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Dresdner Journal : 24.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-24
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1899
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vez«s«pret»r Uch deu! . und Stempcl-ujchka Nummern. 10 Ps hii Dresden vierteljährlich: , Mark bv Ps, bei den Kaiser- tjchen Postanstalten merteljähU y s Mark-, außer- l>^ i d-- Deutschen Striches Grschrtneu: Täglich mit Ausnahme der Sonn- uud Feiertage abend« Fenispr-Anlchluß.Rr 1S»S >nküudi«un«»«cbktzren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Ps Unter „Eingesandt" die Zelle bv Ps Vei Tabellen- und Ziffernjatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Sümgliche Expedition de» Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr r» Fernspr -Anschluß: Nr 12SL ^46. Freitag, den 24. Februar abends. 1899. Amtlicher Leit. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Landgerichtsdirektor, Oberjustizrat Hermann Otto Göhler in Dresden zum Mitglied und zugleich zum Stellvertreter deS Vorsitzenden der DiSziplinar- kammer auf die Zeit von fünf Jahren zu ernennen. DreSde«, 11. Februar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Dozent in der Ingenieur-Abteilung de: Technischen Hochschule zu Dresden Regierungs baumeister Max Förster zum außerordentlichen Professor für die Lehrfächer: „bewegliche Brücken und eiserne Dächer" an dieser Hochschule ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schneidermeister Alois Michael PattiS, Inhaber der Firma Hermann Jung in Dresden, den ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz verliehenen Titel Hoflieferant annehme und führe. WekannLlnachung, die Ausloosung Königl. Sachs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betr. Die öffentliche Ausloosung der planmäßig am 30. September 1899 zur Rückzahlung gelangenden 3^ Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1855 soll den 6. MSrz dieses Jahres, vonmttaz- von 11 Uhr a«, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die nach der Ziehungsliste vom 1. September 1898 auSgeloosten, am 31. März 1899 fällig werden den 3H Staatsschuldenkassenscheine von 1855, die im nämlichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Staats- papiergattung und die Renten auf die 3A> StaatS schuldverschreibungen von 1878, 18-7, 1892, 1894 und 1897 werden vom 15. März dieses Jahres an gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und Zinsscheine auSgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staats- jchuldenkuffe in Dresden und bei der Lotterie-DarleknSkasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirkssteuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldiswalde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auer bach Marienberg, OelSnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg und Gumma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Wald heim «Waldheimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 23. Februar 1899. vrr kuMszttizsihilß zi Kkr»sltüi; ßkk ZttttrHttllti. vr. Mehsert. WekcrnnLrnachung. Zu Schwurgerichtsvorsitzenden für die im zweiten Katendervierteljahre 1899 beginnende Sitzungsperiode sind nach 8 83 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 ernannt worden: »ei dem Landgerichte Dresden der Landgerichtsdirektor Göhler, - - - Leipzig - Landgerichtsdirektor vr. Müller, - - - Chemnitz - Landgerichtsdirektor Schräg, - - - Bautzen - Landgerichtsdirektor Abäe, - - - Freiberg - Landgerichtsdirektor vr. Rudert, - - - Zwickau - LandaerichtSdirÄtor vr. Klöppel, - - - Plauen - Landgerichtsdirektor Oeser. Dresden, am 23. Februar 1899. Der Präsident des K. S. Ober landesgerichts. Lößnitzer. Dietel Grueuunuge«, Versetzungen re. t« öffentliche» Dte»fte. ZmGeschittSderetche Se« Ministeriums »er Ktuanzen. Bei der fiskalischen Straßen- und Wasserbau- Berwaltuna find ernannt worden: Ferchland, zeilher RegierungSbausühier, als etatmäßiger Ätgierunqsbuumristcr bei der Straßen- undWafier-Bauinspekiion Dresden II; Siegert, -eithrr Zeichner, al» Ettaßenbauaufsehrr bei der Straßen- und Waffer-Vauinspektion Annabrrg. g« Geschäft-Bereich« VeS «tnistert»»» »es »nltn» »Ust tffentltch«, Unterricht» Erledigt: die ständige Lehrerstelle «u SchSabach bei Sebnitz (Sachsen). Sollator: da« König!. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unter richts zu Dresden Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im §äm!daust nebst Garten ein jährliches Einkommen von 1100 M. für den Schuldienst und «0M für den Kircheadienst, außerdem wird da« gesetzliche Honorar für Erteilung d«S Fott- luldungslHuliinierriLt« und de« Turnunterrichts gewähr». Ge suche sind an den Kollator zu richten und mit de» erforder lichen Beilagen bis «um S. März an den SSnigl. BezirkSschul- inspektor Schulrat Lehmann zu Pirna rinzureichen; die dritte, dre vierte und die fünfte Lehrerstelle in Friedrichtgrün. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Reben freier Wohnung für einen unverheirateten, oder freier Woh nung, bez 1üv M. WohnungSgeld für eine» verheirateten Lehrer 1000 M Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtSführung-zeugnisse bis zum 18 März bei dem Königl. Bezirk-schulinsprktor Schulrat Lohse in Zwickau rinzureichen Nichtamtlicher Teil. Statistik Ser vo» de» Bersicheruuzsaustalten «ßeruommeueu Heilbehaaölaug. Al» wichtige Vorbereitung für den Tubertulose- kougreß bringt die Februarnummer der „Amtlichen Nachrichten des ReichS-Bersicherungsamts" zum ersten Male eine eingehende Statistik der Heilbehandlung, wie sie von den Versicherungsanstalten und zugelassenen Kaffeneinrichtungen gemäß 8 12 des JnvaliditätS- und Altersversicherungsgesetzes für Versicherte über nommen worden ist Diese zunächst für das Jahr 1897 bearbeitete Statistik behandelt auf 19 doppel seitigen Tabellen mit erläuternden „Vorbemerkungen" neben dem Umfang der Heilbehandlung auch die er zielten Erfolge, und zwar die letzteren nicht nur zur Zeit deS Abschlusse- des Heilverfahrens, sondern auch nach Ablauf deS Jahres 1897 betrachtet, und es ist eine Fortführung der Arbeiten in der Weise beab sichtigt, daß die in jedem Kalenderjahre erzielten Heil erfolge während fünf aufeinander folgender Jahre (einschließlich des BehandlungSjahreS) in bezug auf ihre Dauer einer sorgfältigen Nachprüfung unterzogen werden. Dadurch wird der Wert der Statistik un zweifelhaft wesentlich erböhte, nnd es ist mit Dank in begrüßen, daß dat Reichs Versicherungsamt durch eine Veröffentlichung der jedesmaligen JahreSergebnisse be strebt ist, da» große Publikum in objektiver Weise Über die Bedeutung der freiwilligen Krankenfürsorge seitens der Versicherungsanstalten rc. aufzuklären. Wenn die Tabellen ersehen lassen, daß im Jahre 1897 für 10483 Personen, worunter 3568 wegen Lungentuberkulose und 5573 wegen anderer Leiden ständig Behandelte, insgesamt nahezu 2 Mill. M von den Selbstverwaltungskörpern des Jnvaliditäts- und AltersversicherungSgesetzeS aufgewendet worden sind, so ist das sicherlich ein für die VolkSwohlfahrt beachtens wertes und erfreuliches Ergebnis. Allerdings wird der Mangel an einheitlichen Grundsätzen bei den einzelnen Versicherungsanstalten in