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Dresdner Journal : 23.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-23
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1899
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Dres-nrr Journal Donnerstag, den 23. Februar abends. vei„«Prr« FLr DrrSden vierteljährlich: 2 Marl 50 Pf, bet deu Kaiser- v,siis.uh!lich»Mart; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und ktcmpclzuichiag «intel ne Nummern: 10 Pf Grfchrine«. DLglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr-Anschluß: Nr 1»»» Luküntztgung-iebLtzre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" di« Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Abschlag Heru««grber KSnigliche Expedition de« Dre-dner Journal» Dre-den, Zwmgrrstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Nr 1295 18S9. Uichtamiliihtr Teil. Kabinettsvechsel in Ungarn. Tie bevorstehende Berufung Koloman v. Szellr au die Spitze der ungarischen Regierung ist gleich bedeutend mit der Beendigung der Krise, die seit Monaten in Ungarn nicht nur die parlamentarische Arbeit, sondern überhaupt jede geregelte politische Thätigkeit hemmt. Es ist schon erreicht, daß die Opposition auf die weitere Anwendung der ObstrultionStaktik vernichtet und daß die Bahn frei wird für die normale Behandlung der Ausgleichs- frage im ungarischen Abgeordnetenhause. Des wei teren ist eine Formel für die Austragung der viel umstrittenen Frage der Geschäftsordnungsrevision ge funden, womit einer schrankenlosen Ausdehnung der Obstruktion-praxi- für die Zukunft voraebeuqt werden soll. Die Skeptiker sagen, die Vorteile des Umschwunges würden um einen allzu hohen Preis erkauft, nämlich durch eine „Unterwerfung" unter die Opposition. Diese Auffassung wird aber nur dort vernehmbar, wo man den Ursprung jener Grundsätze und Maß nahmen zu suchen hat, die in ihrer letzten Kon seauenz die Stellung des Kabinetts Banffy zu einer unhaltbaren machten. Es bleibt dem freien Ermessen jeder Regierung überlassen, ob sie die Forderungen bez. die Uebergriffe ihrer Gegner mit sanfter Bered samkeit oder mit schrofferen Mitteln zurückweisen will. Entschließt man sich aber für die schroffe Abwehr, so betritt man einen Weg, auf dem jeder Schritt die sorgsamste Prüfung eiheischt. DaS schärfste Vorgehen wird nicht unstatthaft sein, wenn es nur stets den Geboten der Gerechtigkeit und Gesetzlichkeit entspricht. Tie Beurteilung der letzteren Frage kann niemals allein von den Empfindungen einer erregten Minderheit abhängig gemacht werden; sie muß aber stets auf die genaue Beobachtung aller Anschauungen und Regungen gegründet bleiben, die in den Kreisen der Mehrheit, der berufenen Vertretung der Volksmehrheit zum Ausdrucke gelangen. Wenn eine solche Auffassung im allgemeinen kaum angefochten werden kann, so hat sie gewiß für die Verhältnisse Ungarns erhöhte Geltung. Der Regier- ungSapparat übt dort infolge der gesetzlichen Bestimm ungen und der einge.'ürgerten Praxis einen sehr statten Einfluß auf d- n Ausgang der Wahlen, und die eiaenartigen Zustände bringen eS mit sich, daß man Politikern, die auf das Regierungsprogramm gewählt werden, durchaus keine Neigung zur nach träglichen Fronde gegen ihre Beschützer im Wahl- tamvfe zumuten darf. Am allerwenigsten war ein Zweifel an der fast bedingungslosen Willfährigkeit der Regierungskandidaten anläßlich jener Wahlen am Platze, die unter dem Regime Banfsy durchgeführt wurden Trotzdem erlebte man in jüngster Zeit das Schauspiel einer einschneidenden Spaltung im Lager der ungarischen Regierungsmehrheit, einer offenen LoS- saqung zahlreicher hochangesehener Politiker von den Aktionsplänen des Kabinetts und einer nur notdürftig verhüllten