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Dresdner Journal : 06.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-06
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 06.09.1899
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Bezugspreis-. Kür Dre-den vierteljährltchr « Mark SO Pf, bei den kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb de- Deutschen Reiche- Post- und Stempeljuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pp Erscheine» r Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abend-. Sernspr..«nschlub:Nr.irvS. Dresdner M Jourml. Autkn»ig«n,o,ebü»rk«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift -0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernjatz entsprechender Ausschlag. Her««»,eher: Königliche Expedition de- DreSdner JournalS Dretden, Zwingerstr. SO. Fernspr-Anschluß: Nr. Iststst. ^207 18SV Mittwoch, den 6. September abends. Amtlicher Teil. Dresden, 6. September. Se. Majestät der König sind gestern abend 11 Uhr nach Stuttgart gereist. Nichtamtlicher Teil. Deutsche und englische Arbeiterdlrhältniffe. Unsere Sozialpolitiker lieben e- besonder-, unS eng lische Verhältnisse und Einrichtungen zur Nachahmung zu empfehlen und dabei England als sozialpolitischen Muster- staat hinzustellen. Wie wenig zutreffend diese Hinweise oft find, zeigt ein Blick auf die gesetzliche Arbeitcrfürsorge in beiden Ländern. Niemand kann leugnen, daß der deutsche gesetzliche Arbeiterschutz in der Versicherung gegen Krankheit, Unfall, Invalidität und Alter und in Beziehung auf Kinderarbeit dem englischen weitaus überlegen ist. Erst kürzlich wurde in dem englischen Parlament wieder ohne wesentlichen Erfolg über die Zustände der Kinder- au-beutung debattiert. Diese- Alter ist in England zwei Jahre geringer al» in Deutschland und vergeblich trat der englische Unterricht-minister für eine Erhöhung «in Die Gefahr der Kinderarbeit, der man bei uns immer mehr zu steuern sucht, in der richtigen Erlenntni«, daß sie auf Kosten der körperlichen und geistigen Gesund heit der arbeitenden Klaffen erfolgt, und dem deutschen Volke Nachteile zufügt, die sich gar nicht in Geld aut- drücken lassen, daß die Vorteile der Industrie in gar keinem Verhältnisse zu dem Schaden stehen, den die Kinderarbeit anrichtet, hat man also in England noch nicht erkannt. Nan wird zwar behauptet, daß sich in England von selbst die Fabrik- und Arbeit-Verhältnisse der Arbeiter günstiger gestaltet hätten als bei un». Bei der hoch entwickelten Industrie und der länger und bester organi sierten Arbeiterschaft sei eine gesetzliche Regelung gar nicht notwendig gewesen. Daß man m,t dieser Behauptung zu weit gegangen ist, ergiebt sich aber einmal au- dem folgenden Bericht eine« englischen Arbeiterführer« über die deutsche Industrie und die Lage der deutschen Arbeiterschaft, den der Generalsekretär des englischen Maschinenbauer - Ge- wrrkoerein», Barne«, seinem Verein über die Ergebnisse einer Reise erstattet, die er im Juni d. Js. nach Deutsch land zum Studium der Arbeitsoerhältniste unternommen hat Der Bericht wird in dem „Amalgamated Engineers' Monthly Journal" veröffentlicht. Hr. Barnes besuchte u. a in Düsseldorf, Berlin, Augsburg, München und Chemnitz die bedeutendsten Maschinenfabriken. „Ein oder zwei Züge', jo sagt er, „die allen deutschen Werkstätten gemein sind, mögen hier zuerst angemerkt werden. In erster Linie ist der Schutz der Arbeiter gegen Unfälle und die Fürsorge für ihre Bequemlichkeit viel vollkommener als in England; die ArbeitSräume sind geräumig und reinlich. DaS mag zu einem gewissen Grade der Regierungsaussicht und den