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Dresdner Journal : 03.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-03
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1899
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veznUdtzrei«: Für Dresden vierteljährlich, t Marl öS Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltea Rerteljöhrtich » Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« P^t- und Stempel-uschlaa. Winzeln« Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Au«nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Hernspr -Anschluß: Nr ITA». Dresdner Munal. AnlüubiannqSgrbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß:Nr l?-5 -W 28 18L9. Freitag, den 3. Februar abends. Amtlicher Teil. Dresden, 3. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin habcn gestern abend da« König!. Residenzschloß bezogen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnhofsinspektor 7. Klasse Schmidt in Reichenbach i. V. da- Ritterkreuz 2. Klasse vom Ver dienstorden zu verleihen. Dre-den, 31. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr Majestät des König- ist dem Ge freiten der Reserve Max Emil Müller au- Bur kersdorf bei Burgstädt für die von ihm am 15. August 1897 bei Gelegenheit de- Untergänge- dc- Fährdampfers „Undine" auf der Elbe bei Dresden nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung mehrerer Personen vom Tode des Ertrinken» in der Elbe die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. / Ee. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der ReichSgerichtSrath Horten zu Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife anlege. "Verordnung, die Beiträge der Besitzer von Pferden und Rindern zur Deckung der im Jahre 1898 aus der Staatskasse bestrittenen Berlage an Seuchen- rc. Entschädigungen betreffend. Rach der am 19. Dezember vorigen Jahres vor- gcnommenen Aufzeichnung der im Lande vorhandenen Pferde und Rinder ist zur Erstattung derjenigen im Jahre 1898 verlagSweise aus der Staatskasse bestrittenen Beträge, welche an Entschädigungen nach dem Reich- gesetze vom 1894" sur die auf polizeiliche «n- »rdnung getödteten und für die nach solcher Anordnung an der Seuche gefallenen Thiere, oder nach den Gesetzen vom 22. Februar 1884 und vom 17. März 1886 bezw. vom 29. Februar 1896 für die in Folge der Schutz impsung gegen Lungenseuche umgestandenen oder wegen dieser Folgen zu schlachten gewesenen Rinder »der für in Folge von Milzbrand oder Rauschbrand gefallene oder getödtete Pferde und Rinder zu ge währen gewesen, beziehentlich an VerwaltungSkosten erwachsen sind, auf jedes der ausgezeichneten u) Pferde ein Jahresbeitrag von vierzehn Pfennigen und l>) Rinder ein Jahresbeitrag von siebzehn Pfennigen zu erheben. Indene Solcher nach Maßgabe der Bestimmungen in 8 4 der Verordnung vom 4. März 1881 — Gefetz- und Verordnungsblatt von 1881, Seite 13 — und der Verordnungen vom 22. Februar 1884 und vom 17. März 1886, bezw. des Gesetzes vom 29. Februar 1896 — Gesetz- und Verordnungsblatt von 1884 Seite 62, und von 1886, Seite 64, bezw von 1896, Seite 31 — andurch bekannt gemacht wird, werden die zur Einhebung der beregten Jahresbeiträge berufenen Polizeibehörden (Stadträthe, Bürgermeister, Gemeinde- »orftände) hiermit angewiesen, auf Grund der von den Kreishauptmannfchaften beziehentlich AmtShaupt- wmn'chaften