Stellungnahme einer anderen Gruppe, die unter Vermeidung eines EclatS die weitere Unter stützung jener Pläne verweigern wollte Diese That- sachen beweisen, daß die Regierung und die Elemente, die immer wieder die Vertiefung des Kampfes befür worteten, auf einen Abweg geraten waren. Die Stell ung der Kabinetts Banffy war schon in dem Augen blicke schwer erschüttert, in dem die Vorschläge, die aus eine gewaltsame Unterdrückung der parlamentari schen Gegner, auf eine gesetzwidrige Erledigung der AusgleichSfrage hinzielten, im Regierungslager selbst die ernstesten Bedenken wachriefen. Die Männer, die diesen Bedenken Ausdruck verliehen, sind dabei nicht vsn einem Entgegenkommen gegen die waghalsigen, unpatrip- tischen Lehren der radikalen Worthelden geleitet wor den. Ihre Besorgnisse haben die Würdigung an höchster Stelle wohl verdient, und der Erfolg, der ihnen durch die Entscheidung der Krone nun beschießen ist, kann daher dem unbefangenen Beobachter unmög lich als ein Sieg der Opposition erscheinen. Ange sichts de- äußerlichen Verlaufs der Ereignisse können diejenigen, die mit der neuen Wendung unzufrieden sind, wohl behaupten, daß die Opposition einen Sieg errungen habe. In Wirklichkeit ward der Sieg aber den gemäßigten und patriotischen Politikern zu teil, die sich bemühten, einen Mittelweg zu erschließen, eine ver derbliche Ausdehnung de- Ringens zwischen den großen Parteien zu verhüten. Mit Koloman v. Szell wird nicht nur der eifrigste Anwalt der milden, versöhnlichen Richtung, sondern auch ein Staatsmann, dessen vielfach bewährte liberale Gesinnung von niemandem angezweifelt werden kann, auf den leitenden Posten gelaugen. Unter ihm werden die Extremen, die ihre Ohnmacht in den Vor stößen gegen die staatsrechtlichen Grundlagen der Monarchie erproben, ebensowcnig Freude ernten, wie unter allen Regierungen seit dem ersten Ausgleiche. Für die Unduldsamkeit aber, die sich der Ma-ke der Gesinnungstüchtigkeit und Parteidisziplin bedient, wirb in seinem Programme kein Raum sein. Bliebe die Tiszasche Gruppe nun dem Grundsätze treu, daß diese Unduldsamkeit das gemeinsame Band einer Re gierungsmehrheit bilden müsse, so würde sie peinliche Enttäuschungen erfahren Sobald aber jener Grund satz seine Geltung verliert, kann die Angliederung neuer wertvoller und nützlicher Elemente an die Re gierungspartei, die Annäherung der Nationalpartei von einem Tage zum anderen erfolgen. Die Pessimisten mögen daher im Rechte sein, wenn sie den Sturz BanffyS als den Ausgangspunkt beträchtlicher Ver änderungen im Gesüge der liberalen Mehrheit be trachten. Düstere Vorhersagungen können aber an die Möglichkeit einer solchen Umgestaltung nur von denjenigen geknüpft werden, die dabei vielleicht ihren bisher eifersüchtig gewühlten, geradezu herrschenden Einfluß zum Teile eindüßen dürften. Die Schmäler ung der Macht einer Gruppe — nach der in Buda- Pest geläufigen Bezeichnung einer Clique — läßt aber die Macht des ungarischen Liberalismus selbst ganL unberührt. Diese Macht kann sogar zunehmen, wenu^ sie durch die Unterstützung neuer Freunde und An hänger, die nur künstlich iu die Feindseligkeit ge drängt wurden, auf noch breiteren Schichten der Be völkerung gegründet wird. Die Politiker, die heute in Buda-Pest das Ende des ungarischen Liberalismus verkünden, verraten damit, daß sie eS als die Aufgabe eines liberalen Regimes betrachten, gelegentlich sehr illiberal zu regieren. Die Militärvorlage in der Budgetkommisfion des Reichstags. Die Kommission besprach gestern die Frage der Ver mehrung der Infanterie. Die konservativen Mitglieder l)r. Udo Ära! Stolberg- Wernigerode, Gras Klinckowstroem, Gras Roon, v. Tiedemann und Will haben die Resolution beantragt, den Hrn Reichs