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Dresdner Journal : 07.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-07
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 07.06.1899
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Für Dresden vwrteljahrlichr > Mark SOM, bet den »aikr- lich d.uiichrii Postanstalten vitrteliähtttchsMütt; außer- halb de« Deutschen Reiche» Post- und Stempelzuschlaa. Lionel« Nummer»: 10 Pf. »Ach«t»e»t Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abends. Ferus»r.«n!chlub:Nrir»L Dw-ner S Mumal. Ankündtanngsgetsttren: Fu: den ^-auu> eine: gr;pol- tenen Zeile keiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile »v Ps. Bei Tabellen- und Ziffern^tz entfprechender Aufschlag Her»»«geber: Königlicke Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwmgerstr. 20. Fmispr..«n,chlub:Rrir»». ^12S. Mittwoch, dm 7. Juni abends. 18SS. Amtlicher Teil. Gr«mnan-e«, versetzuage« re. im öffentliche« Dteafte. 3« Veschiftsberetche »e« «intfte,t»m» »er Ktnanze». Bei der Berwaltung der Staatseilenbahnen stad er nannt morden: Der staatlich geprüfte Bermesiungsingeaieur Karl Albert Schreiber, zeither Lermestungsinaenteur-Afsistent, als Regierungsbaumeister in DrcSden; Richter, zeither Etationsafsistent I. Kl., als Sütrrkassierer in Oelsnip i. B.; Täfchner, zeither Etationsafsistent I.Kl, als ^ahrgeldlafsierer in Leipzig II; die nachgenannten StationSafsistenten II. Kl als Etationsafsistentrn I Kr: Altner und Schilbach in Zwickau, Frohne in Neustadt i.S., Hauffe und Müller in Alten» burq, Herfurth in Netzschkau, Lebe in »reiz, Rößger in Rochlitz, Schuster in Plagwitz-Lindenau, Stange in Pirna, Stöckel in Jocketa, Walther in Lossebaude und Werner in Leutersdorf; Hengst, Müller, Schiffner und Thoma, zeither StatiouSawiranten, als Stationsassistenten II. Kl. in Mehltheuer, Leipzig II, Meißen-Triebischthal und Plauen i.B.; Lauschke' und Meerftein', zeither Schaffner, ol» Ober- schaffner in Leipzig II und Neustadt i.S.; Schüßler, zeither Weichenwärter II. Kl., als Schirrmeister in Reitzenhain; Bläser, zeither Hilfsaussrher, al« Bauausseher in Dresden; George, zeither Hilfsbureaudiener, alt Bureaudienrr in Dresden; die nachgenannten Bremser als Schaffner: Bert ram und Leuschel' in Leipzig II, Beyer', Srche, Geith, Kümmelberger, Nixdorf, Sandig und Schade' in DreSden-Fr., Böhme", Ehrlich', Fescher', Kurze, Lamm', Rüdiger' und Schmidt" in Nossen, Bühring' in Penig, Fleischmann, Olberg und Siegel' in Leipzig l, Frommhold und Hubricht in Bienenmühle, Gärtner' und Löser' in Meuselwitz, Kastner in Weida, Kleinhempel in Aue, Lieberwirth und Thielemann in Riesa, Marsch inLhemnitz, Richter" in Schneeberg-Neustädtel und Schmidt" in Radeburg; die nachgenannten HilsSweichen- wärter al- Weichenwärter II. Kl.: Beckmann in Zwönitz, Jugel und Scherzer in Reichenbach i B, Kretzschmar in Miltitz und Mittelbach in Aue, Rudert, zetther Wagen- rücker, al» Weichenwärter II Kl. in Zwickau; Tietze, zeither Gepäckarbeitrr, al» Packer in Lhemnitz: Teubel, zeither Stell vertreter, al» Bahnwärter für Popen Wilischihal Ehrenfrieders dorf ». I» Geschäftsbereiche be» «tntftertam» be« Kultus uub -ffeutltche« vuterricht». Erledigt: die Nebenschulstelle an der zweiklasfigen Bollsschule zu Arras. Kostator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Neben freier Wohnung im Sckul- hause 1200 M. Gehalt und 100 M. persönliche Zulage ohne Einrechnung in die Alterszulagen. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum ».Juli bei dem König! BezirkSschulinsprktor Schulrat vr. Böhme in Rochlitz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Zur parteipolitischen Lage. Aus Berlin wird uns geschrieben: Die Einbringung des Gesetzentwurfs zum Schutze des gewerblichen Arbeit-Verhältnisses hat die parla mentarische Lage aufs neue verändert. Der Linken und dem Zentrum ist eS augenscheinlich unbequem, daß diese überraschend erschienene Vorlage noch vor ThoreSschluß an den Reichstag gelangt ist und, wie verlautet, auch noch mindestens in erster Lesung be raten werden soll; die konservativen Parteien aber sind wohl auch der größte Teil der Nationalliberalen und der Ansicht, daß es ein politisch und taktisch kluger Zug war, daß die Regierung durch Einbringung des in der Thronrede angekündigten Entwurfs den bisherigen Legendenbildungen und unbegründeten Unterstellungen den Boden doch wenigstens einiger maßen entzogen hat. Nach den bi- jetzt vorliegenden Preßäußerungen dürfte die neue Vorlage ein schweres Streitobjekt der Parteien bilden. In der ersten Lesung wird zwar anscheinend ebensowenig ein klare- Bild über die parlamentarische Stellungnahme der Parteien gewonnen werden können wie eS bisher bei wichtigen Gesetzent würfen geschah; allein eS ist zu befürchten, daß da durch der Zwiespalt der Parteien untereinander und die Zerfahrenheit in einzelnen derselben nur noch vermehrt werde. Schon jetzt ist die parlamentarische Lage eine ziemlich verworrene. Feste Mehrheiten giebt eS nicht; eS wird „von Fall zu Fall" verhandelt. Bei bedeutenden Vorlagen dreht eS sich oft nur um eine kleine Zahl von Stimmen, bei der eS schließlich vom Zufall abhängt, ob Annahme oder Ablehnung erfolgt. Diejenigen Parteien, die jahrelang in treuem Zusammenhalten für de- Reiches Wohl und Stärke der Regierung eine stet- bereite Stütze waren, sind untereinander uneins. Die leidige Hervorhebung der materiellen Interessen hat die nationalen Parteien in Zwiespalt versetzt. Sind auch die Kanalvorlage und die preußische Gemeinde-Wahlrechtsreform sowie da- Karfreitagsgesetz preußische Angelegenheiten, so haben sie doch infolge ihrer Bedeutung auch auf die Partei verhältnisse im Reiche eingewirkt, und diese Einwirk ung ist keine günstige zu nennen. Bei allen drei Gesetzentwürfen ist die Gruppierung der Parteien eine andere. Kommt nun noch die Vorlage zum Schutze der gewerblichen Arbeit-Verhältnisse- hin zu, so ergiebt sich wiederum eine veränderte Parteikonstellation. Auf solchen Grundlagen ist ein neuer Zusammenschluß der Ordnung-Parteien, der niemals notwendiger war als heute, kaumj erreich bar Dazu tritt als neuer störender Faktor noch die verschiedenartige Stellungnahme der alten Kartell parteien zur Sozialreform und zur Sozialdemokratie. Wenn bewährte Politiker und unzweifelhaft patriotische Männer angesichts dieser Zustände die „Flinte in- Korn" werfen und an einen Wandel zum Besseren verzweifeln, wenn weite Kreise der Bevölkerung den jenigen rechtgeben, welche au- diesem Anlasse be haupten, da- Parteiwesen habe sich überlebt, und zur bequemen „Parteilosigkeit" übergehen, so ist die- nicht zu verwundern. Gerade aber die Abkehr bewährter Männer, die zu politischen Führerrollen berufen sind, und die politische Lauheit zahlreicher Patrioten aus dem Volke schafft immer kläglichere Verhältnisse. Zentrum und Sozialdemokratie sind eS, die von der