Suche löschen...
Dresdner Journal : 25.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-25
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 25.11.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vezas-tzret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl 50 Pf , bet den Kaiser« lich deutschen Postanstaltrn vierteljährlich S Mark; außer halb de« Deutfchen Reiche- Host- und Stcmpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheiueu: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abends. Sernspr.-«nfchluß:»r.1S»S. Di tS-Ntt T ÄMMl. AnkknStgung»«eSühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Linaesandt" die Zeile SO Pf Bei Tabellen- und Ziffcrnsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 12A5 ^274 1899 Sonnabend, den 25. November abends. Amtlicher Teil. Dresden, 25. November. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Großherzogl. Hoheit der Fürstin Marie zu Leiningen geb. Prinzessin von Baden am Königlichen Hofe die Trauer auf zwei Wochen vom 26. November bi- mit 9. Dezember d. I. angelegt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kutscher Wilhelm Heinrich Scholz die von Sr. König!. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Koburg und Gotha ihm verliehene silberne Medaille des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen HauS- ordens annehme und trage. ErneumtAge«, Versetzungen rc. Im öffentliche« Dienste. Im Geschift-beretche de» Ministerin«- »es Knltn- uns -ffentltche« Unterrichts. Erledigt: die zweite ständige Lehrerstelle zu Pausitz (in Jahnishausen). Kollator: da- König!. Ministerium des Kultu- und öffentlichen Unterricht-. Einkommen: außer freier Wohnung und Gartengenuß 1300M. Sehalt. 100 M. für FortbildungSjchulunterricht, 3« M. für Tmnunterricht im Sommer und 3SM. für eine Ucbcrstunde. Gesuche sind bi-zum 12.Dezbr. beim Königl. Bczirksschulinfpcktor Sieber in Großenhain einzureichen. — Zu besetzen ist Ostern 1900 die neubegründcte 7. ständige Lehrerstelle an der Schule in Gautzsch b. Leipzig Kollator: da- Königl. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterricht-. Einkommen: 16t 0 M. Jahresgehalt, wovon 20 Proz als Wohnungsentschädigung zu gelten haben. Das Einkommen, immer einschließlich des Wohnung-gelbes, erhöht sich im 26 Lcbensj ihre aus 1700 M., im 28 auf 1800 M., im 31. aus 2000 M, im 34. aus 2lbO M., im 37. aus 2300 M., im 40. aus 2450 M., im 43. aus 2600 M, im 46. auf 2700 M., im 49. auf 2800 M, im 52 aus 2900 M. und beträgt vom 55. Lebensjahre ab 3000 M pro Jahr. Gesuche nebst den gesetzlich zu fordernden Beilagen sind bis zum 9. Dezember beim Königl. Bezirk-schul- inspektor für Leipzig II, Schulrat Zimmler einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Der Besuch des Deutschen KaiserpaareS in Windsor hat seither den vorausgesehenen Verlauf genommen; er hält sich in dem Rahmen einer Familienzusammenkunft. Auch die Haltung des britischen Publikums ließ nichts zu wünschen übrig. Der Empfang, den der Kaiser und die Kaiserin im Lande Shakespeare- fanden, in Portsmouth wie in Windsor, beim Volk wie bei den fürstlichen Ver wandten, war ebenso würdig wie herzlich, und mit den besten Eindrücken werden die hohen Reisenden von Windsor scheiden. Auch die französischen Blätter heben jetzt den privaten Charakter der Reise hervor, wobei einzelne eine taktlose Ge-- nugthuung darüber verraten haben, daß Lord Salisbury durch den beklagenswerten Verlust seiner Gemahlin von der Teilnahme an den Zusammen künften in Windsor ferngehalten wird. Ein Aufsatz der „Times", worin von den bereits bestehenden und noch zu erwartenden deutsch- englischen Abmachungen die Rede war, braucht die Freunde einer ungestörten Weiterentwickelung unserer überseeischen Interessen nicht berühren. Die bisher getroffenen Vereinbarungen beziehen sich ausnahmslos auf solche Punkte der Kolonialpolitik, deren Regelung vermöge diplomatischer Verständigung zwischen den Kabinetten von Berlin und London jeden