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Dresdner Journal : 21.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-21
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 21.12.1893
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20W schon den ganzen Lbend ein Braudgernch zv »er spüren gewesen, und in demselben Augenblick, als er nach der Ursache desselben sehen wollte, sei die Explosion erfolgt. Man glaubt, daß es sich um ein anarchistisches Attentat bandelt. — Rach der offizielle« Erklärung deö Bürgermeisteramtes in Rakonih ist daS Artentat gegen den vi. Wolf entweder alü rin persönlicher Racheakt oder als ein anarchistisches Werk aufzufaffen; politische Gnu de scheinen nicht maßgebend gewesen zu sein. -- Demgegenüber wird behauptet, daß Wolf als Leutschrr in Rakonitz sehr a>gefeindet wurde; gelegentlich der Feier drS SeptrmberreskripteS, sei der sein Hau- nicht erleuchtet war, warf man Steine in die Fenster und zerstörte verschiedene seiner Eigrntumtgegenstände. Nach diesen Kund' gedungen ist ein politischer Beweggrund alS wahrscheinlim zu betrachten. Verschiedene Haus suchungen haben bereits stattgefundrn. (Bergt, das Telegr aus Wien ) Paris, 21. Dezember. (Tel d. Dresdn. Journ) In der Nähe von D'leanS wurden gestern die beiden Anarchisten Moulimer und Cola- ver haftet und deren Papiere beschlagnahmt. Wegen der Ende November d. IS an den Reichskanzler Grafen v Caprivi aus Orleans abgeschickten Höllenmaschine hatten bei Moulinirr und ColaS Haussuchungen stattgefundrn, dir jedoch erfolglos geblieben waren. Las „Journal drS DöbatS" dementiert die gestrige Meldung, daß daS KriegSministerium ein b festigtet! Lager iu Givet (Departement Ardennes) zu errichten beabsichtige. Madrid, 21. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.' Ler Führer der Jungkonservativen, Fran- zesco Silvela, stattete gestern Canova-, mit dem er in Meinungsverschiedenheiten geraten war, einen längeren Besuch ab. In politischen Kreisen wird dieser Besuch lebhaft besprochen. Madrid, 21. Dezember. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Spanien ließ Marokko benachrichtigen, duß rS nötig sei, die Frage der neutralen Zone um Melilla sofort zu lösen, und daß rö unmöglich sei, noch länger damit zu warten. Der Minister rat beschloß, daS erste ArmeecorpS zurückkommen zu lassen. London, 21. Dezember. (Tel. d. Dresdn Journ.) Dem ,Rruterschen Bureau" wird aus Rio de Janeiro vom 10 Dezember gemeldet: Admiral de Gama schlug den Angriff gegen die Insel Gobernador zurück, wobei der General Telle- und 7 Aufständische verwundet wurden. Sofia, 21. Dezember. ^Tel. d. Dresdn. Journ , Gestern fand in Gegenwart deS Prinzen Ferdinand die feierliche Eröffnung der Eisenbahnlinie Sofia- Pernik statt, des ersten Teile- der bi! zum Meere in Aussicht genommenen Bahnanlagen. Belgrad, 20. Dezember. (D. B. Hd.) Die angeklagten Mitglieder de- früheren liberalen Kabinetts haben täglich Besprechungen mit ihren Verteidiger« Lie bedeutendsten Recht-gelehrten und Rechtsanwälte werden die Minister ver tcidigrn. New-Aorl, 20. Dezember. (D B Hd) In Nord Labrador haben infolge der dort herrschenden Not 200 Indianer den Hungertod gefunden. Dresden, 21. Dezember. Der Plan einer anderweiten Ordnung deS Finanzwesens des Reiches. II. Bei Gelegenheit der während der beiden letzten Reichs- tagssefsionen gepflogenen Beratungen über das die Heeres« Verstärkung betreffende Gesetz, die sogenannte Militär- vorlage, ist es auch innerhalb