Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-24
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Beilage zu 273 des AöUkMlA. Freitag, den 24. November 1899, abends. Tagesgeschichtt. (Fortsetzung au» dem Hauptblätte.) Deutsches Reich. — Nach einer telegraphischen Meldung de« Kaiser!. Houvrrneur« von Kamerun sind die über London Hierher gelangten und in der Presse verbreiteten Nachrichten über «ue Angriffe der Buli auf Batanga und über Zerstörung von Faktoreien an de, Küste völlig unbegründet Der Kommandeur der Schutztruppe befindet sich bereit« wieder an der Küste, während Hauptmann v. Dannenberg sich bereit» mit zwei Compagnien zur Bestrafung der Auf ständischen im Buli-Land befindet. — Amtlichen Mitteilungen zufolge ist für die Dauer de« gegenwärtigen Kriegszustände« britischen Unterthanen nach englischem Rechte jeder Handel und Verkehr mit der Südafrikanischen Republik und der» Oranje- Freistaate sowie mit den Angehörigen dieser Staaten j« deren Gebieten verboten. Auf Grund diese« Verbot« »erden von den britischen Behörden und Krieg«fahrzeugen alle auf englischen Schiffen verladenen, für die Süd afrikanische Republik und den Oranje-Freistaat bestimmten Waren vorläufig festgehalten, auch wenn sie nicht al« KrieaS- lontrebande anzusehen sind. Diese Maßregel erstreckt sich auch auf Güter, die nach nicht-britischen, aber dem KriegS- Hauplatze benachbarten Löschungshäfen bestimmt sind. Die beteiligten deutschen Handelskreise werden zu erwägen haben, ob es nicht ihren Interessen entspricht, während de« jetzigen Krieges die Benutzung britischer Schiffe zur Beförderung von Waren nach Südafrika zu vermeiden. — In den im KommissiontVerlage von Paul Parey m Berlin (8VV., Hevemannstraße 10) erfcheinenden „Nachrichten vom Deutschen Landwirtschaftsrat" ist seit einiger Zeit eine Einrichtung getroffen, welche allgemeineres Interesse beansprucht. Bei der großen Zahl landwirtschaftlicher Interessenvertretungen in Deutschland, die in den einzelnen Bundesstaaten ihre gesonderte Organisation haben, ist e« schwierig, über die Vorgänge bei den einzelnen Korporationen, über deren Bestrebungen, Beratungen, Beschlüsse sich fortlaufend zu unterrichten. Die Zahl periodisch wiederkehrender Jahresberichte der einzelnen Körperschaften und anderer, in kürzeren Zeit abschnitten wiederkehrender Veröffentlichungen schwillt ständig an, so sehr, daß eine Bewältigung de« Material« kaum noch möglich ist. Um nun die für jeden Land- und Volkswirt und für den Politiker wichtige Information zu erleichtern, hat der Deutsche Landwirtschaftsrat es unter nommen, regelmäßig eine kurze, zusammenfassende Uebersicht über das Wichtigste in den Vorgängen, Berichten und Beschlüssen aller deutschen landwirtschaftlichen Interessen vertretungen und der verwandten Körperschaften, wie z. B. der genossenschaftlichen Verbände, in seinen „Nachrichten" zu veröffentlichen. Damit wird das wichtige und leider vielfach unbeachtet gebliebene Material zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes, welches in der Gesamtheit der zerstreut erscheinenden Veröffent lichungen und Kundgebungen enthalten ist, der Gefahr entrückt, übersehen zu werden. DaS Vorgehen des deut schen LandwirtschastsratS ist um so mehr anzuerkennen, al» es gerade in der Zeit wichtiger wirtschaftspolitischer und gesetzgeberischer Maßnahmen — e« sei nur an die Vorbereitung des Abschlusse« neuer Handelsverträge erinnert — außerordentlich erwünscht ist, wenn durch ob jektive