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Dresdner Journal : 23.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189812234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18981223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18981223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-23
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1898
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vt»«,«preis. Fßr Druden vierteljährlich r u Mari SO M , bei den Kaiser- üch dcuich. :i 1 .-slu!,-: Ulen »ierteljlihilich »Mark; außer halb d«S Deutschen Reiche« Kost- und Etempelzuschlaa. Einzeln» Nummern: 10 Pf Erscheine» r Täglich mit Ausnahme der Gann- und Feiertage abend« Fernspr .Anschluß: Nr ir»h Dresdner Journal. AnkünstsunsSgebühren: Für den Raum einer aespal- trnen Zeile kleiner schuft 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SO «. Bei Tabellen- und giffernsatz entsprechender Aufschlag Pera«»«eper. Kvntglich« Expedition de« Dre-oner Journals Dre-den, Zwmgerstr 20 Fernspr.-Anschluß: Nr 1L-L .V 297. Freitag, den 23. Dezember abends. 1898. Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Stücke keine Unterbrechung eintritt. Geschäftsstelle -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kreishauplmann vr. v. Ehrenstein zu Leipzig das Comthurkrruz 1. Klasse vom Verdienst orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem bei dem Hauptstaatsarchiv angestellten Archivrath Or. plnl. Hubert Maximilian Ermisch den Titel und Rang eines RegierungSrachS zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Amtsstraßenmeister Fichtner in Löbau daS Verdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Carl Seipt, Inhaber der Firma H E Philipp zu Dresden den ihm verliehenen Titel eines Hoflieferanten Sr. Großherzog- licbcn Hoheit des Prinzen Karl von Baden annehme und führe. Ernennung»«, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» vitntftertums »er Finanzen. Beider Berwaltuna der EtaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Irmisch, zeither Fahrgeldkassierer in Werdau, als Bahnhof-inspettor II. 1kl. in Johanngeorgentladt; die nach, genannten Bureau-Aspiranten als Bureau-Assistenten: Ber tram, Starke und Wollenhaupt in Chemnitz, Diesel, Feurich, Gottschalck, Haßler, O. A. HauSwald, Jäger, Sötte, Lugrnheim, Marx, Obenaus und Supprian in Dresden, Fuchs in Flöha, Hesse und Schwabe in Plauen i. 8; dir nachgenannten Stations-Aspiranten al- StationS- Assistenten ll. Kl.: Brommert in PulSnitz, Dornig in Pirna, Friedrich in Elsterberg. Grundke in Siegmar, Gutsche gen Eckert in Reichenbach i. L, Hoffmann in Neustadt i. S, Kunde in Breitingen, Müller in Hainichen, Reef in Brüna, Neubert in Frauenhain, Penzel in Schmölln i. S.-A , Pernert in Hof, Sander in Klingenberg Colmnitz, Sevmiedchen in Mittelgrund, Singer in Leipzig II, Lauscher in Ortmannsdorf, Uhlig in Lugau, Biedach in Sayda und Weber in Gößnitz; die nachgenannten Bahnmeister- Assistenten als Bahnmeister: Beyreuther in Muldenberg, Schaarschmidt in Altenburg, Taubert in Berga und Tittel in Markneukirchen; die nachgenannten Schaffner al« Oberschaffncr: Blüthner in Leipzig I, Böhm" in Weida, Fritzsch" in Flöha, Heinke", Müller", Richter", Schaab, Schröter', Seifert" und Sprotte in Dre«krn - Fr., Knoll' in Hof, Kretzschmar' und Neubert' in Aue, Lamm' in Riesa, Schumann' in Werdau und Wiltzsch' in Lugau; Kaden, zrit- her Weichenwärter 