Unfall- und sonstigen Versicherung-gesehen zuzuschreiben sein; aber ich neige der Ansicht zu, daß vieles aus der frei willigen Initiative der Unternehmer entspringt Ich sah viele Dinge über die Anforderungen des Gesetzes hinaus, die in England einfach ihres Gleichen nicht haben Ein anderer gemeiniamer Zi g ist das moderne Aussehen der Werkstätten und die erstklassige Ausstattung derselben. Ueberall sieht man neue Fabriken im Bau begriffen und die meisten, die ich be suchte. wurden vergrößert. Ueberall wurden neue Maschinen montiert, und diejenigen, die im Gange waren, trugen daS Datum der letzten Jahre. Und endlich ist ein nicht minder allen Werkstätten gemeinsamer Zug die bequeme Art, in welcher die Leute ihre Arbeit verrichten Obgleich Akkordarbeit allgemein ist (?), sah ich doch nirgendwo nervöse Hast. In den meisten Fabriken waren Kantinen oder andere Vorrichtungen für Er frischungen während der Arbeit. WaS die Arbeitszeit und die Arbeitslöhne anbelangt, so halten sie natürlich den Vergleich mit den englischen Verhältnissen nicht aus, aber der Unter schied ist doch nicht so groß, al- man hier allgemein vermutet. Und wenn man die Pausen sür Kaffee und Vesper in Ab rechnung bringt (welche in England nicht existieren», so ist eS zweiselhast, ob die thatsächliche Arbeitszeit in Deutschland länger ist alt in England. Kunst und Wissenschaft. Vom Tod und Sterben. Die Frage, wa« der Tod ist, ist ebenso schwer zu beantworten wie die Frage nach dem Wesen des Lebens. Der Begriff de« Tode« ist für den Menschen kaum zu erfassen, gewöhnlich versteht man darunter nicht« anderes als „das Ende deS Lebens". Eine wirklich einheitliche Erklärung haben auch die Gelehrten für den Tod noch nicht gefunden. WeiSmann, der berühmte deutsche Biolog, nennt ihn den definitiven Stillstand des Leben«; andere verstehen schon unter dem Stillstand des Herzens den Tod, was aber ohne Zweifel weniger begründet ist, da zugleich mit dem Herzen noch nicht alle Teile des Körpers abgestorben find und, um nur eins zu nennen, z. B. die Mutkelerregbarkeit noch bestehen bleibt. Auch über die eigentliche Ursache de« Tode« bestehen größere Meinungs verschiedenheiten, al« man glauben sollte. Man weiß aller dings, daß alle Menschen sterben müssen, aber auch diese Erkenntnis ist nur eine Folge der täglichen Erfahrung; den eigentlichen Grund verstehen wir nicht, obgleich man selbstverständlich nach Erklärungen gesucht hat. Goethe faßte den Tod al» eine durchaus notwendige Folge de« individuellen Leben» auf, und er hielt gerade die Fort- Pflanzung de« einzelnen Leben» für die Ursache de» Todes und diesen selbst für einen Kunstgriff der Natur, um immer neue» und frische» Leben zu haben Wei«mann hält diese Anschauung nur in besonderen Fällen inner- halb de» Tierlebcn« für richtig, z B. sür die Bienen, bei denen da» Männchen infolge der mächtigen Nerven erregung nach der Begattung der Königin stirbt, oder auch sür die Schmetterlinq-familie der Sackspinner, bei denen die Weibchen an Erschöpfung sterben, nachdem sie ihre Eier ge legt haben In der That giebt e» ja in der Natur bei den kleinsten einzelligen Lebewesen eine Unstertlichkeit, da Barne» betont unter anderem weiter, daß, während noch in den siebziger und achtziger Jahren in deutschen Fabriken die besten ArbeitSmaschinen englischer Herkunft waren, jetzt solche kaum mehr zu finden seien; alle modernen ArbeitSmaschinen seien deutscher Herkunft, nur die aller- modernsten stammten — au» Amerika! Barne» ist eng lischer Sozialist; sein Bericht, zu dem „Daily Chronicle" bemerkt, e» gehe klar daraus hervor, daß da» Empor kommen der deutschen