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Dresdner Journal : 22.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-22
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1899
- Autor
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1899 Mittwoch, den 22. Februar abends. Amtlicher Teil. Srnenuuuge«, Versetzungen re. i« öffentliche« Dienste. Im Geschäftsbereich« b«S Ministeriums der Justiz. <Lch!uh d) Versetzt worden sind: die Assessoren und Hülf«- richier beim Amtsgerichte Dresden vr. FreieSleben zum «lntSgerichtc Leipzig, beim Amtsgericht« Hohenstein Ernstthal Dittrich zum Amtsgerichte Zwickau, beim Amtsgerichte Nossen Francke zum Landgerichte Leipzig, beim Amtsgerichte Oelsnitz Lersling zum Amtsgerichte Marienberg in gleicher Stellung, der Assessor und HülsSrichter beim Landgerichte Dresden I)r Wulsfen zur Staatsanwaltschaft bei diesem Gerichte, du gleichzeitig zu HilsSrichtern ernannten Assessoren beim Ober- lavdeSgerichte vr Drechsel, Zobel und vr. Seyler, vr. Drechsel und Zobel zum Amtsgerichte Dresden, vr. Seyler zrm Amtsgerichte Oschatz, beim Landgerichte Bautzen vr. Grabner und Hübner, vr. Grabner zum Amts gerichte EberSbach, Hübner zum Amtsgerichte Leipzig, beim Landgerichte Chemnitz: vr. Kuhn zum Amtsgerichte Nossen, Lindner zum Amtsgerichte Freiberg, vr. Mangler zum Amtsgerichte Hainichen, Vr. Unger zum Amtsgerichte Lübau, beim Landgerichte Freiberg vr. Bauer und vr. Germer, vr. Bauer zum Amtsgerichte Chemnitz, vr. Germer zum Amts- girichte OelSnitz, beim Landgerichte Leipzig: Lnke zumAmts- girichtc Chemnitz, Pilz zum Amtsgerichte Zittau, vr Pusch zum Amtsgerichte Geithain, Vr. Reiche-Große zum Amts gerichte Königsbrück, Rübner zum Amtsgerichte Ostritz, Ltrckner zum Landgerichte Bautzen, beim Landgerichte Plauen Thorn und Ziegler, Thorn zum Amtsgerichte Hohenstein- krnstthal, Ziegler zum Amtsgerichte Johanngeorgenstadt, beim Landgerichte Zwickau Kämmlitz und Vr. Müller, Kömmlitz zum Amtsgerichte Elsterberg, vr. Müller zum Amtsgerichte Glauchau, die Assessoren beim Landgerichte Dresden vr. Lotterm oser, zur Staatsanwaltschaft der diesem Gerichte, beim Landgerichte Leipzig Viehweg zum Amtsgerichte Leipzig, die Reserendare bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz Priber zum Landgerichte Chemnitz, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden Anton, Collenbusch, vr. Druck- »nller, v. Könneritz, vr. Kurtz, vr. Schmidt, Freiherr v Wagner, Weigel, Wieck und vr Zachmann zum Land gerichte Dresden, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Freiberg Franke, Friedrich und Müller zum Landgerichte Freiberg, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig Böhme, vr. Klemm, vr Landmann, Lorenz und Willhösst zum Landgerichte Leipzig, bei der Staatsanwalt schaft beim Landgerichte Plauen vr. Ficker zum Land gerichte Plauen, bei der Staatsanwaltschaft beim Land gerichte Zwickau Döhnert, Keil und Kürschner zum Landgerichte Zwickau, beim Amtsgerichte Augustusburg Lertel zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, denn Amtsgerichte Dresden: Kurth zum Amtsgerichte Hartrn- hem, Lappe zum Amtsgerichte Reichenbach, Prandl zum Amtsgerichte Limo, beim Amtsgerichte Hartenstein Förster zum Amtsgerichte Dresden, bem Amtsgerichte Leipzig: Graser zum Amtsgerichte Schneeberg, Hagen zum Amtsgerichte Augustusburg, Neumann zum Amtsgerichte Oschatz, beim BonSgerichte Oschatz Kratzsch zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Plauen, beim Amtsgerichte Pirna Weichert zum Amtsgerichte Waldenburg, beim Amtsgerichte Schneeberg Un gethüm zum Amtsgerichte Crimmitschau, beim Amtsgerichte Zmckau Otto zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau; der