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Dresdner Journal : 02.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-02
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 02.02.1899
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Be,,»»prei<. Uür Dresden vierleljährltch: 2 Mvrk öO Pst, bei den Kaiser- Ach d,u!'t' nSerteijährlich »Mark; anher- b«G des Deutschen Reichel Post» und Stempelzuschlaa Etngelne Nummern: 10 U Grschetueu: Lä-ltch mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abends Gern'Zr-Anschluß:Nr ILAS Dresdner S Journal. Anlü»di,«»,«,rbützr»n: Für den Raum einer gespal tenen Zeile Keiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile dv Pi. Bei Tabellen. und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Heran»,eber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. 20 Feruspr -Anschluß: Nr ^27. Donllerstag, den 2. Februar abends. 1899. Amtlicher Teil. Die Ministerien der Innern und der Finanzen haben zu der von der Stadlgemeinde Leisnig ferner- veil beschlossenen Ausgabe von Schuldscheinen in Ab schnitten von 5000 und 3000 M., welche auf den Inhaber lauten und Seilen de- letzteren unkündbar stvd, »um Zweck der Aufnahme einer mit jährlich zu verzinsenden städtischen Anleihe von 500000 M. nach Maßgabe de- vorgelegten Anleihe- und Tilgung-- plane- die nach 8 1040 de- Bürgerlichen Gesetzbuch» erforderliche Genehmigung erteilt. DieSben, den 24. Januar 1899. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. v. Watzdorf. Münckner. Erueuullugt«, verfetzuAge« tk. im öffentlichen Dienste. Am Seschift-tzereiche des Mtntftert«»» ve« Inner«, »lisrpt: BezirkSaffestor vr. Perthen bei den Schieds gerichten sür die ArbtUerverslcherung zu Treiben als BezirkS- «sseßor zur Amt-Hauptmannschaft Schwarzenberg. Bei dem Imps institut zu Dresden: entlassen nach Ab laus der zweijährigen Amtszeit 1. Hilfearzt vr. wsä. FlachS; — ans gerückt in dir Stelle de« 1. HilfSarzte« der bisherige 2. Hilssarzt vr. weck Lottermoser; — angestellt als 2 Hilssarzt vr. meä. Würker t Bei der Frauenklinik zu Dresden: versetzt. Buirau- »sstftcnt Bernhardt zur 1. Rechnung« Expedition de» Mi nisterium» und Expedient Preiß bei derMinifterialkauzlei zur Hrauentlinik; entlassen aus Ansuchen die ikrankrnwärteri» verw. Schmidt geb. Degenkolb; — angestellt al« Kranken- värterin die ledige Günther. Im Srschäft-beretchc des Miutftertum» tzes Kult«» und »ffentltchen Unterricht». Ernannt wurde der bi«h»rige Assessor beim OberlaudeSgerichte Max Ferdinand v. Soppen- stl« zum juristischen Sekretär beim Ministerium de« Kult»« und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige Lehrerftelle an der Schule zu Göppersdorf. Kollator: da» König!. Ministerium de« Saltu» und össenllichen Unterricht» zu Dresden. Die Stelle gkMährt außer freier Wohnung im Schulhause nebst Garten ein jährliches Einkommen von 1200 M. sür den Schuldienst und » M. sür den Kirchendirust Außerdem wird da» gesetz liche Honorar sür die Erteilung de» Fottbildungtschul- unterr cht« und de« Turnunterricht» gewähr» Der Unterricht für weibliche Handarbeiten, der eventuell der LehrerSfrau über geben wird, gewährt 72 M Honorar. Gesuche sind an den Koüatar zu richten und mit den erforderlichen Beilagen dis znm 14. Februar an den König! BezirkSschulinspcltor Schulrat Lehmann in Pirna einzureichen. — Zu besehen: die 2. bändige Lehrerftelle an der Schule in Kändler bei