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Dresdner Journal : 21.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-21
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1899
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Oefterreich-U»g«r». Wien Der zweit« Ob«rsthofmeift«r de« Kaiser« Franz Joseph, Fürst v. Montenuovo, beaiebt sich Dienltag in Vertretung de« Kaiser« nach Pari« zur Leichenfeier de« Präsidenten Faure. — Au« dem Lebenlgange der Erzherzogin Maria Immaculata tragen wir noch einige Einzel heiten von allgemeinem Interesse nach Die Erzherzogin vereinigte die seltensten Vorzüge de« Herzen« in sich Al« einzige Tochter de« König« Ferdinand II. beider Si- »lien hatte sie im Hause ihrer königlichen Eltern zu Neapel die sorafältigst« Erziehung aenossen Die besten Lehrer von Palermo und Neapel gaben der aufgeweckten Prinzessin Unterricht, die schon mit 14 Jahren über eine erstaunliche Summe von Kenntnissen verfügte. Wie die neapolitanischen Hofchroniken au« dem Ende der fünfziger Jahre berichten, gab e« zu jener Zeit im südlichen Ita lien keine Fürstentochter, die sich in Anmut und Liebreiz oder Frische de« Geiste« mit der Prinzessin Maria beider Sizilien hätte messen können Bei den Hoffesten zog sie stet« aller Blicke auf sich durch ihre blendende Erscheinung Bei einem solchen Feste war e« auch, wo ihr der tos kanische Prinz Karl Salvator, der in Neapel zu Besuch weilte, vorgestellt wurde Bald darauf waren die beiden Fürstenkinder miteinander verlobt Eine stürmische Zeit für Italien war angebrochen! sie kostete den jungen Stiefbruder der Erzherzogin, König Franz II., der 1859 aus Ferdinand II. gefolgt war, Thron und Reich. Im Februar 1861 kapitulierte die Festung Gaeta vor dem savoyischen General Eialdini und die königliche Familie begab sich nach Rom. Hier segnete Papst Piu« IX. am 19. September 1861 die Ehe der Erzherzogin Maria Immaculata mit dem Erzherzog Karl Salvator ein, dessen Familie ebenfall« inzwischen ihr italienische« Land «in- gebüßt hatte. Da« junge Ehepaar bezog bald darauf ein zum Besitz de» Hauses Lothringen-Toskana gehörige« Schloß in Nordböhmen Das Streben, ihre Kinder an Gottesfurcht, Frömmigkeit und Pflichtgefühl durch Wort und Beispiel zu gewöhnen, war der Leitstern ihre« ganzen Denken« und Handelns. Dieses glückliche Familienleben stoß eine Reihe von Jahren ungetrübt dahin. Dann kamen die ersten großen Schmerzen: binnen wenigen Jahren wurden dem erzherzoglichen Paar drei Kinder durch den Tod entrissen Gegen Ende de« Jahre« 1890 trat bei der lungenkranken Erzherzogin Maria Antonia eine Verschlimmerung ein. Man brachte die Kranke nach Arco, und dort verschied die Siebzehnjährige (14. Ja nuar 1891). Fast genau ein Jahr später, am 18. Januar 1892, starb Erzherzog Karl Salvator Nach dem Tode ihre« Gatten zog sich Erzherzogin Maria Immaculata gänzlich von allen Gesellschaften zurück. Sie lebte nur ihren Kindern und der Trauer um den Gemahl Noch einmal griff der Tod in die Reihe ihrer Kinder ein: sein Opfer wurde Erzherzog Albrecht Salvator, der ein Alter von 25 Jahren erreichte Nunmehr ist Erzherzogin Maria Immaculata dem Gemahl und ihren Kindern gefolgt, betrauert von allen, die diese edle Fürstentochter kannten — Die „Neue Freie Presse" meldet: Koloman Szell habe den Auftrag zur Bildung des neuen Kabinett« unter der Voraussetzung angenommen, daß e« ihm ge lingen werde, da« Kompromiß mit