wohnungs geld, ausschließlich AlterSzulagrn; bei Befähigung für den französischen Unterricht Vergütung nach Vereinbarung, eventuell 72 M. für FortbildungSschulunterricht. Gesuche mit allen er forderlichen Beilagen sind bis zum 30. September bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Hörig in Oelsnitz i. V. einzureichen; — die sechsteLehrerftelle in Jöhstad t. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1250 M. JahreSgehalt, ISO M WohnungSgeld an einen verheirateten und 100 M an einen unverheirateten Lehrer, auch eventuell von Ostern 1000 ab so M für eine Zeichenstunde in der Fortbildungsschule. DaS Einkommen steigt nach einer vom 25. Lebensjahre an zu rechnenden ständigen Dienstzeit auf 1450 M., nach 2 Jahren aus 1650 M, nach 5 Jahren und weiter bis 2350 M al- Höchstgehalt nach »0 Jahren Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bi- zum 2. Oktober an den Königl. VezirkSschulinspektor Schulrat-Schreyer in Annaberg einzureichen; — die dritte Lehrerftelle an der Kirchschule zu Mildenau. Kollator: di« oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. JahreSgehalt, freie Wohnung im Schulhause und bi» auf weitere- 108 M. für Ueberstunden. Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bis zum »0. September bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schul rat Schreyer in Annaberg einzureichen; — die ständige Lehrerftelle zu La uta bei Marienberg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1015 M. Gehalt, bi- zum Eintritt des neuen LchrergehaltSgesetze» 200 M. persönliche Zulage, 20 M vom Kirchendienst, 72 M für FortbildungSschulunterricht, 36 M. für Turnunterricht, 72 M für zwei Ueberstunden, freie Wohn ung mit Gartengenuß und freie Heizung, dafern die Heizung de» SchulzimmerS mit besorgt wird; andernfalls 30 M Holz geld. Außerdem 60 M an die Frau de- Lehrer- für den Handarbeitsunterricht, falls sie diesen erteilen kann. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 28. September bei dem Königl. BezirkSschulinspektor 0r Bräutigam in Marien berg einzureichen. 3« Geschäftsbereiche de« MtutfteriamS de« Krie«e«. Militär-Geistliche. Durch Bersügung de- KriegS-MinisteriumS. Den 15. September 18SS. Heinemann, evangelisch - lutherischer Sarnisonpsarrer in Dresden, die nachgrsuchte Entlassung behufs Uebernahme eine- lande-kirchlichen Amte- unterm »0. September d. I. ertheilt. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Bersügung des Kriegs-Ministeriums. Den 16. September 1899. Seidewinkel, Vorm. Bauausseher, Beck, Wols, Schuster Weber, Peter, Unger, Militäranwärter, unterm 1. Ok tober d. I. als Kaserneninspektoren angestellt und zwar: Seidewinkel, Weber und Unger bei der Garnis.-Berw. Dresden, Beck, Schuster und Peter bei der Garnis.-Berw. Leipzig, Wols, bei der Garnis.-Berw. Truppenübungsplatz Zeithain. Nichtamtlicher Teil. Tie Feuerwirkung moderner Waffe«. ii. Wir kommen zum zweiten Punkte der Schreckberichte, zur angeblichen größeren Gefährlichkeit, die den neuen Waffen, insbesondere den kleinkalibrigen Gewehren nach gerühmt wird Was zunächst die Wirkung der modernen Artillerie betrifft, so ist cs ja nicht zu bestreiten, daß die Artillerie eine größere Feuerwirkung erhalten hat. Die Art der Verwundung ist aber beim neuen Granatsplitter keine andere wie beim alten. Der zum Tode Getroffene kann sicher nicht mehr als sofort sterben, das that er bei einem Treffer, den er von einer alten Granate erhielt, auch nur; der Verwundete aber hat in beiden Fällen eine schwere Verwundung. Das ist so, seit dem über haupt Sprenggeschoße im Kriege geführt werden. Die Folgen einer Verwundung durch ein« der gewaltigen neuen Riesengeschosse dürften überhaupt nicht festzustellen sein, denn ein „Gutgetroffener" wird schwer jemals auszufinden sein, weil er in Atome zerrißen ist, jedenfalls also keine Schmerzen auSzustehen hatte. Tot und fchlimm zerrißen war aber auch ein Mann, der im Explosionszentrum einer alten Granate gestanden