Lim bach Kollator: die oberste Schulbehörde. Da- Einkommen beträgt bei freier Amtswohnung im Schulhause mit Gartengenuß 1200 M. Gehalt, 80 M. sür FortbrlduugSschulunterricht und bi» aus weiteres 144 M. für Ueberstunden. Bewerbung»- gcsuche mit sämtlichen Zeugnissen sind bis zum 20. Februar an den König! BezirkSschuluispcktor Schulrat Richter in Lhkwniy einzureichen; — eine ständige Lehrerftelle an der Bürgerschule zu Buchholz. Da» «nsangsgehalt beträgt 1»U0 M teinschl WohnungSentschädigung), erhöht sich aber vom 1. Januar 1900 ab bei ledigen Lehrern aus Idvv M., bei verheirateten aus ISS» M. (einschl. WohnungSenlschädigung). Dat Höchstgehalt, da» rach 30 Dienstjahren erreicht wird, be ziffert sich vorläufig aus 2700 M.; doch ist vom 1 Januar 1900 ab eine Erhöhung vorgesehen Borschrist»mäßige Be- »erduugen sind bi» zum IS Februar an den Stadtrat zu Buchholz einzureichen; — die 4. Lehrerstelle an der Kirch- ichul« zu Bärenstein. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause 1200 M Gehalt und 70 M Holzgeld. Vorschriftsmäßige Bewerbungen find bi» zum 1S. Februar an den König!. Bczirk-schul- ivspektor Schulrat Schreyer in Annaberg einzureichen; — nach zu erwartender Genehmigung der obersten Schul behörde die neugegOndete 12 und 13. ständige Lehrer- stelle an der Schule zu Mügeln (Vez Dresden). Kollator: der Semeinderat zu Mügeln. Jede Stelle gewährt al» An- songSaebalt rin jährlirt,»« Einkommen von 1800 M eivsiblieü' Annst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am l. d. Mt«: „Der Cid". Lyrische« Drama in drei Aufzügen Dichtung und Musik von Peter Corneliu« kin Kunstwerk, über dessen Gediegenheit man beim ersten Anhören nicht im Unklaren gewesen ist, pflegt beim zweiten an Einzelwirkungen noch zu gewinnen So auch „Der Cid", den wir dem „Barbier von Bagdad", ohne daß wir einen Unterschied in der Originalität und in der Stärke der melodischen Erfindung zu Gunsten der älteren Oper verkennen, doch al« eine Schöpfung von künstlerischer Lauterkeit und Gewissenhaftigkeit unbedingt an die Seite stellen. Namentlich im ersten Auf zuge erscheint bei wiederholtem Zuhören manche« ein dringlicher und wärmer und ganz unmittelbar fühlt man sich von neuem durch den größten Teil de« zweiten Akte« gefesselt, jn hem Dichtung und Musik zu voller dramatischer Wirkung gelangt sind. Hier liegt der Höhe punkt de« Werke« und ebenso der Ausführung der Haupt rollen durch Frl. Malten und Hrn Scheidemantel Beide sind mit größter Hingebung bei ihren Aufgaben und bieten in diesem mittleren Akte Leistungen, die, eine jede für sich in Gesang und Spiel hervorragend, aus« glücklichste zu einander abgestimmt sind und so den Glanz teil der Oper zu vollendet einheitlichem Eindruck bringen Daneben begrüßen wir e«, daß Frl. Malten nach langer Pause wieder einmal in einer neuen Rolle und in dieser mit einer höchst erwärmenden Leistung vor unser Publikum ««treten ist. Was die weitere Darstellung betrifft, so baden wir unsere früheren Bemerkungen nicht zu ergänzen W:e jede Aufführung einer neuen Oper hat Hr. v Schuch auch di« de« „Cid" musikalisch abzurund«« verstanden Ihm und drm Orchrster gebührt ein gut Teil an dem künstlerischen Erfolge. lich 200 M. WohuungSgeld und steigt durch Zulagen bis auf »SSO M Auswär's verbrachte Dienstjahre werden nach Be finden in Anrechnung gebracht. Gesuche sind mit den ersorder lichtn Beilagen bis zum lö Februar an