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Dresdner Journal : 12.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-12
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1899
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ve»ug»-ret», Für Dre-de» »tertrljährtich, « Mart L0 Ps, bei den Nuistc- ltch deutlchcn P^slunstulltn vi<-'le!;äl>rlüh5Mark; auher» halb de« Deutschen Reiche« Poß- und Sitmptlzujchlaa Einzeln« Nummern! »0 Pf. Grschetuenr Füglich mit Au«uahme der Sonn- und Feiertage abend«. Feruspr.-Anschluß: Nr 1L9L Dresdner M Journal. «uttiudiiuuo-Oedühr«»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen» und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Hero»««eter: KSniglick« Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwrngerstr 20 Frrnspr.Anschluß: Nr 1»»» ^133 Montag, den 12. Juni abends. 18SS. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Borstande der ÜI. Abtheilung der General- direktion der Staatseisenbahnen Oberfinanzrathe Bergmann den Titel und Rang eines Geheimen BauratheS und dem Mitglirde der genannten Be hörde Finanzrathe vr. Otto das Ritterkreuz 1 Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Weichenwärter II. Klasse Valtin in Zwickau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vormaligen Wachtmeister bei der Kriminal- Abtheilung der Potizeidirection zu Dresden, Schuffen hauer, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Dresden, 12. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal-Ver änderungen in der Armee zu genehmigen: GWere, Fähnriche u.s.w. De« 31. Mat 18SS. Heinicke, Ltnt. im 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern", zu den Königl. Sächs. Komp, des Königl. Preuß. Eisenbahn-Regts. Nr. 2 versetzt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Unteroffizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtsächsischen Insignien zu ertheilen, und zwar: -es König!. Preußischen Rothen Adler-Ordens 4. Klaffe: dem Major v. Mangoldt-Reiboldt, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, Herzogs zu Sachsen; der Königl. Preußischen Rothen Adler-Medaille: dem Stabshoboisten Schröder des 2. Gren.-RegtS. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"; -es Kaiserlich und Königl. Oesterreichischen Ordens -er Eisernen Krone 3. Klaffe: dem Rittmeister Grafen Wilding v. Königsbrück, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen; -es KomthurkreuzeS des Kaiserlich und Königlich Oesterreichischen Franz Joseph-Ordeus: dem Major v. Mangoldt-Reiboldt, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, Herzogs zu Sachsen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Gräflich SolmS'sche Kammerdiener August Eduard Kämpf in Wildenfels die ihm von Sr. Durchlaucht dem Graf-Regenten deS FürstenthumS Lippe verliehene goldene Verdienst- Medaille annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« Geschäftsbereiche de« Ministerin«« der Justiz. Der Rechtsanwalt HanS Paul Schomburgt in Stollberg ist zum Notar für Stollberg auf so lange Zeit, als er dort feine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, ernannt worden. I« «eschtftSderetche de« Ministerin«« der Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: SackerSdorff, Beyerlein, Graf, Rothe und Schulze, zeither Postpraktikanten, als Postsekretäre im Bezirke der Kaiser!. Ober.Postdirektion zu Leipzig; Winkler, Maul, Gawlik, Grotjahn und Grschwandtner, zeither Post- asststenten, als Ober - Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Leipzig; Micklisch, Aßmann, Held, Bertram, Protze, Schreiter, GStze, Paukisch, Will, Burchardt und «eck. zeither Postanwärter, alS Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Dresden. Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am lO.d.Mt«: „Jessonda". Oper in drei Akten von E. Gehr Musik von LouiS Spohr. LouiS Spohr, dessen musikalische Eigenart durch da» bekannte Wort: „Er war der beste Violinspieler unter den Komponisten und der hervorragendste Tonsetzer unter den Geigenvirtuosen" am treffendsten gekennzeichnet erscheint, ist durch die unlängst erfolgte Wiederbelebung der „Kreuz fahrer" an der Stätte seiner langjährigen künstlerischen Wirksamkeit al« Opernkomponist erneut in den Vorder grund gestellt worden. Daß sich der Erfolg dieses von dem Kasseler Hoskapellmeister vr. Beyer geschickt und pietätvoll bearbeiteten OpernwerkeS zu einem bleibenden gestalten werde, erscheint um so zweifelhafter, al» sich von den Bühnenschöpfungen Spohr», unter denen „Faust" und „Zemire und Azor" die bekanntesten sind, nur „Jessonda" dauernd auf dem Spielplane zu erhalten vermochte. Ein Hauptgrund dafür dürfte in dem Umstande zu suchen sein, daß in Spohr» Opern da« dramatische Knochengerüst durch die vorherrschend weiche, romantisch sentimentale und darum vielfach einförmige Grundstimmuna der Musik eine Umhüllung erfährt, die einer unmittelbaren und fort reißenden Bühnenwirkung nicht förderlich ist. E« wohnten, wie Otto Neitzel in seinem „Führer durch die Oper" be merkt, gleichsam „zwei Seelen" in der Brust de» Kom ponisten Wahrend er einerseit» seiner Musik eine Farbe und Nachdrücklichkeit, «inen Ernst und eine Würde ver leiht, di« an die besten Tonstücke der Klassiker, nament lich Mozart« und Weber«, erinnern, kehrt er nur zu schnell wieder zu jenem Grundsätze, der zum ersten SchöpsungSgesetz der Musik die Annehmlichkeit, da« sinn liche Wohlbehagen erhebt, zurück und beeinträchtigt so die Tiefe und Nachhaltigkeit der gewonnenen dramatischen I« Geschtst«»eretche »e« Mtntftert»«« -e« Kult»« nn» -fsentltche» Unterricht«. Erledigt: Dir «irchfchul- stelle zu Stürza. Koklalor: da« K. Ministerium de« Kult»« und öffentlichen Unterricht«. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schulhaufe et» jährliche« Einkommen von lvvo M für den Schuldienst und «IS M 14 Ps. für den Kirchendienft Gesuche find an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bi« zum 27. d. MtS. an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna tin zureichen; — die 2. ständige Lehrerstelle in Grünbach b. Falkenstein i Bgtl. Kollator: das König! Ministerium de« Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1200 M. Gehalt, 1S0 M. WohnungSgeld, 21« M. für Ueberfiundrn und 72 M. für Unterricht in der Fortbildungsschule. Gesuche mit den erforderlichen Unterlagen sind bis zum Lü. Juni bei dem Königl. BezirkSschulinspekior Schulrat vr. Braeutigam iu Auer bach Bgtl. einzureichen. — Zu besetzen: die Nebenschul- stelle zu BlatterSleben. Kollator: da» Köuigl. Ministerium de» Kultu» und öffentlichen Unterricht». Einkommen: außer sreier Wohnung und Sartengenuß 1SVV M. Gehalt, 72 M. für den Fortbildung-schuluntcrricht und nach Befinden 48 M. der Frau de» Lehrer» sür den Unterricht in weiblichen Hand arbeiten Gesuche sind bi» zum 23. Juni bei dem Königl. Bezirttschulinspektor Schulrat Sieber in Großenhain einzu- reichen. Im Geschäftsbereiche deS evangelisch-lutherischen LandeSconsiftorium» sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt; davon sind zu besetzen ä. nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 18SK im 1. Halbjahr 18SV: vavat; Ü. im regelmäßigen BesetzungSverfahren: da» Pfarr amt zu Reib«r»dors (Oberlaasitz) — Kl. V (8) — Collator: EtanoeSherr Graf von Einsiedel aus Reiber»doif; das Pfarr- amt zu HrrwigSdorf bei Zittau (Oberlausitz) Kl. IV (8) — Collator: der Stadtrat zu Zittau. — Dagegen wurden an- gestellt, bez. befördert: Karl Wilhelm Förstemann, Pjarrer in Königswalde, als DiakonuS am Dom zu Freiberg (Ephoralort). I« Geschäftsbereiche -es Mtntsterta«s «es Krieges. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministerium-. Dr« SS. Mat 189». Herrmann, Zahlmeister-Aspirant im Schützen - (Füf.-)Regt. Nr. 108, als Jntendantur-Burraudiätar bei der Intendantur der 1. Div. Nr. 23 unter tem 1. Juni 1889 angestrllt. Nichtamtlicher Teil. Zum Abschlusse der ueuesseu Ausgleichskrise in Oesterreich. Aus Wien wird nnS geschrieben: Bis zur Stunde fehlen sichere Aufschlüsse über den Inhalt der Abmachungen, durch welche der schon seit mehreren Wochen schwebende Konflikt zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung beigelegt worden ist. Die widerspruchsvollen Angaben der Blätter lassen aber doch erkennen, daß die Lösung nicht nur dem Worte, sondern auch der Sache nach durch ein wirkliches Kompromiß erzielt worden ist, das heißt durch ziemlich gleichwertige Zugeständnisse beider Teile. Ungarn hat in der vielumstrittenen Frage der Neuorganijation deS gemeinsamen Bank instituts allem Anscheine nach einen Erfolg errungen; es mußte aber als Gegenpreis Zugeständnisse bezüg lich der verlängerten Geltung der Ausgleichsverträge gewähren und somit auf Forderungen verzichten, die man in Buda-Pest noch vor kurzem ohne Rücksicht auf die Interessen Oesterreichs und des Gesamlstaotes sehr entschieden aufrechthielt. Dieser Verzicht ist von hoher Bedeutung, und die cisleithanische regierungs feindliche Presse bekundet daher nur die Einseitigkeit ihrer Auffassung und Taktik, wenn sie das Kompromiß als eine schwere Niederlage deS Wiener Kabinett- be zeichnet. Ein erschöpfender Urteil über die Abmachung wird erst zu fällen sein, wenn die Bestimmungen der letzteren zur Kenntnis der Oeffentlichkrit gelangcn; vorläufig aber gewinnt man den Eindruck, daß es bei Eindrücke. Dazu tritt in „Jessonva", namentlich im zweiten Akt« d«r Op«r, die ausgesprochene Hinneigung Spohr» zum Polonaisen Rhythmus, ein Umstand, -er Rich Wagner zu einem bekannten, jedoch keineSweg» satirisch aufzufassenden Scherzworte Veranlassung gab. Gleichwohl konnte man sich am Sonnabend an den zahlreichen Schön heiten der Spohrschen Musik, an ihrem vornehmen, empfindung»tiefen Ausdruck, an der Fülle schöner und ein dringlicher Melodien, an dem Farbenreichtum de« Orchester«, an der gediegenen reinen Satzweise und an dem Wohl klang der zahlreichen Chöre von ganzem Herzen auf» neue erfreuen. Schon die Ouvertüre, deren Mittejsatz übrigen» bei der vorgestrigen Au»führung durch bewegtere» Tempo gewonnen hätte, ist ein Meisterstück echt deutscher Gründ- Uchkeit, dessen Gedankenreichtum manchem modernen in- und ausländischen Komponisten Stoff zu mebreren Ton stücken ähnlicher Art bieten könnte. Von packender Wirkung sind da» Schlußterzett de» ersten Akte«, da« zweite Finale und die Genntterscene de» dritten Aufzug« mit der lebendigen Malerei der charakteristischen Chöre. Und welchem Musikfreunde sind da« reizende, in da« Gewand Mozartscher Anmut und Grazie gekleidete „Blumendurtt", der melodisch köstliche Zwiegefang „Schöne« Mädchen" und der kraftvolle Siegerchor „Auf, und laßt die Fahnen fliegen" nicht in steter Erinnerung geblieben? Spohr« Meisterwerk hatte durch Hrn. Hoskapellmeister Hagen eine sorgfältiaeNeueinstudierung erfahren Da« zahl reich erschienene Publikum brachte derselben wärmste Teilnahme entgegen und zeichnete die Hauptnummern der Oper durch lebhaften Beifall bei offener Scene au«. Hr Scheide mantel mußte al» vortrefflicher „Tristan d'Acunha" seine Ari« „D«r Kriegs lust ergeben" auf allgemeinen Wunsch wiederholen. Entzückend im Gesang, Spiel und im Lieb reiz der äußeren Erscheinung war da» Schwesternpaar der Damen Wittich (Jessonda) und Rast (Ama ily). Hr Gießen gab ak» Nadori eine musikalisch sichere und stimmlich befriedigend« Stiftung, während Hr. Wächter der Lösung der Krise weder