1. Kl., al- Schirrmeister in DreSven König Alberthasen; die nachgenannten Weichenwärter II. Kl. a>S Schirrmeister: Böhme in HainSberg, Heede, Hoff mann und Bo igt in DreSdcn-A, Martin und Nitzsche in Freiberg, Mutze in Mügeln b. Puna und Richter in Pirna; Hartmann, zeither Weichenwärter II. Kl., als Bodenmeister in Rochlitz; Griesbach, zeither Weichenwärter II. Kl., al» Weichenwärter I Kl. in Dresden König Albert Hasen; die nachgenannten Bremser als Schaffner: Berndt und Busch' in Pirna, Bernstein, Büttner", Clauß', Drache, Drescher', Gommlich, Heide', Knobloch', Muschter', Pinkert', Rothe', Stahn und Zirkel in DreSden-Fr, Ehnold in Penig, Ehrlich', Käseberg, Knoll', Nau mann', Sauer' und Ziegner' in Leipzig II, Flach und Schmidt" in Zwickau, Hanns in Leipzig I, Heinke' in Zittau, Herklotz', Langer" und Schubert- in Annaberg, Jope in Rochlitz, Löhnert" in Lugau, Pflug' in Greiz, Plunert, Scheunert" und Schönlebe in Bienenmühle, Poller" in Chemnitz, Schneider' in Adors, Spranger' in OclSnitz i B , Wagner' in Brandi-, Winnerling in Eger und Wolf" in Schwarzenberg; Große, zeither HilsSbahn- steiglchaffner, al- Bahnüeigschoffner in Reichenberg, die nach- genannten Hilst Weichenwärter al« Weichenwärter II. Kl.: Bartsch in Pirna, Geißler in Beucha b Brandi-, Gott schall, Liebich, Meißner und Natzschka in Dre-den-A, Knobloch in Lohmen, Möbiu« in Mügein b. Pirna, Pell mann in Rikdrrschlottwitz, Schöbel in Seitschen, Scholze in Bodenbach, Wagner in Chemnitz und Wittig in Lichtenberg; Lohrmann, zeither Stationegehrlfe, und Große, zeither Güter- schreiber, al- Packer in Arn-dors und Brandi-; Kadner, zeither HilsSbahnfteigschaffner, und Militäranwärter Wünsche, zeither Bodenarbeiter, al« Packer in Mügeln b. Pirna und Beucha b. Brandi«, die nachgenannten Borarbeiter al» Bahn wärter (Strecken vor arbeite»): Adler in Sohland, Berndt in Reichenbach i. L, Fünsstück und Sprenger in Rüßdorf, Gärtner und Schwarzbach in Löbau, Haase undMatthe» in Eberebach, Hahmann in Oberodervitz, Müller in Dre-den-N, Natschack in Kamenz, Philipp in ArnSdoif, Schneider in Pommritz, Spranger.in Bischofswerda, Walther in Großschönau und Weichert in Bautzen; Weiß, zeither Borarbeiter, al» Bahnwärter für Posten Zwönitz- Chemnitz 2; die nachqrnonnten Stkllvrrtreter al» Bahnwärter: Ander, Ander», Bierdel, Glaser, Göttlich, «rüllich, Pohl, Proft und Wein hol» für die Linie Löbau-Zittau, Arnold für Posten Riesa-Chemnitz 31» 4- II, Brückner, Franze, Hesche, Mochmann, Schlei, I. A Sitte, I. «. Sitte, I. Thiel, F. Thiel, Ullrich, Bogt und Witschel sür die Linie Reichenberg-Zittau, Dörrlich, Hahn, Herzog, Jänchen, Kliemann, Lunze, Meißner, Noack und Petzold sür die Linie Oberoderwttz-Wilthen, Förster, Frauendorf und Raabe für die Linie Beucha-Seelingstädt, Halank, Hultsch und Schwarzig sür die Linie Bautzen- Schandau, HertrampH sür Posten Herrnhut-Bernstadt », Kalich sür Posten Görlitz-Dre»den 31, Märker und Wenzel für Posten Niedrrneukirch-BischosSwerda 4/b und 1/2, K E Michel, E. H. Michel, E. G Michel, Mutze, Neu- mann, Söhnel, Stübner, Teich und Ziegenbalg sür die Linie Scheibe Eitau; Burkhardt, zeither Hilftweickrn- wärter al» Wächter in Bor-dorf. Im tteschiftSteretche «e» Ministerium» «e« Kultus untz Sffentltcheu Unterrichts. Zu besetzen: Zu Ostern 18SS die zweite ständige Lehrerstelle zuRöderau. Kollator: da» König!. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen außer freier Wohnung im neuen Schulgebäude und Gariengenuß 1200 M Gehalt und 80 M sür Heizung der Schulstubc. Gesuche mit sämtlichen Prüfung»- und Aml»- sührungSzeugnissen sind bi» zum 10. Januar bei dem König!. Bezirksschulinspektor vr. Gelbe in Großenhain einzureichen Im Geschäftsbereiche de» evangelisch-lutherischen Lande-consistoriumS sind oder werden drmnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen ä. nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1898 im 2. Halbjahr 1898: vaoat. ö im regelmäßigen Besetzuugsverfahren: da» Pfarr amt der DreilönigSkirche in Dresden (Dresden I) — Kl. IX — Collator: der Stadtrath zu DrtSdrn; — das Dia konat zu Schöneck mit Filialpsarramt Hammer brücke (OelSnitz) — Kl. I — Collator: da» ev -luth Land«»- consistorium; — da» Diakonat zu Alt- und Neuger»dorf (Oberlausitz) — Kl. I — Collator: der Stadtrath zu Zittau Dagegen wurden angrstellt bez befördert: Otto Max Johanne» Schmidt, Hilf-geistlicher in Chemnitz, al» Diakonv- in Elsterberg und Pfarrer zu Sieintdors (Plauen). Heinrich Maximilian Emanuel Scheumann, PredigtamtSkaudidat, al» Pfarrer in Trebsen mit Seelingstädt (Grimma). Karl Hermann Sammler, Predigtamt-kaMdat, als HilsSgeistlicher in Hart mannsdorf (Rochlitz). Kurt Alfred Drechsler, Predigtamts kandidat, al» HilsSgeistlicher in Rodewisch (Auerbach), «ernst Hermann Köhler, HilsSgeistlicher in Leutzsch, al- Hils»grist- licher in Steinbach (Marienberg). Adolf August Bernhard Schiller, Psarrer in Friedrich-grün, als Psarrer in HSitenS- dors (Zwickau). Friedrich Hugo Klaholz, DiakonatSvikar in Wilkau, als Psarrer in FriedrichSgrün (Zwickau). Georg Häbler, Pfarrer in Niederoderwitz, al- Pastor seeuoä. an St Petri in Bautzen (Oberlausitz) Paul Georg Grumbt, Diakonu- an St Johannis in Chemnitz, als Psarrer in Grumbach «Annaberg). Richard Karl Haan, HilsSgeistlicher in Steinbach i. E., al- Pfarrer in Steinbach mit Lauterbach (Borna). nichtamtlicher Teil. Sozialpolitik im Reichstage. Im weiteren Verlaufe der Reichstagsverhandlungen wird anscheinend sozialpolitischen Erörterungen ein breiter Spielraum gelassen werden- Werden schon die in der Thronrede angekündigten Regierungsvorlagen sozialpolitischen Charakters den Parteien Gelegenheit bieten, auch ihrerseits kundzuthun, daß sie keinen Still stand, noch weniger aber einen Rückschritt der Sozial politik wünschen, so beweist eine wahre Flut vou Initiativanträgen, die sich mit dem Ausbau der Albeiterschutzgesetzgebuna beschäftigen, daß der neue Reichstag sich in da- Zeichen der Sozialpolitik stellen will. Die Mehrzahl der bis jetzt vorliegenden Anträge hat allerdings keine Aussicht auf eine parlamentarische Erledigung, ihr Einbringen hat also weniger eine praktische als eine demonstrative Bedeutung. Zudem befinden sich darunter soviele „alte Bekannte", über die schon im Reichstage wie in der Presse weit läufige Unterhaltungen gepflogen worden sind, daß da- Demonstrative des „Wiederausgrabens" umso deutlicher hervortritt. Besonders die Sozial demokraten haben sich auf die Wiederholung ihrer alten Anträge beschränkt; an neuen sozia listischen Gedanken, die sich auf den „GegenwartS- staat" anwenden ließen, scheint bei ihnen also ein ebensolcher Mangel zu herrschen, wie an festen Plänen, nach denen der „völkerbeglückende" Zukunftsstaat einzu- richten wäre. Ihr Vorgehen gipfelt auch diesmal wieder in der Beantragung der Einführung d»s Acht stundentages für