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Dresdner Journal : 16.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-16
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 16.09.1899
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Srschetne«: Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abends. Ferospr -Anschluß: Nr 1895 Dresdner M Journal. rlntünStguniSgehühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen, und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. LV. Sernspr..«nschluß:Rr.ir»». ^216 18SS Sonnabend, den 16. September abends. Amtlicher Lell. Dresden, 16. September. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, ist gestern abend 8 Uhr 2! Min. von Münster am Stein nach Wachwitz zurückgekehrt. Dresden, 16. September. Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, ist heute vormittag 9 Uhr 31 Min. von Reichenau, Nieder-Oesterreich, nach Hosterwitz zurückgekehrt. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Inhaber der Hofpiano- fortefabrik von Julius Feurich, Hermann Feurich zu Leipzig, den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehenen Titel als K. und K. Hof pianofortefabrikant annehme und führe. Verordnung, die Anzeigepflicht beim Auftreten der Pest betreffend, vom 13. September 1899. Da die Pest im Laufe diese- Jahre- nicht nur bi- in die Nähe von Europa vorgedrungen, sondern auch bereit- in Europa selbst ausgetreten ist, somit aber die Gefahr der Einschleppung dieser Krankheit nach Deutschland nähergerückt erscheint, so wird hier durch Folgendes verordnet: 1. Sobald ein Mensch an Pest oder unter pestver dächtigen Erscheinungen erkrankt oder stirbt, ist hier über sofort der Ortspolizeibehörde (Stadtrath, Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gutsvorsteher) schrift lich oder mündlich Anzeige zu erstatten. 2. Verpflichtet zur Erstattung dieser Anzeige sind a) der behandelnde Arzt, b) jede sonst mit der Behandlung oder Pflege de- Erkrankten beschäftigte Person, e) der Haushaltungsvorstand, ä) derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Erkrankung«- oder Todesfall sich ereignet. Die Verpflichtung der unter b—ä genannten Per sonen tritt nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Für Krankheit-- und Todesfälle, welche sich in öffentlichen Kranken-, Entbindung--, Pflege-, Gefangenen- und ähnlichen Anstalten ereignen, ist der Vorsteher, bez. Verwalter der Anstalt, für Krankheits- und Todesfälle, welche auf Schiffen und Flößen vorkommen, der Schiffer oder Floßführer ausschließlich zur Erstattung der Anzeige verpflichtet. 3. Die Ortspolizeibehörden haben, unbeschadet der ihnen selbst obliegenden Verpflichtung zur thunlichsten Verhinderung der Weiterverdreitung der Seuche, die an sie ergehenden Anzeigen umgehend und auf kürzestem Wege, — soweit der Telegraph nicht benutzt werden kann, schriftlich durch besonderen Boten — dem Bezirksarzte mitzutheilen; eine gleiche Mittheilung hat, soweit kleine und mittlere Städte und platte- Land in Frage kommen, an die AmtS- hauptmannschaft zu erfolgen. 4. Nichtbeachtung der Vorschriften unter Nr. 1 und 2 wird, soweit nicht durch allgemeine Strafbestimm ungen ein: härtere Strafe festgesetzt ist, mit Geld ¬ strafe bis zu 150 M. oder mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft. Dresden, am 13. September 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Kreher. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäft-bereiche de» Mtniftertnms der Ktnanzeu. Verwaltung der Zölle und Steuern. Befördert: der Bureauassistent Catper ,um Sekretär bei der Zoll- und Steuerdirektion, der Zollassistent vr. jur. Merkel zum Zoll- fekretär in Schandau, der RevisionSaufseher Hofmann zum Bureauassistenten bei der Zoll- und Steuerdirektion, der Revision-aufseher Pönitz zum Zollajsistentrn in Leipzig. — Versetzt: der Sekretär bei der Zoll- und Steuerdirektion Augustin in die Stelle des KontroleurS beim Zoll- und Steuer-WirthschaftSdepot. — Angestellt: der Lccessift Bischoff als Steueraufseher, die Viciseldwebrl Schwertfeger und Becker, sowie der vorm. Trompeter (überz. Sergeant) Siebert al» Vrenzaufseher. — Pensionirt: der Kontroleur beim Zoll- und Steuer-WirthschaftSdepot Heydler, der Zoll sekretär Morgner in Schandau. — Verstorben: der Revisionraufseher Appel in Dresden. I« Geschift-beretche «e« Mtutftertum« »e« Kalt»« aa» -ffentltche« Unterricht«. Erledigt: eine ständige Lehrerstelle in Roßwein. Kollator: der Stadlrat daselbst. Einkommen 1Ü00 M, steigt bi« «OVO M, einschließlich Wohn- ungSgeld. Gesuche sind bis zum S1 d Mt». beim Stadtrate in Roßwein einzureichen — Demnächst zu besetzen: die neubegründet» zweite ständige Lehre,stelle in Bö«dorf. Kol- lator: daS König! Ministerium des Kultu» und öffentlichen Unterricht«. Einkommen 1L00 M. JahreSgehalt und freie Wohnung. Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen, worunter auch ein musikalische» Prüfung»zeugniS erwünscht ist, wolle man bi» zum L. Oktober bei dem König!. BezirkSschulinspektor für Leipzig II Schulrat Zimmler einreichen. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Meldungen, die letzter Tage durch die Presse gingen, nahmen anläßlich der Reise des Kaisers Nikolaus von Rußland nach Darmstadt eine Be gegnung zwischen unserm Kaiser und dem Zaren in Aussicht. Nach einer jüngeren Nachricht hieß eS jedoch, diese Zusammenkunft würde aus rein äußer lichen Gründen sür den Augenblick nicht stattfinden und wäre für einen späteren Zeitpunkt Vorbehalten. Wenn der Aufschub der Begegnung nicht lediglich seinen Grund darin hätte, daß sich die beiderseitigen Reisedispositionen vorderhand nicht vereinen ließen, so würde es vermutlich nicht an Anstrengungen ge fehlt haben, auch diese Monarchen-Zusammenkunft in mehr oder minder erkünstelten Zusammenhang zu bringen mit der zur Zeit die politische Erörterung noch völlig bescherrschenden DreyfuS-Affaire. Der Spruch des Kriegsgerichts zu Rennes lautete auf abermalige Verurteilung des Angeklagten, und zwar zu zehn Jahren „äetentiou". Dieses zweite Urteil hat der französischen Regierung die Pflicht auf erlegt, der weiteren Erregung der Leidenschaften und namentlich einem dritten Skandalprozesse durch schnelle Abwickelung der ganzen Sache zuvorzukommen. Und zwar wird der wahrscheinlichste Ausweg, den Präsident Loubet und sein Ministerium einschlagen dürften, die völlige Begnadigung des Hauptmanns Dreyfus sein. Spricht doch bezeichnenderweise auch das „Journal de St. PüterSbourg" von Erwägungen der Menschlich keit, die jetzt in ihr Recht treten müssen. Es wird auch in gut unterrichteten Kreisen mit ziem licher Bestimmtheit angenommen, daß Dreyfus die Begnadigung annehmen wird, selbst auf die Gefahr hin, es mit den übereifrigen Leuten zu verderben, die in deutschen Blättern für seine „Ehre" das große Wort führen. Tritt der Gnadenakt in Wirksamkeit und er freut sich das arme Opfer der Teufelsinsel erst wieder Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 15. d. MtS.: „Marga rete." Oper in vier Akten Nach dem Französischen des JuleS Barbier und Michel Carrs. Musik von Charles Gounod. Gestern erschien in der Titelrolle der Oper als Gast Frl. Elsa Salvi, die damit ihren ersten Versuch auf der Bühne unternahm. Dieser fiel günstig auS und erweckte im Publikum lebhaften Beifall. Frl. Salvi verfügt über eine etwas dunkel gefärbte Sopranstimme, die in der Schule des