einen Sieg noch eine Niederlage gab. Ist diese Annahme richtig, so Hat man in erster Linie nicht die Modalitäten der Lösung, sondern die noch wichtigere Thatsache zu würdigen, daß ein ernster und tiefgehender Gegensatz, der in Wien wie in Buda-Pest den Ausgangspunkt schwerer innerpolitischer Erschütterungen bilden konnte, ohne weitere Verwickelungen aus der Welt geschafft worden ist. Wenn unsere Oppositionspresse sich nun anschickt, die für Oesterreich aus der Beschleunig ung der Bankreform etwa erwachsende Schädig ung ziffermäßig abzuschätzen, fo sollte sie doch auch der in Ziffern nicht so leicht zu bemessenden Schädigung gedenken, welche mit dem Ausbruche neuer innerer Krisen verknüpft sein mußte. ES ist daS Verdienst beider Regierungen, vor ollem aber das Er gebnis der unermüdlichen vermittelnden Einwirkung deS Monarchen, daß der Staat vor einer solchen Heimsuchung bewahrt blieb, obschon die friedliche Beilegung des Konfliktes in zahlreichen Phasen der nun beendeten Verhandlungen nahezu unmöglich schien. Die österreichische Regierung hat sich den Forder ungen Ungarns nicht untergeordnet; sie hat ihren Standpunkt, den sie anfänglich als unverrückbar be zeichnete, erst geändert, alS auf ungarischer Seite, wo die Unnachgiebigkeit sörmlich zur StaatSraison prokla miert wurde, im Verlaufe der Verhandlungen das Gleiche geschah. Die Angriffe, die man gegen daS Ministerium Thun wegen seiner vermeintlichen Energielosigkeit und Schwäche richtet, sind daher ebenso unberechtigt wie jene, die der ungarische Kabi- nettkchef im Budapester Reichstage zu gewärtigen hat. Nicht dasselbe gilt aber von den in unseren deutsch - oppositionellen Blättern laut werdenden Klagen über die Zurücksetzung deS Parlaments bei der gesamten Erledigung der Ausgleichsfragen. Es ist richtig, daß diese Zurücksetzung der natürlichen Mission deS Par laments widerspricht und daß dadurch auch die Inter essen Österreichs im allgemeinen leiden. Die unga rische Regierung stützt sich bei jedem Vorgehen in der AuSgleichsangelegenheit auf den Willen der Volks vertretung, deren Macht und moralisches Ansehen durch die vor kurzem erfolgte Klärung der Partei verhältnisse noch erhöht worden sind. Da- öster reichische Kabinett entbehrt einer solchen Stütze; eS kann seinen Forderungen niemal- durch den Hinweis auf parlamentarische Kundgebungen verstärkten Nach druck verleihen, und er muß Ausnahmebestimmungen der Verfassung anwendev, um unter Umgehung deS Parlament- die gesetzliche Giltigkeit der mit Ungarn getroffenen Abmachungen zu sichern. Oesterreich be findet sich daher bei der Auseinandersetzung mit Ungarn vorweg im Nachteile. Die Regierung, die sich ohne zwingende Gründe in diese Position begeben hätte, würde den herbsten Tadel verdienen; sie wäre mit dem Odium einer ungenügenden Kräftesammlung in einer für daS Wohl Oesterreichs wichtigen poli tischen und wirtschaftlichen Campagne belastet und zu gleich mit der Verantwortung für eine beklagenswerte Verletzung des konstitutionellen Prinzips. Wäre die österreichische Regierung wirklich von der ihr zu geschriebenen Feindseligkeit gegen den Parlamentaris mus ersüllt, so könnte sie doch nicht so leichtfertig und unklng sein, sich in den Ausgleichskämpfen mit Ungarn einer wertvollen Waffe mutwillig zu berauben. Gerade die Ereignisse der letzten Tage haben aber in über zeugender Weise dargethan, wie diese Waffe heute beschaffen ist. Das ungarische Abgeordnetenhaus be schloß während der bewegtesten Phase der Ausgleichs verhandlung eine feierliche Kundgebung des Vertrauens und der Zustimmung zu dem Vorgehen der Regierung. Eine analog; Kundgebung ist fast zur gleichen Zett auch seitens der Vertrauensmänner aller Parteien der österreichischen RcichSratSmehrheit zu gunsten der öster- demüht war, seinem Oberbraminen möglichst feste, markige Grundtöne zu verleih«». An der Ausführung der kleineren Tenorpartien waren die Herren Hofmüller, Jäger und Krui» erfolgreich beteiligt. Die Dekorationen und scenischen Einrichtungen erschienen ebenso geschmackvoll wie die von Hr«. Balletmeister Thieme arrangiertrn Tänze und Gruppierungen U. S. Köuigl. Schauspielhaus. — Am 11. d. Mt».: „Rosenkranz u«d Güldenster«." Lustspiel in vier Akten von Michael Klapp. Da« Klappsche Lustspiel, eine« der virlen, die ihre Situation«komik der völligen Unwahrscheinlichkeit ihrer V»rau«s«tzunge» verdanken, hat sich durch einige ergiebige Rollen, durch muntere Beweglichkeit und eine gewisse Lebendigkeit de« Au«druck», die freilich mehr au« dem Feuilleton al« au« der Natur der Personen stammt, längere Zeit auf den Brettern behauptet, al« die meisten seiner zahlreichen Genossen. In der gestrigen Vorführung trat Hr. Thimig al« Theodor Schmahl,q au« Meißen auf und stellte den neunmalklugen und Helle« Sachsen auf Reisen mit all' der Frische, Behaglichkeit und der künstlerische« Meisterschaft, di« jede« Strich au« d«r Total anschauung schöpft und zum Ganz«« stimmt, höchst wirksam dar Im ganze« mag dies« Gestalt in Wie« noch ergötz licher wirke«, al« hier, wo wir die Original« dazu zu nah« und zu häufig vor Auge« haben S« -«darf keiner Versicherung, daß die Verkörperung d«S meißnischen Guts- befitzer«, di« der Künstler hinst«llt, überall über dr« lande«- übliche Wiedergabe hinausragt, doch giebt sie, weil der Typu» auch von minder vorzügliche« Darstellern nicht leicht neriehlt wird, weniger Gelegenheit, da« außer ordentlich« komische Talent zu entfalte«, da« wir an unserem Gast bewundern Den schallende« Beifall, de« da« vollständig gefüllte Hau» spendet«, hatte Hr. Thimig mit einigen unserer heimischen Darsteller zu teile«, namentlich wurde der humoristisch weltgnvandt« Varon reikhischen Regierung erfolgt. Die Führer der Rechten erklärten einmütig, daß sie den Standpunkt der Regierung unbedingt billigten und daß sie bereit seien, die Aktion des Kabinetts rückhaltSloS zu unterstützen. Ter Schauplatz dieser Demonstration war — dar Privatbureau deS Vizepräsidenten unseres Abgeordnetenhauses. In diesem Raume konnte man während einer flüchtigen Stunde die Stimme de- österreichischen Parlament- vernehmen. Aber nicht die de- Parlaments in seiner Gesamtheit, sondern nur die Meinungsäußerung der Mehrheits parteien. Die Minderheit versichert täglich durch ihre Presse, daß sie die Abwehr der ungarischen Ueber- hebung als eine Pflicht jedes österreichischen Patrioten betrachte; zu einer Bethätigmig diesir Pflicht, zum Beitritte zur Kundgebung der Mehrheit vermochte sie sich jedoch auch in der jüngsten kritischen Epoche nicht emporzuschwingen. Sie hat ihren Zwist mit dem Grafen Thun auSzutragen, und sie erblickt in den Sprachenverordnungen den Angelpunkt der Geschicke Oesterreich-Ungarns. So lange Graf Thun am Ruder bleibt, so lange die Sprachenverordnungen nicht be seitigt sind, kann sie sich mit anderen Dingen nicht beschäftigen. So hat sie jetzt den Vorwurf deS mangelnden Patriotismus zu bekämpfen, den man in einflußreichen Kreisen gegen sie erhebt; sie ist in den verhängnisvollen Bann der Radikalen geraten, deren Treiben immer neue Verlegenheiten für die gemäßigten Gruppen verursacht. Die Erinnerung an die jüngste AusgleichSkrise wird in der Zukunft mehr als einmal auftauchen, wenn die Gegner der Regierung die Anklage auS- fprechen, daß man in Oesterreich das Parlament bei feite geschoben hat. Die Antwort aber wird lauten, die parlamentarische Opposition selbst habe das Parlament in dem Augenblicke bei feite geschoben, in welchem eS neuerdings zur Macht kommen konnte, in dem Augenblicke, der ein Zusammenwirken aller ernsten Faktoren erheischte. „Ausnahmegesetz". 