des großen Publikums be- reüs zu den lebhaftesten Erörterungen gekommen, ob bez. inwieweit behufs Gewinnung der hauptsächlich infolge dieser Heeresverstärkung erforderlich werdenden besonderen Geldmittel zu der damals in Aussicht genommenen Er höhung der Brausteuer bez der Besteuerung der Rohspiriturerzeugung geschritten werden könne Die Bewegung dehnte sich bekanntlich sehr weit auS; in der Preße, in Versammlungen, in Vereinen wurde oft sehr leitcnschaftlich und in den bei weitem meisten Fällen gegen jede Steuererhöhung, durch welche Bier oder Roh spiritus betroffen werden könnte, agitiert. Als Führer traten die unmittelbar beteiligten Erzeuger dieser Gegenstände, Brauer bez. Brenner, aus; beioe Klassen lebhaft unterstützt durch einen Teil der Opposition überhaupt, insbesondere aber durch Gast- und Schänkwirte, was den Spiritus be trifft, auch durch Groh- und Kleinhändler Man trug Berechnungen vor, bei welchen man vielfach die wirtschaft lichen Ergebmsse von starken und schwachen Betrieben nicht gehörig zu trennen pflegte und auf solche Weise zu der Wuhlnehmung gelangte, daß diese Verkehrszweige im Durchschnitt sich nur unter sehr mäßigen Erträgnissen erhielten, bei einer Mehrbelastung mit Steuern aber not wendig verkümmern müßt.n. Man schilderte lebhaft die Rot, welche bei der gänzlichen oder wenigsten« ru einem großen Teile eintrelenden „Vernichtung" dieser „blühenden" Industrien über da« Vaterland hereinbrechrn würde; man wie« besonder« — eine nicht mrßzuverstehen >e Drohung — auf die Entlassung von Hunderten, ja von Tausenden von Arbeitern hi», welche die notwendige Folge der etwaigen Mehrbesteuerung dieser unentbehilichen Lebenr und Genußmittel sein würde — man denke: Tausende entlassener und daher brotloser Arbeiter! Dabei verstand man es, da« große Publikum auch noch in der Richtung mit Besorgnis zu erfüllen, daß man auf einen zu fürch tenden hohen PreiSauffchlag für Bier und Branntwein hinwies, welcher auf die Steuererhöhung folgen müsse — ein Ausschlag, welcher bei jetzigen, „ohnehin so schweren Zeiten" doppelt schwer empfunden werden würde Das große Publikum ist niemals geneigt, gegen derartige An kündigungen schlimmer Zeitläufe und gegen derartige Not schreie, wenn sie nur, wie in den fraglichen Fällen, mit gehöriger Lebhaftigkeit und Sicherheit verkündet werden, sich ablehnend zu verhalten Es hat weder Zeit noch Gelegenheit, sich in thatsächlicher und schulgerechter Hinsicht über die Umstände zu unterrichten, deren genaue Kenntnis erforderlich ist, um Übertreibungen und Spiegelfechtereien aus den betreffenden Gebieten von ihrer Wurzel au« nach Verdienst zu würdigen und zu bekämpfen. So ist es ge kommen, daß auch in den hier betrachteten Fällen die Wühlerei glänzend gesiegt hat und daß ri: verbildeten Regierungen grundsätzlich den Stanvpunkt eingenommen Haden, bei der nicht länger abzuweisenden Vermehrung der rndirekten Steuereinnahmen des Reiches — wenn anders die bestehende verfassungsmäßige Ordnung: das Reich auf die indirekte Besteuerung, die Einzelstaaten auf die direkte Be steuerung zu verweisen, bestehen bleiben solle — (worüber wir uns noch besonders aussprechen werden), das Bier und die Erzeugung des Rohspiritus auszuschließen Es hat dies zu den jetzt vorliegenden Besteuerunzsplänen ge führt. Deutlich ist hierbei, daß die neu vorgeschlagenen Besteuerungen nach der von uns dargelegten Bewandtnis nur in ihrem Zusammenwirken zum Ziele führen können, daß nicht nur die Ablehnung