alle im Lohn, Arbeits- und Dienst verhältnis im Gewerbe-, Industrie-, Handels- und Verkehrswesen beschäftigten Personen, obwohl ver- schüdene „Genossen" d e Unmöglichkeit, dieses Ver langen schablonenmäßig zu erfüllen, in der Oeffent- lichkeit selbst zugegeben haben. Der Reichstag sollte, sofern dieser Antrag zur Beratung gestellt würde, möglichst wenige Worte darüber verlieren Ferner beantragt die sozialdemokratische Fraktion eine weit gehende Reform der Gewerbegerichte und der Gewerbe inspektion sowie den Erlaß eines ReichSberggesetzes. Auch diese Anträge sind in vielen Punkten so weit gehend, daß sie kaum als eine Unterlage für positive parlamentarische Arbeit erachtet werden können. Neben der Sozialdemokratie nimmt im sozial politischen Weltlaufe seit einiger Zeit das Zentrum eine erste Stelle ein. Daß unter den von dieser Partei eingebrachten Anträgen ein solcher betreffend die Anerkennung und Rechtsfähigkeit der einge schriebenen Berufsvereine nicht fehlen werde, war vorauSzusehen. Es ist aber kein gutes Zeichen, gerade sür diesen Antrag, daß er nur Aussicht hat, durch z,'e sogenannte „Abwehrmehrheit" — also besonders mit Hilfe der Sozialdemokraten, denen die Verwirk lichung der erwähnten Forderung allein Vorteil bringen würde — angenommen zn werden. Vor dem Versuche, die GewerkschaftSbeweugung zu legali sieren und dabei womöglich von einer Verschärfung der Bestimmungen gegen Streikterrorismus ab zusehen, muß gerade gegenwärtig genannt werden. Ein anderer Antrag des Zentrums bezweckt die Ein führung von Arbeits kammern. Das ist schon eher ein Gedanke, mit dem die Ordnungsrarteien sich be freunden können. Die ArbeitSkammern sind nämlich als Korporationen gedacht, in denen Arbeitgeber und Arbeiter industrieller Betriebe gemeinsam ihren Wünschen und Bedenken in friedlicher Weise Ausdruck zu geben vermögen. Solche Korporationen sind bereit» für das Handwerk geschaffen, es wäre also grundsätzlich nichts dagegen einzuwcnden, wenn man auch die Industrie mit einer ähnlichen Organisation bedenken wollte. Da der Zentrumsantrag der Re gierung anheimstellt, die Normen, nach denen die Arbeitskammern zusammengesetzt und eingerichtet werden sollen, festzulegen und ihre Aufgaben zu be stimmen, so wird man die Vorschläge, die im Reichs tage gemacht und die der Regierung, im Fall sie sich zur Vorlage eines entsprechenden Gesetzentwurfs ent schließen sollte, als Unterlage dienen werden, abzu warten haben. Die Nationalliberalen haben ebenfalls eine Reihe sozialpolitischer Anträge eingebracht und widerlegen damit die Vorwürfe der radikalen Linken, daß sie kein Herz für die Arbeiter hätten. In bunter Folge wird die Errichtung kaufmännischer Schiedsgerichte, die Ausdehnung des Arbeiterschutzes auf die Haus industrie, eine Regelung der Kündigungsfrist und endlich die Aushebung deS Verbots, wonach politischen Vereinen untersagt ist, untereinander in Verbindung zu treten, beantragt. Einzelne Anregungen seilen der Parteien sind gewiß sehr schätzenswert; gerade auf dem Gebiete der Sozialreform dürfte e- aber doch wohl mehr die Aufgabe der Regierung sein, Pläne für den weiteren Ausbau der Arbeiterschutzgesetz gebung vorzulegen. Ein ersprießlicher Ausbau läßt sich nur auf einer ganz sicheren Grundlage denken, ein Flicken hier oder dort beeinträchtigt die Wirkung des Ganzen und stört das planmäßige Fortschreiten. Bon den beiden freisinnigen Parteien, die dem