der Opposition zu stände zu bringen Erst wenn die« geschehen sei, werde die Ernennung zum Ministerpräsidenten formell vollzogen werden. Sollte das Kompromiß nicht gelingen, dann würde Szell den Auftrag in die Hände de« König« zurücklegen. Nach den heute au« Buda-Pest eingetroffenen Meldungen fei jedoch di« Opposition entschlossen, di« Mission Szell« zu fördern, um die Kabinettsbildung in kürzester Zeit zu ermöglichen. — Der „Neuen Freie Presse" zufolge wird Ko loman Szell sich ohne Mittelspersonen direkt mit den Führern der Oppositionsparteien in Verbindung setzen Man hofft, daß binnen Wochenfrist das Kom promiß abgeschloffen, da» neue Ministerium ernannt und der Reichstag normal konstituiert sein wird. Da« neue Kabinett werde, so meldet da« Blatt weiter, «»«schließlich der liberalen Partei entnommen werden Honvedminister Fejeroary werde jedenfalls in dasselbe rintretrn, auch hoffe man, e« werde Szell gelingen, den Finanzminister LukacS zum Bleiben zu bestimmen, vermutlich werde auch der UnLerrichtSminister Vlassic« der neuen Regierung an gehören, Szell selbst werde kein Reffortportefeuille über nehmen — Bon tschechischer Seite wird gemeldet: Die von dem Ministerpräsidenten al« Leiter des Ministerium« des Innern für die politischen Behörden und von dem Justizmmister für die Justizbehörden Schlesien« auS- gegebenen Instruktionen über den Gebrauch der Sprachen sind auf die Finanz behörden ausgedehnt worden. Die den Verkehr mit den Parteien ordnende Verordnung bezieht sich nur auf die gemischten Bezirke. Die Grundsäste der Instruktionen sind: Eingaben und protokollarisch« Erklärungen werden in der Sprache der Parteien an genommen, ebenso die Verhandlung im Verkehre der Parteien Die Erledigung erfolgt in der Sprach«, in der die Angaben abgefaßt sind; die Vorladungen, Belehr ungen, Zahlungsaufträge und Erinnerungen erfolgen in der Sprach, der Parteien Die für die Parteien be stimmten Drucksorlen und Steuerbücher sollen in der Spracht der Parteien vorrätig sein (Wiederholt ) Buda-Pest Da« Ungarische Telegraphen-Korrespon- denz-Bureau meldet au« Wien: Der Kaiser designierte Koloman Szell zum Ministerpräsidenten und be traute ihn mit der Kabinettsbildung Szell nahm die Mission an und wird sich heute früh nach Buda-Pest be geben, um die vorerst sistierten Kompromißverhandlungen mit der Opposition wieder aufzunehmen Firankretch. Paris. Deputiertenkammer. Ministerpräsident Dupuy brachte gestern für da» Begräbni» de« Präsidenten Faure auf Staatskosten eine Kreditvorlage von 160000 Frc». ein, von denen 80000 Frc« für die Trauerfeierlichkeiten im ÄuSlande dienen sollen Die Dringlichkeit und sofortige Beratung wurden von der Kammer votiert. D^jeante (Soz) verlangte, daß beim Begräbni« die Geistlichkeit völlig au»- aeschloffen werde, und verteidigte seinen Unterantrag unter lebhaftem Einspruch der Rechten und des Zentrums, welche sogar drohten, daß sie den Saal verlaffen würden. Der Präsident De«chanel unterbrach den Redner mehrere Male und ersuchte ihn, auf die trauernde Familie Rück sicht zu nehmen. Der Unterantrag DHeante wurde schließ lich mit 444 gegen 68 Stimmen abgelehnt und die Kredit vorlage mit 463 gegen 42 Stimmen angenommen. Finanzminister Peytral verlangte Bewilligung ein«« provi sorischen Zwölftel« für den Monat März. Der Gesetz entwurf wurde angenommen. Die Kammer beschloß darauf einstimmig, sich am Donnerstag in» Elysö« zu