der Vorschläge in ihrer Gesamtheit, sondern schon die Beseitigung des einen oder de« anderen der Gesetzentwürfe, ohne daß man die Lücke durch einen anderen gleichwertigen Vorschlag auszusüllen vermöchte, den ganzen neuen FinanzordnungSplan hinfällig machen müßte. — Nun erlebt man leider die Wieder holung desselben Schauspiels, welches beim Auftauchen der Bier- und Spiritusbesteuerungspläne geboten worden ist, hinsichtlich der Tabaks- und der Weinstcuer — nur daß diesmal an Stelle von Brauern und von Brennern un mittelbar inlsressierte Tabaksbauer und Fabrikanten bez Weinbauer als Führer sich eingefund:n haben. Auf beiden Seiten bleibt die Gefolgschaft dieselbe und die Art und Weise der Bearbeitung des großen Publikums in den Hauptzügen die nämliche. Bei sehr vielen der wühlerischen Vorstöße schließen die bereits hinsichtlich des Bieres und des Spiritus zur Genüge ausgenutzlen, oben gekennzeichneten land läufigen Stilübungen mit der nackten Verneinung; wie man sich die Sache weiter zu denken habe, wenn es gelinge, die Gesetzentwürfe zu Falle zu bringen — davon wird nicht gesprochen; ob etwas und was etwa an die Stelle der beiseite geschaffte» Sleuerbeckge gesetzt werden könne und beziehungsweise gesetzt werden müsse — tritt nicht in den Gesichtskreis der Herren; sie glauben genug gethan zu haben, wenn sie nur in ihrer Art gelehrt haben: es soll nichts gegeben werden, es kann nichts gegeben werden, es darf nichts gegeben werden. Von ihnen gilt mit einer kleinen „Variante" das Wort Fausts: „WaS er nicht sagt, das eben brauchte man Und was er sagt, kann man nicht brauchen ' Ein anderer, kleinerer Teil der Verhetzer glaubt da durch seiner Haltung eine besondere Stütze zu verleihen, daß er in die Besprechungen einer von »hm beantragten Ver neinungsresolution einige Schlagworte, die aus einen Aus weg hinführen sollen, wie: „Luxussteuer, Jnseratensteuer, Wehrsteuer" hineinwirit. — Eine dritte Abteilung der Wortführer ergänzt sich aus ven Börsenfeinden schlechthin, die ihre Vernemung — der Vorlage gegenüber — mit dem „Ensterum csnsoo" auSstatten: die Börse müsse schärfer, viel fchärfer al« der Entwurf wolle, daran genommen werden; — „sie ist's ja eigentlich, die uns in die Ver legenheit hineingebracht hat — sie ist's gewesen; sie muß helfen — — sie kann's auch, wenn man sie nur ge hörig saßt; sie kann mit Leichtigkeit und mindestens zum größten Teil, vollkommen gerecht, die 100 Millionen Mark — jährlich schaffen!" Dabei ist man m diesem Falle sogar so zuvorkommend, sich in — freilich nicht sachlich gehaltenen — Andeutungen zu ergehen, wo und wie die schärfere Ansassung zu erfolgen haben bürste Ein großer Teil des Publikums jubelt Beifall, äußerst befriedigt, daß nun doch jemand gesunden ist, „aus den es geschoben" werben kann, der Helsen muß; — und dem Als die Familie Schröter vor dem Gasthause an gekommen war, in dessen Festsälen das Kränzchen statt- zufinden pflegte, traf man dort am Eingänge auf einen wohlbekannten, aber unerwarteten Gast. 