Manchestertum abgeschworen zu haben vorgeben — aber nur vorgeben — sind ebenfalls sozialpolitische Anträge eingegangen. Die Richtersche Fraktion hat fast wortgetreu den sozialdemokratischen Antrag, be treffend den Erlaß eines ReichSberggesetzes übernommen, und die Rickertsche Gruppe hat beantragt, die Regie rung solle baldmöglichst einen Gesetzentwurf betreffend die Errichtung von Arbeitsnachweisen vorlegen Die Konservativen haben die große Zahl dieser Anträge nicht noch vlrmehrt; sie begnügen sich, Erreichbares anzustreben und warten zunächst ab, was die Regierung! Vorlagen bieten werden. Inzwischen arbeitet ja auch die Kommisiion für Arbeiterstatiftik und stellt Material zum weiteren Ausbau der Sozialreform zusammen, schon dadurch ist ein beständiges Fonschreiten auf diesem Gebiete gewährleistet Ein Drängen dazu er scheint also thatsächlich von keiner Seite her notwendig Tagesgeschichte. Dresden, 23. Dezember. Se. Majestät derKönig trafen heute vormittag von Strehlen im Residenz- schlosse ein und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister und HofdepartementSchefs, sowie mili tärische Meldungen entgegen. Die Rückkehr nach Strehlen erfolgte nachmittags. Dresden, 23. Dezember. Se. König! Hoheit der Prinz Georg erfreute heute nachmittag '-44 Uhr im Palais Zinzendorfstraße eine Anzahl arme Kinder durch eine Christbescherung. Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde besuchte gestern abend in Begleitung der Hofdame Gräfin Vitzthum v. Eckstädt die im katholischen Ge sellenbaufe Käufferstraße abgehaltene Christbefcherung des Suppen-Vereins der grauen Schwestern. Dresden, 23. Dezember. Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg besuchte heute nachmittag die Christbescherung im katholischen Waisenhause hier. Dresden, 23. Dezember. Tas heute au-gegebene 15. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1898 enthält: Zweiten drachtrag zu den Ausführung- Vorschriften vom 26. Septcmber 1885 (G.- u B.-Bl. S. I lO slg.) vom 25. Novembcr 1898, die Unfall versicherung betreffend („Dresdner Journal" Nr. 285); Bekanntmachung vom 8. Dezember 189^, die Eröff nung deS Betriebes auf der normalspurigen Neben eisenbahn Beucha bei Brandis-Seelingstädt betreffend („Dresdner Journal" Nr. 284); Verordnung vom 9. Dezember 1898, die Ausführung der 88 44 und 84 deS Reichsgesetzes über die Krankenversicherung der Arbeiter vom >5. Juni 1883 betreffend. Verordnung vom 16. Dezember 1898 wegen Aufhebung der Ver ordnung vom 25. Februar 1862, die Errichtung der Äunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 22. d. Mts.: „Der Barbier von Bagdad" Komische Oper in zwei Auszügen von Peter Corneliu«. (Neu einstudiert) DaS Werk de» liebenswürdigen Dichter-Komponisten hat vor acht Jahren seine erste Aufführung in Dresden gefunden, ist damals aber zu keinem nachhaltigen Erfolge gekommen Daß man jetzt einen neuen Versuch macht, das Publikum für die interessante Schöpfung zu erwärmen, ist sehr dankenswert, doch würde e« sich empfohlen haben, dafür einen andern Zeitpunkt zu wählen Denn der gegen wärtige liegt zu nahe am Feste und anderseits zu dicht hinter dem Gastspiele der Frau Bellincioni, das die Teil nahme der Theaterfreunde erschöpft hat Wie sich vor aussehen ließ, war da« Haus denn auch nur schwach be sucht. Noch weniger wie für die Vorstellung dürfte sich sür eine längere Besprechung der Oper in diesen Tagen ge nügende Aufmerksamkeit