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Dresdner Journal : 13.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-13
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1899
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i Zouma! Dres-mr Für Drr«dea vierte!jährlich: 2 Marl 50 Pf, bet den Saifer- ltch dkutjchcn Postanstalte» u«t<ltahrtich 2 Mark; außer halb des Deutfchen Reiche» Post- und Elcmp^!zi:!ch!^a tinzel« Rümmer«: 10 Pf. Grfcheiuen: Täglich mit Aufnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernspr.Anschluß:Rr1»»S. Sukü«dts»«s«»ebützre»: Für de» Raum eine, arspal- teneu Zelle kleiner «chnft »o Pf. Unter „Einqtl-Nidt" die Zeil« 5V Pf. vei Tabellen, und Zifsernjatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwrngerstr 20. 8ernspr.-«nschluß:Rr.ir»» Dienstag, den 13. Juni abends. O134 18SS. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberschaffner I. Klasse bei der StaatSriscn- bahnverwaltung Schellenberg in Zwickau da- Albrechtrkeuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ministerialdirektor a. D., Wirkliche Geheime Rath Meusel und der Ministerial direktor im Finanzministerium, Geheime Rath vr. Ritterstädt die ihnen von Sr. K. und K. Aposto lischen Majestät verliehenen OrdenSdekorationen, und zwar der erstere das Großkreuz des Franz Joseph- Orden-, der letztere das Komthurkreuz des Franz Joseph-Orden- mit dem Stern, annehmen und tragen. Ernennungen, versetznngen rc. im öffentlichen Dienste. 2m GeschifMberetche »es Mtniftert»«» bes Kultus und bffentltche« Unterrichts. Zur Erledigung kommt: die zweite ständige Uehrerstelle in Poppendorf b. Hai nichen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen (außer freier Wohnung, anteiligem Honorar sür Fort- bildungsunterricht und 7v M. Holzgold) 1100 M Be- wcrbungSgesuche find bis 1. Juli bei dem König!. Be- zirkSschuliolpektor in Döbeln, Schulrat MuShacke, einzureichen. — Zu besetzen: die 2 ständige Lehrerpelle an der niederen Schult in Röhrsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Das Einkommen besteht in 1000 M. Lrundgehalt, LVO M Zu lage bis zu« Eintritt des neuen LrhrergehaltSgesetzeS, 120 M. sortlausende persönlich« Zulage und eventuell die gesetzliche AlterS- zulage, außerdem sreie Wohnung mit Gartengcnuß sowie 75 M jährliche Entschädigung sür Heizung der Schulstube. Bewerbungsgesuche mit den erforderlichen Beilagen sind bis zum so. Juni bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen; — eine neuzugrüvdende Lehrerstelle in Oberhohndors bei Zwickau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 12V0 M. «lrundgehalt. Dieser steigt vom 25 Lebensjahre an durch Zulagen all- jährlich um ö0 M. bi- zum Höchstgehalte von 2500 M., der mit dem vollendeten so. Lebensjahre erreicht wird. Hierzu werden bis zum 25 Lebensjahre 2vo M, von da an 300 M. Wohnungsgeld gewählt. Gesuche sind unter Beisügung sämtlicher Prüsungs- und ÄmtsführungSzeugnifle bi» zum 26. Juni bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen; — die Lehrerpelle an der oberen Schule zu Neu- dors i. Erzgeb. Kollator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen: außer sreier Wohnung im Echulhause 1000 M. JahreSgchalt und 72 M. für deu Unterricht in der Fort bildungsschule. Vorschrift!mäßige Bewerbungen sind bis zum 21. Juni an den König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Schreyer in Annabrrg einzureiöden. — Am 1. Oktober ist neu zu be setzen: eine ständige Lehrerpelle