kanzler zu ersuchen, derselbe wolle in den Etat Mittel ein stellen, um solchen Infanterie-Mannschaften, die freiwillig das dritte Jahr oder die Hälfte desfelben im aktiven Dienste ver bleiben, eine Prämie, bez. eine höhere Löhnung gewähren zu können. Abg. Gröber (Z) hat in einer Resolution die Vorlegung genaueren Materials verlangt und besürwortet die Annahme derselben Major Wandel begründet die Vermehrung der Bezirks kommandos. Oberst Gras Vitzthum v. Eckstaedt erklärt die Frage der Spielleute im sächsischen Kontingente Abg Referent Bassermann meint, daß mit der Heran ziehung der BezirkSkommandoS auch zugleich ähnliche An forderungen anderer Armier besprochen werden müssen; Redner erläutert die geforderte Vermehrung. Abg. Richter bemängelt die Abkommandierungen zu den einzelnen Aemtern; daß zu all den angeführten Diensten durch aus Soldaten gebraucht werden, sei ihm doch zweifelhaft Ferner exemplifiziert Redner auf die württembergischcn Bataillone mit ihrem Etat. König!. Württembergischer Kriegsminister Frhr Schott v. Schottenstein betont, daß die Etat-stärke der württem- brrgifchen Bataillone auch nicht auSreiche und darum eben eine Erhöhung gefordert werde Preußischer Kriegsminister v. Goßler unterstützt diese Anschauung Die bis jetzt bestehenden niedrigen Etat- seien eben nicht genügend, darum sei eine Erhöhung durchaus notwendig Abg Gröber giebt zu, daß aus Gründen der Mobil machung eine Verstärkung der Etats notwendig sei; man müsse dabei aber die Verminderungen durch Abkommandierungen im Ange behalten. Die Entscheidung über die Stärke der einzelnen Bataillone müsse bei der Kommandogewalt liegen. Es dränge alles dazu, eine Durchschnittsstärke zu suchen. Die jetzige Durchschnittsstärke beträgt augenblicklich rund 574 Mann; gefordert wird eine Durchschnittsstärke von 590 bis 600. Redner meint, daß eine Durchschnittsstärke von 584 genügen werde, dadurch werde sich eine Mindersorderung von etwas über «000 Mann ergeben und ungefähr eine Mehrforderung von etwa 5000 überbleiben Redner beantragt deshalb, eine Durchschnittsstärke von 584 bewilligen zu wollen. Krieg-Minister v Goßler: Der Gedanke desAbg Gröber, einen Durchschnittsetat sestzusetzen, ist nicht von der Hand zu weisen Der Abstrich wird aber zu groß sein, den Bedürfnissen der Mobilmachung würde damit nutzt genügt. Er könne sich höchstens auf 5S0 Mann zurückzirhen; damit wäre ein Abstrich von 2085 Mann gegeben. Referent Abg. Bassermann nimmt diese Durchschnitts stärke ais Antrag aus. General v. d. Boeck weist daraus hin, daß dir Unter- osfiziere in dieser Zahl nicht enthalten seien. Abg. Gröber weist daraus hin, daß dieser Antrag aus eine Durchschnittsstärke von dem Abg. vr. Lieber herrühre. Die Unteroffiziere seien selbstverständlich in dieser Zahl nicht einbegriffen. Abg. Gras Roon bedauert, daß nicht die ganze geforderte Summe, die eine Durchschnittszahl von 595 für da- Bataillon ausmacht, bewilligt werd«. Er wrrde deshalb mit seinen Freunden für den Antrag Bassermann stimmen Nach weiteren erklärenden Bemerkungen wird abgestimmt Bei der Abstimmung wird die Vermehrung der Infanterie aus 50250« Mann gegen die Stimmen der Konservativen, der Antrag Bassermann auf eine Durchschnitt-stärke von 590 Mann für das Bataillon gegen die Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen abgelehnt, der Antrag Gröber auf Fest setzung einer Durchschnitt-stärke von 584 Mann mit großer Mehrheit angenommen, ferner wird die Erhöhung de» Etat- für zwei reitende Batterien, die Mehrforderung von 170 Gemeinen für 80 Fußartilleriebataillone, von 48 Gemeinen für die VrrsuchScompagnie der Artillerieprüsungtkommission, die Mehrforderung von 16 Man» behufs Ucbernahmc der württembergischen