zeigen Wir fassen un« daher heute kurz und raten vor allem den Musikfreunden, die neue Darbietung der Oper nicht zu versäumen. Denn diese ist ein anziehendes Werk, durchweg vornehm, zum Teil poetisch und originell. Letztere« gilt namentlich von der Hauptfigur, dem Barbier Abul Hassan Ali Ebe Bern, der, behäbig und selbstgefällig wie sein ratten- schwänziger Name, in Redseligkeit und Prahlerei seinem beweglichen Vetter, dem Figaro Rossini« doch noch über legen ist Aach die Musik ist am originellsten überall da, wo ft« diese „Krone aller Barbiere" kennzeichnet, so gleich in dem pathetisch ausgreifenden Einführung«motiv Abul Hassan«, in seinem Familiendekenntni«, in seinem serenaden- artigen Liede mit der grotesken Koloratur Aber wie die Dichtung im übrigen durch die gewählte poetische Sprach«, die an manchen Stellen den Tonfall der Musik gleichsam schon vorwegnimmt und besonder« lyrische Empfindungen m anmarooäe Form liewer, oea Hörer anzreyr, jo »chltrtzt sich auch die ganze Wirkung der Partitur keineswegs an die Titelgestalt. Nirgend trivial, vielfach gcistrkich rind teilweise mit fast übergroßem Aufwand an harmonischer und kontrapunktischer Kunst ausgeführt, ist sie in zahl reich:» anderen Einzelheiten der Charakteristik ebenso glücklich wie in der Zeichnung de« Barbiers Da« Buffoduett zwischen Bostana und Nureddin im ersten Akte, da« Terzett mit drm eigenartig und stimmungsvoll dazwischen gelegten Muezzin ruf, das große in einen zweistimmigen Canon auS- laufendeTumult-Ensemble, da« abschließendeSalamaleikum, diese» in Melodie, Rhythmus und reicher harmonischer Abtönung ein Meisterstück, sind nach Erfindung und Au« führung gleich gelungene, wertvolle und höchst fesselnde Sätze Bei alledem ist nicht zu übersehen, daß da« an Handlung arme Libretto im ersten Akt« sehr empfindliche Längen, Scenen hat, in denen der schwätzerische Barbier nicht nur Nureddin, sondern auch da« Publikum ermüdet, und daß die Musik, die sich alle modernen Orchestermittel dienstbar macht, nicht immer den echten Lustspielton, die Leichtblütigkeit und sinnliche Füll« zrigt, di« der Charakte- ristik der betreffenden Figuren und Situationen wohl anstehen würden Wir kommen darauf bei einer nächsten Gelegenheit zurück Rechnet man ein« in« andere, so ergiebt sich ein Gesamteindruck der Schöpfung, wie ihn nur künstlerische Bildung, Geist und Lieben«würdigkeit de« Verfassers, Vornehmheit, Selbständigkeit und Ge wissenhaftigkeit de« Schaffen« erzeugen In der jetzigen Aufführung ist die Mehrzahl der Rollen neu besetzt So singt Hr Gießen an Stelle de« Hrn Erl, der die Partie de« Cadi übernommen hat, den Nuredsin, und zwar sehr lobenswert bi« auf seine Neigung, einzelne hohe Töne mit ganz unnötiger Heftig keit heraus,ubr,ngen. Ferner erscheint Frau Wedekind zum ersten Male al« Margiana, eine tadellose gesangliche Ausführung bietend, und Frl Huhn al« Bostana, für die sie alle Geschicklichkeit aufwendet, ohne vergessen zu machen, dog ihr o»e»- Partie, vie nach der «rr c.ncs Kammerkätzchen« ooer einer rrippelnven Alten ge geben werden müßte, darstellerisch nicht günstig liegt. Neu ist endlich auch Hr. Perron m»t seiner ansprechen den Repräsentation de« Chalifen Die Titelrolle ist dagegen bei Hrn Nebuschka verblieben, der, ob ihm auch die stimmliche Fülle und namentlich die klangvolle Tiefe fehlen, die schwierige Aufgabe musikalisch nnd darstellerisch sehr schätzbar löst und, durch