Volltext Seite (XML)
Grzgeb.^FolkssreM für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, LStznitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Erscheint täglich mit Lu-nahme der Sonn- und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige — Insertionsgebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — Insertionsannahme für die am Abend« erscheinende Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Bekanntmachung. Im Monat Januar dieses Jahres betrugen die Durchschnittspreise für Fourage- Artikel für den Lieferungsverband der Amtshauptmannschaft Zwickau im Hauptmartt orte Zwickau 6 Mark 83 Pf. für 1 Centner Hafer, 3 - 81 - - 1 - Heu, 2 - 50 - - 1 - Stroh. Zwickau, am 19. Februar 1880. Königliche Amtshauptmannschaft. I. B. von Loeben. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Zwickau Donnerstags, am 26. Februar 1880, Vormittags 9 Uhr im Saale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes — Nicolaistraße Nr. 36. — Zwickau, am 18. Februar 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft, i. v. von Loeben. D^ Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Königl. Amtsgerichte sollen den A. Mai 188« die dem Löffelschmicd Herrn Friedrich Bernhard Georgi in Neuanban zugehörigen Grundstücke alS: 1., das Hausgrundstück, Nr. 6711. Abth. des Brandcatasters, Nr. 8 des Flurbuchs und die Flurstücke Nr. 18, 43 und 44 de» Flurbuchs und Nr. 16 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Ottenstein mit Neuanbau und 2., das Feld, Nr. 32 de» Flurbuchs und Nr. 51 desselben Grund- und Hypo thekenbuchs, welche Grundstücke am 13. Februar 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten und zwar: ».1. 1., auf 3,630 R.-M. und - 2., - 425 - gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, ,waS unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Schwarzenberg, am 14. Februar 1880. (1—2) Das Königliche Amtsgericht daselbst. Sorge. Bekanntmachung. Dienstag, den 24. Februar d. I., Abends 7 Uhr, findet öffentliche Stadtge- mcinderaths-Sitzung statt. Hartenstein, am 21. Februar 1880. Espig, Brgrmstr. Bekanntmachung. Dem Dienstmädchen Johanne Wilhelmine Weigel aus Zschocken ist i ihr unterm 1. Januar 1878 ausgestelltes Dienstbuch abhanden gekommen, was. zur Verhütung von Mißbrauch mit diesem Buche hiermit bekannt gemacht wird. Zschorlau, am 20. Februar 1880. Der Gememdevorstand. Brück««-. Dienstag, den 2. März 188V Biehmarkt in Elterlein Tagesgeschichte. Wochenschau Die verflossene Woche war einmal nach längerer Zeit eine von den Wochen, in der vor einem cinzi- j gen Ereigniß alle anderen Vorkommnisse, alle Fragen! der Politik rc. zurücktraten, indem die Zeitungen aller > Länder und aller politischen Farben sich eben Vorzugs- ! weise mit diesem einzigen Ereigniß beschäftigten. Und! dieses einzige Ereigniß in der verflossenen Woche, das I nicht nur die vollste Aufmerksamkeit, sondern gewiß auch die Thcilnahme von ganz Europa auf fich^zög, K« Pas neuste Petersburger Attentat, auSgefHet W M. Hebr., welches das Unerhörte bezweckte, den KaiferstleMtder 6. ! mit einem Theile seiner eigenen Wohnung j« die Luft zu > sprengen! Die Einzelheiten dieses Attentat«-, das, was Frechheit und politischen Wahnsinn anlangt," in der Ge- ! schichte kaum seines Gleichen hat, haben wir, so weit sie; bis jetzt bekannt sind, in unserem Blatte bereits möglichst - ausführlich mitgetheilt. Hier sei bloö noch hervorzuhe- > ben, daß das neuste Attentat, das auf das Leben des russischen Kaisers abgesehen war, das achte gewesen ist, dem Kaiser Alexander in seiner fünfnndzwanzigjährigen Regierung ausgesetzt war. Zu welchen Gedanken regt ! Vieser Umstand an! Alexander II., Kaiser, Selbstherr- > scher des größten Reiches nnscres Erdballs, denn er herrscht über mehr als den neunte n Theil der ganzen Erde, welch ein armer, aufrichtig bedauernSwerther und wahrhaft unglücklicher Mann ist er! Für ihn gibt es ja, daran ist nach dem neusten Attentat nicht mehr zu zweifeln, keinen Zufluchtsort mehr in seinem unermeß lichen Reich, wo er sein Haupt ohne Furcht vor Mörder händen niederlegen könnte! Gewiß fühlt und schätzt sich selbst der ärmste und geringste seiner 90 Millionen Un- ! terthanen für weit glücklicher, als sein großer, mächtiger Kaiser, der keine Minute seines Lebens sicher ist. In unserem Deutschen Reiche ist nunmehr der zwar noch schwachbesetzte Reichstag in voller Thätigkeit. In der 3. ' Sitzung, Mittwochs den 18. Febr. theilte der Präsident zuerst mit, daß der in der 2. Sitzung gewählte zweite ! Vicepräsident Hölder (ein Würtemberger) die Wahl abgelehnt habe. Dann gab der StaatSsecretär Scholz eine übersichtliche Darstellung der Finanzlage des Rei- ' cheS ein. Das Deficit des Vorjahres soll aus den Ueberschttssen des laufenden Jahres gedeckt werden. Lei der sollen