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Dresdner Journal : 10.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-10
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1899
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Bez»a«Sre«,: Für Drrsbea vurretjährlichr ,«art bvPf,brid«n»atIkr. ltch dnttsche» Pasta» statt«» »SoMjLhruchSMark; außer- kalt ms Draschen Striche» Post« »ad Etempelzuschlaa. Etage!»« Nummer»: 10 Pf. Grfchetnenr Illich mit Ausnahme der So»- »d Feiertage abend». yrr»spr.Anschluß:Nr1S»L ZrcMer Journal. vnfündtgnng-gcdü-ren: Für den 0iauu» «lue. ge;pul- teue» Zeile Seiner Christ «Pf. Unter „Einaesaudt" di« Zeil« »0 Ps. vei Tabelle». und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. veran««eSer. Königlich« «rprdition de« Dretoner Journal« Dresden, Znnugrrstr. >0. Fernspr.«nschlub:Rrir»L ^132. Sonnabend, den 1«. Juni abends. 1899. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Straßenwärter Friedrich Thümmler m Langenbernsdorf da- Allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Am Geschiftstereiche de« MtntftertnmS »er Finanzen, vei der Berg« und Hütten Verwaltung sind ernannt worden: Mirtzschke, zeither Hüttenaffiftent bei den fiskalischen Freiberger Hüllen, al» Hüttenchemiker daselbst; Hosfmani«, seither Hütleniugeni«ur, al« Hüttenasfistrnt bei den fiskalischen Freiberger Hütten. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Nau mann, Vahr, Oehmichen, Müller, Berger und Ackert, zeither gegen Tagegeld beschäftigte PoftaMcnten, al« etat mäßige Postassistrnten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Popdirektion zu Dresden. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Die parlamentarische Behandlung des zwischen dem Deutschen Reiche und Spanien getroffenen Südsee-AbkommenShatder Staatssekretär v. Bülow in sachgemäßer Weise dadurch vorbereitet, daß er dem Reichstage, sogleich bei dessen Wiederzusammentrrten nach den Ferien, von dem Wortlaute des Vertrage- Kenntnis gab. Die Volksvertretung quittirte über dieses Entgegenkommen, indem sie, einem Wunsche der Staatssekretär- entsprechend, die nähere Er örterung dis zur Beratung der dem Reichstage über den Erwerb der Karolinen zu machenden Gesetzes- Vorlage vertagte. Im übrigen läßt der Beifall, mit dem die Mitteilung des Hrn. v. Bülow ausgenommen wurde, schon jetzt darauf schließen, daß die große Mehrheit der Abgeordneten der neuen Erweiterung unseres Kolonialbesitzes ein erfreuliches Verständnis entgegenbringt. Die Andersgesinnten, die sich mit den Herren Richter und Bebet abmühen, die „Wert losigkeit" der durch eine weitsichtige Politik für Deutschland gesicherten und unseren Nebenbuhlern in Ostasien wie in der Südsee entzogenen Inseln ziffernmäßig zu beweisen, suchen vergeblich den Erfolg der Kaiser- und seiner Ratgeber in Frage zu stellen; sie werden den neuen Stein im Bau unserer über seeischen Machtstellung nicht lockern. Der Übergang der Karolinen aus spanischem Besitz in die Hände einer dritten Macht hätte für Deutschland den An fang vom Ende aller kolonialen Bestrebungen in der Südsee bedeutet. Daß der australische und ein ein flußreicher Teil des englischen Imperialismus eS auf die gänzliche Verdrängung unserer Flagge au» jenen Gewässern abgesehen hat, kann Niemandem, der die jüngsten dortigen Vorkommnisse im Zusammenhänge überblickt, verborgen bleiben. Die seltsame, an der besonnenen Haltung der deutschen Staatsmänner ge scheiterte Politik Englands auf Samoa, die Wühlereien des britischen Konsuls in Apia und zuletzt die plan mäßige Anzettelung blutiger Unruhen, — alles da- entsprang im letzten Grunde der Absicht, Deutschland mürbe zu machen, un» die Samoa-Inseln und wenn möglich die Südsee überhaupt