den Kollator etuzu- reichen; — zu Ostern: die vorbehältlich der Genehmigung der obersten Schulbehörde neu zu gründende 11. ständige Lehrer- Pelle an der mittleren Volksschule in Wahren bei Leipzig Kollator: derGemeinderat daselbst. Der AnsangSgehalt beilägt 1300 M und steigt durch Zulagen, die in 3-, vez 2jährioen Perioden gewährt werden, bis zum Höchstgehalte von »700 M , der mit dem öö. Lebensjahre errrichi wird. Außerdem werden an WohnungSentschädigung dem verheirateten Lehrer »vv M, drm unverheirateten 200 M. gezahlt. Gesuche sind nebst den erforderlichen Beilagen bit zum 14. Februar bei dem Gemeinde- ratr in Wahren einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die Lage im vaikangebiete. Ein Trauerfall lenkt die allgemeine Aufmerksam keit in erhöhtem Maße auf die Verhältnisse de- europäischen Osten» Teilnahmsvoll gedenkt die Mit welt de» Schicksales der jugendlichen Fürstin, die ihren Stolz darein setzte, in einem Lande, dessen Zustände ihr völlig fremd waren, segensreich zu wirken. Fürstin Marie Louise hat den Herrscherberuf von der ernstesten Seite kennen gelernt. Sie mußte den Geboten poli tischer Zweckmäßigkeit so manche Empfindungen und Begriffe opfern, die ihr seit ihren Kindertagen lieb waren, aber sie hatte dafür auch eine Entschädig ung in dem Bewußtsein, daß die Bevölkerung Bulgariens schon nach einigen Jahren zu ihr, als der edelmütigen Mutter de» Landes, der klugen Beraterin de- Fürsten, mit Dankbarkeit und Verehrung empor sah. Die Fürstin hatte sich mit ihrem ganzen Wesen eingelebt in di^ Interessen ihrer neuen Heimat Der Glaube an die Mission ihres Gatten erfüllte sie und ihr kluges, planmäßiges Eingreifen hat besonders auf dem ebenso wichtigen wie heiklen Gebiete der höfischen Beziehungen wiederholt die Erfolge jener Mission angebahnt oder gefördert. Der große, glänzende Er folg, von dem man im Konak zu Sofia träumte, so oft ein neuer Glücksstrahl auf die Entwickelung Bulgariens fiel, war aber unerreichbar und die Stunde des Scheidens von allen irdischen Hoffnungen ist für die junge Fürstin gekommen, ohne daß jener Erfolg auch nur nähergerückt erscheint. Gerade heute ist man in Sofia gezwungen, sich in der Tugend dec Srlbstbeschränkung zu üben. Wi* wissen nicht, ob die jüngst ausgebrochene Kabinetts krise wirklich, wie die offiziellen Meldungen besagen, einzig durch die Schwierigkeiten und Verstimmungen veranlaßt wurde, die bezüglich der Eisenbahn- und Anleihevertrüge auftauchten Die verbreitete Ver mutung, daß auch die makedonischen Verhältnisse in der Vorgeschichte der Krise eine Rolle spielten, ist so naheliegend, daß sic nicht leicht entkräftet werden kann. Sei dem wie immer, jedenfalls ist auch in der Frage der Verträge die Neigung zu einer Kroft- und Machtprobe gegenüber der Pforte zum Ausdrucke gelangt. Solche Kraftproben bezeichnen den Weg, auf dem die Bulgaren einst da« Ziel ihrer Wünsche erreichen wollen, einen Weg, der allerdings über manche Zwischenstellen hinüberführt nach Makedonien und in das phantastische „Großbulgarien" der Zukunft. Der Gedanke, diesen Weg zu beschreiten, hat un zweifelhaft in Bulgarien angesichts der jüngsten Er rungenschaften dcs griechischen Elements eine gesteigerte Volkstümlichkeit gewonnen, und die leitenden Faktoren werden dadurch in eine heikle Lage versetzt. Ver halten sie sich schroff ablehnend gegen die Stimmung weiter BevölkerungSkreise, so glauben sie