aber die Matrikulcrbeiträge der einzelnen Staaten wieder um 7; Mill, Mrk. erhöht werden, trotz der neuen Zölle. In der 4. Sitzung am 19. Febr. setzte der Reichstag die.EtatS-Berathungen fort. In der 5. Sitzung am 20. wurde der sächsische Abgeordnete Hofrath Ackermann, langjähriger Vorsitzender der Stadtverordneten in Dresden, mit 102 von 202 Stim men zum zweiten Vicepräsidenten gewählt. Die national liberale Fraction im Reichstag list über diese Wahl sehr unwirsch. Ackermann gehört der konservativen Partei an. Sonnabend den 21. Febr. fand keine Sitzung statt. — Der Reichskanzler Bismarck hat bis jetzt noch keiner Reichstagssitzung bcigewohnt. Er soll allen Ernstes wie der mit dem Plane umgehen, das Tabaks-Mo no- p o l doch noch im Reiche einzuführen. Auch mit dem Führer der Nationalliberalen, v. Bennigsen, soll Bis marck in den jüngsten Tagen wiederholte Male längere Zeit unter vier Augen verkehrt haben. — Die Vorbe sprechungen über den mit Oesterreich-Ungarn abzuschlie ßenden Handelsvertrag werden in Berlin eifrig fortge setzt, allein die Schwierigkeiten die dabei zu überwinden sind, sind so bedeutend, daß wohl noch eine geraume Zeit bis zu einem definitiven Abschluß verstreichen wird. — Ein Londoner Blatt „Examiner" bringt die Mittheilung, daß das deutsche Kriegsministerium als Anhang zu dem neuen Armeegesetz, mit der Ausarbeitung eines Planes für die V er lh e i d i g u n g Berlins beschäftigt ist. Man gehe damit um, eine Reihe von mindestens zwan zig Forts, ähnlich denjenigen, welche Pari« umgeben, zu errichten. Wie viel an dieser Nachricht Wahre« ist, muß abgewartet werden. In Preußen ist am 20. Febr. der Landtag bi« zum zweiten Werktag nach dem Schluß oder der Vertagung der jetzigen Reichstagssession, eventuell bis zum 20. Mai vertagt worden. — Bei der Auszahlung der Löhne in der Scharley-Grube in Schlesien ist es am 14. Febr. zu langen Excessen gekommen. Das ZechcnhauS wurde de- molirt und mehre Beamten wurdeu mißhandelt. Zur Herstellung der Ruhe mußte Militär herbeigezogen werden. Oesterreich-Ungar«. Mit dem Ministerium in Oesterreich ist doch noch eine Aenderung eingetreten. Die Ultramontanen haben ihren Willen noch durchzusetzen ge wußt. Der tüchtige und freisinnige LultuS- und Unter richtsminister Stremayr wurde diese- Ministeriums ent hoben und zum Justizminister ernannt. Außerdem wurde der bisherige Statthalter Konrad v. Eybesfeld zum Cul- I tus- und Unterrichtsministcr, sowie der Sectionschef Frei herr v. Kriegsau zum Finanzminister ernannt. Die frei sinnige Partei ist über diese Ministerveränderung durchaus nicht erbaut, sie fürchtet allerdings, daß eine Reaction im ! Schulwesen im Anzug sei. Die Türkei zeigt sich plötzlich gegen Montenegro großartig entgegenkommend. Sie will Montenegro den von Slaven bewohnten Theil des Distriktes Gussaje, einen ! Theil de« GrudidistrikteS und mehre Ortschaften in der Ebene von Podgorizza anbieten. WäS die Türkei mit ! einem Male zu dieser Freigebigkeit bewegt, weiß man noch nicht. In Rttsjland werden die Zustände immer halt- uud trostloser. Jetzt fängt nämlich die Umsturzpartei auch an, den Bauernstand auf eine allgemeine Revolution vorzubereiten, denn eine höchst eigenthümliche Schilderung . von „Aposteln der Revolution in Rußland" i giebt die Russische Korrespondenz au« einem Berichte der i Petersburger „Molwa" wieder. Der Bericht ist aus der . Bezirksstadt Stariza im Gouvernement Saratow datirt und lautet: Seit einigen Tagen reisen unter den hiesigen . Bauern unbekannte Persönlichkeiten herum, die sich für § Abgesandte des Kaisers ausgeben und versichern, daß sie geschickt worden seien, um den Grund und Boden zu glei chen Theilen unter alle Unterthanen des Kaisers zu ver theilen. Zu diesem Zwecke sammeln diese Pseudo-Kom missäre unter dem Volke Geld und ertheilen Instruktio nen, daß sich alle Bauern, Tagelöhner und andere arme ! Leute erheben mögen, sobald ihnen ein Zeichen gegeben j werde, welches bedeute, daß die Gutsbesitzer und die Rei chen mit der Vertheilung des Landes nicht einverstanden seien. Der Kaiser wünsche, daß alle seine Unterthanen gleiche Rechte, aber auch gleichen Besitz haben. Diese Apostel der Revolution beschränken sich aber nicht auf die Bauern allein, sondern versenden Drohbriefe an reiche Fabrikanten, Kaufleute und Gutsbesitzer und erpressen von diesen Riesensummen, ohne daß es einem der Betrogenen einfallen würde, die Verbrecher anzuzeigen. Man hat ei nen zu großen Respekt vor denselben, und die Erpressun gen und Agitationen dauern heute noch ungehindert fort. — Al» „echt russisch" müssen wir nech deS Umstandes Erwähnung thun, daß in den ersten drei, vier Tagen nach dem grauenhaften Attentat im kaiserlichen Palais keine einzige Zeitung in Petersburg auch nur eine Silbe über das Attentat mittheilen durfte. I j