bezug auf Art und Umfang der Heilbehandlnng beklagt. Die „Berl. Corr." sagt, eS müsse die bei leistungsfähigen Anstalten Versicherten mit Mißvergnügen erfüllen, wenn sie sehen, daß für sie selbst in bezug auf die Erhaltung der höchsten LebenSgutes, der Gesundheit, wenig oder nichts ge schieht, während ihren Kameraden aus anderen An stalt, bezirken auch in dieser Richtung die Segnungen deS für Alle gemeinsamen Gesetzes zu teil werden. Vielleicht, fährt das offiziöse Berliner Blatt fort, bietet sich bei Beratung deS dem Reichstage zur Zeit vorliegenden neuen Entwurfes einer Jnvaliden- versicherungSgesetzes eine günstige Gelegenheit, den offenbar vorhandenen Mangel durch eine ander- weite Fassung der gesetzlichen Bestimmungen zu beseitigen. Im Einzelnen fällt bei Prüfung der recht übersichtlich zusammengestellten Tabellen, wenn man nur die Gesamtheit aller Versicherungsanstalten rr. berücksichtigt, besonders auf, daß weniger Frauen als Männern die Wohlthaten des 8 12 des JnvaliditätS- und AltersversicherungsgesetzeS zu gute kommen, sowie daß weniger Kranke wegen Lungentuberkulose als wegen anderer Krankheiten in ständige Heilbehandlung genommen sind. Letzteres tritt namentlich bei den Frauen hervor, da die Zahl der behandelten tuberku lösen Frauen noch nicht die Hälfte der wegen anderer Krankheiten behandelten Frauen erreicht. Dagegen ist der durchschnittliche Kostenaufwand bei den an Lungen tuberkulose Erkrankten nahezu doppelt so groß al- bei den an anderen Krankheiten Leidenden; er erreicht bei Männern nicht ganz den doppelten Bettag, während er ihn bei Frauen übersteigt. Diese erheb ftchen Kostenunterschiede bei beiden Krankheitsgruppen find anscheinend im wesentlichen darauf zurück zuführen, daß bei den mit Lungentuberkulose Be hafteten der einzelne VerpflegungStag durchschnittlich etwa 1 M teuerer zu stehen kommt und die Ber- pflegungSzeit etwa 20 Tage länger dauert als bei anderen Erkrankten. Als Maßstab für die Heilerfolge ist lediglich der durch das Gesetz gegebene in Betracht gezogen, indem als erfolgreich behandelt derjenige angesehen wird, für den die Invalidität im Sinne von 8 9 des Invalidität-- und AltersversicherungsgesetzeS durch daS Heilverfahren abgewendet worden ist. Wenn hiernach zwei feinere Unterschiede in bezug auf das Ergebnis der Heilbehandlung nicht zum Ausdruck kommen, so genügt doch der gesetzliche Jnvaliditäts- begriff zur Kennzeichnung des Heilerfolges vollständig: denn es läßt sich daraus entnehmen, ob der mit der Heil behandlung angefirebte versicherungSrechtlichc Zweck erreicht ist oder nicht. Interessant ist auch hier ein Vergleich der wegen Lungentuberkulose mit den wegen anderer Krankheiten Behandelten. Danach waren bei der Gesamtheit aller Behandelten die Erfolge für beide Krankheitsgruppen nach Abschluß des Heil verfahren« im allgemeinen gleiche, während am Schluffe de- BehandlungSjahreS die Ergebnisse sich für Lungen tuberkulöse noch etwas günstiger stellen als für andere Kranke. Wennschon hieraus nach einem Jahre noch keine endgiltigen Schlüsse über die Beständigkeit der Erfolge zu ziehen sind, so stimmen immerhin die Er gebniffe der Beobachtung deS Jahres 1897 bestens mit der Ansicht vieler ärztlicher Autoritäten zusammen, daß bei rechtzeitiger Anwendung eine- zweckdienlichen Heilverfahrens Lungentuberkulose ebensogut heilbar sei al- andere Krankheiten. Sehr erwünscht wäre eS jedenfalls, wenn da- Reichsversicherungsamt bis zum Tuberkulosekongreß im Mai d. IS. noch ermitteln könnte, wie sich die Ergebnisse der im Jahre 1897 abgeschlossenen Heilbehandlung nach Ablauf deS Jahre- 1898, d. h. am Ende de- zweiten Beobachtungs jahres, darstellen. Tagesgeschichte. Dresden, 24. Februar. Se Majestät der König empfingen im Laufe des heutigen Vormittags die Herren StaatS Minister zu Vorträgen Heute abend 7 Uhr werden Allerhöchstderselbe den II. AufführungSabend de- Tonkünstlervereins im Ge werbehause besuchen. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag von '^10 Uhr ab den Bortrag des Krieg«- ministers, Generalleutnant» v. Goßler, sowie anschließend denjenigen de» Chefs de» Militärkabinett», General» v. Hahnke. Um 11 Uhr wohnten Se. Majestät in der St HedwigS-Kirche der Totenfeier für den verstorbenen Präsidenten der französischen Republik Felix Faure bei Um A1 Uhr empfingen Allerhöchstderselbe den Geh. Rat Launhardt al« Mitglied des Herrenhause» und um 1 Uhr eine Abordnung de« Verwaltungtratcs der Lachen- Münchener Feuerversicherungs. Gesellschaft Abend« ge dachten Se Majestät einer Einladung de« Kriegtminister« Generalleutnant« v. Goßler zum Diner zu entsprechen — In der St. HedwigSkirche fand gestern vormittag 11 Uhr in Anwesenheit Sr Majestät de« Kaisers die Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten der fran zösischen Republik, Felix Faure, in erhebender Weise sran Da« Gotteshaus war in seinem Innern mit schwarzen Stoffen drapiert, die Kronleuchter waren schwarz verhangen, die Umgebung de« Altar« und die Eingangs halle der Kirche mit Palmen und Cypreffen dekoriert In der Nähe de« Hauptportals stand der französische Botschafter Marqui« de Noaille« mit dem Botschaftsrat Boutiron, dem Oberst Grafen Foucauld, dem ersten Sekretär Mr. Lecomte, dem Kapitän Buchard und den übrigen Herren der Botschaft, die zur Trauerfeier Er scheinenden begrüßend und Se Majestät den Kaffer er wartend, Äüerhochstwelcher mit dem Glockenschlag« 11 Uhr in der Paradeuniform des Königin Augusta - Garde- Grenadierregiment« Nr. 4 mit dem Bande de« Schwarzen Adlerordens erschienen Nachdem Se Majestät der Kaiser dem Botschafter die Hand gereicht hatten, schritten Aller höchstderselbe mit diesem unter Dorauftritt der gesamte« Geistlichkeit der Kirche und gefolgt vom Generaladjutanten v. Plessen, den Flügeladjutanten Oberst v Mackensen und Major v. Boehn durch die spalierbildenden Generale und Offiziere zum Altäre Hier waren bereit- anwesend Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der Erb prinz Wilhelm und Prinz Karl Anton von Hohenzollern, Prinz Aribert von Anhalt, die Herzöge Adolf Friedrich und Heinrich zu Mecklenburg, Prinz Albert von Schles wig-Holstein, Prinz Chlodwig von Hessen, Prinz von Thurn und Taxi«, Prinz Wilhelm zu Wied Bon hohen Staatsbeamten waren der Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe, die Botschafter Graf Lanza, v. Szvgyeny, Sir Frank La«celle«, Tewfik Pascha, Graf v. d. Osten-Sacken, Mr White und Mendez de Digo, die Gesandten Gras Lerchenseld, Graf Hohenthal, Frhr. v Varnbüler, Oberst Roth, Baron Greindl anwesend, weiter der Staatssekretär de» Au«wärtigen Amtes, Staatsminister v. Bülow, die Frau Fürstin Anton Radziwill sowie zahlreiche Damen der Diplomatie und der Hofgesellschaft, der Minister Frhr v. d Recke, die Generaladjutanten v. Hahnke, v. Werder, Graf v. Schlieffen, Graf v Wedel, sowie viele Herren au« der Hofgesellschaft Dir französische Kolonie, die fast voll zählig erschienen war, legte am Altäre einen au» Veilchen Kunst und Wissenschaft. Kruigl. Schauspielhaus. — Am 23. d. MtS: Geithe.Cyclu«. IV. Abend. „Torquato Tasso", Schauspiel in fünf Akten. Der festliche Charakter, den jede Darstellung des „Torqurto Taffo" zeigen soll, kam gestern zunächst in