damit ihre eigene Volkstümlichkeit zu gefährden; zeigen sie sich aber nachgiebig, so beschwören sie Konsequenzen heraus, deren Bedeutuna kaum zu bemessen ist. Vermeidet Eine nochmalige ausvrUckilche Empfehlung ve» Werte» und der Darbietung der Hofbühne erscheint kaum not wendig. Denn da« Hau« war gestern so besetzt und der Beifall nach jedem Akte so stark, daß die Oper sich auch ohne obige Nachhilfe im Spielplane behaupten wird P Ncfideuztheater. — Am 1 d Mt« : Im „Weißen Röß'l". Lustspiel in drei Aufzügen von Oskar Blumen thal und Gustav Kadeldurg (Neu einstudiert) Mit dem munteren schwankartigen Lustspiele der Herren Blumenthal und Kadelburg und der gefeierten Gästin Jenny Groß vom Lessingtheater in Berlin ist frisch- pulsierende«, strömende« Leben in unser Residenztheater eingezogen. Sind e« auch mehr komische Situationen und Episoden, prickelnde Wortwitze und sprühende Geistes funken, die die Verfasser statt einer komischen, prickelnden und geistsprühenden Handlung darbirten, so ergötzen und belustigen sie doch und versetzen unS in eine vorhaltende heitere, genußfrohe Stimmung. Die Rolle der Gästin, die der Wirtin zum „Weißen Röß'l" Josepha Voglhuber, ist keirleSweg« die beherrschende de« Stücke«, die vielmehr dem hypochondrischen Berliner Lampenfabrikantrn Wiesecke zu- fällt. Aber in der Verkörperung durch Frl. Groß giebt sie doch dem ganzen Werke charakteristische« Gepräge Der fröhliche Sinn de« resoluten Kinde» der Berge, ver un» wie lachendes Sonnengold und würzige Höhenluft um- flutet, geht kraftvoll von ihr au« und übertragt sich gleicher weise auf Mitspielende wie Zuschaurnde Frl Groß stattet die Rolle mit ebenso viel natürlicher Anmut wie feiner, be zaubernder Koketterie au«, sie beherrscht den lieben«würdigm Dialekt, wie da» Wesen der bärgest,Uten Figur, die treuherzig, derbe, sinnig-leben»lustige Art der schmucken Röß'lwirtin, mit gleich au«gereifter Künstlerschast. Neben ihr behauptete sich mit Glück Hr. Friese, der e» verstand, den hypobondrischen, verärgrrten Fabrikanten Wiesecke au» Berlin in köstlich humorvoller Weise zu verkörprrn und damit die Regierung jede Unterstützung des grobbulgarischen Programmes, so lebt sie in ter Furcht, oaß dieses Programm von den Gegnern im eigenen Lande aus genommen wird und daß man sie der Vernachlässigung der Zukunftsinteressen Bulgariens zeiht; bekennt sie sich aber selbst zu jenem Programme, so kann sie da durch in einen verhängnisvollen und entscheidenden Widerspruch zu dem Willen der Großmächte geraten. Da- schwierige Dilemma, das wir hier berühren, übt einen Druck auf die gesamte Entwickelung Bul gariens. Die Befestigung der politischen und wirt schaftlichen Zustände des Landes wird verzögert und zeitweilig gänzlich gehemmt, weil immer wieder die Frage auftaucht, ob noch nicht der geeignete Augen blick für einen tollkühnen Vorstoß gekommen sei. Die führenden Staatsmänner aber finden nicht den Mut, ihrer Führerrolle vollkommen gerecht zu werden, das heißt, die Frage mit einem entschiedenen Nein zu beantworten. Der Hinweis auf die innere Lage und auf da« unzweideutige Veto der Großmächte würde wahrlich eine solche Antwort rechtfertigen. Man be- dürste keiner weiteren Argumente, um kurzweg zu er klären, daß Bulgarien vor allem zu einem Bollwerke europäischer Kultur, zu einem Stutzpunkte der euro päischen Orientpolitik gemacht werden müsse, damit e» einst, gefördert vom