Industrie nicht auf der Ausbeutung der Arbeiter, sondern auf der geistigen Tüchtigkeit der Industriellen beruht, und der ein Ehrenzrugni» sür die deutsche Industrie ist, steht im krassesten Gegensatz zu den hetzerischen Entstellungen seiner deutschen sozialdemokratischen Gesinnungsgenossen. Einen weiteren Beweis für die Unrichtigkeit der oben erwähnte» Behauptungen bildet aber die Thatsache, daß man in England gegenwärtig mit Vorbereitungen zu einer Altersversorgung beschäftigt ist. Der erhöhte Eifer, den man dort seit dem Zustandekommen de« deutschen AlterS- und Invalidenversicherung»^^?« entfaltet, zeigt, daß die deutsche Sozialgesetzgebung auch auf England nicht ohne Einfluß geblieben ist, und daß die hochentwickeltste Industrie und bestorganisierteste Arbeiterschaft die gesetzliche Regelung nicht verüberflüssigen können. Dem englischen Entwürfe liegt da» dänische Alter«- versorgungSgesetz zu Grunde. Er stimmt zunächst mit dem dänischen Gesetz darin überein, daß der Staatsbürger zu keinen direkten Beiträgen zu einem zu schaffenden AtterSversicherungSfond« verpflichtet ist. E» liegt nur eine Verpflichtung zur Führung eine» Beweise» vor, daß der Betreffende de» Empfangt» einer Alter»- rente bedürftig und würdig ist Al» Bedingung zur Erlangung einer Altersrente ist nur vorgeschrieben: der Besitz der englischen Staatsbürgerschaft, da» erreichte 65. Lebensjahr und ein von Gesängni»- und Zuchthaut strafen freie» Leben während der letzten 20 Jahre. Ferner darf der um eine Altersrente Ansuchende während der letzten 20 Jahre, von Ausnahmen abgesehen, keine Armen unterstützung erhglten haben. Da» Einkommen de« Be treffenden aus verschiedenen Quellen darf 10 Schill, in der Woche nicht übersteigen, ferner muß er sich nach besten Kräften bemüht haben, sich und den Seinen einen Lebens unterhalt zu verschaffen. Bei den Friedensrichtern liefen gedruckte Formulare auf, in welche der Gesuchsteller ferne Angaben einträgt und mit einer eidlichen Erklärung unter zeichnet. In jedem Armenbezirk wird eine Alters- versoryungsbehörde eingesetzt, der diese Gesuche zugehen und dre über sie zu entscheiden hat. Diese Behörde wird zu einem Teil aus der Armenbehörde gewählt, die sechs bis zwölf Mitglieder dahin entsendet. Die anderen Mit glieder der AlterSversorgungSbchörde gehen ou« der Wahl der verschiedenen öffentlichen Körperschaften des Bezirks hervor, sodaß diese Behörde keineswegs den Charakter eine« AuSschuffe« de» Armenamtes erhalten soll. Die Alterspension wird stets nur für drei Jahre bewilligt, nach deren Verlauf ein neue» Gesuch eingereicht werden muß Der Betrag der Rente richtet sich nach den Kosten de» Lebensunterhalts in den verschiedenen Bezirken, bleibt jedoch innerhalb der Grenzen von fünf bis sieben Schill, in der Woche. Ausbezahlt wird die Alters pension durch die Postämter Die Kosten der Alters versorgung werden vom Bezirke und vom Staate gedeckt. Hauptträger derselben ist der Bezirk; der Staat leistet zu den au» diesem Gesetze den Bezirken erwachsenden Lasten einen Zuschuß, der nach der Bevölkerungszahl der Bezirke bemessen wird, die Hälfte der Kosten jedoch nicht über schreiten darf. Da» sind die Grundzüge des englischen Gesetzes, das sich vom deutschen Fundamente darin unterscheidet, daß es nicht auf einem durch fortgesetzte eigene Beiträge erwor benen Rechte auf eine Altersrente aufgebaut ist, sondern den Charakter der Armenversorgung im wesentlichen bei behält. Dem gegenüber liegen die Vorteile unserer Gesetz gebung auf der Hand, die dem Arbeiter seine Rente nicht als eine Liberalität empfinden läßt, sondern sie ihm als sein gutes Recht zumeist. Wir