in Geringswalde. Kollator: der Stadtgemeinderat daselbst. AnsaugSgrhalt 110« M. einschl. WohnungSgeld. Derselbe steigt von drei zu drei Jahren um 100 M bis zum Höchstbetrage von 240« M. einschl. WohnnngS- geld. Ständige Dienstjahre, die ein Lehrer anderwärt» ver bracht hat, können aus Beschluß des Schulvorstande» angerechnet werden. Bewerbungsgesuche mit Zeugnissen bi» 2V. Juni an den Stadtgemeinderat Geringswalde — Demnächst zu be sehen: die erledigte Filialkirchschulstelle in Hirschseld bei Leipzig. Kollator: da» König!. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterrichte». Einkommen: 1V«0 M. JahreSgrhalt und Amtswohnung in dem neueren Schulhause, 25v M. für den Kirchendienst, 72 M. für denFortbildungSschnlunterricht und SSM. sllr den Turnunterricht während de» Sommerhalbjabre». Ev. werden noch der Frau de» Lehrer» 45 M. sür Erteilung de» Unterrichts in weiblicher Handarbeit gezahlt Gesuche sind unter Beifügung auch de» Zeugnisse» über die musikalische Prüfung bi» zum 28. Juni bei dem König!. BezirkSschnl- inspektor sür Leipzig II Schulrat Zimmler einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Ministerkrifis i« Frankreich. DaS Kabinett Dupuy hat gestern demissioniert. Die Meldung kommt ziemlich unerwartet, trotzdem schon gleich nach dem Tage von Auteuil Zweifel an einem längeren Weiterbestände der Regierung laut geworden sind, die nicht ganz von der Hand zu weifen waren, Daß sie sich aber gerade in dem Zeitpunkte bewahr heiten würden, wo die Regierung eben für jenen Tag Genugthuung geschaffen hatte, bildet doch eine Ueber- raschung. Gewiß hatte eS eines ungewöhnlich großen Apparats bedurft, um den gefürchteten Tag von Long- champs geradezu in eine Art republikanischen Festtag zu verwandeln, und die Sozialisten als Leibgarde des Präsidenten haben sicherlich vielen nicht gefallen, aber das reichte bei weitem nicht hin, um eine so schnelle Niederlage deS Kabinetts glauben zu machen, wie sie nun gestern erfolgt ist. Hält man hiermit den Verlauf der Kammersitzung zu sammen und liest man, daß die Regierung sich gegen eine Tagesordnung erklärt hat, deren Inhalt Dupuy erst vierundzwanzra Stunden vorher praktisch hatte durchführen lassen, so möchte man annehmen, daß dem Kabinett, insbesondere seinem Vorsitzenden daran ge legen gewesen sei, einen Grund zum Rücktritt zu suchen und dabei nicht allzu wählerisch zu verfahren. Träfe diese Vermutung zu, so würde hier eine Nach ahmung deS Beispiels vorliegen, das kürzlich der Krieg-Minister Freycinet gab, als er sich den aus der drohenden größten Schwierigkeiten durch Demission entzog. Das Ministerium Dupuy war seit dem 1. No vember v. IS. im Amte; es hatte die Erbschaft deS Kabinetts Brisson übernommen, das bei der DreyfuS- Sache zu Fall gekommen war. Die Erbschaft bestand in der Aufgabe, der Autorität der Zivilgewalt den Vorrang vor derjenigen der Mititärgewalt zu schaffen und zu erhalten. Diese Aufgabe durchzuführen war Dupuy sicherlich gewillt, und wenn cs bei den ent sprechenden Aktionen auch nicht ohne Schwankungen und Zögerungen abging, so wußte sich das Kabinett doch in der Rolle des Hüters der Republik zu behaupten und mehrere Zwischenfälle in der DreyfuS-Angelegen- heil, den Rücktritt FreycinetS und in der auswärtigen Politik die Faschodafrage zu überstehen. Das Selbst vertrauen scheint erst mit dem Spruche des KassationS- hofeS gewichen zu sein, dessen erste Nachwirkung der Skandal von Auteuil war und dessen schwerste