Argwohn auf russischer Seite ausschließt und demgemäß unsere sichere Stellung unter den Fest- landsmächten in keiner Weise erschüttert. Auch in Zukunft werden Fälle eintreten, wo wir unS über gewisse Fragen in solchen Weltgegenden, welche von der russischen Politik als außerhalb ihres Jnteressen- kreises liegend betrachtet werden, mit England freund schaftlich einigen können und einigen müssen, wenn wir es nicht darauf ankommen lassen wollen, daß sich die britische Weltmacht mit einem anderen unserer kolonialen Mitbewerber, z. B. Frankreich, für ein konkretes Bedürfnis gegen unS zusammenschließt. Die Hauptaufgabe zur Sicherung der Zukunft unsere- jungen Weltstaates wird immer die Bewahrung des europäischen FriedenSzustandeS bleiben. Und dazu dienen, neben dem wertvollen Bollwerk de- Drei bundes, die von Kaiser Wilhelm sorgfältig und erfolg reich gepflegten Beziehungen zu unserem Nachbar im Osten. Auf dieser Grundlage können wir daun in außereuropäischen Dingen von Fall zu Fall prüfen, inwieweit Abmachungen mit England über kolonial politische Gegenstände ohne üble Rückwirkung auf unsere festländische Stellung möglich und unter Um ständen durch eigene Interessen geradezu geboten sind. Wenn übrigens in einer Original-Korrespondenz der Wiener „Neuen Freien Presse" von deutsch-englischen Vereinbarungen auch über Ostasien die Rede war, so darf demgegenüber betont werden, daß nicht da- Geringste bekannt ist, was die Behauptung deS ge- genannten Blatter rechtfertigen könnte. In New-Aork ist eine inter poeulaRede nicht unbemerkt geblieben, die Whitelaw Reid auf einem Bankett der dortigen Handelskammer gehalten hat. Sie gefiel sich in einer lebhaften Betonung des Ge dankens, daß die drei Nationen Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika vor allen anderen berufen seien, in ewigem Frieden und in Freundschaft miteinander zu leben; alle drei Mächte feien gegenseitig „unent behrliche Kunden". Man wird nicht leugnen können, daß hier ein wirtschaftlich richtiger Gedanke aus gesprochen worden ist. Bon ihm bis zur That dürfte indessen kein kleiner Weg sein. Daß die Stimmung dafür, diesen Weg zu beschreiten, in der Union vor handen ist, scheint aus der Rede Whitelaw Reids hervorzugehen. Die Unternehmungen der europäischen Großmächte an den Küsten der chinesischen Weltteiches haben insofern einen Stillstand erfahren, als, nach einer unbestritten gebliebenen Meldung der „Politischen Korrespondenz", Italien ein politisches Vorgehen in China vorläufig aufgiebt und sich auf gewisse Forder ungen handelspolitischen Charakters beschränken wird. Der italienische Minister deS Auswärtigen, Marchese ViSconti-Benosta, genießt zu sehr den Ruf eines be sonnenen und fähigen Staatsmannes, als daß er durch diesen Akt weiser Selbstbeschränkung irgendwie in ein falsche- Licht geraten könnte. Im Gegensatz hierzu entfaltete die französische Diplomatie einen großen Eifer, um den Zwischenfall von Kwang Tschu- Wan, wo zwei französische Schiffsoffiziere ermordet wurden, zur Erlangung politischer Zugeständnisse in Peking zu benutzen. Der französische Admiral hat sich nicht damit begnügt, ein chinesisches Kanonenboot der Canton Flotte zu konfiszieren und hohe Pro vinzialbeamte der Insel Hainan als Geiseln auf sein Flaggschiff bringen zu lassen; es wurden vielmehr noch weitere Forderungen erhoben, die sich auf Abtretung von weiten Strecken im Hinterlande beziehen. Im Falle der Nichtbewilligung drohte die französische Regierung damit, sich mehrerer Küstenpunkte mit Gewalt zu be mächtigen und schließlich auch die Insel Hainan ein- für allemal in französischen Besitz zu nehmen. Nach einer Mitteilung, die in den letzten Tagen aus dem Elysee in Paris kam, wäre ein Protokoll gemäß den Forderungen des französischen Admirals unterzeichnt t worden. Was hingegen die Frage der französischen Ausdehnung in Schanghai betrifft, so wird dort her depeschiert, der englische Gesandte und der französische Konsul hätten vergeblich