hatte. Daß der Soldatentod, zumal wenn er schnell eintritt, etwas Fürchterliches ist, bestreitet jeder echte Soldat, und die friedlichen, meist wie erschrockenen, selten besonders verzerrten Züge der Toten auf den Schlachtfeldern beweisen gleichfalls das Gegenteil. Bedenkt man die Wirkung der aus schweren Belagerungs geschützen oder aus der moderner: Haubitze geworfenen Brisanzgeschoße, beispielsweise auf ein Sperrfort, so unterliegt es keinem Zweifel, daß die Besatzung nach Luuss und Wissenschaft. König!. Schauspielhaus. Am 18. d. Mts: „Der GesandtschaftS-Attachs. Lustspiel in vier Akten von Henry Meilhac. Deutsch von Förster. (Neu ein studiert) Gegen die Wiederaufnahme des Meilhacschen Lustspiels läßt sich um so weniger einwenden, als dasselbe zwar völlig nach der Schablone der modernen französischen Ge sellschaftskomödie hergestellt ist, aber innerhalb der gewisser maßen herkömmlichen Erfindung und Führung sehr hübsche Scenen und ein paar höchst wirksame Rollen aufweist Im Gegensatz zu unseren neueren deutschen Lustspielen, die immer nach dem Schwank hin umschlagen, verleugnen die französischen Stücke dieser Art die Hinneigung zu ste- wissen Wirkungen de» ernsten Sittendramas nicht, eine Hinneigung, die in deutschen Darstellungen solcher Lust spiele durch ein zu langsames Zeitmaß, durch zu gewich tige Betonung noch verstärkt wird. Auch gestern, bei der Wiedergabe de« „GesandtschafrS-Attache«", verflüchtigt« sich das heitere Element, das gewiße Etwa«, bei dem wir uni bewußt bleiben, daß trotz diplomatischer Künste, trotz leidenschaftlicher Auseinandersetzungen, Duellen und anderem Zubehör ein Spiel vor sich geht. Das Ganze könnte eben leichter, flüssiaer und demzufolge auch lustiger herauskommen. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Darstellung mangelhaft gewesen wäre, sie erhielt nur eine Färbung und Wirkung, die den ohnehin in MailhacS Erfindung vorhandenen Zug zum Jntriguenlustspiel noch verstärkte. Alle« Licht, über das der französische Autor verfügt, erscheint auf die Häupter de» GesandtschaftSattachö« Graf Prach« und der Baronin Madelaine von Palmer, der be kannten jungen, reichen, schönen Witwe der Pariser „Comödie", gesammelt. Al» Graf Prach« trat ein neu gewonnenes Mitglied unsere» Schauspiel«, Hr. Stahl auf, der schon bei seinem Gastspiel in anderen Rollen viel Anteil erregt und reichen Beifall gefunden hatte. Der Künstler gab den vielgewandten Attache mit erfreulicher Einfachheit, mit ruhiger, vornehmer Sicherheit der Haltung und des Tone«, die nichts Kokettes, Herausfordernde« hat, er charakterisierte die raschen Uebergänge der Em pfindung und die kecke Beherrschung der Situation sehr fein, vielleicht etwas zu ernst, aber einerlei, e» kam doch eine natürliche, glaubhafte Menschengestalt heraus. Die Madelaine der Frau Bast« entsprach in ihrer Grund stimmung der Auffaßung des Hrn. Stahl ganz glücklich, und die Vertreter beider Hauptrollen wurden vom Publikum gleich ausgezeichnet. Hr. Müller (Baron v. Scharpf) und Hr Erdmann (Feige) verkörperten die beiden einzigen etwas schärfer gezeichneten Nebenrollen, den wichtigen Gesandten und seinen LegationSkanzlisten, mit gutem Erfolg. Frl. Diacono (Frau v Scharpf) und die Herren Dettmer (Lucien v. Mörö), Gebühr (Hr. v. Estillac), Renö (Hr. v. Frondeville), Gunz (Hr. v. Ramsay), Leichert (Hr. v Mazeray) entledigten sich der wenig verlockenden Aufgabe, ein Stück französischer Gesellschaft in kaum angedeuteten Typen einigermaßen zu beleben, mit dankenswerter Hingabe. A. St. Die Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899. XXII. Die graphischen Künste. Die kostbarsten Schätze der graphischen Abteilung birgt der Saal 27, wo auf einer besonderen Stellage die Federzeichnungen Mar Klinger« zu Amor und Psyche au« dem Besitze des Königl. Kupferstichkabinetts (Nr. 624 bi« 634) untergebracht find Sie sind jedoch nicht etwa die Originale zu der am meisten bekannt gewordenen Folge von