Indolenz und der Parteiverworrenheit die größten Vorteile ziehen. Im Reichstage sind die ehemaligen Kartellpatteien in der Minderheit; sie hätten darum aber t och Anlaß, mit einander in steter Fühlung zu bleiben, damit da durch im Lande das Gefühl der Zusammengehörigkeit der nationalen Richtungen lebendig bleibe. Statt dessen muß man wahrnehmen, daß jede Partei ihren eigenen Weg geht ohne Rücksicht, ob sie dadurch ge meinsame polnische Interessen schädigt oder nicht. Wir meinen, eS müsse nicht allzu schwer sein, gewisse politische und namentlich sozialpolitische Richtlinien festzustellen, auf denen die alten Kartellparteien sich be wegen könnten, um auf diese Weise wieder zu einem besseren Einvernehmen zu gelangen. Bei der Vorlage zum Scbutze des gewerblichen Arbeit-Verhältnisses wird dies hoffentlich gelingen; eS wäre aber zu wünschen, daß ein solches Zusammengehen nicht lediglich von Fall zu Fall in Erlcheinung träte. Im preußischen Abgeordnetenhause, dem ein großer Teil der Reich-tag-mitglieder angehört, besitzen die früheren Kartellparteien die Mehrheit. Es wäre leicht, mit Hilfe der Regierung hier ein feste- Zusammenhalten herbeizuführen. Wie aber liegen die Dinge? Trotz dem da- Zentrum Minorität-Partei ist, beherrscht e- auch hier die Lage; bald mit den Konservativen, bald mit der Linken setzt eS seinen Willen durch und ver steht eS mit wohlüberlegter Taktik, sich auch auf ungünstigem Terrain eine ausschlaggebende Stellung zu sichern, weil die alten Kartellparteien untereinander uneinS sind, und weil da- Zentrum die materiellen Knnss und Wissenschaft. Nefidenztheater. — Am 6. d Mt«: „Die Ein berufung." Schwank in drei Akten von Andrö Sylvane und Gascogne. (Zum ersten Male) Der gestern abend zum ersten Male im Residenz theater in Scene gegangene Schwank gehört zu den besten seiner Art. Wäre er in der lhcaterfrohen Zeit heraus- gebracht worden, so würde er sich unzweifelhaft al» ein Zugstück der Saison erwiesen haben. Er ist ebenso unter haltend in der Fabel, wie geschickt im dramatischen Aufbau behandelt, dazu von einer anerkennenswerten Decenz, die ihn vorteilhaft von zahlreichen Bruderstücken unter- scheidet. Wie bei einem französischen Schwanke ohne weiteres selbstverständlich, handelt es sich in dem Stücke um einen Ehebruch; aber dieser Streich bleibt in den Grenzen de« Versuch« und dient nur al« Unterlage zu einer Reihe öclusnaender Abenteuer und komischer Situationen. Der Hergang der Handlung ist etwa folgender: Der Notar Lestamboudoi« hat eine 13 tägige militärische Uebung »u erwarten Im letzten Augenblicke, al« er bereit« die ihm nicht besonder« sympathische Uni form angezogen hat, wird sei» Gesuch um Erlaß der Uebung bewilligt: der Schwerenöter verschweigt diese Thatsache seiner Gattin, um 13 Tage lang der Ehefessel ledig zu sein, und kneift mit einer seiner Klientinnen, einer schönen Tänzerin vom Pariser Alcazartheater, nach Bourguignon au« Da er sich in Uniform befindet, so fällt er al«bald im Manöver befindlichen Offizieren in die Hände und muß, sein galante« Abenteuer jähling« unterbrochen sehend, eine Reihe ur komischer Situationen bestehen. Er hat kecklich einen ihn zur Rede stellenden Major beschwindelt, soll in Arrest geführt werden, flieht mit Hilfe seine« Bureauvorstande«, den er zufällig in Bourzuignon in dem Hotel trifft, wo er selbst abgestiegen ist, indem er diesem Bureauvorstande seine Soldatenkleider anzieht und dafür dessen