begeben, um bei der Ueberführung der Leiche Faure« vom Sterbe. Haus« aus zugegen zu sein, obgleich der offizielle Zug sich erst in der Notre-Dame-Kirche bildet — Die Bureau» der vier republikanischen Gruppen de» Senats traten gestern nachmittag in ge meinsamer Sitzung zusammen und beschlossen, an die Re gierung eine Anfrage über die Kundgebungen am Sonnabend und über die Maßregeln zu richten, welche sie zu treffen gedenkt, um die Ordnung in den Straßen aufrechtzuerhalten und die Achtung vor den bestehenden Gesetzen zu gewähr leisten — Die Kommission des Senats zur Beratung der Regierung-vorlage, betreffend da» Revision-verfahren, ernannte Bisseuil zum Berichterstatter. Der Bericht desselben, welcher empfiehlt, die Regierungsvorlage anzu nehmen, wird voraussichtlich morgen eingebracht werden — Die Ruhe ist hier jetzt wieder völlig her gestellt, doch bleiben die zur Ausrechthaltung der Ord nung ergriffenen Maßregeln noch weiter in Kraft. Die Gesamtzahl der am gestrigen Tage vorgenommenen Ver haftungen beträgt 160, davon wurden 60 aufrecht- erhalten — Die frühere Königin von Madagaskar Ranavolo hat mit ihrem Gefolge am 1. Februar La Reunion verlaffen und soll jetzt in Algier interniert werden. — Meldungen de« „Soir" zufolge beabsich tigen die radikalen Senatoren anläßlich der Inter pellation, betreffend die Haltung der Polizei gegenüber den dem Präsidenten Loubet feindlichen Demonstrationen, die Auflösung der Vaterlandsliga und der Patriotenliga zu verlangen Loubet soll entschlossen sein, Drumont wegen eine« beleidigenden Artikel« gerichtlich zu belangen — Unbestimmten, in den Wandelgängen um laufenden Gerüchten zufolge werde Loubet seine Achtung vor der Verfassung »»«drücken, zur Eintracht auffordern und die Hoffnung au«sprechen, daß die die Nation bewegende Frage demnächst ihre Lösung finde Bezüglich der auswärtigen Beziehungen werde Frankreich seine bisherige loyale Politik fortsetzen, welche die sicherste Garantie de« Frieden» sei. Belgien. Brüssel. Der Wert sozialdemokratischer Eide«- leistungen wird durch den zur Zeit in Gent schwebenden „Vooruit"-Proz«ß in eine ungemein lehrreiche Be leuchtung gerückt. Ein ehemalige» DcrektionSmitglied dieses Kooperationsunternehmen« der belgischen Genoffen, Namen« Benoni vrn Huffel, hat die Gcsamtverwaltung des „Vooruit" verklagt und u a. die gerichtliche Vorlegung der seit 1889 gezogenen Bilanzen verlangt Da« Genter Handel«gericht anerkannte die Berechtigung der klägerischen Forderung und gab der beklagten Partei die Vorlegung der geschäflUchcn Nachweisungen auf. Hiergegen erhob letztere Widerspruch unter dem Einwande, die zur Auf stellung der Bilanzen von 1889 bi« 1893 benötigten Geschäftsbücher wären bei einer Feuer»brunst, von welcher die „Vooruit"-Magazine im Jahre 1897 heim gesucht wurden, verbrannt Diesen Einwand machten die selben Verwaltung«rat»mitglieder geltend, welche seinerzeit m d«r wegen de« erwähnten Brande« eingeleiteten ge richtlichen Untersuchung erklärt hatten, e« fei kein ein zige« G«schäft«buch durch den Brand vernichtet worden, da kein einzige« derselben in dem Raume, wo der Brand gehaust hatte, aufbewahrt wurde Dieselben Angaben wurden damals auch in dem Blatte „Vooruit" veröffentlicht. Am vorvergangenen Sonn abend nun war Termin angesrtzt, wo die beklagten Ver- waltungSratSmitglieder de« „Vooruit", die Herren Anseele, van Gylegheim und Pankoek, die zugeschobenen Eide leisten