Radierungen, durch die Klinger die Jach- mrnnsch: Uebersetzung de» Märchens von Amor und wenigen Schüßen in die bombensicheren Räume treten wird. Halten diese Deckungen nicht au«, so ist die eingetretene Besatzung vermutlich beim ersten ein fallenden Treffer vernichtet, schon durch die sich ent wickelnden Gase oder den erzeugten Luftdruck. Hält die Deckung dicht, so kann die fortwährende Be sorgnis, der nächste Schuß möchte der verderbenbringende sein, vereint mit der Erschütterung, die jedes Bombardement mit sich bringt, eine so mächtige moralische Wirkung auS- üben, daß die Besatzung sich in kurzer Zeit ergeben muß Mit einem Worte, die modernen artilleri stischen Waffen entscheiden noch mehr wie früher durch di« moralische Wirkung und werden die Gefecht»entscheidung bei einer geringeren Anzahl von Verlusten erzwingen al» ehedem Gegen die vielfach erhobene Behauptung von den schrecklichen Wirkungen der kleinkalibrig«» Geschoße bringt die mehrerwähnte Skizze in der „Vedette" beachtenswerte Beweise. Gewiß wird der Schädel eine« toten Pferde» auf 50 m Entfernung durch ein einzige» Geschoß ge sprengt, gewiß fährt ein mit Waßer gefüllte» Blechgefäß nach allen Seiten auseinander, wenn nur eine Kugel hineintrifft, doch das bezeichnet der Verfasser al» Spielereren. Man lege eine Schießbaumwollpatrone gut gedichtet in eine mächtige Tonne voll Waßer und sprenge sie, man wird einen noch gewaltigeren Erfolg haben. Solche Experimente führt der Fachmann aber nur Laien vor. Man hat dagegen in Afrika und Südamerika bei dem dort häufig vorkommenden Ochsenschießen nie davon gehört, daß ein auch von nächster Entfernung abgegebener Schuß in den Schädel und das Gehirn »rgend welche Sprengwirkung erzeugt hätte. Daraus ist zu folgern, daß die beiden erwähnten Experimente nicht ohne weiteres auf lebende Wesen zu übertragen sind. Daß Spreng wirkungen auf nächste Entfernungen ab und zu einmal vorkommen mögen, soll nicht bestritten werden, man hat hierfür Beispiele auf der Jagd. Es setzt die« aber ebenso erfahrungsmäßig das Zusammenwirken einer Anzahl von Zufälligkeiten voraus, und es kommt eben nur auf sehr nahe Entfernungen vor. Auf ganz nahe Entfernungen wird im Kriege aber sehr selten und dann vor lauter Aufreg ung zumeist schlecht geschoßen. Wenn nun erzählt wird, daß da und dort ein Soldat durch den Schuß aus einem modernen Gewehr schrecklich verstümmelt wurde, so wird gemeiniglich verschwiegen, daß die Mehrzahl der verwundeten Kameraden durch das gleiche Gewehr Wundcn empfingen, die sie kaum kampfunfähig machten und ihre Heilung in gegen früher unverhältnismäßig kurzer Zeit eintreten ließ, während der Schuhkanal jetzt kleiner und weniger zerrißen ist. Zieht man hierbei die Fortschritte der Chirurgie in Rechnung, so möchte man eher behaupten, daß die Verwundungen mit den modernen Geschoßen Ehrenzeichen sind, welche die Lebensdauer kaum beeinträch tigen, während derselben nicht aberkannt, sondern mit Stolz getragen werden Werden auch vereinzelt sehr schwere Verwundungen vorkommen, die Zahl der Toten wird im Verhältnisse eher eine kleinere sein. Diese Be hauptung hängt nicht mit den Ergebnißen der Schieß plätze zusammen, sondern ist eine Folgerung aus den Kriegs- und Jagderfahrungen, die seit Jahren mit unserem neuen kleinkalibrigen Gewehre in Deutsch-Südwestasrika ge macht worden sind Nirgends mag wohl so viel mit dem Ge wehre 88 geschoßen werden wie diesem Lande, sodaß die Ergebnisse von Belang sein dürsten. In den Einge borenenkriegen haben die Treffer mit diesem Gewehre sehr leichte Verwundungen erzeugt und nur in seltenen Fällen den freilich sehr zähen Gegner kampfunfähig gemacht. Auch die Eingeborenen kannten diese Eigenschaft de« Ge wehres Modell 88 sehr gut, denn soviel bekannt ge worden, ist nicht eine einzige Patrone von gefallenen Eingeborenen auf dem GesechtSselde gefunden worden, die nicht angcfeilt gewesen wäre. Da die Treffsicherheit solcher angefeilten Geschosse leidet und