'Schluß soü,t) Konzert. Am Freitag, den 20. d Mts., wird die bekannte Konzertsängerin Frl. Agnes Witting ein Konzert geben, welches durch die Mitwirkung der Königl. Kammervirtuosin Fran Margarethe Stern seine Anziehungskraft erhöht. Die Sängerin beab sichtigt zwei altitalienische Arien von Marcello und Scarlatti, „Mainacht", ,O wüßt' ich doch den Weg zurück', „Wir wandelten" von BrahmS, Auf dem See" von Brückler, „Wieder möcht' ich Dir begegnen" von Liszt, „Frühlingslied" von Rubinstein und drei Lieder von Alex, v Fielitz („Das Kraut Vergessen heit", „Die Nacht ist weich", „Und ob Du mich ließest'^) zum Vortrag zu bringen. Frau Margarethe Stern wird als Hauptflück Beethovens Mondscheinsonate spielen; ferner werden wir von der ausgezeichneten Künstlerin noch die folgenden Stücke, in geschmack voller Wahl und Zusammenstellung, hören: Barcarole in 0-äae von Rubinstein, (i-moll - Rhapsodie von Brahm», Variationen von Paderewtki, Ballade in Ds- ckur, Nocturne »p. l5 (Nr. 1) und Etüde in X-woIl von Ehopin. Da» Konzert dürfte sich zu einem er freulichen Musikabend gestalten. Litteratur „Tätliche Gedanken". Aus den Schriften Charle» Kingsley» gewählt von seiner Frau Autorisierte Übersetzung von Marla Bau mann. Göttingen Vandenhoeck u. Ruprecht, 1893. Ein Werk von KmgSlcy bidars besonderer Empfehlung nicht. Gehört Kingsley doch, wle auch Prof. Stern in seinen Vorträgen betonte, zu den führenden Geistern der reuen Litteratur. Sein Reichtum an Ideen und Bildern, seine mächtig schaffende Phantasie, sowie der Glanz seiner Sprache fordern zu einer Auswahl seiner Gedanken geradezu heraus Wem könnte sie besser gelingen, als seiner Gattin, die durch die Verbindung solcher Gedanken mit dem „Tage ' diesem innere Ver tiefung und Weihe zu geben we-ß Den Segen, der auS solchen Gedanken in unser tägliches Leben ein strömt, auszudehnen auch auf eine deutsche Gemeinde, ist Marla BaumannS Verdienst, die aufs innigste vertraut mit englischen Verhältnissen, englischer Sprache und Litteratur, Kingsleys Ideen und Sprache das passendste deutsche Gewand verlieh. Als Probe diene der Gedanke, der mit dem 16 November sich ver bindet und die Frage rach dem Berufe des WeideS eigenartig beantwort t: „Der Beruf deS WeibeS ist sicherlich der, den Mann zu belehren. Und was soll sie ihr: lehren? Seine leidenschaftlichere, härtere, mehr bewußte Natur durch die Berührung mit ihrer Sanftmut, Reinheit und Opferwilligkeit zu bezähmen, ihn ein sehen zu lassen, daß nicht durch Trompetenlär», lautes Wesen, Zorn, Heftigkeit, Ehrgeiz, Jntrigue und Eigen dünkel man hier auf Erden gute und dauernde Werke vollbringen kann, sondern durch Bescheidenheit, durch stille Arbeit, Selbstbeherrschung und durch jene Liebe, die alle» hofft, alle» glaubt und alle« erträgt, kurz durch solche» Beispiel, wie jetzt zehn Frauen von Tausenden ihrer Umgebung geben, und wie e» ihrer immer mehr geben werden, je mehr ihre Weib lichkeit dazu erzogen wird, ihren Einfluß ohne Hast glücklichen Leitartikelverfasser bez „Vorsitzenden" oder „Referenten" wird die rhrem Werte rach nicht ganz zw«ifel»freie Zensur zu teil: „Der versteht'»!" Wir finden un« nicht veranlaßt, bei solchen allgemeinen Rufen nach Luxussteuern, Jnseratensteuer und Wehrsteuer länger zu verweilen. Von keiner Seite, woher auch diese Ruse immer ergangen sind, Haden wir eine that'ächbche Begründung eines von dieser Gattung von Abgaben zu verhoffenden günstigen Erfolge« vernommen. Die thatsächlichen Ver hältnisse, durch welche deren Erträgnisse bestimmt werden, sind so v ränderlich un^. der Erkennbarkeit ihrer wirtschaft lichen Wirkungen nach, so unsicher, daß die dabei sich not wendig machenden Schätzungen vielfach ungleich ausfallen müssen und zu Klagen über ungerechte Belastung leicht gegründete Veranlassung bieten. D.e Ermittelungen bei der Veranlagung der Steuer sätze, die Überwachung bei der Verwaltung erfordert häufig ein tiefer Eindringen in sogenannte intime