Folgeerscheinungen alsbald hervortreten dürften, wenn eS nach der Urteilsverkündigung in Renne» an ein „großes Reinemachen" im Generalstabe gehen müßte. Zuletzt war auch das nicht der geringste Fehler der Regierung Dupuy, daß sie, um dem Anstürme der Monarchisten, Nationalisten, Antisemiten u s w. zu begegnen, gerade zu den Sozialdemokraten ihre Zu flucht nahm. Aus Paris liegen folgende Meldungen vor: Saal und Tribünen der Deputiertenkammer waren gestern wieder gefüllt. Vaillant (Soz.) brachte ein« ^nurpellation ein wegen der von der Polizei begangenen Gewaltthätigkeiten bei dem Tumult im Pavillon d'Armenonville und namentlich im Verlaufe pe» vorgestrigen Abend«. Redner führte Klage gegen die Polizei, die eine Gruppe, der er auch angehört habe, vor dem Gebäude de» Blatte» „Petit« Röpublique" angegriffen habe. Val- laut fragte, welche Anweisungen die Regierung der Polizei gegeben hinsichtlich ihre» Verhalten« den Sozialisten gegen über, welche die Republik gegen die Reaktion verteidigt hätten. (Beifall auf der äußersten Linken.) Minister präsident Dupuy erkannte an, daß der vorgestrige Tag ein republikanischer Festtag gewesen; aber ein Festtag für alle Republikaner, nicht für eine bestimmte Gruppe. (Bei fall.) E« hätten sich Zwischenfälle ereignen können. Die einzige Anweisung jedoch, die der Polizei erteilt worden, sei die gewesen, der Ordnung Achtung zu verschaffen. Der Tumult im Pavillon d'Armenonville wäre zwischen Gästen und Bediensteten de» Casö« au«gebrochen. E« seien dabei drei Polizeiagrnten verwundet worden. Er, Dupuy, habe, weit in der Rue Montmartre Gläser und Utensilien einer Buchdrucker« auf die Polizeiagenten ge worfen wurden, angeordnrt, festzustellen, wen die Schuld treffe. Schon jetzt aber spreche er der Polizei seine An ¬ erkennung au». Wenn man nicht Achtung vor der Ord nung herstelle, sei jede Regierung unmöglich (Beifall im Zentrum; Widerspruch auf der äußersten Linken) Clovis Hugues beklagt« sich üb«r da« vorgestrige brutale Vor gehen der Polizei gegen eine Gruppe von Sozialisten, in deren Mitte er sich befand. Mehrere andere so zialistische Deputierte sprachen in demselben Sinne. Da« Zentrum verlangte sodann den Schluß der Debatte, der von der Kammer genehmigt wird" E« werden hierauf drei Tage«ordnungen eingebracht, darunter eine von Saumande, in welcher die Erklärungen der Re gierung gebilligt werden. Mehrere Deputierte beantragten die Annahme der einfachen Tage«ordnung. Minister präsident Dupuy lehnte diese aber ab und erklärte sich mit der von Saumande eingebrachten Tagesordnung ein verstanden. Unter großer Erregung de» Hause» wurde dann zur Abstimmung geschritten und die einfache Tage»« ordnung mit 336 gegen 219 Stimmen abgelehnt. Die Kammer sprach sich ebenso mit 376 gegen 109 Stimmen dagegen au«, der Tage»ordnung Vaillant den Vorrang zu geben, in welcher die Pariser Bevölkerung sür ihre gestrige Manifestation beglückwünscht und die Haltung der Polizei getadelt wird. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde sodann über eine Tage«ordnung de« radi kalen Abgeordneten Ruau zur Abstimmung geschritten, nachdem Ministerpräsident Dupuy erklärt hatte, daß die Regierung diese Tage«ordnung ablehne. Sie lautete folgendermaßen: „Die Kammer, entschlossen, nur ein« Re gierung zu unterstützen, welche gesonnen ist, mit Ent schiedenheit die republikanischen Einrichtungen zu ver teidigen und die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, geht zur Tage«ordnung über." Die Kammer nahm die Tagesordnung Ruau mit 321 gegen 173 Stimmen an, worauf die Minister sofort den Sitzungssaal verließen, um sich nach dem Elysee zu begeben. BeimBerlassen de« Sitzungssaales der Kammer wandte sich Ministerpräsident Dupuy an eine Gruppe von Deputierte» mit den Worten: „Wir räumen das Feld Glücklicheren, aber nicht Tapfereren!" Eine Note der „Agence Havas" besagt: Gestern nachmittag 3H Uhr nach Schluß der Sitzung der Depu tierlenkammer überreichte Ministerpräsident Dupuy in Be- -leitung seiner Kollegen dem Präsidenten der Republik die gemeinschaftliche Demission des Kabinett«. Der Prä sident nahm die Demission an und ersuchte die Minister, die Geschäfte bis zur Ernennung ihrer Nachfolger weiter- zuführen. Die Unterredung, welche die Minister gestern im Elysöe mit dem Präsidenten Loubet hatten, um ihre Entlassung zu geben, dauerte nur fünf Minuten. Sie hatte einen sehr herzlichen Charakter. Loubet dankte auf- wärmste für die ihm geleistete Unterstützung und fügte hinzu, daß er den Ministern da« beste Andenken bewahren werde. Die Zusammenkunft macht« auf den Ministerpräsidenten Dupuy und auf seine Kollegen den besten Eindruck — In den Wandelgängen der Kammer werden al« eventuell« Mu gl Leder de« neuen Kabinett« Poincars und Waldeck- Rousseau, sowie die bisherigen Minister Delcassö, Krantz, Delombre und Guillain genannt. Man spricht auch von de Laneffa», Doumergue« rc. Man ist allgemein der Ansicht, daß e« schwierig sei, sich von dem künftigen Ministerium eine Vorstellung zu machen, da da« bis herige Kabinett nicht über eine prinzipielle Frage gefallen sei, welche e« ermögliche, ein neue« Ministerium mit einer scharf ausgesprochenen Richtung zu bilden. In ven Wandelgängen der Deputiertenkammer herrschte große Er regung über die Abstimmung, weil zu Beginn der Siyung niemand gedacht hatte, daß das Ministerium fallen könnte. Die Sozialisten äußerten groß« Be- frirdigung. Die Kammermehrheit, von der da« Kabinett Dupuy gestern gestürzt wurde, bestand aus den Radikale», den Sozialisten, der sornchr glichen Gruppe Isambert, d«m Barthousche» Flügel der Progressisten und einem Teile der Nationalisten. Man spricht von einem Kabinett Brisson. Ge legentlich einer Soiree beim Handelsminister sprachen sich eine Anzahl Deputierter dahin au«, daß die Abwicke lung der Dreyfu«-Angelegenheit viel zu dem Falle de« Ministerium« bcigeiragen habe. So seien sämtliche Sozia listen und viele Radikale der Ansicht gewesen, Dupuy habe nicht weit genug gehe» wollen; sie verlangten, daß man auch Boisdeffre und Mercier zur Verantwortung ziehe. Die Sozialisten und sozialistischen Radi kalen tadeln die widerspruch«volle Haltung de» Kabinetts Dupuy in der DreyfuS-Angelegenheit. Die gemäßigte» Republikaner erhoffen die Rückkehr Mölme« Die Reak tionäre, Antisemiten und Nationalisten stimmten gegen Dupuy in der Hoffnung auf einen ihnen wohlwollend gegenüberstehenden Nachfolger. Dir 173 Deputierten, die da« Kabinett unterstützten, gehören größtenteils dem ge mäßigten Flügel der radikalen Partei an. Tagesgeschichte. Tresde«, 13. Juni. Nach den zur Zeit ge troffenen Dispositionen gedenken Se. Majestät der König DicnStag, den 20. Juni d. Jr. Sibyllenort zu verlassen und Allerhöchstsich nach Pillnitz zu begeben, woselbst an diesem Tage das König!. Sommerhoflager eröffnet werden wird. Ihre Majestät die Königin werden noch bi- 23. Juni in Sibyllenort verweilen. TreSde», 13. Juni. Se. König!. Hoheit der kom mandierende General Prinz Georg wohnte heute von 8 Uhr vormittag ab der Besichtigung des 1. KönigS- Husarenregiments Nr. 18 auf dem Exerzierplätze von Großenhain bei. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag von H10 Uhr ab die Vorträge de« Chefs des Zivilkabinetts, vr. v LucanuS, und anschließend des Staatssekretär» de» ReichS-Marineamt«, Etaat«minister« Tirpitz, und de« Chef» de« Marinekabinett«, Kontreadmiral« Frhrn. v. Senden-Bibran. Nach der Mittagstafel wohnten Ihre Majestäten dem Rennen des Berlin-PotSdamer ReiteroereinS in Sperlingslust bei. — Der Bundesrat hielt gestern nachmittag eine be sondere Sitzung ab, in der die Novelle zum Gesetz über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutz gebiete, deren Inhalt wir bereits mitgeteilt haben, nach dem Anträge der Ausschüße, denen sie überwiesen war, angenommen wurde. Die Vorlage geht unverweilt dem RerchStage zu, um noch vor dessen Vertagung verabschiedet zu werden. — Der Kolonialrat trat gestern mittag im ReichS- tagSgebäude zu seiner diesjährigen Tagung zusammen. Diese eröffnete der Wirkt. Geh LegationSrat und Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amte» Vr.v Buchka. Er sprach zunächst dem Herzoge Johann Albrecht, Regenten de» Grobherzogtums Mecklenburg-Schwerin, den wärmsten Dank de« Kolonialrat« für sei» Erscheinen au«. Auf den Antrag Sr Hoheit de» Herzog« Johann Albrecht beschloß der Kolonialrat einstimmig, an Se Majestät den Kaiser ein Dankestelegramm abzusenden, in dem zugleich der Freude über die mit so großem diplomatischen Geschick erfolgte Erwerbung der Karolinen-, PalaoS- und Marianen- Inseln Ausdruck gegeben wird. Nunmehr gab der Vor sitzende vr. v. Buchka einen kurzen Ueberblick über die wichtigsten Ereignisse in den Schutzgebieten seit der letzten Tagung des Kolonialrats. AIS besonders bemerkenswert sind hervorzuheben die Erstürmung von Tibati im Hinterland« von Kamerun durch die Schutz truppe, die Gründung der Sanga-Ngoko Station im Süd- osten des Schutzgebietes, und eme Mitteilung de« Major» v. Wißmann, durch die er sich bereit erklärt, die Führung der nach dem Norde» des Kamcrun§eb>etes geplanten Ex pedition zur Begründung einer Station in Garua (Tschad see-Expedition) zu übernehmen. Hierauf folgte die Be ratung einer Vorlaq.'. bktrcffend die Einführung de» deutschen Maß- und GewichtSsystem« in Deutsch-Eüdwest- afrika. Sie wurde nach kurzer Debatte angenommen. Zur Frage der Errichtung des tropenhvgirnischen Institut« gab der Hafenarzt vr. Nocht au» Hamburg eine ein gehende Erklärung über diese« vom Senat der freien und Hansestadt Hamburg geplante gleichartige Institut. Ter Kolonialrat sprach sich, nachdem der Vorsitzende erklärt hatte, daß di« Einrichtung dieser Anstalt in Berlin wegen mangelnden Material« nicht ratsam erscheine, im all gemeinen für Hamburg al» den künftigen Ort des tropcn- Lunss und Wissenschaft. Refidenztheater. — Am 12. d. Mt»: „Odette". Pariser Sittenbild in vier Aufzügen von Victorien Sardou. Deutsch von R. Schelcher. Statt der König!, preußischen Hofschauspielerin Rosa Poppe, die krankhett»halber ihr hiesige« Gastspiel am Residenztheater aufgeben mußte, trat da» neue Mitglied de« letzteren, Frl. Gusti Brand, gestern erstmalig in der Titelrolle de» Sardouschen Stücke« auf. E» ist, al« diese Künstlerin im „Nullerl" al« Gabi Ouarzhirn auf Engagement gastierte, an dieser Stell« bereit» lobend der darstellerischen Befähigung der Dame gedacht worden; der gestrige Avend gab