Berichterstattung über landwirtschaftliche Verhält nisse und über landwirtschaftliche Anschauungen die aus diesem Gebiete vielfach im Publikum noch vorhandene Unkenntnis vermindert und dem Mangel an Interesse für landwirtschaftliche Fragen begegnet wird. Karlsruhe. Der Landtag wurde gestern vormittag eröffnet Der Präsident de« Staatsministeriums vr. Nokk verlas die Thronrede, welche betont, die Finanzlage sei eine gute und gesunde, und alsdann unter anderem einen Gesetzentwurf ankündigt, der die Umbildung der seitherigen direkten Steuern zu Vermögenssteuern anstrebt, dergleichen eine Denkschrift, in welcher die Regierung ihre Anschau ungen betreffend die Einführung der direkten Wahl darlegt, um so eine Grundlage zu schaffen, auf der die Einführung diese» Wahlverfahrens weniger bedenklich wird. (Wiederholt) — Die Fürstin Marie zu Leiningen, Schwester des Großherzogs, ist am Dienstag abend gestorben Die Fürstin war am 20. November 1834 in Karlsruhe ge boren al« jüngste Tochter des verstorbenen Großherzogs Leopold und der Großherzogin Sophie, geb. Prinzessin von Schweden aus dem Hause Holstein-Gottorp-Wasa. Am ll. September 1858 vermählte sie sich mit dem Fürsten Ernst zu Leinigen, geb am 9. November 1830. Dessen Großmutter, Prinzessin Marie Luise Viktoria von Ter Zugvogel. Roman von A. v. Klinckowstroem. «5 (Fortsetzung.) „Sie wollen Stellung und Namen?" fuhr Zalewski fort. „Ja würden Sie nicht bei mir eine Stellung haben, wie Sie sich's nicht besser wünschen können? Ich würde denjengen meiner Besucher schön ansehen, der Ihnen auch nur mit einem Blick zu nahe träte. Kann Ihnen denn wirklich an dem Urteil von ein paar Weibsbildern liegen, die viel leicht die Nase rümpfen?" „Lassen Sie mich, Jeschko! — Aber so lassen Sie mich doch!" Sie biß die Zähne zusammen und stieß ihn so heftig vor die Brust, daß seine Arme sich von ihrer Gestalt lösten. „Nun gut", sagte er zornig. „So gehen Sie. Wir sind dann von diesem Moment an fertig mit einander." Aber sie ging nicht. Sie wußte ja selbst nicht, was sie wollte. Alle ihre guten Impulse rangen mit ihrer fiebernden Lebenslust und der kalten Berechnung. „Ich liebe Sie und eS lag mir daran, Sie auS einer verzweifelten Lage in freie, angenehme Verhält nisse zu bringen", fuhr er fort, ihr Zögern und Schwanken bemerkend. „Warum liegt Ihnen denn gar so viel an meinem Namen, wenn Sie doch bei mir die Stellung der unumschränkten Gebieterin über mich, über mein Haus und mein Vermögen ein nehmen können? Ihnen sollen die Hände in keiner Weise gebunden sein. Bedenken Sie, daß Sie einen Freund brauchen, und daß ich, — in diesem Moment noch, — der Freund bin. Entscheiden Sie sich! Ich will nicht von Ihnen am Gängelbande geführt werden." Der entschlüssele Ton verfehlte nicht seine Wirkung. die Prämien für den Bau von Handelsschiffen, sowie auf die Zuckersteuer beziehen. Durch diese Gesetze sollen die Nachteile beseitigt werden, welche dem Staatsschätze in folge der Verluste drohen, die er durch die übergroße Zuckerproduktion und den übermäßigen Bau von Schiffen erleidet. So sei die Menge de« in Italien produzierten Zuckers von 23000 m/. im Jahre 1896/7 auf 187 500 mr in der diesjährigen Campagne gestiegen. Minister Boselli wird auch eine Reihe von Gesetz entwürfen vorlegen, welche die kommunalen Verzehrungs steuern auf Mehl und Brot u. a zum Gegenstände haben. „Fremdenblatt" bemerkt: Die Jungtschechen bleiben, falls sie die Obstruktion wirklich einschlagen, gänzlich isoliert. Der