sollten Alle drei beschworen, daß die Geschäft«- bücher verbrannt seien In einer alsbald nach dieser Eidesleistung seiner Gegner veröffentlichten Broschüre: Attagu« vt cköksos« oontrv I« „Vooruit" beleuchtet der Kläger die Eidestaktik der beklagten Partei des Näheren und erinnert u a auch an den Kommentar, mit dem Herr Anseele s. Z. den von ilm geleisteten Eid auf die Ver- faffunq begleitete. Er sagte damals wörtlich: „Ich habe den Eid geschworen, aber ohne Glauben. Wollen Sie mich unter Anrufung Gotte« zur Eidesleistung veranlassen, so thue ich e», ohne der Sache den geringsten Wert beizulegen Ich kann darin nur eine Formalität erblicken Mein Ziel ist einzig und allein: Meiner Partei möglichst schnell, durch alle Mittel, über alle ihre Feinde zum Siege zu ver helfen" Wie Brüsseler Blätter melden, wird die An gelegenheit bei dem Eide der „Vooruit"-Interessenten nicht sein Bewenden behalten Italien. Rom Deputiertenkammer. Zur Besprechung standen gestern vier Interpellationen über die Lage in Afrika. Der Deputirte Valle erklärte jedoch, er habe seine Inter pellation eingebracht, al« die Ereignisse in Afrika im Lande Befürchtungen erregten, da aber jetzt jede Gefahr vorüber sei, ziehe er seine Interpellation zurück. Der Minister de« Äußern Canevaro sprach Valle seinen Dank hierfür au« und bat die drei anderen Interpellanten, dem Beispiele Valle« zu folgen Er fügte hinzu, seit den letzten Erklärungen der Regierung habe sich in Afrika nichts zu- getragen, wa« eine abermalige Besprechung begründen könnte, die außerdem auch deshalb wohl nicht angebracht sei, weil Unterhandlungen im Gange seien Hierauf zogen die übrigen Deputierten gleichfalls ihre Interpella tionen zurück — Nach einer der „Polit Korresp " au« Rom zu gehenden Meldung wird die Nachricht auswärtiger Blätter, daß Italien im Begriffe stehe, einen chinesischen Hafen in Pacht zu nehmen, und daß die Vereinbarungen hier über mit der chinesischen Regierung dem Abschluß nahe seien, in unterrichteten Kreisen als mindesten« verfrüht bezeichnet. Keinesfalls sei es zutreffend, daß Italien in Ostasien größere Unternehmungen plane, und die Thätig- keit der italienischen Regierung in dieser Richtung habe sich bisher auf die Schaffung von Vereinbarungen über die Schifffahrtsverbindungen zwischen den italienischen Häfen und China beschränkt Grotzbrttaunteu. London. Oberhaus Jame- brachte gestern eine Vorlage ein, welche bestimmt, daß alle pro'essionellen Geldleiher in ein Register einzutragen sind und Geschäfte nur unter eigenem Namen betreiben dürfen Die Vorlage bestimmt ferner, daß der Geldleiher dem Geldnehmer eine Abschrift de« abgeschlossenen Vertrage« einzuhändigen hat und daß der Richter ermächtigt sein soll, den Geldnehmer von einem absurden, oder harte, erpressende Bedingungen enthaltenden Vertrage zu entbinden. Betragen die fest gesetzten Zinsen unter 10", pro Jahr, so hat da« Gericht sich nicht einzumischen, übersteigen sie aber diesen Satz, so kann der Geldnehmer bei Gericht die Feststellung eines billigen Zintfuße« nachsuchen. Bankiers sowie allgemeine Handel«- und Finanzfirmen haben sich nicht in da« Re gister eintragen zu lasten. James erklärte, die Vorlage bezwecke drastische Abhilfsmittel gegen bestehende üble Zustände Da« Hau» nahm die erste Lesung der Vorlage an London. Unterhaus. Parlamentsuntersekretär Brod ick erklärte auf eine Anfrage über die Angelegenheit betreffend