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Dresdner Journal : 24.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-24
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1899
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I» Geichtft-Hereiche de» Miuiftertum» de« Krie«». Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung de- Krieg--Ministerium». Den 1» November 18»V. Richter, Oberfeuerwerker vom Stabe de» I. Bals. Fußart.» RegtS Nr. 12, al» Revisor bei der Munitionsfabrik an- gestellt. De» 17. November 18VS. Müller, Zahlmstr. vom 2. Ulan.-Regt Nr. 18, unlerm 1. De zember 189-, zum Jntendanturregistrator bei der Intendantur des XIX. (2 K S) Armee-Korp» ernannt. WekcrrrnLmclchung. Auf Grund des 8 24 de» Bau-UnfollversicherungS- gesetzeS vom 11. Juli 1887 (ReichS-Gesetzbl. Seite 287) wird der nach Anhörung der GenossenschastSvorstände von dem ReichS-Versicherungsamt für die Jahre 1900 bi» 1902 festgesetzte Prämientarif für die Ver sicherungsanstalten der Tiefbau-Berufsgenossenschaft zu Berlin und Sächsischen BaugewerkSberusSgenossen- schaft zu Dresden nachstehend bekannt gemacht. Berlin, den 1l. November 1899. Das Reichs-Versicherungsamt. gez. Gaebel. Prämientarif sür dir Versicherungsanstalt der riefbau-verufSgenoffe«- schaf». Gültig sür die Jahre 1960 bis 1902. Betriebsarten Pfennig. Erste Gruppe. 2. 3. 4. Bau und Unterhaltung von Straßen und Wegen. Reinigung und Unterhaltung von Straßen und Wegen, einschließ lich rinsacher Userunterhallung, ohne Gewinnung und Herstellung der Materialien, in ländlichen Gemeinden, Landstädten und größeren Kommunalverbänden . Wie vor, mit Gewinnung im Bruch und Herstellung von Klein>chlag Wie lausende Nr. 1 mit Kies- gewinnung Reinigung und Unterhaltung von Straßen in Städten, ohne Ge winnung und Herstellung der Materialien Neubauten von Wegen undChaussecn, ohne Anwendung von Schicnen geleisen, einschließlich der Her stellung kleinerer Bauwerke und Durchlässe Wie vor, mit Anwendung von Schienrngeleisen und einschließlich der Herstellung aller Bauwerke, aber ohne maschinelle Einricht ungen Wie vor, mit Lokomotiv- und Maschinenbetrieb Fällen von Bäumen Zweite Gruppe. Sonstige Bauarbeiten. Erd- und Planirungsarbeiten, Unter haltung von Be- und Entwässer ungsgräben mit Wurs und mit nur theilweiser Verwendung von Karren, soweit diese Arbeiten nicht über 1,5 m Diese hinaus- ! gehen und sonstige erschwerende Umstände (Absteifungen, Rüst- ungen re.) nicht hinzutreten . . Wie vor, jedoch mit regelmäßiger Benutzung von Fördergeräthen (Karren re), aber ohne Schienen geleise Erdarbeiten mit Absteifungen oder bei mehr al» 1,5 m Tiefe . . Erdarbeiten mit theilweiser An wendung von Schienengeleisen, ohne glcichzeuige maschinelle Ein richtungen im Betriebe, größere ! Einebnungen, Deichverstülkungen j und Deichwiederherftellungen . l 1,o 2,a 2,o 2,o 2,o 3,« 4 s 2,4 1,0 2,0 3,r 4,o 0,» 1,o 1,0 1,0 1,0 1,s 2,r 1,o 1,0 2,o Betriebsarten. inalisationSarbeiten, Reiiilgui und Unterhaltung von städtisch >en nichtamtlicher Teil 15 17! Kanälen Userschutzbauten ....... Betrieb von Pumpwerken sür Ent- und Bewässerungen . . . Stollen- und Schachtbau.... Baggerarbeiten Bahnbau Maurer- und Zimmerarbeiten zur Herstellung von Brücken, Durch lässen, Stütz- und Kaimauern, sowie ähnliche» Bauwerken sür Tiesbauten Maurerarbeiten für Hochbauten . Zimmerarbeiten - - AbbruchSarbeiten (au-schließlich der jenigen bei Hochbauten) . . . Wie vor, bei Hochbauten . . . Brunnenbau Pflasterarbeiten Dritte Gruppe. Nebenbetriebe. Steinschlag