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Sechzehntel- und Achtelbewegung. Nebengedanken bleiben Episoden, haben also für die sinfonische Entwicklung kaum Bedeutung. Zwei innige, gleichermaßen wich tige Themen, die nacheinander in den gedämpften Streichern erklingen, bestimmen den bedeutungsvollsten Satz dieser Sinfonie, das Adagio. Ein typisch Haydnsches kerniges Menuett bringt der 3. Satz, dessen Trioteil der Solooboe Gelegenheit zu klanglicher Entfaltung gibt. In beschwingtem 6 / 8 -Takt und Prestissimo-Tempo eilt das Rondo-Finale dahin, dessen Hauptthema mehrfach reizvoll unterbrochen wird. Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert c-Moll (KV 491), das 18. in dieser Gat tung, gehört zusammen mit den Konzerten Es-Dur (KV 482) und A-Dur (KV 488) zu einer Gruppe von drei Klavierkonzerten, die, in den Wintermonaten 1785/86 geschrieben, in der geistigen Atmosphäre entstanden sind, die die Arbeit an „Figaros Hochzeit“ umgibt. Von diesen drei Konzerten ist das c-Moll-Konzert, das am 24. März 1786 vollendet und am 7. April von Mozart in einem seiner Wiener Subskriptions konzerte gespielt wurde und dessen Köchel-Nr. der des „Figaro“ unmittelbar vor- ’ingeht, entschieden das bedeutendste. Es nimmt mit einem Vorstoß in Gebiete der Romantik einen ganz eigenen Platz im Gesamtschaffen Mozarts ein, in ihm offen bart sich deutlich die geistige Wandlung, zu der sich der Komponist zu dieser Zeit in einem schmerzvollen Reifeprozeß hindurchrang. Das ganze Werk atmet tiefe Tra gik, düstere Leidenschaftlichkeit. Es ist verständlich, daß Beethoven, der die innere Verwandtschaft dieser Musik zu seiner eigenen fühlte, dieses Konzert besonders ge liebt hat. Eine große Orchesterbesetzung (der reichste Orchesterapparat, den Mozart jemals in einem Konzert einsetzte), eine höchst bedeutsame Behandlung und An wendung der Bläser (Oboen und Klarinetten) weisen auf den ausgeprägt sinfonischen Charakter des Werkes hin, für das fernerhin eine Verwischung der Grenzen zwischen Dur und Moll der gleichen Stufe und überhaupt eine Neigung zur Abschwächung der Gegensätze, zur Betonung eines einheitlichen Flusses bezeichnend sind. Der sehr in sich geschlossene 1. Satz (Allegro) zeigt in seinem ausgesprochen auf Chro matik gestellten Klangcharakter besonders stark das romantische Gepräge des Kon zertes. Das zuerst von Streichern und Fagotten einstimmig vorgetragene Kopfthema des Tutti, das vom Solo aufgenommen wird, gibt Gelegenheit zu kühnen, weitfüh renden Modulationen. Im folgenden Larghetto mit seinem romanzenartigen Haupt thema werden die Bläser in einer Weise eingesetzt, die außerordentlich interessant und für die damalige Zeit überaus neuartig anmutet. Der letzte Satz, ein Allegretto mit zwischen Tutti und Solo aufgeteilten Variationen, in denen das ergreifende Thema eine großartige innere Ausweitung erfährt, bietet wieder wahrhaft sinfonische Gestaltungen. Trotz einiger lyrischer Wendungen in diesem Satz wird das Werk in der dunklen, beinahe etwas fatalistischen Stimmung abgeschlossen, die seinen ganzen Charakter bestimmt. Als 1832 der Verleger Haslinger die in Beethovens Nachlaß aufgefundene Leonoren- fDuvertüre Nr. 1 als Opus 138 der Öffentlichkeit zugänglich machte, entriß er ein ^Verk der Vergessenheit, das der Komponist selbst anscheinend dazu verurteilt hatte. Es war die erste (im Jahre 1805 entstandene) der insgesamt vier Ouvertüren, die Beethoven zu seiner einzigen Oper „Fidelio“ geschrieben hat. Das Werk war, wie berichtet wird, zu Lebzeiten des Meisters nur ein einziges Mal in privatem Kreis erklungen und wurde nach Diskussionen im Freundeskreis von Beethoven wieder beiseite gelegt, der nun „selbst kein rechtes Vertrauen dazu hatte“ und an anderen Lösungen arbeitete. Während im Theater jetzt allgemein die im zeitüblichen Ouver türenton gehaltene E-Dur-Ouvertüre aus dem Jahre 1814, die sogenannte „Fidelio“- Ouvertüre, gespielt wird, handelt es sich bei den drei anderen (nach dem ursprüng lichen Namen der Oper als „Leonoren“-Ouvertüren bezeichnet) um Kompositionen, die ihrem Charakter nach eher selbständige, sinfonisch angelegte Konzertstücke als Einleitungsmusiken darstellen. Die Leonoren-Ouvertüre Nr. 1, die noch nicht ganz die Größe und dramatische Wucht von Nr. 2 und besonders Nr. 3 besitzt, aber gleichwohl keinesfalls gering einzuschätzen ist, gibt einen allgemeinen program matischen Grundriß des Geschehens der Befreiungsoper. Nach einer verhaltenen Einleitung (Andante con moto) erklingt im Allegro-Teil das stolze, die edle Frauen gestalt Leonores symbolisierende Hauptthema, aus dem Entschlossenheit und Glaube an den Sieg sprechen. Das düstere Gegenthema charakterisiert den Despoten Pizarro ; aus dem Konflikt der beiden Themen entwickelt sich die dramatische Auseinander setzung, der Kampf der Gegner. Wie eine Mahnung erklingt in einem langsamen Mittelteil das etwas abgewandelte Thema des leidenden Gefangenen Florestan aus seiner Arie „In des Lebens Frühlingstagen“. Im wiedereinsetzenden Allegro erringt schließlich das voll aufklingende Leonoren-Thema den Sieg, der in einer triumphie renden Coda jubelnd gefeiert wird, es bricht jedoch in einer überraschenden Schluß wendung, von überwältigendem Glücksgefühl gleichsam erschöpft, zusammen und erlischt. (Urte Härtwig) Literaturhinweise: Puhl: Joseph Haydn, Leipzig 1928 • Schurig: W. A. Mozart, Leipzig 1913 Bekker: Ludwig van Beethoven, Berlin 1911 • Joh. Chr. Mann in Riemanns Musiklexikon Vorankündigung: Nächste Konzerte im Anrecht B 4./5. 11. 1961, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dienstag, 24. Oktober 1961, 19.30 Uhr 1. Kammermusikabend der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie, Anrecht D sowie Freiverkauf Werke von Bach, Haydn und Schubert 2. Zyklus-Konzert 6217 Ra III-9-5 1061 2 It-G 009/69/61