die Errichtung von Leuchtfeuern im südlichen Teil de« Roten Meere« und im Golf von Aden, e« fände ein Meinung«au»tausch mit der französischen Regierung statt, allein die Unterhandlungen seien noch nicht so weit vorgeschritten, um darüber nähere Mittheilungen machen zu können; de« Weiteren teilte Redner mit, die belgische Re gierung habe eine Einladung zur Konferenz über den Handel mit Spirituosen an der westafrikanischen Küste erlassen mit dem Wunsche, daß die Konferenz bald zu sammentrete; ein Datum sei jedoch nicht festgestellt Al«- dann bestätigte Brodrick, daß die Leiche de« Mahdi auf Anordnung Kitcheners aus dem Grabe genommen und in den Nil geworfen morden sei. William Redmund kündigte an, er werde gegen die Bewilligung der JahreSrente für Kitchener wegen Entheiligung der Gebeine de» Mahdi stimmen — Robert Porter, der Cpezialkommissar der Vereinigten Staaten für Cuba und Porto-Rico, der nach Europa gekommen ist, um die Zollfragen zu studieren, hat sich gestern nach Deutschland begeben Er erklärte einem Vertreter de« „Reuterschen Bureau»" in einem Interview bezüglich der Handelsbeziehungen zwischen Amerika und Deutschland, e» könne von keinen Schwierig keiten auf handelspolitischem Gebiet« zwischen Deutschland und Amerika die Rede sein, da abgesehen von England, Amerika mit keiner anderen Macht durch engere ver wandtschaftliche Bande verknüpft sei, al« mit Deutschland. Die Einzelinteressen in den Ländern könnten auseinander- gehen, aber eine ehrliche Prüfung der Handelsbilanz beider Nationen weise gesunde Zustände auf und gebe beiden Teilen mehr Anlaß zur Freude, al« zur Beun ruhigung Gritchenlsu». Athen Ralli wurde in Athen definitiv gewählt; alle Delyannisten wurden hier geschlagen. Sie werden in der neuen Kammer wahrscheinlich nicht mehr als 90 Sitze erhalten DelyanniS wurde in Gortyna al« einziger der dort ausgestellten delyannistischen Kandidaten gewählt. In Athen, wo Dragumi« und drei andere Trikupisten sowie Zaimi«, Negri« und Ralli gewählt sind, siel die ganze delyannistische Liste mit SmolenSki durch In Korfu wurden der Führer der Trikupisten Theotoki« und sämtliche dort aufgestellten Kandidaten dieser Partei gewählt; man glaubt, daß dieselbe in einer Stärke von etwa 120 Mann in der Kammer erscheinen wird — Nach einer von der „Asti" veröffentlichten Zusam menstellung sind bisher gewählt: 112 Theotokisten, 36 Ministerielle, 25 Delyannisten, 36 Unabhängige oder Wilde, 13 Deligeorgisten, 6 Dragonomisten und 3 An hänger Rallis Theotoki» hat erklärt, er sei gegen ein Koalitionskabinet, und verlangt die Demission des Ministerium«, um einem trikupistischen Kabinett seine Aufgabe zu erleichtern. Die Regierung weist darauf hin, daß da» Wahlergebnis zu Gunsten keiner Partei au»- gefallen sei, und daß sie daher am Ruder zu bleiben habe, bi» die Kammer ihre Entscheidung abgegeben habe. — Nach einer der „Polit. Korresp " au» Athen zu gehenden Meldung sollen mehrere tausend Mohamme daner, die im letzten Jahre von Kreta nach Kleinasien auSgewandert sind, nach der Insel zurückzukehren beab sichtigen Dieser Plan werde, wie verlautet, von Kon stantinopel au» gesördert, um die gänzliche Hellenisierung der Insel zu verhindern. Die Nachricht, daß der Komman dant de» englischen Truppenkontingent« aus Kreta, General Chermsive, abberufen werden solle, wird von unterrichteter englischer Seite bestritten Chermside dürfte, wie man betont, aus