wollen hier nicht unerwähnt lasten, daß der Ausbau der Arbeiterversicherung mit der Novelle zum Jnvalidenversicherungsgesetz vom 15. Juni d I«. wieder einen guten Schritt vorwärts gethan hat. Dadurch ist es den JnoalidenversicherungSanstalten nunmehr gestattet, auf Vorschlag der Regierungen schon nach Jahr, nicht wie bisher erst nach einem Jahr vorübergehender Erwerbs unfähigkeit die Rente zu gewähren Da nun bekanntlich die zur Durchführung de« KrankenverficherungSgesetze« be stehenden Kasten verpflichtet sind, 13 Wochen ('-» Jahr) lang für einen kranken Versicherten zu sorgen, so wird durch diese Novelle die Kluft zwischen Kranken- und In validenversicherung bi» auf einen Zeitraum von Jahr überbrückt In Zusammenhang mit dieser Erweiterung der Be- fugmffe der Versicherungsanstalten steht die vom Reichs tage gegebene Anregung durch eine Novelle zum Krankenversicherungsgesetze die Leistungen der Kranken- Versicherung auf 26 Wochen zu erstrecken, so daß dann die beiden Versicherungen regelrecht ineinander greifen können Al« weiterer Fortschritt ist auf diesem Gebiete der Präventive — und die Verhütung der Invalidität ist wertvoller al« die Fürsorge sür die Invaliden — anzu führen die umfassende Ausgestaltung de» Recht» der Versicherungsanstalten (ßZ 12, 12»—ck), ein Heilverfahren sür solche Versicherte einzuleiten oder zu übernehmen, deren Krankheit sich zur Invalidität zu entwickeln droht Während früher von der Anstalt nur für jene Versicherte em Heilverfahren eröffnet werden konnte, die der Kranken versicherung nicht unterlagen, besteht jetzt da» Recht uneingeschränkt gegenüber allen der Invalidenversicherung unterliegenden Personen mit der Maßgabe, daß sich die Anstalten zur Durchführung de» Heilverfahren» der Krankenkaffen bedienen können. Mit diesen Neuerungen gewinnen di« Verficherungs- anstalten immer mehr die Möglichkeit, ihre reichen Mittel in den Dienst einer ausgedehnten planmäßigen Volks- Hygiene zu stellen Die EntwickelungSgeschichte der englischen dHeucki^ kooiotivs und Dracks Varons, der französischen soeiötS» ck« seeours wubnels und s^näioats Professionals bestätigt ebenso wie diejenige der deutschen HilfSkoffen und Gewerk schaften die Erfahrung, daß auf dem Gebiete der Arbeiter- Versicherung durchgreifende Erfolge im Wege freiwilliger Fürsorge, wie sie heute noch in England, Frankreich und anderen Ländern üblich ist, nicht zu erreichen sind. Lediglich auf dem Gebiete de» einfachen Unterstützungs wesen«, wo e» sich um mehr vorübergehende Leistungen, wie Krankengeld, BegräbniSbeihilfe, Wöchnerinnen- und Familienunterstützung rc handelt, haben diese Vereine im Wege der Selbsthilfe nennenswerte Erfolge erzielen können, weil solche Leistungen einerseits nicht über ihre Kräste hinausgehen und anderseit« keine rechnerischen Schwierig keiten bieten. Ganz ander« aber liegt die Sache, so bald das Gebiet der Rentenversicherung, da« heißt der dauernden Unterstützungsfälle betreten wird, da diese Aufgaben einerseits erfahrungsgemäß die finanziellen Kräfte der Arbeiter allein übersteigen, anderseits ein dauernd geordnetes Kastenwesen, das heißt vcrfichcrungS- technische Grundlagen zur Voraussetzung haben Und die Rentenversicherung, das heißt eine sichere Fürsorge in dauernden Notfällen, ist gerade der Angelpunkt der modernen Arbeiterversicherung. Diese Erfahrungen und Erwägungen haben in England in neuerer Zeit wiederholt zu parlamentarischen Erörter ungen und Gesetzentwürfen geführt, welche die alten Bahnen verlasten wollen und sich auf den Boden der bei uns bereit» erprobten staatlichen ZwangLversicherung stellten. Obwohl die