Wohlwollen und Vertrauen der Mächte, die Aufgabe erfülle, die sich nur aus der allgemeinen Gestaltung der Balkanverhältnisse ergeben kann So ergeben sich dann stete Schwankungen, die nicht nur die Kraft der Staatsmänner aufreiben, sondern auch die des Landes schädigen. Diese Schwankungen dürften auch die letzte Ursache des jüngsten KabinettSwechsels gewesen sein, gleichgiltig, ob sie in verhüllten Umrissen bei den Auseinander setzungen über die Eisenbahnverträge oder unverhüllt bei Erörterungen über das Vorgehen der Regierung gegenüber der macedonischen Agitation zum Ausdrucke gelangten. Da- neue Kabinett wird gut daran thun, wenn es sich mit größter Entschlossenheit von allen Unterströmungen frei macht und wenn es unter Ver leugnung der früheren politischen Bekenntnisse ein zelner seiner Mitglieder jenen Pfad einschlägt, der durch die Vernunft und die Notwendigkeit vor gezeichnet ist. ' Jn Sofia muß man der Thatsache Rechnung tragen, daß die Aufrollung der macedonischen Frage derzeit nicht mit AuLsich» auf irgend welchen Erfolg versucht werden kann. Dieselbe Erwägung sollte, jedoch mit ganz anderer Betonung, auch am Bosporus Eingang finden. Dort sollte man sich sagen, daß ein Erfolg der grobbulgarischen Propaganda eben nur durch die jetzige politische Lage ausgeschlossen wird und daß eine Wandlung in der Gesamtkonstellation früher oder später die Bürgschaften schwächen kann, die der Pforte heute ohne ihr Zuthun von den Mächten für den un gestörten Besitz Makedoniens geboten werden. Dem gemäß wäre eS ein Gebot einer klugen und vorsich tigen Politik, daß die türkische Regierung jene Bürg schaften aus eigenem Antriebe ergänzen würde, indem sie sich das Vertrauen und die Zuneigung der christ lichen Landesbevölkerung durch ein gerechtes, un parteiisches Regime wieder zu erwerben trachtet. Die macedonische Frage kann durch Einsprüche und Ge- waltdrohunqen vertagt werden. Eine Lösung im türkischen Sinne kann sie aber nur erfahren, wenn die Pforte endlich mit vollem Ernste an da- Reform werk herantritt. Tagesyeschichte. Dresden, 2. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin weiden Leipzig heute abend 10 Udr verlassen und mit Sonderzug 11 Uhr glaudhrst vre deiänftlgrnde Wirkung ver frischen B.rglust auf erregt« Gemütsstimmungen nachzuweisen Eine aller liebste Leistung bot auch Frl. Lucie Matthias als Clärchen Hinzelmann dar Die naive Art dieses von einem Sprachfehler geplagten und bedrückten verliebten kleinen Backfische» kam in Sprache und Darstellung durch die genannte Künstlerin zu lebenswahrem Ausdruck Hr Suckfüll erregte große Heiterkeit als verliebter Zähl kellner Leopold, und di« Herren Nasch, Burmester und Bayer standen al» vr. Siedler, Arthur Sülzheimer und Privatgelehrter Hinzelmann an richtiger Stelle. Da« Hau« war gut besucht und sehr beifallsfreudig; Frl Groß wurde zum Schluffe de» zweiten Akte« mit einer Lorberspende bedacht W Dg« Berliner Kunstbrief. I Wer das Berliner Kunstleben nur nach dem beurteilen wollte, wa» man Jahr für Jahr bei Gelegenheit de« großen Kunstmarktes in der Ausstellung-Halle am Lehrter Bahnhof« zu sehen bekommt, der würde sich eine ganz falsche Vorstellung über da» in der Reichshauptstadt herrschend« Kunstverständnis machen Bilden doch bei d«r erwähnten Veranstaltung die in der Regel in riesigen Mafien auf gestapelten Bilder und Statuen, die nur ausnahm-weise einmal nach wirklich künstlerischen