Zivilhosen und -rock anleat, wird von neuem eingefangen und flieht zum zweiten Male. So kehrt er nach achttägigen wechsel vollen Schicksalen anscheinend frohgemut nach Hause zu rück, begegnet hier aber zu seinem Schrecken jenem Major, der al« Freiwerber für einen seiner Leutnant« die Gattin Lestamboudoi«' um die Hand ihrer Tochter Geneoiöve bitten will, und wird von diesem sofort al« der Aus- kneifer erkannt und in sicheren Gewahrsam gebracht Auf« neue erweist sich der Bureauvorstand al« rettender Engel, der gegen da« Versprechen, Geneviöve, die er liebt, »ur Gattin zu erhalten, in die Uniform Lestamboudoi«' schlüpft und diesem seine Zivilkleider überläßt. Der Rest ist eine Entlarvung de« abenteuerlustigen Advokaten, di« zur Folge hat, daß Lestamboudoi« dem Leutnant sein« Tochter zur Gattin giebt, während der unalück- selige Bureauvorstand leer aulgeht und zum Schaden noch den Spott erhält. , Dies« lustige und unterhaltende Fabel ist in sehr gelungener Weise zu einem dreiaktigen Schwanke ousgcbaut worden. Während sonst die französische» Echwankbichttr im ersten Akte sich zumeist völlig au«geben und die Hand lung in den folgende» Akten mühsam Hinschleppen lassen, reiht sich in diesem Stücke eine wirksame Szene an die andere, um den Schwank ebenso flott zu beschließen, wie er begonnen hat. Di« beiden Haupttollen de« Stücke«, die de« Nstar« Lestamboudoi« und de« Bureauoorsteher« Manillon, find sehr dankbar; schade, daß man in der ersteren nicht de« typischen Vertreter französischer Schwankfiguren, Richard Alexander, sehen kon-te Hr Karl Witt spielte den Teufel«kerl Lestamboudoi« gewiß mit große, Keckheit und sprudelnder Lebendigkeit, ab», ihm fehlte da« Unnachahm- lich« der Llexandersche» Charakttrifierung«kunst, die sich weniger in üb. rgropcr Beweglichkeit, al« vielmehr in einer ungemein drastische« Art de« Gebärdenspiel« und der Juteresienfragen, jenachdem eS dem Parteivorteile dient, bald in den Vordergrund schiebt bald zurücktreten läßt. So ist die Zentrum-partei in der Taktik und in den Erfolgen den Kartellparteien überlegen und wird eS bleiben, wofern nicht ein neuer dauerhafter Zusammen halt der konservativen Parteien mit den National- liberalen herbeigeführt wird. Man wird zugeben, daß zu dem Zerfalle des Kartells jede der daran beteiligten Parteien ihren Teil beigetraaen hat. Die gegenwärtige Lage sollte aber nun endlich das Verständnis dafür zur Reife bringen, daß eine neue „Sammlung" schon durch den Selbsterhaltungstrieb geboten ist. Der letzte Abschnitt der parlamentarischen Arbeitsperiode sollte nicht un benutzt vorübergelassen werden. Man sollte aus den jenigen Parteien heraus, welche in ihrer Bedeutung und in ihrer Selbständigkeit durch das parlamentarische Uebergewicht des Zentrum- und der Sozialdemokratie nicht nur geschmälert, sondern unmittelbar bedroht sind, durch Vertrauensmänner Fühlung miteinander nehmen und womöglich einen ständigen Ausschuß bil den, in dem das Einende dieser Richtungen mehr zur Geltung arbracht werden könnte als eS bisher geschehen ist. Srno auch die „Geister" bei der Erörterung der verschiedenen umstrittenen Vorlagen, deren Schicksal noch heute in Dunkel gehüllt ist, schon scharf „auf- einandergeplatzt", so würde doch unseres Erachten- bei näherer vertraulicher Aussprache das FriedenSbedürfniS und die Rücksicht auf da« Gemeinwohl der Nation wieder zu seinem Rechte kommen und vielleicht zu einem befriedigenderen Abschlusse der ParlamentStagung führen al- es heute noch den Anschein hat. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Juni. Se. Majestät der König geruhten heute den K. u. K. österreichisch-ungarischen General der Kavallerie a. D. Grafen Leopold Stern berg aus Anlaß dessen 50jährigen Jubiläum- als Inhaber der K. u. K. österreichischen Militär-Maria- Thrresien-Ordens, dessen Ritter Se. Majestät der König ebenfalls sind, telegraphisch zu beglückwünschen. Von Sibyllenort wird berichtet: Zu Besuch Ihrer Königlichen Majestäten traf Frau v. Oppell-Peat am vergangenen Sonntag nachmittag im Schlosse Sibyllenort ein. Ihre Durchlauchten der Fürst und die Frau Fürstin v. Hatzfeldt-Trachenberg nahmen am Montag an der Tafel bei Ihren Königlichen Maje stäten teil. Zur gestrigen Königs. Tafel waren mit Einladungen ausgezeichnet worden: der Herzog!. Braunschweigische Kammerherr und Kammer präsident a. D. v. Hantelmann auf BabonowSko, der Major im Stabe des DragonerregimentS König Friedrich III. (2. Schlesisches) Nr. 8 v. Bernuth, der Leutnant v. MutiuS im Dragonerregiment v. Bredow (1. Schlesischer) Nr. 4, Hr. v. Scheliha auf Zessel nebst Gemahlin und der Brauereibesitzer in BreSlau, Rittmeister der Landwehr, Haase. Kammerherr v. Wuthenau und Gemahlin haben heute Vormittag Sibyllenort wieder verlassen. Deutsches Reich. * Berlin. 8« Majestät der Kaiser trafen heute früh A8 Uhr von Pröckelwitz kommend auf der Wildpark« station ein. Ihr« Majestät die Kaiserin waren zu Seiner Begrüßung auf dem Bahnhofe anwesend. Das Kaiser paar begab Sich nach dem Neuen Palais — Der Kaiserliche Botschafter in Rom, Frhr. v. Saurma- J«ltsch, der schon den vergangenen Winter hindurch leidend war, hat sich jetzt, wie die „Nordd Allg Ztg" mittrilt, genötigt gesehen, wegen seines dauernd angegriffenen Ge sundheitszustandes die Enthebung von seinem Posten nach zusuchen. Frhr. v. Saurma ist infolge dessen in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden Zu seinem Nach folger ist, dem Vernehmen nach, der frühere Gesandte in Stockholm, jetzige Gouverneur von Berlin, General der Kavallerie und Generaladjutant Sr. Majestät, Graf v. Wedel, ausersehen. — Mit Bezug auf die Erwerbung der mikronesischen Inselgruppen der Marianen-, Karolinen- und Palao«-Inseln durch das Deutsche Reich werden i« einer durch Berliner Blätter veröffentlichten Zuschrift au- kolonialen Kreisen noch einzelne Gesichtspunkte, die für die politische Lage von Belang, hervorgehoben Sofort al« die Union erklärte, daß sie die Philippinen in Besitz nehmen wollte, hat Deutschland die nötigen Schritte gethan, um den schon gewissermaßen in seiner Inten ssensphäre liegen den mikronesischen Archipel in seinen Besitz zu bringen. Dreiviertel Jahr dauerten die Unterhandlungen, die mit großen Schwierigkeiten verbunden waren Da« Reich hatte vor allem keine genügende Flotte, dann aber war die Lage eine höchst ungünstige, da sich England in der Samoa-Frage ausfallend feindlich zeigte und die Union mit in sein« Kreise zog Doch haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika bei den späteren Verhandlungen ein anerkennenswerte« Entgegenkommen gezeigt Daher ist schließlich die Abtretung der Inseln an Deutschland, da« seine Absicht zähe festhtelt, erfolgt mit einziger Au«- nahme von Guam, der größten Marianen-Insel, welche die Union zur Anlage einer Station ihre« pazifischen Kabel« in ihrem Besitze behält, da sie diese schon kraft