Umwandlung der Anschauungen in England nur sehr langsam vor sich geht — ein Zeugnis dafür bildet dec oben mitgeleilte englische Entwurf zu einem Altersversicherungsgesetze —, so wird England ebenso wie die anderen zivilisierten Völker doch in ab sehbarer Zeit den Anforderungen der modernen Sozial politik Rechnung tragen müssen und seiner Arbeiterschaft die großen Wohlthaten einer Zwangsversicherung auf die Dauer nicht entziehen können. Die deutsche Arbeiterschaft hat daher alle Ursache, den verbündeten Regierungen dankbar zu sein, die au» eigenem Antriebe weder Mühe noch Kosten gescheut haben, ihre materielle Lage zu verbessern und unablässig daraus be dacht sind, den in der Allerhöchsten Botschaft Kaiser Wilhelms I. vom 17. November 1881 angeregten Be strebungen durch eine gesunde Fortentwickelung der Sozialgesetzgebung neue und weite Bahnen zu eröffnen. Daß man die wohlthätige Wirkung der deutsche« Arbeitergesetze auf die deutsche Industrie auch in England nicht unterschätzt, geht aus einem Berichte de« auswärtigen Amt« in London von dem britischen Generalkonsul Sir Charles Oppenheimer in Frankfurt a. M. hervor, der darüber sich folgendermaßen auSläht: „Ein nicht voreingenommener Beobachter wird den Eindruck gewinnen, daß die deutsche Industrie durch die Arbeitergesetzgebung schwerlich irgend welchen Schaden er litten hat Diese Gesetze haben die soziale Stellung der arbeitenden Klaffen gehoben, haben bei dem Arbeiter da« Vertrauen in die Zukunft gestärkt und haben ihn dadurch entschieden fähiger gemacht Wenn die deutsche Industrie einen beträchtlichen Aufschwung zeigt, so ist sie durch diese an die Arbeiter abgegebenen Beträge nicht gehemmt, sondern, im Gegenteile, gefördert worden. Der deutsche Arbeiter war ehemal« im Vergleiche mit dem englischen Arbeiter in Bezug auf Leben«haltung, Brauchbarkeit und Fähigkeit weit zurück. Wenn dieser Unterschied jetzt über wunden ist, f» mag da« zum Teil in der strengen Dis ziplin liegen, welcher er sich in der harten Schule de» Militärdienste« unterziehen muß, zugleich aber auch darin, daß der Arbeitgeber gesetzlich gezwungen ist, in Gepalt von Versicherungsbeiträgen den Anteil deü Arbeiter« am Produktionsgewinne zu vermehren " Tazeszeschichte. Tre-fte«, 6. September. Ihre Majestät die Königin unternahmen heute in Begleitung der Hof damen Gräfin Reuttner v Weyl und Frl. v. Naunen- dorff, sowie de» Oberhofmeisters, Wirkt. Geh. Rate» v. Malortie, Excellenz, von Pillnitz aus zu Wagen eine Partie nach dem Königl. Iagdhause Rehefeld. Die Rückkehr Ihrer Majestät nach Pillnitz steht morgen in den Abendstunden zu erwarten Das Königl. Hoflager wird Montag, am 11. d. Mts. von Pillnitz nach Moritzburg verlegt, woselbst Ihre Majestäten der König und die Königin einen etwa vierzehntägigen Aufenthalt nehmen werden. Dresden, 6. September. Der Sächsische Eisenbahn rat trat am 5. September zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen Den Vorsitz führte sür den be urlaubten Generaldirektor der Staatseisenbahr.cn Hrn. v. Kirchbach der Abteilungsvorstand der Generaldirektion Hr Oberfinanzrat Gasterstädt. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Antrag der Generaldirektion der Königl. Bayerischen StaatSeisendahnen m München, der bei der ständigen Tariskommission der deutschen Eisenbahnen und dem AuSschuffe der VerkehrSintercffcnten gestellt worden und der darauf gerichtet ist, die Artikel Mehl und MühlenfabrikateauSdem niedrigeren Spezial tarif I in die höhere, allgemeine Wagenladungsklaffe zu versetzen. Die Königl Preußische Eisenbahndirektion in Breslau und die Großherzogl. Generaldirektion der Badi schen StaatSeisendahnen, als referierende und korreferierende Verwaltungen, empfahlen der Tariskommission und dem AuSschuffe, den bayerischen Antrag abzulehnen Die An gelegenheit hatte den Sächsischen Eisenbahnrat bereit» wiederholt beschäftigt und war von ihm seinem ständigen AuSschuffe zur Vorberatung überwiesen worden. Dieser Ausschuß unterzog die Frage einer gründlichen Beratung in einer am 27. Juli abgehaltenen Sitzung und einigte sich schließlich, darüber abzustimmen, ob der Ausschuß dcm Eisenbahnrate empfehlen wolle, sein Gutachten dahin ab zugeben, Mchl und Mühlenfabrikate aus dem Spezial iarif I nach der allgemeinen Wagenladungsklaffe zu ver setzen Diese Frage wurde bei der Abstimmung mit drei Stimmen bejaht und mit ebensoviel Stimmen verneint In der Sitzung am 5. d. MtS nahm nun der Eisenbahnrat zu nächst Kenntnis von den Verhandlungen und ihrem Aus gange im Ausschuß und gab dann nach langer Debatte seine gutachtliche Meinung dahin ab, daß er die schon im Ausschuß zur Abstimmung gestellte Frage, ob Mehl und Mühlenfabrikate aus dcm Spezialtarif I nach der Allge meinen Wagenladungsklaffe versetzt werden möchten, mit 9 von 15 vertretenen Stimmen verneinte und sich so mit mit einer Mehrheit von 3 Stimmen gegen die Verteuerung der Mehlfrachten auSsprach. Unter Hinweis jedes Emzelwesen rntotge jemcr Fortpstanzunz vurcy Teilung in seinen Nachkommen leibhaftig fortlebt, sodaß e« in dieser Tierklaffe keine Leichen giebt. Bei der Her ausbildung der höheren Tiere aber behielten nur die Fortpflanzungsorgane die Unsterblichkeit, während die eigentlichen Körperzcllen hinfällig werden mußten, da sie für die Erhaltung der Art nicht mehr notwendig waren. UebrigenS kann man auch den Tod nach Arten einteilen. Bekannt ist die Unterscheidung zwischen natürlichem und unnatürlichem Tode, wobei man unter dem natürlichen Tode eigentlich nur da» Ableben infolge der Erschöpfung aller Lebenskräfte verstehen muß, während dcr unnatürliche Tod entweder durch Krankheit (im Gegensatz zur Alters schwäche) oder durch gewaltsame Ereignisse erfolgt Vom physiologischen Standpunkte unterscheidet man drei Todes arten: den Tod durch mangelhafte Ernährung, wie Hungertod, Dursttod und Altersschwäche, den Tod durch Mangel an Zufuhr sauerstoffhaltigen Blutes (Verblutung, Erstickung, verschiedene Arten der Vergiftung, zum Bei spiel durch Kohlenoxyd, das den Sauerstoff aus dem Blute treibt rc), endlich den Tod durch Verhinderung der notwendigen Wirkung de« Sauerstoffs (übermäßige Er höhung oder Erniedrigung der Körpertemperatur, al« Hitzschlag und Erfrieren). Einem ähnlichen Gedanken gange kann man sich mit Rücksicht auf da» Sterben hin geben. Gewöhnlich sterben die verschiedenen Teile des Körpers nicht gleichzeitig, bald ist e« das Herz, bald die Lunge, bald da» Gehirn, dessen Thätigkeit zuerst ver sagt. Wäre dem nicht so, so wäre dem Sterben viel von seinem erschreckenden Wesen genommen, denn es gäbe keinen Todeskampf, der doch nur bei den Fällen von wirklich plötzlichem Tode au-bleibt, wie er bei sehr schweren Verletzungen, Ncrvenschlag, Sonnenstich, Blitzschlag und ähnlichen Todesursachen ein tritt. Die Tageszeit scheint einen gewißen Einfluß auf das Sterben zu haben, wenigstens hat man überein stimmend die Beobachtung gemacht, daß in dem höheren Aller der ^od merzr >n den erpen Siunven nach Mttler nacht eintritt; zunächst folgen die NachmittagSstundcn, während am Vormittag und am Abend die wenigsten Menschen sterben. Vielleicht wird dieser Zusammenhang durch den Reiz de« Lichte« und der Temperatur auf dcn Organismus erklärt. Bekannte Erscheinungen, die dcm Tode vorausgehen, sind