zu verleiden. Diese- Spiel wurde in Berlin rechtzeitig durchschaut und vereitelt. In Samoa arbeitet die auf Deutschland- Betreiben eiiigesetzte Kommission zu allseitiger Zu friedenheit an der Klärung und Besserung der Ver hältnisse. Keinen Fuß breit ist da- Reich dort von seiner vertragsmäßigen Rechtsstellung gewichen. Und gleichzeitig redet die Erwerbung der Karolinen, die Abgrenzung eines weiten deutschen Wirkungskreises mit wertvollen Stützpunkten eine für daS ganze Süd- see-Gebiet bis nach Neu-Guinea und Neu-Seeland verständliche Sprache. Nicht schwächer, sondern ge stärkt und vermehrt gehen unsere dortigen Interessen auS mancherlei Bedrohungen der jüngsten Vergangen heit hervor. Im Schoße der Haager Friedenskonferenz ist die Eintracht.bisher niemals ernstlich gestört worden. E- scheint nicht überflüssig, dies ausdrücklich festzustellen, weil die eingehenden Berichte, die nament lich englische Blätter über jede Sitzung der Konferenz oder eine ihrer Kommissionen zu veröffentlichen in der Lage sind, nur allzu leicht den Schein deS Gegenteils erwecken. WaS sie Wahres enthalten, verdankt sein Bekanniwerden einer Indiskretion, auf deutsch: einem Vertrauensbruch; und was hinzuer- funden wird, erregt bei der Unmöglichkeit, da» Falsche vom Wahren zu unterscheiden, Verwirrung und Ärger nis. Bei aller schuldigen Hochachtung vor den ein zelnen Teilnehmern der Konferenz muß doch auSgesprochen werden, daß diese hochansehnliche Versammlung es nicht fertig gebracht hat, dasjenige Maß von CorpSgeist und Disziplin zu entwickeln, welche» hinreichen würde, um dem Beschlusse über die Geheimhaltung der Beratungen wirklich Geltung zu verschaffen. Unter diesen Um ständen liegt die Frage nahe, ob eS nicht besser wäre, von zwei Übeln das kleinere zu wählen und durch ein für die Öffentlichkeit mehr durchsichtige» Verfahren bei den Beratungen den Verbreitern unwahrer Nach richten da» Handwerk zu erschweren. Erwähnenswert auS den letzten Sitzungen der verschiedenen Kommissionen im Haag ist die Offenherzigkeit, mit der zu wieder holten Malen von englischer und amerikanischer, ja auch von französischer Seite in Sonderfragen, wie der von Dum-Dum-Geschossen, Unterseetorpedos und dergl, die von Rußland befürworteten Anträge glatt zu Fall gebracht worden sind. Im Mittelpunkte deS Interesses steht nach wie vor die Frage der Ein führung eine» ständigen Schiedsgerichte» für völker rechtliche Streitfälle. Er ist ohne Widerspruch berichtet worden, daß in dieser Frage die Vertreter der kleineren Staaten die Neigung bekundet haben, durch ihre Stimmenzahl den Großmächten ein Paroli zu bieten. Dieser Versuch wäre besser unterblieben. Daß kleine und schwache Staaten friedliebend sind, versteht sich von selbst und ist weder ein besonderes Verdienst, noch fällt eS für die Erhaltung de» Weltfriedens entscheidend in- Gewicht, dessen Bestand nach wie vor auf die Gesinnungen der großmächtlichen Be völkerungen und auf da» in deren Regierungen lebende Gefühl der Verantwortlichkeit angewiesen bleibt. Wie eS übrigen- mit der angeblich aufrichtigen Friedensliebe der Kleineren steht, lehrt da- Beispiel deS jüngsten griechischen LoSbrechenS gegen die Türkei. Auch der höhere Beruf zur Zivilisation, den die Mächte zweiter und dritter Ordnung gern für sich in Anspruch nehmen, ist, bei Licht besehen, durchaus eine Ausgeburt der Eitelkeit. Kein Land, kein Volk steht als Ganzes in der allgemeinen Kultur so hoch wie das geeinigte deutsche Volk in Waffen oder die mit einem dreifachen Gürtel von Panzerschiffen um gebene Britannia. Um aber zu der Frage des inter nationalen Schiedsgerichtes zurückzukehren, so ist e», was die schließlich den Ausschlag gebende Stellung der Großmächte