Eroberungsrecht» in ihren Händen hat Der Prei« von 16 Millionen ist für die Inseln ein angemessener, er würde auch von anderen Staaten daher ohne weitere« entrichtet worden sein, sie gehören aber morali'ch und wirtschaftlich in die deutsche Interessensphäre, da die deutsche Jaluit-Gesellschaft den Verkehr fast ganz in den Händen hat, nur Japaner find mit einem kleinen Pro« zentsatze daran beteiligt. Die Inseln haben auch Plan tagen-Land, doch waren die Erträgnisse bisher nur mäßig, da die Jaluit-Gesellschaft wegen der mißlichen Verhältnisse unter Spaniens Herrschaft keine größeren Kapitalien hineinstecken mochte. Da« Haupterträgni« bildet die Kopra, dann wächst dort in hervorragender Größe und Güte auch die Ivory Nut (Elfenbein-Nuß); man kann daselbst aber auch alle tropischen HandelSpflanzen bauen. Deutsche Reisende haben auf Ponache schon dort gebauten Kaffee und Kakao getrunken, der vorzüglich ist. Der Kaffee ist derselbe wie auf den Philippinen, der von Kennern al» der beste der Welt erklärt wird. Auf den Karolinen und Marianen, die geradezu paradiesisch sind, läßt sich alle« bauen. Die Jaluit-Gesellschaft hat schon jetzt einen Ertrag von 10 Proz. verteilen können Die Marianen unterscheiden sich wesentlich von den anderen Gruppen, auf ihnen ist seit Jahrhunderten «ine christliche Kultur vorhanden. Dort giebt e« allerlei Handwerker, wilde Bewohner, wie auf.den Karolinen, findet man nicht. Dort ist die katholische Mission ansässig, während auf Kusaie, der größten Karolinen-Insel, di« Bostoner Bap- tisten-Misfion sitzt, di« in der Südsee da» weiteste Feld beherrscht. In Mikronesien läßt sich noch wirtschaftlich viel erreichen, ebenso in der Erziehung der Eingeborenen. Die Amerikaner können sich dort keinen besseren Nachbarn wünschen al« Deutschland, das niemal« aggressiv vorgeht. Daher sieht die Union auch diesen Erwerb ohne Neid an und die Engländer geben zu, daß unser Auswärtige« Amt hierbei von Kennern von Land und Leuten gut be raten war. — Wie unter den Arbeitern selbst der sozialdemo kratische Koalition«zwang empfunden wird, konnte man jüngst in einer Berliner Maurerversammlug hören, in der man sich über die Machinationen de« Zenttal- verbande«, der e« sich auf seine Weise angelegen sein läßt, den Maurern die Koalition«-„Fre:heit" zu wahren, sehr beschwerte. Die Verbändler kriegen e« — so äußerte ein Redner unter stürmischem Beifall — fertig, sechs jährige Männer von den Bauten wegzugraulen und brotlo« zu machen, wenn sie nicht in den Verband gehen wollen In der Gasanstalt in Martinickenselde ist e» ebenfalls an einem armen Kollegen versucht worden. „Genossen, so handelt man! Und wir beschweren un« doch wenn un« der Staat zu etwa« zwingt! Aber wir werden dafür sorgen, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen! Wir haben noch nie den auswärtigen Genossen die Solidarität gekündigt Wir haben vom 30. Januar bi« heute schon über 15 125 M, meist Streikunterstützung gegeben! Ist denn da« noch nicht genug Ein anderer Redner erzählte, man habe die Deklamation äußert. Sehr prächtig und humorvoll stellte Hr Karl Friese den Unglücksmenschen Manillon, das willenlose Werkzeug in Lestamboudoi«'Händen, dar. Auch die übrigen Rollen hatten angemessene Vertreter gefunden; Frl Gusti Brand al« Tänzerin Marinette, Hr Karl Bayer al« Major Lagriffoul, Hr Ignaz Janda al« Stab«arzt trugen nicht wenig zur Belebung der heiteren Stimmung bei. Diese lag in hohem