ihr Gelegenheit, erneut den Bewei« zu erbringen, daß sie zu den besten Kräften de« gegen wärtigen Ensemble« gehört. Ihre „Odette" war dar stellerisch eine durch»»« lobenswerte Leistung, voller feiner, sorgsam au»gearbeiteter Züge und einer wirksamen Steigerung des Spiels nach dem Schluffe hin, die die edlen Regungen in der Seele de« gefallenen Weibes charakteristisch zum Ausdruck kommen ließen. Es ist zu bedauern, daß da» sonore und mod»lation«reiche Orga» der Künstlerin durch einen nasalen Beiklang nicht un wesentlich beeinträchtigt wird. Die Rolle der Börangöre spielte al» Debüt Frl. Bertha Blanden. Die Künstlerin, die wohl über das Naioenalter hinaus ist, erwies sich al« gewandt« Schau spielerin, die mit Frische und Natürlichkeit Naivenrollen darzustellen weiß Ueber den Umfang ihrer Begabung läßt die wenig bedeutungsvolle Rolle der Börangöre kein abschließende» Urteil zu; man muß zu diesem Zwecke weitere Aufgaben abwartrn Au» den zahlreichen übrigen Rollen des Sittenstücke« verdienen diejenigen de« Grafen v. Clermont - Latour, Böchamel, Phrlipp La Hoche und der Juliette Erwähnung Hr Alfred Lewen» fühlte sich in der erstgenannten dem Anscheine nach wenig wohl, während Hr Heinz Stillfried den Böchamel ganz annehmbar darstellte Frl. Else Nord egg al« Juliette hätte beweglicher sein können, Hr. Han« Siebert al« Philippe La Hoche voll größerer Anteilnahme für die Seelenkämpfe seine» Freunde« Cler mont; er erschien gar zu wenig interessiert an den Vor gängen auf der Bühne Da» Hau» war gestern erfreulicherweise bester besucht al» in der vorigen Woche; di« Jnscenesetzuna de« Stücke« hatte Hr. Regisseur Rotter in geschickter Weise besorgt. W. Dg«. Die Frühjahrsausstelluugen in den Dresdner Kunst- Salons von Wolfframm und Arnold. Die große Deutsche Kunstausstellung im städtischen Ausstellungsgebäude bildet für unsere Dresdner Kunst- Salon» »ine nur schwer oder gar nicht zu bezwingende Konkurrenz. Um so mehr ist e» die Pflicht der hiesigen Kunstfreunde, diese Institute, die un« in den langen Pausen zwischen den größeren Ausstellungen über die Entwickelung der Kunst auf dem Laufenden zu erhalten bemüht find, gegenwärtig durch fleißigen Besuch zu unter stützen, um sie auf diese Weise lebensfähig zu machen. Sie haben es sich Anstrengungen genug kosten lassen, um ihren Abonnenten und regelmäßigen Besuchern auch neben den Darbietungen der großen Ausstellung Kunstwerke vor zufahren, deren Besichtigung al» lohnend und da» Ver ständnis fördernd bezeichnet werden muß Am meisten ist diesmal Hr Wolfframm ins Zeug gegangen Er hat außer einigen größeren EensationS- bildern, wie sie die Menge liebt, mehrere Kollektiv ausstellungen hervorragender Meister der Gegenwart zu- sammengebracht und einen geschmackvoll gedruckten und mit Illustrationen nach Liebermann versehenrn Katalog dazu hrrauSgegeben. Den bedcutendfien künstlerischen Ein druck hinterlasse» diesmal die Arbeiten von Max Lieber mann in Berli«, der mit acht Bildern au« den Jahren 1873 bi« 1899, von denen einige bereit« wiederholt ausgestellt gewesen sind, vertreten ist. Etwas Neue» über Liebermanns Malerei zu sagen, ist kaum mehr möglich Er hat sich von Jahr zu Jahr freier und un abhängiger von fremden Vorbilder» entwickelt und be herrscht die Mittel seiner Kunst in souveräner Weise. Zugeständnisse an den Geschmack de« großen Publikum« zu machen, fällt ihm nicht rin. Al« Impressionist vom reinsten Wasser kommt e» ihm nur auf dir Enassung