sür sich allein ... Kies und Sandgewinnung ... StcinbruchSarbeiten ohneSprengung Steinbruchsarbeiten mit Sprengung i Sonstige Bestimmungen und Er Festgesetzt gemäß 8 24 des Gesetzes, betreffend die Unfallversicherung der bei Bauten beschäftigten Per sonen, vom 11. Juli 1887 (Reichs Gesetzblatt Seite 287). Berlin, den 11. November 1899. Das Reichsversicherungsamt. gez Gaebel. Prämientarif sür die Versicherungsanstalt der Sächsischen Vaugewerk«- Berufsgenoffenschaft. Gültig sür die Jahre 1900 bis 1902. Ter Krieg in Südafrika. Die Nachricht von weiteren Mobilisierungen in England läßt einen Schluß auf die gegenwärtige Lage in Südafrika zu. Es wird bereits eine weitere, sechste Division mobil gemacht, eine Maßregel, die nicht notwendig wäre, wenn sich die Nachrichten von den englischen Siegen bestätigten. Nach den heute vorliegenden Meldungen ist auch die in englischen Blättern aufgeiauchte Vermutung, daß die Buren die^Belagcrung von Ladysmith aus- 18. 19 20. 21.! IS. Erdarbeitcn, wie vor, mit Nicht s erheblichem Lokomotivbetrieb 14 GaS- und WasserleitungSarbeiten 15. KanalisationSarbeitcn, Reinigung 1. Für Arbeiten, welche vorstehend nicht aufgesührt sind, wird der Prämiensatz noch Maßgabe des für die Genossenschaft geltenden Tarifs vom Vorstände festgesetzt. 2. Wenn dieselben Arbeiter mit mehreren Arten von Arbeiten beschäftigt weide» (z. B. mit Straßenretnigung und Stemschlagen), so sind in der monatlichen Nachweisung sür jede Art die verwendeten Arbeitstage und die verdienten Löhne getrennt auszusühren (vergleiche Anleitung des Rcichs-Versicher- ungsamteS, betreffend die Nachweisungen von Regiebauardeiten, vom 12. Dezember 1887). Erfolgt erne solche Trennung nicht, so wird bei der Berechnung der Prämie die höchste in Betracht kommende Gefahrenklasse zur Anwendung gebracht. Aus Ver sicherungen gemäß K 29 de» Bau-UnfalloersicherungSgesetzeS findet diese Bestimmung keine Anwendung. S: .L 25. 26. 27. 2^. 29. 3". 31. 22 Sonstige Bestimmungen. Hinsichtlich der in dem vorstehenden Prämientarif nicht befonderS ausgcführten Arten von Arbeiten (Nebenarbeiten) ist zunächst festzustellen, ob die Arbeit in dem berufSgenossen- schaftlichrn Gesahrentaris ausgeführt ist. Trifft dies zu, so ist für die Arbeit die der betreffenden Gefahrenklasse des Gefahren- tariss entsprechende Prämie zu entrichten. Für alle übrigen im Gefahren- und Prämientarif nicht ausgeführten Bauarbeiten ist der Prämiensatz der vorstehenden Klaffe L mit 1^ Pfennig für jede angesangene halbe Mark des in Betracht kommenden Lohnes maßgebend. 1 Festgesetzt gemäß 8 24 des Gesetzes, betreffend die Unfallversicherung der bei Bauten beschäftigten Per sonen, vom 11. Juli 1887 (Reichs-Gesetzblatt Seite 287). Berlin, den 11. November 1899. Das Reichs-Versicherungsamt. gez. Gaebel. I Lsde Nr I! Gesahrenklasse n. S L-hnprozeMe. welche «l» 5 PiLmie z» entrichten sind 7^-Lu W Pfennig 10. 11 Ziegeleiarbeiier bei Handbetrieb; Bühnenbauarbeitcr; 12. Bruklempner. - 13 1«. 15. 1S. Gefahrenklasse 0. Asphaltirer, Cementirer; Bauschlosser; Steinmetzen, Steinschleifer, Stein hauer, Steinsägen Einrichter von Ga»- und Waffer anlagen. 2 1 17. 18. Gefahrenklasse L. Maurer, Backoscnbauer, Ofenbauer, Scharwerk-maurer, Kleber; Schiffbauer. 2'4 1'4 IS. Gesahrenklasse k. Zimmerer. 6'4 20. 21. Gefahrenklasse t». Anbringung, Abnahme, Verlegung, und Reparatur von Blitzableitern; Mühlenbauer. t'4 r > 23 Gefahrenklasse 11 Sand-, KieS, Lehm- und Thon- gräberei; Erdtiesbau. 5 -'4 2t. 25 Gefahrenklasse Brunnenbauer, Brunnenbohrer, Pumpensetzer; Lohnfuhrwerk. 