Maße selbst über dem beinahe gänzlich leeren Hause: wäre e« gefüllt ge wesen, so hätte der heitere Schwank gewiß einen Riesen erfolg zu verzeichnen gehabt W. Dg«. Alexander Puschkin II. Der russische Dichter stammte au« einer alten und begüterten Bojarenfamilie, die während de« achtzehnten Jahrhundert« den Anschluß der russischen Aristokratie an französische« Wesen und die französische Aufklärung«- bildung nach Kräften geteilt hatte. Die russischen Bio graphen wissen von seinem Vater und Oheim viel zu be- richten, wa« kulturhistorisch nicht uninteressant ist,' und haben Puschkin« Abstammung bi« zum Nachwri» verfolgt, daß mütterlichcrseit« ein Tropfen Negerblut durch seine Adern geflossen sei. Die Familie der Mutter de« Dichter« soll ihren Ursprung auf einen von Peter dem Großm gekauften Neger Hannibal zurückgeführt haben, der zum Genieoffizier »»«gebildet worden und bi« zum General gestiegen war. Auf alle Fälle wuch« Puschkin in sehr aristokratischen Umgebungen, Gesinnungen und Gewöhn ungen auf und empfing seine ersten geistigen Eindrücke au« den Werke» Voltmre«, Diderot«, Rousseau«, die bei de» oberen Zehntausend Rußland» in höherem Ansehen standen, al« in Frankreich selbst Zw tiprhrig trat er in da« vielberühmte Lyceum von Zarsko;e Selo ei», da« 1811 unter der unmittelbaren Leitung de« Minister« der Volk«aufkläru»g, de« Grafen Rasumoff«ki, stand Im übrigen zählte e«, wie die „Neuen Bilder au« der Petersburger Gesellschaft" sagen, „einige unbedeutende russische und eine Anzahl ziemlich bedenklicher französischer Lehrer", und da« Beste, was sich hier erlernen ließ, war immer wieder nur eine genauere Kenntnis der franzomchen Sprache, in der e« der Dichter zu so ungewöhnlicher Gewandtheit und Eleganz brachte, daß er bei seinen Kameraden „der Franzose" hieß, und der französischen Litteratur. Der geringen Resultate seiner Erziehung spottete Puschkin später in den virlzitierten VerSzeilen: Wir alle lernten einmal etwa-, Doch fragte niemand wann und wie. Sein poetische« Talent machte er in dem Gedicht „Erinnerungen an Zartkoje Selo" schon al« Fünfzehn jähriger geltend. Al« er 1817 da« Lyceum verließ, be gann er zwar al« Kollegiensekretär im Ministerium der au«- wärtigen Angelegenheiten die übliche veamtenlaufbahn, stürzte sich aber gleichzeitig in die Strudel de« elegant blasierten Genußleben«, sodaß auch manche, die von seinem Talente überzeugt waren, an seiner Zukunft verzagten. Daß er nichtsdestoweniger in den Nichtigkeiten der Salon« nicht aufging, sollte schon wenige Jahre später die Dich tung „Rußla» und Ludmilla" erweisen, mit der die poe tische Gestaltung nationaler Stosskreise begann Inzwischen und bi« die« erste größere Werk erschien, war Puschkin, de, Mitglied der von Karamsin und EchukoffSki geleiteten litterartschen Gesellschaft „Arsamaß" geworden war, auch mit den oppositionell g fummten Kreisen in Verbindung getreten, denen Bestu'cheff, Rylejeff und andere Deka- bristen angehörten. Teilt» Puschkin «un auch die An- schauungen seiner neuen Freunde, so ward er doch nicht in ihre Geheimbündr und politischen Zettlungn» verstrickt, umsoweniger, al« ihm seine sattrische Zunge wie sein« satiri h. Poetenader schon 1820 eine Katastrophe bereite- ten. Sine Ode „An di« Freiheit" «nd eine Anzahl Epi- gramme liefe« hand chri'ü ch i« Peter«burg um Kais«, »lexa«der li«ß sich dirs« vorleg n und verfügte di« Ver-
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