Eisenbahncompagnie aus den preußischen Etat, von 840 Mann für die bespannte Abteilung dc- TiainS, der Telegraphenabteilung rc., von 57 Mann für ein wücttem- bergischeS Pionierbataillon bewilligt Darauf wird die gestern mitgeteille Resolution Gröber an genommen. Ueber die oben mitgeteilte Resolution Stolberg wird erst bei der zweiten Lesung abgestimmt werden Damit ist die erste Lesung der Militärvorlage beendigt Tagesgeschichte. Dresden, 23. Februar. Im Köuigl. Residenzschlosie fand gestern abend ein Hofkonzert statt, dem Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königs. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde, sowie Sc. Durchlaucht der Fürst Reuß j L. Heinrich XIV. und Se. Hoheit der Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin mit den Damen und Herren der Königlichen und Prinzlichen Hosstaalen beiwohnten. Unter den zu diesem Hoffrste einqeladenen Herr schäften befanden sich: Ihre Durch!, die Frau Prinzessin Reuß ä. L., verwittwete Erbgräfin zu Isenburg, die Damen und Herren des diplomatischen Corps, die Herren Staat-minifter mit Gemahlinnen, eine größere Anzahl Generale, Offiziere und höhere CivilstaatS- diener, sowie Damen und Herren der Aristokratie. Das Konzert fand im großen Ballsaale, der hierzu entsprechend eingerichtet worden war, statt. Die Gäste versammelten sich von st 9 Uhr ab im Stucksaale und wurden kurz vor Beginn des Konzertes in den Ball saal eingeführt und daselbst plaziert. Gegen 9 Uhr erschienen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, worauf die Vorträge nach folgendem Programm be gannen. 1. Trio, op. 97 L. van Beethoven. (Andante und Finale.) (Herren d'Albert, Lewinger, Grützmacher 2. Duette: (Frau Wedekind, Frl. v. Chavanne.) 3. Andante für vier Violoncelli . . . Goltermann (Herren Böckmann, Nebelong, Stenz, Nüsser.) 4. Lieder: u) Sapphische Ode Brahms. b) Schön Rotraut Rath. (Frl. v Chavanne.) 5. Soli sür Violine: u) Sarabande Leclair. d) I,a lioncle äs« l-utin» . . . . A. Buzzim (Hr. Lewinger. > 6. Lieder: a) Des Müllers Blumen .... Schubert d) Schweizer Echolied Eckert (Frau Wedekind.) 7. Soli für Piano: a) Barcarole Nr. 5 Rubinstein. d) Berceuse, op. 57 s o) Ballade, X--äur , Chopin. Die Klavierbegleitung zu den Gesangsstücken und zu den Violinsoli führte Generalmusikdirektor Hofrat v. Schuch aus. Nach beendetem Konzert hielten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in der Gesellschaft Cercle und zeichneten hierbei auch die obengenannten Künstler in huldvollster Weise mit Ansprachen auS. Dem Cercle schloß sich da- Souper an, welches am Büffett im Bankettsaale eingenommen wurde. Um ^12 Uhr zogen Sich Ihre Königlichen Majestäten zurück. — Heute früh begaben Sich Se. Majestät der König zur Fasanenjagd auf Helfenberger Revier. An der heutigen König!. Tafel nahmen Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzesstn Mathilde mit den Damen und Herren vom Dienste teil. Deutsche- Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag in Potsdam die Vorträge de- Minister« de« König! Hauses v. Wedel, des Chefs de« Civilkabinett« vr. v Lucanus und des Oberpräsidenten Grafen Zedlitz und kehrten daraus nach Berlin zurück. Zur Frühstücks tafel war u. a. der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe Schillingsfürst geladen, von dem Se Majestät später einen längeren Vortrag entgegennahmen Abend« leisteten Se Majestät der Einladung des kommandierenden General« des 3 Armeecorps, Genera!