einem bi« auf den letzten Platz gefüllten, andachtsvoll lauschenden Hause zur Erscheinung. Die Aufführung selbst empfing ihre Weihe und tiefere Wirkung vor allem von der edlen, warm beseelten und charakteristischen Ver körperung der Haupttolle durch Hrn Wiecke. Sie war in ver Gesamthaltung und beinahe jedem einzelnen Zuge von überzeugender Innerlichkeit; die gesteigerte Empfind ung de« Dichter», da« elegische und überreizte Selbst gefühl, der vergebliche Kampf seiner edlen Bildung und höfischen Sitte gegen die stärkeren Wallungen de« leiden schaftlichen Blutes, die seine Seele überschattenden Wolken des Mißtrauen«, die sich für Taffo verhängni«voll in «ine Fara Morgana lichtvoller Weltkenntni« wandeln, fanden gleich vorzügliche Wiedergabe; dir wunderbare Klarheit der Sprache kam in der Mannigfaltigkeit der Behandlung, die chr der Künstler angedeihen ließ, überall zu ihrem Recht Frl. Salbach« Lrnore Sanvitale war durch an- mutrge Beweglichkeit und einen Hauch freier Heiterkeit au«gez«ichnet, man fühlt e« dieser Darstellung an, daß die Gräfin die einzige unabhängige Person an dies«« Hoke »st In der Behandlung de« Verse« geht Fil. Salbach hier und da einen Schritt zu weit an den Kanversation»ton heran Frl Politz gab die Prinzessin Lenore mit den an ihrer Auffassung der Rolle bekannten Vorzügen Die verborgene Sehnsucht nach Liebe und Leben, die durch die gehaltene Entsagung der Prinzessin hindurch- zittert, kam in der gestrigen Darstellung sogar ergreifender »um Ausdruck, al« wir fi« sonst gehört. Ader in andern Teilen der Rolle mischt sich noch immer zu viel thea tralische Betonung ein. In der großen Unterredung der Prinzessin mit Lenore Sanvitale im Beginn de« dritten Auszug« z. B brechen doch die Laute der Weigerung für Taffo, die schmerzlichen Klagen über seinen Verlust, der Sprecherin halb unbewußt hervor! Da« alle« will viel feiner, wechselvoller belebt sein, al« durch einen empfind samen Grundton, und daß die Künstlerin mehr vermag, al« diesen, erwiesen die besten Augenblicke ihrer gestrigen Darstellung. Die Rollen de« Herzog« und de« Staats sekretär« Antonio Montecatino waren neu besetzt. Doch weder Hrn Blankenstein al« Herzog von Ferrara, noch Hrn -Eckelmann als Antonio gelang e» zu wahr hafter Erfassung und Beseelung der Gestalten durchzu dringen; die Herren Wind« und Wien«, die den Alfonso und Antonio früher spielten, sind den Gesicht«» de« Dichter« um ein gut Stück näher gekommen, al« e« gestern zu rühmen war. Adolf Stern. Friedrich Spielhagen. Heute, am 24. Februar, feiert der erfolgreichste und fruchtbarste deutsche Romanschriftsteller de» letzten Menscher- alter«, Friedrich Spielhagen in Berlin, seinen siebzigsten Geburtstag Geboren am 24. Februar 182S zu Mägde- bürg, aber in frühester Jugend durch die Versetzung seine« Vater«, de« Regierung«- und Baurat« Spiellmqen, nach Stralsund gelangt und dort, bi« zu seiner UniverfitätSzeit in Berlin und Bonn, an der Ostseeküste heimisch geworden, vertauschte Spielhage», nachdem er Philologie studiert und die Laufbahn eine« Gymnasiallehrer« in Leipzig bereit« betteten hatte, diese um 1858 mit dem litterarischen Berufe, redigierte zwischen 1860 und 1862 da« Feuilleton d«r .Leitung für Rorddeutschland" in Hannover und ließ sich End« 1862 in Berlin nieder, wo er nun bereit« seit srch»undore,ß,g Jahren eine hervorragende Stellung »n der Litteratur und Kunstwelt einnimmt Ein feinsinniger Lyriker, wie seine Gedichte (1892) erweisen, ein sehr hervorragender Essayst und Kritiker m seinen „Vermischten Schriften" (1864 und 1868) den „Beiträgen zur Theorie und Technik des