eine Einigung zu erzielen versucht, da der englische Vertreter an seinem früheren Standpunkte festhielte. Wenn au- diesen fernen Welten der Blick auf das europäische Festland zurückgelenkt wird, so kann dem aufmerksamen Beobachter die eigentümliche That- sache nicht entgehen, daß in demselben Maße, wie die gegenwärtige österreichische Regierung sich angeschickt hat, der geschichtlichen Stellung des deutschen Volks tums in den Ländern der habsburgischen Monarchie Rechnung zu tragen, in der französischen Presse, wie auf Befehl, eine ganze Reihe von Kundgebungen zu Gunsten der Tschechen und ihrer Selbständigkeits- Ansprüche laut geworden ist. Unwillkürlich werden wir durch diese HilfSarbeit, welche die Pariser Publi zistik dem jungtschechischen Größenwahne leistet, an die Treibereien deS Herrn Kramarcz erinnert, auf die wir an dieser Stelle wiederholt hingewiesen haben. Das Tschechentum scheint jedenfalls an der Seine als ein Element der Zersetzung innerhalb des cisleithani- schen Staatskörpers wie als ausgesprochener Feind des Dreibundes sehr hoch im Preise zu stehen. Und eS ist nicht unmöglich, daß die französische Sekundierung einen der Gründe mit darstellt, weshalb die Jungtschechen deS österreichischen Parlaments neuerdings den Mut der Obstruktion, trotz des persönlichen Eingreifens des Kaisers Franz Joseph in die Wirren des Tages, finden. Die übrigen Parteien haben sich dazu bereit erklärt, auf die Forderungen der Krone einzugehen, welche besonders darin gipfelten, daß die Volks vertretung Oesterreichs vor JahreSschluß daS Budget- provisoriüm und die Ausgleichsvorlagen erledigen möchte, sowie den Entschluß de- Kaisers kundthaten, auch weiterhin die Führung der Geschäfte in den Händen eines Beamtenministeriums zu lassen und den Grafen Clary den Jungtschechen nicht preiszugeben. Die Machthaber der französischen Republik haben einige glückliche Tage erlebt. Am Sonntag ward das überaus prächtige Denkmal zur Mahnung an den „Triumph der Republik" mit großem Prunke zu Paris enthüllt, wobei sich eine volkstümliche Feier zur Verherrlichung der Republik entwickelte und die Versuche der Andersdenkenden, Mißklänge in die rauschenden Accorde des Tages zu bringen, schnell unterdrückt wurden. TagS darauf hatte Hr. Waldeck- Rousseau die abermalige Genugthuung, daß die Kammer mit stattlicher Mehrheit nach seinem Wunsche stimmte und einen Antrag, geeignet, den Triumph des Sonn tags herabzusetzen, verwarf. Die Blätter sahen in alledem ein erfreuliches Zeichen der „Einigkeit aller Republikaner". Geringeres Interesse vermochten die Verhandlungen deS SlaatSgerichtshofes zu erwecken. Die Aussagen der „Verschwörer", soweit der offiziöse Telegraph darüber berichtete, förderten nur recht be langlose Dinge zu Tage. Selbst der Held aus dem „Fort Chabrol", Hr. Guerin, wußte keinen drama tischen Schwung in die Angelegenheit zu bringen Der Krieg in Südafrika. Während ein Teil der englischen Presse den Sieg deS Generals Lord Methuen in spaltenlangen Be richten und Leitartikeln feier», befürchtet ein anderer Teil, daß die Meldung über den Sieg sich später als eine solche herausstellen werde wie diejenige von dem Siege bei Glenkoe.« Der „Deutschen Warte" wird sogar im Gegensätze zu den offiziellen Meldungen aus London telegraphiert, General Methuens Versuch, im Morgengrauen vorgestern Belmont zu stürmen, sei von den Buren glänzend abgeschlagen worden. Seine Meldung, daß er einen Sieg erfochten habe, sei eine offenbar absichtliche Entstellung der Thaisachen. Die Garden gingen in daS Lager am Oranjeflusse zurück, 22 Gesangene und einige 300 Tote und Ver wundete auf dem Kampfplätze lassend, darunter den Brigadegeneral Fetherstonehaugh und sechs Stabs offiziere. Außerdem seien 22 Gardeoffiziere tot oder schwer verwundet. Bei diesen widersprechenden Berichten ist eS un möglich, sich ein Bild von der augenblicklichen Lage bei Belmont zu machen. Die heutigen Nachrichten enthalten nichts wesentlich Neues und schweigen