konservative Großgrundbesitz macht die Ob struktion nicht mit, selbst die Südslaven verwahren sich mit Entschiedenheit gegen dieselbe. Budapest. Abgeordnetenhaus. Der Minister für Landesoertheidigung v. Fejervary unterbreitete gestern einen Gesetzentwurf bezüglich der provisorischen Verlänge rung der Höhe des Rekrutenkontingents für die Dauer eines Jahres, ferner einen Gesetzentwurf über die Bewilligung des RekrutenkontingentS. Hierauf unterbreitete Ministerpräsident v. Szell den Bericht der Ouotendeputation sowie einen Gesetzentwurf über die Quote, durch welchen der Beitrag für die gemeinsamen Angelegenheiten für Ungarn auf 34,4, für Oesterreich auf 65,6 festgesetzt wird. Franz Kossvth bekämpfte die Erhöhung der Quote und erklärte, daß diese nicht im Verhältnis zur finanziellen Leistungsfähigkeit des Landes stehe. Die Quotendeputation habe in die Erhöhung rein aus politischen Motiven und im Interesse der Stärkung deS Dualismus gewilligt. Ministerpräsident v. Szell ergriff unter heftigem Lärm auf Grotzbritaanien. Windsor Se. Majestät Kaiser Wilhelm, der Prinz von Wale», Prinz Christian zu Schleswig Holstein, der Herzog von Connaught und der Oberhosmarschall Graf zu Eulenburg fuhren gestern vormittag auf die Jagd. Se. Majestät schossen 69 Fasanen, 390 Kaninchen und zwei Nußhäher. Nach der Jagd wurde da« Frühstück bei dem Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein in Cumber land Lodge eingenommen. Infolge des HinscheidenS der Fürstin von Leiningen wurde die Militärmusik abbestellt. Diner nicht zugegen sein. Auch vorgestern abend hatte die Königin sich noch im letzten Augenblick mit Rücksicht auf die Todesnachricht dahin entschieden, an dem Festmahl und dem sich daran anschließenden Konzert nicht teilzu nehmen Abend« fand im engsten Kreise Familien- Man könne keinen Widerspruch darin finden, daß die Ouotendeputation zu Beginn der Verhandlungen eine kleinere Ziffer angeboten und erst beim Schluß der Ver handlungen zu der von ihr al« Maximum erachteten Ziffer gelangt sei. Hieraus wurde der Bericht der Ouoten deputation sowie die Quotenvorkage an den Finanzausschuß verwiesen. Frankreich. Paris Staatsgerichtshof. Gestern begann das Zeugenverhör. Als erster Zeuge wurde der Arzt Dureau, in Longuyon wohnhaft, vernommen. Derselbe sagte auS, ein Unbekannter habe ihn im Februar gefragt, ob er den Herzog von Orlöan« bei sich aufnehmen wolle. Die Ver- teidrger der Angeklagten und einige Senatoren richteten Fraßen an den Zeugen Die Antworten desselben waren wenig genau und riefen heftigen Lärm hervor Als zweiter Zeuge wurde der Polizeikommissar von Marseille vernommen Er machte Mitteilungen über die verschiede nen Kundgebungen, die in dieser Stadt stattgefunden haben und erklärte, die Versammlungen der Patrioten liga seien auf Kosten der Royalisten abgehalten worden, wogegen die Angeklagten lebhaft Einspruch erhoben Der dritte Zeuge, der frühere Geschäftsführer der Patrioten liga, äußerte sich in demselben Sinne. Die Sitzung wurde dann unterbrochen Nach Wiederaufnahme der Sitzung sprachen mehrere Zeugen über die Beziehungen Godefroys zur royalistischen Gruppe von Lille und über die Schritte, welche der Genannte that, um zu erfahren, ob die Royalisten in Lille stark genug seien, um sich der Präfektur zu bemächtigen Die Verteidiger verlangten von den Zeugen zu wissen, woher sie ihre Kenntnis der Dinge haben, die Zeugen verweigerten die Antwort. Andere Zeugen aus Lille erklärten die Aussagen der ersteren für