dr« Grsamteindruck« an, gleichviel ob er eine Zeichnung entwirft, zu einer Pastellstudi« greift, ein Lelgemälde vorhat oder eine Radierung ausführt Am leichtesten findet er mit seinem schon im Jahre 1892 gemalten Pastell „Kartoffelernte", auf dem zwri alte Männer im Vordergrund« mit dem AuSwählen der Früchte beschäftigt sind, Zugang beim Publikum. Da« Bild besitzt noch etwas von dem, wa« man al« Stimmung in der Land schaft bezeichnet, «ährend er in seinen beiden „Bier- gäften", namentlich in d«m jüngsten au« diesem Jahre, auf diese poetische Zugabe vollständig verzichtet und durch de» breitesten Farbenauftrag, der auf die Wahrnehmung aus großer Ferne berechnet ist, nur den allgemeinen Ein druck wiedergegrben hat, den ein Vorübergehender von einer solchen Scene fluchng zu emsfangen pflegt Die Oelstudi« zu seinem berühmte» Amsterdamer „Altmänner- haus" im Jahre 1881 zeigt ihn un« al« feinen Be- obachter menschlicher Charaktere, während da« holländisch« Interieur vom Jahr« 1899 mit der Mutter, die ihr Kind stillt, und da« ganz neue Pastell: „Im Sonnenschein" nur richtig verstanden werden kann, wenn man diese Arbeiten al« Versuche, eigenartige BelruchtungSrffekte im Bilde frstzu- halten, aufs ßi. Kaum minder schwer al« Liebermann, macht Wilhelm Trübner, der unlängst von München nach Frank furt a M. ülergefiedrlt ist, dem Publikum da« Verständ nis seiner Werke. Jahrelang auf dem Kunpmarkt un bemerkt und nur einigen persönlichen Freunden wie Leibl mit seinen Leistungen bekannt, wurde er vorübergehend von der fachmännischen Kritik auf den Schild erhoben, als er im Münchner Kunstoerein zu Anfang de» Jahre- 1891 bei Gelegenheit der Wiedereröffnung der inzwischen neu hergrstellte» Räume eine Sonderausstelluug feiner Arbeiten veranstaltet hatte Auf der großen Ausstellung de»selben Jahre« war ihm dann neben Thoma und H»n» v. Marse- ein eigene« Kabinett im Gla«palast zur Verfügung gestellt worden, und diese Auszeichnung gab Veranlasiuna, daß sein Name auch außerhalb München- vielfach in den Zeitungen und Kunstzeüschrlüen genannt wurde Voli-iümUch ist er trotz der vielen Kritiken, die sich mit seinen Werken beschäftigen, nicht grwordcn und wird e« vermutlich auch nie werden ES ist ein Maler für die Maler, die die Kraft seine- Kolorits und die Wärme seiner Farbe bewundern. Sein Ideal ist der große fran zösische Könner Courbet, mit dem er darin überein stimmt, daß er sich nur um die Bortrefflichkeit der maleri schen Ausführung kümmert, sür eine poetische Ausfassung und die Gesetz« d«r Komposition aber wenig oder kei» Verständnis zeigt. Wenn er Stoffe au« der antiken Sage au« Freude an dem Gewühl nackter Leiber malt, so greift er in der Regel daneben und verrät eine ungenügende zeichnerische Au-bildung Dagegen leistet er al« Bildni-» maler Ungewöhnliche«, und auch in der Landschaft, für die er di« Motive immer wieder au» der Umgebung oder von de« Inseln des Chiemsees und Seon« entnimmt, hat er einige wertvolle Stücke zu wege gebracht Seine beste Zeit warrn di« Jahre 1870 und 1871, dann ließ er nach und seine »eueren und neuesten Gemälde bleiben weit hinter den früheren zurück Die Porträt« von seiner Hand er innern durch die Bevorzugung tiefer und dunkler Töne vielfach an die Vorbilder der alten Meister Dennoch wird man sie nicht al« Nachahmungen Umstellen dürfen, dazu find sie doch wieder viel zu selbständig und eigen artig Auch unter ihnen sind die älteren Bilder die
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