sich auch über die Lage am Hauptkriegsschauplatze in Natal vollkommen aus. Bei den Sachverständigen in England herrscht des halb eine besorgnisvolle Ueberraschung über den Vor marsch der Buren nach Süden. Jouberts Plan er scheint ihnen sehr gewagt und unverständlich, so lange er daS englische Lager bei Ladysmith im Rücken hat, und man neigt deshalb der Ansicht zu, daß Ladysmith vielleicht doch schon gefallen sei. Die heute vorliegenden Telegramme lauten: London. Nach einem amtlichen Telegramm haben 800 Buren von Helpmakaar aus vorgestern früh Tugeladrist ange griffen, sind aber nach zweistündigem Kampfe von den Umvoti- Schützen zurückgeworfen worden. Der Tugela- ist angefchwollen und infolgedessen zur Zeit unpassierbar. — Wie die „Daily News" au» Queenstown vom 23. No vember melden, sind von dort die britischen Truppen vorgerückt. Es heißt, die Buren marschieren aus Soerkstrom zu, wo sie jederzeit eintreffen können. Man glaubt, daß die dortigen Buren loyal bleiben werden. Kapstadt. Die „Times" veröffentlichen in ihrer zweiten Ausgabe folgende Meldung au- Kapstadt vom 23. November: Hier ongekommene Flüchtlinge aus Pretoria erzählen, daß sich dort S2 Offiziere und 1400 Mann als Gefangene befinden. Die Rennbahn in Pretoria ist für den Fall einer Belagerung in ein Lager umgewandelt worden Die Flüchtlinge fchätzen die Verluste der Buren aus 1000 Mann, von denen die Hälfte getötet worden sei. Die Buren glauben, daß der Krieg vier bi» sechs Monate dauern dürste und daß sie dann im Besitze von ganz Südafrika fein werden. 1000 Mann sind unter dem Oberbefehl von Elofs und Albrecht ausgebrochen, um Buluwayo anzugreifen. Belmont. („Reuter"-Meldung) Die ganze West division brach am Dienstag vom Oranje-Fluß aus und biwakierte in Witleput». Zwei Compagnien berrttrnr Infanterie und eine Abteilung auSstralifchrr Lancer» wurde abgesandt, um die ThomaS-Farm zu besetzen Diese BicketS hinderten de» Feind an seinem Vormärsche. Schließlich eröffneten die Buren au» einem Geschütz daS Feuer, woraus die britische Artillerie ausfuhr und den Feind zum Schweigen brachte. Vorgestern früh brach die Bardebrigade auf und rückte stetig vor auf einen kleinen Hügel, wenige Meilen östlich von der Station Belmont. Die schottische Garde und die Gardrgrenadirre rückten aus etwa SO UardS an den Fuß de» Hügels heran, obwohl sie ein ver nichtende» Feuer auSzuhaltcn hatten, da» sie einen Augenblick stutzen ließ. AIS der Tag anbrach, wurde ein tödliche- Feuer aus die Reihen des Feindes eröffnet Dieser Gewehrkampf dauerte Stunde. Dann ging die Artillerie an die Arbeit und die Buren räumten ihre am weitesten vorgeschobene Stellung. Die schottische Garde stürmte den Hügel mit ge fälltem Bajonett unter lauten Hurrarusen. Dann ging auch die 9. Brigade in ausgedehnter Linie vor. Der Feind begann ein furchtbares Kreuzfeuer von den umliegenden Hügeln, aber trotz desselben stürmte die Goldstream Garde, unter stützt von den schottischen Grenadieren sowie den Northumber- land und Northampton-Regimentern aus die zweite Position deS Feindes mit dröhnendem Hurra. Die britische Artillerie leistete hierbei vortreffliche Dienste. Das Feuer des Feinde war anhaltend und wirksam, aber die englische Jnsanterie kam nicht einen Augenblick ins Wanken. Trotz einer von den eng lischen Lancers ausgeführten Flankenbewegung gelang eS den Buren, nachdem sie auS ihrer zweiten Position zurückgegangen waren, auf einer dritten Hügelreihe Posto zu fasten. Die In fanterie hielt ihrem Feuer wiederum wacker stand AlS nun die Schiffsbrigade aus eine Entfernung von 1800 Z)ardS falls in Aktion trat, konnte der Feind nicht mehr standhalten. Tödliche Salven trafen ihn hintereinander und nötigten ihn, feine Stellung zu verlassen Nun ging die Kavallerie vor und verfolgte die Buren fünf Meilen weit. Die Engländer nabmen das Lager der Buren und zerstörten die dort befindlichen Vor räte Während des Angriffes aus ihre zweite Position hißten die Buren die weiße