Sekretär beim Amtsgerichte Schandau Saupe zum Amtsgerichte Dresden, die Aktuare beim Amtsgerichte Dresden: Goldhahn und Künzel unter Ernennung zu Bnrcauassistenten zur Kanzlei de-Justizministeriums, Benedix zum Landgerichte Dresden, beim Amtsgerichte Leipzig Müller zum Amtsgerichte Radeberg, beim Amtsgerichte Werdau Pötzsch zum Amtsgerichte Dresden, die Epedientcn heim Landgerichte Dresden Petzely zum Amtsgerichte Döhlen, beim Am^gerichte Dresden Gundermann zum Amtsgerichte Schandau, beim Amtsgerichte Freiberg Schurig und beim Amtsgerichte Wilsdruff Haase zum Amtsgerichte Pirna, beim Amtsgerichte Wolkenstein Weber zum Amtsgerichte Sayda, der Diener beim Amtsgerichte Pirna Leimert zum Amtsgerichte Werdau. 3 Re chtSanwälte. Abgang Verstorben ist der Rechtsanwalt Bauer inChemnitz. Der Rechtsanwalt Klöppel in Limbach hat seine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft ausgegeben. Zuwachs. Zugelassen worden sind: der Bürgermeister a. D. vr. Conrad, bisher in Geyer, zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgerichte Oschatz und dem Landgerichte Leipzig mit dem Wohnntze in Oschatz, der RathSaffeffor Achilles zur Rechts anwaltschaft bei dem Amtsgerichte Plauen und dem Landgerichte Plaueu mit dem Wohnsitze in Plauen, der Assessor Lehmann zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgerichte Zwickau, dem Landgerichte Zwickau und der Kammer für Handelsfachen in -lauchau mit dem Wohnsitze in Zwickau. Beränderurgen. Der Rechtsanwalt Scholz, bisher in Stolpen, ist nach Auf gabe seiner Zulassung bei dem Amtsgerichte Stolpen, dem Landgerichte Bautzen und der Kammer für Handelssachen in Zittau nunmehr zugelassen bei dem Amtsgerichte Dresden und dem Landgerichte Dresden mit dem Wohnsitze in Dresden Der Rechtsanwalt vr DierkS, bisher in Olbernhau, ist nach Auf gabe seiner Zulassung bei dem Amtsgerichte Olbernhau und dem Landgerichte Freiberg nunmehr zugelaffen bei tum Amts gerichte Hohenstein Ernstthal, dem Landgerichte Zwickau und der Kammer sür Handelssachen in Glauchau mit dem Wohnsitze in Hohenstein-Ernstthal. Der Rechtsanwalt vr. Stauß, bisher in Glauchau, ist nach Ausgabe seiner Zulassung beim Amts gerichte Glauchau nunmehr zugelasjen beim Amtsgerichte Zwickau mit dem Wohnsitze in Zwickau unter Fortdauer seiner Zulassung bei dem Landgerichte Zwickau und dcr Kammer für Handelssachen in Glauchau. Der Rechtsanwalt Hosinger, bisher in Leipzig, ist nach Ausgabe feiner Zulassung bei dem Amtsgerichte Leipzig und dem Landgerichte Leipzig nunmehr zugelaffen bei dem Amtsgerichte Meerane, dem Landgerichte Zwickau und der Kammer für Handelsfachen in Glauchau mit dem Wohnsitze in Meerane. 4. Zweite juristische Staats prüfung: 86 bestanden, 1 zurückgewiesen in der Zeit vom 18. Dezember 1888 bi- 4 Februar 1888. Am Geschäftsbereiche »es «tniftertum« be» Kult«» «Utz äsfentltche« Unterricht-. Zur Erledigung kommt: da-Schuldirektorat an der Lolk-schule zu Brandi-. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen 2600 M Geholt und 450 M WohnungSgeld. Bewerbung-gesucht mit den erforder lichen Beilagen sind bi- 8. MSrz an den Königl. Bezirk-schul- inspektor vr. Hanns in Grimma zu richten; — wieder zu besetzen ist die ständige Lehrerstellc zu Eichgraben bei Zittau. Kollator: das Königl. Ministerium deS Kultu» und öffentlichen Unterricht-. Da« Einkommen der Stelle bcträgt außer dcr freien Wohnung und den gesetzlichen Blter-zulagen 1000 M. Eventuell würden der Frau des gewählten Lehrer» 80 M. für Erteilung de-Handarbeit-unterricht- gewährt werden. Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen sind bi- zum 28. Februar an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Müller in Zittau einzureichen; — zu besetzen: die zweite ständige Lehrer stelle in Culitzsch. Kollator. das Königl. Ministerium det Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1000 M. Gehalt, 100 M persönliche Zulage und 70 M Wohnungsgeld sür einen unverheirateten, 120 M. für einen verheirateten Lehrer. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher PrüsunaS- uud AmtsführungSzcugnisse bis zum 18. MSrz bei dem Königl. Bezirk-schulinspettor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen; — die ständige Lehrerstelle zu Rosenthal bei Hirschfeld» Kollator: das Königl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Da- Einkommen der Stelle beträgt neben freier Wohnung und den gesetzlichen AlierSzulagen im Jahre 1889 1080 M Grundgehalt, dazu 120 M. Kommerzienrat Müllrrsche Legatzinsen, 72 M. für 2 wöchentliche Ueberstunden, 72 M. für 2 Stunden wöchentlich in der Fortbildungsschule, »6 M. für den Turnunterricht, 8 M. für kirchendienstliche Verricht ungen, überdie- entsprechende Beheizung-- und Reinigung-kosten- Enischädigung und nach Befinden 72 M für Uebernahme de» Handarbeit-unterricht- durch die Lehrer-frau. Vom Jahre 1800 an erhöht sich der Grundgehalt auf 1200 M., die Höhe der Müllerfchen Legatzinfen richtet sich nach dem jeweiligen Zin-fuße. Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen sind bi» zum 6 März an den Künigk. Bezirltschulinspektor Schulrat v. Müller in Zittau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Nochmals die Löbtauer Landsriedtnsbrecher. Nicht genug damit, daß die sozialdemokratische Presse das Urteil des Dresdner Schwurgerichts'gegen die Löbtauer Landfriedensbrccher zur Beunruhigung und Aufreizung der Arbeiter benutzt, hat sie neuer dings auch versucht, aus der Darstellung des „Dresdner Journals" für ihre Zwecke Kapital zu schlagen und damit ihre Hetze fortzusetzen. Der „Vorwärts", die „Sächsische Arbeiterzeitung", sowie ein kürzlich er schienenes „Flugblatt" haben die offiziöse Darstellung als „offiziöse Fälschung" bezeichnet und durch auf reizende Artikel unter der Arbeiterschaft die Meinung zu verbreiten gesucht, das Urteil deS Dresdner Schwur gerichts sei ein Klassennrteil, dessen Härte das „Säch sische Regierungsorgan" durch Lug, Trug, Täuschung und Fälschung verteidigen zu können glaube (vergl. „Vorwärts" vom 17. Februar und „Sächsische Arbeiter zeitung" vom 16. Februar); das „Dresdner Journal" habe in der arbeiterfeindlichen Absicht, bewußt zu täuschen, „die Schilderung des ThatbestandeS wörtlich der Anklageschrift entnommen, ohne Berücksichtigung der in der Hauptverhandlung ermittelten und zu Gunsten der Verurteilten sprechenden Thatsachen, es habe festgestellte Thatsachen einfach unterschlagen". Diesen verleumderischen Beschuldigungen gegen über sind wir in der Lage Folgendes zu erklären: . Dem im „Dresdner Journal" mitgcteilten wesent lichen Thatbeftond ist sachgemäß die Anklageschrift nur insoweit zu Grunde gelegt worden, als sie die in der Hauptverhandlung bestätigten Thatsache'n wiedergicbt. Wenn die sozialdemokratischen Zeitungen sagen, sie hätten anfangs angenommen, daß sich die im „Dresdner Journal" gegebene Sachdarstellung auf die richterliche Begründung deS Urteils stütze, so ge nügt es, um die Haltlosigkeit dieser Annahme dar- zuthnn, aus den 8 316 der Strafprozeßordnuiiß zu verweisen, wonach die Gründe eines schwurgerichtlichen Urteils keine Geschichtserzählung enthalten, sondern statt dessen lediglich auf den Spruch der Geschworenen Bezug nehmen. Die Geschworenen, wie die Sozial demokraten selbst sagen, das „Volksgericht", hatten das „Schuldig" gesprochen, Sache der Berufsrichter war es daher nur noch, die Höhe des Strafmaße- auf Grund der von den