« der Infanterie v. Lignitz, zum Diner Folge. — Die Budgetkommission de« Reichstags hat, nachdem sie vorgestern die Kavallerieverstärkung ab gelehnt hat, gestern nun auch die Jnfanterieverstärkung abgelehnt, indem sie einen Antrag Lieber-Groeber an- nahm, der die Durchschnittsstärke eines Bataillons auf 584 Mann festsetzt, obwohl der KriegSminister erklärt hatte, unter 590 könne nicht heruntergegangen werden Ist die« auch nur ein Beschluß der ersten Lesung, so können wir nicht umhin, schreiben die N N "ihn schon um de« Eindrucks im Auslande willen als hochbedenklich zu bezeichnen Nicht minder ist es die von der Kommission beschloßene Resolutton Groeber, betreffend den Wacht-, Ordonnanz- und Burschendienst Die Resolution bedeutet einen Eingriff in den militärischen Dienstdetrieb und stdßt Lnnst UN- Wissenschaft. Witterungsverhältmffe des Januar 1899. Die mit Ende Oktober des Vorjahres begonnene Temperaturerhöhung verbreitete sich auch noch über den Januar, der dadurch seine« Charakter« al« Hauptmonat dcS Winter« verlustig wurde. Im Vergleich mit den normalen Temperaturoerhältnißen, nach denen ihm eine mittlere Monatswärme von —0 5'*) zukommt und durchschnittlich — 12.8 ' und 9 3 ° als äußerste Tempera turen erreicht werden, reiht sich der diesjährige mit einem Mcnatsmitel von 3.42 ° und den äußersten Temperaturen von — 6.1 ' (den 28) und 12 6 ° (den 21), als um 3 9 " zu warm, den wärmsten Januarmonaten der letzten fünfzig Jahre an; denn innerhalb dieses Zeitraumes wurde er nur dreimal, und zwar 1863, 1866 und 1884, darunter am höchsten 1866 mit 4 8', übertroffen. Viel öfter sind Abmachungen der Temperatur nach entgegengesetzter Rich tung aufgetreten, denn — 3 0 ° und noch tiefere Mittel- temperaturen kamen dem Januarmonate 1848, 1850, 1861, 1864, 1871, 1876, 1881, 1893 und 1895 zu, unter denen der de« Jahres 1893 mit — 6 9 ° al» der kältest« dastehen würde, wenn nicht die noch älteren zu verlässigen Beobachtungen Lohrmann« für den Januar 1829 — 7.3 ' aufzuweisen hätten Im allgemeinen ge hört die Mehrzahl der kälteren Monate der neueren Zeit an, wie sich die« auch in der folgenden Zusammenstellung der Mitteltemperaturen au« je fünf Jahren erkennen läßt. Darnach betrug diese in den Jahren von 1828 bi» 1882 —« v« 1866 bi» 1870 - 0.7° 1888 . 1887 - 08° .851 - 1855 - 2.0» .«5» . 1860 - 0.6° 1861 . 1865 - 18« 1871 . 1876 — —0.0° 1876 - '1880 - 0 4' 1881 . 1885 - 0.2" 188« . 1890 - - 0.7' 1891 b,» 1895 - 8.0'. - Grad« «ach Crlfiu». 5'0 - 4° k. Der Rückgang oer Temperatur giedt sich hieraus leicht zu erkmnen, denn di« ersten sechs Zeiträume ergeben ein Gesamtmittel von 0.2", die letzten sechs von — 0.6". Die äußersten Temperaturgrade dieses Monats erreichte das Thermometer in — 25 2'(1893) und 15 3"(1877). Die Verteilung und die Abweichungen des Wärme ganges diese« Monat« zeigt die folgende Uebersicht über die Mitteltemperaturen aus je fünf Tagen Darnach waren die Tage vom 1. bis 5. Jan. mit 1.8" um 2.6" zu warm. 6. - 10. - - 1.8° - 2.8« - II. . 15 - - 4.6« - 5.9° - - 16. - 20. - - 7.5° - 8.1° - - 21. - 25. - - 6.3° - 6.4° - - 26. - 80. - - -0.«° - OS" - kalt. Unter diesen hatte der kälteste Tag (der 28.) eine mittlere Wärme von — 3.1°, der wärmste (der 21.) von 10 9°. Die alte Wetterregel: „Wenn der Tag fängt an zu langen, kommt die Kälte erst gegangen" bewahrheitete sich diesmal nicht. Statt der Kälte, die in den Tagen vom 11. bi« 20. Januar ihren Höhepunkt zu erreich, n pflegt, traten die«mal Tage auf, die sich den wärmsten seit Anfang Oktober an die Seite stellen konnten oder sie noch übertrafen Die Niederschläge von nur 32.41 aus den Geviert meter übertrafen «och den fünfzigjährigen Mittelwert diese« Monats, der mit 290! den regonärmsten de« Jahres bildet. Der größte Teil der Niederschläge wurde in 17 Tagen von Regen, und nur s l durch Sch icewaffer gebildet. Der Schnee, der sich auf vier Tage verteilte, erreichte nur geringe Höhr und war von kurzer Dauer Die Mengen der Niederschläge diese« Monat« lagen während der letzten fünfzig Jahre in den Grenzen von 7 0 ! (1873) und 68 0 I (1868). Die Schwankungen der letzteren geben sich in der folgenden Uebersicht zu er- /ennen, in der die Mittelsummen von je fünf Jahren ge ¬ geben werden. Darnach kommen auf den Ouadratmeter m den Jahren von 1851 bi» 1855 --- 26.1 I 1871 bi» 1875 - 27.8 l 1856 - 1860 - 2LS l 1876 - 1880 - 89 6 I 1861 - 1865 -- 28 5 I 1881 - 1885 -- 22 1 l 1866 . 