Flagge, und als Leutnant Willaughby von der Goldstream-Garde daraufhin sich erhob, um hcranzu- gehen, wurde er sofort erschossen. Dasselbe Manöver wurde z-vei Mal wiederhojt. <?) Kunst und Wissenschaft. Konzert. Unter Mitwirkung von Hrn. und Frau Leivinger gab Hr. Emil Kronke gestern abend im Musenhause ein Konzert, da» eine fast allzu reichlich be meßene Fülle musikalischer Genüße bot. Mit Goldmark» fünssätziger Suite (op. 11) für Klavier und Violine wurde das Programm eröffnet. Die mit zahlreichen Sequenzen und Vorhalten, mit chromatischen, enharmonischen und übermäßigen Fortschreitungen vielfach auSgestattete Kom position verleugnet in keinem Satze, namentlich in dem weichge- ftimmten Anännts sostsuuto nicht, die aus der „Königin von Saba" genugsam bekannte musikalische Eigenart des Wiener Tonschöpfcr« Leider geht eS aber, wie in dem kürzungS- bedürftigen Schlußsatz (?resto), auch nicht ohne allerlei Phrase« und Wendungen ab, die sich einer vollwichtigen künstlerischen Einschätzung der Suite entgegenstellen. Ge spielt wurde letztere ganz vortrefflich von dem Konzert geber und Hrn. Konzertmeister Lewinger, der sich außer dem durch die entzückend tonschöne Wiedergabe einer Romanze von Soendson, einer feurigen, technisch sehr schwierigen Tarantelle eigener Komposition und eines (als Zugabe gespielten) reizvollen Wiegenliedes von B. Godard den lebhaftesten Dank der Hörer erwarb. Seiner Gattin ver lieh der geschätzte Künstler bedeutsame Mitwirkung in der bekannten Arie aus Mozarts Oper „II rs pnstors" für Sopran mit obligater Violine. Frau Franziska Lewinger bewährte sich in diesem schwierigen Gesangs stück, wie in später folgenden (von Hrn Kutschbach diskret begleiteten) Gesängen von Schubert, Brahm» und Rückauf «l» stimmbegabte Künstlerin, deren warme Empfindung md temperamentvolle Vortragsweise auf treffliche natür liche Beanlagung für den Gesang schließen laßen. Der Konzertgeber steuerte dem Programm außer gefälligen, »irtuo» gespielten Salonstücken von LiSzt und WoSzkowSki (varunter dessen bekanntes, in den Pensionaten bevorzugtes Uomsuto xiojoso, op. 42) Beethovens Ls-äur-Sonate op. 31 bei. Der brillanten, künstlerisch abgerundeten Technik de« Vortragenden kam besonders das Finale (?r«sto oon kuooo) entgegen, während im Eingangssatze die Einfügung sogenannter Luftpausen und „agogischer Accente" dem ruhig-innigen Fluße der Beethovenschcn Tonsprache nicht recht zu Gesicht stehen wollte. U S. Künstlerische Photographien. Wie unendlich rasch sich der Wechsel des Geschmackes in unserer Zeit vollzieht, kann man unter anderem deut lich au» dem geringschätzigen Urteil erkennen, daS der bi» vor kurzem noch hochgrpriesenen Photographie heut zutage gerade in kunstverständigen Kreisen entgegen- gebracht wird Während sich die Menge roch immer in den Ateliers der Photographen drängt und kein wichtige« Familienereigni«, kein Kostümfest, keine Zusammenkunft zu wissenschaftlichen oder litterarischen Zwecken vorkommt, ohne daß der Photograph bei dieser Gelegenheit in Nahrung versetzt würde, tragen die Kunstfreunde vielfach Bedenken, sich aufnehmen zu laßen, nicht bloß wegen der Unbequemlichkeit, die jede Sitzung bei einem Photographen verursacht, sondern vor allem deshalb, weil sie sich vor dem Ergebnis fürchten, und weil sie im voraus wißen, daß sie nicht zufrieden sein werden Betrachtet man die zahlreichen Aushängekästen in unseren Städten, in denen die Photographen doch nur diejenigen ihrer Leistungen ausstellen, die sie für die besten halten, so kann man daS Geschmackloseste und Unkünstlerischste, wa» sich von Bildnis- aufnahmen denken läßt, alle Tage in Maße sehen. Mögen di« Bilder einzelner Personen vielfach noch an gehen, so wirken die Gruppenaufnahmen in der Regel fürchterlich, und zwar nicht bloß diejenigen kleinerer Photographen, sondern auch diejenigen, die in renom mierten Geschäften mit den elegantesten Auslagen^ vor ¬ geführt werden Entweder sind durch die Künste des Retoucheurs alle