Geschworenen festgestellten strafbaren Handlungen ouszuwerfen. Was ferner den Vorwurf der Unvollständigkeit anlangt, so ist doch jedermann klar, daß in einem derartigen kurzen Referate nicht alle Thatsachen vor gebracht werden können, die in einer dreitägigen Hauptverhandlung zur Sprache gekommen sind. Die wesentlichen Thatsachen sind jedenfalls erwähnt. Die sozialdemokratische Presse selbst, die durch ihren Ge- nosstn Rechtsanwalt Heine von den Vorgängen in der Hauptverhandlung unterrichtet war, sagt im „Vorwärts" vom 14. d. Mts.: „Der sogenannte Thatbestand enthält an Thatsachen nichts Neues, nichts Wesentliches, das wir nicht auch gemeldet hätten", er fährt nur fort, „die Einseitigkeit seiner Darstellung liegt aber in dem, was er ver schweigt". Als einzige zu Gunsten der Ver urteilten sprechende „angeblich festgestellte That sachen", die von unS nicht erwähnt worden seien, ver mögen der „Vorwärts" und alle diejenigen Blätter, die auf dem Standpunkte dieses Blattes und der „Säch sischen Arbeiterzeitung" stehen, nur anzugeben, daß Klemm die Verurteilten gleich zu Beginn de-Streite- durch Beschimpfungen wie „Spitzbuben" und „Ein brecher" gereizt habe, daß sich Klemm „der ersten Nempelung" nicht mehr erinnere, sowie, daß Ge nannter bereits einige Tage vorher eine ebenso un nütze Schießerei vorgenommen habe Weitere that- sächliche Momente sind auch sie nicht in der Lage an zuführen. Daß die beiden zuletzt angeführten That sachen, selbst wenn sie erwiesen worden wären, nicht von Belang gewesen sein würden, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Von einiger Bedeutung könnte nur die zuerst angeführte Thatsache sein. Diese ist aber in der Hauptverhandlung widerlegt worden. Bon sämtlichen Verurteilten ist auch Gedlich der einzige gewesen, der sie zu seiner Entschuldigung angeführt hat, alle anderen aber haben diese Be hauptung in der Hauptverhandlung nicht einmal auf gestellt. Weiter haben auch sämtliche Zeugen, die über diesen Punkt zu vernehmen gewesen sind, unter Eid versichert, daß sie derartige Schimpfreden aus Klemms Munde nicht gehört hätten. Die entgegen gesetzte Behauptung des „Vorwärts" ist daher unzu treffend, während wir ausdrücklich für uns in Anspruch nehmen, daß unser Aufsatz unter Wahrung strengster Unparteilichkeit die in der Hauptverhandlung sest- gestellten Thatsachen wiedergirbt. Gegenüber den von sozialdemokratischer Seite er hobenen weiteren Beschuldigungen, daß im „Dresdner Journal" die Darstellung über die Verletzungen deS Bau ¬ gewerken Klemm aufgebauscht worden wären, daß er gar nicht schwer geschlagen worden sei, mag darauf hingewiesen werden, daß das, was in unserem Be richte über die Verletzungen gesagt werden ist, auf den sachverständigen Feststellungen dreier Aerzte, die zu verschiedenen Zeiten Klemm zuv. untersucht haben, beruht und absolut sicher und klar gestellt worden ist. Um schließlich die Höhe der erkannten Strafen bemängeln zu können, bedienen sich die „Sächsische Arbeiterzeitung" und daS „Flugblatt" folgenden Ma növers. Sie stellen aus der mitgeteilten Sachdarstell ung die Handlungen der Einzelnen zusammen und rufen dann der Arbeiterschaft zu: „So sehen also die „fürchterlichen Thaten" der Arbeiter aus, wenn man sie aus den tendenziösen Verdrehungen des „Journal-" herau-schält." Weiß denn die sozialdemokratische Presse noch immer nicht, daß unser gesamtes Strafrecht von dem Grundsätze beherrscht wird, daß, sobald mehrere eine strafbare Handlung gemeinschaftlich ausführen, jeder nicht bloß für seine eigenen Handlungen ein zustehen hat, sondern auch sämtliche Handlungen seiner Komplizen so vertreten muß, al- wenn er diese Fremd- Handlungen selbst begangen hätte? Oder will die Sozialdemokratie auch hier wieder die Arbeiter nur absichtlich täuschen und aafstacheln? Nachdem wir mit dieser Richtigstellung unser letztes Wort zum Löbtauer Falle gesprochen haben, bemerken wir noch, daß diejenigen, die sich au- Anlaß diese- Falles beleidigender Angriffe auf das „Dresdner Journal" schuldig gemacht haben, sich hierfür an Ge richtsstelle zu verantworten haben werden. Tie Militärvorlage in der Budgetkommiffion des Reichstags. Die Kommission setzte gestern vormittag die Beratung det EesetzentwursS betreffend die Friedentpräsenzstärke im Punkte bezüglich der Vermehrung der Kavallerie fort. Abg Graf Roon (lons.) spricht sich im ganzen dcr Kavallcricvcrmrhrung gcgrnüber günstig au», verwahrt sich und seine Freunde aber gegen die Errichtung von Regimentern zu vier Schwadronen. Er hätte e» lieber gesehen von seinem persönlichen Standpunkte aus, wenn drei Regimenter zu fünf Schwadronen gefordert worden wären. Unter den jetzigen Um ständen würde er aber zwei Regimenter zu fünf Schwadronen drei Regimeutern zu vier Schwadronen vorziehen. Kriegsminister v. Goßler erklärt, daß er aus dem Boden, den seine Vorgänger eingenommen hätten, stehe. Es seien einzelne Schwadronen bewilligt worden. Die Krieg-verwaltung wünsche aber mehr und fasse die Schwadronen nur aus prak tischen Gründen behufs besserer Ausbildung zu Regimentern zusammen. Abg. Prinz Arenberg: Nach ter Vorlage müßte man zu der Annahme gelangen, daß aus die Schwadron Jäger zu Pferde verzichtet werden solle und diese Schwadronen zu Kavallerieregimentern zusammengezogen werden sollten In der letzten Sitzung habe der Hr Krieg-minister freilich andere An deutungen gemacht. Er wünsche zu wissen, ob die JSger- detachements zu Pferde weitcrbestehen sollen, oder ob, wie die Vorlage jag», neue Kavollerieregimentcr gebildet werden sollen. Krieg-Minister v Goßler: Rein praktische Verhältnisse sind maßgebend Beim Aufmarsch soll sür die Infanterie Kavallerie vorhanden sein. Diese Ausgabe sollen die Jäger zu Pferde erfüllen. Wenn diese Schwadronen auch nicht in voller Stärke ausrücken, so schadet die- nicht«, weil sie ja nicht zur Attacke schreiten sollen. Die Krieg-verwaltung ist natürlich sehr damit einverstanden, wenn das hohe Haus für einzelne Regimenter fünf Schwadronen bewilligen wolle. Abg. v Kardorff (Np.) spricht seine persönliche Ansicht dahin au-, daß, wcnn die Infanterie vermehrt werde, auch die Kavallerie vermehrt werden müsse. Er hätte eine weit größere Forderung gewünscht. Abg Gras Roon bedauert, dem Krieg-minister wider sprechen zu müssen. Was Regimenter zu vier Schwadronen leisten, könnten Regimenter zu süns Schwadronen noch besser machen. Hinsichtlich der Jäger zu Pferde Krim Bardeeorp- sei er mißverstanden worden, er wolle diese Schwadron nicht auf- hebcn. Tinen Versuch, Regimenter zu vier Schwadronen zu bilden, Halle er sür verderblich; man solle in der Armee nicht experimentiere». Er bittet den Krieg-minister, den Gedanken der Bildung von Regimentern zu vier Schwadronen fallen zu lasten. Lunst und Wissenschaft. Kouigl. Opernhaus. — Am 21. d. Mts : „Tristan und Isolde". Handlung in drei Abteilungen von Richard Wagner. Die Uebernahme der Tristanpartie durch Hrn. Forch- hammer ist eine künstlerische That, die unter Beiseite- kssung der Frage nach dem mehr oder minder glücklichen Gelingen unter allen Umständen vollste Anerkennung fordert Gehört dock bekanntlich der „Tristan" zu den in gesanglicher und darstellerischer Hinsicht anstrengendsten und schwierigsten Partien der gesamten Operenlitteratur Nicht weniger bekannt ist e«, daß di« Rolle eine geraume Zeit hindurch für überhaupt unau-führbar, mindestens aber kür stimmverderbend