8.6. In der sozialdemokratischen und der freisinnigen Press« wird die Geft^evorlage zum Schutze de» gewerb lichen Arbeit«verhältmsse« al» ein Autuahmegesetz gegen de» Arbeiterstand bezeichnet und e» wird der Vorwurf erhoben, sie wolle Handlungen, von Arbeitern begangen, unter Strafe stellen, die, von anderen Personen begangen, straflo» bleiben. Dem liegt eine völlig schief« Aufta^ung von dem Wesen de» Entwurf» zu Grunde. Richt nach dem Stande der Personen, welche die in Frage kommenden Handlungen begehen, sondern nach dem Charakter der Handlungea leibst, mögen dies« begangen sein, von wem sie wollen, richten sich die Bestimmungen de» Entwurf«. Daß Vorschriften, welche den Schutz de« gewerblichen ArbeitSoerhältniffe« betreffen, keine Anwendung finden können auf Verhältnisse, bei denen ein gewerblich«« Arbeit«verhältniS nicht in Frag« kommt, liegt im übrige« auf der Hand. Alle von dem Entwurf« zu treffenden Handlungen find solche, die nur in den modernen Arbeitskämpfen vor kommen; wegen ihre» Zusammenhanges mit diesen Kämpfe« und weil sie in ihnen erfahrungsgemäß die Bedeutung von Kampfmitteln haben, durch welche die Willensfreiheit Anderer in besonder» hohem Grade gefährdet wird, er scheint e« geboten, sie zum Gegenstand« zwar nicht eine« Ausnahmegesetzes, wohl aber eines Sondergesetzes zu mache« Den besonderen Erscheinungen im wirtschaftliche« Leben durch besondere, den praktischen Bedürfnissen nach gehende, auf diese sich aber auch beschränkende Vorschrift«« gerecht zu werden, ist Sache einer gesunden Gesetzgebungs- Politik. Ja einem Aufsatz« der „Dosfischen Zeitung" vom 3. d. M wird ««»geführt: „Ein Arbeiter, der an einem Baue steht, ohne irgend einen Menschen zu belästige», kann ein Jahr Gefängni« bekommen; der Geschäftsmann aber, der sich an die Ladenthür eine« Konkurrenten stellt, um zu sehen, welche Kunden bei ihm rin» und auSgehen, Rosenkranz de« Hr«. Pau! sehr ausgezeichnet Auch Hr. Müller (Fürst Liebe«stein), Hr. Franz (Graf Ernst Liebenftei«), Hr. Eggerth (ObersanitätSrat v. Döring) und Hr Huff (Anton Sanftlebe«), letztere beide in Rollen, die zur Karrikatur herau»fordern, wirkten zum Heiterkeitserfolg de« Stücke« lebendig mit. Die Damen- rollen, vo« denen nur die der jungen Comtess« Kienborn vom Verfasser etwa« reicher und lebensvoller auSgrstattet ist, wurden durch Frl. Ga«ny (Comtrsse Clarisse), Fr! Guinand (Gräfin Kienborn) und Fr! Trommldorff (Vilma v. Döring) mit all' der theatralischen Gewandt heit und Anmut dargestellt, die da« Publikum Gestalten erblicken läßt, wo der Verfasser kaum Schatten zuwege gebracht hat. Adolf Stern. * Der Berliner Historiker Theodor Mommsen wurde einstimmig zum korrespondierende« Mitglied der französischen Akademie für Inschriften gewählt. * Ein wissenschaftliche« Institut, da« für die Entwickelung unserer Kolonien von großem Ein flüsse werden kann, wird von der kolonial-wirtschaft lichen Vereinigung angestr«bt E« handelt sich darum, de« seit 1888 bestehendrn botanischen Garten ia Viktoria (Kamerun) mit einem pflanz«nphysio- logische« J«stit«te au«>urüsten Diese« Institut würde zunächit de« Forschung«reisenden, di« jene Gegend«« auf ihr« Flora u«d Fauna untrrfuch««, ein« HrimstStte werd«», i» der sie da« gesammrlt« Mat«rial vorb«r«itrn, sicht«» und zum Teil schon bearbeiten könnte«; viele Gegenständ« würde« erst nicht «ach Europa mitgrschleppt zu werde« brauchen, wenn di« nötig«« Einrichtung«« in Afrika Vor hand«« wäre«. Auch würd«, w«n« ma« in Kamerun ei« solche« Institut hält«, zweifelsohne ein« größer« Zahl vo« Gelehrten al« jetzt unsere Kolonien aufsuchen und zu ihrer Erforschung und Erschließung beitragen, währrnd jetzt ein guter Teil mit Unterstützung unserer Wissenschaft-
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