unrichtig. Hierauf wurde die Sitzung auf gehoben. — Deputiertenkammer Bei der Beratung des Handelsbudgets beantragte gestern Abbö Lemire, daß ein Arbeitsministerium geschaffen werde. Millerand stimmte dem Anträge zu, der durch Aufstehen und Sitzenbleiben angenommen wurde Italien. Sachsen-Coburg, war in zweiter Ehe mit dem Herzoge von Kent verheiratet, durch den sie die Mutter der Königin Viktoria von Großbritannien wurde. Der Vater de» Fürsten, Fürst Karl, war vom 9. August bi» 5 Septem ber Präsident de» Reichsministeriums. Fürst Ernst selbst ist erbliches Mitglied der Kammer der ReichSräte in Bayern, Standeilherr in Baden und Hessen und König! Groß britannischer Admiral Dieser Ehe entstammen die Prin zessin Alberta, geb. 24. Juli 1863, und der Erbprinz Emich, geb 18 Januar 1866, Schwiegersohn de» Statt halter« der Reichslande, Fürsten zu Hohenlohe-Langenberg. Oesterreich-Ungar«. — Wien Abgeordnetenhaus. In der gestrigen Sitzung, die Al 2 Uhr begann, verwie« Abg Dolezal darauf, daß er einen Dringlichkeitsantrag betreffend Feststellung der Nationalitätenverhältnisse bei der im Jahre 1900 statt- findenden Volkszählung eingebracht habe. Dolezal ver langte da» Wort'zur Begründung der Dringlichkeit seine» Antrages noch vor dem Uebergang zur Tagesordnung. Der Präsident erklärte, er lasse die Begründung des An trag« Dolezal zu, da dieser DringlichkeUSantrag der erste in der Reihenfolge der Dringlichkeitsanträge sei. Dolezal begann hierauf seine Rede, die zweieinhalb Stunden dauerte. Hierauf ergriff Abg. vr. Sileny (Tschesche) das Wort. Zum DrmglichkeitSantrag Dolezal sprachen nach Sileny noch Horica und der Kroate Spincic Um s46 Uhr beantragte Kramarcz mit Rücksicht auf die gleichzeitig tagende Quotendeputation Schluß der Sitzung Pergelt sprach sich unter Hinweis auf die Wichtigkeit der auf der Tagesordnung stehenden Punkte dagegen aus. Der Präsi- dent erklärte, er habe die Debatte über den Dringlichkeits antrag zu Ende führen wollen, um zur Tagesordnung zu gelangen, mit Rücksicht auf die gleichzeitige Tagung der Quotendeputation werde er jedoch die Sitzung schließen. (Lebhafter Widerspruch link«) Pergelt beantragte unter Zustimmung der Linken, die nächste Sitzung abend« abzu halten. Nachdem DaSzynSki dafür gesprochen, wurde der Antrag mit 118 gegen 112 Stimmen angenommen. In der Abendsitzung wurde die Debatte über den Dringlichkeitsantrog Dolezal fortgesetzt und sodann ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Nach einer Rede de« Generalredners der Tschechen Kurz und nach thatsächlichen Berichtigungen des Italiens» Zanetti und der Abgeordneten Verzegnassi und Cambon gegen die Ausführungen des Kroaten Spincic sowie nach einer Replik de« Abgeordneten Laginja betreffend die Jtalieni- sierung des Küstenlandes wurde die Dringlichkeit des Antrages Dolezal mit 111 gegen 94 Stimmen abgelehnt. Das Haus ging zur Tagesordnung über und erörterte die Regierungsvorlage, betreffend die auf den Ausgleich mit Ungarn bezüglichen kaiserlichen Verordnungen. Der Tscheche Kaftan, welcher unter andauernder großer Un ruhe sprach, ersuchte den Präsidenten, die Sitzung zu schließen und ihm zu gestatten, seine Rede heute fort zusetzen Da hiergegen keine Einwendung erfolgte, wurde die Sitzung um '^10 Uhr geschlossen. Die nächste Sitzung findet heute statt. — Die Jungtschechen haben die Obstruktion be schlossen und sie sofort gestern im Abgeordnetenhause mit einem Dringlichkeitsantrag über Feststellung der Nationalität bei der