seinem Posten belasten werden, so lange da« englische Kontingent auf Kreta verbleibt Türkei. Konstantinopel. Der Sultan empfing vorgestern abend die neuengagierten deutschen Militärs, die dazu bestimmt sind, bei den in der Provinz stehenden türkischen Truppen Reformen einzuführen. Der Sultan sagte den Herren, er hoffe, sie würden ihm treue Dienste erweisen und zur Verbreitung de« Geiste«, welcher die deutsche Armee groß und siegreich gemacht habe, beitragen. Kanea Die Nationalversammlung wurde gestern vom Prinzen Georg eröffnet, welcher den neuen Entwurf der kretischen Verfassung der Versammlung zur Genehmigung unterbreitete Amerika. New-Z-ork Ta« Tran«portschiff „Sheridan" ist vorgestern mit 1385 Mann über Suez nach Manila abgegangen. Washington Da« Repräsentantenhau« nahm gestern mit 219 gegen 34 Stimmen den Gesetzentwurf an, durch welchen 20 Mill Toll zur Zahlung an Spanien, entsprechend dem Friedentvertrage, bewilligt werden — E« ist Befehl zur Entlassung von etwa 16 000 Freiwilligen erteilt worden Tiefer Befehl bezieht sich nur auf alle Freiwilligen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und aus die drei in Cuba be findlichen Regimenter Der Bestand der Armee ist hier durch auf 110 000 Mann herabgesetzt. Lingesandtes. »Mier L e. HV Uriel I»d. liied Hüller, Xvvigl. 8Lcd». UoO. krageretr. 35. 117 vorigen Jahrhundert» aufgefunden wurven In ihnen finden sich Schmuckstücke au« Bronze, Kinderklappern aus Thsi, Thsnperlen, die zu Halsketten verwendet wurden, AnUecte au« Steinen und durchbohrten Tierzähnen, vor allein aber Tyongesäße. Letztere sind nicht regelmäßig, also au» freier Hind, nicht mit der Drehscheibe gearbeitet. Eigentümlich sind den sächsischen Urnenfeldern dieser Zeit die Buckelurnen, die mit warzenförmigen Erhöhungen besetzt sind Da« Volk, das in der Bronzezeit in Sachen lebte, kann nur au« dem Norden, und zwar au« der Niederlaufitz gekommen sein, weshalb auch die Formen der Thongefäße dieser Zeit al« „Niederlaufitzer Typus" bezeichnet werden Diese» Volk, wrhrscheinlich au» Germanen bestehend, lebte, wie die dicht nebeneinander vorkommenden Herd- siellen beweisen, in geschloffenen Niederlassungen, trieb neben Jagd und Fischfang Viehzucht und Ackerbau und verstand auch, wie au» den ausgesundenen Spinnwirteln und Webstuhlgewichten hervorpeht, zu spinnen und zu weben Ein» anderthalb Jahrtausend, bi« zur Völkerwander ung, also bi« zum 6 Jahrhundert n Chr, bestand die Bronzezeit, lange Zeit unverändert, bi« Einflüsse von Süden und Westen sich geltend machten. Im lebten Jahrhunderte o Chr kamen die Erzeugnisse der Hall stätter Kulturperiode, die nach Schlesien und Posen ge wandert waren, über die Ober- und Niederlausitz nach Sachsen, namentlich neue Formen von Thongefäßen mit reicheren Verzierungen, Perlen au« farbigem Gla« und auch Gegenstände au« Eisen Die Verwendung de« letzteren nahm jedoch erst im ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung einen größeren Umfang an. al« sich von der Schweiz und Südfrankreich her der Einfluß einer verfeinerten Kultur, der La-T«ne-Kultur (nach der Psahlbaustation La T^ne im Neuenburger See genannt), geltend machte. Eine völlig neue Zeit brach erst an, al« m der Mitte de« ersten Jahrhundert« die Germanen an- stngen, nach Westrn zu zieben, und die von ihnen ver lassenen Gegenden von den Slaven besetzt wurden. Daß die von diesen mitgebrachte Kultur nicht, wie man lange glaubte, der germanischen überleben war, hat Virchow ge- mgt Zwar zog mit ihnen die Töpferscheibe bei un« ein, aber die Formen der Gefäße waren von einer da« Auge ermüdenden Gleichartigkeit, nur die Verzierungen, unter denen vie W.