6 3 26. Gefahrenklasse X Steinbrucharbeiter, Cteinsprenger. 3'4 27. 28. Gesahrenklasse I-. Fabrikschornstcinbauer; Papp-, Schiefer-, Schindel-, Stroh-, Rohr-, Ziegeldachdecker. 29. Gefahrenklasse bk. Wartungund Bedienung vonDampf- keffeln, Kraftmaschinen (Dampf- Wasser-, Gas.Windmotoren rc.) und von Arbeit-maschinen, welche durch Motoren genannter Art getrieben werden, als Kreis-, Band-,Gattersägen, Hobel-,FcaiS- Bohr-, Hebemaschinen, Ziegel pressen, Thonschneidern. 10 5 30. Gesahrenklasse X. Abbruchsarbeiten. 12 6 x « ür jede »Ibe L »t tonn i entrtch tmie L KL -3 s- Betr, ,einn des t dent Prozent. Pfennig ... 2,» 3,0 4,0 2,o 2,4 1,» 2,4 7,0 1,» 3.» 4,0 2,o 3,o 1,6 4,4 2,» 3,4 1,1 3,4 1,7 8,0 4,0 10,0 5,0 5,0 2,o 2.» 1,» 4 0 2.0 3,8 1,» 3,r 6,s 6,« 3,, clänteruugen. Lfde. Nr. Gefahrenklassen. E Lohnprozentc, welche Z als Priimic zu entrichten L sind. Betrag der sür jede an- H gesangcne halbe Mark U des in Betracht kommen- L den Lohner zu entrichten den PrLmie 1 2. 3 4 Gefahrenklasse Stubenbohner; Ofensetzer; Bauaussicht, Architekten, Bau techniker; Tapezierer (Anbringung, Abnahme oder Reparatur von Tapeten, Weiterrouleaux, Marquisen und Jalousien). 2 5. 6. Gefahrenklasse 0. Bauglaser; Bautischler; Maler, Anstreicher, Baulackirer, Baumaler, Bühnenmaler, Dcko- rativnS'UndKunstmaler,Schildtr- maler, Stubcnmalrr. 1 '4 8. 9. Gefahrenklasse 0. Steinsetzer, Flies nlcger; Stuckateure, Knnst-narmorar Leiter, Modelleure, Bildhauer; 1'4 gegeben hätten, nicht zutreffend. General White ist vielmehr noch in feinem Lager eingeschlossen. Joubert ließ nach englischen Quellen eine zur Aufrecht erhaltung der Einschließung und Belagerung der Stadt genügende Truppenmacht zurück In der Nicht vom Sonntag zum Montag hat General White zwar wieder einen DurchbruchSversuch gemacht und dabei angeblich mehrere Kanonen und viel Kriegsmaterial erbeutet, aber dennoch ist e» ihm mcht gelungen, aus seiner gefährlichen Lage zu entkommen. Nach einer vom letzten Dienstag datierten Dep.sche aas dem Hauptquartier der Burrn bei Ladysmith ist der mißglückte Versuch de» Ausfall- von den Engländern unternommen worden, um den Truppen in Estcourt Hilfe zu leisten, die ein dringende- Gesuch um Hilfe nach Ladysmith gesandt hatten. Der Ueber- bringer der Botschaft war von den Buren aufgrgrifsen, nachher aber weder freigelassen worden. General Joubert glaubt offenbar mit Kanonen und Hunger die Uebergabe des englischen Lagers errrichen zu können und schont deshalb das Blut sciner Burrn. Indessen bleibt zu erwägen, daß ihm die vor Lady smith zurückgebliebenen Truppen doch empfindlich in der Front fehlrn können, zumal jeder Tag neue englische Verstärkungen heranführt. Auf ihrem Vormarsch gegen Durban sind die Buren biSaufelwa 60ßmgegenPietermaritzburgvorgedrungen. Ihre größte Kriegsmacht, au» etwa 7000 Mann mit Artillerie bestehend, befindet sich jetzt in der Nähe von Howick, das ungefähr 30 Iciu von Pietermaritzburg entfernt ist. General Joubert führt hier den Ober befehl. Bei diesem Vorrücken auf Estcourt und Pietermaritzburg haben die Buren anscheinend genau dieselbe Taktik befolgt wie vor einem Monat bei der Einschließung von Ladysmith. Sie haben jetzt Estcourt, das auf dem Drittelwege zwischen Ladysmith und Pietermaritzburg liegt, umgangen und sind sogar über den Mooifluß hinaus bis über das Halbwegs zwischen Estcourt und Pietermaritzburg gelegene englische Lager in Nottingham hinaus vorgedrungcn. Die Freistaat buren sind auf dem Anmarsch von Westen her