Verhältnisse, namentlich gestaltet sich auch die Überwachung der Ver waltung verkaltmsmaßig so kostspielig, daß sie den Ertrag empfindlich schmälert. Diese Umstände lassen die hier ge dachten Abgaben al« für ein in großem Stile zu ord nendes Abgabenwesen geeignet nicht erscheinen; — eine Ordnung in großem Stile muß aber eben getroffen werden Wic fürchten somit nicht, daß man ernsthaft auf Vorschläge in diesen Richtungen ernzugehen genügt sein könnte Anders bei der Börse. Hier machen sich allerdings zwei einander schroff entgegengesetzte Richtungen geltend — die der entschiedenen Börsenfreunde und die ver ebenso entsä irdenen, oben bereit« im allgemeinen gekennzeichneten Börsengegner. Nach unwidersprochen gebliebenen Meld ungen in der TageSpressc haben die Mitglieder der Kor poration der Berliner Kaufmannschaft und die Besucher der Berliner Fonds- und Produktenbörse in einer am 23. November d I abgehaltenen Generalversammlung — eine Versammlung, welcher man doch jedenfalls das Recht nicht abfprechen kann, in der Sache mitzureden — den Entwurf des neuen Reichsstempelsteuergesetzes einstimmig ver worfen Auch diese Versammlung hat sich — nach dem, wa« bis jetzt zur Kenntnis deS großen Publikums gelangt ist, nicht von dem rein verneinenden Standpunkte ent fernt und sie hat denselben unter Anpassung ihrer Aus führungen an die besonderen Verhältnisse des Börsenver kehrs der Sache nach in der nämlichen Weise begründet, wie früher die Brauer und Brenner und jetzt vie Tabaks- und Weininteresfenten ihre Einwendungen. Dem gegen über stehen die entschievenen Börsenseinde, welchen die Vorlage der Regierungen nicht weit genug geht. Im Wesentlichen richtet man von dort das Verlangen rahm, daß für die dem Börsenverkehr« angehörigen Zeit (Ter- mln-)Geschäfte und betreffs aller dem Börsenverkehr« an gehörigen Geschäfte, bei welchen es sich um Einführung (Emission) neuer fremder Werte in den inländischen Börsen verkehr handelt, eine erheblich höhere Besteuerung Platz zu greifen habe, als sich nach dem Entwurf« ergeben würde, daß namentlich die Emifsionsakte als solche besonders hoch belastet würden Rian bescheivet sich hierbei, daß es die den Be- steuerunzs- und Steuererhebungsgeschäften angehörige technische Behandlung nicht zulasie, bei Erledigung der vorliegenden Frage einen Unterschied zw schen dem zur Gattung der Zeitgeschäfte gehörigen bloßen Differenz geschäfte, welches hauptsächlich getroffen werden soll, und dem für den Großhandel unentbehrlichen foliden Zeit geschäfte zu machen, da beide Geschäftsakten — mit ver schwindend wenigen Ausnahmen — unter gleichartigen Formen eingegangen zu werden pflegen, welche die Er kennbarkeit der verschiedenen sachlichen Natur der Ge schäfte für steueramtlicher Einschreiten nicht ermöglichen Man müsse cs daher gelten lassen, daß beide Geschäfts arten in steuerpolitischer Hinsicht gleichmäßig behandelt würden. * * * Bei der im großen Publikum heftig wogenden, aber noch keineswegs geklärten Bewegung ist die Möglichkeit nicht wegzuleugnen, daß auch dieses Mal die bezüglich der Tabak- und der Weinsteuer im Gange befindliche Bewegung in ihrer rein verneinenden Richtung die Oberhand behalten und daß infolge des bis jetzt ganz ungelösten Zwiefpalte« zwischen den Börsenfreunden und den Börfensemden auch der die Abänderung bez Ergänzung des Reichsstempel abgabengesetzes betreffende Entwurf, ohne daß für ihn ein genügender Ersatz geboten wäre, beseitigt würde; damit aber würde der