anbelangt, allerdings verdächtig, daß, während Rußland sich auf Vorschläge von praktischer Durchführbarkeit beschränkt, England die Augen der Friedensfreunde mit utopischen Vorstellungen zu blenden sucht. Gerade in der SchiedSgericht-frage sollten alle diejenigen, denen an einem ehrlichen Ergebnisse ge legen ist, bedenken, daß hier daS Beste leicht der Feind deS Guten sein kann. Die Verhandlungen von Bloemfontein zwischen dem greisen Präsidenten der Transvaal-Republik Krüger und dem britischen Oberkommissar Sir Alfred Milner sind im Laufe dieser Woche beendet worden. Ueber ihr Ergebnis sind die Meinungen sehr geteilt. Will man den aufgeregten Erklärungen der Londoner Presse Glauben schenken, so hat die Unterhandlungs- kunst des Hrn. Milner den Erwartungen der britischen Imperialisten in keiner Weise genügt. Mit anderen Worten: Präsident Krüger hat eS verstanden, ohne England im mindesten herau-zufordern, bei den Be sprechungen in Bloemfontein mehr Hammer zu sein al» Amboß. Die französische Regierung ließ übrigens Meldungen verbreiten, die, im Gegensätze zu der englischen Auffassung, den AuSgang der diplomatischen Zwiesprache als günstig bezeichneten. Daraus ist zu entnehmen, daß die in Transvaal lebenden Uitländer, soweit ihr Schicksal mit französischem Interesse verknüpft ist, über die Haltung des Präsidenten Krüger nicht zu klagen haben. Wenn hiernach unter den UitlanderS selbst eine Spaltung in britische nnd nichtbritische Inter essenten möglich erscheint, so hat die englische Politik umsomehr Anlaß, die Dinge nicht auf die Sprtze zu treiben und nicht den Leiter der TranSvaal-Republik in eine Lage zu versetzen, wo er schließlich, im Namen aller Nichtengländer am Kap wie in ganz Süd- Afrika, dem Londoner Kabinet offen den Fehde-Hand schuh hinwerfen könnte. Aus mehr als einem Grunde würde England in Verlegenheit fein, wenn eS diesen Handschuh jetzt aufnehmen sollte. Daher wird auch in der englischen Presse immer wieder versichert, man fühle sich nicht geradezu beleidigt und gereizt. Er ist bisher mehr ein zorniges Knurren als da» Brüllen des kampfbereiten Löwen. In Wien und Budapest verharrte während de- größeren Teils dieser Woche hinter der AuSgleichS- krise da» Fragezeichen. Die offiziöse Bericht.rstattung beschränkte sich auf da» Verzeichnen erneuter Minister- audienzrn beim Kaiser Franz Joseph und abermaliger Besprechungen der Minister untereinander und streifte nur daS Wort „Kompromiß". Erst gestern ward von einer Verständigung zwischen den beiden Reichs hälften bestimmter gesprochen und hinzugefügt, der mehr nachgebende Teil würde bei dieser Verständigung der österreichische Ministerpräsident Graf Thun sein. Die vergangene „große" Woche zu Pari» hat einige recht drastische Wirkungen gezeitigt. Zunächst den Tag von Auteuil! Einen Sonntag, den sonst Glanz und Freude anSzuzeichnen pflegt, benutzte eine Schar junger Herren von der royalistischen Jeunes»« äores" zu einer lärmenden Kundgebung gegen die Republik. Und der dramatische Höhepunkt war ein Knüppel-Angriff gegen den Präsidenten Loubet, der ahnungslos in seiner Loge inmitten der Spitzen de- amtlichen Frankreichs saß und des Beginn» der Rennen harrte. Natürlich ungeheure Aufregung, bei der aber Herr Loubet seine völlige Ruhe bewahrte; fort dauernder Tumult; Herbeirufung von Kavallerie. Viele Personen wurden verhaftet, Träger großadliger Namen, elegante Herren, vornehm dreinschauende „BoulevardierL". DaS war der Sonntag, dessen Er regung bis in die späteren Abendstunden auf den Boule vards nachzitterte. Dann brachte der Montag eine stürmische Kammersitzung. Ihre Einleitung war der Beschluß einer für Herrn Loubet und die Republik ehrenvollen und die Ausschreitungen vom Sonntag