bis über Fort Nottingham hinaus vorgedrungen. Lie zählen etwa 3000 Mann und führen Geschütze mit sich. Aus Mooi-River wird gemeldet, der Feind habe von Norden her em Artilleriefeuec auf das dortige englische Lager eröffnet. Einige Granaten seien in das Lager gefallen, Verluste seien indessen bisher nicht vorgekommen Die Buren haben den Draht bei der Station Highlands abgeschniltcn, mitt- wegs zwischen Estcourt und Nottingham. Sie be herrschen nunmehr die Bahnlinie zwischen Mooi- River und Estcourt. Seit Dienstag besteht keine Verbindung mehr mit Estcourt. Indem die Buren von Weenen im Osten Estcourt und die englischen Positionen am Buschmann-River vnd über Nottingham im Westen die Stell ungen am Mooi-River umgehen, vollziehen sie eine sogenannte doppelte strategische Umgebung, eines der am meisten versprechenden, aber auch gewagtsten Manöver im Kriege. Wenn die Buren in dem nach folgenden taktischen Zusammenstöße siegreich sind, so kann die doppelte strategische Umgehung die groß artigsten Ergebnisse, wie Einschließung und Gefangen nahme des Gegners, zur Folge haben. Werden sie aber in dem unausweichlichen Kampfe geschlagen, dann könnten sie in eine sehr böse Lage geraten. Der takttsche Schlag bildet immer erst die eigentliche Sanktion der strategischen Pläne. Das Resultat war bis jetzt für sie günstig, denn General Hildyard ist in Estcourt mit etwa 2000 Mann vollkommen rin- geschlossen, und auch General Barton am Mooiflusse vermag nicht weiter vorwärts zu gehen. Es ge winnt somit den Anschein, als ob der zum Ent satz von Ladysmith abgesandte Truppen - Nachschub von Durban und Pietermaritzburg ebenso abgeschnitten ist wie das Eorps des Generals White. Die Lage in Natal ist nun die: Die Buren haben Ladysmith umzingelt, sind im Besitz von Colenso, haben die Tugelabrücke südlich von diesem Orte zerstört, sich in Ennersdale nördlich von Estcourt verschanzt, Estcourt eingeschlossen und ihre Truppen bis über den Mooi fluß vorgerückt. Im Norden der Kapkolonie liegen die Tinge, soweit Ziffern in Frage kommen, für die Engländer günstiger. General Meihucn soll in den beiden Feld lagern bei de Aar und an der Oraujefluß-Station Kunst und Wissenschaft. Kvnigl. Schauspielhaus. — Am 23. d. MtS.: „Esther." Fragment in zwei Aufzügen aus einem un vollendeten Drama von Franz Grillparzer (Neu ein studiert — „Die Neuvermählten " Familiengemälde in zwei Akten von Björnsterne Björnson Deutsch von I Voges (Neu einstudiert.) Neben seinen vollendeten Dramen hat Franz Grill parzer einige Bruchstücke hinterlaßen, von denen die beiden ersten Akte zu einem Schauspiel (oder Trauer spiel?) „Esther" die abgerundetsten und bedeutendsten sind. Der wunderliche Streit, der sich über die von Grillparzer geplante Fortsetzung des „Esther"-Dramas entspannen hat, spitzt sich auf die Frage zu, ob Esther- Hadassa die Verstrickung, in die ihre Liebe zu König Ahasver, das Verbergen ihrer Abkunft und die Verleug nung ihres Volke» sie gesetzt, siegreich zerreißen oder in den Schlingen ihrer eignen Schuld tragisch untergehen soll Die Frage scheint müssig, da da» seelisch tiefe und dramatisch vorzüglich angelegte und gesteigerte Bruchstück, aus dem uns der feinste Reiz und Duft de« Grillparrer- schen poetischen Stils entgegenweht, eben nur die Ver knüpfung vorsührt Doch müßten, wenn A. v Berger und andere Kritiker im Recht wären, die da behaupten, daß im weitern Verlauf des Dramas eine Zersetzung und Vergiftung de» menschlichen schönen Verhältnisses zwischen Esther und Ahasver bevorgestanden