so sorgfältig erwogene Plan der Neuordnung der Finanzen des Reiches hinfällig werden. Hier tritt nun (ein Punkt, aus welchen wir die Auf merksamkeit unsere« Leserkreise« besonders hinlenken müssen) der Radikalismus mit seinem Universalmittel hervor Er sagt: „Wozu ein umständliches und mannigfach ver wickeltes Steuerwesen, da ja dvch schließlich alle Steuern, direkte wie indirekte, aus dem Einkommen berichtigt werden müssen? Man beseitige alle bisher üblichen verschiedenartigen Steuern, man brechemit berAnschauung,daß man dasReich finan ziell auf indirekte Abgaben zu stellen, den Einzelstaatm da gegen die direkte Besteuerung zu überlassen babe; man erhebe eine einzige direkte prozentuale uns nach Höhe Ler zu besteuernoen Vermögen immer stärker »u bemessende (progressive) ReichSernkommensteuer Alle Schwierig keiten sind dann mit einem Male beseitigt — da« Reich hat die Mittel gewonnen, seine Gelabedürsnisse auf die und ohne Verschwendung in harmonischer Gleichmäßig keit zu gebrauchen." . . . Wir fügen noch hinzu daß der Verlag daS seine gethan hat, um durch würdige Aus- stattung dem wertvollen Inhalt gerecht zu werden. * Noch rechtzeitig vor dem Feste ist eine zweite Auflage der Predigten von Oberhofprediger v. Meier zur Ausgabe gelangt, welche seinerzeit unter der Aufschrift: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte" erschienen sind, für viele Glieder der großen Gemeinde deS verehrten Oberhirten unserer Landeskirche eine mit Freuden begrüßte WeihnachtS- gabe. Die neue Auflage ist um sechs Predigten aus 0 Meiers letzten Amtsjahreu vermehrt worden, Predigten, welche, nachdem sie gehalten waren, viel fach von Gemeindegliedcrn zum Druck begehrt worden sind. Es bedarf nur dicser Anzeige; eine Empfehlung ist überflüssig. Die besonderen Gaben des Verfassers, die weiten Lebensgebiete in das Licht deS göttlichen Worte» zu stellen, die Gemeinde in heiliger Feier mit emporzuheben und doch wieder mit Gewissen schärfendem Ernste der einzelnen Seele zu dienen, sind bekannt genug, sind schon vielen zu« Segen geworden. Solcher Segen wird auch dieser neuen Auflage der Predigien nicht fehlen. Militärlitteratur. „Die Entwickelung der Feld- artillerie in Bezug auf Material, Organisation und Taktik, von 1815 bi» 1892" Mit besonderer Berücksichtigung der preußischen und deutschen Artillerie, auf Grund dienstlichen Material* dargestellt von H Müller, Venerallieutenant z. D. Berlin 18VS. Verlag von Ernst klimatische statt. nanr uni nähr Palc und rium eine: für wese Reg ant Üb« Et« schäf vr. gebi« nng< halt! verti bevo kon Die Infi Ver! Bod nur selb« wür kehr stell inst Um, der Tei! mar nach entf ems daß Bez duri Kon wer hier des Wü und Höch weil von der neu« beso unfe Akte Ans Gus tion S-He Koni und Preu Ober Maj sown sch- aber i VMLYl etwa f Puffen wir if trirdei der 1 so sw den S »u ge! j wirkst ; Mehr! k entfchi > könne: - Darsb sam j l Ltaat l dem aus t Ma «edc dem der gew Ueb geb« L und amf hier 3 genm iNaj« Prii v. El lieuti Ritt, hauptsächlich hervorgerufen durch geographische und " "r Verschiedenheiten auf dem weit ausge ¬ dehnten Gebiete. Innerhalb eine« derartigen Gebiete« ist eine einzige direkte Besteuerung als alleinige Ein- nahmequelle des betreffenden Staate« nur vernünftig auch praktisch nur möglich, wenn die Bevölkerung zusammen gehalten wird durch auf einer gewissen Gleichartigkeit beruhende, die Rechtspflege und die Verwaltung beherr schende staatliche Einrichtungen, wenn die Bevölkerung