die Gleichgiltigkeit gegcn die Um gebung und eine übermäßige GeipcSthätigkeit, die man wohl als die „Sehergabe der Sterbenden" (vatieivatio morientiuw) bezeichnet hat; letztere besteht eincrseits in dem plötzlichen Sichaufdrängen alter Erinnerungcn, an derseits in einem eigentümlichen Gefühle deS Wohl befinden«. Erklärt sind diese Erscheinungen in be friedigender Weise noch nicht. Unter welchem Merkmale der Todeskampf vor sich geht, ist so ost beobachtet wordcn, daß man genaue Angaben darüber machen kann Die SinneSthätigkeit schwindet allmählich, und zwar zuerst der Geruch unid Geschmack, daun der Gesichtssinn, indem eS dem Sterbenden dunkel vor den Augen wird und er nacki Licht ruft, zuletzt da« Gehör und der Tastsinn, mit dessen Vergehen das Frostgefühl de« Sterbenden zu sammenhängt. Durch die fortschreitende Erschlaffung der Muskeln sinkt der Körper zusammen, die Glieder lösen sich, wie e» schon der alte Homer von den Sterbenden sagt. Infolge de» Einfallen« de» Muskel gewebe» werden die Gesichtszüge spitz Die Atemzüge werden ungleich, auf mehrere kurze folgt ein tiefer, sie werden immer seltener und leiser Das Röcheln ist eine Folge davon, daß der in dcn Luftwegen gebildete Schleim durch die erschlafften Muskeln nicht mehr entfernt werten kann Die Zusammenziehungen de« Herzen« werden unregel mäßig und unvollkommen, dadurch steckt dcr Blutumlauf, und über den Körper verbreitet sich eine allgemeine Bläffe und Kälte Um diese« Bild, da« in jedem Menschen da» Gefühl der Trauer erweckt, etwa« zu erhellen, sei ,»nächst betont, daß alle Erfahrungen dahin übere n- stimmen, daß der Tod an sich nicht schmerzhaft ist, und daß ore Todesfurcht nur m dem Gedanken an daS Sterben liegt, nicht in diesem selbst. Schon Plinius, der alte Römer, sagte: „Vom Augenblick des Tode» hat der Leib wie die Seele ebensowenig irgend eine Empfindung, als von dem Augenblick der Geburt " Ferner giebt es Mittel, durch eine geeignete Lebensweise dem Tode viel von seinen Schrecken zu nehmen und seinen vorzeitigen Eintritt zu verhüten vr. Friedrich Friedmann, der in der „Wiener Medizinischen Presse" einen wertvollen Aus satz über diesen Gegenstand veröffentlicht hat, macht einige Angaben über die Lebensweise, die für den Greis am geeignetsten sind, um den Tod so lange als möglich hinauszuziehen. Er empfiehlt, teilweise unterstützt von anderen wissenschaftlichen Autoritäten, eine mäßige Uebung des Verstände» durch eine selbstgeschaffene Thätigkeit, di« eine Ueberanstrengung autschließt. Auch häufige« Reisen gehört zu den wohlthätigen Anregungen der Geiste«- thätigkeit. Die tzewohnte Lebensweise soll jedoch fort gesetzt oder wenigstens nicht plötzlich geändert werden. Besonders wichtig ist die Vermeidung starker Gemüts bewegungen, besonder« von niederdrückender Natur, da solche das Herz und die Blutgefäße geradezu beeinflussen und den Tod herbeisühren können, den man im Volk-munde al« da» Sterben an gebrochenem Herzen bezeichnet Da« Schlaf bedürfnis wird gewöhnlich mit dem Alter geringer. Wcnn die bekannten Merkmale eine« Blutandranges nach dem Gehirn, wie Kopfschmerz. Schwindel, Gisichtsrötung rc, austreten, so muß da« Nervensystem sorgfältig behandelt werden; geistige Ruhe, Vermeidung von aufregenden gescll- schastlichcn Unterhaltungen, Theatervorstellungen rc. ist dann geboten. Da« Ziel der Gesundheitspflege und der ganzen ärztlichen Wissenschaft muß daraus auSgchen, jedem Menschen einen natürlichen Tod zu teil werden zu lassen. Heilkunde. Die Statistik des Pasteur- Institut» in Pari» ist soeben in neuer Ausgabe er-
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