Grundsätzen angeordnet zu sein pflegen, nur eine Nummer mehr in dem Pro gramm« der in d«m Autfievungkparke dargebotenen Ge- nüfie, unter denen da» großstädtische Leben und Treiben bei den täglichen Konzerten namentlich in den Abend stunden für die meisten Besucher schon längst zur Haupt sache geworden ist Noch weniger sind die Zeitungs nachrichten über die unerquicklichen Streitigkeiten innerhalb der Berliner Künstlerschast, die gerade in den letzten Wochen gar nicht mehr abreißen wollen, geeignet, den Kunstfreunden außerhalb Berlins eine günstige Meinung 50 Min. in DreSdtn-Neustadt eintreffen. Allerhöchst- dieselben werden das Residenzschloß beziehen. Deutsches Reich. * Berlin Vorgestern nachmittag fand bei Sr Majestät dem Kaiser im König!. Schloff« eine Kriegs spielbesprechung statt. Abends wohnten Se. Majestät einem Vortrage de« Kontreadmirals Bendemann in der Kriegsakademie bei und verbrachten den Abend beim Staatssekretär de» Reich«marineamtes, Tirpitz. Gestern mittag um 12 Uhr nahmen Se. Majestät die Rapporte der Leibregimenter und militärische Meldungen entgegen Um 'H2 Uhr fand beim Kaiserpaare eine Frühstückstafel statt, an der die hier anwesenden Schleswig-Holsteinischen Herrschaften und Prinz Adolf zu Schaumburg Lippe mit Gemahlin teilnahmen. "Nachmittags um 'H3 Uhr be sichtigten Se. Majestät der Kaiser Wandelbilder von der Orientreise im Schauspielhause Abend« fand ein kleiner Ball im König! Schlöffe statt — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Plenar sitzung dem Zoll- und Salzsteuerverwaltungtkostenetat für Mecklenburg-Schwerin die Zustimmung erteilt; ebens» dem Gesetzentwürfe, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen; dem Entwürfe eines Hypothekenbankgesetzes; dem Entwürfe, betreffend Aenderungen der Zivilprozeßordnung und der Straf- Prozeßordnung sowie der Bestrafung falscher uneidlicher Aussagen; endlich dem Gesetzentwürfe, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuches Den zuständigen Ausschüßen wurden überwiesen der Ent wurf von Bestimmungen über Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsruhe und der Entwurf einer Kaiserlichen Verordnung über die Hauptmängel und Gewährsristen beim Viehhandel. Schließlich wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Die „Post" schreibt: Von gewissen Blättern wird noch immer das Thema weiter behandelt, ob und unter welchen Umständen eine Annäherung zwischen Deutsch land und Frankreich möglich sei. Wir haben schon des näheren unsere Stellung zu der Frage sestgelegt und besonder« darauf hingewiesen, daß in jener Kammersiz-ung zu Pari«, wo Minister Delcaffs seine auswärtige Politik rechtfertigen und besonders den Faschoda-Rückzug decken mußte, nicht eine einzige Stimme laut wurde, die jenen Preßerörterungen über eine deutsch-französische Annäherung auch nur den Schein einer gewissen Berechtigung gegeben hätte. Schon dieser Umstand mußte genügen, allzu frühe Hoffnungen zu zerstören. Nichtsdestoweniger finden ver schiedene Zeitungen an den trügerischen Bildern einer selbst geschaffenen Fata Morgana ruhig weiter ihr Vergnügen So schreibt da« „Berl Tagebl", die oben erwähnten Er örterungen der deutsch französischen Beziehungen schienen den Anlaß gegeben zu haben, „daß man auch an den maßgebenden Stellen der Erwägung näher trete, warum denn die beiden Mächte noch in der Folge eine grund sätzliche Gegnerschaft in Fragen