in derartige Verhältnisse sich ein gelebt hat Nur oann findet sich der einheitliche Maßstab, welcher erforderlich ist, um die Einschätzung der Steuerpflichtigen bez. deren Selbstdeklarationen den verschiedenen sich kreuzenden Interessen der Beteiligten gegenüber richtig würdigen zu können, ein Maßstab, durch dessen Anwendung die Ver- hältnismäßigkeit der den Einzelnen anzusinnenden Be lastung zum Ausdrucke gelangt. Ohre da« Zutreffen dieser Voraussetzungen muß die einzige allgemeine Einkommen steuer in unseren modernen Großstaaten mit ihrer unaus gesetzt wechselnden BeoölkerungSziffer und ihren unausgesetzt wechselnden und sich mehrenden Bedürfnissen zur schreienden Ungerechtigkeit und zu einer allgemeinen Verwirrung führen. Die fraglichen Voiaussitzungen aber sind für Deutsch land nicht vorhanden und nicht zu schaffen. Hiermit nicht genug, die Steuer muß auch, wenn sie allein den gesamten notwendigen Aufwand eines großen Reiches decken foll, sehr hoch gegriffen werden (auch starke Schultern können zusammenbrechen); in dessen Folge muß die Überwachung der Veranlagung und der Verwaltung eine sehr strenge, daher große Erbitterung erregende und außerdem eine sehr kostspielige, den Ertrag unverhältnismäßig schmälernde sem. — Die Sache ist druchau« nicht neu Schon Marschall Vauban hat in seinem erst im Jahre 1707 erschienenen „krojst ä'un äirms robust' Ludwig X1V. einen Plan unterbreitet, welcher auf dem Gedanken einer einzigen, in ihren Sätzen nach Höhe des zu treffenden Einkommen« fortschreitenden direkten Besteuerung de« Grund und Bodens beruhte Seit dieser Zeit hat der Radikalismus, den Gedanken weiter führend, die Forderung einer einzigen allgemeinen prozentualen und progressiven Einkommensteuer erhoben, die heutige Sozialdemokratie aber hat diese Forderung al« eine willkommene Überlieferung (zu vergletchen da« Programm der sozialdemokratischen Arbeiterpartei vom August 1869 unter III, 9 und vom Mai 1875) in ihren Katechismus ausgenommen. Gerade Frankreich ist da« Land, in welchem man mit dieser Steuerfrrge vielfach, wie der Kunstausdruck lautet, „experimentiert" hat — gerade in Frankreich besitzt man und hat man seit langer Zeit besessen sehr bedeutende Kenner des Finanzwesens und gerade in Frankreich ist man sehr wenig erbaut von der alleinigen Einkommensteuer Erst noch ganz neuerdings — gegen Ende November 1893 hat der damalige Minister präsident in der französischen Deputiertenkammrr erklärt: „Die Regierung würde eine einheitliche, inquisi torische, progressive Einkommensteuer bekämpfen." Ein Hauptpunkt ist für uns roch der folgende: Et ist klar, daß, wenn «S zur alleinigen direkten ReichS- einiommensteuer kommen soll, die Veranlagung und die Überwachung der ganze» Einrichtung nach einem leitende» Plane erfolgen, in einer leitenden Hand ruhen muß; da« kann nur die Hand eine« Reichefinanzministers sein, der sich hinsichtlich seiner in da« wirtschaftliche Wobt unv Wehe jede« einzelnen Reichsa naeböriae tief eivare senden, rualeich Siegfried Mittler u. Sohn, Konizl. Hofbuchyandlung. 