Romans" (1882), dem interessanten Buche „Finder und Erfinder", Erinnerungen au« meinem Leben (1890), in den Beiträgen zur Kritik und Ästhetik „Au« meiner Studienmappe", Dramatiker mit den Schau spielen „Han« und Grete" (1869), „Liebe für Liebe" (1875), „Gerettet" (1884), „Die Philosophin" (1881), „In eiserner Zeit" (1891) hat er doch seinen eigen», lichen Ruf, seine stärkste Wirkung, den weithin sichtbaren Einfluß seiner Kunst auf hundert kleine Talente auf dem Felde de« Roman« und der Novelle erworben Mit der einen Ausnahme de» Roman« „Deutsche Pioniere", der in den deutschen Ansiedelungen in Nordamerika am Mohawk und Creek bei Beginn de« siebenjährigen Kriege« spielt, sind Spielhagen« sämtliche Romane au« der Gegenwart, au« der Zeit zwischen 1840 und heute geschöpft Die List« der Epielhagenschen Romane ist lang Mit „Clara Dera" (1857) und „ststff der Düne" (1858) be ginnend, die noch vor dem großen Roman „Problema tische Naturen" (1861) erschienen, durch den der Dichter seine Stellung in der Litteratur begründete und den Ruf erwarb, den Zeittoman zum ersten Mal zur Höh« wirklich poetischer, künstlerisch vollwichtiger Darstellung erhoben zu haben, folgten sich die späteren umfassenden und kleinen Werke Spielhagett« fast von Jahr zu Jahr „In der zwölften Stunde" (1863), „Röschen vom Hofe" (1864), „Die von Hohenstein" (1864), „In Reih und Glied" (1866), „Novellen" (1868), „Hammer und Amboß" (1869), „Allezeit voran" (1871), ,.Wa« di« Schwalbe sang" (1873), „Ultimo" (1873), „Sturmflut" (1876), „Da« Skelett im Hause" (1878), „Platt Land" (1878), „Angela" (1881), „Drei Erzählungen" (1881), „UhlenhanS" (1884), „Omfisana" (1885), „Was will da« werden?" (1887), „Xodles8e oblixs" (1888), „Ein neuer Pharao" (1889), „Sonntagskind" (1893), „Stumme de« Himmels" (1894), „Susi" (1895), „Selbstgerecht" (1896), „FaustuluS" (1896), „Zum Zeitvertreib (1897) bilden eine Kette großer und kleiner Erfindungen und Lebensschilderungen, mit Gliedern sehr ungleichen Wette«, aus der doch immer die besten auch über die gute Unter- haltung«litteratur durch geistigen Gehalt, durch künstlerische Ausführung hervorragen und Elemente bleibender poe tischer Wirkung in sich bergen. Die Kritik Hat, nach meiner Empfindung, an Spiel hagen« Romanen viel zu »»«schließlich und einseitig deren Zusammenhang mit den politischen und sozialen Kämpfen de« Tage« und im schlimmen Falle de« Augenblick« be tont Freilich ist nicht zu leugnen, daß gerade dieser Zusammenhang für den großen Erfolg der Romane sehr entscheidend gewirkt hat. Nichtsdestoweniger bleibt gewiß, daß die vorzüglicheren Werke de« glänzenden Erzähler« ein Anrecht darauf haben, unter anderen Gesichtspunkten gesehen zu werden Ich kann hier nur wiederholen, wa« »ch an anderer Stell« (im zehnten Heft der Zeitschrift „Da« litterarisch« Echo"» geltend gemacht habe und woran gerade heute zu mahnen eine Pflicht ist: „Auf sein poetische« Naturell, sein Temperament, seine empfänglich« Einbildung«kraft, die echte Lust de« Fabu lieren« und den künstlerischen Ein» sür die »olle Be lebung seiner Träume angesehen, steht Spielhagrn in einem ganz andern Lichte vor unseren Augen, al« wenn sein Zulammcnhang mit den Konflikten de, fünfziger und ersten sechziger Jahre den Hau: ta-nti r unkt abgrben muß Ganz entscheidend ist, daß auch die mißgünstigsten und schärfsten Kritiker den Abglanz echt poetischer Jugend- erlebniffe und Jugendstimmungen in Spielhagen» Romanen und Erzählungen nirmal« in Zweifel gezogen haben Wa« da« aber heißen will, ermessen nur die wenigen, die genau
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