galt. Ueber diese irrtümlichen Ansichten ist man, und nicht zum wenigsten in den be- teilrgten Künstlerkreisen, zwar längst zur Tagesordnung übergegangen, gleichwohl fühlt sich der bekannte Wagner- sänger Hermann Winkelmann (Wien) noch neuerdings beruft», in seinen „Musikalischen Erinnerungen" auf da» Verkehrte jener Anschauungen au.drücklich hinzuweisen. Er behauptet im Gegenteil, und zwar, wie die Erfahrung lehn, mit vollem Rechte, daß die Verkörperung Wagner scher Gestalten unter Voraussetzung gesangstechmschen Können» beim Sänger diesen ganz besonder« frisch und leistungsfähig erhalte, da die geistige Vertiefung, zu der die Beschäftigung mit jenen Rollen hcrausfordere, nicht nur anregend, sondern auch künstlerisch weiterbildend wirke Schon in diesem Sinne darf man sich der gestrigen Leistung de« Hrn Forchhammer sympathisch gegenüberstellen. Zudem erfreute er durch ein genaue« und bewußte« Eingehen auf die Absichten unv Vor schriften de« Dichterkomponisten, durch eine sorgfältige Deklamation und durch das weise und geschickte Ra-Halten in der Verwendung seiner gesanglichen Mittel, der Sänger überraschte sogar in einzelnen Momenten durch den kaum erwarteten elementaren Ausdruck einer unmittelbaren seelischen Empfindung, wie man sie im vollsten Maße z. B an der unerreichten Kunstschöpfung eine« Heinrich Vogl und in vielen Beziehungen auch an der trefflichen Darstellung de« bisherigen Dresdner Tristan- sänger« Hrn. Gudehus hochmschätzen weiß Alle die an Hrn. Forchhammer« Verkörperung der Rolle lobend her vorgehobenen künstlerischen Eigenschaften vermögen jedoch da« eine im letzten Grunde doch immerhin ausschlag gebende Moment nicht zu ersetzen: den Glanz und Schmelz, die Fülle und Tragfähigkeit der Stimme und die erfolg reiche Bethätigung der schwierig n Kunst, mit der voll kommenen musikalischen Beherrschung der Rolle eine nicht minder vollkommene Sicherheit und Gewandtheit in der Behandlung de« Organ«, wozu auch die Vermeidung de« beständigen Offenfinaen« zu rechnen ist, zu verbinden In dieser Hinsicht entbehrt eben da« hochancrkennenSwerte Streben de« fleißigen, intelligenten Sänger« zur Zeit noch der unabweisbaren Grundlage für einen echten, ge sanglich einheitlich wirkenden und musikalisch wahrhaft hinreißenden Erfolg. Auf die ausgezeichnete, oft gewürdigte Besetzung der übrigen Rollen der „Handlung", insbesondere der kaum zu übertreffenden Verkörperung der Isolde durch Frl. Malten, näher einzugehen, liegt heute keine Veranlassung vor. Gegenüber solchen Leistungen — diejenige de« Or chester« und seine« geist- und temperamentvollen Führers, Hrn. v. Schuch, eingrschlossen — ist es «ine Pflicht, d«r Dresdner Tristan - Aufführungen unter Beiseitelassung jeglicher Vergleiche stet« aufs neue mit der rückhaltlosesten Bewunderung zu gedenken U. S. Konzert. Da» vierte und in diesem Winter letzte Philharmonische Künstler.Konzert war durch die Anwesenheit Er Majestät de» König« ausgezeichnet und erfreute sich eine« so großen Besuche«, daß kaum ein Dutzend Ptätze unbesetzt gewesen fem dürften Besondere Anzichung war offenbar von Hrn. Eugene Asaye (Brüssel) ausgegangen, einem Geiger, der seinen großen und allgemeinen Ruf hier vor zwei Jahren in einem Hoftheater-Konzerte vollauf beglaubigt halte. Er spielte gestern zwei Kompositionen, die ausnehmend schlecht zu einander paßten, ein Konzert in k moll von E Lalo und Seb. Bach« Konzert in L mit Begleitung de« Orchester« und der Orgel Wer einige größere Arbeite« Lalo«, z B sein Klavierkonzert kennt, wird sich von der Wahl, die Hr. Maye getroffen hatte, wenia versprochen haben In der 2 dal rmchl die Komposition für Violine in ihrer Inhaltslosigkeit, die durch ein