Prof. Lamperti eine gute Durchbildung empfangen hat. Das Organ giebt nicht viel Ton her, wirkt nicht durch Glanz und spricht auch noch nicht gleich mäßig an, entwickelt aber Wohllaut und Weichheit des Klange», dem eine natürliche Wärme anhaftet. Ob die Sängerin doch mehr Ton produzieren kann, als e« gestern unter den besonderen Umständen de« ersten Auftreten« der Fall war, wird sich ja bald zeigen. Der Vortrag deutete mehrfach auf musikalische Veranlagung hin, an einigen Stellen im großen Liebesduett fehlte nicht der Ausdruck stärkeren Mitempfinden«. Anderseits gelangen in der Schmuckarie die Verzierungen nicht ganz korrekt. Die Frage nach der musikalischen Befähigung läßt sich ebenso wie die nach der darstellerischen im Anschluß an eine erste Leistung natürlich nicht bestimmt beantworten. Täuschte aber der gestrige Eindruck nicht, so halten wir eine Entwickelung der Anfängerin nach diesen Seiten hin für wahrscheinlich Als Faust wirkte in der gestrigen Vorstellung Hr. Gießen mit. Er gab eine sehr sorgfältig durchgebildete Gesangsleistung, deckte aber nicht die Ansprüche der Rolle an stimmliche Schönheit. Al» Siebel erschien für da« erkrankte Frl v. Chavanne Frl. Nast, die sich schon früher al« eine im Gesanglichen sehr geeignete Vertreterin dieser Pattie erwiesen hatte P. Tie Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899. XXI. Die graphischen Künste. Die Abteilung der graphischen Künste, die der Katalog an dritter Stelle aufsührt, und die in den Sälen 26 bi« 28 untergebracht ist, bildet keineswegs, wie das sonst so häufig der Fall ist, einen nebensächlichen Anhang der Ausstellung, den man unbeachtet lasten kann. Im Gegen teil, sie kann als einer ihrer Ruhmestitel angesehen werden, da sie ungemein reichhaltig beschickt und, was noch mehr ist, vollständig ausgesucht und wohlgeordnet ist, ein Ver dienst, das ihr Leiter, der Direktor de« König!. Kupferstich- kabinetts, Prof. vr. Max Lehrs, für sich beanspruchen darf. Es ist ihm gelungen, die Fülle von Einzelblättern und Serien so aufzuhängen, daß da« Auge bei ihrer Be- trachtung nicht zu rasch ermüdet, was auf geschickte Weise dadurch erreicht worden ist, daß die kleineren Aquarelle und Pastelle, sowie die Handzeichnung auf dieselben Räume verteilt wurden. Sie können deshalb auch in unserem Bericht nicht streng voneinander gesondert werden, und zwar um so weniger, weil vielfach dieselben Künstler auf den verschiedenen Gebieten der Griffelkunst gleichmäßig vertreten sind Einzelne Arbeiten hoben wir überdies be reits im Zusammenhang mit der Besprechung der Bilder hsrvorgehoben und brauchen deshalb hier nicht mehr auf sie zurückzukommen Mit wenig Ausnahmen enthält die graphische Ab teilung nur Originalwerke. Die ganze Maste von Re produktionen älterer oder neuerer Bilder, die sich sonst in den graphischen Abteilungen unserer Ausstellung breit machte, ist von vornherein auSgeschiedcn worden. Mit vollem Recht Die Zeit ihrer Blüte ist heute, wo das photographische Reproduktion-verfahren so unendlich reich entwickelt ist und auch höhere künstlerische Ansprüche zu befriedigen versteht, längst vorüber Man kann sich vor stellen, daß jene reproduktive Kunst über kurz oder lang der goldenen Freiheit, so wird das Lärmen der Dreyfus-Presse aller Länder allmählich weniger be täubend werden und schließlich ganz einschlafen. Die Kabinette von Berlin und Paris aber werden mit Genugthuung feststellen, daß ihre amt lichen Beziehungen, namentlich durch Deutschlands loyale- Verhalten in der Dreyfus-Sache, vor Schaden gewahrt geblieben, daß sie weiterer Entwickelung fähig sind und daß der Jubel der englischen Presse über das Wiederaufleben der alten Feindschaft zwischen den beiden