Volkszählung begonnen. An der Obstruktion beteiligt sich sonst keine andere Partei. — Wie die Abendblätter melden, faßte der täfel statt — Ihre Majestät die Kaiserin Auguste Victoria unternahmen gestern vormittag eine Spazierfahrt. Am Nachmittag gedachten die Kaiserin an dem Jagdfrühpück in Cumberland Lodge teilzunehmen. Die beiden Kaiser lichen Prinzen fuhren gestern vormittag mit ihrem Gouverneur, dem Flügeladjutanten Grafen v. Platen- Hallermund, nach London, um dort die Sehenswürdig keiten in Augenschein zu nehmen. Unter anderem be sichtigten die Prinzen die Parlamentsgebäude, wo sie von dem Bureaudirektor Butler vmhergesührt wurden. Vor gestern nachmittag besuchten die Prinzen da« Eton-College und wohnten einem Fußballspiel bei. Die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Sandringham erfolgt am Sonn abend nachmittag. — Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria, sowie der Prinz von Wales und der Herzog von Connaught unternahmen gestern nachmittag eine Spazierfahrt, von der sie um 5 Uhr ins Schloß zurückkehrten. Portsmouth. Die Kaiserliche Jacht „Hohen- zollern" ist mit dem Linienschiff „Kaiser Friedrich III" und dem Kreuzer „Hela" gestern nach Port Victoria bei Sheerneß in See gegangen. London Die „Times" melden au« Shanghai vom 23. d. MtS: Der britische Gesandte Macdonald begab sich heute nach Peking Während de« hiesigen Aufenthalt« war er mit Verhandlungen bezüglich der Landfrage in Hankau und bezüglich der Ausdehnung der französischen Ansiedelung in Shanghai beschäftigt. Letz tere Angelegenheit scheint in befriedigender Weise geregelt zu sein, und zwar durch Annahme der Bedingungen, die Lord Salisbury im letzten Juli dem französischen Ge sandten vorgeschlagen hat. Ebenso ist an die „TimsS"- Meldung au« Shanghai noch folgende« hinzuzufügen: Meldungen au« Tientssin zufolge haben die amerikanischen Syndikate die Verhandlungen bezüglich der Eisenbahn von Hankau nach Canton mit Erfolg abgeschlossen — In dem Befinden Salisburys ist eine Besserung eingetreten. (Wiederholt) Spante«. Madrid. Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Albrecht und Friedrich Heinrich von Preußen sind gestern morgen wieder in Madrid angekommcn und wurden von einem Mitglieds des Militärstaats de« König» und der Behörden empfangen. Abends reisten die Prinzen nach Burgo« ab, wo sie sich einige Stunden aufhielten,' dann werden sie über Frankreich die Rückreise nach Deutschland antreten. Bulgarien. Sofia Die Sobranje nahm gestern nach langer, lebhafter Debatte den Gesetzentwurf betreffend Ab züge von den Gehältern der Militär- und Zivil beamten im Prinzip an und verwie« den Entwurf an eine Kommission Da« Gesetz soll erst am 1. Februar 1900 in Kraft treten. Türkei. Konstantinopel. (Meldung de» Wiener K K Telegr - Korresp -Bureau«) Das, wie gemeldet, erlassene Jrade, betreffend Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der Abrechnungen der „Dette publique", ist bereits das zweite in dieser Angelegenheit ergangcne, da ein solche« schon im Juli d. I«. erschienen ist. Durch das gestrige Jrade werden lediglich zwei Beamte des Finanzmini steriums al« Beisitzer der Kommission ernannt, deren Arbeiten nunmehr beginnen können Es liegt kein An haltspunkt für die Annahme vor, daß der Kommission eine andere Aufgabe zugedacht ist, als Prüfung der Rech nungen, welche die „Dette publique" dem Finanzmini sterium zu dessen Information zu überreichen hat. Hierzu ist da« Finanzministerium berechtigt. Salonichi