Üenlime charakteristisch ist, waren minnigsaltig. Statt der Henkel hatten die Töpfe zwei Löhrr. Au« dieser Zeit stammen auch die Hrckfilber- fuade, Spuren ve« Handelsverkehrs, welcher die Araber von Samarkand und Buchara bi« zu uns führte. Diese Funde bestehen au« Münzen und Schmucksachen, die zer hackt wurden, wm al« Kleingeld gebraucht zu werden. Mit der Einwanderung der Slaven trat wieder die Leichenbestattung an die Stelle des Verbrennen«; an Stelle der Hütten aus Holzslechtwerk und Lehm kamen allmählich festere Wohnungen auf, zu kreisförmigen Dorf anlagen, sogenannten Rundlingen, geordnet, und ver Acker bau wurde die Hauptbeschäftigung Mit der Rückwander ung der Germanen nach Osten endet die slavische Zeit, und damit schließt auch die Vorgeschichte Sachsens ab — E« war sehr interessant, einmal von fachkundiger Seite über die gesamte Vorgeschichte unseres engeren Vaterlandes einen Urberblick zu erhalten, der noch dazu durch zahl reich« voraeschichlUchc Gegenstände sehr anschaulich wurde. Der lebhafte Beifall der Zuhörer am Schluffe zeigte, wie sehr sie auch durch die Form de« Vortrag« angeregt worden waren H G * Am Sonnabend wurde im Münchener Residenz- theater da« dreiaktige politische Drama „Paul Lange und Tora Par«berg" von Björnstjerne Björnson, wie e« hieß: „Zum ersten Male in Deutschland", auf geführt Der „Voss. Ztg" wird darüber geschrieben: So ganz wörtlich ist da« nicht zu nehmen, denn da« Stück ist vorher, vor etwa einem Monat, schon in Berlin und zwar durch die Neue freie Volksbühne gegeben worden Dort hatte dieses Buchdrama anscheinend einen Erfolg In München schien der Beifall fast ausschließlich den Darstellern zu gelten, nicht dem Stücke, da« mindesten« bei dem deutschen Zuhörer einen höchst un klaren, um nicht zu sagen unerquicklichen Eindruck zurück läßt E« ist zu viel Politik in dem Stück«, sie erdrückt da« Drama, und sie verdirbt nicht nur den Charakter de« Helden, sondern leider auch da« Talent de« Dichter«, der sich immer mehr in seine abstrakten politischen Ideen einspinnt Da» ist schade, denn der Verfasser de» „Falliffe- ment»" ist in diesem Stücke ^unmöglich wiedrrzuerkennen * Üeder die am Sonnabend im Berliner Deutschen Theater erstmalig ausgeführte Komödie „Pauline" von Georg Hirschfeld urteilt I>r Gustav Zieler in der „Noros Allg. Ztg " wie folgt: Wer auf dem Standpunkte steht, daß die getreue Wiedergabe getreu beobachteter Einzelheiten da» Wesen der Kunst «»«mache, wird diese Komödie für ein Meisterwerk halten Denn da« Milieu der herrschaftllchcn Küche und de« Tanzlokal« „draußen in de Haide bei Klinischen«" war mit erstaunlicher Treue beobachtet und wiedergegeben. Wer aber meint, daß ein Kunfiwerk erst durch die Formung solchergestalt gesammelten Stoffe« entstehe, muß diese „Pauline" ebenso ablehnen wie den „Fuhrmann Henschel", der freilich an Bedeutung himmelweit über dieser Küchenpoffe steht Und damit haben wir eigentlich da» Stück charakterisiert: r« gehört in die Kategorie der Posse, nicht zum Litterarisch-Künst- lerischen Freilich ist e« darum noch lange keine gute Posse El ist ein unglückseliges Zwischenwesen Natür lich kann die Gestalt einer Köchin ebenso