1870 -- 19.7 I 1886 - 1890 -- 32 9 l 1891 bi» 1895 - 44.4 l. Auf die ersten sechs Zeiträume kommen also durch schnittlich 21, auf die letzten sechs 28 l. Die Bewölkung war stark und bedeckte durchschnitt, lich 81 statt 70 Proz. de» Himmel», daher unter den 17 trüben Tagen zehn mit voller Bewölkung, im ganzen Monate aber kein Tag al« „heiter" zu verzeichnen war Die Luftfeuchtigkeit, die bei einem Gehalte von 4 7 x Wasserdampf im Kubikmeter eine Sättigung der Luft von 79 Proz. ergab, weicht nur wenig von dem normalen DurchschnittSgehalte ab. Der Luftdruck, der größeren Schwankungen unter worfen war, ging in den ersten Tagen de« Monat« bi« auf ein TageSmittel von 726.8 mm (den 2.) herab, er reicht« am Ende (den 26 ) ein Mittel von 765 8 mm und ergab ein Monat«mittel von 749 1 mm Nach den Aufzeichnungen der letzten dreißig Jahr« beträgt da« MonatSmittel 753 6 mm, während die Schwankungen von 735 0 mm bis 764 7 mm sich erstrecken AIS äußerste Barometerstände traten überhaupt in diesem Monate 725,3 mm (1873) und 776.1 mm (1882) auf Die Luftströmungen, die im Januar, Oktober und November vorwiegend als östlich« Wind« auftr«t«n, gr- hörten diesmal in der Mehrzahl der Westseite der Wind rose an, sodaß 61 Proz der West- und 39 Proz. der Gesamtzahl der Ostseite zufielen Am reichsten waren die IV Winde vertreten, die 51 Proz der Gesamtheit bildeten Die Stärke der Winde entsprach im MonatSmittel 3 5 Grad der Beaufortskala (10 -- Sturm) oder einer Ge schwindigkeit von 7 m in der Sekunde, steigert« sich aber wiederholt, sodaß sie an sechs Tagen al» „stürmisch" oder „Sturm" zu bezeichnen war » Aus Münchener Ateliers. U Fröhlich und bunt sieht e» bei Lenbach au» Die letzte Periode seine» Schaffen» bedeutet ein« neue und freudige Huldigung de» Ewig-Jungen vor drr Frauen- schönheit Eine Fülle lichter Gestalten drängt sich in dem hohen Atelierraum, Stern an Stern — wer kennt ihre Namen ? Außer ausländischen Fürstlichkeiten sind es junge elegante Damen der Gesellschaft, alle überstrahlend an Jugendreiz die Tochter einer WieSbadmir Familie; dann Kinderporträt»; eine neue, stark auf die Farbe gearbeitete Replik der kleinen hellblonden Matton Lenbach mit der Katze, ferner dieselbe mit ihrer Freundin, dem dunkel äugigen Töchterchen von Prof Gysi«. Unter so viel Lebens lust und Glanz wirkt wahrhaft ergreifend eine Skizze, Bismarck auf dem Totenbett darstellend Eine ra'ch Zeichnung mit weißer Kreide aus grauer Papp« zttgt den Kopf de« toten Helden im Profil; Körper und Arme find nur durch flüchtige Striche «»gedeutet Ein tragisch- erschütternder Anblick, dieses Haupt, das — ausrecht — so hoch über di« Menge ragte, zurückgesunkm und gebrochen zu sehen Die Züge des Gesichtes find im Tode schlaffer geworden, und die mächttaen Brauen drohen nicht mehr wie vordem Aber die Augen wirken unter dm ge schloffenen Lidern fast noch größer und so ruhig wie nie- mals im Leben. Nichts von dem, was man Perklärtsein nmnt, schwebt über dem Antlitz, aber die Majestät de« Todes hat alle menschliche Leidenschaftlichkeit daran ver scheucht und Frieden darüber gebreitet Nach Mitteilung de« Meister« ist die Skuze nicht angesichts der Leiche, aber unter dem direkten Eindruck de« letzten Anblick« de« Toten entstanden
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