hätte, gewisse Züge der Gestaltenzeichnung und einzelne Wendungen de» Aus drucks ganz anders gedeutet werden, als bei der An nahme, daß die Handlung der Esther auf einen glücklichen AuSgang angelegt sei Man würde sagen dürfen, daß dann den ersten Akten die blitzartigen Lichter fehlten, durch die ein bedeutender Dramatiker eine spätere unheilvolle Entwickelung im voraus erhellt, und höch sten» die verachtete Abkunft Esther« und die That- sache, daß die verstoßene Königin Vafthi noch drohend im Hintergründe stebt. ein mögliche« tragisches Ende andeuten. Für diese Auffassung spricht etwa noch Vie Gcunoanschruung Grillparzer-, der in j-der Loslösung eines Leben« von seinem ursprünglichen Boden wie in jeder Verheimlichung die Keime tragischer Schuld sah, gegen sie aber die Uebereinstimmung de« Estherfragments mit der biblischen Erzählung, die wundersame tiefe Schön heit der Scene, in der Esthers Herz von plötzlicher Liede für den an seiner Königseinsamkeit kranken Ahasveros er griffen wird, die ganze frische Ursprünglichkeit dieser Ge stalt, die die Gier „ach Macht und Glanz ebenso wie ein schlau berechnetes Spiel mit den Gefühlen des König« geradezu autzschließt. Wie dem immer sei, wir haben nur die beiden Akte und wissen nichts Bestimmtes, Entscheidendes über des Dichters weiteren Plan, können uns nur an der fein gegliederten und doch kräftig wirksamen Anlage des Dramas, an der energischen Charakteristik und vor allem an der lebensvollen Gestalt Esthers erquicken, die uns mit einer Fülle seelischer Offenbarungen fesselt und Zug für Zug der großen Entscheidung ihres Lebens entgegcn- geführt wird. Die dankenswerte Neueinstudierung de« Bruchstücks blieb in den Schranken der einfacheren, natür lichen Auffassung und hinterließ einen echt poetischen und starken Eindruck Frl. Politz, al« Trägerin der Titel rolle, ließ wohl im Ansang die herbe und unbefangene Frische Esthers ein wenig gegen deren gewinnende Anmut zurücktreten, entfaltete aber im weiteren Verlaufe, nament lich in der großen Scene de« zweiten Akte« mit Aha-ver, außerordentliche Feinheit und verkörperte die raschen Uebergänge im Gefühl de« jugendlichen Weibe«, den inner lichen Kamps gegen die Gewalt einer leidenschaftlichen Neigung und den Sieg dieser Leidenschaft höchst fesselnd und überzeugend. — Hr Wiecke (der König) gab in seinem AhaSvero« eine Prachtgestalt, in der jeder Meister zug des Dichter« zum vollen Recht kam. Haltung und geistige Beherrschung de« Ganzen, wie die Behandlung der Sprache wirkten auf« glücklichste zusammen Frl Ulrich (ZareS, Hamanns Gattin) zeichnete sich wiederum durch den großen Stil au«, in dem sie eine Gestalt verkörperte, die ja nicht aus ein vorübergehende« Auftreten, sondern auf eine entscheidende Mitwirkung im Drama angelegt ist Man ahme aus ihrer Wievergabc, wie bedeutend und eingreifend die Rolle der ZareS emporgewachsen sein würde, wenn das Werk vollendet wäre. — Mit scharfer, die Einzelheiten belebender Charakteristik führte Hr. Wiene im Höfling Haman den Mann vor, den die eigene Gattin klein und ängstlich fchilt, der schneckengleich nach der Gunst de« Gebieters tastet und vor dem Sturz zittert, hier und da geriet seine Verkörperung um einen Zug zu weit nach dem Komischen hinüber. Auch die Herren Müller (Mardochai), Bauer (Bightan), Renö (ThereS) machten sich um das gute Gelingen verdient. Der Regie des Hrn Lewinger ist sür die würde- und stimmungsvolle Ausstattung des Ganzen große« Lob zu zollen; alles in allem ist abermals zu bedauern, daß dieses herrliche