weder ein Reiter noch ein Ein geborener die sehr mühsame Arbeit des Anfeilen« umsonst thun wird, so ist die Schlußfolgerung leicht zu ziehen. Die selben Erfahrungen haben die Jäger gemacht, sie ver wenden auf der Jagd fast nur angefeiltc Geschosse, weil die unangefeilten da« Wild nicht so leicht strecken Wer eS aber irgend kann, schießt noch heutigen Tag« auf der Jagd lieber mit der alten Jägerbüchse, die ein größeres Loch macht. Es ist richtiger, jeder Mann gehe in das Gefecht mit der Ueberzeugung, daß die Entscheidung nicht in der toten Waffe liegt, sondern in der Hand des Manne«, der sie handhabt. Der Richtkanonier, der mit Ruhe im dichtesten Kugelregen sein Geschütz einrichtet, und der Infanterist, der nur dann losdrückt, wenn er seinen Mann sicher aus dem Korne hat, soll fühlen, daß von ihm der Schuß abhängt, nicht von der Waffe. Das Gefühl der eigenen Verant wortung, daS Bewußtsein, daß e« bei der großen Ent scheidung auf jeden einzelnen ankommt, soll der Mann mit in« Gefecht nehmen, anstatt der Angst vor donnernden Kanonen und vor knatternden Gewehren. Nicht die moderne Waffe führt den Kampf, sondern die Sicherheit des Manne«, der sie zu handhaben versteht Nicht die Verwundungen entscheiden in der Schlacht, sondern die Haltung derer, in deren Reihen die Kämpfer verwundet werden. Tagesgeschichte. Dresden, 19. September. Ihre Majestäten der König und die Königin werden am 30. Sep tember d. IS. vorm. von hier über Leipzig-Ham burg nach Bremen abreisen. Allerhöchstdieselben ge denken bis 2. Oktober d. Js. in Hamburg Aufenthalt zu nehmen und an diesem Tage nachmittags von da die Reise nach Bremen fortzusetzen. Am 4. Oktober beabsichtigen Ihre Königlichen Majestäten mit dem Norddeutschen Lloyddampfer „König Albert", der, wie schon erwähnt, an diesem Tage die Ausreise nach China antreten wird, eine Seefahrt zu unternehmen. Die Rückkehr der Allerhöchsten Herrschaften nach Dresden wird am 5. Oktober d. Js. erfolgen. Im Gefolge Ihrer Königlichen Majestäten werden sich auf dieser Reise befinden: Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Excellenz, Hosdame Gräfin Rcuttner v. Weyl, Ihre Excellenzen, Wirkl. Geh. Räte Käm merer v. Metzsch und Oberhofmeistrr v. Malortie, Leibarzt Geh. Rat I)r. Fiedler und Flügeladjutant Oberstleutnant Senfft v. Pilsach. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten die verw. Frau Erzherzogin Maria Theresia von Oester reich nebst Erzherzoginnen Töchtern Maria und Elisabeth haben heute vormittag nach mehrtägigem Besuche bei Ihren Königlichen Majestäten Schloß Moritzburg verlassen und Hvchstsich 11 Uhr 25 Min. ab Hauptbohnhof nach Reichstadt in Böhmen begeben. Zu Besuch bei Ihren Königlichen Majestäten sind heute nachmittag Frau v. Oppell, geb. Miß Cumine Peat und Fräulein Tochter im Schlosse Moritzburg eingetroffen. Dresden, 19 September. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg hoben Sich heute 2 Uhr 15 Min. nachmittags nach Potsdam begeben, um der morgen stattfindenden Tauffeierlichkeit bei den hohen Bei wandten, dem Herzoge und der Frau Herzogin Albrecht von Württemberg beizuwohuen. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin wird Taufzeugin der jüngst ge borenen Herzogin sein. Am Mittwoch abend gedenken die Höchsten Herrschaften wieder hier cinzutreffen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser verließen gestern nachmittag 2 Uhr daS Jagdschloß HubertuSftock, trafen abends in Swinemünde ein und bcgabcn Sich gegen 8 Uhr an Bord der „Hohenzollern", um die Reise nach Schweden anzutreten. — Ihre Majestät die Kaiserin trafen gestern kurz nach 6 Uhr auf der Wildparkstation ein und begaben Sich alsbald nach dem Neuen Palais. — Wie die „Berl. Polit. Nachr" hören, haben Se. Majestät der Kaiser den früheren Minister des Innern Frhrn v. d. Recke zum Oberpräfidentcn der Provinz Westfalen ernannt. Hr. Frhr. v. d. Recke ist gestern bereits nach Münster abgereist. Psyche von Apulem» früher »llustrrert hat (Lpu> 5), sondern eine ganz neue Folge von frei erfundenen Umrahmungen de« Textes, für die der Künstler seinerzeit keinen Verleger gefunden hat, und die nunmehr in unserem Kupferstich- kabinett dem Studium zugänglich gemacht worden sind. Denn studiert wollen sie sein, und zwar in aller Ruhe, wa« bei ihrer derzeitigen Aufstellung unter dem Trubel der den Saal passierenden Scharen von Au»stellung»- besuchern kaum möglich ist. Dazu find sie zu fein und zierlich «»«geführt und zu reich an allerhand finnigen Einfällen, weshalb die Klinger-Freunde gutthun werden, sie nach Schluß der Ausstellung im Kabinett wieder auf zusuchen. Wir wollen für diese Fälle hier nur auf die originellen Tiergestalten ausmcrlsam machen, die in Klinger« Werk nicht eben häufig sind, aber in diesen Rahmenbildern mehrfach wiederkehren. Wa« Klingcr als Zeichner bedeutet und wie sorgfältig er jede Figur, jeden Kopf, jede Hand und die sonstigen Körperteile ebenso wie die Gewandungen studiert, darüber kann man sich gleich falls au« der Sammlung Klingerscher Handzcichnungen in unserem Kabinett am besten belehren. In der Aus stellung wird unS wenigstens eine Probe von dieser sorg fältigen Vorbereitung des Künstlers durch einen „männ lichen" Kopf geboten, eine höchst wertvolle Studie zu der Kreuzigung (Nr. 623), die nunmehr Eigentum dcS Museums in Hannover geworden ist. Eine der vorzüg lichsten Handzeichnungen Klinger«, die uns bisher zu Ge sicht gekommen ist, erblicken wir in dem wunderbar scharfen und dabei so zarten Kopf eines „Ciociarcn- mädchen«" (Nr. 622). Höchst pikant in der Auffassung und Ausführung ist endlich daS Selbstbildnis dc« Künstlers mit halbgeschlosienen Augen. Als Zeichner steht ein anderer Leipnger Künstler, Otto Greiner, der gegenwärtig in Rom lebt, auf gleicher Höhe wie Klinger. Seine Akte sind von einer fabelhaften Sicherheit und meist so körperlich, daß man sie greifen zu können meint (vergl Nr 593 und 594); dagegen rst seine Phantasie nicht sonderlich entwickelt und nicht immer klar. Man bewundert daher z. B an den beiden Proben aus dem lithographierten Cyklu«: „Da» Weib", von denen die eine (Nr 900) als Widmungsblatt für Klinger gedacht ist, das eminente Können de» Künstlers, steht aber ziemlich ratlos do, wenn man sich den Inhalt dieser Blätter klarmachen will. Um ihrer Seltenheit willen stellen auch die zwölf Handzeichnungen Arnold Böcklin», die dem Frhrn. v. Heyl in Darmfiadt gehören (Nr. 556 bis 567), einen kostbaren Schatz dar. Böcklin pflegt in der Regel keine Vorstudien und Skizzen mit Bleistift oder Kohle für seine Bilder zu machen, und in den Fällen, da er ihrer be nötigte, hat er sie meisten« rasch wieder vernichtet. Einen großen Verlust für die Kunst haben wir nach den vor liegenden Beispielen infolge diese« Verfahren« nicht zu beklagen Denn wer aus ihnen auf die Größe de» Meisters schließen wollte, ohne seine fertigenWerke zu kennen, müßte ein Prophet von staunenswerter DivinationLgabe sein. Es sei jedoch zuzugeben, daß sie für die Verchrer Böck lins dadurch ein hohes Inte:esse gewinnen, daß au« ihnen hervorgeht, wie wenig dieser Künstler durch äußere Natur eindrücke zum Schaffen angeregt wird, sondern wie sehr er von vornherein in der Skizze aus die gewollte Bild wirkung au«geht. DaS wertvollste Blatt scheint un« die Kopfstudie „Zum Tode" (Nr 563) au« dem nie vollendeten CykluS der „Cholera" zu sein. Sie erinnert in ihrer phantastischen Anlage und in der markigen, nur die Hauptsache festhaltendcn Linienführung an Reihe!« Hand- zeichnungen, dessen Schaffen ja mit demjenigen Böcklin», wenigstens in Bezug auf die Erfindung, eine gewisse Ver wandtschaft zeigt. Von Max Liebermanns Handzeichnungen, von denen auch im Saale 27 eine ganze Reihe hängen, während weitere im Saale 26 und an verschiedenen anderen Plätzen der Ausstellung zu finden sind, haben wir schon gelegentlich gesprochen und haben zu ihrem Lobe
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