Eine der „Polit. Korresp" au« Sa- lonichi zugehende Meldung bestreitet die Nachricht, daß die Pforte eine Verfügung, betreffend die Verschiebung der Bischofsweihe de« neuen Metropoliten von Uesküb, Msgr. Firmilian, erlassen habe Wa» das Verhalten der äußerstem Linken das Wort, und erklärte, da die AuS demselben Grunde dürste die Königin bei dem meritorische Verhandlung der Ouotenvorlage nicht auf der Tagesordnung stehe, vorläufig nur so viel, daß die im Verlaufe der Verhandlungen erfolgten Anerbieten der ungarischen Quotendeputativn stet« aus ziffernmäßiger Grundlage beruhten, nur bezüglich de« letzten Dezimal- bruche« der vereinbarten Quotenziffer habe die ungarische Deputation au« anderen Rücksichten als nur kalkulatorischen eine Konzession an die österreichische Deputation gemacht. Rom. Einer der „Polit. Korresp " aus Rom zu gehenden Meldung zufolge wird der Echatzminister Boselli morgen in der Kammer daS Finanzexpos« vortragen. Er wird darin ankündigen, daß das Budget des abgelaufenen Finanzjahres mit einem Uebcrschuh von ungefähr 15 Mill. Lire abschließt und ferner über den laufenden Dienst, sowie für die Zukunft befriedigende Erklärungen abgeben, dabei aber doch die Notwendigkeit einer sehr vorsichtigen und strengen Finanzpolitik hervor heben Der Minister wird von den Maßregeln Mitteil ung machen, welche die Beschleunigung der Kriegsmarine bauten zum Zwecke haben, und ferner von jenen Ge- Tschechenklub den formellen Beschluß, die Erledigung setzen, welche sich auf^vie Reform der Gesetzgebung über des Budgetprovisoriums und de« Ueberweifungsgcsetze» ' mit allen parlamentarischen Mitteln zu verhindern — Tas „Ich kann nicht!" sagte sie leise. „Ich kann mich nicht so schnell entscheiden. Ich will Bedenkzeit haben. Man wirst doch nicht so binnen wenig Minuten alles über Bord. Lassen Sie mir eine Woche — nur eine Woche Zeit zum Ueberlegen." „Nein, jetzt will ich Ihre Antwort oder nie mehr. Ich hasse alle Unklarheit. Lassen Sie mich heute fortgehen, ohne daß ich weiß, woran ich bin, so sind wir geschiedene Leute." Ta raffte sie sich zur Gegenwehr auf und rief trotzig: „Gut, dann seien wir es. Ich will nicht gezwungen werden. Gehen Sie!" Zalewski sah ein, daß er sich verrannt habe. Er mußte nachgeben. Er küßte ihre Hand sehr sanft, sehr achtungsvoll, wie er es für ihren Gemütszustand am angemessensten fand. „Also auf Widersehen denn in acht Tagen! Es wird mir schwer werden, Sie inzwischen nicht zu sehen, aber ich will nicht noch einmal in den Fehler verfallen, Ihre Entscheidung durch meine Heftigkeit zu beeinflussen. S'e wissen jetzt, daß Sie jeden Augen blick die Herrin über Rialla, über mich und mein ganzes Hab und Gut werden können, und ich bin nicht in Sorge, wie Ihr Entschluß ausfallen wird. Gute Nacht, süße Frau!" Er verschwand im Schatten der Bäume, tauchte so plötzlich in der allgemeinen Dunkelheit unter, daß sie das beklemmende Gefühl hatte, er müsse noch irgendwo ganz in ihrer Nähe stehen, ohne daß sie ihn sehen könne. Aber dann hörte sie die Pforte am Ende des Gartens, die auf den Feldweg und von da zur Haide führte, knarren. Er war wirklich fort. Sie preßte die Hände gegen die Schläfen. War eS denn wahr? Er hatte hier gestanden und ihr die unerhörte Zumutung gemacht! Und sie hatte ihm nicht ins Gesicht geschlagen? War vielmehr auf eine Bedenkzeit eingegangen. WoL war denn da noch zu bedenken? Die Antwort lag doch klar zu Tage. Sie konnte ihm dieselbe schon am nächsten Morgen schicken. Nein! nein! Und abermals nein! Und was sollte dann aus ihr werden? Sie konnte unmöglich in Qslanin bleiben. Jeder weitere Tag unter diesem Dach erschien ihr schmachvoll, und Joachim rechnete wohl mit Sicherheit darauf, sie bei seiner Rückkehr nicht mehr vorzufinden. Sollte sie die Demütigung erleben, in dem Blicke des Heim kehrenden zu lesen, daß er sie verachte, weil sie ge blieben war? Wohin gehen? Was thun? An wen sich wenden? Vielleicht wenn Sie wieder an einen Agenten schrieb und ihre Bedingungen auf das be scheidenste Maß herabschraubte, vielleicht daß ihr dann abermals ein Engagement verschafft würde. — Ihr schauderte vor dem Gedanken, aufs neue in die Misere hinaus zu müssen. Und dann sah sie Bialla vor sich, das schöne Haus, die reiche Einrichtung, das luxuriöse Leben dort. DaS alles war ihr erreichbar, freilich nur unter Verzicht auf eine gesellschaftliche Stellung. Wie eine Schlafwandlerin schlich sie nach dem Hause zurück und dachte: Nichts übereilen! Ich brauche morgen noch nicht zu antworten. Im Begriff, durch die GlaSthür des Gartensaals zu treten, kam ihr die flüchtige Erwägung, daß die selbe jetzt angelehnt sei, während sie doch der Ueber- zeugung aewesen, sie vorhin ganz offen gelassen zu haben. Das beunruhigte sie. Doch konnte cs auch ganz gut sein, daß sie vorhin in ihrer ängstlichen Er regung sich nicht klar über ihr Thun gewesen war, oder daß der Wind die Thür ganz sacht zugeweht hatte. Jedenfalls schloß sie nnn sorgfältig ab und legte die hölzernen Schutzläden von innen vor. Es gelang ihr, ohne Geräusch in ihr Zimmer zu kommen und sich zu entkleiden. Da lag sie denn mit klopfendem Herzen und wachen Augen die Nächt hin durch und warf sich fieberhaft hin und her; sie strecke die Hände entsetzt wie zur Abwehr gegen etwas Schreckliches auS, das unaufhaltsam näher kam Ihr Schicksal war's, dem sie nicht en rinnen konnte. Einmal schien es ihr, als gingen Schritte um das Haus herum, aber sie fühlte sich so erschöpft an Leib und Seele, daß sie sich nicht dazu aufraffen konnte, ans Fenster zn treten und nachmsehen. Es mochte wohl der Nachtwächter sein, der die Runde machte. Gegen Morgen erst in leichten Schlummer fallend, erwachte Aniela darüber, daß Siegfrieds Stentor stimme noch Franzius rief. Sie hörte den Alten polternd auS seinem Zimmer kommen und die Treppe hinabeilen. Der hat's verschlafen! ging eS ihr durch den Kopf. Ein Glück, daß er solch einen festen Schlaf besitzt! „Ja, was ist denn das mit Ihnen?" lachte Sieg fried draußen. „Sie kommen heute garuicht aus den Federn!" ,Jch bitte um Entschuldigung, Herr v. Plassen- berg. Ick mußte meine Nachtruhe gezwungenerweise um die Ohren schlagen und holte jetzt während der paar Morgenstunden das Versäumte nach." „Was war denn in der Nacht los?" „Verzeihen Sic, ich möchte es lieber nicht sagen." „Ach, Unsinn! Nur keine Geheimniskrämerei! Also heraus damit, was hat's gegeben?" „Es war ein Fremder aus dem Hof und dann im Garten." „Ein Landstreich>r? Das wundert mich. Die Kerle haben sonst einen großen Respekt vor den Hunden. Ich muß bekennen, daß ich so fest ge schlafen habe, daß ich die Bestien garnicht ihren ge wöhnlichen Lärm machen hörte. Warum weckten Sie mich nicht, wcnn Sie etwas Ungehöriges bemerkten?" „Ich fürchte, dcr Nachtwächter hat sich eine grobe Versäumnis zu schulden kommen lassen. Die Hunde waren nicht wie gewöhnlich losgekoppelt, ja nicht ein mal auf dem Hof." Fortsetzung folüt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)