Dramenbruchstück eben nur ein Bruchstück ge blieben ist. Die Zusammenfügung der „Esther" mit Björnsons gleichfalls neueinstudierten „Neuvermählten" kann nicht besonders glücklich geheißen werden Anfänglich wirkte der starke und grelle Gegensatz zwischen dem machtvollen Tragödienfragmcnt und dem behaglich philiströsen Familien- bild aus dem norwegischen Amtmannshause bis zum Peinlichen befremdend und erkältend. Immerhin bleibt aber das kleine Schauspiel, namentlich in seinem ersten Akt, ein Stück voll wirklichen Lebens und voll feiner Züge, und da e« in seiner Weise nicht minder vor trefflich dargestellt wird, so söhnt sich das Publikum wohl mit dem allzu jähen Uebergänge vom Sophokleischen zum Jfflandischcn Stil aus. Die „Neuvermählten" zeigten eine neue Besetzung de« junpen Paares, an dessen Geschick wir zwischen Furcht und Hoffnung trilnehmen sollen. Hr Stahl (Axel) und Frl. Serda (Laura) er wiesen sich beide als gute und natürlich-einfache Ver treter ihrer Gestalten. Hr. Swoboda und Frl. Guinand gaben den braven Amtmann und dessen Gattin in bekannter Dortrefflichkeit, Frau Salbach (Mathilde) lieh der etwas erquälten und unklaren Figur soviel Geltung und Leben, al« der Dichter nur irgend zuläßt, was denn freilich nicht genug ist, um uns mit dem Hauch der Wirklichkeit zu durchdringen. Avals Stern. Residenztheater. — Ain 2.!. d Mts : „FrouFrou". Schauspiel in fünf Aufzügen von H Meilhac und Lud Halöoy Deutsch von Eduard Mauthncr. Am gestrigen Abend sah man im Residenztheater Frau Agne« Sorma als Frau-Frou. Wenn man sich das Meilhac Halövysche Sittenstück nut seinen ent'etzlichen Unwahrscheinlichkeiten, mit seiner aus Leichtfertigkeit und Sentimentalität gemischten Tendenz, mit sei, en sinnlich- schwülen und weichlich-faden Stimmungen überhaupt noch einmal auf der Bühne gefallen läßt, so läßt man sich« nur um einer Sorma, Röjane oder Düse willen gefallen. Niemand vermag so beneidenswert auf der Bühne zu sterben wie diese drei Darstellerinnen. Und aus da» „schöne Sterben" läuft ja schließlich das ganze „Schau spiel" hinaus Was an dramatischen Zügen in ihm ent halten ist, an einem Konflikt rc., ist gleich Null; höchstens vermögen noch die knisternden, rauschen den Toiletten zu interessieren, die Frou-Frou, der Titelheldin, ihren Namen gegeben haben. Wenn an Frau Sorma« Frou-Frou außer dem Sterben im fünften Aufzug und den kostbaren Gewändern, die sie zur Schau trägt, noch etwa« mehr zu interessieren ver mag, wenn man ihrer Darstellung nicht ohne inmre An teilnahme folgt, so ist da« das ganz persönliche Verdienst dieser ausgezeichneten Künstlerin Hätte sie, wie andere Frou-Frou-Tarstcllerinnen, die Rolle nur gespielt, so hätte man eben nur jenc« widerliche Zerrbild einer Frauengestalt betrachten können, wie e« Meilhac und Halövy in der Heldin ihre« Schauspiels geschossen habt» Frau Sorma aber erlebte die Echemengestalt wirklich in sich, dadurch pewann sie auch Gestalt und Leben sür den Zuschauer, sodaß man bei gutem Willen schließlich die Absicht ihrer Bildner erkennen konnte: eine Freuen- gestalt zu zeichnen, die, umflossen ron der Armut der Jugend, edelherzig-leichtsinnig, aus dem Glücke lieblicher sorgloser Frauenschast hineinsenffen wird in einen feffeffo'm Sturm sinnlicher Leidenschaft, um schließlich der Reue über den begangenen sittlichen Fehltritt zu erliegen ES ist daher wohl kaum zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß Frau Sorma in ihrem gegenwärtigen Gastspiele in
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