wichtigsten Kulturvölkern des europäischen Festlandes lediglich als WarnungSruf gewirkt und zum rechtzeitigen Einlenken gemahnt hat. Noch sei einer besonderen Ansicht über das letzte Geheimnis der ganzen Dreyfus-Geschichte hier kurz ge dacht, weil sich möglicherweise weitere Erörterungen daran knüpfen könnten. Die „Hamburger Nachrichten" haben wiederholt mit großer Bestimmtheit darauf hin gewiesen, daß der Hauptmann Dreyfus sich allerdings der Auslieferung militärischer Geheimnisse Frankreichs schuldig gemacht habe, nur nicht an Deutschland, son dern an Rußland. Da die „Hamburger Nachrichten" sich guter russischen Beziehungen erfreuen, überdies in allem, was unseren östlichen Nachbar berührt, vor sichtig zu sein pflegen, und da gleichzeitig dieselben Behauptungen über die Beteiligung des russischen Militärbevollmächtigten Baron Fredericks an der DreyfuS-Sache auch in englischen Blättern aufgetaucht sind, die sicherlich mit den „Hamburger Nachrichten" nicht unter einer Decke stecken, — so wäre eS viel leicht doch möglich, daß hier rin bisher stets um gangener Hauptpunkt der großen Affaire berührt würde Für das amtliche Deutschland ist diese im übrigen erledigt, nachdem die Erklärung des „Reichs- anzeigers" ihren Zweck, für tun Fall einer erneuten Verurteilung unsere Politik von jeder Verantwort lichkeit, auch der rein moralischen, bei der öffentlichen Meinung aller Kulturstaaten zu entlasten, glänzend erfüllt hat. Wenn aber einzelne deutsche Blätter diese Kundgebung so auslegen wollten, als sei danach Dreyfus in jedem Sinne als schuldlos zu betrachten, so möchten wir doch nochmals betonen, daß der „Reichsanzeiger nur den strafbaren Verkehr des verurteilten Haupt manns mit Deutschland in Abrede gestellt hat. Darüber hinaus ist man in den amtlichen deutschen Kreisen für die „völlige Unschuld" des Dreyfus nie mals eingetreten und ist deshalb auch durch die Wiederverurteilung nicht gar sehr überrascht worden. In unserer demokratischen Presse hat sich auch die Ansicht breit zu machen gesucht, Deutschland müßte das, wie gesagt, für die Regierung keineswegs un erwartete neue Urteil als eine Beleidigung empfinden. Das wird natürlich zur größeren Ehre dcS Hrn. Alfred Dreyfus behauptet. Jedenfalls soll es uns mit Ge nugthuung erfüllen, wenn dies fein entwickelte natio nale Ehrgefühl auf der demokratischen Seite unserer Volksvertretung auch dann anzutrcffen sein wird, wenn es sich wieder einmal um Forderungen zur Erhöhung unserer Wehrmacht zu Lande und zu Wasser handelt. In der Abwickelung der Komplott-Angelegenheit hat sich kaum etwas Neues im Laufe der Woche zu getragen. Wiederholt wurde versichert, daß die Ver schwörer, die im royalistischen und antisemitischen Lager besonders zu finden wären, mit allem Nach drucke verfolgt werden sollten. Tie Verhandlung vor dem Staatsgerichtshofe soll nächsten Montag beginnen. — „Fort Rue Chabrol" hatte sich bis Ende der Woche noch nicht ergeben. Hr. Guerin führte nach wie vor ein großes Wort. Da etliche Personen in der „Fest ung" erkrankt sein sollten, erlaubte die Behörde den Zutritt eines Arztes. Die Pariser haben inzwischen gänzlich aufgehört, die Geschichte noch amüsant zu finden. In Südafrika haben die Hoffnungen auf Be- voUstänvlg enivryn weroen kann, zumal ihre Herstellung, namentlich soweit der Kupferstich in Betracht kommt, in den meisten Fällen viel zu langwierig und kostspielig wird Um so glänzender hat sich die Originalradierung entwickelt. Sie zieht heutzutage da« Interesse der Sammler am meisten auf sich und bietet den Künstlern willkommene Gelegenheit, ihre Einfälle rasch zu vervielfältigen, gestattet ihnen auch, ihrer Phantasie freieren Lauf zu lassen, als dies im