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ZUR EINFÜHRUNG Im Jahre 1810 hat Beethoven seine Musife hu Goethes Schauspiel „Egmont“ vollendet. Die Ouvertüre dieser Musik ist am bekanntesten geworden. Eine langsame, qualvoll wuchtende Einleitung: schwer lastet GewissensHwang und Heimatnot auf den Niederländern, nur verstohlen wagen die Bedrückten zum Himmel aufzublicken. Dann aber beginnt es sich im Allegro hu regen. Noch ist die Grundhaltung ein gedämpftes Moll; doch schon fafet die gepeinigte Seele zuweilen lichte Hoffnung. Das Allegro wächst im Kampf zur offenen Empörung, zum Aufbegehren gegen die immer wieder hart dreinfahrende Faust des äuße ren Schicksals. Strahlende Bläserakkorde erhellen den inneren Himmel, bis end lich im Schlufesat? jenes Thema aufrauscht, das den Sieg inbrünstigen Glaubens über die Mächte der Finsternis versinnbildlicht. In leuchtenden Farben schliefet diese Heldenouvertüre. L. v. Beethoven. Man spricht von der „Fünften“. Jeder weife, dafe damit die 5. Sinfonie Ludwig van Beethovens gemeint ist, sein Werk 67 aus den Jahren 1807/1808. Diese c-moll-Sinfonie, die, nach einem eigenen Ausspruch Beethovens, der auf die 4 Einleitungstakte anspielt („So podit das Schicksal an die Pforte“), auch die Sdiicksalsinfonie genannt wird, enthält allerdings auch einen Sab, den 1. nämlich, der wohl zum Geschlossensten gehört, was die Tonkunst bisher her vorgebracht hat. Diese Gröfee und Einheitlichkeit dieses erstaunlichen Safjes ist auf die enge Angleichung des thematischen Materials zurückzuführen, bei der sich von vornherein das 2. Thema den immerfort klopfenden Achteln des Sdiick- salsthemas unterwirft. Goethe hat ausgerufen, als ihm der junge Mendelssohn diesen Sah vorspielte: „Das ist sehr grofe, ganz toll, man möchte fürchten, das Haus fiele ein; und wenn das nun alle die Menschen zusammen spielen!“ Im Andante con moto variiert Beethoven mehrere Themen. Das erste ist das entscheidende Thema, die Bratschen und Celli tragen es vor. Manchmal hat dieser Sah eine Trauermarschstimmung, und bisweilen klopft in ihm drohend das Sdhicksalsmotiv des Beginns. Beethoven, der sich nicht gern in ausgefahrenen Geleisen bewegte, sondern der seit je eigene Wege ging, bradite in dieser Sinfonie eine Neuerung: Die Verbindung von Scherzo und Finale durch eine Überleitung, also die Zusam menfassung des 3. und 4. Satjes. Auch das Scherzo bringt, rhythmisch dem Drei vierteltakt angepafet, das pochende Schicksalsmotiv. Sein Hauptthema jedoch, der gebrochene c-moll-Akkord, klingt stark an das Finale-Thema der g-moll-Sinfonie von Mozart an. Die Überleitung zum Finale halten manche für eine der ge nialsten Eingebungen Beethovens. Das Finale erfreut immer wieder durch seinen jubelnden Optimismus. Die 4 Themen, die das gedankliche Gerüst dieses Safees bilden, der in klarem C-dur geschrieben ist, sind diesem freudigen Charakter angepafet. Ihr Bau ist so einfadi, so schlicht, dafe jeder Mensch sie begreift, sie versteht, von ihnen sofort angesprochen wird. Von hier aus erklärt sich die weltumspannende Wirkung dieser Sinfonie, die die tiefsten Gedanken ausspricht und dennoch die breiteste, ja fast populärste Wirkung hervorruft. Johannes Paul Thilman Mütter, Frauen, Schwestern! Wenn wir— alle Frauen, und wir sind die Hälfte der Menschheit — uns in starker, fester Entschlossenheit gegen die Anstifter eines neuen Krieges erheben, dann wird es keinen Krieg mehr geben, denn unsere Kräfte sind gewaltig. Aus dem Manifest des 2. Weltfrauenhongresses