abgestempelt an sie zurückgelanqten Ber- zeichnisseEdie oben ausgeschriebenen Jahresbeiträge von den betreffenden Pferde- und Rindviehbesitzern unver züglich einzuheben und bis längsten- den 1 April diese- Jahre« unter Beischluß der Verzeichnisse an die Krei-- beziehentlich Amtshauptmannschaften einzuzahlen. Dre-den, am 30. Januar 1899. Ministerium des Innern. ». Metzsch. Hartmann. Erueuunngea, verfetzaage» rc. tm öffentliche« Dteafte. I» Geschilft-üeretche de« Mintftertum« der Inftts. Die Rechtsanwälte Gustav Broda, Vr. Carl Alfred Engel, Ernst Gustav Harich. vr Georg Kormann und Botihvld Ferdinand Rovert Rudert in Leipzig sind zu Notaren für «>t-Leipzig auf so lange Zeit, al« sie dort ihre ordentliche Ge- schSst-stelle haben werden, ernannt worden — Der Rechts anwalt vr. Ludwig Maximilian Siegfried Schopper in Buchholz ist zum Notar für Buchholz auf so lange gelt, als er dort seine ordeniliche GeschästSstelle haben wird, ernannt worden. Im »eschäft-deretche desMtutftert«»« »erFinan-e». Bei der Poftvrrwaltung ist ernannt worden: Krause, zeither Ober Postassistrnt, als Bureauassistent bei der Kaiser!. Ober-Postdirektion in Leipzig I« GefchäftSderetche »eS Ministerin»« de« Inner«. Äugest ellt: Die DiäNften Blome bei der AmtShauptmann- schast Leipzig al- Expedient bei der AmtShauvimannschast Pirna, Canis bei der AmlShauptmannschast LelSni- al« Expedient bei der AmlShauptmannschast Großenhain und Häßler bei der Amtshauvtmannschast Pirna als Expedient bei der Amt-Hauptmanmchaft Dresden - Neustadt. — Verseht: Bureauassistent Schreiter bei der 1 Rechnung« - Expedition de« Ministerium» de-Innern zur AmlShauptmannschast OelSnih. Im GefchäftSderetche des Ministeriums de« Kalt»« und -ffentltchen Unterrichts. Erledigt: die Schulstelle in GeberSbach d Waivhelm. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer sreicr Wohnung mit Garten, sowre Honorar für Fortbildungsschule l200 M. Bewerbung«gksuche sind di» ult. Februar bei dem König!. Bezirksschulinspektor in Döbeln, Schulrat Mu-Hacke, einzureichen. — Zu besehen: Zwei ständige Lehre,stellen in BerSdors. Kollator: der Semeinderat daselb t. Gehalt. 1200 M. und Amtswohnung oder entsprechen de« WohnungSgeld. Bewerbung«gesute mit sämtlichen Zeug nissen bi« in die neueste Zeit sind bi« zum 2v. Februar bei dem Gemrinderate einzureichen; — eine ständige Lehrerstrllr in Langenchur-dors. Kollator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 120« M, 72 M sür Turnunterricht und Amt«- wohnung mit Gartengenuß Bewerbung-gesucht mit sämtlichen Zeugnissen bi« in die n.ueste Zeit»sind b,« zum iS Februar bei dem »öaigl Bezirk-schulinspektor Schulrat Löhsch in Gianchau einzureichen "G* Im Geschäftsbereiche de« evangelisch-lutherischen Lande-consistorium« sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen A. nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1896 im 1. Halbjahr 18SS: vaeat. 6. im regelmäßigen Besetzuag-oerfahren: da« neu- begründe:e Psarramt zu HainSberg (Dre-den II, — Kl I. — Collator: da« eaangelisch-lutherische Lande-consistorium Dagegen wurden angestellt bez besördert: Franz LouiS Hever, Predigtamt«kandidat. al- Diakonu« in Roßwein iLei-nig); Andrea« Otto Siebenhüner, II Diakonu- in Großenhain, als I. Diakonu- daselbst (Ephoralort); Iuliu- Alfred Bräuer, Pfarrer in Hinterherm-dorf, al« Pfarrer in GohliS (O chatz). Nichtamtlicher Teil. Das Bebelsche Milizheer und Oberst v. Bernhardi. Die Angabe des sozialdemokratischen Abgeordneten Bebel in der Reichstagsverhandlung am 13. d. MtS , daß auch aktive Militärs, so Ob.rst v. Bernchardi, für ein Volksheer eintreten, ist an und für sich richtig, denn unser Heer, auf der allgemeinen Wehrpflicht be ruhend, ist im vollen Sinne des Wortes ein Volks- Heer, mit dem Kern des stehenden Heere-, das mit einem Milizh-er, so wie es Bebel nors^webt, aar nicht» gemein hat. Der Zweck feiner Aeußerung über angebliche auSeinanderaehcude Ansichten innerhalb deS Kreise» der aktiven Offiziere war zweifellos der, in einer ReichStag-rede sestzustellen, daß Oberst v. Bern hardi, ein höherer Generalstabsoffizier und bis vor kurzem Chef de- Stabe- eines Armrecorps, einer von denjenigen Offizieren sei, auf die er sich mit siimr Anpreisung de- Milizsystems, im Gegensätze zu unserem bewährten System de- Volkes in Waffen mit dem stehenden Heere, berufen könne. Er leitete seine Kenntnis der Bernhardischen Ideen auf einen im Druck erschienenen Vortrag zurück, den dieser Offizier am 9. Februar v. J-. in der Militärischen Gesell schaft zu Berlin über das Thema „Die Elemente deS modernen Krieges" hielt. Wie aber bereits der preußische Kriegsminister in seiner kurzen Erwiderung betonte, kann Hr. Bebel die Bernhardische Broschüre nicht richtig verstanden haben, und wir müssen zu seiner Entschuldigung annekmen, daß nur das Ver sehen einer fahrlässigen Lesung vorliegt. Seine Rede ist aber gehalten, und sie ist in alle Zeitungen, mit hin in die Oeffentlichkeit übergegangen, ob aber auch die kurze Erwiderung deS Kriegsministers in alle Zeitungsorgane der Sozialdemokratie7 Uebrigens hat auch Carl Bleibtreu — der Clausewitz der Sozial demokratie, wie ihn heute die „Nordd. Allg. Ztg." nennt —, der in den Auseinander setzungen v. Bernhardis nur einen Widerhall seiner früher ausgesprochenen Gedanken hören will, gellend gemacht, der Oberst Bernhardi sei mit ihm wie mit Bebel ein Schwärmer für das Milizsystem. Dem gegenüber sei im nachstehenden kurz die Tendenz deS Vortrags, in dem in Frage stehenden Sinne, an gegeben, und im Anschlusse daran seien diejenigen Sätze wortgetreu angeführt, die auf HeereSorgamsationen Bezug haben und geeignet zum Ausbeuten in der an gegebenen Richtung sein könnten. Im großen Ganzen sogt Bernhardi, abgesehen von dem durchziehenden Faden der strategischen Betracht ungen: Jeder weltgeschichtlich bedeutende Krieg wird unter seinen eigenen Bedingungen und Verhältnissen auSgekämpft; die aus dem letzten Kriege geschöpften Lehren dürfen nicht allein maßgebend für die Vor bereitungen zum Zukunftskriege sein. In diesem werden der Aufschwung der Technik mit seine» Kon sequenzen auf den verschiedensten Gebieten, die Aender- ung teS Verkehrswesens, die Aufbietung der BolkS- mossen, ober auch deren kriegerischer Wc« eine eigen artige neue Rolle spielen und dem Ganzen einen neuen Typ aufdrücken. Die Massenarmeen werden im wesentlichen so gut wie ganz auf den Nachschub an gewiesen sein, die strategische Vorbereitung wird noch einflußreicher, und der Erfolg des ersten großen Kampfes wird noch entscheidender werden. Während der Zukunftskrieg an die lebendigen Kräfte der Völker in physischer und in psychischer Beziehung die höchsten Anforderungen stellen wird, sieht man anderseits die Kulturentwickelung der meisten Völker sich in Bahnen bewegen, die den Bedingungen der kriegerischen Vor bereitung,cinschließlichderAnerziehung, bez derErhaltung des kriegerischen Geistes direkt entgegenstehen „Immer sind eS nur die müden, geistlosen und erschlafften Zeiten gewesen, die mit dem Traum deS ewigen Friedens gespielt haben", lehrt Treitschke, „und eine solche Epoche", meint er weiter, „erleben wir auch deute, nach einem großen Kriege, der allen Idealismus in Deutschland zerstört zu haben scheint, eine Epoche, beherrscht von materialistischer Auffassung, die rach Art deS Manchester Iums den Menschen ansieht als ein zweibeiniges Wesen, besten Bestimmung ist, billig zu kaufen und teuer zu ve, kaufen." Je mehr eine Niederlage auf die durch die falsche Kultur minderwertiger gewordene Truppenmasse weiterwirkt, desto mehr kommt eS darauf an, den Sieg in der Hauvtschlacht rach Beendigung der ersten im großartigsten Maßstab auszuführende- operativen Bewegungen zu erringen. Diesem Zwecke müssen alle Kräfte dienen In dem Maße nun, in dem eine Truppe höhere blutige Verlustprozente auS- hält, ohne sich erschüttern zu lassen, in demselben oder noch höherem Maße wiegt ihr innerer Wert numerische und technische Ueberlegenheit auf. Dier alles klingt doch sicherlich nicht nach Miliz heer. Wohl aber nach Ausbau und Kräftigung un serer Verhältnisse! Wir führen nun nach der „N. A. Z/ diejenigen Sätze der Bernhardischen Schuft an, die sich auf Heeresorganisation bez auf den Wert der opera tiven Armee, des stehenden Heeres und lockerer Formationen beziehen. Ta heißt es: „Fast alle Staaten Europa« haben die allgemeine Wehr pflicht angenommen und diese bi« zu ihren äußersten Kon sequenzen durchgesührt. Immer neue Scharen werden in der Schule der FriedenSarmce mehr oder weniger auSgebckbet und sollen für den Krieg in Nrusonnationen zusammengcstellt werden. I« den hierdurch entstehenden Masscnheeren stellt die FriedenSarmee der MannschaftSzahl nach einen «mmer geringer werdenden Bruchteil dar. Da gleichzeitig die Kadres der Neu- sormationcn zum großen Teile aus den aktiven Truppen ge geben werden müssen, so gewinnt da« Ganze immer mehr den Charakter von Volksheeren, und e» entsteht die ernste Frage, ob Berst und Charakter, die den Truppen im Frreten an erzogen wurden, sich überhaupt noch in dieser Masse zur Gelrung bringen lasten, ob ihnen diejenige Leistungsfähigkeit innewohnen wird, die der Krieg erfordert, ob sie als schneidige« Werkzeug in der Hand de- Feldherrn überhaupt noch gelten können, ob man nicht vielmehr aus diesem Wege zu Ergebnissen gelangt, die mit den Anforderungen de- Krieges nicht mehr in Einklang" stehen. ... Lockere Neusormationen können niemals da- leisten, was man von einer Operation-armer verlangen muß, ja, sie können dieser sogar verderblich werden, indem sie alle Bewegungen verlangsamen, die Kommunikationen belasten, den Nachschub erschwercn, schließlich im Kampfe nicht» Vollwertige- leisten, dagegen aber unberechenbaren moralischen Schwankungen unterliegen. Zu wirklich im Bewegungskriege verwendbarin Truppen können immer nur Teile von ihnen sich unter günstigen Bedingungen im Kriege selbst entwickeln, und ich glaube daher, daß diejenigen Armeen, die sich in dieser Richtung nicht in voller Klarheit und Konsequenz dessen bewußt bleiben, was de» Kriege- unerbitterlicher Einst er fordert, sich den unerwartetsten Katastrophen werden aul- gesetzt sehen „Da gilt eS, zunächst eine allen Anforderungen gewachsene Operationsarmee zu schaffen, vor allem also eine Infanterie, die mit der größten Marfchfähigleit, Gefechtsausbildung und taktischen Gewandtheit den größten Heldenmut verbindet. Die erstgenannten Eigenschaften lassen sich in verhältnismäßig kurzer Zeit einigermaßen anerziehen; aber sie bleiben belanglos, wo dem Soldaten die moralische Kraft nicht innewohnl, sie auch unter dem Drucke der größten physischen Erschlaffung und seeli schen Affekte zur Geltung zu bringen. Heldenmut, kaltblütige Geistesgegenwart und nie versagende Treue beruhen, abgesehen von der Charakteranlagc eines Volkes, vor allem aus der Ge wohnheit der Disziplin, aus dem moralischen Einflüsse des Vorgesetzten über den Untergebenen, auf dem unbedingten Ver trauen des Soldaten zu seinen Führern, kurz aus denjenigen Eigenschaften, die vornehmlich den stehenden Heeren eigentüm lich sind, sich nicht in willkürlich gegebener Zeit entwickel» lassen und um so schwieriger zu bedaupten sind, je mehr der zersetzende Einfluß des modernen Gefeckts den einzelnen Mann aus sich selber anweist und der unmfttelbaren Kontrolle der Vorgesetzten entzieht. „Niemals kann man", um mü Clause witz zu reden, „von dem bloßen Namen deS stehenden Heere« das erwarten, wa» nur die Sache leisten kann " Bon diesem Gesichtspunkte aus muß jede längere Dienstzeit an und tür sich al» ein ungeheurer Vorteil erachtet werden, selbst dann, wenn sich die Masse entsprechend verringern würde; ein Aeauivalent aber sür eine kürzere Dienstzeit kann immer nur >n einer Ver stärkung der KatreS, d. h der dauernd der Armee angehörigen Elemente an Offizieren, Unteivssizieren und Kapitulanten ge funden werden, wie da- seinerzeit Graf Roon immer vertreten hat. Wenn aber die oberflächlich ausgebildeten Massen in stärkerem Verhältnis anwachicn als diejenigen Elemente, auj denen dir Di»zip!in beruht, La kann eine ernste Gefahr nicht verkannt werden: da ist man an derjenigen Grenze angelangt, wo die Entwickelung der Dinge mit den elementaren Amder- ungen des Kriege« «n Widerspruch gerät , . . „Diejenigen Teile der Massen zweiter i nd dritter Linie, die durch die Schule des Fneden-Keeres gegangen sind und noch »inigermaßen in taki.jche Verbände zusammergesaßtwerden können, wüsten im allgemeincn nur zu solchen Zwecken ver wendet werden, sür die sie ihrem Charakter nach allein geeignet sind, näml'ch einerseits al- da- große Reftrvoir «ur iort- Lnnft und Wissenschaft. H„igl. Schauspielhaus. — Am 2. d, Mts : „Nathan der Weise". Ein dramatisches Gedicht in 'üns Aufzügen von G E. Lessing (Neu einstudiert) Mr haben eine längere Zeit den „Nathan" Lessings nicht vorgeführt erhalten, nachdem der vieljährige Ver treter der Rolle, Hr. Jass«, au« dem Verbände der Kö»i-l Hoftheater ausgcschieden war. Da« Werk selbst hat über ein Jahrhundert seine ernste Anziehungskraft bewährt, und feine scharf umrissenen Charakterfiguren ge hören nach wie vor zu den höchsten Ausgaben der Schau spielkunst, bei denen die Ueberlieferung wenig frommt und da« individuelle Verständnis de« einzelnen Dar- steiler« immer wieder neu einsetzen muß, wenn die Ge- stalte» nicht leblo« werden sollen und man dem Dichter nachkommen will. Die gestrige Aufführung dk« „Nathan" wurde im großen und ganzen der eigenartigen Tiefe und dem gedanklichen Schwergewichte de« Drama« gerecht, doch läßt sich nicht verschweigen, daß da« an sich löbliche Bestreben, für einzelne Szenen falsche« Patho« beiseite zu schieben und einen leichteren Ton anzuschlagen, stellen weise einen Schritt zu weit führte. Der Schlußauf- tritt de« dritten Akte« zum Beispiel zwischen Daja und dem Tempelherrn erhielt nahezu eine Lustspiel. Wirkung Die Unterredung mit den gegenseitigen Grständ- nisssn kann einen leichten komischen Anhauch vertragen, aber fröhliche« Gelächter soll sie denn doch nicht «ecken Die- nebenbei. Den weisen Nathan spielte mein«» Wissen« zum ersten Male Hr Müller und sand sich mit der Gestalt dadurch vortrefflich ab, daß er sie auf ihre einfachsten Grundlinien zurückführte Im H-Hepunkte, in der Erzählung von den drei Ringen, verzichtete der Künstler auf die Größe de« Etil«, durch die andere Vertreter der Rolle den beschämten Sultan gleichsam ftchiUq yetuomuaen, ^av oie ro klar, so lichtvoll und mit so entschienen steigender Wärme und Kraft, daß ihn schallender Beifall mitten in der Scene lohnte. In der Haltung, im Grundton, in der Mischung von scharf unterscheidender Klugheit und leichter Ironie konnte Hrn Müller« Nathan recht eigentlich daran gemahnen, daß Mose« Mendelssohn, der Popularphilosoph der Aufklärung, zu dieser Gestalt Modell gesessen hat. Neu war ferner die Besetzung de« fürstlichen Geschwister- paare« Saladin und Sittah durch Hrn. Blankenstein und Frl Salbach, die diese mindest dankbaren Rollen de« Drama« würdevoll und anmutig belebten Hrn. Erdmann gelang die treuherzige Einfalt de« Kloster bruder« in Mimik und Sprache sehr gut. Der Tempel herr wurde von Hrn Franz mit viel Feuer, der Der wisch Al Hafi von Hrn Wiens mit humoristischer Wild heit gespielt, die der Künstler freilich am Anfang so überstrudelte, daß er sich ein paarmal sehr empfindlich versprach Die Recha de« Frl Politz erschien zart und lieben-würdig, vielleicht etwa« zu sehr ins Blaffe, Kränk liche hinübergespielt, wa» sich aber mit Recha« jüngstem Erlebnisse und der schließlichen Resignation ihrer Em pfindung wohl motivieren läßt. Ad Stern Kochs Expedition nach Italien zur Erforschung der Malaria. Einem vom geh Medizinalrat Prof Robert Koch unter dem 17 November v I» erstatteten Berichte über die Expedition, die er zur Erforschung der Malaria in Be gleitung der Herren Prof Pfeiffer und Prof Kossel in der Zeit vom 1l. August bi» 2. Oktober v I- auß- geführt hat, ist der „D med Wochenschrift" da« Folgende zu entnehme»: Die Aufgaben, die der Expedition gestellt waren, bestanden darin: ersten«, über die angeblich ver schiedenen Arten der in Italien vorkommendn, und unter dem Ramin eriz LvMiri n uuri b« kstivvuutunvol: ruton.rnen- gefußten Mulariaformcn Auskunft zu erlangen; zweiruis, die Beziehungen der italienischen zur Tropcnwalaria sestzustellen; drittens, möglichst viel Material zur Aeto- logie der Malaria zu sammeln, namentlich in Bezug auf ihre Urbertragung durch blutsaugrnde Infekten Im letzten Frühjahre wurde mir brr meincr Rückkehr von Afrika von den italienischen Forschern mitgeteilt, daß die unregelmäßigen Formen der italienischen Malaria vor zugsweise in der lombardischen Ebene und zwar in den Gegenden, wo Rei«bau betrieben wird, anzutreffen seien, daß dagegen die quotidiane Malaria und die walixne lert-mim besonders in der Kampagna, den pontinischen Sümpfen und in den Maremmen Vorkommen und daher am besten in den Hospitälern Rom« beobachtet werden können Au« diesem Grunde gingen wir zuerst nach Mailand, machten von da au« einen Abstecher nach Pavia und begaben un« dann nach Rom Unsere Erwartungen in Bezug auf da» vorzufindende Material wurden nicht getäuscht. Schon in Mailand trafen wir im Ospeckalv m»Mor« und im Hofpital der Universität zu Pavia mehrere recht charakteristische und lehrreiche Fälle der italienischen Malaria. Ungemein zahlreiche und den Zwecken der Forschung entsprechende Fälle aber boten sich in Rom, wo wir vom 20 August, dem Tage unserer Ankunft, bi« Ende September angestrengt zu arbeiten hatten, um da« überreiche Material nur einigermaßen bewältigen zu können Es wurden an Malanakranken untersucht: in Mailand sechs, Pavia vier, Rom 103, Makkarrse (römische Maremmen) drei, Terracina drei, Neapel ein, im ganzen 120 Fälle Die verhältnismäßig große Zahl von 78 Cstivo- autumnalfiebern ermöglichte e«, über da« eigentliche Wesen dieser Art der Malaria Aufklärung zu gewinnen. E» stellte sich nämlich heraus, daß sie wohl vom klinischen Standpunkte in weitere Unterarten zerlegt werden kann, daß sie aber ursächlich ein Ganze« bildet, und daß sie nur von einer einzigen wohl qa-.alicrfticnen Parmuenart bedingt ist Frische Fälle zeigen immer im Beginne den selben tertianen Typus mit lang hingezogenen Fieber anfällen, wie ich ihn bei dem Tropenffeber nachgcwiesen habe. Erst im weiteren Verlaufe dcr Krankheift wenn deren regelmäßiger Gang durch Chinin und durch die be ginnende natürliche Immunisierung störend beeinflußt wird, kann der Typus zeitweilig ein quotidiamr oder schließlich ein unregelmäßiger und durch large Intervalle (kobdni » luvßfli intervalli) unterbrochen werden Von Hau« au« aber sind alle zur Gruppe der sogenannten Estivoautumnalsieber gehörigen Fälle echte Tertiären und in nichts vom Tropenfieber unterschieden Wenn ich in Ostafrika diesen tertianen Typus fast durchweg angetroffen habe, dagegen fast gar keine quotidianen und unregel mäßigen Fälle, so liegt dies offenbar daran, daß die in Ostaftika an Fieber Erkrankten sofort in« Hospital ge langen und somit fast nur frische Fälle in meine Be obachtung kamen, während wir in Rom bei Lcr ^chon ziemlich weit vorgerückten Fiebersaiscn nur verhältnis mäßig wenige frische, dagegen viele schon durch Chinin und beginnende Immunität beeinflußte Fälle zu sehen be- kamen Auch in Bezug auf den die Krankheit bedingenden Parasiten bestehen, wie ich mich überzeugen konnte, zwischen Estivoautumnalsieber und Tropenmalaria keine aus- reichenden Unterschiede, um eine Trennung zwischen beiden Formen zu rechtfertigen. Die einzigen Unterschiede, welche ich bemerken konnte, bestanden darin, daß die italienischen Parasiten zuweilen etwa« größer und deutlicher pigmentiert erscheinen al« die afrikanischen, wa« avch darin begründet sein könnte, daß sie einem späteren Stadium der Krankheit angrhörtrn Nach der Schilderung, di« die italienischen Forscher von dem Verhalten der Parasiten entworfen haben, hatte ich viel weitergehevde Unterschiede zu finden erwartet Aber ich erkannte sebr bald, daß diffe Unterschiede nur scheinbar und durch die
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