hart verdammenden Tagesordnung. Zugleich wurden, wenn auch mit geringerer Mehrheit, die Erklärungen der Regierung, die in Herrn Dupuy ihren Herold gefunden hatten, gebilligt. Weiter beschloß man, und zwar — bezeichnenderweise — mit abermals kleinerer Mehrheit, den Spruch de» Kassationshofe- in allen Gemeinden Frankreichs anschlagen zu lassen. Und noch lauer für die Regierung fiel endlich da- StimmenverhältniS bei dem Beschlusse au-, die Ent scheidung über die Frage der strafrechtlichen Verfolg ung de» Generals Mercier zu vertagen, bis da» in Sachen Dreyfus nach Renne- zu berufende Kriegs gericht sein Urteil gesprochen haben würde. Auch im Senat ging e» am Dienstag lebhaft zu. Gleichwie in der Kammer, sprach dort eine große Mehrheit für den Präsidenten Loubet ihre Sympathie und gegen seine Angreifer ihre Verachtung aus. Am Donnerstag gingen die monarchistischen Wortführer in der Kammer erneut den Ministern Dupuy und Krantz zu Leibe. Einige stürmisch verlangte Interpellationen wurden indessen um einen Monat vertagt. Al» Folge aller dieser parlamentarischen Vorstöße gegen das Kabinet Dupuy erhob sich die hier und da auftauchende Behauptung, daß Dupuy's Stellung erschüttert wäre. — Gleichzeitig gingen die Gerichte gegen die aristokratischen Ruhestörer scharf vor; etliche von den Herren wurden zu Gefängnisstrafen verur teilt. Der Stockschläger Christiani soll vor da- Zuchtpolizeigericht kommen. Andere energische Maß regeln im Interesse der Ordnung und Gerechtigkeit beschloß der Ministerrat, und Ministerpräsident Dupuy versprach dem Abgesandten der republikanischen Gruppen, von allen Mitteln der Wachsamkeit zum Schutze der Republik Gebrauch zu machen. Man scheint nament lich für den morgigen Sonntag, den Tag de- 6r»nä prii, Ausschreitungen großen Stiles zu be sorgen. Die Gerüchte, die betreffs der Verfolgung gewisser Generale umgingen, waren nicht ohne Wider sprüche. Man nannte insbesondere die Herren Zur- linden, Pellieux und Herve. Es scheint indessen, al- ob die Machthaber der Republik sehr ungern in diesen sauren Apfel beißen. AuS den sonstigen Nachrichten bündeln, die der Pariser Telegraph täglich übermittelte, lei noch hervorgehoben, daß die Anordnungen zur sofortigen Rückbringung deS DreyfuS inzwischen in Kraft getreten sein dürsten; daß Held Marchand über die Ereignisse des Sonntags und' ihre Folgen in schnöde Vergessenheit stürzte und Paris ganz heimlich verließ; daß Zola wieder in Pari- eintraf und sofort eine Erklärung in der „Aurore" von Stapel ließ, die aber wenig von sich reden machte; daß auch die Städte Bordeaux und Lyon zum Schauplatze von Kundgebungen und Tumulten gemacht wurden; daß endlich Oberst Picquart daS Gefängnis verließ. In Summa: die Bühne Frankreich hat ihren Zu schauern während dieser Woche wiederum viel zu sehen und zu hören gegeben. Dafür ist es auf dem sonstigen Welttheater, soweit wir eS oben nicht be rührt haben, um so stiller gewesen. Fragen von all gemeinerer Bedeutung sind in den einzelnen Staaten nicht berührt worden, und gewiss« Angelegenheiten, wie die philippinische, hatten neue Phasen nicht zu verzeichnen. Tagesgerichte. Dresden, 10. Juni. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von ^9 Uhr vormittags ob der Besichtigung de- 1. Ulanen - Regiments Nr. 17 auf dem Exerzierplätze bei Oschatz bei. Dresden, 10. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August begiebt sich morgen früh 8 Uhr 50 Min., begleitet vom dienstthvenken persön lichen Adjutanten Oberleutnant v. Heygendorfs nach Werdau, um an dem Generalappell der Jäger und Schützen teilzunehmen. Die Rückkehr erfolgt im Laufe de» Abends. Deutsches Reich. * Berlin. Se Majestät der Kaiser nahmen nach der gestrigen Besichtigung auf dem Bornstedter Felde da» Lnnss und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am S d. Mt« : „Der Bajazzo". Drama in zwei Akten und einem Prolog. Dichtung und Musik von Leoncavallo Für die gestrige Aufführung war aushilfsweise ein« Kölner Sängerin herzugezogen worden, Frl. Frieda Felser. Man lernte in ihr eine geübte Sängerin und geschickte Schauspielerin kennen. Die Stimme erwies sich von nicht mehr ganz frischem, aber noch kräftigem Klang, der GesangSoortrag war sicher, klar phrasiert, die Aus sprache musterhaft deutlich; nur an wenigen Stellen schwankte die Intonation. Mit dem Musikalischen ging di« Darstellung gut zusammen, in letzterer entfaltete sich ein volle» Verständnis für den Charakter Nedda» und ins besondere gelangen die Scenen der Colombine, worin Frl. Felser eine selbständige Auffassung wenn auch nicht gerade mit ungewöhnlichem Reiz und höchstem Affekt am Schluffe, so doch gleichmäßig anregend und wirksam durchführte. Sie fand nach beiden Aufzügen lebhaften Beifall. Noch mehr von letzterem erhielt Hr. Anthe», der al« Canio eine der besten schauspielerischen Leistungen giebt, die man in der modernen Oper gegenwärtig auf ver Hofbühne sehen kann Urberhaupt zählt sa die Vorstellung vom „Bajazzo" zu den vorzüglichsten in unserm Opernhause. Einige Nervosität, di« fich gestern im Orchester unter Hrn Kutzschbach» Leitung geltend machte und teilweise auch durch den sehr freien Vortrag de« Hrn Perron hervor trat, nehmen wir al« «ine zufällige Erscheinung. P * E« war ursprünglich beabsichtigt, daS ReichSinstitut zur Erforschung der Tropenkrankheilen in Berlin »u begründen Da jedoch Hamburg der geeignetste Ort für ein solche« Institut ist, zumal die mit Tropenkrank heiten behafteten Seeleute und Paffagiere, wenn sie in * Wir berichteten vor ernigen Tagen nach der „Zürcher Post", daß Arnold Böcklin in seiner Villa in Fiesole bei Florenz einen Schlaganfall erlitten habe. Auf eine von der „N. Fr. Pr." nach Florenz gerichtete Anfrage wurde von dort die erfreuliche Auskunft gegeben, daß Böcklin» gegenwärtiger Gesundheitszustand sehr gut sei, und daß e« seiner Familie ganz unerklärlich gewesen sei, warum sie seit einigen Tagen zahlreiche telegraphische An fragen «ach seinem Befinden erhalten habe. V Einer der bedeutendste« Maler der Schweiz, der Meister malerischer Darstellung der schweizerischen Hoch- gebirg»natur Auguste Baud-Bovy, ist in Aeschi überm Thunersee gestorben. In der Blüte seiner Jahre wurde er mitten au« seiner an großen Erfolgen reichen künstleri schen Laufbahn herauigerrffen durch eine Krankheit, die er fich auf de« hohe« Gipfel« der Alpen, de»e» er da» Geheimnis ihrer wunderbaren Schönheit ablauscht«, während de« vorigen Winter» zugezogen hatte. Wie ein Sohn der Alpe«, wie Serme« und Hirten lebt« er manchen Sommer hoch oben i« de, Einsamkeit der Berge, schlicht und kärglich, fern de« Getriebe der Menschen, alle seine Sinne nur auf sein Werk gerichtet. * Der „Geisha"-Komponist Sidney Jone», dessen Hauptmann in der berühmten Stewartschar der Konföde rierten Armee mit. Nach Beendigung de» Bürgerkriege» ging Schuricht nach seinem Heimatlande zurück, wo er in Pirna Schuldirektor wurde ES zog ihn aber bald wieder nach den Vereinigten Staaten, wo er dann Direk tor verschiedener Lehranstalten i« Boston, Newark, Chi cago und Richmond, V«, ferner Präsident deS „Deutsch- Amerikanischen Lehrerbunde«" in den Vereinigten Staaten und bi» zuletzt einer der Direktoren de» „Deutsch-Ameri- kanischen Lehrerseminar»" zu Milwaukee, Wi«c, war. Er hat verschiedene gediegene Romane und Erzählungen geschrieben. Seine Hauptarbeit auf litterarischem Gebiete ist die „Geschichte der Deutschen von Virginien", von der der erste Band