Oelbild der Fall ist. Neben der Radierung aber hat sich in jüngster Zeit die Künstlerlithographie mit überraschender Schnelligkeit entwickelt, sodaß wir bereit« eine lange Reihe von Arbeiten auf diesem Gebiete aufführen können, die sich vorzüglich al« Zimmerschmuck eignen, und die wegen ihrer verhält nismäßigen Billigkeit auch für die Kreise der Minderbe mittelten erreichbar sind. Am wenigsten hat sich dagegen der Holzschnitt bisher an der modernen Bewegung der graphischen Künste beteiligt. Als Tonschnitt reich ent wickelt und vielleicht bereits aus der Höhe seiner Leistungs fähigkeit anzekommen, ist diese billigste und volkstüm lichste unter den älteren Reproduktionsarten gegenwärtig ganz in die Hände zünftiaer Holzschneider, die sich er klärlicherweise gegen die Wiederaufnahme de« Original- holzschnitteS wehren und die Versuche, die Künstler wie Felix Dalollon, Otto Eckmann, Veldheer, Nicholsen, E R Weiß und namentlich Peter Behren« nach dieser Richtung hin gemacht haben, als dilettantisch verwerfen Man wird diesen Widerstand leicht begreiflich finden und zugeben müssen, daß sich die Bestrebungen, die auf die künstlerische Hebung unsere« Buchschmuck« durch den Linienschnitt abzielen, noch immer im Stadium de« Versuche« befinden Auch erscheint eS bedenklich, auf die An fänge de« unentwickelten Holzschnitte« zurückzugreifen und absichtlich ähnliche Wirkungen erzielen zu wollen, die ur sprünglich nur die Folge primitiven Können« U"d unzu länglicher Mittel waren. Wer beim Klavierspielen nur die linke Hand gebrauchen wollte, obwohl er über zwei gesunde Hände verfügt, würde mit Recht für einen Narren seitigung der Kriegsgefahr, die schon unheimlich nahe gerückt war, neue Kraft gewonnen Ter Inhalt der auf Grund der Beschlüsse des englischen Ministerrats vom 8. September nach Pretoria gesandten Mitteil ungen war frei von Drohungen gegen Transvaal. Die Forderung der britischen Oberherrschaft in ganz Südafrika trat hinter eine mehr sachliche Behandlung einzelner Streitpunkte zurück. Dadurch hat die Boeren- regierung die Möglichkeit erhalten, auch ihrerseits die Bestreitung der englischen Vormachtsrechte einstweilen stillschweigend fallen zu lassen. Es wäre auf diese Weise der Hauptanlaß zu der auf beiden Seiten herrschenden Erregung der Gemüter beseitigt und die Fortsetzung deS Meinungskampfes auf friedlichem Wege gesichert. Ein in Berlin erscheinendes sozialisti sches MontagSblatt wollte schon in gewissen Urlauber- Einberufungen unserer Marine ein Zeichen sür den unmittelbaren Ausbruch eines südafrikanischen Krieges erblicken. DaS ist natürlich reine Phantasie. Ueber den zu Belgrad sich abspielenden Hoch verratsprozeß sind ziemlich eingehende Berichte über Wien hierhergelangt. DaS Vorgehen der serbi schen Regierung in diesem Prozesse, der leicht in ein blutiger Strafbericht über' die Häupter der Rußland ergebenen serbischen Radikalen auSarten könnte, hat die Kabinette von Wien und St. Petersburg wieder einmal genötigt, das über die Aufrechterhaltung des Gleichgewicht- auf dem Balkan getroffene Abkommen durch Thaten zu bekunden. Unstreitig ist au» dem Gefühle dieser Notwendigkeit die förmliche und ernste Warnung hervorgegangen, die das Wiener „Fremden blatt" an die zur Zeit in Serbien regierende Partei und damit auch an die Adresse König Milans und seines Sohnes selbst gerichtet hat. Zur Zeit erscheint es aber noch ungewiß, ob Serbien eS verstehen wird, seine Haltung so einzurichten, daß sowohl die öster reichischen Wünsche, als auch die russischen Empfindlich keiten die ihnen gebührende Berücksichtigung zu finden vermögen. Von bedeutsamen Ordensauszeichnungen muß die Verleihung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler an den Kronprinzen von Japan verzeichnet werden. Sie enthält einen erneuten Hinweis auf den Erfolg des Besuches des Prinzen Heinrich von Preußen am Hofe des Mikado und auf die Wiederherstellung der freundschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu dem Reiche der aufgehenden Sonne. Es spricht für die Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit unserer aus wärtigen Politik, daß sie es verstanden hat, jene Ver stimmung, die in den leitenden Kreisen Tokios nach der Mitwirkung Deutschlands im sogenannten ostasiatischen Dreibunde anfänglich eingerissen war und von England genährt wurde, allmählich bis auf den letzten Rest verschwinden zu lassen. — Auch in China stehen zur Zeit besondere Hindernisse der Ausbreitung unserer wirtschaftlichen Interessen nicht entgegen. Die vom „Ostasiatischen Lloyd" gemeldeten Einzelheiten über angebliche neue Unruhen und Gewaltthätigkeiten in Schantung haben keinerlei amtliche Bestätigung erhalten. Was unsere Stellung auf Samoa betrifft, so wollen wir heute nur den Wunsch auSsprechen, daß die durch den Verlauf der TreyfuS-Sache in den weitesten Kreisen deS Auslandes geweckte Einsicht in die Loyalität der deutschen Politik sich ebenso in Eng land bei der Beurteilung unseres Verhaltens in der Südsee-Frage geltend machen möge. Ein auch vom britischen Standpunkte durchaus cinwandsfreier Beob achter, der nach Apia entsandte „Times"-Bericht erstatter Leigh, hat dem Benehmen unserer Lands leute auf Samoa während der jüngsten Unruhen ein Zeugnis ausgestellt, wie wir kS uns nicht besser wünschen können. Vielleicht gelingt es Hrn Leigh, die von ihm in Samoa gesammelten Erfahrungen gehauen weroen. Hüten wir un«, unsere-Vorliebe für da» Besondere und Ungewöhnliche so weit zu treiben, daß wir ähnliche Narrheiten auf dem Gebiete der bildenden Kunst, deren Spuren sich bereit» bemerklich machen, durch unsern Beifall unterstützen. Die Anordnung, die Lehr» für die graphische Ab teilung getroffen hat, gruppiert die verschiedenen Arbeiten in der Hauptsache nach den Plätzen ihrer Erzeugung. Den Anfang machen im Saale Nr. 26 die Dresdner Graphiker, die nicht nur ziemlich vollständig, sondern teilweise sogar glänzend vertreten sind. Da wir die im Saale Nr 9 zu einer Sonderausstellung vereinigten Zeichnungen und Radierungen Richard Müller», deS technisch am meisten fortgeschrittenen unter den Dresdner Graphikern, bereit« gewürdigt haben, müßen wir heute Georg Jahn in Loschwitz an erster Stelle nennen Die Arbeiten diese« noch sehr jugendlichen Künstler» berechtigen zu den schönsten Hoffnungen Er ist zunächst ein ganz vorzüglicher Zeichner, der mit der größten Sorgfalt ar beitet und namentlich im Bildnis Vorzügliche» leistet Seine Porträts deS Maler» Max Pietschmann und de» Maler» Walter Besig (Nr 609 und 610) sind von geradezu un übertrefflicher Aehnlichkeit. Als Radierer hat er sich eine Technik zu eigen gemacht, die mit derjenigen dcS unver geßlichen Stauffer Bern große Verwandtschaft zeigt Da« Bildnis seiner Mutter (Nr. 934) steht in seiner wunderbar weichen Au»führung unter seinen diesmaligen AuSstellung«- blättern entschieden obenan, aber auch in der ebenso sorgfältig gearbeiteten „Sirene" (Nr 939), in dem träumerischen „Frauenkopf" (Nr 938) und in dem „Weiblichen Akt" (Nr 940), der am meisten an Stauffer- Bern« Art erinnert, erweist er sich als ein geschmackvoller Künstler von ernstem Streben. In seiner Lithographie eines „alten Kirchhof«" (Nr. 941) lehnt er sich ziemlich nahe an die Auffassung Otto Fischer« an, dessen stilisierte Landschaften zuerst durch da« „Vierteljahrtheft deS Verein« bildender Künstler
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