bekunden sollten, welche ihre praktischen Interessen gemeinsam berühren " Dieser „wichtigen Enthüllung" gegenüber ist e« wohl nicht un bescheiden, wenn wir an da« „Berl. Tagebl." die höfliche Bitte richten, einmal zu verraten, von welchem recbvr- edeur äiplomatüjus diese bedeutung«volle Nachricht stammt, und welche „maßgebenden Stellen" er bei leinen obigen Auslastungen im Auge hat. Mit der gleichen Angelegenheit beschäftigt sich auch die „Allgemeine Zeitung " Sie wendet sich dabei gegen einen Aufsatz der „Köln. Ztg ", dessen Inhalt, kurz ge sagt, der ist, daß er von der „Annäherung Frankreich« an Deutschland" ausgeht, um am Schluss« eine An näherung Deutschlands an Frankreich zu empfehlen. Da» Münchener Blatt schreib: mit Bezug darauf: Von der einen zur anderen ist ein gewaltiger Sprung, besten Aus führung unsere durch die Fortdauer „gleichmäßig ruhiger" Be ziehungen befriedigte Diplomatie kaum reizen wird Der weitschichtig angelegte Lehrvorirag der „Köln Ztg." über da», wa« un« im Verhältni« zu unserm westlichen Nach bar frommen mag, schein: mit praktischer Politik über haupt nichts zu thun zu haben, sondern einem kosmo politischen Philosophen zur Last zu fallen, der mit Geist und Geschmack geirrt hat. Da« Ganze könnte, schon weil e« zu lang ist, um sensationell zu wirken, auf sich Ke ruben bleib,«, wenn nicht in die Pariser Presse teleara- uber den Stand der dorrigen ttunstdewegung deizudrmgen Nach dcm Siege Anton v Werner« über seine se- zessionistischen Gegner in der Frage der AuSstellungs- beschickung und der Besetzung der Aufnahmejury könnte e« sogar den Anschein gewinnen, al« ob für die moderne Kunst in Berlin noch immer kein Boden vorhanden wäre und nur die offizielle preußische Etaattkunst Aussicht auf Blühen und Gedeihen hätte Glücklicherweise liegen die Verhältnisse jedoch ganz ander«, al« die ferner Stehenden vielleicht anzunehmen geneigt sind. E« ist wahr, die Anhänger und Vertreter b«r freieren Richtung in der bildenden Kunst had«n gerade gegenwärtig «inen schweren Stand im Kamps gegen die Uebermacht der Alten, dir ihre einflußreiche Stellung ge schickt für ihre Zwecke au«zubeutcn wissen Vermutlich werden die großen Berliner Ausstellungen noch geraume Zeit wenig Gelegenheit bieten, die Weiterentwickelung der modernen Kunst können zu lernen, und da« Prinzip der Bilderaushängung nach dem Rong und der Würde ihrer Urheber wird auch ferner ungestört durchgesührt werden, bi« die Berliner Künstlerschaft zu der Erkenntni» kommen wird, daß sie auf diesem Wege dir Reich»hauptstadt um alle« Ansehen in der Kunstwelt bringt. Dies« Erkennt ni« aber kann unmöglich mehr lange auf sich warten lasten Die Wahrzeichen dafür m«hren sich ja zu sehend« Einmal bürgt schon di« stattliche Anzahl tüch tiger Künstler, die den Kampf gegen Anton v Werner und die durch ihn vrrkörpertcn Kunstanschauungen ausge nommen haben, für den künftigen Sieg der modernen Bewegung, und dann besitzt diese auch bereit« unter de« Beamten und Museenverwaltern mehrer« zi«lbcwußte An hänger und Vorkämpfer, denen «« über kurz oder lang sicher gelingen wird, den etwa noch begehenden Wider stand zu brechen Ein Mann wie Bode, der sich nicht gescheut hat, öffentlich den Fehdehandschuh gegen den all gewaltigen Akademiedirektor zu erheben, hat schon manche Verbefierung im Berliner Kunstleben durchgesetzt, und seit-
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