gut in den Mittelpunkt eine» ernsthaft zu nehmenden Stücke« gestellt werden, wie jede andere Persönlichkeit E« liegt un« fern, da« zu bestreiten Wenn der Naturalilmu« nur die These aufstellen wollte, daß kein Stoff unkünstlerisch oder künstlerisch an sich wäre, so hätte er damit nur eine sehr alte Wahrheit behauptet Da« Wesen der neuen Theorie bestand aber darin, daß eben in der bloßen naturgetreuen Wiedergabe bereit« eine Kunstleistung erblickt wurde, daß man also da aufhörte, wo man erst beginnen sollte Hirschfeld ist der reine Typu« dieser Anschauung. In seinen „Müttern", in „Agne« Jordan" und nun m „Pauline" ist da«, worin er seine spezifische Begabung zeigt, nur die photographische Wiedergabe einer bestimmten Wirklichkeit, die Wiedergabe ohne jede, adioivuelle Ver arbeitung Von künstlerischer Gestaltung eigener Erlebnisse kann man bei ihm nicht sprechen so gewiß er im äußeren Wortfinne die Vorgänge seiner Stücke erlebt hat, so wenig hat er sie innerlich erlebt, d.h in sich ausgenommen und in der Phantasie verarbeitet Georg Hirschfeld ik von übereifrigen Fr.unden überschätzt und in die Höhe ge schoben worden wie selten ein Schriftsteller Er »st ein wlnc a «Talent, vielleicht befähigt, im Gebiete novellistischer Wirkl»chkeit«erzählung etwa« zu leisten, seine künstlerisch« Beglaubigung und insbesondere die Beglaubigung seiner Befähigung zum Bühnendichter aber steht vorläufig noch au« -j- Gestern morgen, kurz nach I Uhr, ist, wie wir gestern in einem Teile der Auflage bereit« gemeldet haben, in Potsdam der bekannte Romanschriftsteller vr Karl Lange, der unter dem Pseudonym Philipp Galen schrieb, in seinem 86 Lebensjahre gestorben Am 21. Dezember 1813 zu Potsdam geboren, studierte Lange zuerst Medizin und trat, nachdem er den Doktorhut erlangt hatte, al» Compagniechirurg in den preußischen Militärdienst ein. Zum Stabsarzt befördert, machte er 1849 al» Dirigent eines Feldlazarett» den Krieg in Schleswig mit, woselbst er vornehmlich jene Eindrücke erlangt hat, die er in seinen spannenden Romane , so trefflich zu verwerten verstand 1857 wurde L. al« Stabsarzt nach Potsdam, seiner Heimattstadt, versetzt und nahm al« Oberstabsarzt im Jahre 1878 seinen Abschied Sein erster schriftstellerischer Versuch datiert ,chon au» dem Jahre 1844, wo er seinen Erstlingsroman: „Der Irre von St. Jame»" schrieb, der, im Jahre 1854 gedruckt, seinen Nus begründete und wohl eine» der besten Werke Langes ist Von seinen Werken erwähnen wir die 1854 beziehungsweise 1855 erschienenen Romane „Fritz Stilling' und „Walter Lund", in denen der Dichter seine Erlebnisse in Schleswig-Holstein ver wertete und an sie spannende Erzählungen knüpfte, ferner die Romane „Der Jnselkönig", „Die Tochter des Diplo maten", „Der Löwe von Luzern", „Der Alte vom Berge", „Der Meier von Monjardin", „Frei vom Joch" und „Die Perle von Oie". Die gesammelten Schriften Lange» er schienen schon im Jahre 1866 in 36 Bänden Philipp Galen» Romane behandeln da» modern« L«ben und geben besonder» von den Sitte« und Gebräuchen, Landschaften und Bewohnern Schleswig-Holstein» naturgetreue Bilder * Mitteilung au» dem Bureau der König!. Hof- tHeater. Wegen Erkrankung de» Frl Salbach geht Mittwoch, den 22. d Mt«, statt d«» anzrkündigten Lust spiel» „Figaro» Hochzeit" da« dreiaktige Lustspiel „Auf derConnenseite" von Blumenthal». Kadrlburg inSc«ne-
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