weltschmerzliche» Benehmen dr« Verfassers nur noch empfindlicher gemacht ist, und zugleich in ihrer rhythmischen und harmonischen Künstelei völlig an da« Klavierkonzert heran. Sie mag dem Spitler Freude gewähren, obgleich wir in dieser Hinsicht nicht» dankbare« an ihr entdeckt haben, dem Hörer ver schafft sie jedenfall» keinen Genuß Wenn man nach dem langen, phrasenreichen ersten Satze überhaupt noch Lust hatte schärfer hinzuhören, so konnte man allenfall« in der Romanze «in paar kurze ansprechende Au«druck»stcll«n finden, wie denn Hr May« m diesem Teile der Komposition Ge legenheit hatte, den eigentümlichen Reiz seine« Ton« in der Mittellage zu entwickeln Da« allein lohnte aber nicht di« Kunst und Mühe, die der Geiger rn die Kom position gewandt hat. Um so mehr künstlerische« Ver gnügen bereitete er un« dann in dem herrlichen Bachschen Konzerte und hier namentlich in dem mit großer Zartheit und Innigkeit gespielten langsamen Satze Hr. Maye trug diese Komposition überhaupt so stilgemäß, so gesund und kräftig vor, wie wir es von ihm, dessen Haupt« stärk« un« mehr im Anmutig Geistreichen zu liegen scheint, nicht erwartet hatten Verblüffte seine Ausführung auch nicht gerade durch Größe und Breite, so bewahrte sie diese Musik doch völlig vor dem Eindruck de« Graziösen und Kleinen und nötigte un« große Hochachtung ab, womit denn auch der reiche Beifall de« Publikum« zu- sammenstimmte. Zuletzt spielte Hr Maye da« Preislied au« den „Meistersingern" und da« schon durch Sarasatr bekannt gemachte Rondo von Guiraud, erstere« mit reichem Ausdruck und besonderem Reiz bei halber Ton stärke, letztere« mit prächtiger Rhythmik und vollendeter Technik, wenn man letztere bei diesem Künstler überhaupt noch hervorheben darf. Neben dem Geiger wirkte eine junge Berliner Sängerin, Frl. Susanne Trieprl mit. Sie hatte die Arie „Welche Labung für die Sinne" au« den „Jahre«zeiten", nicht die geeignetste, und Lieder von Schumann, Mendelssohn rc. gewählt. Ihr Sopran gefällt durch die angenehme dunkle Klangfarbe und zeigt sich am ausgiebigsten in der Mittellage, während die Höhe nicht ganz leicht und frei ist. Der Vortrag ergiebt wie die Tonbrhondlung mancherlei Feines, ist aber noch nicht gleichmäßig und einer vollendeten Wirkung sicher. Frl. Triepel hatte namentlich mit den Liedern einen ent schiedenen Erfolg Hr Pretzsch begleitete sie vortrefflich Die Gewerbehauskapelle unter Hrn Trenkler leitete das Konzert mit der gut gespielten Ouvertüre zur Oper „Der Bärenhäuter" von S Wagner ein Bei der Be gleitung ließ sie e« nur im ersten Satze de« Bachschen Konzerte« etwa« an rhythmischer Straffheit und Frische fehlen. P Aus Münchener Atelier-. I E« geht wohl nicht leicht einer ohne weitere« vorüber an dem eigenartigen Hause, da« Prof Franz Stuck auf der Gasteighöh« hinter der Prinzregententerrosse sich neuer- dmg« erbaut hat Nicht nur nach Angaben, sondern nach eigenhändigen Plänen und unter persönlicher Mitwirkung de« Künstler« ausarführt und außen wie innen von ihm selbst au«geziert, vildet la« Bauwerk eine hochindividuell« Dresdner vezugsprei«. FIr Dresden victteljährlich: 2 Mark 50 Pf, bei den Kaiser- tick deutschen PostuustuUen vsmtrliohilrch »Mark; außer- halb de» Deutschen Reiche- Vaß- «end Stempel-uschlag. Einzeln» Nummern. 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Gann- und Feiertage abend» yeruspr-Anschluß: Nr r,E» Houmal Auküubi«»«,»gebühre«: Für de« Raum einer aespal- tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffern^» entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expeditton de» Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr 20 Fernspr -Anschluß: Nr
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