2 Bände (16 M). Im Jahre 1873 e,schien von dein Verfasser des vor liegenden Werkes, der damals Adjutant bei der General- infp«ktion der Artillerie war, ein einbändiges Werk unter dem Titel „Die Entwickelung der Feldartillerie in Bezuz auf Material, Organisation und Taktik von 181» bi« 1870 (mit besonderer Berücksichtigung der preußischen Artillerie)", da« damals von der Kritik sehr beifällig aus genommen wurde In dem Vorworte dieses Werken be merkte Verfasser, daß die Feldartillerie vor dem Strdum einer neuen Entwickelung stehe Dieses Stadium kann nun mit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre al« ab geschlossen betrachtet werden. Daher erachtet der Ver fasser des obengenannten Werkes jetzt den Zeitpunkt zur Dari ellung dieser Entwickelung für gekommen. Da« vor liegende Werk bringt dieselbe. Während der erste Band deiselben sich al« eine viel fach ergänzte und hier und da berichtigte Neuausgabe de« vorerwähnten 1873 erschienenen Buche« darstellt, enthält der zweite Band die Entwickelung der Feldartillerie von 1870 bi« 1892; er bildet also eine Fortsetzung de« früheren Werke« Ist in dem ersten Bande die Anordnung de« umfängliche» Stoffe« erne mehr chronologische al«systematische insofern al»im 1. Abschnitt die Entwickelung von 1815 bi» 1850, im zweiten die Übergang?Periode von 1850 bi« 1860, rm dritten und vierten die Zeitabschnitte von 1860 bi» 1866 und von da bi« 1870 und im fünften der Krieg von 1870/71 und die darin gemachten Erfahrungen auf dem Gebiete der Feldartillerie dem Leser vor Augen geführt werden, so hat in dem zweiten Bande eine ander« geartet« Einteilung Platz gegriffen. Dies«r Band gliedert sich « drei Teile Der erste beschäftigt sich mit der Schaffung der neuen ArNlleneiyneme und »war wird sim erste» Ab» schnitt derselben die Zeit von 1870 bi« zu Anfang der 80er Jahre behandelt. Zunächst werden die in der Zeit einfachste, daher wohlfeilste und gerechteste Weis« zu b«. friedigen." Wir dürfen auch hier vorautsetzen, daß die Au«, führungen, welche im Reichätaoe in der Generaliiskusfion bezüglich der Bor lensteuer vom BundeSratttssch« au« p, vernehmen gewesen find, bei dem schwerwiegenden Inter- esse jede» einzelnen im großen Publikum hmrnchend be- kannt seien. Man hat dort da« umfängliche, aber schon sehr ost erörterte Thema: von der Möglichkeit einer ein zigen prozentualen und progressiven Relchse-nkommensteuer — und nur eine solche kann in Betracht kommen, wenn e« sich fragt: ob da« Reich finanziell auf direkte Be- steuerung zu verweisen se« — nochmal« auf da« er schöpfendste behandelt. Wir dürfen daher auf jene Ausführungen in erster Linie verweisen — Der Gedanke hat viel Ansprechende«, vorzüglich wenn man die ganze Angelegenheit nur von ihrer Außen seite betrachtet und dazu durch die k» ästige Zu- sicherung erfreut wird, baß nunmehr» die großen Ver mögen, die sogenannten „starken Schultern", abweichend von der bisherigen parteiischen Begünstigung der Besitzenden, namentlich d«r „oberen Zehntausend" de« „Kapitalismus", thatsächlich die eigentlichen Träger der Last sein würden, wobei der einzelne, welcher diese Botschaft vernimmt, sich gern mit der Hoffnung schmeichelt, daß man ihn gerade unter die „starken Schultern" nicht rechnen könne. — Mindestens einen Augenblickserfolg sichern Vorschläge der gedachten Art stets. — Uns haben die Ausführungen der Bui deSrattmitglieder wiederholt von der Unmöglich keit überzeugt, eine derartige einheitliche direkte Be- steuerung für ein so große« Gebiet, wie das Deutsche Reich umfaßt, mit wirtschaftlich günstigem Erfolge durchzusühren Es treten hier nicht nur allgemeine finanz politische Erwägungen entgegen sondern, auch sür Deutschland, die Eigenarten der deutschen Stämme, die großen hinsichtlich Ler Sitten, Gewohnheiten und Bedürfnisse der Bevölkerung herrschenden Unterschiede,
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