eine cha- rakteristische Maske unterstützt, manche komische Wirkungen erzielt Diese knüpfen sich beispielsweise an seine Ausführung der obenerwähnten Kadenz und an sein belustigendes Auftreten vor dem Chalifen. Schwierig keiten bietet die Oper übrigen» allen Mitwirkenden, ins besondere auch dem Orchester, daS an der Charakteristik hervorragend beteiligt ist. Die König!. Kapelle spielt mit glänzender Sicherheit unter Hr«. Schuch, der aus- feinfühligste allen verzwickten Gestaltungen dieser Musik in Tempo und Rhythmus da« Auffällige möglichst zu nehmen weiß Durch die Leistung de« Orchester« und durch die vollendete Wiedergabe der außerordentlich heiklen mehrstimmigen Gesang«fätze wird die hiesige Ausführung der Oper zu einer musterhaften H P Die Dezember-Ausstellung des Sächsischen Kunftvereins. N. Müssen wir di« vor einigen Tagen hier charakterisierten Olg 'n.alde von Brandi« wegen ihrer ungenügenden Durch arbeitung ablehnen, so ist e« un« au« einem freilich ganz anderen Grund« auch nicht möglich, die Pastelle de« Frhrn v Habermann, von denen eine lange Reihe au«grstellt ist, lobend anzuzeigen Ohne Zweifel gehört Habermann zu denjenigen Münchener Künstlern, die sich durch ein ungewöhnliche Können Hervorthun Er hat die ihm am meisten zusagende Pastelltechnik auf ein« kaum noch zu überbietende Höhe geführt und weiß in ihr aüe», was »hm ernfäüt, m»l großer Vollkommenheit auszudrücken Wie er den Glanz des SammtS und der Seide in seinen Pastellen unübertrefflich wiedergiebt, so versteht er es z B auch, da« lose Gesüge einer modernen weiblichen Haarfrisur mit ihrer absichtlichen Unordnung ganz meisterhaft zu schildern, und bemüht sich stets, was ;a weit höher anzuschlagen ist, die seelischen Regungen in den Gesichtern seiner Modelle haarscharf herauSzu- arbeiten Für die im Kunstverein vorgeführten Pastelle scheint er aber nur ein Modell benutzt zu haben, eine Dame der besseren Gesellschaft, die offenbar aus alle seine Absichten verständnisvoll eingegangen ist Er hat sie in eleganter Straßentoillette, wie im Hauskleide, bald freundlich lächelnd und dann wieder als unheimliche Megäre gemalt, in den verschiedensten Stellungen, mehr von vorn oder mehr von der Seite, und jede-mal den Ausdruck, den er ihr geben wollte, richtig getroffen Wenn wir trotz dieser Vorzüge in künstlerischer Hinsicht von diesen Studien keine Befriedigung finden, so geschieht die» nicht etwa deshalb, weil das Modell Habermann« auffallend häßlich ist — auch häßlich« Frauenköpfe können ja interessant werden, wenn man au« ihren Zügen Geist herau«lesen kann —, sondern weil er sie al« krank dargestellt hat. Die Habermannsche Dame ist eine Hysterische der schlimmsten Art Gerade diese« leidende Wesen wollte der Künstler, der schon in seinem ersten größeren Werke das Thema der Schwindsucht mit der wissenschaftlichen Genauigkeit der Aerzte behandelt hat, darlegen, indem er die ganze Skala der seelischen N g ungen und leid-nschaftlichen Affekte, deren eine solche unglückliche Person fähig ist, an ein und demselben Modelle vorführte Damit mag er für den Psychologen der modernen Frau einen schätzenswerten Beitrag geliefert und sich den Psychiater zu Dank rerpflichtet haben, der Kunstfreund aber, der den Kranken nur als Seitenstück zu dem Gesunden im Kunstwerk« duld«n kann, begnügt sich, seine Absicht zu verstehen, verweigert ihm aber bei
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