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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Sonnabend, 18. März 1961, 19.30 Uhr Sonntag, 19. März 1961, 19.30 Uhr 8. ZYKLUS-KONZERT D J R I G E N T Prof. Heinz Bongartz SOLIST xAlexandr Plocek, Prag ANTONIN DVORAK 1841 — 1904 Slawische Rhapsodie, op. 43, Nr. 3 Konzert für Violine und Orchester a-Moll, op. 53 Allegro ma non troppo Adagio ma non troppo Allegro giocoso ma non troppo PAUSE 7. Sinfonie d-Moll, op. 70 Allegro maestoso Poco adagio Scherzo: Vivace Allegro Die Form der Rhapsodie — eines Tonstückes ohne verbindliches Strukturschema — bedachte Dvorak mit vier Belegen, von denen die letzten drei, in dichter Aufeinander folge geschrieben und zeitlich der ersten Folge der ,,Slawischen Tänze“ benachbart, mit ihrem Werktitel ,,Slawische Rhapsodien“ ein Programm darstellen: das Bekennt nis zu einer nationalen Tonsprache, allerdings im Gewände persönlichster Form gebung. Wenn auch mit dem Begriff ,,Rhapsodie“ etwas von gleichzeitig gegebenen Vorstellungsinhalten verbunden ist, so besagt das nicht, daß die vorliegende Dreizahl des op. 45 der Darlegung außermusikalischer Vorwürfe bedürfte, um ihre Wirkung zu tun. Gewiß : nirgendwo hat Dvorak in seinen Partituren dieser Arbeiten angedeutet oder Hinweise gegeben, in welcher Richtung etwa solche Vorstellungsinhalte zu suchen wären. Immerhin aber wäre der unterschiedliche Stimmungscharakter der drei Rhapsodien geeignet, programmatische Deutungen — wenn auch ganz allgemei nen Zuschnitts — zu versuchen. Das erscheint jedoch überflüssig: jedes der drei Werke, basierend auf der nationalen Intonation, durch den Titel nachdrücklich als den so ungemein erfolgreichen ,,Klängen aus Mähren“ verwandt gekennzeichnet, füllt die Grundform des Rondos mit profilierten musikalischen Gestalten bald ver sonnenen, bald beschwingten, bald heroischen Charakters, wobei über allen das Mo ment der bejahenden Einstellung zum Leben liegt. Die dritte der Rhapsodien zeichnet sich durch ausgeprägte Farbigkeit, schnellen Wechsel von Zeitmaßen und Stimmungen und virtuose Orchestrierung aus — Dinge, die im nachfolgenden op. 46, den ,,Slawischen Tänzen“, ihre direkte Fortführung fanden, jenen musikalischen Kleinodien, die der Welt das ganze geniale Vermögen von Dvoraks tonsetzerischen Fähigkeiten vor Augen führten. Das Violinkonzert op.53, im Sommer 1879 niedergeschrieben und in den Jahren 1880 und 1882 zweimal überarbeitet, gehört als fester Bestandteil in das Repertoire eines jeden Virtuosen von Rang. Joseph Joachim, dem das Werk gewidmet ist, beriet Dvorak bei der endgültigen Abfassung des Soloparts, der, geigerisch ungemein dankbar, die Beliebtheit des Werkes festigen half. Über die Form der Zusammenarbeit beider orientiert ein Brief Dvoraks an seinen Verleger Simrock: „Also wieder in Berlin! Ich . . . habe mit Joachim zweimal das Violinkonzert durchgespielt — es hat ihm sehr gefallen . . . Mir war es sehr lieb, daß die Geschichte einmal fertig wird! Die Umarbeitung lag volle 2 Jahre bei Joachim! Er war selbst so liebenswürdig, die Prinzipalstimme einzurichten; nur im Finale muß ich noch was ändern und an manchen Stellen die Instrumentation milder machen.“ Es ist heute nicht mehr zu klären, warum Joachim das seinen Namen tragende Werk nicht selbst aus der Taufe hob, es vielmehr im Oktober 1883 dem Geiger Frantisek Ondficek überließ. Als Dvorak mit der Konzeption des Konzertes begann, hatte er bereits die ersten Auslandserfolge zu verzeichnen, die im wesentlichen auf dem überzeugenden In einander von nationaler Intonation und persönlicher Aussageweise beruhten. Auch das Violinkonzert, eine der am unmittelbarsten ansprechenden Arbeiten des Meisters, Dvofäk-Museum Prag, im Schlößchen des Grafen Michna von Vacinov (erbaut von K. J. Dientzenhofer)