bereit« im Druck erschienen ist, während die zwei anderen Bände vo» der „Deutschen Historischen Gesell schaft von Maryland" zum Druck vorbereitet werden. * Wie allgemein bekannt sein dürfte, hat die aka demische Jugend Deutschland» einmütig beschlossen, den Tag der Sommersonnenwende al« jährlich wieder kehrenden Gedenktag de« Fürsten Bi»marck feierlich zu begehen. Ueberall werden Vcnbcrcnuugen getroffen, um diese allaemeine studentische Feier zu emer würdigen und erhebenden »u gestalte«; in erfreulicher Weis« sind b«r«it» viel« akademische Behörde« der Studentenschaft dadurch entgegengekommen, daß sie den 21. Juni al« äws aoaäsmiou» (akademischen Feiertaa) festgesetzt haben. Die Studentenschaft der Technischen Hrchschulei« Hannover viel gerühmte« Werk „Der griechisch« Sklave" noch nicht einmal nach Deutschland gelangt ist, hat wiederum ein« neue Operette vollendet, die ein chinesische« Sujet be- gedenkt diese Feier besonder» glanzvoll zu begehr» durch handelt und den Namen „San Toy" führt Bei dieser ein Bi»marckfestspiel, verfaßt von de« HosbuchhändUr Gelegenheit erfährt man interrffante Einzelheiten vom Adolf Kiepert, da« an vier Abenden, vom 16. bi« 19. Juni, Leben und Schatten diese» Künstler«, der seit seiner im Hoftheater in Hannover zur Aufführung gelange» soll „Geisha" zu den erste» seine« Fache« gehört, dessen Die Bilder de« Festspiel», die bedeutende Moment« au« Person aber merkwürdigerweise in Deutschland, ja selbst dem Leben de» dahingegangenen Fürsten behandeln, werdrn im heimatlichen England bi«hrr noch so gut wie un» von 20V Studierenden und Damen au« Hannover dar- bekannt geblieben ist Da« findet zum Teil sein« Er- gestellt Der Reinertrag wird der Bitmarck-Säule für klärung darin, daß Sidney Ione« zu den stillsten und Hannover zu gute kommen. bescheidenste« Musikern zählt, die die Welt kennt Man Hamburg angekommen sind, hier schnell untergedracht und geheilt werden könnten und nicht noch die beschwerliche Bahnfahrt »ach Berlin zu machen brauchen, so wurde, der „Post" zufolge, an zuständige, Stelle beschlossen, da» Institut in Hamburg zu errichten. Voraussichtlich wird daS Seemannikrankevhaus nach der Fertigstellung de« neuen Hafen-Krankenhauses im Herbst 1900 dazu ver wendet Da» neue Institut soll zunächst für 30 Personen eingerichtet werden. * Der Besuch der Berliner Universität weist auch für da» gegenwärtige Sommerhalbjahr große Ziffern auf. Vom Wlnter waren 3681 Studierende zurückgeblieben, hinzukamen 1316, sodaß die Gesamtzahl der Immatriku lierten 4997 beträgt (gegen 4648 im vorigen Sommer). Der theologischen Fakultät gehören 324 an (262 Preußen), der juristischen 1470 (1203), der medizinische« 1093 (772) und der philosophischen 2110 (!485) Von den 1485 Preußen in der philosophischen Fakultät find 67L au» Gymnasien hervorgegangen, 326 au» Realgymnasien, 47 au» Ober-Realschulen, 434 besitze» noch kein Reife- zeugni«. Außerdem sind 4252 Personen zum Hören der Vorlesungen berechtigt, darunter 177 Frauen (gegen 239 im Winter und 166 im vorigen Sommer) Die Kaiser Wilhelm - Akademie hat 306 Zöglinge, die Technisch« Hochschule umfaßt 2284 Studierende, die Bergakademie 140, die Landwirtschaftliche Hochschule 249 Studierende, die im Besitz de» einjährige« Zeugnisse« find, die Tier ärztlich« Hochschule 477 und die Akademie der Künste 315. Im ganzen find 9242 Personen an der Berliner Universität hörberechtigt. -j- Auf seinem Landsitz« Jdlewild bei Cobham in Virginia starb der in Amerika berühmte Pädagog und Schriftsteller Hermann Schuricht. Er war 1831 zu Pirna aeboren, kam, nachdem er ein« gute Erziehung erhalten hatte, nach Amerika und machte den Bürgerkrieg al»
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