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Leos Janäcek, ein iilali der Erinnerung 1854, am 3. Juli, wurde Leos Janäcek in dem kleinen mährischen Dorfe Hukvaldy (Hochwald) geboren, als siebentes Kind eines armen Dorfschullehrers. Für den Vater war das Leben nicht leicht. Mehr als 10 Geschwister des kleinen Leos wollten versorgt sein. Schon mit 11 Jahren mußte sich Leos seinen Lebens unterhalt in Brünn verdienen. Er besuchte dort die Realschule, die Lehrer bildungsanstalt, sang im Chor des Alt-Brünner Augustinerklosters mit, erteilte Gesangs- und Musikunterricht. Nach musikalischen Studien in Wien und Leipzig leitete er in Brünn die Konzerte der Kulturvereinigung und gründete eine Orgel schule, aus der sich später das Brünner Konservatorium entwickelte. Janäceks besonderes Bemühen galt der Aufgabe, die Arbeiter musikalisch zu bilden. Das war Grund genug, ihm sein Leben und seine Tätigkeit zu erschweren, ihn als „mährischen Querkopf“ zu bezeichnen. Erst nach dem internationalen Siegeszug einzelner Werke wie der Oper „Jenufa“ oder der in aller Welt bekannten „Sinfonietta“ erkannte man in der Heimat und im Ausland die große Bedeutung des mährischen Komponisten: Er übernahm eine Meisterklasse für Komposition am Prager Konservatorium, und die Brünner Masaryk-Universität verlieh ihm die Würde eines Ehrendoktors. Am 12. August 1928 starb Janäcek in Mährisch- Ostrau. Auf der Suche nach einem vermißten Kind hatte er sich eine Lungen entzündung zugezogen, die seinen Tod herbeiführte. Ähnlich wie sein großer ungarischer Landsmann Bela Bartok war auch Janäcek ein eifriger und intensiver Forscher des heimatlichen Volksliedes. In seinen beiden grundlegenden wissenschaftlichen Abhandlungen „Die musikalische Seite der mährischen Volkslieder“ und „Über den Bau nationaler Lieder“ studierte Janäcek mit Begeisterung die Intonation und Melodik der mährischen Volksmusik, die dann — vielfältig verwandelt und widergespiegelt—in seinen Werken verarbeitet wurde. Ganz gleich, ob in seiner Vokal- oder Instrumentalmusik — Janäcek hatte eine ganz eigene, überaus persönlich bestimmte Art der musikalischen Deklamation. Melodisch spielten dabei die große Sekunde und die reine Quarte eine dominierende Rolle. Max Brod berichtet uns als Biograph in seiner Janäcek- Biographie, wie der Meister bei einem abendlichen Spaziergang durch einen Prager Park ganz plötzlich die Stimmen der Vögel notierte. „Das sei“, erklärte er, „der sehr interessante musikalische Ausdruck unserer augenblicklichen Frage und Ant wort an diesem Abend, in dieser besonderen Stimmung.“ Und an einer anderen Stelle schreibt Janäcek über dieses „Melodieskizzieren“, das von ihm „musika lisches Aktzeichnen der Natur“ genannt wird: „Die Kompositionslehre wird um ein neues Kapitel bereichert werden müssen. So wie man heute Kontrapunkt, Har monie, Formen übt und studiert, so muß der junge Komponist auch gewisser maßen nach der Natur zeichnen lernen. Ich lausche der Mücke, der Fliege, der traurigen Melodie der Eule. Ich staune die vieltausendfachen Phänomene des Rhythmus in der Licht-, Farben- und Körperwelt an, und mein Ton wird jung an der ewig jungen Natur.“ Die Liebe zum Menschen, zum einfachen, entrechteten und dadurch unglücklichen Menschen verbindet sich bei Janäcek mit der Liebe