charakteristischen Züge eine» Gesichts gründlich entfernt, sodaß uns ein Antlitz wie das andere mit demselben freundlichen Lächeln anschaut, oder die ein fachsten Leute posieren so, als ob sie wer weiß welche Standespersonen vorstellen sollten Allerdings hat das liebe Publikum an dieser Entartung der Photographie selbst am meisten Schuld: jeder möchte im Bilde so vor teilhaft wie möglich erscheinen, und je vornehmer und ge leckter man im Bilde wiedergegeben ist, desto zufriedener ist man mit dem Photographen Auch darf man von Leuten, die oft in der kürzesten Zeit eine Menge von Ausnahmen hintereinander machen müssen und diejenigen in der Regel gar nicht kennen, deren Bild ihnen abverlangt wird, nicht zu viel verlangen. Bedarf es doch den meisten Menschen gegenüber erst eine« längeren und zu ver schiedenen Zeiten wiederholten Studium«, um das Charakteristische in ihren Gesichtszügen zu erkennen Es ist deshalb häufig nur Zufall, wenn einmal eine Photo graphie gut gerät, und nicht selten kommt e« vor, daß die sogenannten Schnellphotographen etwa« weit Brauch barere« liefern, al« die renommiertesten und teuersten Atelier«. Indessen war e« gerade der Schnellphotooraphie Vor behalten, den Wandel zu etwa« Besserem und Künstlerischerem vorzubereiten. Die großen technischen Fortschritte gestatten eS, Augenblicksphotogrophien her- zustellen, bei denen von irgend einer Vorbereitung der aufzunehmenden Gegenstände und Personen meist nicht die Rede fein kann Sie fallen bei einigermaßen guten Apparaten und sorgfältig hergestellten Platten durchweg ungemein scharf au« und geben die Natur, wenn auch ohne Farben, mit unmittelbarer Treue wieder Auf diese Weise bieten sie den Malern ein wichtiges Hilfs mittel, das ihnen über viele Dinge Ausschluß gewährt, die ihrem Auge bi« dahin entgangen waren, oder da« ihnen zum mindesten ihre Arbeit erleichtert Die Bequemlichkeit de» Verfahrens aber führte sehr bald dazu, daß sich auch die Liebhaber auf die Moment photographie legten und vor allem danach trachteten, von ihren Ausflügen und Reisen Erinnerungsbilder mit zubringen, die schon deshalb für den Ausnehmenden größeren Wert, al« die von berufsmäßigen Photographen hergestellten Ansichten haben, weck sie gerade dasjenige Naturbild, da« dem Betreffenden zugesagt hat, wieder geben. Einmal aber in den Händen der Liebhaber, machte die Photographie Fortschritte, die man ihr kaum zugetraut hätte, und heute stehen wir vor der Thatsache, daß auch die Fachphotographen ansangen, diese Fort schritte anzuerkennen, und sich anschicken, sich die Er fahrungen der Dilettanten zu nutze zu machen Worin bestehen nun die Verdienste, die sich die Ama teure um die Photographie erworben haben? Es ist klar, daß anfänglich der Liebhaber, der mit vielem guten Willen, aber höchst bescheidenem technischen Wißen durch die Welt zog, den Wettbewerb mit den Berufsphotographen nicht aushaltcn konnte War ihm dieser in allen Dingen, die sich auf die eigentliche Ausführung bezogen, ohne Zweifel in jeder Hinsicht überlegen, so befand und be findet sich auch heute noch der Liebhaber jenem gegenüber in der glücklichen Lage, die Wahl seines Gegenstandes ganz nach eigenem Ermeßen treffen zu können! Er fing daher bald an, bei seinen Aufnahmen auf malerische Wirkungen auSzugehcn, indem er Motive aussuchte, die sich für die bildliche Wiedergabe besonders eigneten. DaS führte ihn ganz von selbst dazu, sich mit der LandschaftSphotogrophie zu beschäftigen, in der er nicht wie die Berufsphotographen den Nachdruck auf die Aufnahme schöner Aussichten und berühmter Punkte, sondern auf die Gewinnung abgeschloßener Bilder, wie sie namentlich der Stimmungsmaler zu schaffen pflegt, legte. Bei diesem Bestreben mußte sich von selbst der Wunsch reaen, auch die Lust im Bilde festhalten zu können, deren Wichtigkeit für die landschaftliche Erscheinung ja längst von den Malern erkannt worden ist. Mit Hilfe d
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite